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Übersicht:

Titel:Im Ozean der Sinne und Wahrnehmungen
Drogen:Mischkonsum von Cannabis und Tabak (Reihenfolge vom Autor festgelegt)
Autor:anonym
Datum:06.07.2014 21:09
Set:entspannt/freudig
Setting:chaotisch, viele Menschen anwesend (Festival!); wunderbar schönes, wenn auch heißes, Sonnenwetter
Nützlichkeit:5,14 von 10 möglichen   (7 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Einleitun
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Es mag zwar trivial anmuten, über den alleinigen Konsum von Marihuana zu schreiben, denn diese Pflanze wird ja so häufig als simple "Freizeit- bzw. Spaßdroge" abgetan, der keine spirituelle Wirkung nachgesagt wird.
Jedoch möchte ich denjenigen Menschen, die derartiges - womöglich unwissend, wie sie sind - behaupten nur folgendes vor die Augen halten: Im Hinduismus und in diversen Auslegungen des Islams dient Haschisch der Herbeiführung außergewöhnlicher Bewusstseinszustände, denen durchaus eine gewisse "Spiritualität" anhaftet.
Im Folgenden möchte ich von einer für mich einschneidenden spirituellen Marihuana-Erfahrung berichten, die mich bis heute beeinflusst.
Vor der Einnahme
Es war bereits der Nachmittag angebrochen, und ich war mit dem Fahrrad bei drückend-feuchter Hitze zu einer dem Festivalgelände nahe gelegenen Schule gefahren, wo ich auf dem Schulhof eine Tüte aufrollte (etwa 80(Gras)/20(Tabak)-Mische) und wieder verstaute, da ich auf einen Freund wartete, der auf dem Festival arbeitete.
Ich war mit ihm verabredet, wir wollten zusammen buffen. Als er angekommen war, setzen wir uns auf eine Wiese, auf der einige Leute dasselbe wie wir vorhatten sowie trommelten.
Während des Konsums
Ich haute also die Lunte an, und wir rauchten ihn gemeinsam - unangenehm war es uns nicht, denn in unserer (kleinen) Stadt ist es eigentlich fast schon gesellschaftlich akzeptiert zu kiffen.
Während wir diese erste Tüte rauchten, unterhielten wir uns über Verschiedenes: Filme, Cabaret, Comedy, Literatur, das Kiffen an sich, die Pilzerfahrung meines Kollegen,...
Nach dem ersten Konsum
Ich muss an dieser Stelle sagen, dass ich zu diesem Zeitpunkt schon 2 Jahre gekifft hatte, weshalb ich, obschon es ziemlich gutes und potentes Gras war, nicht gerade aus den Latschen kippte.
Dennoch fühlte ich mich - wie es eigentlich immer bei mir ist -, als liefe ich auf Wolken: ein wenig wankend, aber so sanft, so friedlich.
Da mein Freund arbeiten musste, entschloss ich mich, die Festivalhalle aufzusuchen, um mir wenigstens die Musik auf diesem Festival anzuhören.
Ich betrat also diesen hässlichen Bau aus Stahl und Wellblech, der schon durch die Schwüle und Sonne erhitzt war.
Die Luft fühlte sich in meinen Lungen an wie Wasserdampf, wie eine leichte Flüssigkeit.
Nachdem ich die Treppe hochgestiegen war, betrat ich also den Konzertsaal, der, von der Bühne abgesehen, vollkommen dunkel war.
Ich schwitzte, mein Herz pochte kräftig, mein Atem war flach, aber nichts davon erschien mir unangenehm oder gar störend.
Plötzlich spielt Musik! Ich höre sie: Free-Jazz, komplex, chaotisch, eigentlich nichts, was man sonst hört.
Es ist eine Musik, die mich ansonsten langweilen, mich nerven würde! Aber ich merke, wie mein gesamter Körper mitsamt der Seele - wenn man vom platonischen Dualismus ausgeht - von der Musik ergriffen wird und in Ekstase gerät.
Eine Flut von Euphorie ergießt sich in meinem Bauch, ich bin begeistert von der Musik, in ihre Komplexität und Vielschichtigkeit nachgerade verliebt!
Gleichzeitig erkenne ich, wie die Licht-Show im Hintergrund mit dieser Komplexität konvergiert, sich anschmiegt, und ich verfolge dieses mannigfaltige Wechselspiel aus Farben, Rhythmus und Melodie mit größter innerer Zufriedenheit und einem gewissen kindlichen Staunen.
Meine Gedanken verlieren sich in Assoziationen, treten jedoch angesichts der Musik in den Hintergrund.
Ein wahrlich angenehmes Gefühl der Ekstase und Mystik! Es ist kaum in Worte zu fassen!
Es war ein Gefühl, als sei ich die Musik, die ich in diesem Moment hörte, selbst.
Mein Zeitgefühl hatte sich in der Musik verloren, so dass ich erst zur Pause die Halle mit einem leicht widerstrebenden Gefühl verließ, weil ich die Schönheit des Augenblickes nicht missen wollte.
Zweiter Konsum
Ich hatte also die Festivalhalle verlassen. Gleich machte ich mich auf die Suche nach meinem Kollegen, der mir eine SMS geschickt hatte.
Wir suchten ein weiteres Mal dieselbe Wiese auf und er rollte einen weiteren Joint auf, den wir rauchten.
Daraufhin schauten wir ein bisschen über den Händlermarkt, fanden jedoch nichts, was wir kaufen wollten.
Das zweite Mal in der Halle
Ich suchte nach dieser ersten wunderbaren Erfahrung die Konzerthalle ein weiteres Mal auf, um dieselben Erfahrungen nochmals zu erleben.
Ich wurde nicht enttäuscht, alles wiederholte sich wie zuvor. Dasselbe ekstatisch-mystische Gefühl, dasselbe kindlich-naive Staunen und die Freude über die musikalische Komplexität, die aber ganz und dar nicht logischer Natur war, sondern eher emotional-assoziativer.
Schluss/Fazit
Nach diesen Erfahrungen veränderte sich mein Weltbild um ein gewaltiges Stück, indem eine so unbedeutende festgefahrene Position (zu Free-Jazz-Musik) aufgelöst und geradezu umgekehrt ward, so dass ich begann, über Akzeptanz und Offenheit an sich zu räsonieren, wodurch sich mein Denken in die Richtung veränderte, dass ich verstand: Jedes Ding, jeder Gedanke, sei er noch so unbedeutend, muss einer fortlaufenden Prüfung unterzogen werden, um vervollkommnet zu werden.
Ich war gleichzeitig erstaunt darüber, dass eine geringe Menge Marihuana einen so großen Sinneswechsel in mir vorbereiten konnte.