Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Kindliches Glück und wertvolle Erfahrungen
Drogen:Psilocybinhaltige Pilze
Autor:anonym
Datum:06.07.2014 03:01
Set:Vorfreude auf den Trip, aber etwas überrumpelt von der eigenen Idee, genau JETZT Pilze zu nehmen...
Setting:Mit einem guten Freund in meinem Wohnzimmer
Nützlichkeit:8,13 von 10 möglichen   (16 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Der folgende Bericht handelt von meinem zweiten Pilztrip, den ich zusammen mit meinem guten Freund H. erlebt habe.
Ich hatte aus eigener Zucht einige getrocknete Psilocybe Cubensis übrig, und wir beschlossen relativ spontan, sie an einem Freitagabend zu konsumieren.

Ich muss allerdings zuerst nochmal auf meinen ersten Pilztrip eingehen. Diesen hatte ich alleine begangen, damals habe ich ca. 2g Trockenpilz gegessen.
An Vorerfahrungen waren nur ein paar mal Graskonsum vorhanden... Ich hatte beim ersten Pilztrip kaum optische Effekte, nur leichte CEVs und ein bisschen veränderte auditive Wahrnehmungen. Das ganze war mit einem leichten "Horrortrip" geendet, denn beim runterkommen verstand ich die Zeit einfach nicht mehr. Es war damals so, dass ich mein Schlafzimmer (wo ich auf dem Bett Musik hörte) mehrfach verlies, um zum Beispiel auf die Toilette zu gehen. Mein Freund kochte am Anfang des Trips gerade eine Nudelsuppe - und in der Mitte des Trips kam ich einmal in die Küche, und sah, dass der Topf bereits leer war, weil das Essen schon aufgegessen war. Als ich dann zurück in meinem Zimmer war, wusste ich nicht mehr, was von beidem ich als letztes gesehen hatte. Mir kam es vor, als wäre mein Freund eben gerade erst beim Kochen gewesen, aber in meinem Hinterkopf wusste ich auch irgendwie, das ich den Topf schonmal leer gesehen hatte. Das machte alles keinen Sinn. Am Ende lag ich dann im Bett und hatte das Gefühl, die Zeit würde gar nicht mehr vergehen. Gleichzeitig hatte ich aber praktisch gar keine Effekte mehr, nur noch diese Verwirrung. Der Wecker wurde mein bester Freund, denn immerhin: Die Zeit lief zumindest nicht rückwärts. Ja, klar: Die 20 Sekunden eben kamen mir wie eine halbe Stunde vor. Aber wenigstens ging es immer weiter - irgendwann musste es also vorbei sein. Ich hatte auch noch schlimme Angst, in diesem Zustand hängen zu bleiben. Allmählich wurde es dann aber besser. Ich war noch nie so glücklich über die Normalität des alltäglichen Lebens, wie ich da so in meinem Bett lag und wusste, das ich mich nun wieder in bekannten Sphären bewegte...

Wie man nicht konsumieren sollte...
Ich erzähle das alles nur aus einem Grund: Der zweite Pilztrip - diesmal wollte ich 4g einnehmen - begann leider genau so, wie der erste aufgehört hatte. Das hatte verschiedene Gründe.
Der Hauptgrund dürfte wohl meine "brilliante Idee" mit der Konsumform gewesen sein. Ich hatte gehört, dass sich Pilze ewig halten, wenn man sie in Honig einlegt. Also habe ich sie zerpulvert und
mit Honig zu einer grünlichen Pampe vermischt. Wie nun konsumieren? Na klar: Schön zwei fette Teelöffel Pilzhonigpampe in einem halben Liter Wasser auflösen und die zuckersüße Plörre dann trinken...
Beim ersten Pilztrip ging das noch erstaunlich gut runter, aber beim zweiten mal war es so unfassbar eklig, dass ich die gewünschte Dosis gar nicht runter bekam. Ich habe das (extrem schwarze) Zeug dann stehen lassen, später weggekippt - große Verschwendung - und mir noch 2g normales Pilzpulver mit Wasser einverleibt, so dass ich ungefähr auf 4g gekommen sein muss. Mein Freund H. konsumierte übrigens 3g, was ich für eine gute Dosis hielt, um nicht "zwischen den Welten" zu hängen. Das machte ich für das Unbehagen beim ersten Trip verantwortlich (also, dass ich zu wenig genommen hatte). Inzwischen habe ich allerdings auch mal nur 0,5g Pilze ausprobiert und dabei einen völlig klaren "Trip" erlebt, vielleicht gedanklich ein ganz bisschen vergleichbar mit einer durchschnittlichen Dosis Gras, nur eben ohne die körperlichen Symptome. Mit leichten Farbveränderungen und winzigen Lach"flashs", aber das nur am Rande...

Station 1 - Verwirrung, Angst und Unbehagen
Das sollte also der erste starke Trip werden! Es ging erstaunlich schnell los, was mich völlig überrumpelte. H. hatte schon einige Minuten vor mir konsumiert (er kriegte die Plörre ganz gut runter...) und kam ziemlich friedlich und gut drauf. Es war sein allererstes mal, und er sagt rückblickend, dass er ziemlich naiv drangegangen ist... Ich jedenfalls fand mich wieder im Zeitchaos gefangen. "Warum nehme ich eigentlich so einen Scheiß?" ging mir durch den Kopf. Die sonst so große Faszination vor den Möglichkeiten dieser Drogen schien mir irgendwie kindisch und naiv zu sein. H und mein Freund überlegten, welche Musik wir hören könnte. Mein Freund - der bislang noch nichtmal Erfahrungen mit Gras hat - meinte, Klassik wäre doch so facettenreich und man sollte das doch mal probieren. H. machte also irgendwas von Beethoven an. Die Töne verzerrten fürchterlich und ständig war diese unterschwellige Angst da, Mist gemacht zu haben... Ich war völlig verwirrt und außerdem war mir unfassbar schlecht. Es kam, wie es kommen musste: Bei (aber nicht unbedingt wegen) Beethoven musste ich mich schließlich übergeben. Ich schaffte es noch zur Toilette und dann flog das gräuliche Zeug nur so in die Schüssel. "Schade", dachte ich mir, "da war ja bestimmt noch ziemlich viel Wirkstoff drin". Ich hatte in anderen Tripberichten öfter gelesen, dass das Erbrechen manchmal wie eine Befreiung empfunden wird - besonders auf Holzrosensamen. Ich wartete also auf die "Befreiung", aber so richtig kam sie nicht. Als ich fertig war, blickte ich in den Spiegel - und bekam meine erste richtige Halluzination zu sehen: Mein Gesicht morphte, und es sah aus, als würde es in lauter kleine Dreiecke zerfließen, die seitlich wegdrifteten. Ansonsten waren (was vermutlich die geringste Form von optischen Veränderungen bei Pilzen ist) noch intensivere Farben und veränderte räumliche Proportionen zu erkennen... Genug davon - ich machte mich auf zurück ins Wohnzimmer. Mein Freund und H. saßen immer noch da, H. auf dem Boden, er hatte sich extra nen Schlafsack mitgebracht. Mein Freund wurde langsam müde, was ja auch kein Wunder war, denn er trank nur Bier und musste zwei völlig druffen Leuten zusehen, mit denen man sich nichtmal mehr sinnvoll unterhalten konnte. Ich setze mich neben ihn auf die Couch - mir ging es immer noch nicht besonders. Ich hatte einen unglaublichen Bewegungsdrang, musste mich irgendwie recken und strecken um eine Position zu finden, die gemütlich war - ich fand sie nicht. Ich legte mich nach links, nach rechts, auf den Rücken, setzte mich wieder auf... Immer diese innere Unruhe, immer dieser Bewegungsdrang. Das war kein schöner Trip. "Ich brauche einen Krankenwagen" dachte ich - aber ich wusste irgendwie, dass ich diesen Satz nie aussprechen würde. Es ging irgendwie nicht. Ich konnte noch sprechen, aber den Satz würde ich trotzdem nicht sagen. Vielleicht wusste ich irgendwie, dass ich es schon durchstehen würde - und ich wollte H. auch seinen Trip nicht versauen. Aber ich wünschte mir eine Lorazepam-Tablette, gleichwohl ich keine hatte. Mein Freund ging schließlich ins Bett, was , denke ich, die Wende brachte. Es ist nämlich so, dass ich auf beiden Pilztrips bislang immer eine "Entfremdung" von ihm verspüre - einfach, weil alles so anders aussieht als sonst. Die Wärme und die Liebe ist noch da, aber irgendwie schräg, ein bisschen unheimlich. So war es also rückblickend ganz gut, dass er den Raum verließ, auch wenn ich sagte, er solle doch noch dableiben.

Station 2 - Bergauf zum Glücksgefühl
Nachdem mein Freund noch einmal rein kam und meinte, wir seien zu laut (unter uns hat eine Oma ihr Schlafzimmer...), weil ich irgendwie herumkugelte und dabei den Wohnzimmertisch anstoß, legte ich mich schließlich auf den Teppich. Mein Freund sagte final "Gute Nacht" und ich freute mich über folgenden Gedanken: Während er friedlich und sicher schlief konnte ich mit H. hier im Wohnzimmer sein und mich ganz meinem Trip hingeben. Es war inzwischen plötzlich eine ziemliche innere Zufriedenheit aufgekommen. Das lag sicher auch an der neuen Musik: H hatte das Album "Phantom Power" von den Super Furry Animals angemacht (das lief an dem Abend wahrscheinlich 6x durch...) Total tiefgründige und verspielte Musik, die sich schon nüchtern anhört, als wäre man auf nem Trip. :D Der wiederum war intensiver geworden. Ich verstand Zeit nicht mehr, noch weniger als vorher, aber jetzt war mir es egal. Ich lebte eben in der Gegenwart und genoss sie. Auch H. war super drauf, wippte zur Musik und blickte fasziniert in der Gegend herum. Das tat ich auch: Alles sah so anders aus, ich betrachtete alles aus den Augen eines Kindes! Wie ein kleiner Säugling, der über den Boden krabbelt und alles interessiert aufnimmt und dabei völlig "neu" erlebt, ging es mir jetzt. Dabei seufzte ich ständig sachen wie "oh, ist das schööön!" und "guck mal die Farben, wie schöön!". Ich meinte zu H., wir hätten das "Urvertrauen" wiedergefunden, was er ziemlich passend fand. Auch er sah mein Wohnzimmer aus den Augen eines Kindes. Mir fielen verschiedene Sachen auf: Eine Zeit lang fand ich die Zimmerpflanzen unfassbar schön, so grün und lebendig... Dann blickte ich zur Holzdecke, auf der die Astmuster sich verschoben und bewegten und das Licht des Deckenstrahlers unfassbar schön reflektiert wurde. Wenn ich die Augen schloss sah ich verschiedene Dinge aus der Dunkelheit aufflackern - leider nichts sehr spirituelles. Darunter waren ein paar verschlungene, leicht aztekisch anmutende Muster - sehr engmaschig, super scharf und ziemlich bunt. Aber auch so merkwürdige Sachen wie Klingelschilder aus Metall, irgendwelche Kunststoffverpackungen und elektronisches Gedöns (ich bastel hobbymäßig ziemlich viel mit Letzterem, also schon verständlich.). Immer wieder, ich habe keine Ahnung wie oft, fragte ich H. wie es ihm so gehe. Jedesmal sagte er, es gehe ihm gut. Einmal hatte er allerdings Tränen in den Augen. Wie er mir später verriet, war er plötzlich wieder in ein Mädchen von früher verliebt, und er spürte alle Gefühle wohl genau so wie damals, wenn nicht noch intensiver, was ihn völlig überwältigte - aber im positiven Sinne. Mir kam es mal wieder so vor, als würden sich gewisse Dinge wiederholen und ich wusste nicht mehr, was vorher und was nachher war. Das lag sicher auch daran, dass sich das Album immer wiederholte. So wartete ich schon auf bestimme Stellen, die mich dann immer wieder in die Gefühlslage versetzten, in der ich war, als ich diese Stelle vor einigen Minuten schonmal gehört hatte. Zum Beispiel das "Glöckchen" am Ende von "The Piccolo Snare" auf dem besagten Album... Kommt unfassbar gut auf Pilzen! Man fühlte sich, als sei man in der Musik! Ich kannte das Album bzw. die Band vorher übrigens noch gar nicht. Ich hatte zur Musik aber (leider) keine optischen Wahrnehmungen, also Synästhesien. Ich fragte H. ob Zeit für ihn noch eine Rolle spielte - er verneinte. Alles fühlte sich so tiefgreifend und spirituell an, aber leider nur auf einer emotionalen Ebene. Mir wurden leider - wie ich es naiverweise vlt. erwartet hatte - keine Erkenntnisse (über mich und andere) "auf dem Silbertablett" serviert.

Station 3 - Das Runterkommen

Ganz im Gegensatz zum ersten Trip war das Runterkommen diesmal sehr angenehm. Alles fügte sich langsam wieder so zusammen, wie es gehörte, und ich wusste nun, das man vor der leichten Verwirrung keine Angst haben braucht. Ich genoss einfach die Entspannung, die nach diesem, ja durchaus auch anstrengenden Trip, einsetzte. Wir hörten nochmal andere Musik, einfach, um die veränderte Wahrnehmung noch ein bisschen auszukosten. Wir unterhielten uns noch ein bisschen über unsere Eindrücke und belächelten ein bisschen unser für Außenstehende wohl ziemlich merkwürdiges und vlt auch peinlich anmutendes Verhalten, das wir vor einer guten Stunde noch gehabt hatten. Nach gut sechs Stunden Pilzefahrung gingen wir schließlich jeweils schlafen.

Fazit
Mein Wunsch war es, einen wirklich starken Pilztrip zu erleben, um mein Inneres besser zu verstehen. Dieser Trip wäre es gewesen, wenn ich nicht gebrochen hätte. Ich denke also, dass dieser starke Trip noch vor mir liegt - er wird bald folgen. Ich denke auch, dass ich diesen Zwischenschritt brauchte, um besser mit den Eindrücken und der Wahrnehmung auf Pilzen umgehen zu können. Es war naiv, trotz der ja teilweise auch schlechten Erfahrungen beim ersten mal mit 2g gleich auf 4g zu erhöhen und zu hoffen, dass es schon besser werden würde. Nun fühle mich aber viel sicherer, glaube den Trip besser steuern zu können und habe eigentlich gar keine Angst mehr - aber sehr wohl Respekt. Ich weiß, wie schön Pilze seien können aber auch wie unangenehm - obwohl sich beides sicher noch steigern ließe. Mir geht es aber nicht darum, ich suche nach Erkenntnis und hoffe sie zu finden. Nächste Station also: 4g, und diesmal ohne Honig und Erbrechen. :)

Insoweit: Beste Grüße und ich hoffe, es hat euch gefallen!