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Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 14.02.13 17:07
zuletzt geändert: 14.02.13 22:20 durch katha (insgesamt 4 mal geändert)
Psychoaktiver Honig

Da sehr viel Falsches und Unwissen in Bezug auf psychoaktiven Honig verbreitet wird,
habe ich mich entschlossen mal ein paar Fakten zusammenzutragen. Dies soll nach und nach entstehen.
Ich werde also in unregelmäßigen Abständen neue Artikel zu den verschiedensten Formen von
psychoaktivem Honig hier schreiben. Da sehr viel gerade über „Hanfhonig“ diskutiert wird soll dies den Anfang bilden.

Zunächst etwas zu mir:
Ich habe eine Ausbildung zum Imker gemacht und habe mich mittlerweile mit einer eigenen Imkerei Selbständig gemacht.
Ich beschäftige mich nun schon seit viele Jahren mit den Bienen und den Trachtpflanzen sowohl heimische als auch
internationale. Das heißt, ich weiß also durchaus wovon ich rede, wenn ich über Bienchen & Blümchen und Honig erzähle.


Grundsätzliches über Honig, Nektar & Pollen
Es gibt Bienen die Nekar sammeln und es gibt Bienen die Pollen sammeln. Eine Biene tut nie beides gleichzeitig.

Die Nektarsammlerin:
Die Nektarsammlerin befliegt Blüten, die ein Nektarangebot haben. Die Biene saugt den Nektar dann durch ihren
Rüssel auf und lagert ihn in ihrem Honigmagen. An den Borsten der Biene bleibt hierbei Pollen haften. Die Biene
fliegt weiter zur nächsten Nektarspendenden Blüte (Die Biene ist dabei Blütenstet, das heißt, sie befliegt pro Ausflug
nur Blüten einer Pflanzenart), um dort weiteren Nektar zu sammeln. Dabei bestäubt sie dort die Blüte mit dem Pollen der Letzten.
Aus dem Nektar machen die Bienen Honig. Honig dient den adulten Bienen als Nahrung.
Honig enthält nur sehr geringe Anteile an Pollen.

Die Pollensammlerin:
Die Pollensammlerin befliegt Blüten, die ein Pollenagebot haben. Die Biene höselt dann den Pollen.
Das heißt, sie streift den Pollen aus ihren Borsten in spezielle Taschen, die sich an den hinteren Beinen befinden.
Der Pollen wird von der Biene mit dem Inhalt ihres Honigmagens vermischt.
Dabei entsteht eine klebrige Masse. Aus dem Pollen machen die Bienen im Stock dann durch Anreicherung mit
Speichel und Propolis und anschließender Fermentation das sogenannte Bienenbrot, welches wesentlich haltbarer
als frischer Pollen ist. Dies dient hauptsächlich als Nahrung der Larven.
Sowohl Pollen, als auch Bienenbrot können vom Imker geerntet werden.


Der Hanf
Da ich oft gefragt werde, ob man denn nicht einfach die Bienen in ein Hanffeld stellen kann, um dann schönen
THC haltigen Honig zu ernten, mal etwas dazu:

Hanf ist anemochor (windbestäubend) und produziert keinen Nektar. Es gibt also keinen Hanfhonig.
Das bedeutet allerdings nicht, dass Bienen den Hanf nicht befliegen.
Hanf hat nämlich ein äuserst reiches Pollenangebot. Er wird also durchaus von den Pollensammlerinnen beflogen.
Wenn Hanf in ausreichend großer Menge im Sammelradius der Bienen steht, kann man also reinen Hanfpollen ernten.
Da Pollen aber nur bei den männlichen Blüten erzeugt wird, ist auch der Pollen von Hanf nicht psychoaktiv.
Es ist allerdings durchaus möglich von Bienen, die in der Nähe einer Hanfplantage stehen, einen Honig zu ernten,
der ein leichtes Hanfaroma hat. Er ist jedoch in keinster Weise psychoaktiv.
Hanfpollen ist jedoch gut für die Gesundheit von Mensch und Biene.


Xtabentun

Xtabentun (gesprochen: Isch Tah Ben Tuhn) ist ein psychoaktiver Honig.
Dieser Honig stamm aus Mexiko, von der Halbinsel Yucatan.
Die Bienen sammeln dort den Nektar von Turbina corymbosa, welche dort wild in riesigen Beständen wächst,
weshalb es möglich ist, einen reinen Honig von dieser Pflanze zu ernten.

Die Pflanze, welche auch als Ololiuqui bekannt ist, enthält Lysergsäureamid,
Lysergsäurehydroxyethylamid und Indolalkaloide.
Auch der Nektar dieser Pflanze enthält diese psychoaktiven Stoffe, so dass ein berauschender Honig
geerntet werden kann.

Xtabentun ist bestandteil des psychoaktiven Balche` Trankes, welcher von den yucatekischen Maya und
den Lakondonen rituell getrunken wird. Balche` wird gebraut aus der Rinde des Balche` Baumes
(Lonchocarpus violaceus), Wasser und Xtabentun. Es ist also ein Honigwein ähnliches stark berauschendes
Getränk mit einem Alkoholgehalt von 2% – 5% (vgl. Rätsch 2012)

Xtabentun ist ebenfalls der Name eines Likörs aus Mexiko, der aus vergorenem Honig von Turbina corymbosa,
Anis und Rum hergestellt wird.
Es heißt dieser Likör ist eine Erfindung der Spanischen Eroberer, die den herben Geschmack des Balche` Trankes
nicht mochten, aber dennoch die berauschende Wirkung des Getränkes schätzten, und deshalb die Rinde durch andere Zutaten ersetzten.
Dieser Likör wird von der D’Aristi Factory in Mexiko hergestellt.



 
Kommentar von katha (Traumland-Faktotum), Zeit: 14.02.2013 22:20

The Specialist: thema nach "cannabis & hanf" verschoben
katha: auf Wunsch des Threaderstellers und Inhalt des Threads zurück verschoben nach "Sonstige biogene Drogen"
 
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 14.02.13 19:16
Vielen Dank, Irrwisch, dass Du als Profi Dich des Themas annimmst. Das ist echt eine Bereicherung.
Grüße!
 
Ex-Träumer
  Geschrieben: 14.02.13 20:35
Lese dies auch mit interessierter Aufmerksamkeit.

Danke.
 
» Thread-Ersteller «
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 14.02.13 20:53
zuletzt geändert: 14.02.13 22:18 durch katha (insgesamt 1 mal geändert)
Ich hatte dieses Thema schon sehr bewusst im "sonstige biogene Drogen" gepostet, da es hier ja hauptsächlich um andere Dinge geht.
Das mit dem Hanf als Einleitung war ja nur ne Richtigstellung. In Zukunft soll es ja um Honig ganz verschiedener berauschenden Pflanzen gehen.
Vlt. kann es ja wieder zurückverschoben werden ?

Ich freue mich über das Interesse am Thema.
Es werden also weitere Ausfürhrungen folgen.
 
Kommentar von katha (Traumland-Faktotum), Zeit: 14.02.2013 22:18

klar, wird gemacht :)
 
Ex-Träumer
  Geschrieben: 15.02.13 05:08
Mich würde vor allem Pilzhonig interessieren, da ich zur Zeit recht viele Trüffel habe. Wenn ich die trockne, zu Pulver zermahle und mit Flüssighonig in ein Schraubglas einlege, müssten die doch eigentlich ziemlich lange ohne Wirkstoffverlust haltbar sein oder? Wäre echt cool, wenn du da was dazu schreiben köntest.
 
» Thread-Ersteller «
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 15.02.13 11:02
Pilze in Honig

Aufgrund der Nachfrage schreibe ich mal eine Anleitung zur Zubereitung von Pilzhonig.
Hierbei kann der Honig selbst natürlich ein ganz normaler Honig sein, die psychoaktive
Wirkung kommt dann ja durch die Pilze.

Man braucht:
10g getrocknete Pilze
250g cremig fester Honig
(z.B. Rapshonig)

Ganz wichtig ist, dass die Pilze wirklich 100% trocken sind, da sonst das ganze Gemisch anfangen
kann zu gären oder schimmeln.
Die getrockneten Pilze zu einem ganz feinen Pulver malen und in den Honig rühren.
Es empfiehlt sich hierfür einen cremigen, festen Honig zu nehmen, da sich das Pilzpulver
sonst nach einer Weile oben auf dem Honig absetzt.

Der Honig kann zum einrühren des Pulvers leicht erhitzt werden, um ihn flüssiger zu machen.
Dabei sollte eine Temperatur von 40°C nicht überschritten werden, weil sonst die Enzyme, die
dem Honig unter anderem seine Antibiotischen Eigenschaften verleihen, zerstört werden.

Das Pilzpulver durch Rühren schön gleichmäßig im Honig verteilen. Anschließend kann man den
Honig in den Kühlschrank stellen, damit er schneller wieder auskristalisiert und das Pilzpulver
keine Chance hat sich oben abzusetzen.

Den fertigen Honig bei Zimmertemperatur gut verschlossen, trocken und dunkel lagern.
Wenn alles richtig gemacht wurde, steht so einer Lagerung über mehrere Jahre nichts im Weg.
Honig selbst ist ewig haltbar.
Da das Psilocybin im Honig vom Sauerstoff abgeschlossen ist und auch dunkel und bei unter 50°C
gelagert wird, ist auch hier kein großer Wirkstoffverlust über die Jahre zu erwarten.

Der Honig sollte mindestens eine Woche lang ziehen, damit sich die Wirkstoffe gut verteilen können.
Als Dosis zum Rantesten werden 1-2 Teelöffel (ca. 5g -10g) Honig empfohlen. Das sind dann etwa 0,2g – 0,4g Pilzpulver.
Diese Menge kann aber aufgrund der Zucker im Honig schon recht arg über die Mundschleimhaut aufgenommen werden.
 
Abwesender Träumer



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ICQ
  Geschrieben: 15.02.13 11:20
Vorgestern erst erfahren, dass man Pilz Honig machen kann. Und heute, zack, schon ne Anleitung im Ldt gefunden :)
Vielen, vielen dank dafür! Werde das Rezept demnächst mal ausprobieren.

Nur eine Frage, gilt dann immer noch "Mehr zerkauen = mehr Wirkung" oder kann man den Honig dann ganz normal essen?
"Wie wird CO2 in Sauerstoff umgewandelt?"
"Durch Pflanzen du Schwanz!!"
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 15.02.13 11:24
Wir haben auch bei sehr guten Erntejahren des Psilocybe Semilanceata Pilzhonig hergestellt. Ziemlich genau wie ihn Irrlicht beschrieben hat.
Das Anfluten, die Wirkung und die Haltbarkeit sind vortrefflich.

2009 hat uns ein wiedergefundenes Glas Psilohonig von 1997 noch wunderbare Räusche bereitet. Also bei richtiger Herstellung ist kaum mit Qualitätsverlust zu rechnen. Auch wenn der Honig an sich allerdings schon etwas gealtert rüberkam, aber noch voll verzehrfähig war.
Yes, ... We have no Bananas !

Das Feld hat Augen, der Wald hat Ohren. (Bosch)
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Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 17.02.13 11:28
Pontischer Honig

auch Tollhonig (im englischen „mad honey“) genannt, ist ein Honig aus der südpontischen Region.
Er wird von den Bienen von verschiedenen Rhodododendron Arten (zumeist Rhodododendron ponticum)
gesammelt. Diese Pflanzen machen den haupt Unterwuchs in den Wäldern der Region aus, weshalb
ein nahezu reiner Honig geerntet werden kann.

Die Hauptwirkstoffe, die in diesem Honig zu finden sind, sind Grayanotoxine, näher
Grayanotoxin I, Andromedotoxin und Rhomotoxin.
Obwohl Grayanotoxine eine insektizide Wirkung besitzen, ist es bisher unklar, weshalb die Bienen
sich beim Sammeln des Nektars und des Pollens nicht selbst vergiften.

Pontischer Honig wirkt psychoaktiv, es wird teilweise von einer halluzinogenen Wirkung berichtet.
Geringe Dosierungen sollen einen Rausch ähnlich des Alkohols hervorrufen, in größeren Mengen häufen
sich Vergiftungserscheinungnen wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Besinnungslosigkeit und Kreislaufschwäche,
die unbehandelt zum Tode führen kann.
Man spricht je nach Wirkstoffkonzentration im Honig von 5g - 30g als Dosis, bei der Vergiftungserscheinungen
auftreten. Ein wirksames Antidot ist hierbei Atropin.

Historischer Bericht über die Wirkung von Pontischem Honig:
Xenophon, der griechische Feldherr, berichtet in seinem Werk Anabasis von seinem Heer, das 401 v.u.Z auf dem Rückzug
von der Schlacht bei Kunxa in Dörfern der pontischen Region Honigwaben aß. Die Krieger, die wenig von dem Honig aßen,
verhielten sich wie Betrunkene, die, die mehr aßen, erbrachen und verloren die Besinnung. Die Wirkung war jedoch am
Tag wieder verschwunden.

Auch heute gibt es immer wieder Berichte, von Menschen, die sich aus dem Urlaub am Schwarzen Meer Honig mitgebracht
haben und nach dem Genuss über Vergiftungserscheinungen klagen.
 
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 17.02.13 13:26
Ist das überhaupt angenehm diesen pontischen honig zu essen, das hört sich nicht danach an.
 
» Thread-Ersteller «
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 17.02.13 21:23
Ich selbst konnte Pontischen Honig leider noch nicht probieren, aber ich denke, dass
er in geringen Dosen durchaus Spaß machen könnte. Die meisten Berichte beschränken sich ja auf Menschen,
die unwissentlich diesen Honig konsumieren und mit psychoaktiven Substanzen nicht viel am Hut haben, und jede
etwaige Wirkung gleich als negativ und Vergiftung deuten.
 
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 17.02.13 22:02
So viel honig werden die nicht gegessen haben, jedenfalls keine unmengen.
 
Abwesender Träumer

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  Geschrieben: 17.02.13 23:58
@Sonahr Denk mal "lutschen" wird am effektivsten sein ;)
 
Traumländer



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  Geschrieben: 18.02.13 12:23
hört sich alles echt interessant an :)
Es gibt keinen Weg zum Frieden, der Friede ist der Weg
(Mahatma Gandhi)
Abwesender Träumer

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  Geschrieben: 18.02.13 15:11
Schönes Thema! Wird bestimmt noch ein sehr umfangreicher Thread; danke an Irrwisch, dass du deine Erfahrung und dein fachmännisches Wissen teilst :) Halbwissen und Hören-sagen gibts ja schon genug.
Wie sieht es denn eigentlich mit Opiumhonig o.Ä. aus? Wenn ich mich nicht irre sollte der doch auch selbst angemischt werden oder?(Wie z.B. Pilzhonig)
Gibt es auch psychoaktive Stoffe die nicht mit Honig kombinierbar sind, oder ist da der Kreativität keine Grenze gesetzt?

MfG
 

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