Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:LSD in NeuSehLand
Drogen:LSD
Autor:Soleil
Datum:12.01.2015 01:04
Set:insgesamt gut drauf und sehr neugierig
Setting:sonniger Campingplatz am Meer in Neuseeland
Nützlichkeit:6,13 von 10 möglichen   (23 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Vorgeschichte:
Nach meinem Abi 2013 war ich für ein knappes Jahr in Neuseeland, Work and Travel. Davor hatte ich wirklich GAR NICHTS mit Drogen zu tun, alle paar Wochen mal ein bisschen Alkohol, habe aber weder geraucht noch Kaffee/Cola getrunken.
In Neuseeland kam ich langsam in Kontakt, sehr viele Backpacker und Einheimische kiffen und ich fing an, den Geruch von Gras zu mögen (auch wenn ich trotzdem nicht rauche und mir nur einmal einen Muffin aus nem Coffeeshop mit nem Freund geteilt hab, von dem ich aber nichts gemerkt hab.)

Jedenfalls war ich dann mit einem Freund (naja, eigentlich kannten wir uns damals erst seit 4 Tagen) in einem Nationalpark (Abel Tasman Nationalpark) zwei Tage kayaken und noch einen Tag wandern. Da man ja sonst nich viel zu tun hat, redet man dabei sehr viel. Und er erzählte mir auch sehr viel über verschiedene Drogen.
Als ich ihn einmal aus Spaß fragte, ob er nicht auch Speed dabei hätte, weil er jeden Tag einen Joint rauchte und ich IMMER auf ihn warten musste, antwortete er: "Joa, hab ich. Hab auch noch drei Pappen dabei". Ich erstmal perplex, wurde aber neugierig.
Als wir wieder auf dem Campingplatz am Anfangspunkt unserer Tour waren (Marahau, Old Macdonalds Farm, falls jemand mal zufällig in die Gegend kommt :D ), morgens beim Wäschewaschen fragte ich: "Meinst du, das ist ein guter Ort für LSD?" Kurzer verwirrter Blick, dann Grinsen. "Ja, schon. Es gibt Alpacas, Strand..."
Dann klärte er mich nochmal ein bisschen auf, fragte, ob ich irgendwelche vergessenen Traumata habe, die wieder hochkommen könnten und gab mir dann eine der Pappen. Das war noch am vormittag, so zwischen 11 und 12 ungefähr.

Trip:
Während ich also auf der Pappe herumlutschte, saßen wir im Gras, jonglierten und spielten Ukulele (hatten wir von ein paar Österreicherinnen ausgeliehen, die unsere Nachbarn waren). Nach so 15-20 Minuten schluckte ich den Rest runter und ging mir was zu Trinken holen. Die spitzen Steinchen auf dem Weg kamen mir weniger schmerzhaft vor, irgendwie weicher, ein bisschen so wie Schweben. Während wir noch dort saßen, erfand ich weitere Gründe, um nochmal laufen zu können, weil ich das Gefühl irgendwie mochte.
Nach drei Tagen im Busch ging mein Freund sich rasieren, ich aufs Klo. Die Wände waren aus gemasertem Holz und die Wellenlinien schienen sich zu bewegen, wenn ich sie anschaute.
Eine Weile saß ich dann alleine im Gras (jedoch saß in der Nähe ein Pärchen an einem Tisch, was mir etwas unangenehm war) und spielte Ukulele. Ich bin noch Anfängerin, aber in diesem Moment kam es mir irgendwie leichter vor, es war vor Allem einfacher, gleichzeitig Text und Akkorde zu lesen. Auch 5 Bälle jonglieren (was ich noch nicht so richtig kann) klappte irgendwie besser, oder vielleicht kam es mir auch nur so vor, jedenfalls machte es sehr viel Spaß.
Summende Fliegen und Bewegungen von Vögeln im Busch nahm ich überdeutlich wahr und die Sonne schien angenehm warm auf mich herab. Wolken änderten ständig ihre Form (wobei sie das ja auch so tun...).
Mein Freund kam vom Rasieren zurück und so ohne Bart weckte sein Gesicht bei mir die Assoziation eines Pilzkopfs (ein Gedanke, den ich übrigens nie wieder losgeworden bin).
Er fing an, mich zu massieren, ich genoss die Berührungen und die Bilder vor meinen geschlossenen Augen. Bunte Blumen rankten sich über die Leinwand meiner Augenlider, verschwammen zu Mustern wie Mandalas, die wieder zerflossen und neue Muster bildeten. Dann malte er mit Wasser Figuren auf meinen Rücken, war zuerst verwirrt, weil ich mir nicht sicher war, ob es tatsächlich Wasser war oder sich nur für mich seine Finger nass anfühlten.

Später aß ich ein Stück Schokolade, er schaute mich dabei erwartungsvoll an. Beim zweiten Stück merkte ich, warum... Ich hatte das Gefühl, dass die Schokolade überall in meinem Mund klebt; warm, weich, klebrig und lecker.
Danach gingen wir zu einem Bach, der auch auf dem Gelände des Campingplatzes war. Nach den Malspielchen auf meinem Rücken hatte ich mir das Wasser spannend vorgestellt, war dann aber enttäuscht. Der Weg dorthin war spannender, die Bäume und alles andere faszinierte mich, obwohl sie eigentlich genauso aussahen wie sonst, minimal farbintensiver.

Am besten gefiel mir ein Garten mit Skulpturen im Dorf. Ich strich über das warme Holz der Figuren um die Oberfläche zu spüren und ihre Energie aufzunehmen. Ich wanderte durch den Garten, roch an Blumen und probierte einige Kräuter. Alle Gerüche und Geschmäcker waren intensiver als sonst. Ich pflückte mir etwas Hopfen und Fenchel, meine Lieblinge. Eine Weile saß ich auf einer Bank, roch ab und zu am Hopfen und genoss die Gefühle in mir. Ich fühlte mich ein bisschen wie ein Kind, für das die ganze Welt neu und spannend ist.
Mein Freund war inzwischen auf dem Klo gewesen und als er wiederkam, drückte ich ihm erstmal Hopfen und Fenchel in die Hand, damit er es für mich aufbewahrt, musste aber im selben Moment über mich selbst lachen, weil mir auffiel, wie dämlich das eigentlich war.

Eine halbe Stunde oder so verbrachten wir noch am Strand, eine fast schon mystische Landschaft mit seltsamem Gebüsch, Bächen die ins Meer führen, angeschwemmten Holzstücken, Sand und Steinen in verschiedenen Farbtönen und kleine Wellen die ans Ufer platschen.

Wir liefen zurück zum Campingplatz, wo wir einem kleinen verwunschenen Pfad durch ein Wäldchen voller Moos und kleinen Brücken bis zum Rand einer Alpacaweide folgten. Wir lachten, weil ich dabei so dem mega Klischeehippie entsprach: barfuß, Goahose, Blume im Haar und auf Acid. Dort beobachteten wir noch eine Weile die Wolken und auch er als nüchterner Mensch sah fast genauso viele Gesichter und Figuren in ihnen.

Langsam ließ die Wirkung spürbar nach und ich bekam Hunger, kochte Reis mit Gemüse und verputzte zwei Teller voll. Auch Schlafen war kein Problem danach (und das Kuscheln davor seeeehr angenehm).


Meinen allerersten Trip empfinde ich immer noch als einen der schönsten bisher, wobei das Setting auch echt schwer zu übertreffen ist.
Die Erfahrung war für mich durchweg angenehm, war nie überfordert davon und kann nicht nachvollziehen, warum viele im Vergleich zu anderen Halluzinogenen so viel mehr Respekt (/Angst) vor LSD haben und sich trotz viel Erfahrung mit anderen Psychedelika lange nicht rantrauen. Vorsichtig dosiert kann ich mir kaum vorstellen, dass dabei mehr oder weniger schief gehen kann als bei z.B. 2C-X.


Nachtrag (nach etwas mehr Erfahrung) 20.8.16:
Für mich ist LSD immer noch eine der am besten kontrollierbaren Substanzen. Auf einer hohen Dosis LSD (übrigens trotzdem kaum Optics) kam ich z.B. deutlich besser klar als auf viel 2C-B, welches mein Freund oft als "Einstiegspsychedelikum" empfiehlt. Durch die geistige Klarheit, die LSD meiner Meinung nach fast als einzige Substanz hat, kann ich den Trip besser beeinflussen und in positive Bahnen lenken als auf anderen Psychedelika.
Letztendlich ist das aber ja bei jeder Person anders und man kann vorher nicht wissen wie man reagiert, deshalb ist es auch schwierig, jemanden etwas zum "Einstieg" zu empfehlen.