Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Einen Tag + Nacht im Krankenhaus, Kurzzeitvollnarkose und H
Drogen:Mischkonsum von Heroin, Cannabis und Benzodiazepine (Reihenfolge vom Autor festgelegt)
Autor:Delete
Datum:06.09.2014 20:45
Set:Krankenhaus, kalt, desinfiziert mit viel Trubel
Setting:Entspannt und vorfreudig
Nützlichkeit:9,37 von 10 möglichen   (136 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Seit über 3 Wochen habe ich eine Ziste, die ich schon vor ein paar Monaten hatte aber wieder weg war, direkt über den beiden Arschbacken, unter dem Steißbein. Morgens geht es, abends ist es Horror. Jedes Husten, jedes Lachen, liegen, sitzen, stehen. Es schmerzt. Der Gang zum Chirurgen dauert zu lange. Bis man einen Termin bekommt und dann das Ding weggeschnippelt bekommt. Ich hätte natürlich schon vor 2 Wochen einen Termin machen können, oder noch eher, aber ich bin ein Konsument. Ich schiebe gerne, voller Leidenschaft, alles auf solang es geht und ziehe dann die Notbremse. Klappte bisher immer.

Ich habe mich für eine andere Variante entschieden, ab ins Krankenhaus in die Notaufnahme. Das Ding muss weg. Bin auch sonst jeden Tag unterwegs zur Arbeit nach Düsseldorf und morgens schon früh aus dem Haus und abends spät zuhause. Da sind Arzttermine reiner Luxus.

Es geht ins Krankenhaus, ich fahre nicht mit dem Auto, kann ja später womöglich auch nicht zurück. Man kann danach direkt nach Hause, aber meistens wollen die einen über Nacht da lassen. Ich hatte mich zu dem Zeitpunkt noch nicht festgelegt ob ich über Nacht bleibe, oder nach Hause gehe. Meine Tasche war jedenfalls auf jedes Szenario vorbereitet.

Eine Ration an Wechselklamotten, Dope, Shore, Kippen und Etis. Elektronische Unterhaltungsmedien. Bei einem Krankenhausaufenthalt überlasse ich nichts dem Zufall. Die sind da teilweise so Bieder mit den Medikamenten, echt schlimm. Als ich meine Schulter ausgekugelt hatte und das Gelenk gesplittert war, haben die mir nur Novalgin geben wollen. Ich hatte da aber Tramadol und Oxycodon mit. Nicht mit mir Freunde. Ein Krankenhausaufenthalt ist scheiße, das weiß jeder. Wenn man Pech hat, hat man sogar noch richtig schlimme Menschen mit den man sich das Zimmer teilen muss. Außerdem liegt man eh die ganze Zeit im Bett. Und hat Schmerzen. Da ist es doch nur logisch, dass man zu Opiaten / Opioiden greift. Macht das ganze einfach mal viel angenehmer. Ist dann praktisch schon fast Urlaub. Aber auch nur fast, das Essen schmeckt nicht so gut. Aber auf dem Stoff hat man ja auch nicht so viel Hunger. Touché!

Die Etis hatte ich nur für den Fall der Fälle mit. Wenn das Ding an meinen Arsch auch ausgeschabt werden muss, bekomme ich eh eine Kurzzeitvollnarkose und vorher eine 7,5mg Valium (wow!). Ich liebe diese Dinger (Kurzzeitvollnarkosen)! Man ist dann nicht sofort weg und später auch nicht sofort wieder da, das dauert ein bisschen. Man kann also noch voll viel vom Rausch mitnehmen, spitze! Man bekommt das wegtreten noch so richtig schön mit. Ich hätte gerne monatlich sowas. Aber ich möchte auch nicht unbedingt den King of Pop nacheifern.

Der Assistenzarzt schaut sich das Ding an meinen Arsch an. „Mmmhhhh joa, mmhhh… da müssen wir was machen!“ Ja ach nee, darum bin ich hier du Blitzbirne. „Sollte mit örtlicher Betäubung gehen!“ grinste er mich an, ich grinse nicht zurück. Über das Telefon holt er sich noch einen anderen Arzt zu Rate. Entschuldigung, beim Eintreffen sah ich das es eine Frau war, die sich nun explizit meinen Allerwertesten widmete. Nix unbekanntes für mich. Sie hatten mit ein paar Medizinischen Begriffen um sich geworfen bis ich die Stichwörter „Ausschaben“ und „unter Kurzzeitvollnarkose“ hörte. Bingo! Ich bin wieder im Spiel. Nun grinste ich triumphierend den Assistenzarzt an. Es war zu sehen, dass er nicht wusste warum ich nun grinse, aber das ist okay. Muss er auch nicht.

Eine halbe Stunde später war es soweit, ich hatte meine echt HEFTIGE Ladung von 7,5 mg Valium bekommen (Achtung Ironie!) und mich in den heißesten Krankenhaus-Op-Dress geworfen die sie im KH so anzubieten hatten. Meine Laune wurde immer besser. Nicht das sie vorher schlecht war.

Ab auf die Liege, zur Seite drehen, locker machen. Es geht los. Intravenös werden mir langsam (Ja langsam bitte, so langsam wie es nur geht, ich möchte nicht zu schnell weg sein, Danke!) die Substanzen eingeflößt. Meine Augen werden schwerer, mein Körper leichter, jegliche Gedanken fliegen weg. Vor meinen Augen habe ich nur noch verschwommene Wattebäuschen und um mich herum fühlt sich auch alles so an. Der Raum ist kalt aber jetzt total warm. Die Stimme des Anästhesisten nehme ich praktisch nicht mehr war („Sie sind gleich weg Herr B."). Jau! Die Lichter sind aus.


Meine Augenlider zucken, mein Mund ist total trocken, mein Gehirn und Gedankengänge noch voll auf Drogen, oder sagen wir mal lieber Medikamenten. Ich bin noch total im Vollrausch der Narkose. Geil! Bis ich praktisch wieder auf „normal“ bin dauert dass noch ca. 10 Minuten, d.h. jetzt noch alles mitnehmen was geht. Meine Freundin konnte ich nun langsam erkennen, beim Aufwachen holen sie meist die Begleitung mit rein, um es angenhemer und sanfter zu gestalten, ich grinse sie breit und fett an. Sie schüttelt nur den Kopf, kann sich aber ein grinsen nicht verkneifen. Ich labere richtig dummen Scheiß, den man halt nach so einer Ladung i.V. labert. Ich genieße meine One-Man-Show in vollen Zügen, der Dienstältere Arzt war genervt, kam mir zumindest so vor, er kennt das ja schon, der junge, vermutlich frisch von der Uni kommende Assistenzarzt hat aber seinen Spaß mit mir und animiert mich damit weiter einfach drauflos zulabern. Wir unterhielten uns total angeregt über alles Mögliche. Ich erkläre ihm Gott und die Welt, diesem Jungspund! Na gut, er war in meinem Alter, aber was macht das schon. In meinen jetzigen Zustand könnte ich für alles eine Lösung finden und Teile es auch wirklich jedem im Raum anwesenden mit.

Allmählich wird es Zeit zurückzukehren, in die normale Welt und in mein Zimmer. Ich seufze vor mir rum, bin ein bisschen traurig dass es schon vorbei ist. Aber ich habe ja noch was als Nachtisch: meine Shore. Es ist nicht intelligent sowas nach einer (Kurzzeit-)Vollnarkose zu konsumieren. Aber ich bin in einem KH. Wenn nicht hier, wo dann.

Was mich jetzt am meisten interessierte waren meine Zimmergenossen. Am schlimmsten wären Menschen, die schon im höheren Alter sind und jedem ihr ganzes Leben und alles andere Mögliche erzählen wollten. Diese Art von Mensch, denen du nur einmal Blickkontakt schenken musst und die dann sofort ihre Chance wittern und direkt loslegen, sich freuen ein „Opfer“ gefunden zu haben. Diese Art von Menschen fangen nicht locker mit dem Wetter an oder warum man hier ist, nein Gott bewahre, das geht direkt Schlag auf Schlag. Ein Gewitter von Lebensgeschichten, die sich teilweise anhören wie Stories aus der BILD-Zeitung. Nein danke, bitte nicht. Und wenn doch, werde ich mich sofort therapieren und wegdriften.

Mein Zimmer teilte ich mir mit einen 40er und einen knapp 70er. Der 70er war auf dem ersten Blick so jemand wie oben beschrieben. Der 40er hatte sichtlich Freude das nun jemand anderes kam. Ich habe dem 70er mit meinen ersten Blicken direkt Non-Verbal mitgeteilt was Sache ist, das ich an jeglicher Konversation kein Interesse habe. Wenn ich das möchte kann ich das wirklich gut. Das hat man auch an seiner Reaktion gesehen. Er richtet seine komplette Aufmerksamkeit wieder auf den 40er. Meine praktisch Voll-Glatze und halber-Vollbart unterstützt das ganze.

Beim Gang vom Rollstuhl ins Bett ist mir aufgefallen, dass es mir ziemlich schwer fällt. Wenn ich später konsumieren will, wird der erste Gang auf die Toilette bestimmt nicht leicht. Aber der Weg ist das Ziel! Nein, das ist natürlich völliger Quatsch, machen wir uns nichts vor, der Rausch ist das Ziel!

Ich quatsche ein bisschen mit meiner Freundin, wir gingen auf die Terrasse bzw. Balkon der direkt am Zimmer angeschlossen war. Gott sei Dank. Habe den richtigen Flügel erwischt, auf der anderen Seite haben die das nicht. Wir rauchten eine. Bzw. meine Freundin rauchte eine und ich den ersten vorgedrehten Mini-Dope-Stick, natürlich nur als Entspannung und Therapie-Maßnahme. Als die Schwester ins Zimmer kam um das Abendbrot zu bringen, huschte sie relativ straight zu uns auf den Balkon:

„Sie dürfen nicht aufstehen und rauchen ist auch nicht gut nach so einem Eingriff!!!!!!!!!!!!!“ Mein Blick ist mir fast entglitten, was sagt die knapp 20-Jährige Azubine im rauen Oberschwester Ton zu mir? „Wie bitte?!“ „Ich sagte Sie dürfen weder aufstehen noch rauchen!!!!!!!!!!!!!!!“ Ihre Stimme klang dabei total übersteuert, so hoch-quietschig, das raubt einem sofort den letzten Nerv. Sie probierte stark und beherrschend zu sein, Contenance zu bewahren und verantwortungsvoll zu sein, dieses Bild ist ihr aber nicht geglückt. Dafür war sie noch zu frisch dabei. Das zieht vllt. bei jemand anderen, aber nicht bei mir, sorry. „Wer sagt das?“ „ICH sage DAS!“ „Aha…“
Ich drehe mich wieder zu meiner Freundin um. Ich hätte 1000 andere Sachen sagen können, aber dieses selbstzufriedene und teilnahmslose „Aha“, sowie das sofortige ignorieren hat sofort gefruchtet. Eig. bin ich kein Arsch aber sowas kann ich nicht ab. Finde ich ja lieb das sie sich sorgt (aber wahrscheinlich nur um sich selbst, da im Falle eines Falls sie haftet, obwohl sie das nicht tut, sondern die Aufsichtshabende Schwester und keine Azubine im ersten Lehrjahr und die Aufsichtshabende Schwester haftet auch nicht direkt, also warum dieses rumgemeckere?!), ich bin aber alt genug um das selbst zu entscheiden. Sie sagte auch nichts mehr und ist relativ stinkig und stampfend zurück ins Zimmer Essen verteilen. Ihr Rückanblick beim Bücken in einer weißen Stoff-Yoga-Hose entschuldigte ein bisschen ihr schroffes auftreten mir gegenüber. Ich nahm diese Art von Entschuldigung ganz „Gentleman-Like“ an und sagte in meinen Gedanken „Danke“ zu ihr. Wieso tragen die eig. immer dunkle Tangas unter ihren weißen Hosen? Die Frage stellte ich aber nur mir selbst, nicht meiner Freundin.

Nach dem Abendbrot machte sich meine Freundin vom Acker. Nun war ich auf mich allein gestellt. Mit dem 40er und 70er. Und der Aggro-Schwester! Wenigstens wird sie nicht in der Nachtschicht da sein, das würde mir gerade noch so fehlen.

Ich begutachtete und sondierte die Situation gewissenhaft. Habe über alle Eventualitäten und meinen possibilities nachgedacht. Das TV-Programm abgecheckt, meine elektronischen Mitbringsel eingestellt. Musik, falls ich gleich Musik hören möchte, paar YouTube-Videos und die eine oder andere Doku bereitgestellt. WLAN sei Dank. Die paar € bezahle ich in dem Fall gerne dafür.

Nun startet meine Mission. Mission Shore. Als erstes muss ich aus dem Bett zum Schrank, mein Stuff daraus holen + die Dinge die ich sonst brauche. Röhrchen, Karte, etc.

Das ganze gestaltet sich schwieriger als erwartet, die Schmerzmittel hören auf zu wirken. Es wird Zeit. Eig. Rauche ich ja lieber Blech, aber ich kann mich hier im Krankenhaus nicht ins Zimmer mit zwei anderen auf die Toilette setzen für ne halbe Stunde da eine Kippe und Blech nach dem anderen rauchen. Deswegen werde ich Nasal konsumieren. Das passt auch besser in meinen Plan danach noch eine auf dem Balkon zu rauchen um dann relativ zeitnah beim Eintritt des Rausches wieder im Bett zu sein.

Das Badezimmer ist für KH-Verhältnisse relativ groß. Es gibt auch einen Stuhl, der ist für Leute die nicht stehen können aber duschen wollen. Die Einladung nehme ich dankend an. Nun sitze ich vorm Schneeweißen Waschbecken und bereite mir 2 Lines vor. Ich mag die braune Farbe der Lines auf dem weißen Porzellan-Waschbecken. Für jedes Nasenloch gibt es eine Line. Um das Ziehgeräusch zu übertönen würde man ja normal vorm ziehen die Klospülung betätigen, da ich hier aber im selben Raum ein Waschbecken habe, lasse ich einfach das Wasser laufen. Da muss man halt nur Aufpassen wegen dem Druck, wäre zu schade wenn auf einmal das Wasser rumspritzt und die vorher akribisch angelegten Lines zunichtemacht. Ich bin da sehr genau und gewissenhaft, toleriere keinerlei Abweichung, wie ein Ingenieur lege ich Millimeter genau und absolut gleichmäßig die Lines an. Das ist mein Standard an mich. So lieblos und halbherzig angelegte Lines mag ich nicht, das Auge zieht mit.

Links, rechts, fertig. Saubere Arbeit ohne Rückstände. Da müsste jetzt schon jemand von der Spurensicherung kommen um mir was nachzuweisen. Stehend nochmal die Nase nachgezogen, Gesicht befeuchtet, Wasser aus. Raus. Auf den Balkon. Kippe ins Maul, anzünden, inhalieren. Mmmmmhhhh… gute Sache! Ich ziehe immer wieder ein bisschen die Nase nach. Die Kurzzeitvollnarkose scheint das H zu potenzieren. Die ersten Wellen kommen. Schweißausbrüche. Kribbeln. Watte. Wärme. Schmacht. Weiche Beine. Ein zufriedenes Grinsen macht sich auf meinem Gesicht breit. Ich überlege kurzerhand nach der Kippe noch einen Mini-Stick zu dampfen, entscheide mich aber dagegen. Es fährt jetzt schon zu gut rein.

Nach der Kippe sind meine Augen vermutlich total offensichtlich auf halb Acht. Ich checke das aber nicht im Spiegel, kein Bedarf. Ich weiß wie ich jetzt aussehe, Stecknadel Pupillen. Hängende Augenlider. Der Normalo würde sagen „fertig mit der Welt“, der Kenner würde sagen mir geht’s jetzt richtig gut. So war es auch.

Der Einstieg ins Bett ging fluffig von der Hand. Alles war mega-weich. Super-angenehm warm. Es war kein Platz für irgendwas Negatives in meinem Kopf. Selbst der 70er könnte meine Gute-Laune-Wellen jetzt nicht stoppen. Und die Aggro-Schwester erst recht nicht. Wie beschreibt man am besten H für Leute die das nicht kennen? Oder die maximal Erfahrung mit niederpotenten Opiaten / Opioiden haben?

H ist wie ein Sessel, dein Lieblingssessel, der beste und gemütlichste Sessel der Welt (oder auch Bett), auf dem du nach einer harten Arbeitswoche am Freitag Abend platzt nimmst und endlich entspannen kannst. Wo dann keiner ist der dir nervige Fragen stellt, dich an Aufgaben erinnert oder an Dinge die noch erledigt werden müssten. Es ist vollkommen mit allen zufrieden was du bist und was du tust, es ist total verständnisvoll. Es schenkt dir deine völlige Aufmerksamkeit, ohne zu Nerven oder zu Aufdringlich zu wirken. H ist wie, wenn man als kleines Kind sich wehgetan hat und die Mutter einen im Arm nimmt und pustet und alles wieder gut ist. H ist wie die letzte Stunde in der Schule vor den Sommerferien und es endlich klingelt und man weiß jetzt hat man erst mal nix mit der ganzen Scheiße zu tun hat. H ist wie der letzte Satz bei der Master-Arbeit der mit einer guten Note und Abschluss gewürdigt wird. H ist wie Urlaub auf Raten. Es befreit. Kurzzeitig. Mit Nachgeschmack. Bitteren.

Diese Wärme, diese Teilnahmslosigkeit bei höheren Dosen. Man driftet komplett weg, so wie luizides träumen mit netten Nebeneffekten. Ich komme gar nicht dazu eine meiner vorher vorbereiteten Dinge zu tun. Keine Videos, keine Dokus, ich bin zu drauf. Kann die Augen nicht mehr offen halten, sehe doppelt. Ich möchte aber nichts von den anderen Menschen in diesem Raum mitbekommen, deswegen probiere ich mit letzter Kraft mir meine Kopfhörer aufzusetzen und Musik anzumachen.

Meine Gedanken rücken dabei immer weiter in den Hintergrund, auf ein Mindestmaß, praktisch nicht wahrnehmbar. Das H hat jetzt die volle Kontrolle. Und das ist in diesem Fall auch gut so. Es ist nicht so dass ich dieses Gefühl der Geborgenheit und Wärme nicht kennen würde, also dieses echte Gefühl davon. Das von H ist nur fake, dessen bin ich mir bewusst, sollte man auch. Ich hatte eine wunderschöne Kindheit mit viel Liebe, ich liebe meine Freundin über alles und sie mich auch. Ich bin mit mir selbst und meinen Leben total im reinen. Bis auf die kleinen „Problemchen“ die jeder hat, habe ich ein wirkliches phänomenales und erfülltes Leben. Trotzdem gönne ich mir immer mal wieder gerne den H Rausch. Ich muss damit nichts kompensieren oder verdrängen, ich genieße es einfach.

Das mache ich seit ca. 3 Jahren so, 1-2x im Monat bis alles weg ist und dann über den Daumen gepeilt 2 Monate Pause mache. Ich fahre gut damit, bin mir aber der Gefahr bewusst. Es gab mütterlicherseits viele Fälle in meiner Familie wo das nicht gut gegangen ist. Allein deswegen könnte ich mir ein Leben als Junkie gar nicht erlauben. Möchte ich auch gar nicht. Nach 24h Dauerkonsum habe ich schon Entzugserscheinungen, sie sind leicht, aber sie sind da. Das kann ich nicht verleugnen. Physisch und psychisch. Außerdem wäre das auch meiner Freundin unfair gegenüber.

Es gibt ein paar Regeln die man beim H Konsum beachten sollte, sie sind kein Schutz gegen eine Sucht, aber sie sind wichtige Standpfeiler nicht darin abzurutschen.

1. Man sollte gewisse Sachen in seinen Leben geleistet oder geschafft haben. Ein Teil seiner Träume verwirklicht haben. In meinen Fall waren das z.B. relativ „spießige“ Sachen wie einen guten Schulabschluss, eine gute Ausbildung, einen guten Job, Auto-, Motorrad-, Segel- und Motorbootführerschein. Ein schönes Auto, eine schöne Wohnung. Dinge die man nicht "wegwerfen" möchte sondern drauf aufbauen kann.

2. Man sollte auf jeden Fall mit beiden Beinen fest im Leben stehen und wissen was man will. Mit sich selbst im reinen sein.

3. Man sollte auch weiterhin Träume im Leben haben die man sich erfüllen möchte. Am besten welche die sich bis ans Lebensende ziehen. Sozusagen eine Aufgabe stellen, die man erfüllen möchte und mit einen Dauerkonsum bzw. Sucht von H einfach nicht vereinbar wären. z.B. ein Haus (bauen oder kaufen) und Kinder bekommen und großziehen.

4. Man sollte Spontan-Käufe vermeiden. Wer kennt das nicht, man hat spontan Lust auf etwas und holt es sich dann auch wenn man die Möglichkeit hat. D.h. ab dem Zeitpunkt wo man merkt man hat Bock zu konsumieren und holt sich etwas, sollte der Zeitpunkt vom Willen etwas zu kaufen und bis zum Eintreffen des Stoffes am besten 3-4 Tage vergehen. Oder noch länger. Vorfreude ist die schönste Freude. das ist wirklich so. Ansonsten werden die Spontan-Käufe schnell zur Gewohnheit. Jeder weiß wohin das führt. Ein Fehler, den man bei einem so stark süchtig-machenden-Stoff nicht unterschätzen sollte!

5. Niemanden im Freundes- oder Bekanntenkreis haben der auch konsumiert. Man weiß ja wie das ist, wenn man jemanden kennt der was konsumiert was andere nicht konsumieren, egal was, und man hat Lust zu konsumieren, wird es früher oder später dazu führen, dass man sich immer öfter mit diesen Menschen trifft, um zu konsumieren. Die sogenannten „Drogen-Freundschaften“. Gerade hier kann das ganz schön böse ins Auge gehen.

6. Man sollte sich das Interesse am aktiven Lebensstil beibehalten oder erschließen um nicht die Lust nach faulenzen auf H zu fördern. Natürlich ist es schön auf H einfach nur zu nodden, aber wenn man ehrlich ist hat man nichts davon. Man hätte mehr davon mit seiner Freundin irgendwo hinzugehen, was schönes zu sehen oder zu erleben, sich auszutauschen, einen schönen Abend zu haben an dem man sich erinnert. An H Abende erinnert man sich meist nicht so gut, wie an so was.

Ein sanftes zupfen an meiner Schulter holte mich leicht aus meinen Rausch. Ich öffnete meine Augen, konnte aber nicht viel erkennen. Eine breite Masse von Mensch in weiß bäumte sich zu mir über.
„Herr B., alles gut bei Ihnen, brauchen Sie etwas?“, sagte eine sanfte Stimme mit Osteuropäischen Akzent zu mir. Ich brauchte ein paar Sekunden um die Situation zu sondieren. Anscheinend schien die Nachtschwester ihre Stippvisite zu machen. Ich wusste nicht wie spät es ist, aber das musste es sein. Kein Krankenhaus würde bei einer Nachtschicht jemand unerfahren wie die Aggro-Schwester alleine auf die Patienten loslassen. Da bedarf es einer ruhigen Menschenhand mit Einfühlungsvermögen, jemand der einen ruhigen Kopf behält, auch in schwierigen Situationen. Da kann man so eine junge Aggro-Schwester nicht gebrauchen.

„Ja“, ich stammele ich vor mir hin, „es ist alles gut, ich habe nur starke Schmerzen“. „Ja ich wissen, ich kann geben Ihnen Schmerzmittel!“ Ich witterte Lunte, probieren kann man es ja mal. „Was denn?“ „Paracetamol oder Novalgin“ „Nee, so stark sind die Schmerzen auch nicht, aber danke!“ (Haha, welch Ironie, aber for free brauch ich keine der beiden Mittel.) „Okay Herr B. wenn irgendwas ist, drücken Sie roten Knopf hier, dann ich kommen schnell.“ „Ja, danke!“ „Wenn Sie nicht schlafen können weil Schmerzen, kann ich Ihnen auch bringen Schlaftablette?!“ Jetzt wurde ich hellhörig, ich brauche sie nicht, nicht jetzt, aber for free würde ich eine Schlaftablette nicht ausschlagen. „Ja, bitte, ich weiß nicht wie es später aussieht, zur Sicherheit wäre es wirklich super-lieb wenn ich eine parat hätte!“
Dieses auf „Kleiner-Hilfloser-Junge-Machen“ kann ich mindestens genauso gut wie meinen Aggro „Quatsch-Mich-Bloß-Nicht-An“-Blick. Ich bin halt Konsument. Jeder Konsument ist auf seiner Art und Weise Schauspieler. Lieb streichelt sie meine Schulter und sagt ganz sanft und leise „ich schicke gleich jemanden vorbei der Ihnen eine bringen!“ Ich hoffte nur das es nicht die Aggro-Schwester wäre, aber sie hätte - ohne die Uhrzeit zu wissen - gar nicht mehr hier sein können. Obwohl diese sich ruhig hätte noch mal bücken können. Aber ich sehe eh alles doppelt und verschwommen, davon hätte ich nun auch nichts.

Wie lange wird es wohl dauern bis die besagte Schwester kommt um mir eine Schlaftablette zu bringen? Ich weiß es nicht. Ich sondiere erneut so gut es geht die Situation. Mein Zimmergenossen schlafen. Ziehe ich noch was oder rauche ich einen. Ich entschied mich für beides. Dasselbe Spiel wie zuvor. Aber deutlich weniger, konnte mich so schon kaum auf den Beinen halten. Die kalte, frische Luft draußen tat gut, aber nach der Hälfte des Sticks musste ich wieder rein. Die Beine waren einfach zu weich und ich zu drauf. Zurück ins Bett. Das Handy gecheckt. Meine Freundin hat geschrieben. Sie schreibt das sie an mich denkt und mich liebt und morgen früh sofort da ist sobald Besuch erlaubt ist. Ich drücke das Handy an mein Herz, sozusagen symbolisch. Ich lehne meinen Kopf nach hinten. Drifte weg, luizide Träume fangen wieder an, gepusht vom Dope. Ich denke an meine Freundin. Ich liebe sie so sehr. Wir haben uns hier im LdT kennen gelernt. Sie weiß damit praktisch alles über mich. Sie ist noch sehr jung aber sehr reif, intelligent und Super süß, total Verständnisvoll. Sie ist mein 6er im Lotto Liebestechnisch. Zufrieden schlafe ich ein.