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Titel:Mein von Drogen beeinflusstes Leben - und die Erleuchtung
Droge:Psilocybinhaltige Pilze
Autor:ehemaliges Mitglied
Datum:24.03.2014 17:47
Nützlichkeit:6,66 von 10 möglichen   (32 Stimmen abgegeben)

Bericht::

Hallo.

Eins nebenbei gemerkt, ich habe "Hallo" an den Anfang geschrieben, weil ich schon immer von der Sorte war, die nie einen Einleitungssatz schreiben konnten.



Ich möchte euch mit diesem Langzeitbericht von meinem Leben erzählen, höhen und tiefen - wobei es aber überwiegend tiefen waren.



Ich wuchs in Normalen Verhältnissen auf, also: Meine Eltern waren nie wirklich reich, aber auch nicht bitterarm. Aber ich war nie wirklich "Normal". Mich hat immer etwas von den anderen Kindern unterschieden. Ich war schon immer neugierig usw. und hatte auch ein großes Interesse mehr über Substanzen herauszufinden, die psychische Wirkungen haben. Zu meiner Erziehung: Meine Eltern wollten mich immer Perfekt haben, egal wobei. Ich hatte (ja, hatte) einen zwei Jahre älteren . Mein Bruder war hochbegabt, er konnte immer alles besser als ich, trotzdem war er immer nett zu mir gewesen. Ich will nicht sagen dass meine Eltern mich hassten, aber sie mochten mich nicht sonderlich oder wenigstens genauso wie meinen Bruder. Aber ich war wen man richtig verglichen hätte genauso begabt wie er. So könnt ihr euch bestimmt denken was aus mir wurde: Ich wurde vernachlässigt. Und trotzdem musste ich immer die Rolle des glücklich lächelndem Mädchens was brav auf dem Sofa sitzt spielen.*Drama, drama, bla,bla,bla* Aber somit entstand auch meine Neugier und Abenteuerlust, ich wollte immer DAS tun, was ich nicht tun durfte. Und da hatte ich sehr große Auswahl. Mir war mein Leben langweilig und ich wollte spannung.



Ich kann aber keinen falls behaupten, ich wäre nicht sozial gewesen; im Gegenteil: Ich hatte immer viele Freunde und eine einigermaßen ganz gute Kindheit (bis zum Jugendalter). Aber ich hatte nie wirklich ein Freund oder jemanden, denn ich immer alles erzählen konnte, ich fühlte mich missverstanden und allein.

Aber mal weg von dem ganzen Selbstmittleid und zu dem richtigen Thema : Drogen.



Das erste Mal: Ich kann mich noch so ziemlich gut an jedes detail erinnern. Ich war 12.

Schon Wochen, vlt. sogar Monate hatte ich dieses Verlangen nach etwas, etwas was ich nicht darf aber trozdem mache, etwas was ich erleben kann und ich hatte mich schon zum experten gemacht. Ich saß Tage und Nächte lang an meinem Laptop und habe mich Informiert über Wirkung, Beschaffung und Nebenwirkungen (ganz wichtig, damit nichts auffällt!). Ich kam damals aus der Schule (ich ging auf ein Gymi) aber fuhr mit der Bahn eine Haltestelle weiter als für gewöhnlich, weil an der nächsten Haltestelle eine Apotheke war. Ich hätte mich um diese Zeit noch ÜBERHAUPT NICHT getraut zu eine, Dealer oder so zu gehen aber trozdem war ich mega aufgeregt. Ich hohlte mir DXM (Dextromethorphan) und ging wieder nachhause um es direkt zu nehmen. Ich sagte meinen Eltern ich müsse Hausaufgaben machen was etwas länger dauern könnte und nahm mir so Essen mit in mein Zimmer. Ich schloss mein Zimmer ab und nahm die genaue Dosis die ich mir mithilfe des Internets errechnet hatte. Es dauerte so 1-2 Stunden da fing ich an mich zu wundern, doch ich blieb geduldig. Nach 3 Stunden wirkte es endlich und es war einfach grandios! Ich fühlte mich so toll und warm, das erste mal richtig verstanden (ich glaube ich führte selbstgespäche) und es war ständig eine wunderschöne, unbeschreibliche Musik in meinem Kopf zu höhren. Ich konnte nicht mehr richtig laufen, und als die Wirkung erst richtig ausgefalten war bekam ich auch Haluzinationen. Aber nicht normale, die manso auf LSD oder Pilzen bekommt, nein, ich sah Freude, irgendwelche glücklichen Menschen die herum liefen und feierten, alles aber nur Verschwommen, so dass sie wie Geister aussahen.

Nach diesem totalen erfolgs Trip ohne Nach - / Nebenwirkungen wollte ich mehr, doch die Angst, irgendjemand könnte mich dabei endecken war sehr groß. Also wartete ich 6 Monate (dann war ich schon 13) und probierte aber diesmal etwas anderes, DPH (Diphenhydramin).

Das ging aber so ziemlich sehr in die Hose. Ich nahm es dummerweise am Morgen (ich stand allen ernstes um 5 Uhr auf [ich hatte um 9 Uhr Schule] um auf dem Zeug zu trippen. Im internet steht immer was von "Spinnen & co.", ich aber war einfach nur sau Müde. So müde war ich noch nie, selbst nach dem langen Schlaf bis 8.30 Uhr (weil ich dann zu Schule musste) bin ich in der Schule eingeschlafen. Gott sei dank konnte ich gut alles "über-schauspielern".

Seit dem Reinfall hatte ich erst einmal keinen Bock mehr. Ich trank nur noch immer wenn Silvester oder ein anderer Feiertag war hinter den Rücken meiner Eltern von ihrem Alk.

Zeit verging, meine Mutter starb (als ich 15 war).

Mein Bruder war genau wie ich : Genauso auch bei ihm, keiner wusste von nichts, aber er war nicht so vorsichtig, und so starb auch er (2 Jahre nach dem Tot meiner Mutter) an einer Überdosis Heroin (geraucht).

Jetzt hatte ich nur noch meinen Vater der ohne hin schon an Depressionen litt. Irgendwann konnte auch er nicht mehr und begann Selbstmord (auch Überdosis).



Nun dachte ich mir "Jetzt habe ich schon alles verloren, also YOLO keiner kann mir mehr was sagen!" . Innerlich war ich total am Arsch. Ich war also 17 und begann härteres Zeug zu nehmen und zu testen und sinkte immer tiefer und tiefer ohne rücksicht auf mich und meine Zukunft zu nehmen. Ich brach die Schule ab (kurz vor dem ABI) und zog in eine WG in einer anderen Stadt. Ich kannte und kenne meiner Mitbewohner nicht und das wird wahrscheinlich auch so bleiben. Aber ich erlebte so viel und habe das alles noch in mir...eine unglaubliche Menge an Erfahrung und Freude. Wenn ich high war war alles Supi.



Ich wusste nicht mehr wohin mit mir und meinem Leben, ich nahm sogar Meth (was ich vorher nie im Leben gedacht hätte). Ich war mit 18 schon ein Wrack.

Aber jetzt zu dem Trip, der mein Leben veränderte: Eine Mischung aus Kokain und Pilzen (total komische Kombi).

Wie an jedem Tag sonst sniefte ich mir erst schön eine Line. Ich hatte schon einigermaßen toleranz entwlickelt, also war es erst wie sonst immer. Ich wanderte also Happy durch die Wohnung und sah auf einmal noch einpaar getrocknete Fliegenpilze vom Vortag (echt Klasse Halus machen die Teile). Also stoffte ich mir einen und einen Halben in den Mund.

Ich wartete. Plötzlich kamen die Halus in die Glücklichkeit, ich legte mich hin, ich sah wie als würden zwei Paralel Welten aufeinander knallen ! Ich sah echt einen Knall und Bildete mir ein es auch gehört zu haben. Sonst war alles wie immer, plötzlich war er weg, aber von da an wendete sich alles: Ich stand nur noch im Raum und fing an zu Weinen. Ich sah Visionen von Krieg, Zerstörung und Menschen die auf dem Boden lagen, voller Blut, Menschen die neben denen hockten und weinten. Ich weinte einfach immer weiter, und merkte, wie befreiend das war. Auf einmal dachte ich alles was sich in den ganzen Jahren in mir zusammen gestaut hatte Floss raus. Mit verheulten Gesicht lief ich weiter durch die Wohnung, weiterhin diese Visionen sehend. Das war echt so ziemlich das schlimmste war in Verbindung mit Drogen. Ich hatte schon oft Horrortrips, aber echt so Gefühlsvolle, Nein. Ich hatte Angst aber wollte gleichzeitig einen Umarmen, in den Händen west um mich schließen. Da war meine Antwort die ich die ganzen Jahre lang suchte: Liebe.

Ich lag mich wieder hin und schlief den unglaublichen Trip (immernoch) heulend aus. Am nächsten Tag war mir klar: Jetzt muss sich was ändern ! Und ich ließ es auch geschehen.

Da lag nur noch der Entzug im Weg; er war schmerzvoll, Paranoia usw. Ich merkte, ich kann das alleine nicht schaffen, also ging ich in die Entzugsklinik.

Dort lernte ich auch einpaar echt nette Menschen kennen, Freunde die bis jetzt geblieben sind. Ich habe inzwischen auch einen festen Freund mit dem ich auch wohne, ich liebe ihn und er mich und er ist für mich einer der wichtigsten Dinge überhaupt. Ich habe die Leute / die Zuneigung / die Liebe (oh man, das ich echt kitschig :-D) gefunden nach der ich schon immer gesucht hatte.



Ich mache zurzeit mein Abitur nach und will danach Studieren. Ich bin nun Zielsicher und bleib auch so. Ich kann sehr stolz auf mich sein, ich habe es geschafft aus einem Teufelskreis zu dem anderen zu springen und dann zu entkommen. Ich will keinen falls sagen, Drogen seien schlimm und man könnte wenn man einmal anfängt nie wieder aufhören, nein, im Gegenteil, ich bin dafür, dass sie nicht mehr so verteufelt werden! Ich habe so viele unfassbar schöne Zeiten, unfassbar fantastische Zeiten, beeindruckende Zeiten, aber auch schlechte Zeiten. Letzten Endes waren SIE auch dafür verantwortlich, dass ich wieder zur Realität gefunden habe. Und ich werde wahrscheinlich auch niemals total Clean sein (was ich auch nicht sein will), weil ich einfach denke dass man sich manche Dinge einfach mal erleben muss. Zwar will ich nicht (nicht schon wieder) ein Junkie sein- also keine harten Drogen mehr konsumieren - aber sowas wie Alkohol oder ein Mal im Monat einen Joint lass ich mir nicht entgehen.