Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Das erste Mal LSD – Musiktunnel und Kopfschmerzen
Drogen:LSD
Autor:Autopoiet
Datum:18.09.2014 19:22
Set:Endlich ist es so weit!
Setting:Zu Hause mit Freundin und Musik
Nützlichkeit:9,12 von 10 möglichen   (42 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Vorerfahrung & Motivation

Ich habe bislang sehr wenige Erfahrungen mit illegalen Substanzen, obwohl ich schon fast 30 bin. Ich hab mit 18 einen Kopf Gras durch eine Bong weggezogen, was mir gar nicht gut bekommen ist (Herzrasen – Hallus – Panik). Das war fürs erste Mal eine totale Überdosis, aber nach einer weiteren schlechten Erfahrung mit Gras war es das erstmal für mich. Vor einem Monat noch hätte ich auch zu allen anderen illegalen Substanzen „Nein danke!“ gesagt.

Während der Lektüre für eine Forschungsarbeit bin ich allerdings auf die therapeutische Wirkung von psychedelischen Substanzen gestoßen. Da las ich also von Wissenschaftlern, Psychedelika sollte im geeigneten Rahmen fast jeder Mensch ausprobieren dürfen und viele würden davon profitieren können. Besonders gelobt haben die Wissenschaftler die spirituelle und bewusstseinserweiternde Kraft dieser Substanzen bei relativ geringem Risiko (sofern man es verantwortungsvoll nutzt).

Die Beschreibungen der Wirkung haben mein Interesse ziemlich schnell gepackt. Ich bin ein relativ rationaler und unspiritueller Mensch, der seine Gefühle tendenziell unterdrückt und die Welt sehr nüchtern und wissenschaftlich-distanziert betrachtet. Diese Betrachtungsweise kann ich bislang leider sehr schwer ausstellen, obwohl ich weiß, dass mir und meiner Umwelt das nicht immer gut tut. Auch meine Phantasie hat eher gelitten. In den Wolken am Himmel sehe ich halt Wolken.

So hat dieser Fund über die Wirkung von LSD einen Schalter bei mir umgelegt und ich habe alles an Information gelesen, was zu finden war. Auch Hofmanns Buch "LSD mein Sorgenkind", was es bei Erowid als PDF auf deutsch gibt. Ich habe einen immer größeren Drang entwickelt, mein sehr nüchternes und rationales Alltagsempfinden zu überschreiten und eine Transzendenzerfahrung zu machen. So viel zu meiner Motivation.

Es gab nur noch eine Hürde: Die Beschaffung. Von meinen Freunden/Bekannten kannte ich keinen mit LSD-Erfahrungen oder Bezugsquellen – und auf der Straße/auf Festivals würde ich nie irgendwas kaufen. Als ich dann wieder etwas Neues über das Internet lernte, nämlich dass es da „dunkle Ecken“ gibt, war die Beschaffung natürlich kein Problem mehr. Bitcoins besorgt und bestellt.

Zwei Wochen später hatte ich dann einige LSD-Pappen, die mit 200-225 mikrogramm (µg) angegeben waren (Jubilee Bunny Hoffmanns). Ich habe mir diese relativ hohe Dosis bestellt, da ich wie gesagt ein Mensch bin, der seine Wahrnehmungen/Emotionen sehr stark kontrolliert bzw. unterdrückt, sodass ich vermutete, etwas mehr zu benötigen, um in eine andere Welt einzutauchen. Ich hab dann einen kleinen Teil entfernt von einer Pappe (dürften dann also 170-190µg geworden sein). Das war eine gute Dosis für mich.

Für mich! Das möchte ich an dieser Stelle ganz klar betonen, gerade für Leute, die noch kein LSD genommen haben und sich, wie ich, unsicher über die richtige Dosis sind (der Verkäufer hat 1/4 fürs erste Mal empfohlen). Meinen zweiten Trip hatte ich zusammen mit meiner Freundin. Wir hatten je eine ganze Pappe von dem Zeug und für sie war das eine ziemliche Überdosis, die sie nicht gut kontrollieren konnte, jedenfalls fürs erste Mal. Dieser zweite Trip war jedoch sehr persönlich, es wird also keinen separaten Bericht geben. Aber ich werde zwischendurch und ganz zum Schluss kurz darauf eingehen, weil der Vergleich zwischen der Wirkung auf mich und auf sie sehr gut deutlich macht, wie unterschiedlich gleiche Menge des selben LSDs im gleichen Setting auf zwei unterschiedliche Gehirne wirken kann. Das habe ich jedenfalls unterschätzt. Bei eher 'emotionslosen' und wissenschaftlich orientierten Menschen ist das vermutlich etwas ganz anderes als bei phantasievollen, emotionalen und künstlerischen Menschen.

Erfahrungen und Wahrnehmungen auf LSD – Los geht‘s

Jedenfalls war es an einem Mittwoch vor zwei Monaten endlich soweit: Nachdem ich Wochenlang so viel darüber gelesen hatte, wollte ich endlich wissen wie es ist. Meine Freundin blieb beim ersten Mal nüchtern hatte sich als Tripsitterin für den Tag nichts vorgenommen und sie hat immerhin schon zweimal Pilze probiert, ist insofern war sie nicht ganz unerfahren. Ich hatte außerdem einen leckeren Obstsalat vorbereitet und Colakracher am Start und einige gute Playlists (im Nachhinein kann ich sagen: die Musikauswahl war die wichtigste Vorbereitung!).

Aufgeregt habe ich mir eine Pappe abgeschnitten und den Rest wieder verpackt. Ich habe dann spontan kalte Füße bekommen und mir, wie gesagt, doch noch ein kleines Schnipselchen (ein sechstel) von einer Pappe abgeschnitten, sodass ich vermutlich ‚nur‘ 170-195µg LSD eingenommen habe. Ich hatte nichts gefrühstückt und vorher einigermaßen gut geschlafen, sodass ich dann um 12:00 soweit war und die Pappe auf die Zunge gelegt und runtergespült habe (dass viele meinen, man solle kurz darauf kauen, wusste ich da noch nicht). Meine Freundin hat mich in meinem Zimmer allein gelassen, sie sollte einfach nur da sein, falls etwas ist. Ich wollte nicht direkt unter Beobachtung stehen und von einem neugierigen „Merkst du schon was?“-Blick angegrinst werden, sondern die Erfahrung für mich machen. Als ich das LSD drin war, wurde ich sehr ruhig. Jetzt gab es eh kein Zurück mehr.

Ich habe mir ganz entspannt von der Hängematte aus „Asterix und Obelix erobern Rom“ angeschaut, um mich abzulenken und nicht permanent auf meinen Körper/meinen Geist zu achten, ob sich denn etwas ändert. Und weil ich von einem mir sehr vertrauten Zeichentrickfilm aus der Kindheit ein positives „Set“ erwartete. Nach ca. 30 Minuten merkte ich dann zunächst Veränderungen im Körpergefühl, die ich hier nicht ausführlich beschreiben möchte. Ich habe mich auch nicht darauf konzentriert, sondern einfach den Film weitergeschaut, und mir gesagt „ist alles ok so, läuft!“. Ich hatte ja schon an vielen Stellen gelesen, dass es diese veränderte Körperwahrnehmung gibt und habe deshalb versucht, sie einfach so hinzunehmen.

Eine erste „richtige“ Wahrnehmungsveränderung merkte ich dann, als ich dem Film viel fokussierter und aufmerksamer gefolgt bin. Die LSD Wellen wurden langsam spürbar und der Film intensiver. Ich konnte mich viel besser in die Charaktere und ihre Emotionen hineinversetzen, mit ihnen lachen und staunen. Irgendwann wurde es dann aber auch zu etwas anstrengend, dem Treiben zu folgen. Besonders bei der Szene „Passierschein A38“ wurde es ziemlich intensiv, wenn ihr versteht, was ich meine. Und möglicherweise auch, weil mein Körper zu schmelzen anfing… es ging definitiv los :)

Musiktunnel und die bewusstseinsveränderte Welt auf LSD

Eine sehr gute Entscheidung war es, Musik anzumachen und sich einfach entspannt hinzulegen. Intuitiv habe ich mit Teen Daze eine für mich ziemlich perfekte psychedelische Musik getroffen (später anderen chillwave & Aphex Twin, µ-Ziq usw.). Als ich in diese Musik eingetaucht bin, wurde mir das Potential der Substanz ziemlich schnell klar. Ich fand mich in einer ganz neuen Wahrnehmungswelt wieder, in der andere Regeln für Zeit, Raum und Akustik galten. Ich hatte natürlich darüber gelesen, weshalb ich die neuen Erfahrungen einordnen konnte, aber das hat nichts vom Zauber genommen. Ich war ziemlich glücklich, dass ich nun endlich fühlte, was es subjektiv bedeutet, wenn die Zeit langsamer, gedehnter wird und die Musik plastisch wird. Mir schien es, als ob die Musik nicht mehr vorrangig aus den Lautsprechern komme, sondern als ob der ganze Raum sie erzeugen würde (was ja auch stimmt, wenn man es nüchtern betrachtet).

Auch optisch änderte sich einiges. Die Tapete „waberte“ bzw. es liefen Wellen unter ihr her, meine Zimmerpflanze schien immer wieder zum Leben zu erwecken und zwischenzeitlich sah es für mich aus, als ob neue Zweige und Blätter aus Lichtknospen wachsen würden. Meine Hand zog Linien hinter sich her, wenn ich sie bewegte, was wohl ganz typische Effekte sind. Einmal hatte ich den Eindruck, wie mit einem Röntgengerät meine Hand- und Fingerknochen sehen zu können (und zwar in einer Energieform), die ich zudem intensiv spürte. Wenn ich meine Erlebnisse richtig interpretiere, konnte ich einmal sogar sehen, wie der Staub in der Luft buntes Licht reflektierte, so dass es ab und an in der Luft glitzerte. Also ganz klar eine Intensivierung von Wahrnehmung. All die optischen Veränderungen waren absolut faszinierende Erfahrungen, aber im Nachhinein doch gar nicht so prägend und auch nicht so intensiv ausgeprägt, wie das andere berichten. Meine Farbwahrnehmung war insgesamt noch relativ normal, keine bunt gemusterten Tapeten, wie sie meine Freundin beim zweiten Trip extrem intensiv gesehen hat, manches hatte allenfalls einen leicht bunten Farbschimmer.

All das Optische wurde durch die akustische Wahrnehmungsveränderung völlig übertönt, im wahrsten Sinne des Wortes. Die Musik war es, was das Wesen des Trips ausmachte und mich zwischendurch ziemlich aus der Fassung brachte. Zwischendurch habe ich mein Zeitgefühl verloren und ein Musikstück von einigen Minuten wurde, metaphorisch gesprochen, wie eine Reise durch einen Musiktunnel, durch den sich mein Hirn mit allen Sinnen bewegte. D. h. die Musik ging natürlich irgendwie voran, aber die Zeit spielte als Dimension keine so große Rolle mehr. Die Musik passierte ganz anders, es war eher ein Musikerleben als ein Musikhören. Die kleinsten Geräusche, die man normalerweise nicht einzeln wahrnimmt, konnte ich akustisch isolieren und einzeln wahrnehmen wie Treppenstufen an einer Wendeltreppe, die man innerlich nach und nach erklimmt, so dass man mit jeder Tonstufe in Berührung kommt und sich viel mehr Zeit zum Hören nehmen kann, weil die Musik nicht so wegrennt wie sonst. Dieses Erleben hatte ich natürlich nicht die ganze Zeit, aber die besonders intensiven Momente, die immer wieder wellenartig kamen, würde ich im Nachhinein als ziemlich spirituelle Erfahrung beschreiben, auch wenn das sonst gar nicht meine Ausdrucksweise ist. Ich weiß jetzt auf jeden Fall, warum LSD und Goa so eine beliebte Kombination sind! :D Insgesamt kann ich jedoch nicht präzise unterscheiden, welche dieser Effekte nun auf die Droge oder die ohnehin psychedelische Chillwave & Elektro-Musik zurückzuführen sind – es war auf jeden Fall eine sehr intensive Kombination.

Dieses Gefühl der sinnlichen Reise durch die „Musiktunnel“ ist auch das, worauf ich mich am meisten wieder freue, obwohl die Erfahrung mitunter Ehrfurcht erzeugte, besonders dann, wenn ich das Gefühl hatte, die Stille zwischen den Liedern dauerte ewig. Ich dachte einige Male: Kommt da überhaupt wieder Musik? Was wenn nicht? Und dann spürte ich, dass gleich der Bass wieder einsetzen würde. (Eventuell sind diese Metaphern nicht ganz optimal, aber es ist eben nicht leicht, die Erfahrungen begrifflich zu beschreiben. Und damit keine Missverständnisse entstehen: Gesehen habe ich die Töne/die Tonleiter nicht. Auch wenn andere berichten, Töne würden Farben/Muster erzeugen, das ging mir nicht so :D allerdings konnte ich bei meinem zweiten Trip vor verschlossenen Augen durchaus Muster erkennen, die in enger Kombination mit der Musik standen, wahrend mein Körper durch dieses Muster-Weltall schwebte und einfach nur atmete).

Die „krasseste“ optische Halluzination erlebte ich im Bad. Auf dem Boden und an den Wänden breitete sich eine ölige, bunte Flüssigkeit aus und ich konnte sogar „Nässe“ an meinen Füßen spüren, als die Flüssigkeit unter meinen Füßen war, während ich auf dem Klo saß. Bäder sind auf LSD einfach weird. Und es wurde mir auch etwas unheimlich, sodass ich das Bad dann relativ schnell verlassen habe. Hier und da habe ich das aber auch in meinem Zimmer auf dem Holzboden sehen können. Ich musste im Nachhinein oft an folgendes Zitat aus Fear and Loathing in Las Vegas denken:

„Besorg n Paar Golfschuhe Mann, sonst werden wir niemals lebend hier rauskommen. Unmöglich in diesem... Schlick herumzulaufen, absolut kein Halt!“

Anders als erwartet habe ich während des Trips kaum tiefe Gedanken gehabt, weder gute noch schlechte… so gut wie keine Ideen oder ähnliches. An meinen Universitätskram habe ich gar nicht gedacht, keine Sekunde. Auf den wellenförmigen Peaks war ich einfach da und habe einfach wahrgenommen, dass die Dinge um mich herum so sind, wie sie sind. Es waren also intensive Wahrnehmungen, aber keine intensiven Gedenken, was sehr angenehm war. Ich glaube in Kombination mit Meditationstechniken (was ich leider nicht beherrsche) ist das eine unglaublich starke Droge. In gewisser Form war ich ja zwischendurch in den ‚Musiktunneln‘ schon in einem sehr meditativen Zustand. Kein besonders assoziatives Denken, sondern ruhiges und fast schon depersonalisiertes Erleben und Eintauchen.

Noch einige Kleinigkeit zum Kapitel "Wahrnehmungen“: Es war sehr genial, einen Dalí Bilderband anzuschauen! Großartig, wenn man plötzlich alle Ebenen eines Dalí-Bildes gleichzeitig verarbeiten kann und die Werke dreidimensional werden, ein bisschen lebendig wie die Bilder in den Zeitungen in der Welt Harry Potters :)

Nach ca. 7 Stunden, als die Wirkung schon deutlich am Abklingen war, bin ich dann in den Garten gegangen. Vorher hätte ich mich nicht aus der Tür gewagt. Ich habe das erste Mal seit langem Figuren in den Wolken gesehen. Z. B. einen Gozilla, der etwas weiter entfernt mitten in der Stadt stand. Auch waren die Wolken waren irgendwie dreidimensionaler als sonst. Die Efeuhecke wuchs kurz vor meinen Augen und wirkte ziemlich lebendig. Und der Obstsalat war das beste, was ich seit langem gegessen habe. Vor allem die Wassermelone mit gehackter Minze!

Interaktionen auf LSD

Ein ganz anderes Kapitel sind die wenigen Interaktionen mit meiner Freundin. Sie war zwischen durch doch etwas verunsichert, als ich z. B. zu ihr gegangen bin um ihr zu sagen, dass ich OK bin. Und ich war wohl einfach etwas komisch, hab wohl hier und da merkwürdig gegrinst etc.
Die erste Interaktion verlief deshalb insgesamt etwas merkwürdig und verunsicherte auch mich schnell, da ich zwar die Sätze meiner Freundin verstanden habe, ihnen aber zu viel Bedeutung zugemessen habe und ich mich generell eher schlecht artikulieren konnte. Ich habe auf jeden Fall auch gemerkt, wie die Worte von ihr ganz verschiedene Gefühle in mir ausgelöst haben, eine Wahrnehmung, die ich sonst oft stark unterdrücke. Irgendwann brachte ich dann nur ein „ich bin sehr verunsichert – so allgemein“ heraus, was ich ihr jedoch nicht näher erläutern konnte, weshalb ich sie mit meiner Unsicherheit auch ansteckte, was wiederum mich noch stärker verunsicherte. Schöner Pingpong-Effekt. Ich habe dann wohl wieder versucht zu grinsen und bin in mein Zimmer zurückgegangen.

Beim zweiten Mal hab ich mich zu ihr vor den Fernseher gelegt, möglichst wenig geredet, aber die Serie, die lief, hat mich ziemlich schnell überfordert, weil sich ständig Dinge verzerrt haben, ich abgeschweift bin und das alles zu schnell für mich ging. Moderne Serien sind echt anstrengend, wenn jede Emotion zehn mal so intensiv erlebt wird! Also wieder ab in mein Zimmer – LSD in dieser Dosierung ist, so war mein Eindruck, einfach keine kommunikative Substanz (beim zweiten Trip, der sogar etwas höher dosiert war, konnte ich mich jedoch ziemlich gut artikulieren und mit meiner Freundin reden, auch wenn ich insgesamt kein großes Bedürfnis hatte!). Auch Körpernähe war nur bedingt angenehm. Einerseits weil mein Körper manchmal schmelzen wollte, andererseits weil da einfach diese große Unsicherheit war, die sicher auch so ein Teil von mir ist, mir aber sonst vielleicht nicht so bewusst wird. Ich verstehe nicht, wie sich manche sowas auf Partys einwerfen können – vielleicht gehts mit mehr Erfahrung/einer weniger introvertierten Persönlichkeit. :D

Körpergefühl, Überforderung, Kontrollversuche & Kopfschmerzen

Ein extra Unterkapitel möchte ich der „Kontrolle“ über den Trip und dem Körperempfinden widmen, weil mir das wichtig erscheint, vor allem für andere, die vor ihrer ersten LSD-Erfahrung stehen. Insgesamt konnte ich mich relativ gut kontrollieren (von den genannten Interaktionen, einem schlechten Kurzzeitgedächtnis und schwacher Feinmotorik mal abgesehen). Ich konnte Musik wechseln, sogar auf meiner Tastatur, die sich wie Gummi angefühlt hat, immerhin kurze Sätze schreiben.

Zum Stichwort „Kontrolle“ noch eine negative Erfahrung: Als der Trip schon so eine Stunde da war, wurde ich etwas hibbelig und habe in meinen Zimmern sehr viel herumgeräumt, hab zwischendurch immer wieder die Orte gewechselt, um den optimalen Ort und die optimale Umwelt zu haben… das war eher nicht gut. Ich habe viel zu sehr versucht, meine Umwelt zu kontrollieren und hätte mich viel mehr entspannen sollen, dann hätte ich mehr von dem Ganzen gehabt. So war es zwischendurch etwas stressig (der Teppich muss jetzt hier hin und der Sessel dahin, das Glas muss weg, der Beistelltisch an die Wand, nein doch in die Mitte…).

Ein körperlich negativer Effekt, den der Trip auf mich hatte, war das Geknirsche mit meinem Kiefer, d. h. ich habe ziemlich viel gekaut und mir zwischendurch sogar meine Beißleiste eingelegt, da ich auch Nachts ab und an Beschwerden habe (auf meinem zweiten Trip habe ich mit Center Shock Kaugummis die Universallösung für alle Probleme gefunden!). Gegebenenfalls hat das auch mit zum anstrengendsten Körpergefühl beigetragen: den Kopfschmerzen. Ich denke, die haben nach ca. 3 Stunden eingesetzt und waren die ganze Zeit sehr präsent. Sie waren erst ganz vorbei, als ich nach ca. 10-11 Stunden eine Paracetamol genommen habe. Es scheint, soweit meine Recherche stimmt, ein seltenes Phänomen zu sein und geht häufig wohl auch nicht primär auf das LSD zurück (mein zweiter Trip auf dem Zeug war völlig ohne Kopfschmerzen!). Mir scheinen diverse Gründe möglich:

1) Ich hatte für knapp zwei Tage vor Tripbeginn auf Koffein verzichtet, weil ich irgendwo gelesen habe, dass das sinnvoll ist, obwohl ich ein ziemlicher Koffeinsuchti bin (mind. 1 Liter Tee pro Tag, oft auch eine Koffeintablette in letzter Zeit). Das war vielleicht ein Fehler und eine Entzugserscheinung von Koffein sind Kopfschmerzen. Nächstes Mal trinke ich doch besser 1-2 Tassen Grüntee vorher (Nachtrag: diesmal keinerlei Kopfschmerzen!).

2) Die akustischen und optischen Erfahrungen waren zwar faszinierend, aber auch anstrengend! Und ich neige generell dazu, schnell Kopfschmerzen zu bekommen, wenn mein Hirn viel verarbeitet. Koffein hilft da meistens, aber darauf habe ich ja auf dem Trip verzichtet.

3) Wie ich in einigen Foren gelesen habe, wirkt LSD gefäßverengend, was eben auch zu Kopfschmerzen führen kann. Hier soll wiederum Kaffee/Koffein helfen, da es gefäßerweiternd wirkt ;)

4) Die Möglichkeit: „Es liegt an der Qualität des LSD“ möchte ich ausschließen, da beim zweiten Mal, wie gesagt, keine Beschwerden da waren. Die Jubilee Bunny Hofmanns haben zudem eine ziemlich gute Reputation. Und die Erfahrung war schon durchaus das, was man von LSD erwartet (gut, ich hab keinen Vergleich).

Was mich etwas enttäuscht hat beim ersten und zweiten Mal war, dass die Wirkung dann doch nach 6-7 Stunden abgeklungen war. Man liest so oft von viel längeren Wirkungsdauern, sodass ich mich vor allem beim ersten mal auf so ca. 10 Stunden eingestellt habe. Eine gute Vorstellung bekommt man auf Erowid, wo eine ziemlich präzise Wirkungskurve ist (link, den ich neulich gefunden habe).

Insgesamt war es also eine sehr interessante, wenn auch mitunter anstrengende Erfahrung. Ich denke aber, dass da für mich noch einiges an Potential vorhanden ist, wenn ich lerne, mich besser auf das LSD einzulassen. Auch möchte ich natürlich gern „Outdoor“-Erfahrungen machen, vielleicht schon das nächste Mal.

Auch auf meiner LSD-To-Do-Liste: In eine leere Kirche gehen… das stelle ich mir ziemlich genial vor. Ich bin nicht religiös, aber die Orte haben eine angenehme Wirkung auf mich, finde ich. Hat da schon jemand Erfahrungen? :-P

Und wie schafft ihr es, euch besser auf LSD „einzulassen“? Habt ihr kleine Mediationstechniken – oder braucht es da einfach etwas an Erfahrung? (Nachtrag: Bei meinem zweiten Mal war es jedenfalls viel besser, was das "Einlassen" angeht!)

Liebe Grüße und danke fürs 'Durchhalten' :)

Autopoiet

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(1) P.S.: Nur um mal die möglichen Unterschiede klar zu machen: Für mich war mein zweiter Trip bei etwas höherer Dosis mit meinem ersten ziemlich gut vergleichbar, nur dass ich positiver Weise keine Kopfschmerzen, kein Kiefernknirschen und keine unnötige Impulse hatte, die Wohnung umzuräumen. Ich konnte mich besser darauf einlassen und in der Musik versinken, die Optics genießen und mich einfach still berauschen lassen.

ABER: Meine Freundin hingegen hat bei der gleichen Dosis völlig anders reagiert. Sie hat auf ihrem Peak nur noch Regenbogenfarben und wilde Muster gesehen, das Licht ist aus allem herausgeplatzt, sie ist einfach in eine traumartige Welt eingetaucht und hat extreme Emotionen erlebt (Liebe und so halt). Mein Bart ist für sie zum Leben erweckt und leuchtendes Orange gewesen (eigentlich ist er braun…), Cola hat für sie blau geschmeckt, sie hatte tausende Ideen und konnte Zeichnen und hat 1-2 Stunden lang sehr „loopige“ bzw. sich wiederholende Gedankengänge gehabt und seeeehr viel geredet (insofern war mein Trip zu großen Teilen durch ihren Trip durchzogen!).

Das nur anbei, damit unerfahrene Interessierte einschätzen können, dass das von mir persönlich berichtete wirklich nur eine mögliche Variante ist von sehr vielen ist, unabhängig von Dosis/Setting. Was für mich sehr angenehm und recht gut kontrollierbar war, war für meine Freundin wohl eher eine Überdosis, die sie in eine andere Welt katapultiert hat. Nunja, schön fand sie es trotzdem, nur leider hatte sie im Nachhinein leider das Gefühl, komische Dinge getan zu haben, was die Erfahrung eher zu einer retrospektiv unangenehmen gemacht hat. Und die Erinnerungen sind wohl recht verschwommen. Das ist schade, vielleicht gibt sie LSD ja noch eine zweite chance, mit einer niedrigeren Dosis und besserer Vorbereitung.