Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Einmal Horror und zurück
Drogen:Mischkonsum von Ecstasy und Alkohol (Reihenfolge vom Autor festgelegt)
Autor:anonym
Datum:22.09.2014 20:29
Set:schlechte psychische Verfassung, betrunken
Setting:Zuhause, in vertrautem Umfeld
Nützlichkeit:7,09 von 10 möglichen   (23 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Ich habe dieses Erlebnis eigentlich versucht zu vergessen und zu verdrängen, da es lange gebraucht hat es zu verarbeiten. Aber das erscheint mir jetzt nicht mehr sinnvoll. Was mir passiert ist war mir eine Lehre und hat mich genau genommen vor schlimmeren Fehlern bewahrt. Im Nachhinein ist mir diese Erfahrung wichtig genug um sie nun auch mit dem LdT zu teilen. Ich hoffe ich kann es so beschreiben, wie ich es empfunden habe..

Aber zuerst zu meiner Person: Ich bin weiblich, 21 Jahre alt und würde mich als vorsichtigen Menschen bezeichnen. Neue Erfahrungen machen zu müssen hat mir immer eher Angst gemacht, als mich zu reizen.
Das mag daran liegen das ich in extrem behüteten, sehr religiösen Verhältnissen aufgewachsen bin.
Meine Eltern haben viel Wert darauf gelegt mich von der Welt und all ihrer Bosheit abzuschirmen. Das hat leider dazu geführt das ich immer dazu geneigt habe mich in meine Bücher oder meine eigene, kleine Phantasiewelt zu flüchten.

Ich habe nie geraucht, war mit 17 das erste Mal betrunken und eigentlich ein entschiedener Gegner jeglicher Art von Drogen. Eigentlich.
Mit 18 kam die Wendung, ich lernte meinen derzeitigen Freund kennen und als mich meine Eltern aufgrund verschiedenen 'Fehlverhaltens' von Zuhause rauswarfen, zog ich zu ihm.
Damit fing meine 'Karriere' an. Ich fing an zu kiffen, konsumierte mit 21 zum ersten Mal XTC, Speed folgte auf den Fuß und bis zu meiner ersten psychedelischen Erfahrung war es auch nur noch eine Frage der Zeit.
Ich muss sicher nicht erklären warum ein zurückhaltendes, vorsichtiges Mädchen anfing exzessiv feiern zu gehen. Eine Weile habe ich die Drogen ausschließlich missbräuchlich genutzt und es wirklich übertrieben.
Mitten in dieser Phase spielt meine 'Geschichte'

Irgendwann wird glaub ich jeder etwas unvorsichtig. Wenn lange nichts passiert ist. So auch ich.
Ich habe nicht mehr ernst genommen was für eine enorm wichtige Rolle eine gute emotionale und psychische Verfassung beim Konsumieren spielt. Und was Mischkonsum alles anrichten kann.
Schlechter hätte meine Verfassung an diesem Abend wirklich kaum sein können. Ich war gerade wieder von einem anstrengenden Besuch bei meiner Familie voller Vorwürfe zurück und total genervt, frustriert und auch körperlich ziemlich am Ende. Meine Freunde hatten eine Bar Tour geplant und überredeten mich mitzukommen.
Was an diesem Abend noch weiteres passieren würde, war zu dem Zeitpunkt nicht geplant.
Frustriert wie ich war habe ich getrunken. Zwar nicht viel mehr als sonst, aber es hat gereicht um mich unvernünftig werden zu lassen.
Das Problem, das der Alkohol und ich miteinander haben, ist das es bei mir nicht besonders viel braucht um mich umzuhauen. Trinke ich über einen bestimmten Punkt hinaus, kann die Stimmung schnell ins Gegenteilige umschlagen.
Noch bei guter Laune überlegten wir in einen der heimischen Techno Clubs zu gehen. Wir wussten, was wir suchten, würden wir dort finden.
Gesagt getan. Da wir alle irgendwie eher auf eine chilligere Session aus waren und den Club mehr zwecks 'Beschaffung' aufgesucht hatten, zogen wir relativ schnell wieder ab, zu mir nach Hause. Dementsprechend war das Setting eigentlich gut.
Ich kam auf die glorreiche Idee mir ein ganzes Teil (ich hatte vorher eigentlich immer erst ein halbes Teil vorgetestet) in Wasser aufzulösen (das hatte ich bis dato auch noch nicht gemacht) und komplett hinunterzuspülen. Fataler Fehler! Dafür könnte ich mich heute noch ohrfeigen.
Irgendwann bin ich vor Müdigkeit eingeschlafen. Was dann passiert ist, kann ich glaube ich niemals so rüberbringen wie es sich wirklich angefühlt hat.


Eigentlich war es kein Aufwachen, es war mehr ein Aufschrecken. Aber selbst dieser Begriff beschreibt es nicht.
Schlagartig ging es mir so unglaublich schlecht.
Es war als hätte ich plötzlich zu viel Energie in meinem Körper, die ich nicht nutzen konnte. Ich bin durch die Wohnung hin und hergetigert, habe mich gefühlt wie eingesperrt und wusste nicht was ich tun sollte. Ich wollte gegen die Wand schlagen, am liebsten meinen Kopf um dieses schreckliche Gefühl loszuwerden. Es war wie Nervosität, innere Unruhe, aber ums 500 fache gesteigert.
Mein Magen streikte, mir wurde schwindelig und unglaublich übel. Das ich beim Hochkommen von Teilen hin und wieder mit Übelkeit und manchmal auch Erbrechen reagiere, war mir schon bekannt, aber da hatte es immer etwas angenehmes, fast befreiendes. Das hier war anders. Es fing urplötzlich an und ich hatte das Gefühl es würde nie wieder aufhören. Bis nichts mehr ging und ich nurnoch würgen konnte. Aber selbst dann hörte es nicht auf. Ich war am Ende und zitterte am ganzen Körper. Ob vor Kälte oder Anstrengung weiß ich nicht.

Der Duft unseres neuen Klohängedings (wie man das auch immer nennt) brannte sich mir regelrecht in die Nase. (Ich musste es Tage später wegwerfen, weil ich es nicht mehr riechen konnte, ohne das es mir schlecht wurde)
Als ich mich im Bad in meinem Spiegel ansah, veränderte sich mein Gesicht vor meinen Augen. Erst die Farbe. Von Grün zu Gelb. Von einer Schlange, zu einem Drachen, zu einem Dämonen. Je länger ich mich ansah, desto schlimmer wurde es. Alles veränderte sich und ich konnte nicht mehr länger hinsehen.
Ich konnte nicht richtig sprechen, setzte immer wieder an, aber schaffte es nicht auch nur einen Satz zuende zu bringen.
Ich wollte nur allein sein und konnte keinen klaren Gedanken fassen.

Aber das schlimmste war die Angst. Die Angst das ich auf diesem Horror hängenbleibe. Das das nie wieder aufhört und ich einen Schaden davontrage. Es zog sich so lange hin und es war so dunkel draußen.

Irgendwann habe ich es in meiner kleinen Wohnung nicht mehr ausgehalten. Ohne meinen Freunden etwas zu sagen, schnappte ich mir meine Schuhe und rannte einfach die Treppen runter nach draußen. Ich bin nach draußen gestürzt wie eine Furie und bekam erstmal einen Mords Schreck, aus welchem Grund auch immer stand ein Polizeiauto vor meiner Tür. Ich begann mir einzubilden, das sie nur wegen mir gekommen waren, um mich zu holen.
Meine Freunde, die mir inzwischen hinterhergerannt waren versuchten mich so unauffällig wie möglich wieder einzufangen und brachten mich über einen anderen Eingang wieder zurück in meine Wohnung.
Dort angekommen versuchte ich zu schlafen, aber ich konnte nichtmal meine Augen schließen. Dann versuchte ich mich mit meiner Lieblingsmusik wieder runterzubringen. Nichts half mir. Der Horror ging weiter bis die Sonne aufging. Erst da kam ich wieder zur Ruhe. Mir wurde klar das alles, auch dieser Trip ein Ende hat und langsam ging es mir besser.
So etwas heftiges habe ich noch nie erlebt und wünsche mir es auch nie mehr. Noch Stunden danach habe ich mich nicht mehr getraut mein Bad zu betreten. So irrational das auch klingt, ich musste wirklich dringend auf Toilette, aber sobald ich mich meinem Bad näherte, packte mich wieder diese Angst und ich konnte einfach nicht mehr hineingehen. Ich weiß nicht wie oft ich davor stand und heulte, weil ich nicht klarkam.

Erst ganz heruntergekommen von dem Trip konnte ich mich in mein Bad zwingen, doch noch Wochen danach hatte ich diese ekelige Gefühl.
Hinterher habe ich die Dinger im Internet gesucht und herausgefunden das sie ziemlich hoch dosiert waren und positiv auf PMA getestet wurden. Wer sich etwas eingelesen hat weiß, das es schon Todesfälle in Zusammenhang mit diesem Wirkstoff gegeben hat. Ich habe verdammtes Glück gehabt!

Seid einfach vorsichtig. Informiert euch. Testet immer vor, wenn ihr ein Teil nicht kennt, und lasst am besten dem Mischkonsum. Ich wünsche wirklich niemandem eine Erfahrung wie diese.

Danke an alle die sich durch dieses negative Wirrwarr durchgekämpft haben!