Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Der (vielleicht) beste Tag meines Lebens.
Drogen:Mischkonsum von Ecstasy, Alkohol und Cannabis (Reihenfolge vom Autor festgelegt)
Autor:Vita
Datum:22.04.2014 01:50
Set:Große Vorfreude auf den Trip, da momentan viel Alltagsstress herrscht. An dem Tag aber entspannt.
Setting:Am See mit Freunden und Leuten aus meiner Schule, elektronische Musik bzw. Metal.
Nützlichkeit:7,64 von 10 möglichen   (11 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Hallo zusammen,



letzten Samstag habe ich einige verrückte Dinge auf Ecstasy erlebt, die ich unbedingt mit anderen teilen möchte bzw. eigentlich sogar muss.

Seit ca. 3 Jahren trinke ich regelmäßig Alkohol und rauche Gras, vor etwa einem Jahr habe ich zwei mal Ecstasy geschmissen. Allerdings muss ich dazu sagen, dass es jeweils nur eine halbe Pille (wahrscheinlich auch noch stark gestreckt) war und die Wirkung deswegen im Vergleich zu Samstag nichts war ^^ Aber ich dachte halt, ich hätte schon Erfahrung mit Pillen.

Diesen Bericht schreibe ich im Präsens, da man dann, denke ich, alles Gesehene, Gedacht und Gefühlte besser nachvollziehen kann. Seid mir bitte nicht böse, wenn mir Tempusfehler unterlaufen. Meine Gedanken werden kursiv geschrieben stehen.

Leider weiß ich auch die Uhrzeiten nicht, da ich kein Zeitgefühl hatte und es mich ehrlich gesagt auch nicht interessiert hat - ich war in meiner eigenen Welt cool





Vorgeschichte

Es ist Samstagnachmittag, draußen scheint die Sonne und es ist relativ warm, etwa 20°C. Ich muss noch ein paar Hausarbeiten erledigen; putzen, im Garten arbeiten und sowas. Eigentlich lästig, aber meine Laune ist trotzdem sehr gut, da ich mich auf den bevorstehenden Trip freue. Dieser ist seit zwei Tagen geplant, ich werde mich deshalb gleich mit einem Freund (nennen wir ihn klischeemäßig X) an einem See hier in der Nähe treffen. X schreibt mir in einer SMS, dass am Anfang noch 5 andere Personen dabei sein werden, drei von ihnen kenne ich, die anderen beiden nicht. Ist egal, denke ich mir und wische die letzten Krümmel vom Tisch.

Da ich mal gehört habe, dass man auf E mit den Zähnen knirscht oder so, packe ich eine fast volle Packung Kaugummis (Pfefferminz, lecker) in eine Tasche. Es folgen eine Flasche Cola, Deo, Feuerzeug, Ausweis und ein wenig Geld. Eben alles, was man so braucht. Achja, die Sonnenbrille bloß nicht vergessen! Und los geht's.



Set & Setting

Der See ist einer meiner Lieblingsorte, an manchen bestimmten Stellen ist man eigentlich immer ungestört und kann die Enten, Gänse und Schwäne beobachten, während man auf dem Stag in der Sonne sitzt. Um den See sind viele Bäume und seitdem etwas ausgebaut worden ist, gibt es sogar einen "Strand" und ein Café.

Ich komme also am Steg eines Freundes an (er wohnt da) und begrüße alle. Es ist kurz nach 7 Uhr abends, es ist noch warm und hell, trotzdem bin ich froh, meine Jacke mitgenommen zu haben. Mein Kumpel X hält mir ein Tütchen mit drei Pillen drin hin und erklärt mir grinsend, dass er schon eine geschmissen habe und die Wirkung gerade einsetze. Kaum zu übersehen, er sitzt auf dem Boden und tanzt trotzdem wild zu elektronischer Musik - ich nehme mal an, das war Hardcore/Hardstyle, ich kenn mich da nicht so aus. Sieht jedenfalls lustig aus, weshalb sich drei der anderen Jungs lustig über ihn machen und auch nicht aufhören, als ich sie darum bitte. Kann ja noch lustig mit denen werden , denke ich mir leicht angenervt.

X sagt mir, die blaue Mitsubishi habe angeblich 107mg MDMA, die beiden weißen Smileys 177mg MDMA. Keine Ahnung, ob das stimmt, aber egal. Ich nehme also die blaue Pille, überlege noch kurz, ob ich nicht erst eine halbe nehmen sollte und schlucke sie dann aber ganz mit etwas Cola runter.

Nach ca. 5 Minuten fragen mich die anderen, ob ich schon etwas merke, die haben halt keine Erfahrung mit Pillen. Ich verneine und sage, dass das noch etwas dauern könnte. Daraufhin rauchen die lieber noch etwas Gras und fragen auch mich, ob ich etwas will, aber ich möchte mir damit nicht den Trip kaputt machen.







Der Trip

Ca. 40 Minuten nach der Einnahme (glaube ich) trifft mich ein Hammer mitten ins Gesicht. Meine Wahrnehmung verändert sich schlagartig, ich kann dem Gespräch gar nicht mehr folgen und bin total überfordert, als sie mich ansprechen. Ich höre die Musik, das Reden und die Tiere um uns rum (Enten, Insekten etc.) ganz klar, aber gleichzeitig auch wie von weiter weg. Ich glaube zu sehen, das der Boden schwankt, was aber nicht sein kann. Schnell setze ich meine Sonnenbrille auf, damit diese unglaubliche Helligkeit verschwindet.



Fuck! Wer zum Teufel ist das denn?? Ich habe auf einmal Panik, da ein Mann und eine Frau mit zwei schwarzen Labradoren zu uns auf den Steg kommen und mit den anderen reden. X sitzt immer noch auf dem Boden und tanzt zur Musik, ich kriege gar nichts mehr auf die Reihe und tausende Gedanken rasen innerhalb von einer Sekunde durch meinen Kopf:

Scheiße, die merken doch, dass X total drauf ist. Und ich häng hier auch nur rum. Oh nein, mein Bein fängt an, sich sehr schnell im Takt der Musik zu bewegen, das ist doch total offensichtlich! Mir ist so schlecht, kotz denen jetzt bloß nicht vor die Füße. Der Hund hat ja so flauschiges Fell. Ohoh, der Mann guckt mich an, er lächelt - Scheiße, der weiß alles! Ich darf mein Bein nicht bewegen, aber ich muss. Nicht kotzen! Die rufen jetzt bestimmt die Bullen und meine Eltern werden total enttäuscht von mir sein, wenn die davon erfahren. Hör auf, dich zu bewegen, Bein! Nicht umkippen, nicht kotzen! Die sollen alle abhauen, ich muss hier weg. Sofort. Aber ich kann nicht, sonst merken die echt was .... (So ging das die ganze Zeit, solange das Paar da war. Wahrscheinlich standen die nur 1-2 Minuten da, aber dieser innere Kampf kam mir vor, wie ne halbe Stunde.)



Endlich gehen sie weg und alle anderen außer X und ich auch. Wir müssen jedoch den Stag wechseln, zu einem öffentlichen gehen, der nur 10 Meter entfernt ist. Ich habe das Gefühl, das meine Beine weich sind, zu weich zum Laufen. Außerdem wackelt der Boden doch, oder nicht? Mir ist so unglaublich schlecht und ich lasse mich schnell auf die nächste Bank fallen. X setzt sich neben mich und bewundert die Pflanzen auf dem Boden: "Boah, sind die grün, so wunderschön. Das ist mir noch nie so aufgefallen."

Ich brauche Ruhe und sage ihm das. Er versteht's und ist nicht böse auf mich. Ich stütze meine Ellenbogen auf die Knie und lege meinen Kopf in die Hände. So geht es mir schon besser. Ein paar Schritte höre ich auf uns zukommen und habe Angst, dass wir angesprochen werden. Keiner von uns beiden könnte jetzt eine normale Konversation führen, zumal X's Augen quasi nur noch aus Pupillen bestehen.

Ich stehe auf und lege mich auf eine gegenüberliegende Bank, mache die Augen zu. Ich spüre den Wind auf meiner Haut, höre die Natur um mich herum, Pflanzen im Wind und Tiere, die scheinbar ihr Leben genießen. Ich muss lächeln bei dem Gedanken und spüre, dass die Übelkeit verschwunden ist. Immer wieder höre ich X vor sich her murmeln, irgendwas mit Natur und "Boooaaah ist das schön, so wunderschön" und sowas. Ich frage mich, wie das wohl für die Passanten aussehen muss, fange an zu lachen und stehe auf.

Wir gehen also zum nächsten Steg, an dem übrigens im Sommer immer die ganzen Gänse rumhängen und sind fasziniert. Von der Schönheit der Natur und davon, dass die Gänse eigentlich jeden direkt angreifen, der sich "ihrem" Steg nähert, aber uns lassen sie in Ruhe. Man sagt ja, dass Tiere merken, wer gut zu ihnen ist und wer nicht. In dem Moment liebe ich die Gänse von ganzem Herzen.

Ich setze mich hin und merke, wie ich kaue. Als ich mir ein Kaugummi aus der Tasche nehmen will, damit ich mir meine Zähne nicht kaputt mache, habe ich das Gefühl, dass ich zu schnell für meinen Körper bin. Ich lache wieder und erzähle es X. Er lacht auch. Wir nehmen also beide ein Kaugummi und trinken etwas. Ich lege mich hin, mittlerweile läuft ruhigere Musik, schcließe die Augen und achte auf alles, was ich so wahrnehmen kann. Auf meinen Augenlidern sehe ich Farben, die ineinander fließen, sich bewegen. So viele Farben, pink, türkis, gelb, grün, rot etc. Wow.!



Ich habe einen unglaublichen Bewegungs- und Rededrang, was sehr ungewohnt ist, da ich eigentlich ein ruhiger Mensch bin. Ich stehe auf und mache meine Thrash Metal-Playlist an, was für X natürlich auch ok ist. Wir beide stehen also auf dem Steg, bewundern die Natur und tanzen zu harten Gitarrenriffs und "Geschrei". Und jeder von uns sagt das, was ihm gerade in den Sinn kommt, egal welches Thema. Wir scheinen gedanklich auf einer Wellenlänge zu sein. Mein HAndy klingelt. Ein Freund von mir ist dran, er hat etwas Streit mit X und ich fühle in dem Moment eine solche Traurigkeit in mir. Denn ich möchte Harmonie und Frieden zwischen den beiden und sage ihnen, dass sie es jetzt klären sollen. Ich gehe für zwei Minuten ungefähr vom Steg runter, da ich diese Traurigkeit nicht aushalte.

Als ich zurückkomme, ist alles geklärt und wir beide wieder die Glückseligkeit in Person. Mittlerweile ist es dunkel. Wir gehen zum künstlich angelegten "Strand" und ich habe sehr große Freude an dem weichen Sand, schütte ihn mir über die Schuhe und spiele etwas darin rum. Ich bin der glücklichste MEnsch auf der Welt!

Ich tu das, was ich in dem Moment fühle und das macht mich total glücklich. Deshalb reiße ich auch die Augen soweit auf, wie ich kann, damit ich alle Reize um mich herum aufnehmen kann. Weil das alles so überwältigend ist, seufze und stöhne ich dabei und mir ist klar, dass ich verdammt drauf aussehe. Aber das ist mir egal, die verwirrten Blicke der Passanten interessieren mich gar nicht, denn die sehen im Gegensatz zu mir diese Pracht, die Schönheit der Natur gar nicht.

Ich will wissen, wie groß meine Pupillen sind und mache ein Foto mit dem Handy. Ich muss lachen als ich es sehe, denn sie sind einfach nur riesig! (Zu dem Zeitpunkt war es kurz vor 10Uhr abends)

Wir merken, dass unsere Flaschen schon halbleer sind und starten die Reise zum nächsten Fast Food-Laden mit dem großen M. Plötzlich sind wir da, keine Ahnung wie das so schnell gehen konnte. Eigentlich meide ich solche Läden als überzeugter Vegetarier und Kapitalismuskritiker, aber sonst hatte kein Laden mehr auf (soweit wir das gesehen haben) und wir brauchten unbedingt mehr Cola. Also sind wir rein.

Wir haben unsere Cola bestellt und haben uns noch ne Pommes aufquatschen lassen, warum auch immer, denn Hunger hatten wir ja beide nicht. Die Nachfrage, ob wir das mitnehmen oder da essen wollten, hat uns irgendwie total überrumpelt, wir können nicht antworten und stehen nur mit großen Augen vor dem Verkäufer. Er lächelt und sagt: "Ich denke mal, zum mitnehmen" und drückt uns die Tüte mit Essen und Trinken in die Hand. Wir bezahlen irgendwie und gehen raus. Mir fällt auf, dass der Typ hinter uns, uns so komisch anlächelt, nach dem Motto "ICh weiß, was ihr getan habt.". Wahrscheinlich bilde ich mir das nur ein, wie bei dem Paar auf dem Steg, deshalb erzähle ich es zwar X, aber mache mir keine weiteren Sorgen.



Wir irren etwas planlos durch die Stadt und kommen schließlich am Burgberg an. Dort ist man eigentlich auch immer alleine zwischen einer alten Burgmauer und ganz vielen Pflanzen. Wir empfinden beide, dass die Wirkung stark nachgelassen hat und schmeißen nach. Als wir wieder etwas mehr drauf sind, gehen wir in die Innenstadt. Ich freue mich total, als ich ein Wipptier für Kinder sehe und kann nicht anders, als mich darauf zu setzen und zu wippen redface Ich bin sowas von glücklich in diesem Moment.

Wir hören, dass im Haus neben uns eine Party ist, mit lauter Musik. Wir reden wieder über alles, was uns in den Sinn kommt und merken, dass die Musik aus ist, als ein Krankenwagen mit Blaulicht angefahren kommt. Keine Ahnung, was da los ist. Mir fällt auf, dass in der Natur alles organische geschwungene Formen hat und dass Menschen leider nach geraden Dingen streben. Wie z.B. Häuser, die wie ein Kasten in die Landschaft geschmissen werden. Bah, ich verachte die Menschheit und X stimmt mir zu.

Ein unbekannter Typ kommt auf einem Fahrrad angefahren und fragt, warum denn der Krankenwagen da sei. Wir antworten, dass wir keine Ahnung haben und er lädt uns einfach so auf ein paar Bier in unserer Stammkneipe ein. Da die Wirkung der Pillen mittlerweile wieder nachgelassen hat, gehen wir mit.



In der Kneipe selbst ist nicht mehr viel interessantes passiert, wir mussten halt eine Schlägerei verhindern und haben was getrunken und uns mit Leuten unterhalten. Passiert.

Irgendwann wollten wir Nachschub an Pillen holen, sind stundenlang durch die Dörfer gelaufen, ohne Erfolg. Ich meine, wer hat auch um 4 Uhr nachts Lust, angetrunkenen Leuten Drogen zu verkaufen? ^^ Also sind wir wieder zurück, haben noch etwas Bier von dem Unbekannten geschenkt bekommen und sind dann jeder zu sich nach Hause gegangen. Dort angekommen habe ich mir noch einen gebaut und geraucht, dann hab ich mich ins Bett gelegt, noch etwas über das Erlebte nachgedacht und bin aber recht schnell eingeschlafen.





Fazit

Seit Samstag habe ich viel mehr Energie und bin glücklicher, nicht mehr so depressiv wie vorher. Meinen Freunden ist auch positiv aufgefallen, dass ich mehr rede und generell selbstbewusster wirke. Ich habe gemerkt, dass man viel glücklicher ist, wenn man das tut, was man in dem Moment fühlt. Z.B. kann man einfach tanzen, wenn einem danach ist, auch wenn man vielleicht komische Blicke dafür erntet. Außerdem sehe ich die Natur jetzt mit anderen Augen. Zwar habe ich mich ihr schon immer verbunden gefühlt, aber jetzt schätze ich sie noch viel mehr. Ich habe auch wieder mit meinem Ex geredet, den ich seit 2 Monaten nicht mehr gesehen hatte, und kein Problem damit gehabt.

Ich denke, das war nicht der letzte Ecstasy-Trip und für die Zukunft weiß ich, dass ich mehr Trinken mitnehmen sollte und dass ich, wenn die Wirkung einsetzt, etwas Ruhe brauche. Danach kann und sollte Action herrschen, aber am Anfang auf keinen Fall. Ist ja bei jedem anders und ich verstehe mich und meinen Körper jetzt noch etwas besser.

Vor dem Trip wusste ich nicht, ob mein Leben einen Sinn hat. Ich habe aber nun gesehen, dass es so viel Schönes gibt, für das es sich zu leben lohnt. Und diese Erinnerungen werde ich für immer in meinem Herzen behalten. Ich fühle mich mit mir selbst mehr im Reinen, so als hätte ich mit mir selbst Frieden geschlossen.



Trotzdem sollte man nicht unvorsichtig mit diesen Pillen umgehen, es ist immerhin eine Droge, von der man auch abhängig werden kann. Aber so allgemein ist es eine schöne Art, sein Bewusstsein für viele Dinge zu erweitern.



Danke, dass ich das mit euch teilen durfte und dass ihr es euch durchgelesen habt.

Bis zum nächsten Tripbericht! rasta