Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Mein erstes Mal Koks – eine Enttäuschung
Drogen:Kokain
Autor:anonym
Datum:11.09.2014 13:25
Set:betrunken und etwas Hasch-high, aber beides in Maßen, große Vorfreude aufs Koks, Neugier
Setting:eine Straße nachts in Kopenhagen mit vielen kostenlosen Clubs und lauter Partyvolk
Nützlichkeit:8,41 von 10 möglichen   (27 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Alter: 21 Jahre

Ort: Kopenhagen (Urlaub mit zwei engen Freunden)

Lines: 4 Stück, ca. jede halbe Stunde (etwa 2mm breit, 8cm lang)

Schon lange wollte ich Kokain ausprobieren. Es faszinierte mich, da es zu den „harten“ Drogen zählte, die stark abhängig machen sollte. Ich war mir aber sicher, dass ein einmaliger Konsum nicht schaden könne und ich wollte unbedingt endlich wissen wie es ist. Ich hörte, dass man auf Kokain, das Gefühl hat alles machen zu können, das Selbstbewusstsein gesteigert wird, dass man komplett glücklich sei, aber auch das man auf Koks zum egoistischen Arschloch wird. Ich wollte endlich wissen wie es ist!

Die Gelegenheit ergab sich selten. Der Kumpel eines Kumpels sollte es einmal besorgen, doch als ich es mit 19 Jahren bekam spürte ich nichts und mir wurde klar, dass ich abgezogen wurde.

Vor einigen Wochen machte ich mit zwei Freunden eine Radtour von Flensburg nach Kopenhagen. Die Radtour dauerte 5 Tage und war ein schöner Natururlaub. Als wir am Samstag in Kopenhagen ankamen schliefen wir bei einem alten Freund meines Kumpels (nennen wir ihn Samy) und wollten mit ihm feiern. Es stellte sich heraus, dass Samy mit seinen Kumpels öfter Kokain organisierte und so erhoffte ich mir, endlich an vernünftiges Koks heranzukommen. Da ich nicht viel Geld hatte wollte ich nur ein halbes Gramm kaufen. Samy meinte, kein Ticker verkaufe ein halbes Gramm, aber eventuell könnte ich mir mit seinen Freunden zusammen was holen. Er selber hingegen habe damit aufgehört.

Wir glühten vor, betranken uns, rauchten das gute Hasch aus Christiania und begaben uns irgendwann gegen 1 Uhr morgens in das/(ein?) Partyviertel Kopenhagens. Die ganze Zeit war nicht klar ob es mit dem Koks klappen würde, bis sich die Dealer endlich meldeten und uns trafen. Es freute mich sehr, dass die Dealer aussahen wie in einem schlechten Cliché-Film: Sie trugen Jogginganzüge, hatten eine Sonnenbrille auf der Stirn (nachts!) und fuhren einen Mercedes. Wir kauften uns zu viert 2 Gramm für 1000 Kronen = 140€ und ich war mit ca. 30€ dabei, sollte also ein halbes Gramm abbekommen (Samy entschied sich betrunken übrigens doch dazu mitzumachen). Wir quatschten noch mit den Dealern, die oberflächlich mit den Leuten befreundet waren, liefen noch ein bisschen rum, und verzogen uns irgendwann endlich in eine Seitenstraße auf eine Treppe.

Bevor wir das Koks zogen, stritten die dänischen Freunde untereinander. Ich fragte was los sei, da erklärte sie mir, dass Adam, als er das Koks bekam, heimlich wegging um die erste Line zu ziehen. Es ging eine Weile hin und her und die Leute waren offensichtlich enttäuscht und entsetzt, dass ein guter Freund von ihnen heimlich ihr Koks wegzieht. Zu meiner Überraschung, gab er es zu und sagte: „Yeah, I'm a fucking drug addict, I just had to it right now, because I was drunk and I needed it.“ Irgendwann zog endlich jeder eine Line, nur Adam, verzichtete/bekam keine.

Ich hatte gehofft, direkt nach dem sniefen was zu spüren, aber da war nicht viel. Irgendwann gingen wir zurück zu den Clubs. Adam fragte mich nach etwa 15 Minuten, wie mir das Koks gefiel. Ich erklärte ihm, dass ich etwas klarer Sehe und etwas wacher bin aber ansonste nicht viel fühlte. Er meinte, ich solle auf die zweite und dritte Line warten. Zwischendurch tanzten wir im Club es machte aber nicht viel Spaß, da das Koks kaum wirkte und der Club schlecht war.

Wir wollten irgendwann die nächste Line ziehen, was nicht so einfach war, da sich weitere „Freunde“ dazugesellten, die mitbekommen hatten, dass wir Koks hatten und darauf gierten. Erst nach einer Weile wurden wir sie los und konnten die nächste Line ziehen. Dann setzte die Wirkung langsam ein.

Irgendwann hatten meine beiden Freunde und ich kein Bock mehr, weil wir von einem mainstream Club zum nächsten liefen statt in einem zu bleiben und ständig das Koks im Mittelpunkt stand und sich alle nur noch fragten: „Wer hat gerade das Koks?“ Wenn man normalerweise in Berlin feiern geht findet man irgendwie alle Clubs außerhalb scheiße. So ließ ich mir meinen Anteil Koks geben und wir machten uns zum unabhängigen Viertel Christiania auf in der Hoffnung auf was Alternertiveres und Cooleres zu stoßen. Auf dem etwas längerem Weg zog ich noch die letzten beiden Lines weg. (Eigentlich wurden mir 6 Lines versprochen, aber irgendwie war nicht mehr so viel übrig, zwei Mädels hatten wir auch noch zum ziehen eingeladen, deshalb bekam ich nur noch zwei weitere mit).

Jetzt endlich zur Wirkung: Was ich fühlte war eine Wachheit wie von ein paar Lines Amphetamin, ein Klarheit, die meinen Alkoholrausch beseitigte und viel Energie. Ich freute mich darauf nach Christiania zu laufen, ging besonders schnell, hatte das Gefühl besonders aufrecht zu laufen und laberte meine Freunde komplett zu. Ich war ständig am Reden und ich war sehr gut gelaunt.

Hinzu kam, dass ich einen meiner beiden Kumpel zutextete wie cool er sei. Er ist ein wenig depressiv und sehr streng und pessimistisch mit sich selber. Ich wollte ihm das austreiben und erzählte ihm deswegen ausführlich was für ein cooler Typ er eigentlich sei und dass er den Idioten in seinem Kopf abstellen sollte, der das Gegenteil behauptete. Das war fast ein bisschen wie auf MDMA nur, dass ich keine große emotionale Verbundenheit zu ihm fühlte, sondern mir einfach rational bewusst wurde, dass ich ihm das endlich klar machen müsste. Mein anderer Freund half mir dabei ein wenig, da er es genauso sah. Leider war der entsprechende Kumpel gut betrunken und war deswegen gar nicht so super aufnahmefähig. Immerhin schrieb ich ihm deshalb eine SMS vor seinen Augen wie cool er war, damit er sich daran erinnert wenn er zu Hause sein Handy wieder auflädt. Alles was ich ihm erzählte war die Wahrheit, aber da ich ein recht verschlossener Mensch bin, kam ich nie dazu ihm das in aller Deutlichkeit zu erzählen. Mit Koks ging es endlich, dafür bin ich immernoch dankbar.

Wenn man mich im Koksrausch von außen betrachtete, war ich wahrscheinlich ein fröhlicher Typ, der mit weit aufgerissenen Augen durch die Straßen lief und alle möglichen Leute anquatschte und immer sehr nett und interessiert an ihnen war.

Das war also alles in allem sehr schön, aber das Gefühl war viel schwächer als ich es erwartete. Die Droge ist schließlich verdammt teuer, deswegen wollte ich richtige Euphorieschübe, so ein BÄM!-Gefühl haben statt einer andauernden, sehr guten Laune. Wenigstens war ich glücklich, kein Arschloch zu sein auf Koks, sondern im Gegenteil, netter und offener als sonst.

Schließlich kamen wir dann endlich in einem coolen kostenlosen Outdoor Club in Christiania an. Zwar war auch hier die elektronische Musik mainstream und schlecht im Vergleich zu Berliner Clubs – doch immerhin war die Location cool und vor allem waren die Leute sehr nett. Lines hatte ich keine mehr übrig, und nach einer halben Stunde tanzen wurde mir irgendwie langweilig. Ich fand alles nicht mehr so cool, und wollte am liebsten nach Hause gehen. Meine Freunde nervte ich damit aber nicht, da ich wusste sie würden noch einige Stunden bleiben wollen. Also quälte ich mich noch etwa anderthalb weitere Stunden auf der Tanzfläche durch und als es um 5 hell wurde, ging plötzlich die Musik aus. Ich fand es sehr überraschend, dass es einfach zu Ende war und die Leute nach Hause gingen (in Berlin gehen viele Leute um 5 erst los zum feiern...), war darüber aber sehr dankbar.

Meine Freunde waren nicht so einfach wegzubekommen, die wollten unbedingt noch was erleben, also baute ich einen dicken Haschjoint für uns und erhoffte mir endlich bessere Laune. Er brachte aber abgesehen von körperlicher Entspannung nicht viel. Schließlich gingen wir endlich völlig verplant und verpeilt nach Hause zu unserem Kumpel Samy und brauchten dafür noch ca. 4 Stunden (wegen Verpeiltheit, nicht vorhandenen Ortskenntnissen, betrunkensein, falsches fahren mit dem ÖPNV und nicht vorhandener Karte). Der Weg war richtig ätzend. Ich wollte einfach ankommen, wusste aber, dass es ewig dauern würde. Ich war richtig scheiße drauf und sah alles in negativem Licht. Ich bereute richtig krass, dass wir an den schönen Natururlaub unbedingt das feiern anfügen wollten und dachte mir, dass man nüchtern in der Natur tausendmal glücklicher als auf Drogen in der Stadt sei.

Da Samy wieder bei seiner Mutter mit Kind wohnte wollten wir nicht von 9 Uhr morgens bis nachmittags im Wohnzimmer schlafen sondern entschieden uns unsere Isomatten zu holen und im nächsten Park zu schlafen. Das war an sich eine tolle und schöne Idee, trotzdem blieb ich die ganze Zeit depressiv. Mir ist mit der Zeit klar geworden, dass es am Koks liegen musste, und das überraschte mich. Mich hatte niemand vorgewarnt, dass es eine Stunde nach der letzten Line abwärts gehen würde... Ich war überrascht im Park einschlafen zu können, ich dachte es wär wie bei Amphe, dass man ewig wach bleibt.

Gegen Mittag sind wir alle aufgewacht, es war ein herrlicher Tag und im Park war mittlerweile Leben. Ich spielte mit meinen Freunden Frisbee, was ich normalerweise liebe, trotzdem machte alles weiterhin nur sehr wenig Spaß. Ich bekam negative Gedanken, weil wir noch mit dem Rad zurückfahren mussten und ich nicht wusste ob wir das im geplanten Zeitrahmen schaffen würden. Ich wollte deswegen, den Urlaub abbrechen und frühzeitig Kopenhagen verlassen, damit wir keinen Zeitdruck haben und lieber einen Tag zu früh, als zu spät ankamen. (Am Mittwoch musste ich spätestens wieder zu meiner WG-Party in Berlin sein. Da ich für ein Jahr weggehe war es auch meine Abschiedsparty). Ich erzählte meinen Freunden, dass ich den Urlaub abbrechen wollte was sie nicht so toll fanden aber auch zum Glück nicht so ernst nahmen, da sie ahnten wir es mir ging. Ich erzählte ihnen auch ständig wie scheiße Kokain sei, wie richtig ihre Entscheidung war es nicht zu nehmen. (Der eine entschied sich dagegen, weil sein Vater Herzprobleme hat und der andere wusste, dass er generell suchtgefährdert ist. Sie hatten sich wirklich schlau entschieden, was sonst bei Drogen nicht immer ihre Stärke war). Ich war richtig unglücklich ich sah alles durch einen grauen Schleier.

Erst gegen 3 bis 4 Uhr am Nachmittag war der Kater langsam vorbei und der Tag wurde wieder etwas schöner, aber nur mäßig. Mit Samy konnte ich nur kurz quatschen, da er weg musste. Ich erzählte ihm von meinen Erfahrungen, dass es weniger geil war, als erwartet, und ich danach viele Stunden depressiv war. Er stimmte mir zu und sagte, das Koks eigentlich scheiße sei, man läuft aufgedreht rum, und das wars. Nur das trotzdem alle den ganzen Abend auf das Koks geiern und es um nichts anderes geht. Er hätte es gestern das erste Mal seit einem Jahr wieder gemacht obwohl er es eigentlich ganz lassen will. Ich fragte ihn, wie er mit der depressiven Stimmung umgehe. Er meinte, er wär einfach um 5 nach Hause gegangen und hätte direkt geschlafen, dadurch hat er sie überbrückt und alles wär in Ordnung. Das schien mir sehr schlau zu sein, als ich das Koks zog wusste ich garnicht, dass man danach problemlos einschlafen kann... Schließlich fragte ich ihn noch, wieso sie sich alle besaufen wenn sie Koks ziehen, das würde ja gar nichts bringen. Er meinte, ja, eigentlich bringt es nicht viel, aber irgendwie mögen sie es trotzdem.


Erst am Montag war wieder alles in Ordnung und wir fuhren in zwei Tagen zurück an den Süden Dänemarks, setzten mit der Fähre nach Rostock über, fuhren mit dem Zug zurück und ich erreichte am Mittwoch rechtzeitig meine Wohnung. Die WG-Party begann schon mittags und es war toll mit viel Gepäck aus dem Urlaub zu kommen und zu Hause von den ersten Gästen und dem DJ der bereits auflegte empfangen zu werden. Ist aber off-topic. Außerdem aßen wir am Montagabend auf einer schönen dänischen Halbinsel Magic Mushrooms, die aber relativ schwach wirkten. Auch off-topic.

Der Trip war vor etwa vier Wochen. Wie denke ich jetzt über Koks? Nach dem Trip dachte ich mir: Wenigstens weißt du jetzt das Koks voll scheiße ist. Um die Meinung dazu wirklich abschließen zu können würde ich es aber irgendwann in der Zukunft wenigstens nochmal ein zweites Mal probieren. Und zwar nüchtern. Nämlich wenn ich irgendwann viel Geld habe und sich die richtige Gelegenheit ergibt. Das wird zum Glück noch eine Weile dauern. Ich würde erwarten, dass es wieder so wird und ich endlich weiß: Spar das Geld, das Preisleistungsverhältnis stimmt überhaupt nicht. Wenn 5 Stunden Koks so billig wären wie 5 Stunden MDMA und MDMA im Gegensatz so teuer wie Koks – das würde in meinen Augen Sinn ergeben. So aber nicht.

Allerdings habe ich mir gestern Tripberichte im LdT zu Koks durchgelesen, weil ich wissen wollte ob es allen so geht. Das mit der depressiven Stimmung direkt nach der letzten Line scheint üblich zu sein. Das ist ein riesiger Nachteil der Droge. Ein Gramm kostet 70€ und hält bei 12 Lines vielleicht 6 Stunden lang. Wenn ich damit feiern gehe, muss ich ja nach 6 sehr teuren Stunden nach Hause gehen. Wie scheiße ist das denn?

Was mich überraschte ist, das viele hier im LdT von Koks berichteten, wie ich es mir zunächst erhofft hatte: Das man voller Euphorie ist, das Gefühl hat alles schaffen zu können, sich wie der aller beste Mensch auf Erden fühlt. Das war das Gefühl, das ich haben wollte aber nicht bekam. Woran lag das?

Entweder ich hätte nicht so viel Alkohol trinken dürfen und war zu besoffen um den Koks Rausch richtig zu genießen (auch wenn ich mich natürlich überhaupt nicht betrunken fühlte auf Koks).
Oder es wirkt bei mir einfach nicht so wie bei anderen. (Deswegen habe ich auch überhaupt nicht das starke Bedürfnis es nochmal auszuprobieren).
Oder es war einfach schlechtes Koks. Letzteres erscheint mir am wahrscheinlichsten, obwohl die Freunde alle meinten es wär richtig gutes Koks, obwohl sie es oft total abfeierten und der eine ja sogar richtig süchtig war.

Für Meinungen zu dieser Frage warum mich Koks enttäuscht hat wäre ich dankbar!

Liebe Grüße


PS: Sorry, dass ich anonym schreibe, aber erstens habe ich mich mit einem Namen angemeldet den ich dummerweise auch sonst benutze und zweitens habe ich echt Schiss, irgendwann in der Zukunft Probleme zu bekommen, wenn man rausfindet, dass ich Drogen konsumiert habe. (Bei mir gabs auch schon mal eine Hausdurchsuchung). Scheiß Gesellschaft...