Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Nächtlicher Spaziergang mit Heroin
Drogen:Mischkonsum von Alkohol und Heroin (Reihenfolge vom Autor festgelegt)
Autor:Entrueckt
Datum:15.09.2014 03:44
Set:Erfahrung im Umgang mit Opioiden; umfangreiches theoretisches Wissen; psychisch leicht angeschlagen
Setting:Allein in einer unbekannten Großstadt
Nützlichkeit:8,84 von 10 möglichen   (62 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Vorwort

Hallo liebe Träumer! Ich habe mich entschieden mit einer Beschreibung meines letzten Heroinrauschs zum Erfahrungsschatz des Ldt beizutragen. Das geschilderte Erlebnis ist jetzt ca ein Jahr her. Vorher hatte ich bereits etwas Erfahrung mit Heroin und habe die verschiedenen Konsumformen (nasal, geraucht und intravenös) allesamt ausprobiert. Ansonsten konsumiere ich alle möglichen Substanzen, aber niemals über einen längeren Zeitraum. Mir geht es eher darum Erlebnisse zu sammeln, aber die Neugier und meine depressive Veranlagung verleiten mich immer wieder zu unvernünftigen Aktionen. Die Folge sind mehrtägige Binge-Sessions z.b. mit Kratom, Benzos oder Rc-Uppern, von denen ich lediglich ein schlechtes Gewissen und einen deutlichen Stimmungseinbruch danach in Erinnerung behalten habe. Kurz gesagt: Ich habe mit allen gängigen illegalen Drogen (außer Psychedelika) und diversen Rcs Bekanntschaft gemacht, aber es ging nie über Probierkonsum hinaus. Deswegen habe und hatte ich auch keine Toleranz gegen Opioide. Soweit zu meiner Drogenerfahrung und meinem Konsummuster. Jetzt folgt der Tripbericht. Umstände und Personenkonstellation sind leicht verfremdet und die Zeitangaben sind möglicherweise nicht ganz korrekt, da der Konsum doch schon eine Weile zurück liegt, wie ich bereits erwähnt hatte.


Spaziergang unter Heroineinfluss

Von anhaltender Unruhe geplagt wälzte ich mich auf dem Hotelbett. Die Magenschmerzen, die im Laufe des Tages eingesetzt hatten, trübten meine Stimmung besonders. Der in den letzten Stunden in reichlichen Mengen genossene Alkohol vervollständigte das kümmerliche Bild, das ich zu diesem Zeitpunkt, es wird wohl so gegen zwei Uhr morgens gewesen sein, abgab: Ein blasser, übellauniger junger Mann, der nach Alkohohl stank. Im Rahmen einer Geburtstagsfeier war ich mit einem Kumpel zu dessen Freund gereist, der weit im Norden wohnte. Nachdem wir den Geburtstag hinter uns gebracht hatten, hatten wir beschlossen noch etwas zu bleiben. Natürlich lief es darauf hinaus, dass wir abends eine kleine Kneipentour unternahmen und so kam es, dass ich mich in dieser Situation befand. Obwohl ich den Abend über durchaus meinen Spaß gehabt hatte, beschränkten sich die akustischen Lebenszeichen von meiner Seite jetzt hauptsächlich auf lautstarke Blähungen. Mein Kumpel war zu diesem Zeitpunkt ebenfalls von den Strapazen des Alkoholkonsums gezeichnet, und er entschied sich dafür schlafen zu gehen. Ich dagegen fühlte mich nicht ansatzweise müde und kam zu dem Schluss, dass mir ein kleiner Spaziergang nicht schaden könne. Im Nachhinein betrachtet kann ich nicht wirklich sagen, ob ich mit dieser Entscheidung nicht zugleich eine weitere, ungleich wichtigere bzw. gefährlichere Entscheidung traf. Fest stand zu diesem Zeitpunkt jedenfalls nur eines: ich musste raus aus dem stickigen Etablissement.

Nachdem ich das Hotel verlassen hatte, bahnte ich mir ziellos einen Weg durch die Menschenmassen in der Ausgehmeile. Ob in Kneipen oder Stripperclubs, überall tummelten sich grölende Horden aller Altersklassen im Neonlicht. Schlager von Micky Krause und anderen Großhirn-Antagonisten lieferten die passende musikalische Untermalung. Ich selbst hing meinen Gedanken nach und stolperte vorbei an Pfützen und Essensresten weiter in Richtung Hafen. An einer T-Kreuzung erblickte ich schließlich eine große Imbissbude. Punks und ärmlich aussehende Leute fortgeschrittenen Alters waren hier zusammengekommen und bettelten oder frönten wie ihre besser gestellten Mitmenschen dem Alkohol. Als ich an der Bude vorbei gehen wollte, um meine Odyssee fortzusetzen, bat mich eine junge Punkerin um Geld. Ich gewährte ihr die erbetene steuerfreie Spende, lächelte und hörte mir selbst dabei zu, wie ich sie plötzlich nach Shore fragte. Die Entscheidung traf ich wohl spontan, und die Frage kam mit einer schockierenden Beiläufigkeit daher. Warum denn auch nicht? Das letzte Mal hatte ich vor einem halben Jahr DAM konsumiert. Ich landete tatsächlich einen Zufallstreffer: Eine Person angesprochen, eine Kugel H gekauft. Es dauerte keine fünf Minuten, und ich legte mir auf der Kiosktoilette die erste Nase. Grob geschätzt werden es wohl um die 0,1 oder vllt. auch 0,2g gewesen sein. Das Pulver war (ihr werdets kaum glauben) braun und hatte einen leichten Graustich.

Nach getaner Arbeit trat ich gemächlich auf die Straße hinaus. Das anfangs vorhandene Brennen ließ schon nach kurzer Zeit nach und verflüchtigte sich schließlich ganz. Schnell kaufte ich mir ein Bier, gesellte mich zu einem sympathisch wirkenden und gesprächsbereiten jungen Kerl und wartete auf die Wirkung. Ich begann das Gespräch mit aufgesetztem Interesse am Hund meines Gegenübers, um meine Unsicherheit bei ungewohnten Gesprächssituationen so schnell wie möglich überspielen zu können. Nach ungefähr fünf Minuten, war eine unterschwellig vorhandene Veränderung des Körpergefühls fest zu stellen. Ein sanfter Druck war zunächst in der Stirngegend spürbar und breitete sich dann zügig über den Oberkörper und die einzelnen Gliedmaßen aus. War ich zuvor noch gebrechlich und mit hängenden Schultern an der Kioskwand gelehnt, so erschien mir mein Körper nach und nach immer leichter zu werden. Zu diesem Gefühl der Leichtigkeit gesellte sich eine innere Wärme, die in Wellen durch meinen Körper strömte. Man kann das am besten mit dem Gefühl an den Händen vergleichen, wenn man in einer kalten Winternacht ohne Handschuhe unterwegs ist oder sogar eine kleine Schneeballschlacht veranstaltet und danach mit den steif gefrorenen Fingern eine Tasse voll heißem Tee umfasst. Zuerst stellt sich ein Kribbeln ein und dann fühlt man eine Wärme, die jedes normale Maß an körperlichem Wohlgefühl deutlich übersteigt. Das ist die Art von körpereigener Heimeligkeit wie ich sie nun spürte und allgemein mit Opiaten assoziiere. Entspannt legte ich den Kopf in den Nacken und dehnte auch die anderen geschmeidig gewordenen Körperpartien.

Innerhalb der nächsten halben Stunde steigerte sich die Wirkung des Diamorphins gleichmäßig. Ich verspürte wie bei meinen vorherigen Erfahrungen mit der Droge keinen „Flash“. Während die Shore meinen Körper massierte, blieb auch der Geist nicht unbeeinflusst. Ich sprach mit dem Kerl, den ich zuvor angesprochen hatte, über Gott und die Welt. Auch persönliche Angelegenheiten von beiden kamen zur Sprache. Wir unterhielten uns über unsere Einstellung zum Heroin, über unsere Gratwanderung als Gelegenheitskonsumenten, und ich war schlichtweg gerührt, als er erzählte wie viel ihm seine Freundin bedeutete. Allgemein erlebte ich H auch diesmal wieder als eine sehr entaktogene Droge. Das Gefühl der Anteilnahme an den Problemen und Angelegenheiten anderer Menschen ähnelt leicht dem von MDMA. Ich persönlich finde aber, dass die Heroin- Empathie wesentlich authentischer rüberkommt als das Ecstasy-Theater. Durch die fehlende Upper-Hysterie neigt man weniger dazu dem Anderen um den Hals zu fallen. Man genießt die Zuneigung zu seinen Mitmenschen eher auf introvertierte Art und Weise und führt lieber eine ruhige und souveräne Unterhaltung. Was das Selbstwertgefühl angeht, so äußerte sich dieses ebenfalls weniger in Form von Selbstdarstellung, wie bei manchen Uppern. Ich hielt mich selbst für einen großartigen Menschen ohne deswegen die Anderen kleiner machen zu müssen. Das zeigte sich umso mehr als ich meinen Spaziergang fortsetzte.

Geschmeidigen Schrittes schwebte ich durch die Straßen. Das ausgelassene Treiben der Menschen beobachtete ich mit einer Art wohlwollenden Arroganz: Ich gönnte es den Feiernden von Herzen, dass sie hier Abstand vom Alltag gewinnen und einfach den Moment genießen konnten. Trotzdem hatte ich kein Bedürfnis an diesem sozialen Ereignis teilzunehmen und neidete es den Leuten nicht, wenn sie Freudenschreie ausstießen oder Hand in Hand mit einer vielleicht gerade erst gewonnenen Liebschaft von dannen zogen. Nach kurzer Zeit erreichte ich ein Viertel, wo es beim „anbandeln“ offenbar auf mehr ankam, als nur Alkohol und Sympathie: Rechts und links der Straßenseite saßen Prostituierte in ihren Schaufenstern. Während ich die Straße entlang ging, machte ich mir Gedanken über das Leben dieser Frauen. Das Heroin beraubte meinen Gedanken aller ihrer negativen Vorzeichen. Ich stellte mir vor, wie die Frauen das ganze Geld, das sie hier verdienten für den Erhalt ihrer Familien einsetzen und wie sie dann doch noch den Ausstieg schaffen würden. Ich bedachte gleichwohl, dass es nicht bei jeder Hure, wenn überhaupt bei einer, so laufen würde. Das Erschrecken oder Mitleid war dennoch nicht von einer Art, die mich mit der Welt hätte hadern lassen. Alle, einfach alle Gedanken über die Zukunft waren von einem gesegneten Optimismus geprägt. Ich war sicher, dass ich meinen Teil dazu beitragen könnte die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Das Heroin wirkte sinnstiftend im Bezug auf mein Leben und die Perspektiven, die sich mir boten. Man gewinnt durch diese Droge eine Ruhe und Gesetztheit, die man so vielleicht noch nicht gefunden hat und möglicherweise nie erlangen wird. Ich war frei von Zweifeln und empfand große Freude und demütige Dankbarkeit darüber, überhaupt am Leben zu sein. Alles war so wie es sein musste.

Die nächsten Stunden verbrachte ich wieder mit Gesprächen an der Imbissbude. Die Wirkung flachte langsam und kaum merklich ab, allerdings schlief ich ab und an bei Gesprächen ein, ohne vorher ein Gefühl der Müdigkeit gehabt zu haben. Diese Schlafphasen dauerten auch nur zwei oder drei Sekunden. Mittlerweile wurde es hell was ich zunächst gar nicht bemerkte. Ebenso schleichend wie das Heroin mich in eine Welt voller Möglichkeiten und Glückseligkeit befördert hatte, sickerte nun die Realität in meine Gedanken ein. Ich sah die elend aussehenden Gestalten, die am Straßenrand lagen, hörte das Gebrüll von wütenden Säufern, die sich plötzlich über irgendetwas ereiferten und ich spürte die Kälte in meine Glieder kriechen. Die alt bekannten Magenschmerzen gesellten sich Passenderweise zu der ganzen Szenerie. Ohnehin schon sehr blass, hatte ich nun vermutlich einen Teint, der sogar Dracula wie einen Latinlover hätte erscheinen lassen. Da mich langsam die Müdigkeit übermannte, beschloss ich zum Quartier zurück zu gehen. Als ich die Currywurstbude verließ und mich in Richtung Hotel wandte, begann es zu regnen.


Fazit: Kein Zweifel, Heroin hat die Gabe mir Sand in die Augen zu streuen und ist in niedrigen Dosen wahrscheinlich alltagstauglich. Wie diese Geschichte zeigt, ist die Wirkung nicht auf ein besonderes Setting angewiesen. Im Gegenteil: je schlechter es einem geht, desto besser und erleichternder erscheint einem die Wirkung. So habe ich es zumindest mit anderen Opioiden, insbesondere mit Kratom (Ja, das Zeug ist auch ein ernstzunehmender Vertreter aus Morpheus Reich) immer wieder erlebt. Was zeichnet das Diacetylmorphin dann vor anderen Opioiden aus? Ich persönlich finde, dass H die körperlichen Wirkungen von Codein und DHC (Morphin kenne ich nicht) in ansprechender Art und Weise mit der Euphorie hochpotenter synthetischer Opioide, wie z. b. Oxycodon und Methadon, vereint. Mir ist aufgefallen, dass Erstere vom Körpergefühl her absolut genial sind, aber nicht besonders euphorisch wirken. Oxy und Metha oder auch Kratom dagegen, haben mir perfekte Euphorie beschert, doch war der körperliche Effekt überraschend schwach. Für diese Beobachtung habe ich nicht wirklich eine rationale Erklärung. Vielleicht hatten Codein und DHC diese Wirkung, weil sie mit meine ersten Opioide waren. Das wirft aber wiederum die Frage auf, ob es so etwas wie „ewige“ Toleranz gibt, da ich, abgesehen von gelegentlichen, ein zwei Wochen dauernden Kratomkuren, immer nur Probierkonsum betrieben habe. Meine Opioidtoleranz war bei meinen Opioidexperimenten also vernachlässigbar klein.

Edit: Entschuldigung, da habe ich mich vertan. Oxycodon ist halbsynthetisch, da von einem Opiumalkaloid (Thebain) abgeleitet.




Nachwort

So, das wars fürs Erste. Vielen Dank fürs Lesen. Das ist erst die Beta-Version des Berichts. Ich werde das ganze im Laufe der nächsten Tage bzgl. Zeichensetzung und Wortwahl noch überarbeiten. Ich hoffe jetzt erstmal auf Feedback von eurer Seite und bin auch gerne bereit, die ein oder andere Frage zu beantworten.
Was ich noch klarstellen möchte: Der Bericht zielt in keinster Art und Weise darauf ab Heroin zu verherrlichen. Ich habe lediglich das beschrieben, was ich erlebt habe und Erfahrungen können niemals einen wertenden Charakter haben. Da ich nie die Schrecken der Opiatsucht kennen gelernt habe, kann ich auch nichts dazu schreiben. Das haben im Ldt ohnehin scho genug Leute getan und das besser als ich es je könnte.


Viele Grüße, und passt auf euch auf!

Entrueckt