LdT-Forum

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Traumland-Faktotum



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  Geschrieben: 04.11.14 20:52
Clovenhoof schrieb:
und ich glaube ihr könnt mir da natürlich nicht weiter helfen, und ich sollte mich einfach von hier fern halten, aber auf der anderen Seite haben Drogen so ein riesigen Teil meines Lebens ausgemacht und ohne das LdT kann ich mit niemand darüber reden..


Ich hoffe, dass Du Deine Erfahrungen zum Nutzen von anderen einbringst sobald Du für Dich selbst Klarheit und Abstand gefunden hast. An vernünftigen Leuten mit "Fronterfahrung" mangelt es immer noch. Zu häufig noch werden die "Opfer" präsentiert, die auf das Abstinenzdogma schwören, weil sie selbst mit diversen Substanzen nicht klargekommen sind. Ich war selbst ja auch einmal (als ich diesen Thread startete) in der Phase der Beendigung meines teils exzessiven Konsums diverser Substanzen. Das ganze lief auch nicht ohne Entgiftungen und Kontakt mit der Psychiatrie ab. Das kann einen schon ordentlich durcheinanderbringen und Abstinenz wird dort als alternativlos dargestellt - und zwar Abstinenz von allen Substanzen.

Für mich selbst habe ich nach langer Zeit gemerkt, welche Substanzen für mich gefährlich sind. Und das sind bei mir alle GABAergen Substanzen - also Alkohol, Benzos, GBL - um die bekanntesten zu nennen. Mit Cannabis komme ich aber mittlerweile wieder sehr gut zurecht - ohne täglich zu kiffen und ohne das mir nüchtern etwas fehlt. Upper mag ich einfach gar nicht mehr sonderlich und MDMA gibt es nach Jahren der Pause zu seltenen Gelegenheiten.

Ich wünsche Dir, dass Du für Dich Klarheit gewinnst von welchen Substanzen Du in Zukunft besser dauerhaft die Finger lässt, aber genauso wünsche ich Dir, dass Du erkennst ob und wenn ja welche Substanzen Du moderat (wie all die anderen "Weintrinker") noch oder dann wieder konsumieren kannst. Solltest Du zu dem Schluss kommen, dass Du gar keine psychoaktiven Substanzen mehr konsumieren willst oder kannst, wünsche ich Dir die Möglichkeiten und die Erkenntnis wie eine zufriedene Abstinenz funktionieren kann. Intelligent genug dazu bist Du.

Ich blogge zum Thema Drogenpolitik:antonioperi.wordpress.com
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  Geschrieben: 04.11.14 23:50
Hey Antonio,

danke für deine netten Worte, das hat mich gerade echt gefreut, auch weil wir früher ja gewisse Reibereien hatten.

Naja momentan kann von Abstinenz keine Rede sein, es gibt zu viel was mich belastet, und ich bin auch eigentlich alleine damit, also kann diese Dinge niemand erzählen, weshalb ich irgendwie teilweise ziemlich... durchdrehe? Na jedenfalls nur mein eigenes Maß an Moralvorstellungen anwende was sich natürlich an dem orientiert was ich erfahren habe. Was solls. Ich denke, ich werde, wie ich es schon seit Jahren vorhabe, und nie geschafft habe, mich tatsächlich in psychologische Behandlung geben. Obs was bringt bezweifel ich, aber ich zweifle momentan eh an so gut wie allem. Und schaden tut es bestimmt nicht. Das mit der Intelligenz kann ich übrigens nur zurück geben redface ich finde es cool, dass du dein Ding gefunden hast und durchziehst. Vielleicht kann ich auch mal politisch mitmischen, wenn ich ähm... etwas mehr zu mir selbst gefunden habe.
 
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Traumland-Faktotum



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  Geschrieben: 05.11.14 01:01
Danke für Deine Antwort Clovenhoof,

wie Du vielleicht weißt, stehe ich der Psychiatrie auch sehr kritisch gegenüber. Die Erwartungen von den meisten Leuten werden dort nicht erfüllt. Besser man kommt ohne aus. In manchen Situationen kann eine solche Konsultation aber hilfreich sein. Allerdings kommt es auch da immer auf den menschlichen Faktor an. Es kann leider sogar kontraproduktiv sein. Am besten man pickt sich da die hilfreichen Sachen heraus und umschifft die Gefahren. Das ist ohne Erfahrung aber nur bedingt möglich. Ich hatte da auch meine Bauchlandungen.

Du hast auf jeden Fall ein Problem erkannt und ich bin sicher, dass Du es lösen wirst. Dich nicht mehr im LdT zu lesen, täte mir leid - trotz irgendwelcher Reiberein in der Vergangenheit und obwohl ich auch nicht mehr so regelmäßig hier bin wie früher. Es sind schon zuviele gute Leute gegangen und meine alte LdT-Community fehlt mir von Zeit zu Zeit schon.

Ich hatte meine Pausen, aber gerade diesen Thread hier habe ich damals u.a. gestartet um dem LdT auch in Zeiten von Entzug und Abstinenz die Treue zu halten. Lies Dir den Startpost mal durch. Da erwähne ich, dass die Thematik des Forums manchen Leuten die Abstinenz evtl. erschweren mag. Für mich war es aber nie Thema die theoretische Beschäftigung mit dem Thema Drogen und nun auch mit Schwerpunkt Drogenpolitik (andere wählen da lieber die Substanzaufklärung) aufzugeben. Ich habe von 2010 bis 2012 aber auch damit pausiert und bin dann als veränderter Mensch zurückgekehrt.

Dieser Thread hat aber u.a. auch die Aufgabe trotzdem im LdT zu bleiben und ist eine Art Selbsthilfegruppe ohne die Gedankenschranken und Dogmen, die in den klassischen Selbsthilfegruppen oft herrschen. Eben in der aufgeklärten Community der Ldtler, die einfach etwas ganz besonderes und wertvolles ist.

Ich wünsch Dir von Herzen alles Gute.

Gruß Toni
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Ex-Träumer



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  Geschrieben: 17.11.14 03:09
Hey, danke nochmal für deine offenen Worte, Toni. Es gibt viel über das ich noch nicht reden möchte aber zumindest hat mich dein Posting gerade wieder etwas runtergeholt und sowieso immer mal wieder zum Nachdenken gebracht.
 
Abwesender Träumer

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  Geschrieben: 17.11.14 11:25
Ich habe gerade von ca. 2 jährigem H - Konsum auf Subutex umgestellt. War schon öfter opiodabhängig (seit 2007 eigentlich durchgehend) und habe immer alles wieder auf die Reihe gebracht, aber diesmal habe ich schwere Depressionen wegen Schulden, Uni, unglücklicher Beziehung usw. Was kann ich gegen diese Motivationslosigkeit tun? Mir ist bewusst, dass es sicherlich kein Patentrezept gibt, jedoch vielleicht Ideen von anderen die sowas schon mal erlebt haben?


Schön wieder von dir zu lesen Toni.. Wie erging es dir in der Zeit, in welcher du hier inaktiv warst? Ich sollte noch erwähnen, dass ich seit 2007 hier immer mal mehr oder weniger mitgelesen bzw aktiv war und mich jetzt neu angemeldet habe...
 
Abwesender Träumer

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  Geschrieben: 23.11.14 11:22
zuletzt geändert: 23.11.14 11:43 durch Sparkz83 (insgesamt 2 mal geändert)
Einen schönen guten Morgen an alle hier. Ich habe mich gestern, nach langem Überlegen, mal wieder hier angemeldet. Ein paar von euch werden mich vielleicht noch unter dem Nickname Roger Sparks kennen. Da ich mich seit damals - wann war das letzte Mal im LdT, 2011 sowas?- aber in vielen Belangen geändert habe, habe ich mich auch für einen etwas anderen Nick entscheiden.

Jedenfalls schön, dass es ein paar der "alten" Leute hier immer noch gibt. Grüße vor allem an Clovenhoof, Dea Aisi, Dado, Penthesilea und Antonio Peri, aber es sind sicher noch ein paar andere da, die ich von früher kenne, auch an euch schöne Grüße.

Ich bin ja damals ziemlich überstürzt hier raus, mir ging es auch wirklich lange sehr schlecht, aber ich bin froh, jetzt mal wieder hier reinschauen zu können.

Mir geht es mittlerweile wieder recht gut, aber von einer völligen Abstinenz bin ich nach wie vor ziemlich weit entfernt.
Ich habe mittlerweile zig Entgiftungen und drei Therapien hinter mir und war zwischenzeitlich leider sogar mal 6 Monate in Haft.
Damals, 2011, war aber eigentlich so ziemlich der Tiefpunkt. Ich hatte ne Menge MDPV auch intravenös konsumiert und zusätzlich zu den Benzos, den Opiaten, dem GBL und was weiß ich nicht noch alles, war das einfach zu viel für Körper und Geist. Ich musste dann wegen einer drogeninduzierten Psychose behandelt werden und ab diesem Zeitpunkt ging meine jahrelange Oddysee eigentlich erst richtig los.

Nachdem ich mich 2011 hier verabschiedet hatte, ging ich nach mehreren Entgiftungen und Rückfällen im August auf Soziotherapie und war dort insgesamt 15 Monate. Dort war ich bis auf wenige Ausnahmen beikonsumfrei (auf dieser Therapie bekommt man sein Substitut und schleicht es über Monate langsam aus) Ende 2012 war ich guter Dinge, es "draussen" endlich wieder hinzukriegen, ichh hatte auch einfach keinen Bock mehr auf Therapie. Daher verließ ich die Einrichtung mit einer sehr niedrigen Subutex-Dosis und versuchte wieder in München mein Glück.

Lange Rede, kurzer Sinn.. Es ging schief. Ich kam nach einigen Wochen wieder auf Benzos, ließ mich wieder extrem hochschießen mit dem Subutex und die Research Chemicals ließen auch nicht lange auf sich warten.

So kam es wie es kommen musste und ich flog aus der Nachsorge- Einrichtung raus, weil sie Spritzen gefunden hatten. Und das natürlich mitten im Winter. Ich saß auf der Straße, nur mit ein paar Klamotten in meinem Besitz. Der völlige Absturz ließ nicht lange auf sich warten. Ich lebte völlig in den Tag hinein, meine einzigen Sorgen waren, wo ich abends unterkommen konnte und wo ich ohne Geld Drogen und Essen herkriegen sollte. Scheiß Leben kann ich euch sagen. Voll fürn Arsch.

Ich nahm wieder sehr hohe Dosen Benzos und mir wurde dementsprechend alles recht egal. ich hörte auf eine Geldstarfe abzubezahlen, das Geld brauchte ich anderweitig, und so wurde ich Ende März 2013 an einem Münchener Szenetreff verhaftet und in die schöne JVA Stadelheim gebracht.

Man muss sich das mal vorstellen: Ich war auf ca. 150 mg Diazepam und sicher 10 mg Tavor am Tag, außerdem bekam ich 18 mg Subutex und 600 mg Lyrica und die Arschlöcher verhaften mich einfach vom Fleck weg, bevor ich zur Substi gehen konnte und wenisgtens meine Tagesdosis abholen konnte.. Ich sagte denen, ich sei schwer drogenabhängig und deshalb nicht haftfähig , ich wusste ja, im Knast bekomm ich nix. Aber das war denen sowas von scheiss egal. Sie holten einen Arzt und der gab mir bisschen Diazepam und sagte: So jetzt sind sie haftfähig. Servus und ab ins Kittchen du dummer Junky...

Das war so ziemlich die härteste Zeit meines Lebens. Ich bekam genau 5 Tage Diazepam in niedriger Dosis und sonst rein gar nichts. Kein Lyrica und erst recht kein Subutex. Ich musste also von allem eiskalt entziehen und das im scheiss Gefängnis ohne Ablenkung, richtiges Essen, Kaffee oder zu Beginn auf der krankenstation, nicht mal Zigaretten. Ich lag 14 Tage im bett und starrte einen Spruch an der kahlen Betonwand an. Affe geht... Heroin bleibt.. Den Spruch werd ich wohl nicht mehr vergessen. 24/7 lag ich dort eingepfercht neben anderen Drogis die Heroinentzüge machten und das Klo voll.. naja ihr wisst schon....

Aber naja, was soll ich sagen.. Ich habe es überlebt und kam nach 6 Monaten völlig clean wieder raus. Doch lang hielt es nicht. So ein extrem heftiger kalter Entzug hat wohl noch keinem dazu verholfen, danach clean zu bleiben. Ich wollte mich nach dieser harten Zeit einfach mal wieder belohnen und nahm wieder ab und zu Tilidin und trank ein paar Bier. Nach 3 Wochen in Freiheit ging ich dann wieder auf Therapie, ich hatte das schon im Knast angeleiert, weil ich einfach nicht wusste wohin nach der Haft.

Die Therapie, auf die ich kam, war gelinde gesagt: Voll für die Katz. Alle waren sie auf Lyrica oder Spice, aber eigentlich wurde alles, was nicht nachweisbar war konsumiert. Eigentlich bin ich kein großer Freund syntetischer Cannabinoide, aber trotzdem konsumierte ich das Zeug hin und wieder. Aber hauptsächlich eigentlich Lyrica. Nach ein paar Monaten brach ich dann die Therapie ab. Sie hatte mir sowieso nichts gebracht. Das war Ende letzten Jahres.

Ich zog zu meiner Schwester, die aber nach einigen Wochen selber auf Therapie gehen musst, wegen Alkohol. ich weiß schon, was ihr denkt.. Ohh ohh, die ganz Familie.. Jedenfalls... alleine durfte ich die Wohnung von ihr nicht bewohnen, mein Vater bezahlte sie und er hatte wohl zu große Angst, dass ich dort im Drogenrausch irgendeine Scheisse baue.

Und so es war mal wieder Winter und ich mal wieder auf der Strasse. Kam mir irgendwie mittlerweile bekannt vor. ich schlüpfte in einer Notschlafstelle für Drogenabhängige unter und nahm wieder vermehrt Benzos. Auch substituieren ließ ich mich nach einigen Heroin Rückfällen wieder. Same shit.. different year..

Aber ich wollte so wirklich nicht mehr weitermachen und so bewarb ich mich um einen Platz in meiner alten Therpieeinrichtung. Nach einem weiteren heftigen stationären Benzoentzug Anfang dieses Jahres kam ich dann wieder auf Therapie.
Dort bin ich jetzt seit 9 Monaten und bin weitestgehend beikonsumfrei.
Naja um ehrlich zu sein, ab und an nehm ich schon noch was, aber ich habe es einigermaßen im Griff. Solange ich noch hier bin.. Draußen wahrscheinlich nicht lange... Ich weiß, es ist eigentlich total scheisse, auf Therapie zu konsumieren, aber ich tue mir einfach total schwer mit der völligen Abstinenz bzw. beikonsumfreiheit. Leider...

Ich weiß nicht, ob ich es irgendwann mal völlig ohne Drogen hin bekomme. Eigentlich wünsche ich es mir schon und außerdem habe ich auch Angst. Viele Freunde von mir und noch mehr Bekannte sind in den letzten paar Jahren an den Drogen gestorben und auch ich war wahrscheinlich schon hin und wieder ziemlich kurz davor. Aber bisher hatte ich Glück. Ich lebe noch und ich will noch weiterleben. Und noch was erreichen. Vielleicht eine Familie gründen. Ein ganz normales Leben führen. Wie die ganzen Normalos da draußen. Frühs aufstehen und die Kinder in die Schule fahren. An Weihnachten von einem Glas Glühwein betrunken werden und im Sommer nach Mallorca oder sonst wo hin.

Doch ob mir das vergönnt sein wird.. ich weiß es nicht. Ich bin noch weit davon entfernt. Aber ich bin glücklich am Leben zu sein. Das hier tippen zu können. ich blicke volle Hoffnung in die Zukunft. Aber auch voller Angst. Ich weiß, ich bin schwer suchtkrank. Und ich weiß, dass diese Krankheit unheilbar ist. Sie wird mich ein Leben lang begleiten. Es bleibt nur die Hoffnung, dass ich trotz dieser schweren Erkrankung noch ein glückliches Leben führen werde. Und diese Hoffnung gebe ich nicht auf.

Vielen Dank fürs Lesen. Ich wünsche euch allen, dass ihr euren Konsum kontrollieren könnt und nicht umgekehrt. Ich wünsche euch außerdem, dass euch so einiges erspart bleibt, was ich in meinem bisherigen Leben durchmachen musste, nur weil ich mit 14 Jahren dachte, dass kiffen ja so cool ist. und mit 18 ständig Pillen geschmissen habe, anstatt meine Schule gut abzuschließen. Ich hätte mir viel erspart, hätten die Drogen nicht schon immer so einen hohen Stellenwert bei mir eingenommen. Doch jetzt ist es geschehen. Es hilft kein jammern. Nach vorne schauen heißt die Devise.

Machts gut

Roger
 
Traumländer



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  Geschrieben: 23.11.14 11:54
Hey,
Berührender Text, vielleicht wäre das Schreiben ja für dich etwas was du ausbauen könntest.. Wenn ich mich recht erinnere ist einer der Langzeitberichte ja von dir geschrieben über gbl kann das sein?
Ist das Lyrica echt so beliebt in der Szene? Ich nehme es auch seit Jahren vom Arzt verordnet und meine Kumpels fahren irgendwie ziemlich drauf ab..
Wie gesagt ich finde du kannst gut Menschen mit Texten berühren.. hast ne krasse Story hinter dir, vielleicht passiert irgendwann etwas Positives was dich zu einer Veränderung des Suchtlebens bringt..
Du hast eindeutig Talente, vielleicht schaffst du es mal dich auf die positiven und eher "normalen" Dinge zu fokussieren und kannst das Ruder rumreißen.
Lg Crystalix

Ex-Träumer



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  Geschrieben: 23.11.14 19:00
Hey Roger, cool dass du wieder da bist! Ist ja echt eine harte Geschichte :/ ich wünsche mir, dass du dich ein wenig aufrappeln kannst und auch, dass du deine Ziele erreichst oder ihnen näher kommst!

MfG
 
Abwesender Träumer

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  Geschrieben: 24.11.14 08:52
Guten Morgen,

@Crystailx:
Find ich gut, dass ich dich damit erreichen konnte. Vielleicht schreib ich bei Gelegenheit mal wieder einen LZ für das Forum.
Die beiden GBL LZ´s waren damals von mir, ja. Eigentlich wollte ich schon damals einen dritten schreiben, hab´s aber nie fertig bekommen.
Lyrica ist hier in der Drogenszene ziemlich beliebt, bekommt man fast so häufig wie Diaz oder Tavor. Der Entzug davon ist zwar nicht so heftig, aber schön ist´s auch nicht..

@clovenhoof: Schön von dir zu lesen. Du scheinst ja auch mit deinem Konsum zu kämpfen. Das mit dem schlechten Gewissen beim Konsum kenn ich nur zu gut. ich kann das dann auch irgendwie nicht mehr genießen. Meiner Erfahrung nach wird das leider auch nie mehr zu ungezwungen wie früher. Ich denk mittlerweile viel über meinen Konsum nach und denke mir oft, wie dämlich es eigentlich ist, ständig die eigene Realität verändern zu wollen durch chemische Substanzen. Warum brauchen Leute wie du und ich das ständig? Was ist an der "cleanen" Realität so schlimm? Was ertragen wir daran nicht?

Ich schaff´s dann wieder n paar Wochen ohne irgendwas, aber der Drang wird dann so übermächtig. Das ist leider die scheiss Sucht. Ich hoffe, dass du es noch irgendwie ohne Psychiatrie und Drogenberatung hinkriegst, aber falls du solche Dinge in Anspruch nehmen willst, dann tu es. Ich kann nicht sagen, dass es mir bisher geholfen hat, völlig clean zu bleiben, aber ohne die ganzen Entgiftungen, Gespräche mit Sozpäds und die Therapien wäre ich heute vielleicht gar nicht mehr da. Es ist zwar nicht alles Gold was glänzt und viele Menschen, die in diesem Bereich arbeiten haben einfach keine Ahnung, aber insgesamt hilft es oft, sich überhaupt erstmal einzugestehen, dass man wirklich krank ist und einen vor allem keine Schuld trifft an seiner Krankheit. Und ohne dieses Wissen akzeptiert zu haben kann man nicht wieder gesund werden. Aber es ist ein lebenslanger Kampf. Manchmal denke ich daran, aufzugeben und einfach alles hinzuschmeissen, der Kampf strengt an. Aber ich will mich einfach nicht damit abfinden, dass mein Leben in eine Sackgasse geführt hat.

Es gibt immer einen Weg. Nur gehen muss man ihn. Falls man ihn allein nicht gehen kann, dann ist das mit Abstand klügste (und keineswegs schwache) sich Hilfe zu holen. Auch wenn man damit unwiederbringlich anerkennt, dass man eben Hilfe braucht mit einem Problem, das einen sein restliches Leben begleiten wird..
Ich habe lang gebraucht um dass zu akzeptieren. Aber es war eine der besten Entscheidungen meines Lebens. Denn ich lebe noch und habe vielleicht sogar die Chance auf ein Leben in Freiheit.

Viele Grüße

Roger
 
Traumländer



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  Geschrieben: 24.11.14 09:43
Ob es angebracht ist jemanden in einem Drogen Forum wieder willkommen zu heißen? Ich weiß es nicht, aber schön zu lesen das es dir den Umständen entsprechend gut geht. Das mit der Sucht ist echt schwierig und ich hoffe für dich das die jetzige Therapie die irgendwie weiterbringt im Leben und wünsche dir alles Glück der Welt das du deine Ziele noch erreichst.


 
Ex-Träumer



dabei seit 2004
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  Geschrieben: 28.11.14 19:32
zuletzt geändert: 28.11.14 21:46 durch Clovenhoof (insgesamt 4 mal geändert)
Meine letzte Erkenntnis kam nicht durch Drogen, sondern eher daher, dass ich endlich mal wieder das Scheiß Kratom weggelassen habe. Ich habe gerade gekifft und es ist SO viel geiler als einfach betäubt zu sein, nichts mehr zu spüren. Ich weiß nicht, ob ich nicht in einem schwachen Moment wieder mit dem Kack anfange, aber joa... und so kam ich auch grad drauf: ich hab in den letzten Jahren so viel Scheiße gebaut weil es mir alles egal war, ich hab mich einfach mit Morphium, Tramal oder am Ende Kratom zugeballert. Das ging auch so lange gut, bis ich deswegen etwas so verkackt habe, dass ich mich heute noch drüber ärgere, obwohl es bestimmt 1 Jahr her ist. Aber auch abgesehen davon hab ich quasi alles was mir früher wichtig war einfach in den Sand gesetzt weils mir egal war. Und wenn ich darüber nachdenke hab ich nur noch Lust mich abzuballern um zu vergessen -.- naja dagegen hilft Bewegung.

Ehrlich gesagt halte ich es übrigens auch für falsch zu sagen, dass die Opiate mir die Probleme und Depris gemacht haben. Ich denke viel eher, dass ich diese genommen habe, weil es Dinge gibt, die für mich sehr schwer zu ertragen sind. Mehr werde ich dazu nicht sagen, weil ich die Gründe selber kenne und mir nicht vor Augen führen muss und sie auch nicht so spannend sind, um sie zu thematisieren. Naja ich hoffe mal, dass dies mir hier zu sagen erlaubt ist, ganz im Sinne von Tonis Idee des dogma-freien Raumes hier, auch wenn ich damit eine krasse Meinung vertrete. Im Raum einer Drogenberatung die ich mal gemacht habe, wurden auch nur Ansätze solchen Gedankenguts als Häresie gebrandmarkt. Selbst von einem, der es selber hätte besser wissen müssen weil er selber mal in einer Situation wie ich war. Naja ich rede mich grade in Rage wird jetzt auch zu persönlich aber ok ich würd grad eh jedem vor die Füße spucken, der mir was anderes einreden will.
 
Abwesender Träumer

dabei seit 2014
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  Geschrieben: 13.12.14 18:20
rechazz schrieb:
Ob es angebracht ist jemanden in einem Drogen Forum wieder willkommen zu heißen? Ich weiß es nicht, aber schön zu lesen das es dir den Umständen entsprechend gut geht. Das mit der Sucht ist echt schwierig und ich hoffe für dich das die jetzige Therapie die irgendwie weiterbringt im Leben und wünsche dir alles Glück der Welt das du deine Ziele noch erreichst.


Danke, dass ist sehr nett von dir. Ich werde hier eh nur sporadisch reinschauen, mich aus den allgemeinen Diskussionen raushalten, und wenn dann nur in diesem Thread bisschen was erzählen.

Ich seh das so: ich hatte meine Drogenzeit und meine Zeit im LdT. Und die war größtenteils auch sehr schön. Aber jetzt muss ich weiterkommen im Leben. Und das will ich ohne Drogen schaffen. Zumindest die nächsten Jahre will ich eigentlich vollkommen auf Suchtmittel verzichten. Vielleicht kann ich ja, in einigen Jahren, mal wieder ab und zu einen kiffen und mal n Bier trinken. Mehr aber auch nicht. Denn ich hab mir mein Leben leider dermaßen auf Drogen aufgebaut, sie haben mich immer und fast jeden Tag begleitet, dass sie über die Jahre einen viel zu hohen Stellenwert eingenommen haben. Darunter leide ich und die, die mich lieben, jetzt sehr. Und das gilt es wieder grade zu biegen. Für mich und für meine Familie. Ich weiß, ich kann das schaffen und meine Familie steht hinter mir. Das ist ein sehr gutes Gefühl. Ich wüsste nicht, was ich ohne sie machen würde. Wahrscheinlich wäre ich dann schon lange tot.

Dennoch zweifle ich oft, ob ich es schaffen kann. Ob sich der tägliche Kampf, clean bzw. beikonsumfrei (bin zZ noch auf 5 Meter Polamidon) zu bleiben lohnt. Und ob ich überhaupt abdosieren soll oder ich ohne das Substitut nur wieder rückfällig werden würde.
Denn es ist wirklich hart, als Süchtiger völlig ohne Rausch auskommen zu müssen. Ein paar Monate gehen immer, aber mit der Zeit schreit der Teufel immer lauter und spätestens nach 3-4 Monaten bin ich dann meist rückfällig. Und ich denke mir dann oft, was bringt es, mich Jahrelang auf Therapie zu verstecken, wenn ich dort einfach nicht das finde, was mich auf lange Sicht zufrieden abstinent leben lässt? Dann kann ich ja gleich gehen. In die Freiheit und da versuchen, meinen inneren Frieden zu finden. Andererseites habe ich auch Angst.

Wer will und wen es interessiert kann ja mal das folgende lesen. Da gehts um meinen inneren Kampf und auch die Methoden, die auf Therapie oft angewendet werden und die mich oft an dem System zweifeln lassen. Vielleicht auch interessant für diejenigen, die planen, auf Therapie zu gehen. Aber lasst euch von dem Geschriebenen nicht davon abbringen, auf Therapie zu gehen. Denn dieser Weg kann einen Chance sein, sein Leben wieder hinzukriegen. Das Folgende habe ich auch ziemlich angepisst geschrieben, als ich mal wieder rückfällig war und sie mir meine Privilegien genommen haben. Mittlerweile bin ich wieder wesentlich motivierter, hier weiter meinen Weg zu gehen.. Wie sehr allerdings die Zweifel an mir nagen, ob ich das alles schaffe oder meine Chance vertan ist, wird glaub ich ganz gut am nachfolgenden Text ersichtlich.

Geschrieben am 08.12.14:

Ich habe momentan echt keinen Bock mehr auf diese Therapie hier. Ich hab kein Bock mehr auf irgendeine Therapie.Ich bin jetzt bereits seit Januar 2011 abwechselnd entweder auf Entgiftung, Therapie oder im Knast. Innerhalb dieser Zeit war ich vielleicht grade mal 4 Monate in „Freiheit“ Ich frage mich echt, warum ich mir den Scheiss immer noch antue. Das ist schon so ne Art von Freiheitsentzug hier. Die Berge am Horizont (bin hier nah an den Alpen) sind die Grenzen meines persönlichen, selbst gewählten Gefängnisses.

Und ich bin jung, dass sind meine besten Jahre, die ich mich vor der wunderschönen Welt wegschließe. Aber vielleicht schaffe ich es draußen auch einfach nicht mehr, mein Leben auf die Reihe zu bekommen. Ich bin ja auch total aus der Übung, nach fast 4 Jahren. Aber die Frage ist, ob das besser wird, wenn ich hier noch weitere Jahre bleibe. Ich bin jetzt wieder seit knapp 10 Monaten auf stationärer (Sozio)Therapie. Vor kurzem war ich auf Heimfahrt in München und habe dort leider mal wieder was getrunken, wenn auch nicht exzessiv. Und auch bisschen was genommen. Schnelle Sachen, Alpha P blabla und irgendeinen Ritalinverschnitt, CTMP. Schnelles mag ich eigentlich nicht mehr so, aber in der Not frisst der Teufel ja bekanntlich Fliegen.

Und nun haben sie mir hier wieder mal den Ausgang gestrichen, 3 Monate lang bin ich jetzt hier so gut wie eingesperrt, kann nicht joggen, kann nicht Heimfahren und das aller Schlimmste: Ich kann an Weihnachten nicht nach Hause zu meiner Familie. Und mein Handy und mein Laptop werden sie mir nächste Woche, wenn meine Therapeutin wieder da ist, vielleicht auch noch wegnehmen. Deswegen schnell noch bisschen was zu Papier bringen.

Ich frage mich echt: Warum tue ich mir den Scheiss an? Und vor allem: Was bringen mir diese dummen Konsequenzen dafür, dass ich zukünftig clean bleibe? Bisher haben mir Sanktionen nicht geholfen, nix mehr zu nehmen. Eher im Gegenteil. Ich werde dann trotzig und denke, so wie grade, an einen Therapieabbruch. Oder ich denke mir: Gut, jetzt kann ich drei Monate nichts nehmen. Das passt. Schaff ich mit Links. Aber wenn das vorbei ist, dann hol ich mir erst recht wieder was. Als Belohnung sozusagen. Das ist doch totale Scheisse. Und dass ich nicht mehr raus zum Joggen kann. Was bringt das, um künftig clean zu bleiben? Nichts, gar nichts. So fällt mir hier nur die Decke auf den Kopf und ich bekomm noch mehr Suchtdruck, weil ich meinem Hobby nicht mehr nachgehen kann und meinen Kopf nicht mehr frei kriege. Das war schon so ne Art gesunde Suchtverlagerung, das mit dem Joggen. Und nun verbieten sie mir das. Check ich echt nicht.

Versteh einer diese ganzen dämlichen Therapeuten. Anstatt zu sagen: Ok, was hilft dir, jetzt wieder klar zu kommen und nicht ständig an Drogen zu denken, sehen die alles immer nur Schwarz – Weiß. OK du hast Alk gesoffen und Drogen genommen. Also werden dir deine Privilegien entzogen. Ich bin verdammt nochmal suchtkrank. Das ist leider ne schwere Erkrankung. Das trichtern sie mir doch seit Jahren ein. Nem Krebskranken, der nach erfolgeicher Chemotherapie wieder Metastasen bildet, also der auch eine Art Rückfall hat, sagt man ja auch nicht: Ohh, du hast nen Rückfall, also darfst du jetzt an Weihnachten deine Familie nicht besuchen. Aber genau das tun die hier. Checken die nicht, dass ich genauso um mein Leben kämpfe? Jede Weihnachten, die ich clean bei meiner Familie verbringen kann, könnte scheisse nochmal meine Letzte sein. Mich pisst das so an.

Oder liege ich so falsch? Ist das alles gerechtfertigt, was die hier machen? Aber das machen die seit Jahren so und die Rückfallquote liegt bei mindestens 98 Prozent. Individuell wird hier, wie auch auf den meisten Therapien, nicht auf die Probleme eingegangen oder wenigstens Konsequenzen verhängt, die dem jeweiligen Rückfall angemessen sind. Die Leute die ihre verschriebenen Medis nicht wie vorgesehen einnehmen, werden auf die gleiche Weise bestraft, wie solche, die sich nen Knaller H machen. Wo bleibt da die Relation?

Ich frage mich oft, warum soll ich eigentlich noch kämpfen? Wenn eh draussen 98 von 100 Süchtige rückfällig werden?! Dann kann ich ja jetzt auch gehen, zu meiner Familie und mich freuen, dass ich wenigstens mal ein Weihnachten daheim und mit klarem Kopf verbringen kann. Weil nächstes Jahr sieht es dann eh schon wieder ganz anders aus. Ohh Mann, ich hab auch einfach so Schiss, dass des alles nichts mehr wird. Ich muss mein restliches Leben kämpfen. Ich bin jetzt 31 und ich bin jetzt schon soo müde. Ich mag nicht mehr ständig kämpfen.

Andererseits habe ich mich dazu entschlossen, mein Leben wieder hinzukriegen. Aber warum muss das so verdammt schwierig sein? Denjenigen von euch, die noch kontrolliert konsumieren können, kann ich nur sagen: Schätzt euch glücklich und passt auf, dass das nicht aus dem Ruder läuft. Denn viel zu schnell hat man die Kontrolle verloren und dann wird es nie mehr so wie früher. Irgendwann kontrollieren euch die scheiss Drogen und dann könnt ihr euch entweder aufgeben und noch n paar Jährchen Vollgas geben oder ihr müsst auch kämpfen. Euer restliches Leben.

Ich zweifel momentan allerdings so sehr an dem Konzept der Therapien. Dieses Schwarz-Weiß Denken und das Schützen des Systems nur um des Systemes Willen. Klar ist das für die Therapueten, die darin arbeiten, am einfachsten. Das macht denen auch am wenigsten Arbeit, sich einfach immer nur stur an den vorgeschriebenen „Dienstweg" zu halten, aber was bringt das uns als Patienten?

Oft geht das so:

Therapeut:
Ohh, du denkst an Drogen? Da musst du noch an dir arbeiten. Ohh, du hast n Bier getrunken oder warst in ner Apotheke um dir unerlaubterweise ne Packung Aspirin zun holen? Das ist klar ein Rückfall. (Gehen sie nicht über Los und bleiben sie 3 Monate lang eingesperrt.) Ohh, du hast dir einmal was geballert? Geh sofort auf Entgiftung und danach bleibst du noch mindestens 2 Jahre auf stationärer Therapie. Oder besser gleich drei. Denn du bist nicht fähig, draußen klarzukommen! Ohh, du warst jetzt 9 Monate beikonsumfrei, hast dir ne Struktur erarbeitet, deine Heimfahrten machst du meist gut, zu deiner Familie hast du wieder einen besseren Draht? Und jetzt hast du einmal wieder Scheisse gebaut? Dann nehmen wir dir jetzt alles. Ausgang, Handy, Laptop und die Möglichkeit deine Familie zu besuchen. Aber jammer nicht. Denn du bist ja selbst dran schuld.

Deine Mutter muss wegen dir endlich mal nicht mehr ständig Antidepressiva nehmen und nicht mehr in Behandlung, weil sie jede Nacht Angst hat, sie würde am nächsten Tag nen Anruf bekommen, dass ihr schwer drogenabhängiger Sohn tot ist? Coole Sache, aber jetzt hast du wieder was genommen. Epic fail. Der Super GAU. Also, nichts mehr mit Heimfahren, die Mutter musst du auch anrufen und ihr ihr Weihnachten verderben. Das wäre zwar das erste seit Jahren mit all ihren Kindern gewesen. Aber jammer nicht, denn du bist ja selbst dran schuld. Was musst du denn auch wieder was nehmen? Fickt euch.

Außerdem bleibst du jetzt erstmal drinnen in deinem Zimmer. Kein Ausgang mehr. So auf: Schäm dich du bööser suchtkranker Typ. Jetzt siehst du was du davon hast, Drogen zu nehmen. Mir bringt dass alles nichts. Ich nehm wegen sochen Strafen nicht mmehr oder weniger danach. Das hilft mir nicht! Ich geb n Fuck. Und auch wieder nicht. Ich habe mich doch entwickelt, denke ich mir dann. Ich will das doch alles nicht mehr. Aber warum dann immer diese heftigen Rückschläge? Und wenn ich irgendwann wieder in die Freiheit gehe, dann haben die mir mittlerweile sone Angst gemacht, dass ich denke...

Der Text, der jetzt eigentlich kommt ist, glaub ich, besser als Langzeitbericht geeignet. Vielleicht veröffentliche ich den mal die Tage. das wird hier sonst auch zu lang.

Jedenfalls vielen Dank, wer es bis hier geschafft hat. Wahrscheinlich musste ich mir das alles einfach mal von der Seele schreiben. Und wenn´s dann sogar noch einer liest, freut mich das besonders. Wenn nicht, auch gut. Mir hat´s definitiv Erleichterung verschafft. Mittlerweile bin ich, wie gesagt, wieder motiviert weiter hier auf Therapie an mir zu arbeiten und das Ding durch zu ziehen. Wer weiß, vielleicht zahlt sich der jahrelange Kampf irgendwann mal aus. Vielleicht ist dann das Leid, die schlimmen Entzüge im Knast und die verschwendeten Tage meines Lebens irgendwann vergessen. Zumindest hoffe ich das. Und solang noch Hoffnung da ist, denke ich, ist noch nichts verloren.

Ich wünsche euch noch ein schönes Wochenende. Passt auf euch auf.

Roger
 
Abwesender Träumer

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  Geschrieben: 17.01.15 03:12
zuletzt geändert: 17.01.15 05:09 durch Mquadrat (insgesamt 1 mal geändert)
Guten Morgen liebe Traumländer,

ich melde mich nach vielen Jahren zurück.
Diffus sind die Erinnerungen und Bilder aus der Zeit, in der ich mich hier anmeldete - 03/2008. Da war ich 17 1/2 Jahre jung, besuchte das Gymnasium.
Ich wollte Spaß, Leben, wild sein. Besonders viel Selbstbewusstsein hatte ich nie. Und so führte irgendwie eines zum Anderen: Alkohol, GBL, Methylon, DXM, MDPV, Tramadol, MXE, Phenazepam, viele weitere RC's. Nicht gerade "Standard" oder "Typisch" - ich passe einfach in keine Schublade. ;(

Anfang 2012 hat's dann geknallt; Ich hab meine eigene Sucht nicht mehr ertragen; Selbstmordversuch mit Alkohol, GBL und viel Diazepam.
Ich wurde gefunden.
2 Wochen lang kämpfte ich und die Ärzte auf der Intensivstation um mein Leben, lag im Delirium - voll verkabelt und überall Schläuche, musste lange beatmet werden.

Nachdem ich aufwachte dauerte es noch eine ganze Woche, bis ich wieder zur Besinnung kam. Ab da erinnere ich mich auch wieder. Ich bekam hochdosiertes Diazepam, Dipiperon und Haloperidol, weil nichts anderes half.

Es war furchtbar. Die Hölle.

Ich verbrachte noch einen Monat Stationär. Mein damals noch bester Freund und meine Familie haben mich sehr oft besucht. Mein Bester Freund hat den Kontakt zu mir abgebrochen, 2 Monate nachdem ich entlassen wurde. Er hat das alles nicht verkraftet.
Was blieb war die Familie. Eine zutiefst besorgte und zugleich verstörte. Ich habe meinen Opa vorher nie weinen sehen.

Ich wohnte wieder 2 Monate bei meinen Eltern. Danach begann für mich die bereits begonnene Ausbildung von vorn. Ich zog innerhalb der Stadt, in die ich zu Beginn meiner Ausbildung gezogen war, um. Neues Umfeld, Neustart.

September 2012: Gleicher Ausbildungsbetrieb, neue Azubi-Kollegen, alles schick. Ich war noch bis Anfang 2013 in ambulanter Behandlung.
Noch während dieser Zeit freundete ich mich mit einem neuen Azubi-Kollegen an.

Die harten Drogen habe ich nicht mehr angefasst. Kein Verlangen, keine Gedanken daran. Ab und an habe ich viel getrunken. Warum, weis ich nicht. Ich wollte einfach nur Zeit totschlagen, nicht an die verlorene Zeit denken müssen.

So verging die Zeit. Ich bestand meine Zwischenprüfung mit einem sehr guten Ergebnis. Und weitere Monate verstrichen bis...

April 2014: Kündigung meines Ausbildungsverhältnisses. (Man wollte mich loswerden, weil ich Kritik geäußert hatte, ich fand jedoch sofort einen neuen Ausbildungsbetrieb. Einen besseren :-) )

August 2014: Oben erwähnter Freund und ich sind plötzlich (meine Schuld) keine Freunde mehr. PENG. Meine Bezugsperson, der wichtigste Mensch nach dem Neustart für mich - nicht mehr für mich da.

Seitdem ging es mir nicht gut. Alkohol war ein immer schlimmer werdendes Problem. Ich suchte mir November 2014 professionelle Hilfe bei einem Psychologen. Hiervon wissen meine Eltern nichts. Sie machen sich nach wie vor genug Sorgen um mich.
Dieser Psychologe verschrieb mir - weil ich keine SSRI und co. haben wollte - hochdosiertes Johanniskrautextrakt. Seither geht es mir nachweislich besser (Man höre und staune!). Alkohol trinke ich auch nicht mehr exzessiv.
Ich bin bemüht, meinen Freundeskreis zu erweitern. Doch das ist wirklich sehr schwer für mich, nach allem was passiert ist.

In ein paar Monaten schließe ich meine Ausbildung ab.

Ich sehe heute einige Dinge anders. Ich habe mich verändert. Das passiert wohl, wenn man seinen eigenen, im Delirium geschriebenen, Abschiedsbrief gelesen hat. Damit muss ich nun leben.

Unterm Strich geht es mir heute gut. Verglichen mit damals, ein Sklave meinerselbst, sogar sehr gut :)

M.


PS: Allen die den Weg aus der Sucht gefunden haben; Allen die noch am Leben sind: Meinen Respekt. Es war mehr als nur hart.

"Ich bin einfach nur froh, dass du noch lebst." - Diesen Satz werde ich nie vergessen. Und das solltet ihr auch nicht.
 
Ex-Träumer
  Geschrieben: 22.01.15 23:42
Abend!
Wollte fragen ob mir hier jemand Informationen zur Langzeittherapie geben kann. Ich starte in 3-4 Wochen zum 4. mal einen tilidin Entzug und werde direkt nach der Entgiftung ohne Umwege zur Langzeittherapie fahren, diese Dauert 6 Monate. Habe schon sämtliche drogen genommen und mittlerweile ist es mir egal was ich nehm, wichtig nur das ich überhaupt was nehm. So dumm es sich auch leider anhört, ich will es doch garnicht mehr, Versuch mir schon grenzen zu setzten aber ich Packs einfach nicht, ich hab die Hoffnung schon fast aufgegeben... Naja ich werde die Therapie in der Klinik am Waldsee in Rieden, nahe Koblenz machen. War da schon mal jemand? Und kann mir jemand sagen was auf der Therapie mit einem gemacht wird oder wie es da abläuft, worauf kann ich mich einstellen? Ich hab mich schon auf ein paar internetseiten deren Behandlungskonzepte durchgelesen und mit meiner Drogenberaterin darüber gesprochen, aber wäre halt trotzdem gut wenn mir jemand der selber eine gemacht hat mir davon erzählen kann wie es bei ihm war, ist sicher hilfreicher!
Ich will nun wirklich clean werden und endlich von den drogen wegzukommen um endlich wieder ein normal geregeltes Leben führen zu können. Dann noch meine Abschlussprüfung nachholen und dann wegziehen aus meiner Heimatstadt, wo mich eigentlich auch nichts mehr hält und ja meine sogenannten Freunde haben stumm zugesehen wie ich ganz langsam an der scheiße zu Grunde geh also was will ich noch hier. Ich will mich von allen Leuten lösen um überhaupt kein Kontakt mehr mit drogen zu haben, ist doch wirklich das beste für mich oder? klar wird man irgendwann nochmal damit konfrontiert von irgendwem, aber ich hoffe das dies erst wieder sehr spät passieren wird und ich werde auch direkt versuchen der Konfrontation aus dem Weg zu gehen. Ich hoffe das ich auch somit die größte Hürde meines Lebens überwinden kann um endlich allen zu zeigen, das ich es gepackt hab ganz besonders meiner Mutter sie ist meine Sonne, sie stand immer hinter mir egal wie oft ich wieder scheiße gemacht habe nur irgendwann hat auch sie genug und somit wird das auch meine letzte Chance werden und deswegen will ich auch alles daran setzten clean zu bleiben. Ein Leben lang..
 
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 23.01.15 01:04
Hallo NobodyPlace. Zu der Einrichtung in die du gehst kann ich dir leider nichts sagen und einiges was ich jetzt schreibe wirst du bestimmt schon bei deinen Gespraechen mit der Drobs und deinen Recherchen gefunden haben.

Zu Anfang wirst du ein Aufnahmegespraech mit deinem zustaendigen Therapeuten fuehren und erstmal einige medizinische Untersuchungen haben, welche auch waehrend der kompletten Aufenthaltszeit durchgefuerht werden, manche taeglich manche einmalig. Die ersten 2-3 Tage schiebst du erstmal nen ruhigen um anzukommen, dir alles angucken zu koennen (du bekommst auch einen "Paten" zugewiesen der dir am Anfang alles zeigt und erklaert und waehren der Therapiezeit auch dein Ansprechpartner bei Fragen sein wird). Du Bekommst einen Therapieplan, quasi ein Stundenplan auf dem alle Aufgaben draufstehen die du zu erledigen hast und an welchen Dingen du teilnehmen musst. Um einen geregelten Tagesablauf zu gewoehnen gibt es feste Essenzeiten, an denen musst du teilnehmen.

Den Kern der Therapie bilden meist die Gruppentherapie, welche damals in meiner Therapieeinrichtung (ich war in der Eschenberg-Wildpark-Klinik in Hennef/Sieg) taeglich ausser Samstags und Sonntags stattgefunden haben. Ich glaube eine Gruppenstunde ging immer 100 Minuten. Dazu kommen noch Sportstunden, andere Therapiekurse (Motivationsgruppe, Meditation, Entspannungskurse, Ergotherapie etc.) manche werden Pflicht sein, andere kannst du freiwillig belegen.
Von Zeit zu Zeit hast du Einzelgespraeche mit deinem Therapeuten, einmal in der Woche ist Grossgruppe, an der nehmen alle Patienten und Angestellte der Klinik teil, dort werden Klinikiinternes, organisatorisches und so besprochen, Rueckfaelle besprochen (sehr unangenehm fuer den Betroffenen, kann ich aus eigener Erfahrung bestaetigen-..-) und Probleme geklaert, und so weiter.

Stell dich darauf ein das in unregelmaessigen Abstaenden UKs und Alkoholkontrollen stattfinden, auch zu den unsaglichsten Zeiten, mitten in der Nacht. Pusten musst du jedenfalls nach jedem Ausgang, der Anfangs nur in Begleitung sein wird, spaeter darfst du aber auch allein raus Du bekommst mit Sicherheit eine Arbeitstherapie wie Flure reinigen oder Abwaschen in der Kueche oder Service machen (kellnern) waehrend der Essenszeiten, Cafeteriadienst... dafuer gibt es aber auch Freizeitangebote die die neben den Therapiezeiten nutzen kannst. Samstags und Sonntags hast die frei, man muss nur an den Mahlzeiten teilnehmen oder evtl hast du Arbeitstherapie wenn du in der Kueche arbeitest.

Achso bei Regelverstoessen bekommt man natuerlich Sanktionen, meistens Ausgangssperre oder Strafarbeiten, bei zu viel oder zu krassen Verstoessen, oder mehrfachen Rueckfaellen wirst du rausgeschmissen.
Unter bestimmten Vorraus setzungen kann man aber auch verlaengert werden.

Nach der Therapie gibt es die Moeglichkeit in eine Adaption zu ziehen. Das ist die Nachsorge der Therapie und geht in der Regel 3 Monate. Du bist auch mit mehren Patienten in einer Einrichtung, aber hast viel weniger Pflichten, Clean bleinen hat die hoechste Prioritaet aber sonst bist du fast auf dich allein gestellt. Gruppenstunden gibt es auch aber nur einmal die Woche. Ich glaube waehrend der Zeit ist es aber Pflicht ein Praktikum in einem Betrieb zu machen. (ich hab keine Adaption gemacht aber mir mehrere Stellen angeschaut und das ist das was haengengeblieben ist...

Dannach kannst du auch noch ins Betreute Wohnen gehen allein oder in einer Clean WG. Oberste Prioritaet ist nach wie vor: Clean bleiben...

Natuerlich handhaben auch alle Therapieeinrichungen die Dinge etwas anders, kann sein das ich jetzt etwas vergessen habe aber das groebste hab ich erwaehnt und so in etwa laeuft es ueberall ab. Man gewoehnt sich schnell an das "Klinikleben" und du wirst sicherlich auch viel Spass haben, allerdings ist die Therapie auch sehr hart teilweise.

Ich hoffe das hat dir ein wenig helfen koennen und ich wuensche dir viel Erfolg. Am allerwichtigsten finde ich das du wirklich aufhoeren wollen musst, sonst bringt es eigendlich nichts wenn du nur unter Zwang stehst, oder halbherzig abnickst waehrend die Therapeutn labern. Aber lass dir auch nicht alles von den Therapeuten einreden, die haben auch nicht immer recht und sind teilweise auch sehr auf veraltetes Lehrbuchwissen versteift, unertraeglich teilweise ;)

Gruss, fmop.
Ich bin ich, aber da helfen Pillen...
Ⓐ! -★-⚑-
Freiheit heisst nicht machen zu koennen was man will.
Sondern nicht machen zu muessen was man nicht will.

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