Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Drogeninduzierte Psychose
Drogen:Muskatnuss
Autor:Kokos
Datum:29.10.2006 00:54
Set:Langeweile
Setting:Zuhause und überall
Nützlichkeit:7,64 von 10 möglichen   (25 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Ich sag nur eins: NIIIIIEEEEE WIIIIIEEEEDEEER Muskatnuss.



Es ist zwar schon anderthalb Jahre her, aber dennoch eine Erfahrung die hier berichtet werden muss, damit andere Leute vielleicht eine Lehre draus ziehen.



Ich hatte es schon etliche male probiert: In Milch aufgekocht, in Alkohol aufgelöst und geraucht, doch nie habe ich etwas gemerkt außer Kopfschmerzen. Außer das eine mal, und das hat mir gereicht. 5 Wochen Abstürze die nicht sehr angenehm waren.



Dieses eine mal hab ich die Mukatnuss mit einem Apfel gegessen, wegen dem Geschmack. Hab aber nichts groß gemerkt, außer ein Schwindelgefühl und eine leicht veränderte Wahrnehmung, die erstmal zwei Tage angehalten hat. Am dritten Tag dann ist es passiert. Ich bin Nachts aufgewacht und hatte eine panische scheiß Angst zu sterben. In meinem Blut war kein Adrenalin, ein Sicherungsseil, mit dessen Hilfe man nicht den Verstand verliert. Ich war kurz davor den Verstand zu verlieren. Meine einzigen Gedanken waren irgendwelche Schimpfwörter. Meine Augen waren knallrot, ich hatte kalte Hände und ein scheußliches Gefühl in der Brust. Ich hab mir Wortwörtlich fast in die Hose geschissen, hab es aber noch rechtzeitig aufs Klo geschafft. Dieser Zustand hat ungefähr drei Stunden Angehalten und ist so plötzlich verschwunden, wie er gekommen war.



Das ist dann fast jede Nacht passiert.



Kurz darauf hatte ich dann meine Abschlussfahrt nach Italien. Dort sind dann die ersten Symptome einer Psychose aufgetreten. Ich konnte mein Verhalten anderen gegenüber nicht mehr richtig kontrollieren. Da war ich dann wirklich ein Spast. Und das schlimme daran war, dass andere nicht erkannt haben, dass ich weiß, wie sie mein Verhalten beurteilt haben. Auf der Rückreise dann hatte ich leichte Halluzinationen. Das Muster vom Sitz hat sich angefangen zu bewegen. Ich hab mein Kopf gegen einen Haken, wo die Gardienen vom Bus befestigt waren, geschlagen und wusste nicht mehr ob das wirklich passiert ist, oder ob das nur Einbildung war. Außerdem hatte ich eine Art Zeitsprung erlebt. Der Bus ist um eine Ziemlich große Kurve gefahren. Als er am Anfang der Kurve War, war er plötzlich schon am Ende der Kurve. Und das waren mindestens 50 Meter.



Als wir bei der Abschlussfahrt in Venedig wahren, war die Welt für mich erstmal wieder in Ordnung. Ich habe die Schönheit der Stadt zum ersten mal so richtig erkannt. Doch eins war nicht so schön. Ich hab gedacht, dass alle um mich trauern, wegen mir tränen vergießen, weil sie wissen, dass ich eine Krankheit habe, woran ich sterben werde. Außerdem hab ich angefangen Leute aus den Augenwinkel anzugucken, weil ich Ausschau nach erleuchteten Wesen gehalten hab. Und da ist mir aufgefallen, dass sie unerklärlicherweise den Mund aufgemacht haben, mich angestarrt haben, als käme ich vom Mars und genickt haben. Das hat mich vorerst erfreut. Doch dann bin ich auf die Idee gekommen, dass ich Satan bin und es nur nicht weiß, wegen meinen roten Augen. Als ich meine komischen Angstzustände hatte, wusste ich, so muss die Hölle aussehen.

Ich hab auch Leute in Gedanken angesprochen, und die haben sich umgedreht, mich angelächelt und genickt.



Die den letzten drei Tagen vor Ferienbeginn saß ich sehr ängstlich in der Schule, weil ich immernoch dachte, dass die ganze Klasse um mich trauert.



Ein oder zwei Wochen nach der Italienreise bin ich mit ein paar Freunden für eine Woche an die Ostsee gefahren. Als wir dort angekommen sind hab ich mich das erste mal gefragt, was überhaupt mit mir los ist. Sind das Idiopatische Epileptische Anfälle, an denen man nach der Zeit stirbt, oder komme ich doch geradewegs aus der Hölle und mache sozusagen in diesem Leben Urlaub.

Ich hatte ziemlich häufig Flashbacks vom Kiffen. Oder war es Teil meiner Psychose? Ich weiß es nicht. Dann war immer alles ganz farbig und ich hab ziemich verpeilt gekuckt und gegrinst.

An einem Tag hatte ich ein ziemliches hoch. Ich musste mir ständig das Lachen verkneifen, weil ich dachte, was ich doch für ein lustiger Kerl bin.



Als ich dann wieder Zuhause war ging es dann erst richtig los. Ich hab mich ständig sau unwohl gefühlt. Mein Bewusstsein hat sich angefühlt, als würde es absterben.

Ich hatte das Gefühl, als sei ich immer am selben Ort. Ich war nicht mehr in dieser Welt, sondern die Welt hat sich an mir vorbei bewegt. Als sässe ich in einer dreckigen Kuhle fest.

Im Schwimmbad sah alles so aus, als wäre unsere Welt aus einer zweidimensionalen Fläche zusammengefaltet.

Weil ich nichts mit mir anzufangen wusste bin ich einige male in den Wald spazieren gegangen. Ich hatte einen Schlagring dabei und hab mir vorgestellt, wie es wäre jemand damit zu verdreschen, weil ich die Welt mit samt seinen ganzen Personen gehasst habe. Wie abfällig mich die Leute immer angestarrt haben, als wäre ich ein häufchen dreck. Nachts hab ich perverse Dinge geträumt, wo einem die Galle hochkommt. Und einmal waren meine Angstzustände so schlimm, dass ich mich nicht mehr bewegen konnte, nicht mehr wusste wo ich bin, ich dachte ich sei noch an der Ostsee, und nicht mehr wusste wer ich bin.



Als dann fünf Wochen ungefähr rum waren, lag ich Tagsüber nur noch im Bett. Bis dann schließlich der Punkt gekommen ist, wo es mir gereicht hat. Ich hab die halbe Wohnzimmereinrichtung zerlegt und bin auf die Straße gegangen, um Autoreifen zu zerstechen. Dadurch ging es mir zwar nicht besser, hatte dafür aber ein Hochgefühl und kein Tief mehr. Als das Meine Eltern mitgekriegt haben haben sie mich ins Krankenhaus gebracht, von wo aus ich sofort in die Psychatrie gekommen bin. Dort angekommen lag ich eine Halbe Stunde im Bett, und das unglaubliche passiert. Alles ist von einer Sekunde auf die nächste verschwunden. Ich bin Nachts nicht mehr mit Angstzuständen aufgewacht und hatte auch keine anderen Symptome mehr. Das einzige was geblieben ist, war, dass ich immernoch außer Ja, Nein und hmm nichts großartig gesagt habe.



Ab dem Zeitpunkt hab ich gemerkt wie großartig doch das Leben ist. Es lief gerade irgend ein schönes Lied im Radio, als ich ein Déja-vu Erlebnis hatte. Da hab ich begriffen, das es egal ist was man in seinem Leben erreicht. Das Leben an sich ist wunderbar und ein Geschenk Gottes.



Nun möchte ich noch etwas zu dem Hauptmerkmal, den Angstzuständen meiner Psychose sagen:

Es fühlt sich an als müsse man mit aller Macht dagegen ankämpfen, damit irgendetwas im inneren nicht in Stücke gerissen wird.

Es fühlt sich an als ob man in einem schrecklichen Strudel ist, wo die Wahrscheinlichkeit, dass man jemals wieder hinauskommt immer geringer wird um so tiefer man sinkt.



Jetzt, ungefähr ein Jahr später, bin ich wieder vollkommen gesund.





Was lernt man daraus?

Fingerweg von den Drogen wer sie nicht verträgt. exclaim