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Traumland-Faktotum



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  Geschrieben: 02.10.14 04:06
zuletzt geändert: 02.10.14 04:22 durch katha (insgesamt 1 mal geändert)
Hallo zusammen,

wie delete HIER im Drogen-machen-Schlagzeilen-Diskussionsthread angemerkt hat, hat das Thema genug Potenzial für einen eigenen Thread. Deshalb kopiere ich die Diskussionsbeiträge ab dem ersten Post zum Artikel, die sich auf folgende Schlagzeile gründen:

Straßenfege-Initiative für Alkoholiker: Verkehrte Welt oder Erfolgs-Projekt?

Svastika schrieb:
Straßenfege-Initiative für Alkoholiker: Verkehrte Welt oder Erfolgs-Projekt? ; tagesschau

So, ich fange einfach mal an..

tagesschau schrieb:
Bevor sie mit ihren Besen und Abfallzangen losziehen, gibt es eine Tasse Kaffee, belegte Brötchen und Zigaretten. Und wie selbstverständlich greift Projektkoordinatorin Gerrie Holtermann hinter sich in den "XXL-Kühlschrank", um ein paar gut gekühlte Bierbüchsen auf den Tisch zu stellen.


Für eine Gesellschaft, die sich angeblich einer drogenfreien Welt verschrieben hat, sind drei Substanzen am Morgen schon 'ne Hausnummer. Aber gut, ist ja legal, sind ja keine Drogen, alles kein Problem..

tagesschau schrieb:
Jeder bekommt fünf Dosen am Tag: Zwei morgens, bevor es los geht. Mittags zum warmen Essen gibt es noch mal zwei. Und abends, nach der Arbeit, noch eine", sagt Projektkoordinatorin Gerrie Holterman.[...] Zusätzlich bekommt jeder Straßenfeger ein halbes Päckchen Tabak und zehn Euro. Es ist der Lohn für einen ausgefüllten Arbeitstag, den die 19 Projektteilnehmer sonst wahrscheinlich im Oosterpark verbracht hätten.


Es wird also als gegeben angesehen, dass der Arbeitgeber genau Bescheid weiß was seine Arbeitnehmer gerade tun würden hätten sie nicht diese Möglichkeit. Saufen im Park. Und da die Gesellschaft dies eben missbilligt, kann sie unmittelbar sowie auf perverse Art und Weise das Arbeitsrecht manipulieren: In diesem gilt die "Fürsorge- und Entlohnungspflicht". Ich frage mich nun aber, wer über das zu vergebende Gut entscheidet? Die Anzugträger und Konformisten verdienen es allem Anschein nach wie üblich mit Geld entlohnt werden. Alkoholiker hingegen verdienen das nicht, wieso auch? Bezahlt werden sie eben einfach mit Alk und Tabak, immerhin sind diese Substanzen so schädlich, dass sich die Gesellschaft vielleicht sowieso nicht mehr lange mit eben jenen Individuen befassen muss.

tagesschau schrieb:
"Nein, das ist keine verkehrte Welt", entgegnet Sozialarbeiterin Holterman. "Man gibt doch auch Drogensüchtigen Methadon. Warum also kein Bier an Alkoholabhängige? Wie bei Methadon bekommen diese Leute etwas, damit sie nicht krank werden. Sie dürfen ja nicht trinken, was sie wollen. Es gehe nur um fünf Bierchen. Und sie haben eine sinnvolle Tagesbeschäftigung. Sie machen sich nützlich."


Ab hier bin ich so ziemlich sprachlos.. Man nehme das schwächste Glied einer Kette, findet deren Schwachstellen heraus, macht sich diese zu nutze und... erschafft sich seine eigene kleine Reinigungskaste. Und klar... "nützlich": Sie sammeln den Müll anderer Leute auf weile diese nicht darauf angewiesen sind ihn richtig zu entsorgen, und durch das ganze Gesaufe liegen sie uns nicht mehr so lange auf der Tasche.

Ich grüße hiermit gleichzeitig Frau Merkel und Frau Mordler. Die Hoffnung, dass Menschen wie sie sich vielleicht in wenigen Jahren dafür verantworten müssen, die stirbt zuletzt. Sie töten Menschen.


Marx schrieb:
Svastika schrieb:
Ab hier bin ich so ziemlich sprachlos.. Man nehme das schwächste Glied einer Kette, findet deren Schwachstellen heraus, macht sich diese zu nutze und... erschafft sich seine eigene kleine Reinigungskaste. Und klar... "nützlich": Sie sammeln den Müll anderer Leute auf weile diese nicht darauf angewiesen sind ihn richtig zu entsorgen, und durch das ganze Gesaufe liegen sie uns nicht mehr so lange auf der Tasche.


Nimms mir nicht übel, aber das klingt für mich einfach hysterisch. Wenn man ihnen Geld geben würde, wäre das ganze eben nur ein Arbeitsverhältnis und die Süchtigen wären eher dazu verleitet, sich davon (vielleicht auch mit Zuverdienst) Schnaps zu kaufen und sich zu besaufen. So sind sie eben von Suchtdruck befreit und tuen etwas für die Gesellschaft. Schlechte Sache, weil es in einer Gemeinschaft nicht darum geht, Nutzen aus Anderen zu ziehen und selbst nützlich zu sein? Und von wegen ,,Sie sammeln den Müll anderer Leute auf weile diese nicht darauf angewiesen sind ihn richtig zu entsorgen" - auf die gleiche Weise könnte man auch die Einrichtung eines jeden anderen Reinigungsdienstes kritisieren.


Svastika schrieb:
Du empfindest das also als 'ne dufte Sache?

Marx schrieb:
Wenn man ihnen Geld geben würde, wäre das ganze eben nur ein Arbeitsverhältnis und die Süchtigen wären eher dazu verleitet, sich davon (vielleicht auch mit Zuverdienst) Schnaps zu kaufen und sich zu besaufen. So sind sie eben von Suchtdruck befreit und tuen etwas für die Gesellschaft.


Ja dann wäre es eben ein Arbeitsverhältnis, so ist es das nicht, und wieso verdienen diese Menschen nicht ebenso ein Arbeitsverhältnis? Genau das habe ich in meinem Post doch auch erfragen wollen. Du sagst sie sind "vom Suchtdruck befreit"? Wie soll man das verstehen, dass die Alkoholsucht für sie wegen den fünf Dosen Bier jetzt ertragbar gemacht wurde? Ich weiß nicht wirklich was du zum Ausdruck bringen willst, aber nenns' gerne hysterisch.. rolleyes


katha schrieb:
Marx schrieb:
Nimms mir nicht übel, aber das klingt für mich einfach hysterisch. Wenn man ihnen Geld geben würde, wäre das ganze eben nur ein Arbeitsverhältnis und die Süchtigen wären eher dazu verleitet, sich davon (vielleicht auch mit Zuverdienst) Schnaps zu kaufen und sich zu besaufen.


Und seit wann ist das nicht mehr jedermanns/-fraus Recht?

Marx schrieb:
So sind sie eben von Suchtdruck befreit und tuen etwas für die Gesellschaft.


für 5 Dosen Bier, ne halbe Packung Kippen und 10 Euro. Ich zumindest möchte nicht zu der Gesellschaft gehören, für die auf diese Art 'etwas getan wird'.

Marx schrieb:
Schlechte Sache, weil es in einer Gemeinschaft nicht darum geht, Nutzen aus Anderen zu ziehen und selbst nützlich zu sein?


Nein, schlechte Sache, weil es hier um Ausbeutung der allermiesesten Art geht. Wie wäre es denn mit nem vernünftigen Arbeitsvertrag und Lohnentgeld statt Almosen? Sorry die Aggression richtet sich nicht gegen dich Marx, sondern diese absolut ekelhafte Doppelmoral bei der Aktion.
Weil dem Vincent, dem Fred, dem Moskito und dem Ivor so ja bestimmt ganz toll geholfen wird, die fangen dann nämlich erst um 19:00h mit dem Vodka an statt um 09:00, und der brave Bürger hat ja auch noch was davon, wenn die nichtsnutzigen Alkis die Stadt kehren - haben wir ja alle was von. Ganz groß.

Marx schrieb:
Und von wegen ,,Sie sammeln den Müll anderer Leute auf weile diese nicht darauf angewiesen sind ihn richtig zu entsorgen" - auf die gleiche Weise könnte man auch die Einrichtung eines jeden anderen Reinigungsdienstes kritisieren.


Das kann man so nicht übertragen; Reinigungsdienste reinigen nicht in erster Linie den öffentlichen Raum, dafür sind nämlich der u.a. die Bürger zuständig: Müll nicht auf die Straße werfen ist eine Selbstverständlichkeit. Für sonstige im öffentlichen Raum anfallende Reinigungsarbeiten ist die Abfallwirtschaft zuständig, die - oh Wunder - dementsprechend auch entlohnt wird.

So, nochmals entshuldigung für den Ton, ich bin richtig sauer über diese.... mhja, 'Maßnahme'.


Marx schrieb:
Svastika schrieb:
Du empfindest das also als 'ne dufte Sache?


Naja ich habe zumindest nichts einzuwenden.

Svastika schrieb:
Ja dann wäre es eben ein Arbeitsverhältnis, so ist es das nicht, und wieso verdienen diese Menschen nicht ebenso ein Arbeitsverhältnis?


Wer spricht hier von verdienen? Zwingt denn irgendjemand diese Leute zur Teilnahme? Es hält sie ja nichts davon ab, in ein konventionelles Arbeitsverhältnis einzutreten (mal davon abgesehen, dass sie sich mit ihrem Lebenswandel unter Umständen selbst disqualifiziert haben).

Svastika schrieb:
Wie soll man das verstehen, dass die Alkoholsucht für sie wegen den fünf Dosen Bier jetzt ertragbar gemacht wurde?


Ganz genau das ist der Gedanke - anscheinend weißt du doch was ich damit ausdrücken will.

katha schrieb:
Und seit wann ist das nicht mehr jedermanns/-fraus Recht?


Die Möglichkeit, sich um eine Stelle beim Bauhof zu bemühen besteht ja genauso sehr wie ohne dieses Projekt, nur geht es hier eben nicht um eine gewöhnliche Anstellung, sondern um Substitution in Verbindung mit einer Regelung des Tagesablaufs.

katha schrieb:
für 5 Dosen Bier, ne halbe Packung Kippen und 10 Euro. Ich zumindest möchte nicht zu der Gesellschaft gehören, für die auf diese Art 'etwas getan wird'.


Und wenn man die Leute mit Druckertinte bezahlen würde - Ware X statt des Geldes macht in meinen Augen keinen Unterschied, solange es allen Beteiligten recht ist.

katha schrieb:
Weil dem Vincent, dem Fred, dem Moskito und dem Ivor so ja bestimmt ganz toll geholfen wird


Ich pflege bei so etwas die Entscheidung, ob Jemandem geholfen wird oder nicht, glatt der betroffenen Person selbst zu überlassen. Wenn sie das genauso sehen würden wie Du, würden sie sich wohl nicht auf die Sache einlassen. Nur so ein Gedanke. Bild: https://www.land-der-traeume.de/bilder/symbole/wink.gif
katha schrieb:
Müll nicht auf die Straße werfen ist eine Selbstverständlichkeit.


Sagt wer? Der kategorische Imperativ? Bloß blöd, dass der nicht hörbar ist, wenn du verstehst. Wer sich den Luxus gönnt, nicht zum Mülleimer zu laufen und trotzdem saubere Straßen will, bezahlt eben jemanden dafür, sie sauber zu halten. Daraus eine ethische Untat zu konstruieren halte ich nicht weniger für eine Doppelmoral.

katha schrieb:
Für sonstige im öffentlichen Raum anfallende Reinigungsarbeiten ist die Abfallwirtschaft zuständig, die - oh Wunder - dementsprechend auch entlohnt wird.


Nichts anderes passiert ja auch hier. Nur ist es eben ein soziales Projekt und deswegen gelten hier andere Bedingungen. Wenn das keinen Anklang findet, kümmert sich eben die Abfallwirtschaft drum.


Lustig schrieb:
Worüber echauffiert ihr euch? Das man sie mit Alkohol bezahlt statt mit Geld? Das der Stundenlohn beschissen ist?

Das Problem ist das wir hier über Leute außerhalb der Gesellschaft reden. Sie sind entweder Obdachlos oder leben von Sozialhilfe und sind, aufgrund ihres Alkoholismus, arbeitsunfähig.

Das Projekt ist aus 2 Gründen wünschenswert.

1. Wird Sucht nicht mehr als medizinisches Problem gesehen, sondern als soziales.
2.Abstinenz ist nicht mehr das Ziel, sondern eine gewisse Teilhabe an der Gesellschaft.

Die Fokussierung auf den sozialen Aspekt ermöglicht einen komplett neuen Ansatz bei der Behandlung von Sucht. Du musst nicht mehr Abstinent werden, du musst nicht zum Arzt gehen und die Änderung des Tagesablauf (hin zu morgens aufstehen -> was sinnvolles tun -> schlafen gehen) ist leichter, da es gewissermaßen aufgezwungen wird.
Weiterhin wird Lebensqualität vermittelt. Man ist Teil einer Gruppe, hat eine Arbeit. Den Wert eine Arbeit zu haben sehen wir auch in unserer Community. Crystalix ist aufgrund seines Konsums arbeitsunfähig geworden und nun, wo er wieder arbeiten kann, erfreut er sich der positiven Veränderungen (das ist keine Beleidigung Crystalix gegenüber).

Und Katha, was forderst du da?!

Diese Leute wollen/können nicht in ein normales Arbeitsverhältniss mit 40Stunden/Woche gehen. Dazu sind sie nicht in der Lage. Warum sollten sie volles Gehalt für eine sehr wahrscheinlich unterdurchschnittliche Arbeitsleistung erhalten?
Abgesehen davon muss man das Projekt auch der Öffentlichkeit verkaufen, die das mit Steuern/Spenden bezahlt. Wenn das zu teuer ist wird es evtl. nicht versucht als neuer Lösungsweg.


katha schrieb:
huhu,

ich werde mich nachher nochmal dazu ausführlich äußern, wenn ich wieder etwas zur Ruhe gekommen bin ;)


Svastika schrieb:
Meinem Anschein nach diskutieren wir auf zwei völlig unterschiedlichen Ebenen: zum Einen auf der gesellschaftstheoretischen, idealistischen Ebene - hier würde ich Katha und mich verbuchen. Zum Anderen auf der empirischen, tatsächlich realisierbaren Ebene -da sehe ich Lustig und Marx.

Trotzdem danke für die Beteiligung, solche positiven Stimmen dazu hätte ich nicht erwartet. Mich erinnert es definitv teilweise an "Brave New World"... und auch dann kann man vielleicht trotzdem höflich bleiben.


Jonathan2534 schrieb:
Nun, das interessante an "Brave New World" ist ja, dass es den Menschen, die in diesem System sich befinden, nicht schlecht geht. Und sei es ein "verkrüpelter" Epsilon-minus. Von außen betrachtet erscheint diese Welt jedoch schrecklich, weil man aus einer anderen Perspektive auf diese Gesellschaft schaut. Jedoch kannst du doch keinen verurteilen, der mit seinem Soma glücklich ist und nicht über den Tellerrand hinausschaut.

Was ich letzlich sagen will, die Weltordung diese Buches erscheint zwar schrecklich, jedoch nur solange man von außer darauf schaut.
Jedoch verstehe ich nicht, warum dich diese Projekt an "Brave New World" erinnert. Ich sehe das als eine Art Substitution für Alkoholabhängige, zusammen mit einer resozialisierung. Auch wenn es dem Artikel glaub ich nicht zu entnehmen ist, vermute ich doch, dass sie alle Obdachlos sind. Deswegen und aufgrund ihrer Sucht sind sie im Wirtschaftlichen Sinne Arbeitsunfähig, kein einziges Unternehmen würde sie einstellen!
So haben sie die Möglichkeit, jedoch nicht die Pflicht, einen geregelten Tagesablauf und einen zumindest in Ansätzen vorhandenen Beruf zu erlangen.
Und das halte ich für extrem sinnvoll!


Marx schrieb:
Svastika schrieb:
Meinem Anschein nach diskutieren wir auf zwei völlig unterschiedlichen Ebenen: zum Einen auf der gesellschaftstheoretischen, idealistischen Ebene


Nur um das klar zu stellen - ich ignoriere eure Argumente nicht, ich halte sie bloß für aus der Luft gegriffen.

Svastika schrieb:
Trotzdem danke für die Beteiligung, solche positiven Stimmen dazu hätte ich nicht erwartet.


Fruchtbarer als bloße Zustimmung macht es die Sache allemal.


Svastika schrieb:
Ja schön wenn du das für aus der Luft gegriffen hälst, und ich finde dein Kram ist an den Haaren herbeigezogen - und jetzt? Sind wir ja weit gekommen.
Ich wollte eben einfach höflich ein Schlussstrich setzen, was du mit deinen wirren Äußerungen ("Fruchtbarer als bloße Zustimmung macht es die Sache allemal.") sagen willst entzieht sich meinem Verständnis.

Jonathan schrieb:
Auch wenn es dem Artikel glaub ich nicht zu entnehmen ist, vermute ich doch, dass sie alle Obdachlos sind. Deswegen und aufgrund ihrer Sucht sind sie im Wirtschaftlichen Sinne Arbeitsunfähig, kein einziges Unternehmen würde sie einstellen!
So haben sie die Möglichkeit, jedoch nicht die Pflicht, einen geregelten Tagesablauf und einen zumindest in Ansätzen vorhandenen Beruf zu erlangen.
Und das halte ich für extrem sinnvoll!


Klar, wieso auch nicht dafür sorgen dass den Menschen aus ihrer Obdachlosigkeit und ihrem Alkoholismus herausgeholfen wird? Wieso sollte man.. Nene, lieber noch fünf Bier rein! cool Mit super geregeltem Bier-Sauf-Tagesablauf, gratis Kippen obendrauf und 'nem 1A Beruf - aber ich lasse euch lieber von meiner Hysterie verschont.


Marx schrieb:
Svastika schrieb:
Ja schön wenn du das für aus der Luft gegriffen hälst, und ich finde dein Kram ist an den Haaren herbeigezogen.


Ich habe das Gefühl, dass du nicht eine Sekunde über das nachgedacht hast, was ich damit meinen könnte, sondern einfach eine Beleidigung rausgelesen und gereizt reagiert hast. Ich meine, das eure Argumente nur Meinungen sind, ihr aber den Anspruch auf ,,Richtigkeit" erhebt, obwohl so etwas bei einer Meinung keinen Sinn macht. Ich will einfach nur zum Ausdruck bringen, dass das nicht so funktionieren kann, wie ihr euch das vorstellt, argumentiere aber logisch und werfe nicht meine persönlichen Werte in den Raum.

Svastika schrieb:
Ich wollte eben einfach höflich ein Schlussstrich setzen, was du mit deinen wirren Äußerungen sagen willst entzieht sich meinem Verständnis.


Und ich wollte Niemandem vor den Kopf stoßen. Man darf nicht jedem geschriebenen Satz einen aggressiven Unterton andichten, nur weil er nicht Zustimmung signalisiert. Es tut mir sehr leid, dass du aus meinen Posts nicht schlau wirst, ich habe, denke ich, doch recht klar formuliert und werde nicht anfangen, hohle Parolen rauszuhauen.

Svastika schrieb:
Klar, wieso auch nicht dafür sorgen dass den Menschen aus ihrer Obdachlosigkeit und ihrem Alkoholismus herausgeholfen wird. Nene, lieber noch fünf Bier rein! cool Mit super geregeltem Bier-Sauf-Tagesablauf, gratis Kippen obendrauf und 'nem 1A Beruf


Und mir unterstellst du wirre Äußerungen? Diese Menschen kommen nicht aus ihrem Alkoholismus raus. Soll man da ein Zwangsentgiftung durchführen oder wie stellst du dir das vor? Aber egal, der erste Satz ergibt nicht einmal Sinn und ich bezweifle, dass du es hier wirklich Ernst gemeint hast.


Climax schrieb:
Der Punkt den ich am kritischsten finde ist einfach der, dass das Projekt nicht unbedingt den Anschein erweckt das den Leuten geholfen werden soll, sondern das es in erster Linie darum geht das die tagsüber nicht im schönen Park liegen sollen.

Wenn das ganze Projekt von (qualifizierten, muss man ja leider dazusagen) Sozialarbeitern und auch Psychologen/ Suchetexperten begleitet werden würde und diese sich mit den Alkoholikern beschäftigen würden, würde die ganze Sache schon anders aussehen.


Lustig schrieb:
Svastika, ich finde es schön, dass du dieses Modell so scharf verurteilst. Hast du auch bessere Maßnahmen? Methadon und UKs um Leute bei einmaligem Beikonsum rauszuschmeissen? Am besten noch jeden Tag um 8 antanzen müssen, damit geregelte Arbeitszeiten nicht möglich sind?

Natürlich ist das nicht die ideale Lösung, aber immer noch besser als das Problem gepflegt zu ignorieren und Abends ne Flasche Wein zu trinken. Man ist ja kein Säufer, das sind die da draußen. Man hat ja nen Job.

Zur mangelnden Bezahlung. Das sind ~14€ für 6 Stunden Arbeit Quelle. Und die Pause ist da nicht eingerechnet. Wieviel verdienen denn Spagelstecher aus Polen? Über Schwellenländer und die dritte Welt brauchen wir erst gar nicht reden.

Edit:
Climax:
Wollen die Leute überhaupt, dass man ihnen hilft? Und bitte behaupte nicht sie wollen nicht helfen. Eine Aufgabe und ein geregelter Tagesablauf sind ein Ansatz Punkt um sein eigenes Leben in den Griff zu kriegen. Es ist halt nicht die Vorschlaghammer Methode mit Abstinenz und Kontaktsperre.
Dazu kommt, dass ein Sozialarbeiter dabei ist.

Warum glaubt ihr eigentlich alle, dass ihr die Situation bewerten dürft? Die Teilnahme ist freiwillig und viele Alternativen sind nicht vorhanden.


katha schrieb:
Marx schrieb:
Ich meine, das eure Argumente nur Meinungen sind, ihr aber den Anspruch auf ,,Richtigkeit" erhebt, obwohl so etwas bei einer Meinung keinen Sinn macht.


Du hast aus meinem Text also den Anspruch auf Richtigkeit entnommen und keine Meinungsäußerung? Ich muss jetzt weg, werde aber später nochmal hier reinschauen und würde mich freuen, wenn du ausführen könntest, welche Textstelle(n) du meinst, denn ich weiß es nicht.

Darüberhinaus ist dies ein Diskussionsthread zu aktuellem politischen Geschehen, letztendlich müsste doch jedem klar sein, dass es sich hier um Meinungen handelt?

Bis später dann,
katha


Svastika schrieb:
Lustig schrieb:
Svastika, ich finde es schön, dass du dieses Modell so scharf verurteilst. Hast du auch bessere Maßnahmen? Methadon und UKs um Leute bei einmaligem Beikonsum rauszuschmeissen? Am besten noch jeden Tag um 8 antanzen müssen, damit geregelte Arbeitszeiten nicht möglich sind?


Svastika schrieb:
Meinem Anschein nach diskutieren wir auf zwei völlig unterschiedlichen Ebenen: zum Einen auf der gesellschaftstheoretischen, idealistischen Ebene - hier würde ich Katha und mich verbuchen.


Verstehste das nicht? Auf einer theoretischen Ebene konkrete Lösungsvorschläge für die Praxis verlangen? Ergo hast du es nicht verstanden.


Lustig schrieb:
Diese zwei Aussagen sind nicht inhaltlich zusammenhängend. Außer du willst dich nur darüber Beschweren wie scheiße die, deiner Meinung nach, mit Menschen umgehen.
Dieses Projekt verbindet Resozialisierung und Therapie von Suchtkranken. Warum sollte es von deiner "gesellschaftstheoretischen, idealistischen Ebene" unmöglich sein Strategien zu entwickeln.

Du hast zur Diskusion aufgerufen. Das reine Vortragen von Argumenten hielt ich jedoch nicht für das Niveau dieses Forums.


Svastika schrieb:
Mir ging es eben primär nicht darum. Wenn du das dann in die Diskussion einbringen willst - tu das. Aber so:

Lustig schrieb:
Svastika, ich finde es schön, dass du dieses Modell so scharf verurteilst. Hast du auch bessere Maßnahmen? Methadon und UKs um Leute bei einmaligem Beikonsum rauszuschmeissen? Am besten noch jeden Tag um 8 antanzen müssen, damit geregelte Arbeitszeiten nicht möglich sind?


Du findest es also gerechtfertigt mich derart fordernd anzugehen, obwohl es mir eben gar nicht darum ging. Nicht um empirische Praxis, ist das so schwer zu verstehen?

Lustig und Ich habens geklärt Bild: https://www.land-der-traeume.de/bilder/symbole/rasta.gif


Marx schrieb:
katha schrieb:
Du hast aus meinem Text also den Anspruch auf Richtigkeit entnommen und keine Meinungsäußerung?


katha schrieb:
Nein, schlechte Sache, weil es hier um Ausbeutung der allermiesesten Art geht.


Ja. So ein hartes Urteil, wie du es gefällt hast, muss man mit mehr begründen als ,,Wie wäre es mit nem vernünftigen Arbeitsvertrag?". Insbesondere dann, wenn ein Vertrag vorliegt, da nun mal beide Parteien eine Übereinkunft getroffen haben. Andernfalls geht es Richtung Stammtischniveau. Dass man nicht objektiv beurteilen kann, was maßgeblich von subjektivem Empfinden abhängt, wäre dahingegen wohl fundiert. Der Anspruch auf Richtigkeit spring einem in diesem Falle förmlich an, ansonsten hättest du dich ja Phrasen wie ,,Ich finde..." oder ,,Ist es nicht so, dass...?" bedienen können. Habe mich aber auch eigentlich mehr auf Svastika bezogen, also fühl dich am besten nicht allzu sehr angesprochen.

@Svastika
Ich habe nichts anderes getan, als auf einer theoretischen Ebene konkrete Lösungsvorschläge herzuleiten. Nur war ich dabei, als Laie, eben vorsichtiger. Deswegen haben wir uns nicht auf unterschiedlichen Ebenen bewegt. Außer natürlich, Theorie bedeutet für dich, bewusst die Empirie außer Acht zu lassen und einfach das zu behaupten, was am ehesten ins eigene Weltbild passt. Ansonsten: Fühl dich doch nicht direkt angegriffen.


Svastika schrieb:
Marx schrieb:
Außer natürlich, Theorie bedeutet für dich, bewusst die Empirie außer Acht zu lassen


Eben das bedeut Theorie für mich.

und wenn du willst dass ich mich nicht angegriffen fühle, dann verkneif dir doch einfach mal so etwas wie den Schmutz danach? "und einfach das zu behaupten, was am ehesten ins eigene Weltbild passt."


Jonathan2534 schrieb:
Jetzt lasst doch mal diese Metadiskussion und kehrt zum eigentlichen Thema zurück.

Wo seht ihr denn große Unterschiede bei diesem Projekt zur klassischem Substitution Opiatabhängiger?
Es wird noch zusatzlich Arbeit angeboten, jedoch ist auch bei der Opiatsubstitution ein wichtiges Ziel, einen geregelten Tagesablauf und Arbeit zu ermöglichen.
Es wird hier doch niemand ausgebeuted, es wird ein geregelter Tagesablauf, Arbeit und Substitution in einem angeboten!


Urinstinkt schrieb:
natürlich ist die bezahhlung gering, sodass man mMn ausbeutung als eins der motive unterstellen darf, allerdings soll eben - wie bereits einige male von anderen erwähnt - die resozialisierung und "erleichterung der sucht" im mittelpunkt stehen.
die resozialisierung wird - denke ich - gut angegangen, die beteiligten personen arbeiten in gruppen für das allgemeinwohl, fühlen sich nützlich, das steigert das selbstwertgefühl und ihr ansehen in den augen anderer.
die "erleichterung der sucht" soll durch einen geregelten arbeitsalltag, der das trinken zeitweise an regeln bindet (2 bier vor der arbeit usw) und ebenso zeitweise den konsum von härterem alkohol verhindert. zusätzlich behaupten die freiwilligen, dass sie zwar nicht weniger, jedoch dafür (weniger schädliche) niedrig prozentige getränke konsumieren (stand glaube ich im anderen link von svastika).
Ich denke, dass verbesserungspotenzial in sachen bezahlung und professionalität der mitarbeiter. Insgesamt ist dies aber erstmal ein versuch, der freiwillig von den personen wahrgenommen wird.


Svastika schrieb:
Urinstinkt schrieb:
Insgesamt ist dies aber erstmal ein versuch, der freiwillig von den personen wahrgenommen wird.


Den diese Personen jedoch nicht wahrnehmen würden, würden ihnen die gesellschaftlichen Strukturen nicht bereitgestellt werden.


Urinstinkt schrieb:
dieser versuch bedeutet eine verbesserung für das leben dieser menschen, es ist vielleicht nicht die perfekte lösung, trotzdem eine hilfe. es ist eine kleine verbesserung, auch wenn größere erforderlich sind, freue ich mich über dieses hilfsangebot


alles ne Sache der Wahrnehmung
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  Geschrieben: 02.10.14 07:51
Guten Morgen! Ich habe mir den Artikel durchgelesen und führ mich reichen die Informationen nicht aus, um klar zu urteilen, wie schlecht oder gut das ganze ist. Äußerst kritisch sehe ich den Hintergedanken, dass Menschen um sich wohlzufühlen einer der Gesellschaft nützlichen Arbeit nachgehen müssen. Ich meine, klar wird mensch sich da wohler fühlen als wenn ihn alle mit mehr oder weniger Abscheu betrachten. Das liegt aber dann an der Gesellschaft und nicht am Menschen.

Die wird man aber so schnell nicht ändern können. Und diverse Reintegrationsmaßnahmen werden in vielen Fällen von den Betroffenen durchaus als hilfreich empfunden. Was ich mich frage: Wäre der Aufschrei genauso groß, wenn die Personen nicht die Straßen reinigen sondern z.B. Bastelarbeiten herstellen und verkaufen würden oder sonstige für geschützte Arbeitsplätze typische Tätigkeiten machen würden?

Hier ist nämlich genau der Punkt, wo mir die Information nicht ausreicht: Gehr es dabei um eine Erbringung einer Arbeitsleistung oder nicht? Das geschützte Arbeitsplätze scheiße bezahlt sind ist ein Phänomen, das alle Menschen mit Beeinträchtigungen trifft. Dass körperlich und/ oder geistig behinderte Menschen für einen Tag Arbeit nur ein Taschengeld bekommen wundert keinen. Z.B. die Bemerkung dass das Projekt von Sozialarbeitern betreut wird und nur jeden dritten Tag gearbeitet wird kann zumindest die Vermutung nahe legen, dass es sich um ein gut gemeintes (ob auch gutes sei dahin gestellt, siehe Punkt 1) Reintegrationsprojekt handelt. Um das Internet zu durchforsten um da mehr Informationen zusammenzutragen habe ich leider momentan keine Zeit.
 
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  Geschrieben: 02.10.14 09:00
Svastika schrieb:
Eben das bedeut Theorie für mich.


Ist das dein Ernst? Dabei kommen dann Dinge heraus, wie die Theorien der Person, die mir hier ihren Namen leiht - nämlich Fantastereien, die man zwar mit ausgeklügelter Rhetorik jemandem weismachen kann, aber trotzdem niemals umsetzbar sein werden, weil sie wesentliche Fakten schlicht ignorieren.

Svastika schrieb:
und wenn du willst dass ich mich nicht angegriffen fühle, dann verkneif dir doch einfach mal so etwas wie den Schmutz danach? "und einfach das zu behaupten, was am ehesten ins eigene Weltbild passt."


Dieser ,,Schmutz" ist aber genau dass, was dem hinzuzufügen ist. Davon abgesehen ist Polemik wirklich etwas anderes. Ich fühle mich auch nicht angegriffen wenn mir jemand deutlich widerspricht und meine Aussagen vielleicht sogar ins Lächerliche zieht, solange er dabei sachlich bleibt.

Urinstinkt schrieb:
natürlich ist die bezahhlung gering, sodass man mMn ausbeutung als eins der motive unterstellen darf, allerdings soll eben - wie bereits einige male von anderen erwähnt - die resozialisierung und "erleichterung der sucht" im mittelpunkt stehen.


Damit wäre ich vorsichtig. Glaube nicht das einer der Initiatoren sich gedacht hat ,,Man liegt mal wieder viel Müll rum und die Stadt hat natürlich kein Geld für genug Personal. Da müsste es doch andere Wege geben..." Man kann das anhand dieses Artikel nicht gut beurteilen, aber es war ja anscheinend eine Sozialarbeiterin anwesend, die vielleicht auch betreut und beraten hat. Das muss man auch als Bezahlung ansehen.

Svastika schrieb:
Den diese Personen jedoch nicht wahrnehmen würden, würden ihnen die gesellschaftlichen Strukturen nicht bereitgestellt werden.


Schon wieder so ein Kommentar. Sind diese Menschen unmündig? Muss irgendjemand darüber entscheiden, was gut für sie ist und was nicht? Du tust ja fast so, als würden wir hier von Tieren sprechen.

 
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 02.10.14 10:07
zuletzt geändert: 02.10.14 11:14 durch The Specialist (insgesamt 1 mal geändert)
Die Diskusion ist ja größtenteils gelaufen aber ich wollte noch 2 Punkte einbringen.

Katha, kannst du den Titel ändern? so wie er im Moment ist wird impliziert, dass es nur Bier als Bezahlung gibt. Die 10€ machen aber den großteil aus.

Marx, wenn du in den Duden schaust findest du folgende Definition für " Theorie "

Duden schrieb:
2)
a) rein begriffliche, abstrakte [nicht praxisorientierte oder -bezogene] Betrachtung[sweise], Erfassung von etwas
b) wirklichkeitsfremde Vorstellung; bloße Vermutung

He complained: "Tony left me with a pile of Hendrix LPs and some dope."

Touching from a Distance
Kommentar von The Specialist (Traumland-Faktotum), Zeit: 02.10.2014 11:14

habs geändert
 
Abwesender Träumer

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175 Forenbeiträge

  Geschrieben: 02.10.14 10:29
Ich verstehe genau wie Marx nicht, wie man aus so einem Projekt gleich wieder den Teufel konstruieren kann.

Es wird niemand gezwungen, das Angebot anzunehmen. Dann von Ausbeutung zu sprechen, halte ich schonmal für völligen Quatsch.

Wie soll man den Menschen denn sonst aus ihrer Lage helfen? Wie viele von "uns", die abgestürzt sind, gehen denn zur Entgiftung/Therapie und führen danach ein geregeltes Leben ohne Sucht? 5%?

Einen normalen Job werden diese Leute nicht bekommen, weil einfach alles gegen sie spricht. Hier können sie zeigen, dass sie sich so weit im Griff haben, mit 5 Bier durch einen Arbeitstag zu kommen und dass man von ihnen ein gewisses Maß an Zuverlässigkeit erwarten kann. Das ist eine Möglichkeit, überhaupt wieder an irgendeine Art von positiver Referenz zu kommen.

Dass man "nur die Alkis aus dem Park bekommen will", kann schon deshalb kein Argument sein, weil jede Form von Resozialisierung dazu führen würde, dass sie sich nicht mehr saufend im Park rumtreiben. Wenn ich jetzt jedem 100000€ geben würde, könntet ihr genauso sagen, dass ich die Leute nur aus meinem Park vertreiben will. Mit dem Unterschied, dass die meisten sich wahrscheinlich einfach totsaufen würden, wenn sie plötzlich "unbegrenzte" finanzielle Mittel hätten.
Ich denke nicht, dass damit jemandem geholfen wäre.

Natürlich ist es in gewissem Maße entwürdigend, für Frühstück, 5 Dosen Bier, ein halbes Päckchen Tabak und nen 10er einen Tag die Straße zu kehren.
Jedoch in jedem Fall eine deutliche Verbesserung zur Situation, von der Hand in den Mund zu leben und vielleicht betteln oder klauen zu müssen, um überhaupt morgens was festes in den Magen zu bekommen, weil man das Geld das man hat für Alkohol braucht, um nicht entzügig zu werden.
Denn tiefer kann man einfach nicht sinken.
Darüber, dass man mit so einem Programm den Leuten ihre Freiheit nehmen will, kann ich auch nur den Kopf schütteln. Die Leute um die es hier geht könnten imo gar nicht weniger frei sein. Und zu behaupten, dass die Menschen mit ihrer Situation zufrieden sind und dass sie doch nur machen, was sie wollen, ist in meinen Augen einfach verklärte "Junkie-Romantik". Vielleicht gibt es noch welche, die sich halt mit ihrer Situation abgefunden und den Wunsch nach einem normalen Leben über die Zeit verdrängt haben, um es für sich erträglicher zu machen.

Ich wollte eigentlich nicht sarkastisch werden, aber: Die Leute finden das bestimmt total klasse, besoffen unter ner scheiß Brücke zu pennen, von anderen Menschen wie Abschaum behandelt zu werden, dieselben um Geld anbetteln zu müssen und jede Menge billigen Alk saufen zu müssen, in dem Wissen, dass sie sich körperlich völlig damit zerstören.
Der Geist ist chillig, aber das Fleisch ist wach.
Ex-Träumer



dabei seit 2013
322 Forenbeiträge

  Geschrieben: 02.10.14 10:44
Lustig schrieb:
Marx, wenn du in den Duden schaust findest du folgende Definition für " Theorie "

Duden schrieb:
2)
a) rein begriffliche, abstrakte [nicht praxisorientierte oder -bezogene] Betrachtung[sweise], Erfassung von etwas
b) wirklichkeitsfremde Vorstellung; bloße Vermutung


Pap­per­la­papp. Empirische Erkenntnisse sind in einer theoretischen Betrachtung immer zu berücksichtigen. Es gibt auch gewisse Experten, die viel zu komplexe Sachverhalte ,,a priori" untersuchen. Nur verlieren die sich dann nicht selten in realitätsfernen Fantasiekonstrukten, weil man eben kaum jeden relevanten Aspekt berücksichtigen kann. Mal ganz abgesehen davon, beruht jede Prämisse die du beim ,,theoretischen" Arbeiten aufstellst sowieso schon auf Empirie, da du deine Umwelt und gewisse Grundprinzipien kennen musst um sie dir auszudenken.
 
Abwesender Träumer



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2.227 Forenbeiträge
2 Tripberichte

  Geschrieben: 02.10.14 11:14
Wurstkanone schrieb:
Natürlich ist es in gewissem Maße entwürdigend, für Frühstück, 5 Dosen Bier, ein halbes Päckchen Tabak und nen 10er einen Tag die Straße zu kehren.


Warum? Was ist an bezahlter Arbeit auszusetzen?

Das sind keine 10 Stunden, die die arbeiten müssen. wir reden hier von 5-5,5 Stunden. Stundenlohn liegt bei 2,60-3€, steuerfrei. Zusätzlich zur Sozialhilfe.
Und bei alten Alkoholikern ist die Arbeitsleistung unterdurchschnittlich. Du kannst nicht 3 Flaschen Schnapps am Tag trinken, ohne die Spuren zu sehen.
He complained: "Tony left me with a pile of Hendrix LPs and some dope."

Touching from a Distance
Ex-Träumer
  Geschrieben: 02.10.14 14:38
Ihr könnt ja lange über dieses Thema diskutieren, aber habt ihr schonmal darüber nachgedacht, dass sowas nur eine symptomatische Aktion ist? Eigentlich wären diese Menschen überhaupt nicht in dieser Situation, wenn das "System", in dem wir leben, nicht so menschenverachtend, doppelmoralisch und gewinnorientiert wäre.
Das beste wäre, das System zu verändern, aber eine derartig grundlegende Gesellschaftsformierung zu ändern, dauert Jahrtausende mit dem aktuellen Entwicklungs- und Bildungsstand.
Wäre demnach keine Möglichkeit, die Leute so von der Straße zu holen weil zu umfangreich. Also über die andere Schiene, wie sie vorgeschlagen wurde. Kann man sich sicher drüber streiten, wie wir es ja im Schlagzeilendiskussionsthread lesen konnten.

Betrachten wir einmal die Ausgangssituation: das ist ein Projekt für Alkoholiker, die womöglich schon ihren sozialen Abstieg hinter sich haben. Das ist auf deutsch gesagt kacke, weil sie vom sozialen Aspekt her unter Umständen total isoliert sind. Damit werden sie noch stärker mit ihren Problemen konfrontiert, als ohnehin schon.
Diese Möglichkeit erlaubt es diesen Menschen, wieder eine soziale Interaktion zu tätigen. Man ist mit gleichgesinnten zusammen, kann sich vielleicht sogar besser untereinander austauschen, und aufn Bier trifft man sich doch immer gerne.

Das Ganze hat sicher auch einen eigenartigen Beigeschmack, da kann ich Svastika sehr gut nachvollziehen. Aber auch Marx Ansicht trifft natürlich zu.
Ein klassisches Beispiel dafür, dass man ein und dieselbe Sache auf zwei verschiedenen Arten und Weisen wahrnehmen kann. Eine Abwägung der Aspekte und der Argumente ist sicherlich sinnvoll, letztendlich sollte aber eine Umsetzung so erfolgen, dass die Betroffenen am meisten davon profitieren. Und das würden sie auch mit dieser Arbeit. Sie haben ein positives Erfolgserlebnis, werden für ihre gute Arbeit vielleicht noch gelobt.
Beschaffungsprobleme fallen ebenfalls weg, wer weiß, wie flüssig die einzelnen Personen sind. Unter Umständen fallen sogar noch Dinge wie Beschaffungskriminalität weg. Soziologisch jedenfalls sehr positiv zu werten.

Nur weil Tatsachen oder Sachverhalte einen schlechten Beigeschmack haben, sind sie nicht deswegen gleich schlecht. Im entsprechenden Kontext sind diese Dinge durchaus positiv zu bewerten, aber jeder geht einen eigenen Lebensweg, hat eine individuelle Geschichte, sodass man nicht immer gleich alle Aspekte erkennt.

Ich persönlich finde, dass bei diesem Projekt besonders die Einbindung dieser Personen in die Gesellschaft gefördert wird. Meiner Ansicht nach sollte die Gesellschaft ein Konstrukt sein, in das jeder einzahlt (in jedweger Form, sei es durch Arbeit oder durch Schaffung gemeinnütziger Projekt), aber auch jeder profitiert.

 
Traumland-Faktotum



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  Geschrieben: 04.10.14 22:27
Gibt es dazu schon Stimmen / Meinungen von den betroffenen selbst?
Reset your brain...

Life’s great!
Traumländer



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  Geschrieben: 06.10.14 17:35
Bin nicht betroffen, aber nurnoch zynisch.

Zwingt die Arbeiter, Badeschlappen und Pyjamas zu tragen, und hängt noch ein Schild über die Ausgabestelle: "Arbeit macht breit!".
Liebe ist Leben.
Traumländer

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Skype
  Geschrieben: 06.10.14 17:38
Ich find das garnicht schlecht.
Das hat nicht viel mit Ausnutzen zu tun, ich würde es in so einer Situation machen.
Kp was ihr für Misstände schon hattet aber ich würde es wie gesagt machen, das ist echt kein Knochenjob und das Geld was sie sparen können sie weglegen für noch mehr Bier.

Wenn man jede Pfanddose zählen muss und man mit ihnen die kommenden Biere berechnet kommt sowas wie gerufen.
Zudem ist es freiwillig, also verstehe ich diese Empörung nicht.
 
Traumländer



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  Geschrieben: 06.10.14 17:41
Ich finde es einfach übel, den Alk zur Bezahlung zu nutzen. Sollen sie ihnen Geld auszahlen und es ihnen selbst überlassen, wofür sie das dann ausgeben. Das wäre auf Augenhöhe, das wäre fair, das wäre menschenwürdiger Umgang. So aber wird da immer auch abgestempelt: Du bist Alki, also zahle ich dir Alk. Ich zahle dir Alk, also sei ein Alki.
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Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 06.10.14 17:55
Sie zahlen Geld, das habe ich hier schon genannt.

Delete schrieb:
Gibt es dazu schon Stimmen / Meinungen von den betroffenen selbst?


Ich hab mal ein "Interview" zu dem Thema gelesen, leider kann ich es nicht finden, hab schon öfters gesucht.
He complained: "Tony left me with a pile of Hendrix LPs and some dope."

Touching from a Distance
Traumländer



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  Geschrieben: 06.10.14 19:13
Lustig schrieb:
Ich hab mal ein "Interview" zu dem Thema gelesen, leider kann ich es nicht finden, hab schon öfters gesucht.


Wie war die allgemeine Haltung dem Projekt gegenüber dem Projekt bei den Teilnehmern?

lg, Zaubi
Wir sind alle unsterblich. Bis es vorbei ist.
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 07.10.14 10:53
Es bezog sich auf einen Teilnehmer, der von einem Reporter begleitet wurde und das ganze zusammengefasst hat.

Seine Einstellung zu dem Programm war das, was ich versuchte hier darzulegen.

Die Arbeit ist ein (sinnvoller) Lebensinhalt, er ist vom Schnapps weggekommen ("nur" noch 10l Bier am Tag), das Geld ist ganz nett, aber nicht wichtig. Er freut sich ein Teil der Gesellschaft zu sein.
He complained: "Tony left me with a pile of Hendrix LPs and some dope."

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