Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Seelensex
Drogen:LSD
Autor:rox
Datum:11.12.2014 05:25
Set:relativ entspannt und glücklich aber nicht ansatzweise darauf vorbereitet was in der Nacht passierte
Setting:Ein Zelt voller Strohballen und Heu
Nützlichkeit:9,31 von 10 möglichen   (115 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Seelensex
(Alle Namen wurden geändert und Orte leicht verfremdet)

Mein ganzer Körper wär wohlig warm vom Lagerfeuer an dem ich saß. Ich war umringt von vielen tollen Menschen von denen ich manche schon seit Jahren kannte, andere erst am Vortag kennen gelernt hatte. Wir waren wie jedes Jahr, ein Wochenende in ein Haus auf dem Land Gefahren, ausgerüstet mit einem Lastwagen voller Alkohol und einer bestens ausgestatteten "Hausapotheke" um uns, traditionsgemäß, richtig abzuschießen. Meine Nase brannte noch von den Lines vom Vortag. Immerhin hatte ich es aber geschafft ein paar Stunden zu schlafen. Obwohl ich also etwas lädiert war, war ich bestens gelaunt was wohl nicht zuletzt daran lag, dass der Wein den ich in der Hand hielt schon der 6. Des Tages war und ich mit der Mama einer meiner besten Freundinnen eine wirklich interessante Sex-Diskussion führte. „Anna wo bist du denn die ganze Zeit? Wir sind alle schon gestartet, du musst mal schnell aufholen“. Für unseren 2. Abend hatten wir eine ausgedehnte LSD-Session geplant, und so sehr ich das Lagerfeuer auch genoss, wollte ich sicherlich nicht neben einem Haufen Druppies sitzen und ungeduldig darauf warten, dass es auch bei mir endlich losging. Zum Glück fand ich relativ schnell Tom, meinen besten Freund, in unserem Zimmer.

"Ich nehm´ erstmal nur ne Halbe glaub ich"
"Anna, ich glaub du nimmst erstmal nur ein Viertel"


Ich kenne Alex seit 11 Jahren, kann mich aber nicht dran erinnern dass wir jemals ein Gespräch geführt haben das über small-talk hinausging. Aber 15 Minuten nachdem mein Spiegelbild mir seine Zunge entgegen streckte auf der sich ein winziges Stück Papier befand, ging ich zum Lagerfeuer zurück und Alex hatte sich komplett verändert. Er zog mich an sich, stellte mir eine Frage und mich durchströmte ein Feuer. Seine Berührung erschütterte meinen ganzen Körper und Ich bin sicher, dass mein Herz aufhörte für ein paar Sekunden zu schlagen. Ich hab seine Frage überhaupt nicht verstanden. Ich konnte keines seiner Worte begreifen. Ich hab keine Ahnung was er überhaupt gefragt hat. Meine Haut brannte da wo er mich angefasst hatte und in meinem Kopf explodierte jede einzelne Hirnzelle. Dieser markerschütternden Explosion folgte eine dumpfe Stille. Ich starrte mit weit aufgerissenen Augen in Alex´ Augen und es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis ich mich halbwegs wieder gefangen hatte. Ich stammelte ein „ja“, was anhand von Alex verwirrtem Gesichtsausdruck nicht wirklich als Antwort auf seine Frage passte. Es war alles vorbei. Ich war mit einem Schlag vollkommen besessen von Alex. In meinem Kopf existierte kein anderer Mensch mehr. Ich MUSSTE da sein wo Alex auch ist! Aber ich wollte nicht mehr hier am Lagerfeuer sein unter diesen ganzen anderen Menschen. Ich wollte nicht teilen. Ich wollte Alex ganz für mich alleine!
„Wir müssen hier weg!“
Direkt neben Einer Pferdekoppel war ein riesiges Zelt aufgebaut was circa so groß wie ein Fußballfeld war und innen komplett voller Heu und großen Strohballen war. Von der Decke hingen Schwingseile und Schaukeln und machten das ganze Zelt zu einem echten Kinderparadies - und einem Trip-Paradies! Es gab keine einzige Lichtquelle außer dem Mondlicht und so stolperten wir ein wenig orientierungslos Richtung Stroh-loch, was ein kleines Loch umringt von großen Strohballen war, indem wir schon den gesamten vorherigen Tag kiffend verbracht hatten. Es schien mir wie eine Oase inmitten riesigen Heuballen, wie ein sicherer Hafen. Ich musste zweimal hinsehen um zu erkennen, dass dort schon Johanna, eine meiner besten Freundinnen, im friedlichen Alkoholschlaf mit einem Typen den ich am Vortag erst kennen gelernt hatte lag. Alex und glitten in das Strohloch direkt neben sie und erst da wurde mir schlagartig klar wie unfassbar drauf ich war. Ich rückte ganz nah an Alex heran. "Ist das hier mein Bein oder dein Bein?" "Ich hab keine Ahnung" "und wem gehört dieser Arm??" "Ey das ist so krass, ich weiß gar nicht mehr zu wem welches Körperteil gehört" "Ja ich weiß! Das ist total angefahren" Alex und mein Körper waren auf einmal verschmolzen, wir waren auf einmal nichtmehr zwei Menschen, sondern eins. Wir waren komplett zu einer Person verschmolzen.
"Anna du merkst das doch auch oder?! Das wir auf einmal eins sind? Oder bilde ich mir das ein?" "Nein! Wir SIND eins! Ich fühle das ganz deutlich" wir brachen beide in hysterisches Kichern aus.
Mein Verlangen wuchs so nah wie möglich an Alex zu sein. Ich wollte noch näher sein. Ich drehte mich irgendwie und lag auf einmal komplett in Alex´ Arm. Schlagartig war ich nicht mehr 173cm groß sondern winzig klein und Alex riesengroß. Mein kompletter Körper wurde von Alex´Körper bedeckt und war vollkommen beschützt.

Ab dem Moment als dem ich in Alex´ Arm lag ließ ich einfach los. Ich wusste alles würde gut werden. ich ließ mich vollkommen von diesem wunderschönen Gefühl einnehmen. Ich war so erleichtert endlich so nah an Alex zu sein. Dass keine anderen Menschen, keine zu helle Umgebung, nichts uns davon abhielt ganz nah zu sein. Ich griff nach Alex´ Hand. Ließ meine Finger durch Alex´ Finger gleiten und ließ unsere Hände miteinander verschmelzen.
Ich fing an Alex anzufassen; sein Gesicht, seine Arme, seinen Hals, seinen Bauch. Alex Haut war so unfassbar warm und schön, ich konnte einfach nicht mehr aufhören sie zu berühren, wollte am liebsten alles gleichzeitig anfassen. Alex´ Hände waren überall an meinem Körper, ich war so gierig danach, dass Alex mich immer weiter anfasste.
„Oh Gott dein Körper ist so schön“
„Das ist so unfassbar krass“

„Ich glaube wir sind ein Kraftwerk. Guck mal das ist ganz krass. Es ist draußen eigentlich kalt aber wir erzeugen zusammen eine so große Hitze, dass sie uns abschirmt“

Ich fasste meinen Bauch an, spürte wie an den Seiten meine Hüftknochen herausstachen, was immer passierte nach einer Pep-Nacht und dem darauffolgenden „Tag ohne Essen“. Sie waren wie zwei Zäune die sicher das schönste in ihrer Mitte umschlossen – meinen Bauch. Mein Bauch und ich hatten nie eine wirklich gute Beziehung, er war immer mein „Feind“ den ich versuchte mit wirklich ungesunden Methoden zu bekämpfen. Es war nicht lange her, dass mich nichts mehr freute als das Gefühl wenn nach einem intensiven Pep Wochenende ohne feste Nahrung meine Hüftknochen richtig herausstachen. Aber dieses Mal waren es nicht sie die mich faszinierten. Es war mein Bauch. Mein Bauch fühlte sich so wunderschön an, so fest und straff aber gleichzeitig so weiblich und so weich. Ich war richtig überwältigt davon wie schön mein Körper sich anfühlte, wie schön sich anfühlte, dass Alex meinen Körper berührte, wie schön sich das anfühlte Alex Körper zu „entdecken“ als hätte ich davor noch nie einen Mann angefasst. Ich konnte nicht aufhören Alex anzufassen, seine Haut zu fühlen. Für den Bruchteil einer Sekunde flehte ich Alex innerlich an: Bitte Versuch nicht hierdraus was Sexuelles zu machen, das überfordert mich, das wär mir zu viel und ich bin zu überfordert um mich zu wehren. Aber sofort wurde mir klar das meine Befürchtungen nichts mit der Realität, oder dem was davon noch übrig war, zu tun hatten. Alex lag total friedlich neben mir, jede seiner Berührung war unglaublich intensiv und schön, hatte aber auch etwas total "Unschuldiges". Mir wurde klar dass ich total "sicher" war. Und da ließ ich wieder los.
„Maus, mach dir keine Sorgen es ist alles gut“
Ich hasse bescheuerte Spitznamen. Ich bin nicht die „Süße“ oder „Kleine“ von irgendwem und vor allem will ich nicht mit irgendwelchen Namen von hilflosen kleinen Tieren betitelt werden. Jeder Mann der mich in der Vergangenheit mit solchen bescheuerten Spitznamen „eindeckte“, bereute es spätestens nachdem ich ihm einen sarkastischen und bösartigen Kommentar entgegengeschmettert hatte. Aber in dem Moment als Alex mich Maus nannte, konnte ich mir nichts Schöneres vorstellen. Die „Maus-Sache“ zog er sogar die ganze Nacht durch, und jedes Mal freute ich mich ein kleines bisschen mehr.
„Ich kann alles fühlen was du auch fühlst. Und ich denke auch alles was du denkst“

„ Ich hab dich noch nie nackt gesehen aber trotzdem hab ich das Gefühl, dass ich genau weiß wie du aussiehst weil ich alles gefühlt habe“

Aus der Ferne hörte ich ein paar Stimmen und betete, zu wem auch immer, dass die anderen nicht auf die Idee kommen würden, zu versuchen in unsere Realität einzudringen.
Auf einmal durchzuckte ein Blitz das komplette Zelt und machte es Tag-hell. Bei keinem Gewitter hatte ich so einen heftigen Blitz gesehen der sich komplett durchs ganze Zelt zog und meinen Körper erschüttern ließ, ich kriegte panische Angst und klammerte mich so fest ich konnte an Alex, in dessen Augen ich auch die bloße Panik erkennen konnte. Den Bruchteil einer Sekunde später erschien mir der Blitz auf einmal wie das krasseste und Lustigste was ich jemals gesehen hatte. Ich fing an zu kichern wie ein kleines Kind bis mich ein paar Sekunden später wieder die Angst packte und Angst und Freude lösten sich von Sekunde zu Sekunde ab. Panik und aller größte Freude durchführen meinen ganzen Körper im Sekunden Takt. Alex zog die Kuscheldecke, die wir kurz vorher von Johanna geklaut hatten, über unsere Köpfe. " oh mein Gott das ist das gleichzeitig das lustigste und das schrecklichste was ich je gesehen habe!" "Oh mein Gott" ich blickte in Alex Gesicht, seine Augen waren weit aufgerissen, er sah total panisch aus, kicherte aber gleichzeitig auch völlig hysterisch. Egal was draußen außerhalb unserer Höhle passierte ich wusste es könnte uns nichts anhaben, wir lagen fest aneinandergeklammert in unserer Höhle und waren sicher.
"Leute regt euch mal wieder ab das ist nur der Martin der ein Foto mit Blitz gemacht hat" tief irgendjemand außerhalb unsere "Höhle", unserer Realität.
"Oh Gott bitte mach das nochmal. Oder nein! Doch! Nochmal! Oh Gott nein. Ich weiß es nicht" Alex zog die Decke ein bisschen zurück sodass wir beide unter ihr hervorgucken konnten. Ohne, dass ich genug Zeit gehabt hätte mich mental darauf vorzubereiten, überrollte der Blitz schon weder das ganze Zelt mit einer Kraft die meinen ganzen Körper erschütterte. Ich schrie und lachte zu gleich und Alex zog genau im richtigen Moment die Decke wieder über unsere Köpfe wir klammerten uns aneinander und konnten nichtmehr aufhören vor Freude zu lachen. Ich japste nur noch: „Oh Gott mein Bauch; ich kann nicht mehr. Mein Bauch tut so weg vom Lachen.“ Aber die letzten Worte gingen in einem erneuten hysterischen Lachanfall total unter.

"Ich weiß nicht was ich ohne dich gemacht hätte. Ohne dich hätte ich glaube ich echt Angst gehabt. Danke, dass du da bist!"

Ich dachte nach über das was Leary und Hoffmann über LSD geschrieben hatten. Wie sie da ihr intensives Natur-Erleben beschrieben, wie sie eins mit der Natur wurden und wie die Natur sie faszinierte. Mir hätte nichts weniger wichtig sein können als die Natur. Es war mir scheißegal ob um mich herum jeder Baum auf diesem Planet abfackelte, jede Blume explodierte. Alles was zählte war Alex. Ich würde mich schon als gute Freundin beschreiben, erst ein paar Stunden vorher wurde ich noch am Lagerfeuer von jemandem als "sehr loyal" beschrieben. Aber davon war Nichts mehr übrig. Niemand anderes interessierte mich nichtmehr, meine Freunde waren egal, die Welt um mich herum war egal, mir war komplett egal was mit irgendeinem anderen Menschen passiert oder passieren würde. Es hätten alle sterben können, es wär mir egal gewesen. Alles was für mich zählte war Alex.

"Ihr wart einfach nur noch in euerer eigenen Welt in die niemand mehr rein kam. Ich hab noch nie zwei Menschen gesehen die so fixiert aufeinander waren"

Ich bin eine starke unabhängige Frau. Ich kann gut auf mich alleine aufpassen. Ich kann nicht zählen wie oft ich meinem Exfreund gesagt habe, dass ich es schön mit ihm finde, dass ich ihn aber nicht brauche! Aber auf einmal lag ich mitten im Stroh vor den Trümmern dessen was ich dachte zu sein. Nichts von meiner Stärke und meiner Unabhängigkeit war mehr übrig. Ich war vollkommen abhängig von Alex; ich konnte mir nichts Schlimmeres vorstellen als das er geht. Das schlimmste was ich mir vorstellen konnte war, dass er verschwindet, mich alleine lässt. Dass wir etwas anderes machen würden als zusammen zu sein. Gleichzeitig war ich vollkommen sicher dass Alex alles regeln würde, dass er sich um mich kümmert. Ich kann nicht fassen wie gut sich das anfühlte. Mein schlimmster Alptraum, von einem anderen Menschen abhängig zu sein, wurde in dieser Nacht wahr - und verwandelte sich in das schönste was ich mir vorstellen konnte.

„Das ist so verrückt. Wir sind eins. Aber morgen früh werden wir auf einmal wieder zu zwei werden. Das ist so crazy!“

Ich fühlte mich schon bevor die unfassbar schöne Wirkung meinen Körper durchströmte eigentlich total wohl. Ich hatte meine Lieblings schwarze Jeans an die total weich ist und perfekt wie eine zweite Haut sitzt. Dazu mein Lieblingstop auf dessen senfgelbem Untergrund Ganesha "thronte" und dessen Armausschnitte so tief waren dass man hin und wieder einen Blick auf mein neues Tattoo erhaschen konnte dessen Anblick mich jedes Mal an den unbeschreiblich schönen und intensiven Schmerz erinnerte den ich gefühlt hatte als die Tättowiernadel unmittelbar über meinem Rippenknochen tief in die Haut stach. Aber egal wie sehr ich eigentlich mochte was ich anhatte, mir wurde das alles zu viel. Ich wollte nackt sein, ich wollte, dass Alex nackt ist, ich wollte dass wir zusammen nackt sind. Ich wollte mich einfach nur von dem ganzen Ballast den meine Anziehsachen für mich darstellten befreien. Aber nicht nur meine Anziehsachen belasteten mich, auch das Make-up auf meinem Gesicht fühlte sich an wie eine Zentimeter dicke Masse die meiner Haut die Luft zum Atmen nahm. Ich wollte mich befreien! Ich wollte frei sein! Trotz meines verklatschten Zustandes sah ich aber ein, dass komplett nackt in einem Heuhaufen zu liegen nicht die beste Option war und so endschied ich mich zu einem Kompromiss, und befreite mich zumindest von meinen Socken, meinem BH und dem T-Shirt was ich noch unter dem Kuschelhoody den mir Tom gegeben hatte, anhatte. Der kurze Moment, in dem ich halbnackt, nur mit meiner Jeans bekleidet in der Dunkelheit mitten in einem Strohhaufen stand und die kalte Nachtluft an meiner Haut spürte, war aber wahrscheinlich einer der befreiensten Momente meines Lebens.
Ohne den ganzen Ballast fühlte ich mich viel wohler. Mit nackten Füßen war alles noch viel schöner. Auf einmal konnte ich Alex Füße an meinen spüren, entdeckte seine Füße mit meinen. Ich musste wieder anfangen zu kichern „Das sind doch nicht deine Füße, das ist doch deine Hand!“ „Nein das ist mein Fuß! Aber das ist nicht dein Fuß! Das ist deine Hand! Die ist einfach überall an meinem Fuß! Sowas kann man nur mit Händen machen!“ - Unsere Füße waren komplett miteinander verschlungen.


„Alex wir kennen uns doch eigentlich gar nicht. Aber ich vertraue dir so sehr. Ich vertraue dir SO SEHR!“

Tom und ein Freund von Alex kamen uns durch die Dunkelheit entgegen gestolpert und auch Johanna wachte langsam neben uns auf.
„Oh Gott ich kann das nicht, ich kann jetzt nicht mit fremden Menschen reden“ „Nein ich auch nicht! Was sollen wir jetzt machen?“ „Lass uns so tun als ob sie nicht da wären“
„Ihr solltet mal dankbarer sein ich hab den halben Abend damit verbracht die anderen davon abzuhalten euch in eurer Realität zu stören. Außerdem hab ich Zigaretten mitgebracht“
Tom legte sich in die Hängematte über uns und ich konnte mich langsam, wenn auch sehr schwer, mit dem Gedanken anfreunden das Menschen um uns herum waren. Tom fing an eine lustige Geschichte nach der anderen zu erzählen und ich dachte zwischenzeitlich ich müsste ersticken weil ich so viel lachte. Ich drehte mich wieder auf die Seite, ich wollte jede mögliche Liege Position mit Alex auskosten. Allerdings war sich auf die Seite legen nicht die beste Idee, auf einmal durchfuhr mich ein höllischer Schmerz, mein ganzer Bauch krampfte sich zusammen, ich hatte das Gefühl ich konnte garnichtmehr sprechen weil sich in mir alles zusammenzog. Ich hab keine Ahnung was das war. Vielleicht hatte ich zu wenig gegessen, zu viele Drogen miteinander gemischt, zu viel geraucht oder einfach viel zu viel gelacht. Ich schaffte es mich wieder auf den Rücken zu drehen und der Schmerz ließ ein kleines bisschen nach. Alex spürte sofort dass ich mich verkrampfte, dass irgendwas nicht stimmte. Ohne, dass ich was sagen musste wusste Alex sofort was los war und legte seine Hand auf meinen Bauch. „Maus keine Angst. Ich leg meine Hand auf deinen Bauch dann heilt das, dann wird das wieder gut.“ und das war es auch! Ich wusste, dass Alex´ Hände mich wieder „heilen“ würden und das alles gut war.

„Ich hab immer gespürt wenn du Angst hattest. Ich hab das sofort gefühlt.“

Irgendjemand, wahrscheinlich war es Tom der dafür bekannt war mich beim Trippen immer fürsorglich zu umsorgen, hatte Wasser mitgebracht! Das Wasser war so kalt und erfrischend und schön aber am meisten freute mich dass ich es Alex geben konnte. Ich wollte dass es Alex gut geht, dass es uns gut geht, dass wir alles hatten was wir brauchten. Deswegen hielt ich auch gefühlte 2 Stunden eine Zigarette in meiner Handfläche, "für schlechte Zeiten". Als wir und nach intensivstem Überlegen und Gedankenaustausch endlich dazu entschlossen hatten diese Zigarette nun wirklich zu Rauchen wurde Alex leicht panisch. "Oh Gott das Feuerding, es glüht, oh Gott das brennt, gib's mir ich will Rauchen, nein tu das weg. Ich weiß es einfach nicht". Zum Glück konnte ich Alex ganz schnell beruhigen und wir schafften es unsere Zigarette zu rauchen.

„Maus, du kannst dich auf jeden Fall an meiner Kette festhalten aber ein kleines bisschen mehr Luft zum Atmen bräuchte ich schon“
„Das ist völlig ok. Und ich freu mich auch, dass du mir das so offen sagst. Weil nur dann können wir ja darüber reden“
„Erzählt allen von uns“


Tom fing irgendwann an, euphorisch darüber zu erzählen wie schön LSD auf ‘nem Festival ist.
„Ihr müsst euch das jetzt mal auf ‘nem Festival vorstellen. Jetzt eure Stimmung und dann dazu all die bunten Lichter und Töne und Farben“
„Das klingt ehrlich gesagt wie das schlimmste was ich mir vorstellen könnte“ Mir kam seine Erzählungen vor als würde er mir die schlimmste Horrorgeschichte der Welt erzählen. Allein der Gedanke daran ließ mich erschaudern.
Ich konnte nicht verstehen wie irgendjemand das ernsthaft toll finden konnte. Wie jemand irgendwas dem was Alex und ich gerade zusammen erlebten vorziehen konnte. Welcher Mensch, der sich in dem Zustand befand in dem ich mich gerade befand, wollte irgendetwas anderes als einem anderen Menschen nah zu sein?! Ihn anzufassen, angefasst zu werden, mit jemandem als eins verschmelzen, und das fühlen, was sich wie Liebe anfühlt.

„Mir tut das so Leid für die anderen. Das die nicht das erleben konnten was wir beide zusammen erlebt haben“

Die Sonne ging langsam auf und es regnete in Strömen. Alle anderen waren aufs Zimmer gegangen und wir waren endlich wieder alleine. „Siehst du das auch? Diese Fische da?“ Alex fing wieder hysterisch an zu kichern „Was für ne blöde Frage natürlich siehst du das auch. Wir sehen alles gleich“. Die weiße Plane des Zelts die uns vorm Regen beschütze war komplett verschmutzt. Aber sie war nicht dreckig. Alle braunen Flecken auf ihr verwandelten sich in Fische und Mandalas die sich ganz harmonisch umeinander bewegten. Es war ein riesen großes wunderschönes Zusammenspiel. „Diese Fische sind so unglaublich schön. Oh Gott siehst du den da? Der ist der schönste. Oh Gott! Das ist so verrückt!“. Wir lagen unter einer riesigen Kuppel auf der sich tausende von Fischen und Mandalas harmonisch bewegten und es kam mir vor wie das Schönste was ich je gesehen hatte. Ich bin nicht sicher wieviel Zeit wir wirklich damit verbrachten uns festzuhalten und voller Erstaunen das riesengroße wilde Bild über unseren Köpfen betrachteten und immer wieder in erstauntes kichern ausbrachen, aber es kam mir vor wie mindestens 2 Stunden.

„Ich finde das echt schön, dass wir das zusammen erlebt haben. Das war so schön!“ „ Sag das nicht! Das klingt als wäre es schon vorbei! Aber ich will nicht dass es vorbei ist“

Der Morgen danach
„Ich glaub wir sollten langsam mal ins Bett gehen. Bald wachen die Kinder auf und dann können wir hier so nicht zerstört rumliegen“. Alex Worte machten mich ganz panisch. Ich wollte nicht aufs Zimmer, ich wollte nicht weg weil ich sicher war, dass das bedeutete, dass der Trip vorbei wäre, dass unsere Einheit vorbei wäre – dass wir wieder zu 2 eigenen Menschen werden. Ich war nicht bereit wieder ein eigenständiger Mensch zu werden.
„Also wir müssen ja nicht schlafen. Wir können ja noch ein bisschen quatschen. Das würde mich sogar freuen“. Wir lagen jetzt seit 11 Stunden aneinander geklammert in einem Heuhaufen und ich hatte Alex 11 Stunden ununterbrochen angefasst - ich sah ein, dass es Zeit war loszulassen.
Obwohl der ganze Trip sehr körperlich war und so intensiv würde ich ihn nicht als sexuell beschreiben. Ich habe mich zwischendurch immer wieder selber gefragt ob es gerade sexuell ist. Aber es fühlte sich nicht so an und obwohl ich versuchte so tief in mich hineinzuhorchen wie es ging konnte ich keine sexuellen Gefühle entdecken. Als der Trip langsam aber sicher zu Ende ging und wir in Alex Bett angekommen waren änderte sich das schlagartig. Alles was ich wollte war mit Alex zu schlafen. So gerne! Ich konnte an nichts anderes mehr denken als daran mit Alex Sex zu haben! Ich hatte das Gefühl, dass die Art wie Alex sich bewegte auf einmal auch das "unschuldige" der letzten Stunden verloren hatte. Da wir aber das 8ter Zimmer hatten und alle unsere Zimmernachbarn wach und in einer gemütlichen „after-trippin-gesprächs-atmosphäre“ waren fiel das als Option flach.
Der Morgen war trotzdem wirklich schön. Alex und ich kuschelten weiter im Bett, alle erzählten ein bisschen wie sie den Trip erlebt hatten. Irgendwann fiel mir auf, dass meine Haare mit Tonnen von Stroh nur noch eine riesige Dreadlock bildeten. Da Alex´ Haare fast genauso lang und wild und voller Stroh waren wie meine, verbrachten wir den Mittag damit uns gegenseitig das Stroh aus den Haaren zu ziehen, was irgendwie eine echt intime Situation war. Alex ging danach ins Bad und ich werde wahrscheinlich mein ganzes Leben lang das Bild nicht aus meinem Kopf bekommen wie er als er wieder kam im Türrahmen stand und mit seiner riesigen wilden Mähne, der tibetanischen Gebetskette, der Nepalhose und dem wilden T-Shirt aussah wie ein abgedrehter Guru.
Auf dem Weg zur Toilette fiel mir aus dem Augenwinkel dieses fremde Mädchen auf. Sie war blass, ihre Haut war fahl. Ihr verschmiertes Augen Make-up verstärkte ihre Augenringe noch mehr. Sie war schwach. Bedürftig. Ich hoffe für sie, dass bald jemand kam um sie zu beschützen. Mir wurde schlagartig klar, dass ich die Existenz des Mädchens was mir aus dem Spiegel entgegenblickte zwar jahrelang verdrängt hatte, sie aber immer da war. Sie saß jahrelang in irgendeiner Ecke – Vergessen. Verleugnet. Ich hatte mich nicht gut um sie gekümmert. Ich hatte sie im Stich gelassen.

„Es gibt Mittagessen und ihr seht alle aus als solltet ihr echt mal was essen.“ Als alle aufstanden und runtergingen, konnte ich nicht länger verdrängen, dass es nun wirklich vorbei war.

Ich stand völlig verwirrt alleine in unserem Zimmer, war überfordert mit einfachem atmen. Ich konnte nicht sagen, dass es mir schlecht ging, ich war eigentlich eher sehr glücklich darüber was in der vorherigen Nacht passiert war. Aber ich war einfach vollkommen durch den Wind. Auf einmal kam Alex rein und lächelte mich schief an. „Komm her“ Alex kam auf mich zu und nahm mich in den Arm. Wir standen ein paar Minuten einfach im Zimmer und umarmten uns.

„Anna, dir muss ich noch eine Spezial-Verabschiedung geben. Komm her! Danke! Das war total schön!“ und ich stieg ins Auto. Und es war vorbei. Zum Glück fuhr ich alleine im Auto und so konnte niemand mithören wie ich mir selber immer wieder Mantra-mäßig vorbetete: „Das war schön. Es war eine schöne Drogen-Erfahrung. Jetzt gehst du nach Hause, Alex geht nach Hause. Euch verbindet nichts. Das bedeutet NICHTS!“

Die Nacht danach
Ich kann nicht fassen wie sehr ich an Alex denke. Wie sehr ich will, dass der da ist. Obwohl ich ihn nicht kenne. Obwohl ich weiß, dass das nicht echt ist. Ich bin so unfassbar verwirrt.
Ich hab mich noch nie mit jemandem so sehr als Einheit gefühlt. Ich war mir so sicher, dass Alex alles was ich denke auch denkt und alles was ich fühlen kann auch fühlt. Wir waren selbst physisch garnichtmehr zwei Menschen sondern nur noch eins.
Ich hab immer gewusst, dass ich nicht so stark bin wie ich nach außen tue; dass ich unter meinem Schutzschild extrem weich bin. Aber ich hab gedacht, dass wenigstens ein bisschen von meiner „Stärke“ echt ist. Ein ganz kleines bisschen zumindest. Aber anscheint ist nichts davon wahr.
Ich weiß nicht was ich daraus jetzt mache ich hoffe das geht einfach wieder weg. Ich sitze hier und weine und ich weiß nicht warum. Ich möchte grad einfach nicht alleine sein. Ich will aber nur nicht einfach nicht alleine sein. Ich will das ultimative Gefühl so wie gestern! Ich will eins mit einem Menschen sein, ich will das ultimative „wir sind eins“. Ich möchte immer eine eigene Realität, eine eigene Höhle die sonst keiner versteht.
Das ist viel zu viel für mich, dass auf einmal ein Stück Papier diese ganzen krassen Gefühle auslöst und ich weiß überhaupt nicht was passiert.
Ich möchte, dass das wieder so ist wie gestern Abend.
War das ein Alex-Anna-Moment oder war das ein Acid-Moment?! Gibt es was dazwischen? Ich bin besessen von dem Gedanken Sex mit Alex zu haben. Ich kann an nichts anderes mehr denken.
Ich wollte immer Liebe ohne Abhängigkeit, mir war nichts so wichtig wie Autonomie. Und jetzt frage ich mich ob es überhaupt Liebe mit Autonomie gibt. Wie soll ich jemals so ein Gefühl des „wir-sind-eins“ erleben ohne mich abhängig zu machen?
Das fühlt sich an wie Liebe. Ich hab mir Liebe so nie vorgestellt aber jetzt wo ich das fühle weiß ich was es ist.
Ich bin so unfassbar verwirrt. Ich möchte endlich einschlafen.

"Its Almost invariable that a women will fall in Love with a man she shares her LSD experience with..."
Dieses Zitat von Timothy Leary ging mir einfach nichtmehr aus dem Kopf. War ich verliebt?! Es fühlte sich zwar so an aber ich wusste doch rational, dass wir zusammen ein Drogen-Gefühl erlebt hatten, uns aber außer dem nichts verband.
"Du, Tom und Stefan und Alex seid euch so ähnlich. Ich hab das Gefühl ihr habt genau die gleiche Entwicklung durchgemacht. Es sieht nur von außen anders aus weil du aussiehst wie ein nettes blondes Mädchen. Aber innerlich ist das so gleich"
Als Toms Mama mir das vor zwei Jahren sagte stimmte ich ihr sofort zu - in Bezug auf Tom und Stefan. Ich habe keinen Gedanken daran verschwendet ob sie in Bezug auf Alex Recht hatte – ich „kenne“ Alex nicht mal ansatzweise. Und jetzt kann ich nicht aufhören darüber nachzugrübeln. Darüber nachzudenken welche Fragen ich Alex stellen würde um rauszufinden ob sie recht hat. Hat sie Recht? Ist Alex mir so ähnlich? Brauchten wir erst LSD um uns gegenseitig zu schätzen zu wissen? Wenn Alex an dem Wochenende nicht dabei gewesen wäre, wäre ich von irgendjemand anderem so besessen gewesen?!

Eine Woche später
Wochenendtrip mit meinen besten Freundinnen in England. 7 Stunden Autofahrt die ich damit verbrachte vom letzten Wochenende zu erzählen; Johanna, die mir jedes kleinste Detail an das sie sich noch erinnern konnte genau erklärte; Röcke die eher als breite Gürtel durchgingen, bauchfreie Tops, tiefschwarz geschminkte Augen, London Techno, High Heels deren Absätze länger waren als der Durchschnittspenis. John, ein Freund von mir seit dem Kindergarten, hatte alles gegeben um uns rund um die Uhr mit heißen englischen "Gentlemen", die aussahen als wären sie einer Abercrombie&Fitch-Werbung entsprungen und es grundsätzlich ablehnten mehr als nur Unterhosen zu tragen, zu umringen. Aber obwohl ich literweise Whiskey Cola in mich reinschüttete und so viel kokste, dass ich dachte mein Herz würde explodieren, konnte ich dieses leere Gefühl einfach nicht betäuben. Das Gefühl, dass mir das alles zu flach war, das Gefühl, dass das einzige was ich wollte Alex "unperfekter" perfekter Körper war, dass alles was ich wollte mit ihm im Bett liegen und Rauchen war.
Das war alles nichts für mich und ich wollte auch nicht da sein. Gegen 3 versuchte ich weiterhin krampfhaft mich einfach nur abzuschießen und die Leere in mir zu betäuben. Alex Namen zu vergessen. Der 12te Whiskey Cola; noch mehr Koks! Und auf einmal explodierte ich auf der Tanzfläche.
Ich kann mich nicht dran erinnern wann ich das letzte Mal so ausgelassen getanzt habe. Ich war komplett losgelöst. John wirbelte mich umher, ich sprang durch die Gegend wie ein Flummi, 3 Typen warfen mich in die Luft und ich hing kopfüber über der Tanzfläche und schrie vor Glück.
Seitdem fühle ich mich wieder frei.
Ich freue mich auf die nächsten Wochen, ich freue mich aufs Leben, alles was passieren wird, darauf jemandem ein Stück meiner Unabhängigkeit zu schenken, mich ein kleines bisschen abhängig zu machen, mich zu verlieben, einen Mann kennen zu lernen den ich liebe und mit ihm LSD zu nehmen.

4 Monate später
Ich denke nur noch selten an Alex und an unsere LSD-Nacht. Aber wenn ich daran denke, ist es das was es sein sollte: eine schöne Erinnerung an einen besonderen Moment zwischen 2 Menschen. Ein unfassbar toller Trip durch den ich viel über mich nachgedacht habe. Nicht mehr als das.
Den Moment nach dem Englandwochenende in dem ich mich wieder „frei“ gefühlt habe, hab ich aber wohl doch ein bisschen überschätzt. Es dauerte noch 4 Wochen bis ich wieder halbwegs „normal“ war.
Am Ende saß ich vor über 25 Seiten aufgeschriebener Erinnerungen, Zitaten, einer überbeanspruchten Notizfunktion meines Handys und tausend Zetteln voller Gedanken. Dieser Tripbericht ist der Versuch, all das irgendwie zu strukturieren.
Ich freu mich auf die Liebe.

“The desire and pursuit of the whole is called Love” - Plato