Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:MXE: Totale Verwirrung
Drogen:Mischkonsum von Ketamin und Tramadol (Reihenfolge vom Autor festgelegt)
Autor:mabool
Datum:16.03.2011 15:48
Set:Seit ca. 30 Stunden wach, Meth-Comedown, Rita-Comedown, Kieferkrämpfe, Unruhe, Vorfreude, gute Laune
Setting:Völlig leere Wohnung + Decken + Sessel
Nützlichkeit:7,83 von 10 möglichen   (41 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Das Folgende ist ein Bericht über mein Treffen mit Loserfish und LaMirage aus meiner persönlichen Sicht. Wir haben miteinander abgesprochen, dass wir alle einen Tripbericht aus unserer persönlichen Sicht schreiben; LaMirage hat ihren schon geschrieben. Da niemand von uns nüchtern war, wird es wohl trotzdem nicht möglich sein, ein objektives Bild davon zu bekommen. Ich kann mich im Übrigen weder an den genauen Ablauf der Geschehnisse noch an Uhrzeiten erinnern und glaube auch nicht, dass jemand anders das kann, die Tripberichte werden sich in den Details also wohl widersprechen.



Ich habe an diesem Abend Methoxetamin und Tramadol konsumiert. Da Methoxetamin in der Liste keine Option ist, habe ich stattdessen Ketamin angegeben, da dieses ihm am nächsten kommt.



Das ganze spielte sich in einem Raum in LaMirages neuer Wohnung ab, in welcher es noch keinerlei Möbel oder sonstige Einrichtungsgegenstände gab - nur einige Decken und einen Sessel.



Irgendwann am späten Abend, ich vermute, gegen 23 Uhr, begannen wir, zu konsumieren. LaMirage nahm 25 mg 4-AcO-DMT zu sich, ich 65 mg MXE, Loserfish kombinierte eine mir unbekannte Menge beider Drogen.



Wenige Minuten später hörte ich auf, zu denken. Hierbei muss angemerkt werden, dass das meine erste Erfahrung mit Dissoziativa war. Ich hatte 65 mg konsumiert, weil Loserfish bei seinem ersten Mal eine ähnliche Menge konsumiert hatte; was ich nicht bedacht hatte, war, dass er über erheblich mehr Erfahrung mit Dissoziativa verfügt. Während die 65 mg also für ihn einen durchschnittlichen, unspektakulären Trip erzeugten, wurde ich davon vollkommen überrumpelt.



Ich verstand die Welt nicht mehr. Ich verstand überhaupt nichts mehr. Ich würde gern beschreiben, wie ich mich währenddessen gefühlt habe, aber ich finde außer "Verwirrung" keine Worte dafür. Als ich noch zusammenhängend sprechen konnte, sagte ich zu Loserfish: "Es fühlt sich an, als wäre da ich... und dann Watte... und dann die Welt" - also als befände sich eine Schicht aus Watte zwischen mir und der Außenwelt. Die Wirkung wurde von Sekunde zu Sekunde intensiver - ich spürte, wie meine Denkmuster Formen annahmen, die so - simpel - waren, dass es mir Angst machte. Jede Kompexität verschwand, alles verschwamm ineinander. Es gab auch keine kausalen Verknüpfungen mehr. In meinem Gehirn verschwamm alles, jeder Gedanke und jeder Eindruck, zu einer Singularität, die so vereinfacht und so entstellt war, dass ich sie nicht verstehen konnte - wer Mathematik auf Abiturniveau gelernt hat, dem kann ich es wohl annähernd begreiflich machen, wenn ich sage, es war wie eine Ableitung der realen Welt - weniger Variablen. Vor meinem inneren Auge sah ich geometrische Formen, die keinen Sinn ergaben - Dreiecke, deren Winkelsumme mehr als 180 Grad betrug oder gebogene Rechtecke, deren Seiten trotzdem parallele Geraden waren. Optics im Sinne von Halluzinationen hatte ich im engeren Sinne keine, es sah nach einer Weile nur so aus, als blicke ich durch ein Glas mit Sprung.



Ich beginne, mich an LaMirage festzuhalten. Sie streichelt meine Hand, das ist schön. Wir legen uns hin und decken uns zu. Ich versinke in mir selbst. Irgendwann merke ich überrascht, dass ich stehe - ich habe nicht gemerkt, dass ich aufgestanden bin. Ich stolpere durch die Wohnung, wobei ich öfters gegen die Wände stoße. LaMirage kommt mir nach, sie bringt mich zurück ins Zimmer, wir legen uns wieder hin und ich kuschle mich an sie. Wenn ich ihr Gesicht ansehe, ist es völlig verändert und dennoch viel vertrauter als sonst. Auf einmal steht sie auf und geht ins andere Zimmer. Ich will aber nicht, dass sie geht, deshalb gehe ich ihr nach. Ich sehe sie auf dem Boden liegen, sie will dass ich mich zu ihr lege. Ich tue es, wieder beginnen wir zu kuscheln. Ich liebe es, mich an ihr festzuhalten, denn sie ist in meiner furchtbar dissoziierten Welt das einzige vertraute Element. Dann will sie wieder zu Loserfish ins Zimmer, also gehen wir. Er liegt trippend auf dem Boden und nimmt keine Notiz von uns. Wir legen uns zu ihm und ich schließe die Augen.



Wir liegen zu dritt aneinander gekuschelt auf dem Boden, und ich muss an ein Gleichungssystem denken. Jeder von uns ist eine Gleichung, und wir gehören zusammen. Synergie. Es ist schön. LaMirage und ich halten uns an den Händen und ich fühle mich geborgen.



Dann steht sie wieder auf, bittet Loserfish um Clonazepam. Sie setzt sich in den Sessel, nimmt 20 Tropfen und kommt zurück.



Wieder liegen wir für eine Ewigkeit aneinandergeschmiegt da.



LaMirage will einen Krankenwagen rufen, weil sie schlafen möchte. Ich versuche sie davon abzuhalten, sie hört nicht auf mich. Ich will nicht, dass sie geht!



Aber auf einmal hat sie die Wohnung verlassen. Als ich mir bewusst werde, dass sie fort ist, rufe ich sie an, sie sagt, sie sei unten vor der Tür. Ich gehe nach unten und rede mit ihr. Sie lässt sich nicht umstimmen und ich akzeptiere es, dass sie geht.



Als ich wieder oben bin, setze ich mich in den Sessel. Loserfish will weder reden noch erlaubt er mir Musik zu hören, er will schlafen. Also nehme ich mir 300 mg Tramadol, um meine Laune zu heben - ich fühle mich in diesem Moment absolut leer und finde das unangenehm. Ich denke mir, wenn ich die Nacht schon alleine trippend verbringen soll, will ich dabei wenigstens glücklich sein - und gehe mit Lautsprechern, Knabberzeug, Bier und Zigaretten ins Badezimmer. An diesem Punkt war ich keinesfalls weniger dicht, ich hatte mich lediglich halbwegs daran gewöhnt. Ohne LaMirage war das ganze auch sehr viel weniger verwirrend geworden. Ich schlucke das Tramadol, lege mich in die Wanne und warte auf die Euphorie.



Die folgenden drei Stunden verbrachte ich damit, zwischen katatonischer Trance und opioidinduzierter Zufriedenheit ins Nichts zu starren. Die Haare auf meinen Beinen verwandelten sich währenddessen in Buchstaben und Zahlen.



Auf einmal klingelt mein Handy. Eine Freundin von LaMirage ruft uns an und fragt, wie es uns geht. Ich bin unfähig, mit ihr zu sprechen, verstehe aber, was sie mir sagen will, und verspreche, nach Loserfish zu sehen und ihr Bescheid zu geben, wie es ihm geht.



Ungefähr eine Stunde später habe ich es geschafft, aufzustehen. Ich ging zu Loserfish ins Zimmer und wir verbrachten ungefähr zwei Stunden damit, uns zu unterhalten und dabei langsam klar zu kommen. Sobald wir wieder halbwegs denken konnten, verließen wir die Wohnung, um LaMirage im Krankenhaus zu besuchen. Es war inzwischen hell geworden.