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Abwesende Träumerin



dabei seit 2015
1 Forenbeiträge

  Geschrieben: 03.10.15 13:45
Hello little Dreamers,
ich wollte mir gerne ein paar Meinungen bezüglich Antidepressiva einholen.

Zur Vorgeschichte: Ich habe 2012 Borderline diagnostiziert bekommen (PTBS stand auch mal zur Debatte, aber das tut eigentlich nichts zur Sache) und dementsprechend hab ich auch mit depressiven Episoden zu kämpfen.
Als ich 2014 mein Abi gemacht habe, habe ich erstmals Citalopram 20 mg vom Hausarzt verschrieben bekommen, die ich 6 Monate später wieder abgesetzt hab, weil ich zu viele Nebenwirkungen hatte (Orgasmusstörungen, niedriger Blutdruck, Verdauungsbeschwerden, Ein - und Durchschlafstörungen, (Kinn!)zittern und was weiss ich nicht alles), die meine Psyche eigentlich genauso abgefuckt haben wie meine Depressionen.
Von daher bin ich eigentlich sowieso eher skeptisch was solche Medikamente betrifft, zumal ich auch, wie ich später feststellen musste, sehr empfindlich darauf reagiere.
Als ich wieder eine absolute Downphase hatte im April diesen Jahres, suchte ich einen Psychiater auf, der mir Escitalopram verschrieb. Ich habe mit 3 Tropfen am Tag, ergo 3 mg, angefangen und mich dann nach Gefühl hochdosiert. Die NW waren nicht so schlimm wie beim Citalopram, ich hatte eigentlich nur dieses Zittern am Kinn und so ne gewisse innere Unruhe wenn das aufgetreten ist. Aber die NW gingen über diese 2 Wochen hinaus in der sie normalerweise nur auftreten sollten.
Mein Psychiater hat mir daraufhin Brintellix 5 mg verschrieben, die ich auch nicht vertragen hatte (Übelkeit bis zum Erbrechen, trotz halber Dosierung). Dann wollte er es wieder mit Escitalopram versuchen.

Zur Zeit nehme ich in unregelmäßigen abständen 4 mg, durchschnittlich so 2 Mal die Woche, weil ich gegen das Ganze irgendwie eine Vermeidungshaltung aufgebaut habe.
Da ich ab und an gerne MDMA nehme, und gelesen habe, dass es zu Wechselwirkungen mit SSRI kommen kann, setze ich das Medikament ein paar Tage vorher, eventuell auch eine Woche vorher ab und nehme es danach auch nicht direkt wieder ein (obwohl ich das vielleicht sollte, aber beim afterglow habe ich eigentlich keine Probleme mit Niedergeschlagenheit etc).
Außerdem nehme ich bei Gelegenheit auch gerne mal Pilze, hab auch mal LSD probiert. Über Wechselwirkungen bei diesen Drogen habe ich mich gar nicht informiert, weil ich das zu einer Zeit genommen habe in der ich gerade das Antidepressivum wegen MDMA Konsum nicht mehr genommen habe.
Auf LSD hab ich zum Beispiel Totenköpfe in meinen Optics erkennen können, was mir jetzt nicht besonders viel Angst gemacht hat aber es hat meine Freunde beunruhigt und einer von ihnen sagte mir, das könne daher rühren, dass ich dieses Escitalopram nehme.
Beschwerden, weil ich das Medikament nicht ausschleichen lasse habe ich übrigens nicht.
Ich würde am liebsten das Medikament ganz weglassen weil ich mich zumindest grade so stabil fühle, als dass ich es auch ohne schaffen würde aber ich vertraue nicht unbedingt darauf, dass es so bleibt, deshalb nehme ich es immer noch.
Was würdet ihr mir an meiner Stelle raten?
Ich hab schon versucht mit meinem Psychiater darüber zu sprechen aber, wie ihr vielleicht schon wisst, wird man da relativ schnell abgewürgt weil noch 100.000 andere Patienten ihr Zeug zum klarkommen gerne hätten. Über das Thema Drogen habe ich mich ihm auch noch nicht richtig geöffnet und weiss auch nicht ob ich das überhaupt tun werde, da er sehr voreingenommen ist darüber (verständlich, wenn man halt mit Patienten konfrontiert wird die dadurch ne Psychose entwickelt haben).

Ich freu mich von euch zu hören und bedanke mich im Voraus <3


 
Abwesender Träumer



dabei seit 2012
621 Forenbeiträge

  Geschrieben: 03.10.15 16:40
hallo,
also zunächst einmal handelt es sich bei citalopram/escitalopram um keine bedarfsmedikamente, die man unregelmäßig nehmen kann. sie gehören zu gruppe der selektiven serotonin-wiederaufnahmehemmer. der lehrmeinung nach müssen sie regelmäßig genommen werden damit die gewünschte wirkung erzielt werden kann.
das hätte dir der arzt natürlich erklären sollen...

ebensowenig sollten sie abrupt abgesetzt werden. beim plötzlichen absetzen können beispielsweise brainzaps auftreten, was sehr unangnehm sein kann. daneben gibts aber noch eine reihe anderer hässlicher dinge, die im bereich des möglichen wären. dass du beim abrupten absetzen keine probleme hast liegt wohl daran, dass du dein ssri nie lange genug genommen hast, als dass es überhaupt "aktiv" ist. natürlich wirkt es pharmakologisch betrachtet, der jedoch angestrebte antidepressive oder angstlösende effekt kann in solch kurzen einnahmeintervallen rein theoretisch nicht zum tragen kommen. eine von dir dennoch wahrgenommene wirkung scheint rein suggestiver natur zu sein.

meines erachtens nimmst du das ssri derzeit also gar nicht. du bringst höchstens deine hirnchemie ein wenig zusätzlich durcheinander. sprich: du bist bereits ohne, auch wenn du vielleicht hin und wieder eine tablette brauchst, um dir etwas gewissheit zu geben.

mdma als serotoninreleaser kann bei gleichzeitiger einnahme mit einem ssri übrigens zu einem serotonin-syndrom führen. die folgen eines solchen können überaus dramatisch sein. auch der tod liegt im bereich des möglichen. überlege dir also gut was du machst!


 
Abwesender Träumer



dabei seit 2014
252 Forenbeiträge

  Geschrieben: 04.10.15 12:52
zuletzt geändert: 04.10.15 13:16 durch Mr House (insgesamt 1 mal geändert)
Hi,
das wichtigste hat captain deviant schon gesagt. Einerseits wirken die Anitdepressiva erst, wenn sie über einen längeren Zeitraum täglich eingenommen werden. Anderseits ist die Kombination mit MDMA brandgefährlich bis hin zu potentiell tödlich.

1 Woche Pause reicht übrigens auch nicht, um gefahrlos MDMA nehmen zu können. Wenn du die Ads, über einen längeren Zeitraum nimmst, dann sollst du sie auch nicht abrupt absetzten, sondern am besten ausschleichen. Dann hast du weniger Entzugserscheinungen zu erwarten.
Dr. House: "Good Thing I Brought My Axe-Cane "



Abwesender Träumer



dabei seit 2013
2.227 Forenbeiträge
2 Tripberichte

  Geschrieben: 04.10.15 13:56
Mr House schrieb:
. Anderseits ist die Kombination mit MDMA brandgefährlich bis hin zu potentiell tödlich.


Ne, das MDMA hat einfach keine Wirkung und man lebt sein Leben weiter.

Nebenbei, SSRIs verursachen suizidale/s Gedanken/Verhalten, vielleicht suchst du nach einer anderen Möglichkeit damit umzugehen?
He complained: "Tony left me with a pile of Hendrix LPs and some dope."

Touching from a Distance
Ex-Träumer
  Geschrieben: 04.10.15 18:23
racoonseyes schrieb:
Was würdet ihr mir an meiner Stelle raten?


Vertraue deiner Intuition und verzichte komplett auf Escitalopram/SSRI, eventuell haben sekundäre Wirkungen anderer SSRI einen gewissen, unterschätzten Einfluss auf die Krankheitssymptome, aber das kann ich persönlich nicht beurteilen. Escitalopram/Citalopram sind afaik die "selektivsten" Wirkstoffe, die sich auf dem Markt befinden.

Lustig schrieb:
Ne, das MDMA hat einfach keine Wirkung und man lebt sein Leben weiter.


War auch mein Kenntnisstand, dass MDMA von Citalopram ganz einfach verdrängt wird und somit unwirksam. Ich habe da keine persönliche Erfahrung gemacht, weil meine Erwartungshaltung eben dahingehend geprägt war, also ich gehe nur davon aus, weil ich es irgendwo gelesen habe. Zu dem Thema kommen hier eigentlich ständig Fragen auf und leider auch immer wieder Threads mit, einer ungefähr gleichen Fragestellunng...

AD + Ecstasy
Pilze + AD
um nur zwei zu nennen die mir spontan dazu einfallen... Man könnte die auch einfach weiterverwenden, zumal das Thema schon vielfach diskutiert wurde.

captain deviant schrieb:
der jedoch angestrebte antidepressive oder angstlösende effekt kann in solch kurzen einnahmeintervallen rein theoretisch nicht zum tragen kommen. eine von dir dennoch wahrgenommene wirkung scheint rein suggestiver natur zu sein.

meines erachtens nimmst du das ssri derzeit also gar nicht. du bringst höchstens deine hirnchemie ein wenig zusätzlich durcheinander. sprich: du bist bereits ohne, auch wenn du vielleicht hin und wieder eine tablette brauchst, um dir etwas gewissheit zu geben.


Ich habe ja speziell bei den Klassikern, Trizyklika und SSRI, insgesamt Zweifel ob die Wirkung mehr als nur "suggeriert" wird. Eventuell ist die spezifische Pharmakologie selbst, oftmals gar nicht ausschlaggebend, sondern die Umstrukturierung des Systems allgemein, in Kombination mit einer gewissen Erwartungshaltung, um nicht zu sagen Placebowirkung. Das soll bedeuten, dass die krankhafte Veränderung, die wahrscheinlich häufig Ursachen, fernab der eigenen Hirnchemie hat, weiterhin durch die selben Faktoren ausgelöst werden KANN. Ich halte es für möglich, dass eine Wirksamkeit niemals durch den Wirkstoff zustande kommt, sondern höchstens bei einer Neukonditionierung helfen könnte. Voraussetzung wäre dann natürlich, dass die Grundbedingungen für eine Behandlung schon gegeben sind, was wohl absolut nicht der Aspruch sein kann, wenn es um eine MEDIZINISCHE Behandlung geht. Ich denke dabei an die Depression, nicht an Angst- oder Zwangsstörungen, vielleicht sind die da sinnvoller anzuwenden.
 
Abwesender Träumer

dabei seit 2015
19 Forenbeiträge

  Geschrieben: 14.01.16 12:43
Wen du schon an Depressionen bzw solche Episoden hast , lass die Finger von MDMA, auch nach eine Woche Abstinenz hast du noch Reste von deinem AD im Körper , Halbwertszeit sind glaub 36 Stunden bei Citalopram. Du wirst es also nicht richtig genießen können , und die Depression holt dich danach verstärkt wieder ein ..
 
Abwesender Träumer



dabei seit 2017
125 Forenbeiträge

  Geschrieben: 26.08.22 12:14
Ich persönlich habe Escitalopram als einen kleinen Segen angesehen, als ich es vor ca. 6 Jahren bekam. Über das einschleichen eines ssri brauchen wir nicht reden.
Ekelhaft.
Wen man so, wie in meinem Fall an Angstzuständen leidet.

Nach ca. Vier Wochen, merkte ich dass alles etwas Stumpf wurde, es machte mich träger obwohl es mir in Folge half meine Depressionen und Angstzuständen, eine Linderung zu bescheren.

Jetzt habe ich den Grund hinter all meinem 16 Jährigen leiden gefunden.

Seit Montag ohne escitalopram unterwegs. Habe die 10mg, von heute auf morgen abgesetzt. Ich hatte natürlich Angst. Schließlich fehlte mir bewusst ein Medikament, dass mir anfangs geholfen hatte. Dass mir etwas Licht ins dunkle Haus schenkte.

Bitte Leute, schaut auch auf die Rückseite der Medaille. Ich meine damit euch, euer Unterbewusstsein, eure Seele.

Findet euere Tragödie dahinter. Es tut soooo verdammt weh, es zu sehen, es zu erleben, es zu träumen, es zu spüren! Aber bitte lasst es zu.

Für mich war das jedenfalls der Weg.

Mir geht es nun, würde ich sagen nicht besser, ohne das Escitalopram aber auf nie und auf keinen Fall schlechter. Man sieht die Welt endlich wieder mit seinem Herz.

Nun schreibe ich den Text hier und habe Tränen in den Augen. Endlich, endlich fühle ich wieder. Es ist so wunderschön und verwirrend zu gleich.

Es gibt immer einen Ausweg. Ihr selber seid euer bester Arzt. Euer Körper zeigt euch euere Wehwehchen an, tut was dagegen. Ob Herz Leber Niere egal. Tu!

Mein Herz, oder mein Unterbewusstsein oder was auch immer sagte mir es ist aus damit, aus mit diesem Medikament.

Ich schenke euch allen die, diesen Text zu Ende gelesen hab unendliche Liebe und Kraft all den Mist wegzustecken, akzeptiert euer Leben. Liebt euch. Schaut euch im Spiegel, in eure einzigartigen Augen. Bitte. Ihr könnt das alle schaffen.

Ganz viel liebe Juhunger


Unser gesamtes Universum ist vermutlich IN EINEM winzigen GLAS IRGENDWO AUF EINEM REGAL IM ZIMMER EINES ALIENKINDES ALS EIN PROJEKT FÜR DIE WISSENSCHAFSTSMESSE Für das ES EINE 3 BEKOMMEN HAT
Ex-Träumer
  Geschrieben: 28.08.22 21:55
Danke lieber Junghunger!

Das berührt mich sehr deine Worte zu lesen.
Genau so ist es.
Den Schmerz aushalten zu müssen, das fällt mir erstmal sehr schwer, nachdem ich jetzt bestimmt 5 Jahre mit Heroin verbracht habe. So schön in Watte gepackt, erst ein Segen, dann eine Last.
Aber anders als da durch und Gefühle zuzulassen, geht es nicht.

Dir weiterhin viel Kraft und Ausdauer und die Freude am Fühlen zu genießen.
Du hast es sehr schön ausgedrückt.
Danke!
 
Traumländerin



dabei seit 2013
182 Forenbeiträge

  Geschrieben: 29.08.22 20:55
Ich schließe mich an: Fand deinen Beitrag total schön, Juhunger. "Findet eure Tragödie dahinter." Wow, der sitzt. Danke!

Ich glaube leider auch - weil ich nun doch oft genug die Erfahrung gemacht hab und auch von anderen weiß - dass der nachhaltigste Weg aus dem Leid durch es hindurch ist. Teilweise mehrmals, teilweise reicht ein einzelner "Schnelldurchlauf". Ich will allerdings nicht glauben, dass es der einzige Weg ist.
 

Seite 1 (Beiträge 1 bis 9 von 9)