Tripbericht lesen

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Titel:Die 2 Seiten der Medaille
Drogen:Psilocybinhaltige Pilze
Autor:Datpool94
Datum:04.09.2013 22:27
Set:leicht depressiv, dennoch zuversichtlich
Setting:Daheim mit 2 guten Freunden, zwischendurch im Wald
Nützlichkeit:8,44 von 10 möglichen   (25 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Das Erlebnis, das ich jetzt beschreibe war mein 3. Pilztrip. Die beiden vorigen habe ich allein wenige Wochen vorher gemacht und war durch und durch positiv überrascht, hatte aber keine spektakulären Optiks. Da die bisherigen Erfahrungen mich so begeistert haben, ich das aber steigern und teilen wollte, haben sich 2 meiner besten Freunde (nennen wir sie S und D) dazu überreden lassen, zum ersten Mal Psilos zu probieren. Also habe ich kurzerhand 30g besonders potente "Hollandia" Trüffel bestellt.

Wir hatten uns einen Samstag ausgesucht, da niemand sonst zu Hause war und man so noch einen Tag zum Erholen hinterher hatte. Gegen 17:30 Uhr pendelten also D und S ein und der erste Stimmungsdämpfer ließ nicht lange auf sich warten. D musste zu dieser Zeit irgendwelche Medikamente nehmen und hatte nun Bammel, da natürlich keiner wusste, wie sich Psilocibin mit einem unbekannten Medikament mit einem unaussprechbaren Namen verträgt.

D, der keinerlei Erfahrung mit psychedelischen Substanzen hatte, erklärte sich nun also bereit den Tripsitter zu spielen.
S und ich hatten also Bedenken mit der Dosierung, ich hatte bisher nur 10g normale Trüffel und S hatte ebenfalls keine Erfahrung. Nur waren die 30g Trüffel schon getrocknet und ich hatte sie Stunden vorher kleingemahlen und in Kakao ertränkt um den Geschmack erträglich zu machen. Da wir aber nicht dieses Geschenk der Natur einfach wegschmeissen wollten, haben wir das 3. Glas aufwändig mit der dicken Schicht von Streusalz-ähnlichen Trüffelsplittern aufgeteilt und uns in den Hals gekippt. Kein schönes Gefühl, diese Methode ist echt nicht zu empfehlen.
Wir haben uns alle über die Risiken beim Trippen schlaugemacht, in diesem Moment aber nicht weiter drüber nachgedacht. Was sind schon 5g mehr?

Um uns die Zeit zu vetreiben, haben wir noch etwas Halo gespielt aber mir wurde bereits 10 Minuten nach Einnahme ziemlich übel. Ich nahm das als Anzeichen für einen guten starken Trip hin und legte mich aufs Sofa. Mein Köpergefühl veränderte sich von Minute zu Minute während ich auf die Holzbretter, aus denen meine Decke besteht, anstarrte. Bei den beiden anderen Trips waren sie immer das erste Anzeichen für den Beginn der Wirkung. Bisher bewegten und stretchten sie sich nur wenige Zentimeter aneinander vorbei, was ich schon als unglaublich betrachtete.
Dieses Mal war es anders. Das Eintreten dieses Effekts ließ nur kurz auf sich warten, war viel stärker, breitete sich auf die ganze Decke aus und begann sich in die 3. Dimension zu erstrecken. Die Bretter stellten sich auf und formten ein Zick-Zack Muster das sich in beständigen Wellen über die Decke bewegte.

Ich wollte den beiden anderen von meiner Beobachtung erzählen, aber als ich den Kopf senkte um zu ihnen zu sprechen bemerkte ich sofort ein Muster auf einem meiner Vorhänge. Es bewegte und veränderte sich schnell zur Musik (Blackmill - wer's nicht kennt, anhören!) und in meinem Erstaunen brachte ich nur ein stumpfes "Das wird ein krasser Trip." heraus. Das war soweit ich weiss erst eine halbe Stunde nach Einnahme, weshalb mich diese Effekte bereits mit Ehrfurcht erfüllten. S hatte hingegen noch keine Wirkung und ich dachte mir, dass es daran liegt dass er sich die ganze Zeit auf Halo konzentrierte. In Kürze sagte ich ihm dann, was bei mir bereits abgeht und er sich das anschauen muss. Er hockte sich also zu mir aufs Sofa und starrte ebenfalls auf die Decke. Ich erschrak, als er auf einmal anfing wie auf einer Achterbahn zu schreien und zu lachen. Er sah, wie er es beschrieben hat, das gleiche wie ich und war absolut geflasht.

Mittlerweile wurden auch die Muster auf den Vorhängen dreidimensional und ich erkannte menschenähnliche Gestalten in der Maserung der Decke. Mit ihren dunklen Astloch-Augen sahen sie aus wie friedliche Aliens von denen einer einen anderen von hinten umarmte. Das hat bereits alles übertroffen, was ich vorher auf Pilzen gesehen habe.

Die Farben wurden deutlich intensiver und ich machte mir kurz Gedanken, ob ich mit dem Trip klarkommen würde. Immerhin war erst eine Stunde vergangen und der Höhepunkt noch längst nicht erreicht. Angst hatte ich aber keine und schüttelte den Gedanken schnell ab. Wir haben eine Weile über Sachen geredet, die man jetzt machen könnte und mir fiel plötzlich ein, wie die Natur in diesem Zustand auf einen wirkt. Zuerst wollte S nicht rausgehen, da er so von seinen Optiks fasziniert war aber nach kurzer Überredungsarbeit beschlossen wir, in den angrenzenden Wald zu gehen. Am höchten Punkt des Waldes gab es eine Lichtung, die wir schon oft zum Grillen&Chillen genutzt haben. Doch grade als wir uns fertig machen wollten bekam D einen Anruf von L, ebenfalls einem guten Freund. Der wollte mit 2 weiteren dazukommen, was S und mir erstmal gar nicht geschmeckt hat. Das bedeutete Warten und viele Menschen, nüchterne Menschen. Unser "Tripsitter" D hat L trotz unserer offensichtlichen Genervtheit zugesagt, da er es für einen spaßigen Plan hielt.

Während wir also warteten, bis wir endlich zu Mutter Natur können verflogen die Bedenken allmählich. Es wurde viel gelacht, sich über die Optiks beömmelt und mit Triptoys wie zB Glitzerknete rumgespielt. Im Hintergrund lief immernoch Blackmill, ein unglaublich harmonischer Chillstep, der sich weiter in Mustern durch den Raum zog. Mittlerweile hatten wir den kommenden Besuch vergessen, doch als wir ein Auto vor der Tür halten hörten kam die Erinnerung zurück. Ein synchrones "Och NÄÄÄ!" war von S und mir zu hören. Wir wollten die Leute jetzt aber nicht wegschicken und haben D gesagt, er solle sie reinlassen. D ging vor die Tür und wir hörten unverständliches Gebrabbel. Als D wieder reinkam folgten ihm nicht, wie geplant 3 sondern 7(!) Leute, von denen 2 für mich und 5 für S völlig unbekannt waren. L erklärte mir kurz die Lage und versicherte uns, dass alle Rücksicht nehmen. So war es dann zum Glück auch, denn ich wollte die Leute nicht sofort wieder wegschicken. Im Zimmer war allerdings zu wenig Platz für so viele und da wir eh raus wollten, machten wir uns sofort auf den Weg.

Trotz der anfänglichen Skepsis und der Tatsache, dass, bis auf D und L, sich fast alle von uns fern hielten empfand ich schon den Weg zur Lichtung als genial. Ich verspürte eine unglaubliche Gruppendynamik, als wären wir alle die besten Freunde der Welt, die zu einem riesigen Abenteuer aufbrechen. Und das, obwohl ich nur mit der Hälfte der Leute überhaupt gesprochen habe.

Der Weg führte zwischen einem Feld zu unserer Rechten und einem Friedhof zu unserer Linken in den Wald. Die Sonne ging bereits unter und tauchte alles in gelb-oranges Licht und mir wurde klar, dass wir uns geradewegs auf den Höhepunkt des Trips zubewegten. Die Wahrnehmung war nun auf einem völlig anderen Niveau als noch eine Stunde zuvor. Der Weg war von Bäumen umfasst, die über uns wirkten, als wären sie zusammengewachsen(auch ohne Pilze wird dieser Eindruck erweckt wenn man nicht direkt hinsieht).Es ergab einen grünen Tunnel voller Leben und Licht, dass durch die Bäume dringen konnte. Während ich mich durch diesen Tunnel bewegte, strömte das Gesehene an mir vorbei, während ich das Gefühl hatte stillzustehen. Diese berühmte Verbundenheit zur Natur, die ich übrigens seit meinen ersten Trips beibehalten habe, wurde ebenso in neue Ebenen gehoben. Während dieses Schauspiels unterhielt ich mich mit L, der ausser mir als einziger Erfahrungen mit psychedelischen Drogen hat, über den Trip und erklärte ihm wie wundervoll ich diese Situation finde. Jeder andere hätte mich wahrscheinlich nur schief angeguckt aber durch seine Erfahrung ergab sich ein sehr tiefes Gespräch über Wahrnehmung und Fantasie. S konnte ich in diesem Moment nicht ausmachen, hörte ihn aber immer wieder lachen, was mich beruhigte, da er somit keinen Badtrip hatte.

Kurz bevor wir oben ankamen war es bereits dunkel und wir gingen durch dichte Wald, doch trotzdem konnten S und ich noch alles genau erkennen im Gegensatz zu den anderen. Wir kamen auf die Theorie, dass das an unseren Tellerpupillen liegen muss, was wir auch prompt überprüften - mit eindeutigem Ergebnis. Bei keinem von uns war noch eine Iris zu erkennen, was uns L bestätigte. Ich weiss nicht mehr warum, aber das hat uns einen so extremen Lachflash verschafft, sodass wir für eine gefühlte halbe Stunde nicht weiterkonnten und die anderen ebenfalls aufhielt. Das war uns aber egal und wir gingen erst weiter als wir fertig gelacht hatten.

Endlich auf der Lichtung angekommen fielen S und mir simultan die Kinnladen runter. Dieser Ort den wir beiden genau kannten war nun völlig anders. Er war riesig, so riesig dass man die ganze Welt überblicken konnte - zumindest gefühlt. Der Mond war bereits über uns am leuchten, passenderweise war es Vollmond, und wirkte wie ein riesiger Scheinwerfer der unsere Schatten wie bei hellstem Tageslicht auf die steinige Wiese warf. Um den Mond herum bildete sich ein blasser Lichtring der sich über den halben Himmel zog und das gigantischste Etwas darstellte, was ich je sehen durfte.
Ich verspürte die Vollkommenheit des Lebens, was gerade für einen jahrelang depressiven Menschen wie mich tief bewegend war und mir fast die Tränen in die Augen getrieben hat. Unglücklicherweise war das nicht von Dauer und hat an meinem Leben nach dem Trip nicht viel geändert. Trotzdem war es etwas unvergessliches. Von Natur und Mond getrieben fingen S und ich an zu Tanzen, ganz egal was die anderen dachten. Die waren sowieso damit beschäftigt sich eine Tüte zu bauen.

Was diese Perfektion störte, war, dass mein Name wie ein Schlag wirkte. Sobald ich ihn hörte, selbst wenn ich nichtmal angesprochen wurde, verpuffte jede Freude und Aufmerksamkeit auf andere Dinge. Ich zuckte jedesmal zusammen wenn ich meinen Namen hörte, welcher nun egal wie leise oder sanft ausgesprochen immer unfassbar aggressiv auf mich wirkte. S bemerkte, dass ich auf meinen Namen plötzlich anders reagierte, aber nicht, dass mir das geradezu physisch wehtat. Er machte sich einen Spaß daraus und wiederholte meinen Namen immer lauter und schneller, bis ich ihm sagte, dass er es sein lassen soll. Zum Glück hat er das auch sofort verstanden und aufgehört. Er hatte dieses Empfinden von seinem Namen jedoch nicht.
Als es langsam kälter wurde, beschlossen wir, zurückzugehen und unsere Gruppe wieder auf 3 zu reduzieren. L und die anderen setzten sich ins Auto und ließen S, D und mich wieder allein.

D war bereits im Zimmer und als S ihn sah, beharrte er darauf, dass das nicht D ist sondern irgendwer anders. Es brauchte bestimmt 5 Minuten voll Misstrauen bis er endlich akzeptierte, dass das doch D ist. Wieder im Zimmer ging der Trip erst richtig los. Ich war erschöpft und mir wurden die Eindrücke zu viel. Eine halbe Stunde etwa ging es mir noch gut. Ich legte mich also mit dem Rücken auf L's Longboard, das er bei mir vergessen hatte und schob mich mit den Füßen vor und zurück, während ich geistreiche Kommentare wie "Ey, guck mal, ich bin ein Flummiball!" abließ. S war inzwischen von der Toilette zurück und teilte uns aufgeregt mit, dass er nun Alienauge hätte, wie er im Spiegel gesehen hatte. Seine Tellerpupillen hatten sich für ihn über seine gesamten Augen ausgebreitet, was wohl sehr überwältigend war. Wenn er heute von dem Trip redet, kommt er immer sofort auf diese Augen zurück. Während er mir das erzählte, verzerrte sich sein Gesicht zur Nase hin, bis diese nurnoch eine winzige Spitze war. Das war kurze Zeit unterhaltsam aber ich wusste, dass ich den Trip nicht mehr richtig unter Kontrolle hatte.

Mein Verstand war überstrapaziert und ich begann für Sekundenbruchteile immer wieder kurz Blut auf dem Tisch und den Wänden zu sehen. Ich kam auf die Idee, meine Brille auszuziehen. Weniger visuelle Eindrücke, weniger Halluzinationen. Das ging leider nach hinten los. Statt nun visuell verrückt zu werden, verlagerte sich der Wahnsinn aufs Hören, Denken und CEV's. Um möglichst wenig zu sehen legte ich mich unter den schwarzen Sofatisch aus Glas aber als ich nach oben schaute sah ich wieder Blut, dass nun durch den Tisch und mir ins Gesicht tropfte. Ich sagte noch "Das wird 'n Horrortrip.." und setzte mich vor das Sofa, zusammengekauert und darauf hoffend, dass es bald vorbei sei. Ich hatte die Fähigkeit verloren noch ansatzweise klar zu denken und wusste nicht, wie ich mich aus dieser Lage befreien konnte. Anstatt mich aber rauszubringen oder sonstwas zu tun, drängt mich D in meiner Verzweiflung noch dazu, Kippen zu stopfen. Offenbar hat er gar nicht gemerkt, wie ich am abkacken war obwohl es meiner Meinung nach mehr als offensichtlich war. Jedenfalls warf er mir die Zigarettenhülsen-Packung zu und traf mich am Kopf, was mich kurz in Schock verfallen und innerlich schreien ließ. Das habe ich ihm wohl noch den ganzen Abend nachgetragen, da ich nicht verstehen konnte wie er so rücksichtslos sein konnte. Ich versank mit dem Kopf zwischen meinen Knien und meine Gedanken rasten und überschlugen sich. Die Gedanken stammten von mir aber ich konnte ihnen nicht folgen, so wie bei einer Fastforward-Funktion. Hin und wieder schnappte ich einzelne Worte meiner Gedanken auf, die aber allesamt keinen Sinn ergaben.

Ich war, wie schon so viele Horrortripper davon überzeugt endgültig verrückt geworden zu sein. Ich wusste nicht mehr was real ist und habe mir Gedanken gemacht, ob ich mir nicht nur einbilde in meinem Zimmer zu sein. Stattdessen kamen Szenerien in meine Gedanken, in denen ich zB gerade ohnmächtig im Wald liegengeblieben bin und an meiner Kotze ersticke oder ob ich bereits im Krankenhaus liege. Es war für mich unerklärlich, ob ich gerade da bin oder nicht. Mein verpilzter Verstand ließ mich infolgedessen soetwas sagen, wie "Lasst mich hier liegen, bringt mich nicht ins Krankenhaus!" obwohl ich aufrecht vor S und D stand. Das verstörte sie natürlich und machte ihnen Angst, wie ich später erfahren habe.
Ich begab mich zurück in meine Embryohaltung und hörte, wie D meine Gedanken aussprach und Dinge sagte, die niemand von mir wusste. Währenddessen war alles, was S sagte wie zurückgespult, was eine Sprache mit Lauten ergab, die ich niemals gehörte habe und mir jetzt nichtmehr vorstellen kann. Demnach dachte ich auch, dass ich alles was ich denke auch laut sage und meine Angst nochmal verstärkte. Nicht nur dass ich verrückt werde, nun würde auch noch jeder alles über mich wissen. Ich hatte schließlich vollkommen vergessen, dass ich Pilze intus hatte.

Das alles ging gefühlt noch wirklich Wochen so weiter und ich wunderte mich warum S und D so lange da waren. Seit Tagen war es dunkel, S und D quälten mich mit jedem wort, dass sie sagten und ich war in meinem Kopf gefangen ohne die Kraft zu haben, mich zu bewegen.

Als die Wirkung nun langsam nachließ war ich zu erschöpft um mich noch darüber zu freuen. Es war erst 11 Uhr abends doch diese 6 Stunden haben sich in Zeitschleifen und Ewigkeiten verwandelt. Ich bat S und D einfach nur zu gehen, weil ich mich ihnen nicht mehr wie ein Wahnsinniger zeigen wollte. Nach 10 Minuten kamen sie nochmal zurück um nach mir zu schauen, da sie befürchteten, dass ich mir etwas antue. Das war zum Glück nicht nötig.

Ich weiss nicht mehr viel von der Nacht, ausser dass ich viele Szenen des Trips erneut geträumt habe. Danach sind die Fortschritte, die ich mit meiner Depression gemacht habe leider größtenteils verloren gegangen. Diese wurde nicht durch Pilze erzeugt, nur wieder neu angefacht.Ich habe zum Glück sonst keine Psychosen oder etwas in der Richtung bekommen. Ich gebe keinesfalls der Droge die Schuld, ich habe lediglich zur falschen Zeit zu viel genommen. Leider hat mir dieser Horrortrip keine besonderen Erkenntnisse beschert, wie es viele andere User schildern. Die erste Hälfte dieses Trips war jedoch unvergesslich und ich will auch die zweite Hälfte nicht missen. Dieses Erlebnis hat mir beide Seiten der Medaille gezeigt und mir mehr Sicherheit und Vertrauen in psychedelische Drogen und den Umgang damit gegeben. Ich werde erneut Pilze nehmen aber nächstes mal auf keine so leichtsinnige Weise.