Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:LSD zum Frühstück
Drogen:LSD
Autor:anonym
Datum:15.12.2014 20:34
Set:Allein in meinem Zimmer
Setting:Lest doch selbst
Nützlichkeit:6,48 von 10 möglichen   (40 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Eines tristen Morgens, ich war schon seit vier wach, kam mir die Idee einfach mal ne Pappe nach den Spaghetti zu naschen. Uni nichts, nur ein Tutorium, warum nicht? Und so geschah es. Gegen acht oder neun war das Ritual beendet, der Schnipsel wurde ein Teil von mir. Total ohne Magie, ohne speziellen Anlass. Ja, ich bin mir da Anlass genug. Auf vollem Magen wollte ich das sowieso mal ausprobieren.


So verging eine kleine Langweile, bis ich nachdenklich wurde. Ich hörte anfangs Bach und dachte nur nach. Ich saß vor meinem winzigen Minikonzert und dachte nach. Ab und zu ging ich auf den Balkon und rauchte eine Zigarette, beobachtete die eilenden Menschen unter mir. Ich beobachtete einen Flaschensammler, der mit seinem Motorroller angegluckert kam. Er suchte den Müll ab und inspizierte alles. Ein rosanes Handtuch war auch mal dabei, welches er sogar entknüllte, als könnte etwas Wichtiges darin versteckt sein. Plötzlich kam eine Buswelle (Gruppe von Menschen, die zum Bus gehen oder kommen) nachhause und der Mann, der gerade noch eifrig nach Glas suchte, belud seinen Roller. Er war vollgehängt mit vielen Tüten und Kartons. Eine Tüte war voll mit Äpfeln, daran erinnere ich mich noch. Die Menschen, die gerade an ihm vorbeigekommen waren, hinterließen in unserem armen Pfandsammler eine gewisse Unruhe. Gleich nachdem die Herde an ihm vorbeigezogen war, räumte er zügig das Feld. Ließ den Motor erst bergab starten. Klar, dieser Typ hat sich geschämt, wie es doch jeder machen würde, der im Müll sucht und sammelt. Aber warum hört dieser Typ gerade dann auf, wenn ihn schon alle gesehen haben? Denkt der nicht seit nem Tag X "FUCK IT", wenn er schon tagsüber im Müll sucht? Wahrscheinlich hat er aber nicht mehr so viel zum denken, sonst würde er nicht im Müll suchen.

Ich beobachtete bei meiner Zigarettenpause immer wieder neue, schöne Bilder. Eine, nicht wirklich aufs Aussehen fixierte, alte Dame ging mit einem goldbraunen, prächtigen Boxer spazieren. Solch ein schönes Tier, es glich schon einem Löwen in dieser kalten Jahreszeit. Der Hund aber wollte gar nicht so, wie es sein Frauchen wollte. Er tappte hinterher, wo er doch eigentlich noch viel länger verweilen wollte. Er, dieses Wunder der Natur, dackelte der hässlichen Frau hinterher. Es anzusehen, zerriss einem das Herz.

Zwischen meinen ganzen Zigarettenpausen und Symphonien, denen ich so verstanden lauschte, dachte ich wieder über mich und mein Leben nach. Mein Studium, mein Schreibtisch, meine Träume - alles war total chaotisch. Neu anfangen? Warum nicht jetzt? Ich begnügte mich damit, mich einfach unter eine heiße Dusche zu stellen. Es tat gut und alles blieb geordnet in meinen Gedanken. Diese Unordnung, welche sich wieder in meinem Leben breitmachte, machte mir Angst. Die tägliche Angst. Dabei könnte doch alles so einfach, aber doch auch langweilig sein, wenn man nur mal alles sortiert, wenn man die Sachen von A bis Z durcharbeitet. Nichts auslässt. Kann ich das? Könnt ihr das? Also ich kann es nicht und konnte es noch nie in meinem Leben. Schon immer tat ich das, worauf ich Lust hatte. Hausaufgaben der Grundschule beispielsweise bekam ich nie fertig, da mir die Konzentration fehlte, diese jämmerlichen Sachen zu machen. Irgendwie hat immer alles hingehauen und ich schaffte es mich noch durchzutricksen. Immer wieder, bis zum Abi. Ich weiß nicht, aber wie kann man sich durchgängig nur auf eine vorgegebene Materie fixieren? Das wird doch verdammt langweilig. Aber langsam merke ich, dass man ohne dieses "Gelangweile" irgendwann verdammt arm dasteht. Mein dicker Kopf lässt mich dennoch nicht auch an dieser Langweile Gefallen finden. Die große Idee, der Jackpot, der Weg, um doch noch seinen wohlhabenen Platz an der Sonne zu erreichen, lässt mich weiterhin hoffen. Vielleicht bin ich morgen ein Rockstar, wer weiß.

Ich rasierte mein Gesicht wieder windelweich, wie es schon lange nicht mehr aussah. Mit meinen langen Haaren und den vollen Pupillen, entdeckte ich weibliche Seiten an mir. Wow, ich wäre ja noch verdammt hübsch als Frau. No homo ;) In dem wunderschönen Spiegel versunken, dachte ich wie immer nach. Dass sich das Acid durch den vollen Magen wohl den ganzen Tag hin und wieder blicken lässt, schien ich langsam begriffen zu haben.

Ich lief zum Bus. Ich wartete auf den Bus. Ich stieg in den Bus. Beim Herausgehen begrüßte mich ein Bekannter. Ich natürlich viel zu vercheckt, um ihm angemessen zu reagieren. Ein leises Hallo und ein leichtes Grinsen bringe ich heraus und suche mir meinen Sitzplatz. Ich merke, dass ich viel trippiger unterwegs bin, als ich annahm. Die Meute des Busses verwandelt sich in eine ekelhafte Freakshow. Ich sehe die hässlichen Menschen. Wie hässlich wir doch sind, so ganze ohne täuschendes Auge. Das Smartphone saugt an fast jedem Kopf hier drinnen. Den Blick einer schönen Frau missinterpretiere ich am Anfang gehörig. Mag ja daran liegen, dass sie durch ihre zwei, drei Jährchen, die sie mehr auf dem Buckel trägt, mir schon in einer anderen Liga zu spielen scheint. Ich gehe nach dem versehentlich abrupt abgebrochenen Augenkontakt noch drei, viermal darauf ein. Mein Gemütszustand ist erstmal ein Stück aus dem Gleichgewicht gebracht worden, durch die ganzen Reize, die mich hier bombadieren. Das Szenario wird schlimmer, als ich als Letzter in mein Tutorium platze. Die Leiterin fragt mich überrascht, ob ich denn die Probeklausur nicht mitgeschrieben hätte. Ohne Scham antworte ich mit einem gewöhnlichen Ja. Ich scheine wohl einer der sehr wenigen hier zu sein, die sich diesen Luxus auftischen. Meine, ach so eifrigen Kommilitonen sind total besessen von diesem Quatsch, welchen wir studieren. Der Eifer, besser als der Andere zu sein, ist hier mehr als allgegenwärtig. Ich merke, dass dieser Weg, dieses Fach, nichts für mich ist. Diese Zweifel kommen zur Zeit immer mehr auf. Es macht mir ja Spaß, aber nicht so hart Spaß, dass ich es mein ganzes Leben lang, immer und immer wieder machen könnte. Dass ich schon jetzt total bekloppt die Bücher danach abwälze. Freunde und Familie sprechen dagegen den größten Segen aus und alle zählen irgendwie auf mich, dass ich es zu etwas bringe. Darf ich sie und mich selbst denn derart enttäuschen?


Ich sitze im Bus nachhause und mir klingt noch immer diese Melodie Liszts im Kopf herum. Sie beschreibt mich perfekt. Ich könnte den ganzen Tag nur Acid nehmen, mir diese Melodie anhören, etwas dazu auf der Gitarre klimpern und rauchen. Dadamm,dadammm, dadommmmmm.