Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Das Ende - Mein Weg dorthin.
Drogen:Heroin
Autor:PilzParty
Datum:26.09.2014 06:46
Set:meist gelangweilt und depressiv
Setting:Überall, Nirgendwo
Nützlichkeit:8,55 von 10 möglichen   (55 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Im folgenden Text werde ich mit euch meine Geschichte teilen. Dies tue ich, da ich alle abschrecken möchte, nicht tadeln.

Mein Leben bis zum ersten Kontakt mit H

Ich wuchs als recht intelligenter Sohn (Einzelkind) einer klassischen Mittelstands-Familie auf. Mein Eltern waren immer sehr engagiert was meine Entwicklung anging. Ich hatte große Neugierde und interessierte mich sehr früh für Drogen. Die erste geklaute Kippe (von Papa) teilten wir uns im zarten Alter von 9 Jahren hinter dem Hort der Grundschule. - Mein erster und einziger Lungenzug bis zum 15. Lebensjahr.

Trotz des Ärgers von meinen Eltern wuchs in mir langsam eine Begierde auf mehr. Neue Horizonte galt es zu erforschen.
So kauften wir mit 14 das erste Bier und legten uns nach 2-3 Bier gemütlich auf die Wiese und genossen unseren ersten Rausch. Es war fast magisch, wir beobachteten die Wolken und ich lag mit meiner besten Freundin, welche auch bis heute die einzige Konstante in meinem Leben bleiben soll, Arm in Arm auf der warmen Wiese. Dies war der Schlüsselmoment meines Lebens, da mir eins klar wurde:
Es gab die Flucht vor allen Problemen, ein Ventil für alles. Der Alkoholkonsum häufte sich und auch begannen wir zu rauchen mit der Zeit - was Teenies eben tun, wenn sie (pubertär-)depressiv sind und Langeweile haben. Die meiste Zeit tranken wir nicht viel, aber nahezu jeden Tag in der Woche, direkt nach der Schule hinter dem Edeka-Getränkemarkt gegenüber der Bushaltestelle.
Größere Mengen Alkohol gefielen uns nicht, wir wollten nicht immer "mal" abstürzen sondern immer schweben.

Der Alkoholkonsum häufte sich, bis wir aus Geldnot heraus den Alkohol stahlen. Wie es kommen musste: Wir wurden erwischt. Anstatt eine Strafe zu bezahlen, mussten wir lediglich den Wert des Diebesgut (ca. 30€) abarbeiten und unsere Eltern wurden informiert. Sie waren außer sich "ihr guter Sohn"...

Der Alkoholkonsum ging stark zurück, da wir Angst hatten wieder erwischt zu werden und keine weiteren Repressionen unserer Eltern erfahren wollten.

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon lange keine Einschneidende Drogenerfahrung mehr gesammelt - bis zur ersten Silvesterparty bei Freunden. Dies war auch für mich die erste richtige Party. Es waren ca. 60-80 Menschen im Haus eines Freundes und Drogen flogen einem quasi direkt in den Mund.
Mein erster Cannabis-Konsum. Das sanfte Gefühl gehalten zu werden, das Gefühl als sei jede Kante weich und als wären Konflikte und jegliche negativen Empfindungen zerstört, gefielen mir von Beginn an sehr gut. Dope sollte von nun an auch mein täglicher Weggefährte sein, da ich die Welt so etwas wärmer empfand. Mein Leben hatte sich stark verändert: Ich lies die ordentlichen Haare wachsen, begann Batik-Shirts zu tragen und interessierte mich sehr für Hippies, Freiheit und das ganze Zeug, das ich mit dem Kiffen verband... psycedelic rock, reggea usw.
Meine Eltern juckte es kaum, da mein Vater großer Fan diverser "alter" Rockbands war und ihn die langen Haare an seine Jugend zu erinnern schieden. Meine Noten wurden schlechter, was mein Style ausglich. Noch in der 11. Klasse sammelte ich die ersten Erfahrungen im Halluzinogenen Raum, da ich wie meine Idole - Lennon und co. - LSD erfahren wollte. Mein Horizont galt erweitert zu werden.

Dabei nahm ich die Droge allein aus dem idenditären Grund: Ich wollte ein "echter Hippie" sein. Es war kein schöner Trip, die Stimmung war mies, die Optics verängstigten mich und das Zeitgefühl verwirrte mich in den Wahnsinn... Da ich aber eher der depressive Typ war, fand ich den Trip im Nachhinein ganz gut. Schließlich war alles bunt und bewegt, ich konnte Musik spüren und genau sehen, was mich - ich spielte Gitarre und Bass - besonders faszinierte. Nach dem ersten Trip fand ich mich wieder vor einem Scherbenhaufen von Welt: Mir gefiel es auf einmal nicht mehr so recht außerhalb der Halluzinationen, man könnte sagen, dass ich den Alltag zunehmend als grau, eintönig und vor allem langweilig, empfand. Eines stand fest, ich wollte zurück.

Wieder sollte meine "Langeweile" mein Verhängnis werden - ich begann zu experimentieren...

Zuerst checkte ich alle legalen Drogen aus: Klassiker wie LSA, Codein, DXM, Salvia (jaja damals) und Engelstrompeten standen auf dem Plan. Während ich die triste Woche hindurch mit Gras die Welt erträglich rauchte wurde nahezu das gesamte Wochenende durch getrippt. Zu erst verbarg ich den Konsum ziemlich gut, ich ging zu Freunden oder raus um zu Konsumieren, aber mit der Zeit gewöhnte man sich daran und saß anfangs mal komplett abwesend am Abendbrotstisch, später wurde auch schon mal der Kindergeburtstag der kleinen Schwester völlig benebelt betreut.
Finanziert wurde der ganze Rausch zum einen von meinem recht hohen Taschengeld von 80€ im Monat und dem Lohn, den ich für kleine Tätigkeiten 2 manchmal 3mal die Woche in der Firma meines Vaters bekam.

Doch die ganzen legalen Drogen konnten mich selbst im Mischkonsum nicht richtig zufrieden stellen. So musste ich mir eingestehen doch wieder LSD besorgen zu müssen, der Weg dahin war allerdings nicht einfach, da ich in einem kleinen Dorf erwachsen wurde und es nur einen Dealer gab, der je nach Lieferung ein sehr unterschiedliches Sortiment anbot. Ich bettelte bei ihm quasi nach Pappen, aber es kam fast nichts, da die Nachfrage unheimlich gering war. Auch zu dieser Zeit hatte ich nur eine richtige Freundin, alle anderen fanden mich mittlerweile eh gruselig, man nannte mich Junkie und haute mich an, ob ich nicht Drogen verkaufe, das übliche eben. Ich war vom unauffälligem Streber zum Junkie mutiert.

Das Abitur stand vor der Tür.
Ich beschloss weniger Drogen zu nehmen, was dazu führte, dass ich an den Wochenenden mit meiner (mittlerweile) festen Freundin Tee trank und wir lediglich Sex hatten. Das kiffen war nun einmal so fest in meinen Tag integriert, dass ich es kaum lassen konnte. Aber trotz Gras verbesserte ich meine Noten merklich und nahm noch einmal Anlauf für den Abschluss. Mein Abitur war gut, meine Eltern waren stolz und ich hatte zwei Ziele für mein weiteres Leben: Nun nach dem Abitur endlich Drogen und Sex verbinden und Botaniker werden. (Ich träumte immer von einem eigenen Kräuterladen und beriet mein gesamtes Umfeld bei Krankheit. Magen, Hals... alle Tees konnte ich zubereiten.)

Nun begann die Zeit der ganzen Abschieds Partys. Letzte Gartenparty bei X und letztes mal Grillen bei Y ... wie es eben so ist, wenn alle wegziehen.rnAls Junkie bekannt wurde man eben auch von anderen "Junkies" angesprochen und bekam schon einmal das ein oder andere zum probieren gereicht, was auch seit immer Usus war. So kam es, dass ein Fremder aus der Nachbar Stadt auftauchte. Er verkaufte wohl immer mal etwas und schien auch sehr nett zu sein. Er wurde von einem Klassenkameraden mitgebracht und bot mir eben des öfteren etwas an. Spice, Koks, Speed... Was es gab war mir egal.
Ich versank jeden Wochentag im Vollrausch (zumindest versuchte ich das). Dabei setzte sich der Irrglaube in mir fest, dass ich keine Abhängigkeiten entwickeln könnte/würde, wenn ich jede Droge nur maximal einmal pro Woche konsumierte.
Bald war ich aber schon süchtig nach dem Rausch. Wie er war unterschied ich kaum noch, ich wollte mich nur immer tiefer ins All katapultieren. Die nüchternen Tage wurden immer seltener, auch wenn sie nicht verschwanden.

Zurück! Jener Fremde gab mir eines abends auch etwas von seinem Stoff ab... er fragte mich, ob ich eine Bahn nehme.

Erster Kontakt mit H

JA! ... erst nach dem ziehen fragte ich, was es sei, da ich es für dreckiges Koks hielt. Er erzählte mir etwas von nem ganz neuen Stoff und dass die Sucht sehr schwach wäre und die Wirkung übel... Übel war das Stichwort. Ich kotzte mich in den siebten Himmel. ALLES war schön. Es gab keine schlechten Gefühle in mir. Dieser Rausch war besser als alles andere. Ich ging ziemlich zügig nach Hause, um die Wirkung bei guter Musik in meinem Bett (weich!) zu genießen und ausklingen zu lassen. Das erste mal schlief ich wirklich befriedigt ein. Das erste mal wollte ich nicht mehr, sondern war rundum glücklich. Ich lag im weichen Bett, krallte mich förmlich in das Laken und lag zu einer psycedelic rock playlist reglos da. Alles war perfekt.

Am nächsten Tag wurde ich wach und fühlte mich noch immer "ganz gut" wahrscheinlich war ich noch nicht völlig nüchtern. Ich lies mir von meinem Kumpel die Nummer des "Fremden" geben und rief sofort an. Fragte ihn nach dem Zeug, dass mich so krass um die Ecke brachte, welches mich ins All katapultierte... ach quatsch! darüber hinaus. Er nannte mir die Preise... ich musste schlucken. Das war hart. Aber ich brauchte mehr. Seine Worte hatte ich noch im Kopf... es mache nicht so abhängig... Und durch den Rest an Drogen in meinem Blut war der Kater noch stark gedämpft. Ich dachte, dass es einfach keinen Kater hinterlässt, da es eben nicht abhängig macht, wie anderes.

Show must go on!

Das Geld hatte ich und so fuhr ich mit dem Bus zu ihm, um etwas zu kaufen. Der Kater wurde immer stärker, hielt sich für Shore aber noch sehr in Grenzen. Ich saß im Bus... es war schon spät der Kater brachte mich fast um und ich wollte wieder so eine Line ziehen. Im Bus kitzelte mich schon der Gedanke daran, wie schön der Abend werden würde. (Meine Freundin machte zu dieser Zeit ihr au pair Jahr) Ich ging in mein Zimmer und zog direkt eine Line. Ich hatte genug für 3-4 kleiner Lines bekommen. Es war zwar verdammt befriedigend, jedoch nicht ganz so gut. Also nahm ich noch ein bisschen. Ich rief ihn am nächsten Tag auch wieder an und fragte nach dem Stoff... er meinte, mir das gleiche verkauft zu haben. Die Tage gingen dahin, ich steigerte ziemlich schnell den Konsum und hatte zunehmend starke Kater. Ich wurde antriebsloser am Tag und verkaufte schon erste Sachen, die ich eh nicht mehr benötigte. Nach den ersten zwei Wochen ging er einmal nicht an sein Handy. Schon jetzt zitterten meine Hände beim wählen der Nummer. Ich fuhr zu ihm und klopfte an seiner Tür, ich wartete stundenlang vor seiner Tür und hoffte darauf, dass er bald nach Hause kommen würde, doch nicht passierte. Immer wieder rief ich an, auch Bekannte von ihm. Niemand wusste, wo er war und so begann mein erster nüchterner Tag... AUS!

Ich wollte nicht mehr und mir wurde zum ersten mal bewusst, in welch starker Sucht ich mich befand. Ich wollte Stoff. Doch musste ich erst einmal genau wissen, was er mir gab.
Ich recherchierte Symptome des Katers und Aussehen des Pulvers und wurde schnell fündig: Heroin.

Zum ersten mal schämte ich mich für meinen Drogenkonsum. Ich fühlte mich schlecht. Es war die Mischung aus Sucht, Kater und Erkennen meiner Lage, was mich zerschmetterte. Jetzt war ich also tatsächlich am Ende angekommen. Doch fühlte ich mich zum ersten mal wieder richtig gut. Aber nur mit H. Ich kauderte an den Fingernägeln knabbernd auf meinem Bett und lenkte mich mit anderen Drogen ab, während ich mir immer wieder sagte, dass ich ja ein Abitur habe und auch einen kleinen Job und eine Freundin und dann die kleine Auszeit am Abend ja ok sei, schließlich war ich ja kein Versager. Der Endgedanke, den ich gebetsmühlenartig wiederholte, war: Etwas das als einzige Substanz so gut tut und dich als einziges befriedigt kann nicht schlecht sein... Und wenn ist es noch immer schöner, als nüchtern. Ich redete mir die Sucht schön und ich mochte sie auch auf eine skurrile Art und Weise.

Ich werde eventuell noch weiter schreiben. Wie ich den Sprung für 2 Jahre in die Realität bewältigte und dann wieder mein Comeback zu Heroin feiern durfte. Ich hoffe der Weg zum Heroin ist so ganz gut beschrieben. Passt auf euch auf.

Kommentar von katha (Traumland-Faktotum), Zeit: 27.09.2014 20:59

Absätze eingefügt und gesamten Text richtig editiert.