Tripbericht lesen

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Titel:Das schlimmste Erlebnis meines Lebens: eine Drogenvergiftung
Drogen:Mischkonsum von Research Chemical und Benzodiazepine (Reihenfolge vom Autor festgelegt)
Autor:anonym
Datum:15.11.2014 15:39
Set:sorglos, unvorsichtig, leichtsinning
Setting:Meine Wohnung
Nützlichkeit:8,63 von 10 möglichen   (81 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Guten Tag,

vor einigen Tagen ist mir etwas grausames passiert. Etwas furchtbares. Und zwar habe ich mich selbst um ein Haar beinahe ins Nirvana befördert.
Ohne jegliche Absichten, aus reiner Unvernunft und Leichtsinn. Es fällt mir schwer, diesen Bericht zu verfassen, aber ich habe festgestellt, dass ich am Ende davon profitieren werden, da es mir hilft, die Ereignisse Schwarz auf Weiß festzuhalten und damit zu verarbeiten. Ich halte es für wichtig, dass du, der Leser des Berichts, möglichst den ganzen Kontext verstehst, darum warne ich dich jetzt schonmal: Der Bericht wird lang, ausschweifend, zum Teil sehr ekelig. Ich werde mich nicht auf nur eine Droge und nicht nur einen Tag beschränken können.
Naja, ich leg' einfach mal los.

Meine Person

Ich bin 19 Jahre alt, männlich, 1,85m hoch und wiege 60 kg. Habe dieses Jahr Abitur gemacht und im Oktober direkt ein Studium begonnen und wohne seit 1,5 Monaten nun alleine. Das Studium gefällt mir sehr, die Leute sind alle korrekt, und ich genieße die Freiheiten die man hat, wenn man alleine wohnt, ohne die Eltern. Heimweh habe ich keins, mir gehts hier wirklich tiptop. Drogen nehme ich, seit ich 16 bin. Ich kiffe viel, Kratom gefällt mir sehr gut, generell mag ich Opioide, wobei mir der Opi-Konsum nie "so richtig" aus dem Ruder gelaufen ist. Psychedelika nehme ich hin und wieder, auch MDMA, aber sehr bewusst, um meine Psyche etwas zu erfrischen. Generell bin ich experimentierfreudig und probiere gerne neues aus, darum war ich auch Research Chemicals nie abgeneigt. Lediglich von synthetischen Cannabinoiden hielt ich lange Zeit nichts, bis ich von einem Freund mal zwei Samples geschenkt bekam. Habs öfter mal geraucht, aber ganz geheuer war mir das Zeug nie. Ich hielt mich für einen vorsichtigen, bewussten Drogenkonsumenten. Unter anderem deshalb, weil niemand aus meinem konsumierenden Bekanntenkreis so bewusst und vorsichtig an das Thema Drogen ranging wie ich. Nicht umsonst entschied ich mich für ein Pharmaziestudium.

Die Vorgeschichte

Naja, kommen wir jetzt mal näher zum eigentlichen Geschehen. Ein Kommilitone und mittlerweile guter Freund von mir brachte Bromazepam mit. Mit Benzos hatte ich bisher nicht viele Erfahrungen. Oxazepam benutzte ich manchmal, um von Trips oder Pep runterzukommen oder um besser zu schlafen, Lorazepam hatte ich einige Male genommen, wobei ich aber keine positive Wirkung feststellen konnte, bloß einige Filmrisse. Bis dato war ein Filmriss auf Lorazepam eins meiner beängstigenderen Drogenerlebnis. Da fehlten aufeinmal, aus heiterem Himmel, mehrere Stunden, an die ich mich überhaupt nicht mehr erinnern kann. Sowas habe ich bis dahin nie erlebt. (Während des Studiums hatte ich dann ein noch beängstigenderes Erlebnis auf ca. 8 mg 3-MeO-PCP, wo ich eine komplette Depersonalisierung erlebt habe). Zurück zum Bromazepam: Es stand eine Party an, und da ich keinen Alkohol trinke, entschloss ich mich, vorher 12 mg Bromazepam einzuklinken.
In Folge der Enthemmung, die man auf Benzos ja nichtmal so richtig mitbekommt, habe ich mir im Lauf der Party noch 0,5g Phenibut, 100 mg Tramadol, mehrere Nasen Speed, 0,5l Bier und 10 mg Oxazepam reingeschraubt. Enthemmt, wie man halt ist. An einiges kann ich mich gar nicht mehr erinnern, es fehlen immer wieder zwischendurch einige Minuten, vielleicht habe ich auch einige Substanen vergessen. Wie gesagt, ich bin eigentlich ein vernünftiger Mensch und hätte mir niemals nüchtern so eine Kombo eingeklinkt. Niemals.
Die Spitze des ganzen war dann, dass ich am nächsten Morgen im Internet 3,4-CTMP und 4-Methylpentedron bestellt habe. Das hätte ich nüchtern auch niemals gemacht, da ich wusste, dass das CTMP schon bei vielen in die Hose gegangen ist und Cathinone lehne ich eigentlich auch strikt ab.
Nunja, die Party war schon ganz cool im Endeffekt, wobei ich es hätte nur beim Bromazepam belassen sollen. Natürlich, aber das enthemmte Hirn kommt leider auf dumme Ideen.

Die eigentliche Vergiftung

Eine Woche später war meine Bestellung dann da. Das war letzten Mittwoch. Abends sitze ich am PC und höre Musik, direkt erstmal ne kleine Nase CTMP gezogen und ein Blech 4-MPD geraucht. Diese Blödheit kann ich jetzt allerdings auf kein Benzo schieben, sondern nur auf mich selbst. Sowas passiert nunmal, wenn man die Freiheiten des Alleine-wohnens zu sehr genießt. Ich kann mich für meine eigene Blödheit nicht genug verfluchen.
Ich habe dann von den beiden Substanzen nicht viel gemerkt und war auch nicht sonderlich angetan von dem bisschen Wirkung. Das originale Pentedron wirkte damals wesentlich besser als das 4-MPD, und vom CTMP merkte ich nur den stärkeren Herzschlag, wobei ich natürlich die Wirkungen jetzt nichtmal zuordnen konnte, da ichs ja im Mischkonsum drin hatte.
Ich habe im Lauf des Abends noch einige Bleche 4-MPD geraucht, obwohl ich die Wirkung eigentlich nich so toll fand. Irgendwann merkte ich, dass mein Gesicht schon langsam zur Kirmes wird und mich die typischen Nachbarschaftsgeräusche aufschrecken ließen, sprich ich wurde paranoid. Ich muss da wohl schon irgendwie leicht im Upper-Wahn gewesen sein, habe es aber gar nicht gemerkt. Die Erinnerungen an den Abend sind auch ziemlich verschwommen...


21:15. Ich streue mir ein neues Blech 4-MPD, 20 mg, und zünde mein Feuerzeug an. Dabei kam ich wohl mit der Flamme zu nah ans Blech ran, das 4-MPD fing an, wild zu kochen und sauste als Flüssigkeit übers ganze Blech und qualmte dabei wie verrückt. Blöd wie ich war, inhalierte ich den ganzen Rauch, obwohl ich sah, dass die Substanz ja nicht verdampft, sondern verraucht ist. Entsprechend schmeckte es auch.

Aber da habe ich mir noch nicht viel bei gedacht, da mir das auch schon öfter beim Rauchen anderer RCs passiert ist. Eine Minute später fängt mein Blickfeld an, zu Flimmern, bunte Pünktchen sausen durch den Raum, mein Herz ging auf gefühlte 180. Da schoss es mir in den Kopf, und der Geschmack des Rauches, den ich zuvor inhaliert hatte, erkannte ich plötzlich. Das Blech, was ich benutzte, war nicht mehr frisch. Ich hatte darauf schonmal vor Ewigkeiten 5F-AKB48 geraucht, und genau danach hats gerade geschmeckt. Der heiße 4-MPD-Tropfen ist wohl über einen erstarrten, fast unsichtbaren Rest AKB48 gelaufen und hats mitverdampft. Genau in dem Moment wurde mir klar, dass ich mich soeben in die Scheiße geritten hatte. Und zwar so heftig, wie noch nie zuvor. Sofort packte mich die Panik, und mit letzter Mühe schaffte ich es noch, 10 mg Oxazepam runterzuwürgen. Ich wusste, dass gleich ein höllisches Feuerwerk in meinem Gehirn beginnen würde. Ich bin auf 3,4-CTMP, 4-MPD und habe soeben eine unbekannte Dosis 5F-ABK48 inhaliert. Auf direktem Wege ungefiltert in meine Lunge geschossen, in meinen Blutkreislauf, in mein Gehirn. Der Menschheit nahezu unbekannte, möglicherweise hochgiftige, ätzende Chemikalien. In unbekannter Dosis.
Freiwillig. Versehentlich. In der Hoffnung auf ein gutes High. Ich bin ein dummer, süchtiger, unvorsichtiger Junkie. Und ich bin jetzt die nächsten Stunden auf mich alleine gestellt.
Das waren so die Gedanken, die mir schon in dem Moment in kürzester Zeit durch den Kopf schossen, obwohl die Cannabinoid-Wirkung noch gar nicht richtig eingesetzt hatte. Ein Dopamin-Reuptake-Inhibitor, in Kombination mit einem Dopaminreleaser und einem Cannabinoid in Überdosis.

Man braucht kein Pharmazeut zu sein um zu erkennen, dass ich mich hiermit reingeritten hatte. Ich taumelte zum Bett und legte mich hin. Mein Zimmer fing an zu morphen, mein Herz schlug extrem, und ich wurde immer panischer, aber versuchte mich zu beruhigen. Ich wusste, dass ich jetzt in eine Situation kam, über die ich schon oft gelesen hatte.
Ein Horrortrip in Folge einer Cannabinoid-Überdosis. Ich hatte vorher noch nie einen wirklichen Horrortrip von irgendwas. Aber schon zu dem Zeitpunkt, 2 Minuten nach der Inhalation, fühlte ich mich beschissener als je zuvor. Ich entglitt zunehmend aus der realen Welt und verlor die Orientierung und Koordination. Was sollte ich jetzt machen? Liegen bleiben? Augen auf oder Augen zu? Plötzlich wurde mir sauschlecht.
Ich sprang instinktiv auf (bewusste Bewegungen waren kaum noch möglich, ich bewegte mich rein instinktiv), lief Richtung Toilette, schaffte es aber nicht mehr rechtzeitig; ein Spritzer Erbrochenes landete schon auf dem Teppich. Stellt euch vor: Meine Wohnung hat 20 Quadratmeter, und ich schaffte es nicht, mein Würgen für den kurzen Weg von Bett zu Klo zurückzuhalten. Ich stürzte auf den Boden neben die Kloschüssel und dann ging die schlimmste Kotzerrei meines Lebens los.
Mir war klar, dass ich mich wahrscheinlich schwerst vergiftet habe. 3,4-CTMP, verbranntes 4-MPD, 5F-AKB48.... Ich war ab dem Moment nur noch am Kotzen und am Würgen, obwohl ich einen leeren Magen hatte und nach dem zweiten Würgen nichts mehr außer Magensäure kam.
Ich konnte nur noch an absolut schlimme Dinge denken, mir gingen nur noch Horrorvisionen wie aus Videospielen und Filmen durch den Kopf, Gewaltfantasien... Mir fiel auch plötzlich ein, dass ich ja an dem Tag viel zu wenig getrunken habe, und mich hier nun völlig dehydriere.
Was mir gedanklich durch den Kopf ging, konnte ich mir in meinen allerschlimmsten Albträumen nicht annäherend vorstellen. Es ist mit Abstand das grausamste, was ich bisher je gefühlt habe.
Wut und Selbstmitleid mir gegenüber, Scham gegenüber meinen Nachbarn, die mich hier jetzt würgen hören und sich vermutlich anfangen, Sorgen zu machen, Schuldgefühle gegenüber meinen Eltern und Freunden, denen ich versprochen hatte, ich würde alles tun, um mein Studium zu schaffen... Stattdessen lag ich im Sterben.

Ich dachte ernsthaft, dass ich sterbe. Früher habe ich solche Leute ausgelacht, die sich aus Fahrlässigkeit mit überdosierten synthetischen Cannabinoiden auf nen Horrotrip schießen und dann total die Panik schieben. Ich hatte dafür kein Verständnis. Und nun war ich selbst in der Position. Und zwar noch viel schlimmer, ich hatte nämlich noch die Upper drin.
Ich war schlimmer als die Leute aus allen Überdosis-Berichten, die ich je gelesen oder gehört hatte. Überdosen Cannabinoide überlebt man i.d.R. ja noch, aber Überdosen Cannabinoide + irgendwelche zwielichtigen Ritalin-Derivate und Cathinone? Ich hatte reale, objektiv begründbare Todesangst. Mit letzter Kraft fing ich an, zu stöhnen: "Krankenwagen... Bitte, wer mich hört, holt bitte einen Krankenwagen...".
Eigentlich bin ich nicht so der Mensch, der nach Hilfe fragt. Lieber bade ich Dinge alleine aus. Und in einer Lage, wo ich dachte, dass mir nur noch ein Arzt helfen kann, war ich auch noch nie. Nur damit du verstehst, dass das ganze für mich eine absolute Ausnahmesituation war. Mir war bewusst, wie peinlich das ganze werden würde. Die Ärzte würden vermutlich irgendwann kommen, anfangen an meiner Tür zu hämmern, ich würde mich total orientierungslos und mit Erbrochenem besudelt, völlig blass, irgendwie zur Tür schleppen und denen aufmachen und die würden mich auf einer Trage aus dem Haus in den Krankenwagen bringen und mich ausfragen, an den Tropf anschließen...
Jeder Nachbar hätte es mitbekommen, es hätte sich rumgesprochen wie ein Lauffeuer, evtl. würde es am nächsten Tag in der Zeitung stehen. "Student vergiftet sich mit Legal Highs". Aber mir blieb keine andere Wahl. Entweder ich würde hier an meiner Kloschüssel sterben oder ich werde im Krankenhaus mit den peinlichen Folgen überleben. Es war beinahe so eine Situation, bei der man, wenn man sie sich vorstellt, ohne sie selbst erlebt zu haben, denkt, man würde eher den Tod vorziehen.

Ich rief und rief, kotzte und kotzte, fing irgendwann an zu heulen, mein Gesicht war klitschnass von Tränen und Erbrochenem. Was, wenn ich sterbe? Wann würde es der erste merken? Was würden meine Eltern, Verwandten und Freunde denken, fühlen, sagen? Gedanklich war ich in einer Spirale aus Schuldgefühlen, Pein und Angst. Ich lag auf dem Boden neben meiner Toilette unterm Waschbecken und würgte so krass, dass ich nichtmal die Kraft hatte, kurz zum Waschbecken aufzustehen und was zu trinken.
Durch die Badtür sah ich den Wohnungsflur und hörte die Musik von meinem PC. Hiphop. Eine sehr undankbare Musik für diese Situation. Selbst für meinen Musikgeschmack verfluchte ich mich in dem Moment. Ich überlegte, wie eigentlich meine Wohnung aussieht. Und mir fiel nichts ein. Ich wusste plötzlich nicht mehr, wo ich bin oder wie meine Wohnung aussieht. Nach einigen Minuten und mit größter Mühe hatte ich mir einen kleinen Überblick zusammengebaut. Um nicht komplett aus der Welt zu entgleiten und um mich etwas abzulenken.
Ich bin 19 Jahre alt, studiere seit 1,5 Monaten Pharmazie, wohne in meiner eigenen Wohnung in der Stadt soundso, meine Wohnung sieht soundso aus... einige Kotzer später ging das Spiel von vorne los, aber plötzlich realisierte ich, dass meine Wohnung, die ich mir vorhin gedanklich vorgestellt hatte, doch gar nicht so aussieht, und überlegte mir was neues.
Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich da schon auf dem Boden lag, aber es kam kein Notarzt, kein Nachbar schien mich gehört zu haben. Ich hörte auf zu rufen. Das Würgen wurde weniger, ich wurde schnell klarer im Kopf, und irgendwann war ich fähig, aufzustehen. Ich trank sofort so viel wie möglich aus dem Wasserhahn und schaute auf die Uhr. 23:30. Ich war zwei Stunden lang K.O. gewesen.
Ich wusch mein Gesicht, zog die vollgekotzten Klamotten aus und legte mich sofort schlafen, da ich plötzlich saumüde war. Als ich am nächsten Tag wach wurde, war ich zwar noch etwas matschig im Kopf, mein Herz raste noch leicht, mein Hals war verätzt von der Magensäure und ich war noch sehr mitgenommen, aber ich ging trotzdem zur Vorlesung. Ich konnte mich konzentrieren und benahm mich überraschenderweise völlig normal, hauptsache nichts anmerken lassen.
Am Abend vorher dachte ich noch, wenn ich es überhaupt überleben sollte, werde ich in der Klapse landen. Und nun war alles wieder zu 99% normal. Als ich zuhause war, machte ich erstmal das Bad sauber, wo überall Flecken von Erbrochenem waren. Die nächsten Tage (bis jetzt, 15.11. Die Vergiftung hatte ich am 12.11) schonte ich mich soweit es ging. Ich trank viel Tee, schlief viel und aß viel und gesund.
Ich glaube, ich bin übern Berg. Und das soll auch das Ende des Berichts sein. Es war schwer, über das Erlebte so detailiert zu schreiben, aber ich fühle mich durchs Schreiben sehr erleichtert, denn ich habe mich bisher nicht getraut, es meinen Freunden zu erzählen. Was du aus dem Bericht lernst, bleibt dir überlassen. Ich hoffe aber, es ist gut rübergekommen, wie ich, ein vermeintlich vorsichtiger Drogenkonsument, durch eigene Blödheit fast zum Drogentoten wurde.
Ich danke fürs Lesen.