Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Voller Abflug mit 120 mg
Drogen:Mischkonsum von DXM und Tabak (Reihenfolge vom Autor festgelegt)
Autor:Tryptomane
Datum:24.08.2010 03:28
Set:Gelassen, freudige Erwartung
Setting:Verdunkelte Wohnung
Nützlichkeit:8,23 von 10 möglichen   (30 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Wir schreiben den 7.5.2010. Ca. 48 Stunden ist es her und ich habe langsam wieder genug Gefühl in den Fingern, um meinen ersten Tripbericht zu verfassen. Eine Minimaldosis DXM hatte mich sehr viel weiter geschickt, als ich eigentlich wollte...



Rückblende: Auf der Suche nach einem marihuanaartigen aber für mich besser kontrollierbaren Rausch führte mich mein Weg erst auf LdT (zwecks Recherche) und am darauffolgenden Tag direkt nach der Arbeit in die Apotheke.



„Zwei Packungen Ratiopharm Hustenstiller bitte.“



An der Art, wie die Verkäuferin nach hinten ging, merkte ich bereits, dass der zweckentfremdete Gebrauch hier wohlbekannt war. Sie kam zurück und legte eine Packung hin. „Wir haben nur noch eine, macht das was?“



„Nein, kein Problem.“



Da ich vorhatte, alleine zu trippen und zum ersten Mal auf DXM, würde das erstmal ausreichen. Als Zeitpunkt hatte ich mir eigentlich den heutigen Freitag vorgenommen und wollte an jenem Mittwoch erst mal die Allergietest-Dosis einwerfen.



Zuhause las ich weiter auf LdT und ließ nebenbei Fernsehen auf dem Laptop laufen. Am Abend beschloss ich, dass es nicht sehr riskant sein würde, eine mittlere Plateau 1-Dosis einzuwerfen (4 Kapseln auf 62 kg), weil ich auf leichte CEVs und Entspannung mit Musik aus war. Der Abend würde allerdings anders verlaufen, als ich mir das ausgemalt hatte...



Gegen 20:10 schmiss ich mir die Kapseln ein und versuchte, nicht bewusst auf den Rausch zu warten. Ich surfte in der Wikipedia herum und so ca. ab 20:40 fand ich ungewöhnlicherweise das Fernsehprogramm zunehmend interessant (irgendeine N24-Reportage). Gegen 21:05 setzte allmählich Seegang ein und nachdem ich hinter geschlossenen Augen mäßig starke Visuals wie beim Grasrauchen verifiziert hatte, schaltete ich gegen 21:35 alle Bildschirme aus, löschte das Licht und legte mich mit MP3-Player auf die Matratze, die ich in der Mitte des Raumes platziert hatte.



Von dieser Position aus hatte ich über mir die Decke mit einer blaumetallenen Hängelampe, vor mir die Tür und ein paar Metalposter, links das Fenster mit einbrechender Dunkelheit und rechts die Arbeitsplatte mit den Rechnern und verschiedenen LEDs von verschiedenen Geräten, die die eine Hälfte des Zimmers in fahles blaues Licht tauchten.



Folk-Metal kam nicht so gut, also legte ich „Dune - Spice Opera“ von Exxos ein. Passend dazu raste ich nun durch Tunnel aus rostigem Metall und glitt in Zeitlupe über eine dämmrige Wüstenlandschaft, durch die sich eine Gruppe leidgeprüfter „Sandleute“ bewegte. Wie üblich erschienen „gegenständliche“ Visuals für die ersten paar Minuten nur in der rechten Hälfte meines Gesichtsfeldes, keine Ahnung, warum das so ist.



Jedes Lied schien ein anderes visuelles Thema auszulösen; vorherrschend waren Tunnelflüge und kugelartige Formen. Gut in Erinnerung geblieben ist mir beim zweiten Hören des fünften Tracks „Revelation“ eine mattschwarze Kugel in einem mattschwarzen Hohlraum; alle Oberflächen waren von einem gelblichweißen organischen Lichtgeflecht überzogen.



Irgendwann wurde es mir langweilig und in Erwartung baldigen Abebbens setzte ich mich wieder an den Rechner. So um 22:20 rief ein guter Freund auf dem Festnetzapparat an und ich erzählte ihm, was bei mir gerade ablief; er war aber vorher bereits eingeweiht gewesen. Wir telefonierten etwa 20 Minuten. Als ich schließlich gegen 23:40 festellte, dass es unmöglich wurde, sich zu konzentrieren, beschloss ich, bereits jetzt ins Bett zu gehen, um den Rausch im Schlaf abebben zu lassen. Ich rauchte noch zwei selbstgedrehte Zigaretten hintereinander, seidete mir die Zähne, putzte sie dann noch und legte mich hin.



Nun war es mucksmäuschenstill und bis auf das indirekte schwache LED-Licht auch dunkel. Ich wandte den Kopf zum Fenster: Klare Nacht, 2 helle Sterne und die Krone einer Buche waren im Ausschnitt zu sehen. Nun schloss ich die Augen und versuchte zu schlafen, aber die Visuals waren plötzlich intensiver geworden und nicht mehr ignorierbar. Ja ich spürte sogar regelrecht, wie der Kopf einen weiteren Gang hochschaltete und die Zeit nun „taktete“ - alle gefühlte 3-4 Sekunden änderte sich die Szene oder ein Teil davon übergangslos. Alles kam mir in hundertprozentiger Intensität durcheinander entgegengepurzelt. Noch mehr kurvenreiche Tunnelflüge und geometrische Objekte, in grellen Farben und oft transparent-flackernd wie eine Projektion. Eine gewaltige Wolkenwand, über der ich mich, sprunghaft heranzoomend, irgendwo befand. Surreale Szenen wie aus einem Zeichentrickfilm, in denen sich die Gesichter zu hämischen oder angewiderten Fratzen verformten.



Ich stand auf, und obwohl ich keinen Hunger verspürte, warf ich mir zwei Handvoll Erdnüsse ein, versuchte erfolglos zu pinkeln, trank einen halben Liter Wasser und benutzte anschließend etwas Mundspülung, damit das Zähneputzen nicht ganz umsonst gewesen war. Ich stieß sowohl beim Hin- als auch Zurückgehen mit dem Bein am Türrahmen an, spürte davon nichts, sah zwar nicht doppelt, war aber breit genug zu vergessen, einen erbaulichen Blick in den Spiegel zu werfen.



Wieder im Bett, ging das Programm nun zu gegenständlicheren Szenen über und ich merkte, dass ich an manchen Stellen willentlich Kontrolle über den Inhalt hatte. Ich merkte auch, dass das, was mir entgegengeschleudert wurde, nicht vorselektiert war, sondern einfach der Tiefe entstieg, und stellte mich innerlich darauf ein, starke Nerven haben zu müssen. Aber seltsamerweise war ich von all dem, was ich sah, emotional völlig unberührt; wenn ich ein zugehöriges Gefühl wahrnahm, dann nur wie aus unendlich weiter Entfernung. Nur einmal verspürte ich einen Anflug von Übelkeit, als mir eine Horde aufgerichteter Regenwürmer Indianergelächter entgegenschallen ließ; ich richtete mich ruckartig auf, um das Bild zu löschen, und dachte mir, dass sich der Magen im Moment nicht so gut mit den Erdnüssen vertrug. Es war aber bei Weitem nicht so schlimm, dass ich mich hätte erbrechen müssen.



Nichts von dem, was ich an Visuals sah, stellte etwas aus meinem realen Leben dar. Es war mehr wie ein freakiges Kino, manchmal noch unterbrochen von abstrakten Visualisierungen. Ich sah diverse morphende Tiere in ihrer natürlichen morphenden Umgebung, noch mehr fratzenhaften Zeichentrick, langsam erstarrende Blitze, immer imposantere stachelige Kugeln, Geflechte aus festem Material, die zu purem Licht wurden. Ich hörte auch „Vögelchen“, sehr tief und langgezogen, schwingende Sinustöne mit länger werdendem Amplitudenabstand. Dann plötzlich mittelalterliche Schlachten, niedersausende Äxte, von Speeren durchbohrte Krieger, alles in wahnwitziger Abfolge.



Dann war ich in der Hölle. So wie ich hier in meinem Zimmer lag, lag ich dort auf dem ausgedörrten Boden; ich empfand es trotzdem als angenehm und nicht beunruhigend. Ca. 20 Meter schräg vor mir explodierte der Boden und der Satan fuhr aus dem entstandenen Loch auf. Nach drohendem Herumgefuchtel mit seiner Streitaxt bemerkte er mein Fehlen von Angst und warf die Waffe beiseite. Er stapfte auf seinen Bocksfüßen heran und kam über mich, um mich zu würgen. Als mich das sogar leicht belustigte, zerfiel er schlagartig zu Staub. Nun betrat eine atemberaubend schöne rothäutige Frau die Szene, wobei mir angesichts ihrer kleinen Hörner natürlich sofort klar war, dass es sich wieder um den Satan in Gestalt eines Sukkubus handeln musste. Um sie mal aus der Nähe zu sehen, ließ ich es so weit kommen, dass sie lustvoll auf mir aufsaß, dann fielen ihr plötzlich die Beine oberhalb der Knie ab und der Rest explodierte in einem Meer von Blut und Gedärmen.



Ich setzte mich im Bett auf und lachte mich halbtot. Der Trip war trotz der unerwarteten Intensität voll unter meiner Kontrolle. Doch die Szene in der Hölle hatte mich so geil gemacht, dass ich Hand an mich legte und merkte, dass es wegen der extremen Visuals nicht mal ansatzweise funktionierte.



Ich versuchte mir eine schöne feuchte Mumu vorzustellen und konnte das Bild mit einiger Anstrengung materialisieren lassen, aber beim „Loslassen“ des Bildes kam es dann so, dass ich mitten in die Spalte hineinflog und drinnen durch einen mit Schädeln verzierten Knochentunnel raste. Mir ging noch durch den Kopf, dass das anatomisch nicht korrekt wäre.



Schnitt. Ein kurzer Blick in die jetzt leere Hölle. Schnitt. Ich flog an einem gigantischen Gebilde im leeren Raum entlang, ein paar mal wurde ich zwischendurch angehalten und geschwenkt, so dass ich die Oberfläche aus vielen verschiedenen Perspektiven genauer mustern konnte, dann ging es mit noch höherer Geschwindigkeit an diesem mehrere Lichtjahre großen ringförmigen Gebilde entlang. Die komplette Oberfläche bestand aus Myriaden Glas- oder Plastikkügelchen, mehrheitlich gelbe, aber auch viele rote und blaue; immer drei gleichfarbige waren miteinander im 120°-Winkel verbunden.



Wieder schlug ich die Augen auf und bemerkte zwei Dinge: Das Objekt war immer noch in voller Intensität zu sehen, und die Deckenlampe über mir schien keine feste Form mehr aufzuweisen. Sie waberte, bildete Tentakel aus, schob sich wie ein unwuchtiges Rad hin und her, und die Birne streckte sich abwechselnd in alle Richtungen. Gedanklich erteilte ich dem Kügelchen-Objekt den Befehl, sich mit der Lampe zu vereinigen, worauf es tatsächlich losschwebte, den Lampenschirm einhüllte und einige spannende Szenen dort oben entstanden, z.B. zwei kämpfende Samurai, wuselnde Maulwürfe und ein alter Mann mit Strohhut und Zigarre.



Dann wandte ich den Blick zum Fenster und dachte schlicht „endgeil!“, denn dort draußen waren nicht mehr nur zwei kümmerliche Sterne zu sehen, sondern ein Feuerwerk aus entstehenden und explodierenden Sonnen, rasenden Sternschnuppen und umherschwirrenden Blinklichtern. Davon konnte ich kaum den Blick lassen und sah auch zwischendurch mal was besonders Helles, aber das stellte sich dann doch nach ein paar Sekunden Betrachtung als reales Flugzeug heraus.



Ich schätze, dass die heftige zweite Phase ca. 1 1/2 bis 2 Stunden dauerte, weil ich am nächsten Morgen bereits um 7:23 wach wurde. Ich schlug die Augen auf und wusste sofort, dass meine Pupillen groß wie Untertassen waren, was ein Gang ins Bad auch bestätigte. Um 10:00 würde der Wecker klingeln und um 11 würde ich auf der Arbeit sein müssen, außerdem stand am Nachmittag ein Termin auf dem Amt an, für den ich Unterlagen auf der Arbeit abholen musste. Krankfeiern war also keine Option. Nach einer halben Stunde mit offenen Augen waren die Pupillen nur noch mittelmäßig geweitet, was ok war und auf alles mögliche geschoben werden konnte.



Gestern abend, ziemlich genau 24 Stunden nach der Einnahme, kam ein neuer Schub und ich hatte unter der Dusche grob verrauschte aber gestochen scharfe CEVs. Heute auf der Arbeit noch mal, war aber ganz lustig, um sich in der Pause die Zeit zu vertreiben. Jetzt (abends gegen 19:00) ist die Pupillenweitung nur noch leicht ausgeprägt und das Körpergefühl wieder fast normal.



Ich reagiere heftig auf Dex... aber das konnte ich ja vorher nicht wissen und es hat auch den Vorteil, dass die Packung locker für 4 hohe Plateau 2-Trips reicht ;-) Aber so schnell nicht wieder, erst mal einsacken lassen und verarbeiten, auch körperlich und geistig hat es an mir gezehrt. Wer positiv, gelassen und experimentierfreudig drangeht, kann jedenfalls mit mäßig dosiertem DXM gut Spaß haben.