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Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 26.09.15 19:04
Ein tl;dr sieht für mich anders aus, gerade wenn das von jemandem kommt, der so ne Stimme zum Reinschlagen hat. Sorry, aber ich möchte mir nicht wirklich anhören, wie jemand, den ich auf Anhieb abstoßend finde sich 20 Minuten über Leute aufregt, die sich über Leute aufregen die evtl. mal in naher Zukunft mehrere tausend Euro für ein japanisches Sextoy ausgeben.
Hat der Vogel denn was wichtiges zu sagen oder seiert er nur darüber, dass es den Kurs der Muschiwährung ruinieren wird, wenn seine überteuerte Taschenvagina auf dem Markt ist?
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  Geschrieben: 26.09.15 20:39
Musst du dir ja auch nicht antun wenn du nicht willst. Das hast du wohl selbst schon geschrieben wenn ich mich nicht irre, dass du das deinem Hirn nicht antun wolltest. Ich bin der Stimme indifferent gegenüber und finde sie wenigstens gut verständlich. Spricht eigentlich alles an was man von "dieser" Seite des Zauns hören kann an. Die Einstellung/Argumente der "Gegenseite" findet man ja in den von mir verlinkten Artikeln. Hat meiner Einschätzung nach auch 'ne höhere Bildung als ich, aber gut, mit 'nem vorbereiteten Script könnte ich wahrscheinlich auch halbwegs gebildet klingen.

Ich muss aber auch ehrlich zugeben, dass ich mich seit deinem letzen Post über die tatsächliche Objekt- und Personifizierung, die ja alle in dieser kleingeistigen WischiWaschi Diskussion verdreht und falsch verstanden haben, aus dem Dialog mit dir zurückgezogen habe. Ich weiß dazu auch nichts mehr zu sagen, aber ich fand dieses Video fasst es, wie gesagt aus meiner Sicht, relativ gut zusammen.

Ich fand's aber ehrlich gesagt sehr grenzwertig, dass du mir in deinem letzten Post pauschal die Fähigkeit empathiegestört und/oder chauvinistisch zu sein absprichst. ;-)

TL:DR - Ist wohl deine Zeit nicht wert.
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Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 26.09.15 20:55
Nur, damit man sich mal vorstellen kann, um welchen Roboter es aktuell geht:

http://www.dailymail.co.uk/news/article-3243051/No-sex-robots-Buyers-hit-new-emotional-robot-Pepper-sign-contract-saying-won-t-used-sex-porno-films.html

Sieh dir das Teil an, dann stell dir alle Meinungen aus den hier verlinkten Artikeln bezogen auf dieses...Ding vor und versuch, nicht laut zu lachen.
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  Geschrieben: 26.09.15 22:16
Da hast du schon recht. Natürlich ist die ganze Sache insgesamt betrachtet lächerlich, total 1st world problem. :-)

Ich persönlich finde es scheint ein noch weiter Weg zu sein bis zum tatsächlichen, praktisch ununterscheidbaren Androiden/Cyborg/Roboter.

https://www.youtube.com/watch?v=tEkqYta-i3s - Das ist übrigens derjenige auf den sich alle beziehen. Nicht viel besser... Finde ich sogar irgendwie unheimlicher, dieser Uncanny Valley Effekt scheint ja recht stark zu sein (zumindest bei mir anscheinend). Besonders die Bewegungen, ganz besonders der Kopf...

Aber es nervt halt irgendwie unterstellt zu bekommen man behandle Frauen (und vor allem Kinder!!!) schlechter nur weil es die Möglichkeit gäbe sich so eine Masturbationshilfe zu kaufen. Ganz ungeachtet der Tatsache, dass genau der gleiche Roboter dann als männliche Version ebenso zu kaufen wäre. Es ist diese Grundlage, diese Grundunterstellung die mich nervt. Männer böse, Frauen nicht. Ich meine, von welchem gedanklichen Standpunkt muss man denn kommen um am Ende so eine Schlußfolgerung zu erreichen, wie sie diese Professorin und die Kampagnenbetreiber niedergeschrieben haben, da kannst du mir doch nicht erzählen, dass das Fakt oder unvoreingenommen wäre. Oder ist es doch Fakt und (fast) alle Männer sind so dumm nicht unterscheiden zu können zwischen Menschen und Objekten?
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  Geschrieben: 27.09.15 16:21
Ich empfinde den Uncanny-Valley-Effekt da auch sehr ausgeprägt - und gerade unnatürliche, automatenhafte Bewegungen sind allgemein ein starker Auslöser dafür. Wenn man sich mal ansieht, wie komplex die menschliche Gesichtsmuskulatur aufgebaut ist, kommt man schnell zu dem Schluss, dass die Robotiker noch einiges an Arbeit vor sich haben.

In der Debatte wird das evtl. auch deshalb übergangen, weil inzwischen ein bedingungsloser Optimismus in Bezug auf technische Machbarkeit allgemein als chic gilt. Wir haben es verlernt, "geht nicht" zu sagen, weil die Aussicht auf das Leben in einer Cyberpunk-Nahzukunft einfach zu cool ist (ich nehme mich da selbst übrigens keineswegs aus).
In gewissen Kreisen führt das dann dazu, schon mal prophylaktisch ethische Probleme aus den entsprechenden SciFi-Subgenres anzugehen. Ganz unverständlich finde ich das nicht - aber die ethischen SciFi-Probleme, die hier berührt werden, sind die ethischen SciFi-Probleme von gestern. Und damit die Probleme von gestern die Probleme von morgen bleiben, werden Ersatzprobleme diskutiert.

Nehmen wir an, wir haben wirklich bald Androiden und Gynoiden, die das Uncanny Valley hinter sich gelassen haben. Was bedeutet das für die Gesellschaft dann in erster Linie? Soll es dann unser Hauptproblem sein, dass sich ein paar Otaku mit entsprechendem Fetisch über Robo-Puffs freuen können? Oder eher, dass wir 1. für die Eliten von morgen ein neues Statussymbol mit den entsprechenden (gerade zu schaffenden ) Verbraucherbedürfnissen haben und 2. dass bestimmte Dienstleistungen wieder mal automatisiert werden? Niemand muss mehr ein schlechtes Gewissen haben, weil er Menschen fürs Kloputzen bezahlt. Das macht der Roboter. Die Putzfrau kann dann hoffentlich lernen, wie man Kloputzroboter reinigt und wartet. Die Leute, die sich früher keine Putzfrau und morgen keinen Roboter leisten können, dürfen neiden und ihre Frustration durch den Kauf von Substitutionsgütern sublimieren.
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  Geschrieben: 28.09.15 19:19
Weltraumechse schrieb:
Ich empfinde den Uncanny-Valley-Effekt da auch sehr ausgeprägt - und gerade unnatürliche, automatenhafte Bewegungen sind allgemein ein starker Auslöser dafür. Wenn man sich mal ansieht, wie komplex die menschliche Gesichtsmuskulatur aufgebaut ist, kommt man schnell zu dem Schluss, dass die Robotiker noch einiges an Arbeit vor sich haben.


Ja, stimmt schon. Man braucht knapp 30 (glaub ich zu wissen) Muskeln nur zum Lächeln.

Weltraumechse schrieb:
In der Debatte wird das evtl. auch deshalb übergangen, weil inzwischen ein bedingungsloser Optimismus in Bezug auf technische Machbarkeit allgemein als chic gilt. Wir haben es verlernt, "geht nicht" zu sagen, weil die Aussicht auf das Leben in einer Cyberpunk-Nahzukunft einfach zu cool ist (ich nehme mich da selbst übrigens keineswegs aus).
In gewissen Kreisen führt das dann dazu, schon mal prophylaktisch ethische Probleme aus den entsprechenden SciFi-Subgenres anzugehen. Ganz unverständlich finde ich das nicht - aber die ethischen SciFi-Probleme, die hier berührt werden, sind die ethischen SciFi-Probleme von gestern. Und damit die Probleme von gestern die Probleme von morgen bleiben, werden Ersatzprobleme diskutiert.


Zum ersten Teil muss ich dir ebenfalls zustimmen. Ich bin selber auch so ein Fall: Ich sehe was geschafft werden kann wenn die entsprechenden Mittel dafür da sind (Manhattan Project, auch wenn's ethisch vllt. nicht das beste Beispiel ist), so denke ich dass die Menschheit (vermutlich fast) alle ihre Probleme lösen könnte, wenn sie sich mal geschlossen auf'n Hosenboden setzen und nachdenken würde...daher auch meine Meinung, dass es am besten wäre wenn wir uns alle einfach als Menschen sehen. Ich steh' auch auf Sciene Fiction (Arthur C. Clarke, Heinlein, Asimov, Stanislaw Lem, Stephen Baxter sind so meine alltime Favoriten) und Cyberpunk ebenfalls. Fand zum Beispiel das "Spiel" The Order 1886 recht nett zum Anschauen, da waren auch recht viele Cyberpunk Elemente dabei (habe mir nur die Story angesehen, habe noch keine Next Gen Konsole... wird wohl noch dauern bis ich mir eine anschaffe. Falls überhaupt). Cyberpunk 2077 interessiert mich auch brennend ( Cyberpunk 2077 , die haben den Valley Effekt wohl überwunden ;-))

Ist ja prinzipiell nicht schlecht schon mal prophylaktisch drüber nachzudenken, aber dann zum Schluss zu kommen, dass Fickroboter (selbst im jetzigen Zustand) dazu führen dass Männer Frauen und vor allem Kinder (was ist das eigentlich für 'ne hinterfotzige Unterstellung!?) objektisieren und konsequenterweise schlechter behandeln, während bei Frauen dass nicht passiert, kann ich nicht nachvollziehen.

Weltraumechse schrieb:
Nehmen wir an, wir haben wirklich bald Androiden und Gynoiden, die das Uncanny Valley hinter sich gelassen haben. Was bedeutet das für die Gesellschaft dann in erster Linie? Soll es dann unser Hauptproblem sein, dass sich ein paar Otaku mit entsprechendem Fetisch über Robo-Puffs freuen können? Oder eher, dass wir 1. für die Eliten von morgen ein neues Statussymbol mit den entsprechenden (gerade zu schaffenden ) Verbraucherbedürfnissen haben und 2. dass bestimmte Dienstleistungen wieder mal automatisiert werden? Niemand muss mehr ein schlechtes Gewissen haben, weil er Menschen fürs Kloputzen bezahlt. Das macht der Roboter. Die Putzfrau kann dann hoffentlich lernen, wie man Kloputzroboter reinigt und wartet. Die Leute, die sich früher keine Putzfrau und morgen keinen Roboter leisten können, dürfen neiden und ihre Frustration durch den Kauf von Substitutionsgütern sublimieren.


Ich habe immer das Gefühl, dass die Medienmanipulation und (bin mir aber nicht sicher) der Kapitalismus sozusagen die größeren Probleme in deinen Augen sind. Habe ich da recht, oder kannst du das vielleicht etwas weiter erläutern? Gerne auch einen Link, wo ich drüber lesen kann... Das wäre super.

In der Zwischenzeit habe ich noch eine Clip gefunden, der einerseits erheitert weil es sooo absurd klingt, auf der anderen Seite aber auch irgendwie ernüchternd ist, da er nur die jetzigen Entwicklungen, ausgehend vom Feminismus und "Social Justice" sehr konsequent weiterdenkt... Ist auch nur knapp acht Minuten lang. ;-)

The Terrifying Future of Social Justice

LG
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  Geschrieben: 28.09.15 20:32
Ich sehe die Medien nicht als manipuliert. Ich betrachte die Aufrechterhaltung des bestehenden Systems als einen kollektiven Widerstandsmechanismus gegen Veränderung. Die öffentliche Meinung ist nicht aufgezwungen, sie ist etwas, mit dem sich die Öffentlichkeit selbst bestätigt und selbst kontrolliert.
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  Geschrieben: 02.10.15 23:37
Ich meinte eher die Manipulation durch die Medien, nicht die Manipulation der Medien selbst.

Hier mal eine Begründung warum eine Person von der Berliner Humboldt-Universität ausgeschlossen wurde. Ist zwar nur Gender Studies, aber stellt euch mal vor, nach den selben Kriterien dürften in ALLEN Fakultäten Studierende ausgeschlossen werden.

Link

Ist das das angestrebte Ziel unserer Gesellschaft für unsere Lehrinstitute? Ich hoffe mal ganz ehrlich, dass dieser Trend sich bald wieder abschwächt. Ansonsten sehe ich für weiße, heterosexuelle, junge Männer schwarz...
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  Geschrieben: 03.10.15 00:02
Zunächst: Meine Antwort in der langen Angelegenheit verschiebt sich erneut wieder, komme derzeit nur etwas morgens und abends an den Laptop, bin nach wie vor am Reisen und tagsüber fast nur unterwegs, habe keine Lust meinen Text in 10 verschiedenen Einzelzeitpunkten zu verfassen. Ich hoffe du entschuldigst, wenn ich dennoch schon mal zu dem hier etwas sage:

Die Welt hat sich in letzter Zeit immer mehr und mehr zynisch und höhnisch gegeben, bei Weitem nicht nur in diesem Thema. Ich möchte zunächst mal festhalten, dass hier ganz eindeutig gar kein Anspruch auf eine differenzierte Berichterstattung gelegt wird, dieser Artikel soll der Belustigung dienen und ist den Kuriositätennews von yahoo in keiner Weise überlegen. Das sieht man schon am methodischen Vorgehen, man beachte nur mal ihre Erklärungen:
welt schrieb:
"Wenn man „Derailing“ googelt, landet auf Wikimannia.org, einem Macho-Lexikon. Dort wird behauptet: „Derailing ist ein feministisches Totschlagargument, das nicht übersetzt wird. Es ist auch nicht wichtig, diese Worthülse zu verstehen.“ Nur aufgrund der hier gebotenen Kürze wollen wir das mal so stehen lassen."


Die Erläuterungen der anderen Worte ist keineswegs besser. Diesen Artikel als Quelle für irgendetwas zu nehmen ist schon sehr fragwürdig, denn schon nach nicht-inhaltlichen Maßstäben ist er schlichtweg furchtbar schlecht.

Besonders absurd wird es dann, wenn die welt anprangert es gäbe keine exakte Angabe dessen, was der Betroffene gemacht habe und zwar auf sehr ironische Weise:
welt schrieb:
Wie genau, ist nicht auf Anhieb klar. Zum Glück hat die FSI deshalb jetzt eine Erklärung herausgegeben, die keine Fragen offenlässt. Also, fast keine.

...während sie selbst auf die ganz klaren Vorwürfe die in diesem Text sehr wohl stehen, ganz einfach nicht eingeht. Mit keinem einzigen Wort erwähnt die welt überhaupt auch nur inhaltliche Punkte, so ist zum Beispiel aufgeführt, dass nachdem sich der Betroffene bereits rassistisch geäußert hatte, das Opfer von dem Betroffenen über Tage hinweg verhöhnt und genötigt wurde und entgegen dessen klaren Wunsch mit e-mails bombadiert wurde. Wenn man es genau nimmt, ist es an dieser Stelle sogar strafrechtlich relevant! Aber das überliest die welt natürlich gekonnt. Stattdessen finden sich ausschließlich belustigte Kommentare über Worte die die welt eben einfach nicht kennt, weil sie eben so lustig klingen.

Das ist pubertärer Humor, das ist auf dem selben Niveau wie Penis zu sagen und dann darüber zu lachen. Das der Vergleich gar nicht mal so fern liegt, zeigt z.B. dieser Kommentar:
"Endlich mal was Leichtes. „Intersektionalität beschreibt die Überschneidung von verschiedenen Diskriminierungsformen in einer Person“ (Wikipedia). Nicht zu verwechseln mit Beschneidung."
Hihi, er hat völlig sinnlos und ohne jeden Zusammenhang Beschneidung gesagt.

Ganz ehrlich, ich schäme mich fürchterlich für diesen pubertären Unsinn -.-
Die welt zeigt ein Dokument welches sie nicht versteht, sagt dazu ein paar schmutzige Worte und fertig ist ein Bericht über den "Gender-Wahnsinn". WTF?
Und sorry, aber was genau konntest du dem jetzt abgewinnen, bzw. was soll das Argument hier hinter sein?

Und du sagst du siehst schwarz, wenn man so bei den Universitäten entscheidet? Ohne die genauen Formulierungen zu kennen, ohne zu wissen welche Geschichte eigentlich dahinter steht fühlst du dich in der Lage diesen Ausschluss zu kritisieren anhand eines welt-Selbstbeweises geistiger Armut? Ich würde viel eher sagen der Artikel ist Grund dafür sich um den deutschen Journalismus Sorgen zu machen.


PS: Wer in der Menschheit immer nur das große System sucht, der zwingt sich selbst zu Fehlern, da er die zahlreichen Fehler und Missverständnisse die zur Konstruktion dieses Gesamtbildes beigetragen haben einfach übersieht. Natürlich manipulieren Medien in irgendeiner Weise, das ist normal und nennt sich Informationslandschaft. Aber nicht in einer geplanten oder strukturierten Weise, sondern individuell. Weder wird die Presse in Deutschland kontrolliert (das widerspricht sich nicht damit, dass es ein paar Kontrollmechanismen gäbe, diese reichen aber bei Weitem nicht für eine völlige Kontrolle aus), noch kontrollieren die Medien. Es ist Heuristik, nicht mehr und nicht weniger.
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  Geschrieben: 03.10.15 01:38
Und ich wollte noch drum bitten den außenrumstehenden Text der Welt nicht zu beachten, sondern das tatsächliche Statement zu lesen. Dieser Gefallen, dass von alleine zu machen wird mir hier aber nicht getan, also hier der Link zum Blog der Fachschaft selber.

https://genderini.wordpress.com/2015/09/13/statement-zum-ausschluss-von-r/ oder die Sammlung an Knüllern von Hausarbeiten: https://genderini.wordpress.com/uber/texte/

Und es bleibt die Frage ob ein solches Verhalten überhaupt irgendwo in irgendwelchen Lehrinstituten greifen sollte. Ist das nur der Fortschritt zu einer gerechteren, besseren Welt für den ich zu alt werde? Oder ist das unnütz und kann weg, oder ist es gar gefährlich.

Und das ich für den weißen, jungen, hetersexuellen, Mann schwarz sehe.... Na ja. Hab' wohl keinen Humor.

Edit. Ist kein Thema, lass dir Zeit. Ich muss an meinem Beitrag dazu ja auch noch was machen war aber zu beschäftigt in letzter Zeit, so dass ich hier nur kurz mal was geschrieben oder verlinkt hatte. Weißt du was? Ich schick' dir 'ne Kontaktanfrage damit du weißt wann ich fertig bin. Dann musst du jetzt nicht eine ewig lange Antwort schreiben, zumal wir alle langsam den Überblick verlieren. Du hattest ja schon einmal ausführlich geantwortet und an der Antwort dazu arbeite ich eigentlich noch. Also bitte kein Stress....
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  Geschrieben: 03.10.15 09:22
zuletzt geändert: 03.10.15 10:59 durch Incredere (insgesamt 7 mal geändert)
Okay, ich dachte schon du wolltest mit dem welt-Artikel an sich argumentieren, das habe ich dann wohl falsch verstanden. Zum Statement an sich mache ich es dann mal kurz:
- Klar ist es auch für mich ungewohnt und daher schwieriger zu lesen als das was ich sonst so lese
- Letztlich erscheint es mir aber doch nachvollziehbar und wie immer bedeutet ungewohnt ja nicht gleich schlecht, sondern eben nur ungewohnt. Wir leben in einem Land mit einer hochgradig komplizierten und an vielen Stellen völlig absurden Sprache. Warum ist dann das bisschen gendern "Wahnsinn"? Wenn das Wahnsinn ist, dann leben wir bereits in einem viel größeren Wahnsinn. Ich musste die letzten Wochen brasilianischen Studenten (u.a.) Deutsch beibringen, frag mal was die von unserer Grammatik halten.
- Und zur Entscheidung des Ausschlusses kann man schlecht etwas sagen, selbstverständlich wurden hier nicht die wörtlichen Äußerungen wiedergegeben, sich ohne diese von außen ein Urteil zu bilden erscheint mir allerdings unmöglich
- Fest steht nur, dass sofern die Darstellung des tagelangen Hohns, Rassismus und Spam / Nötigung stimmen sollten und sein Verhalten diese Bezeichnung verdient, es tatsächlich strafrechtlich relevant sein könnte und ein Ausschluss mMn gerechtfertigt wäre, da er damit ja nicht seine Meinung ausdrückt, sondern aktiv anderen Menschen / Studierenden schadet. Ob dies in diesem Fall gerechtfertigt war, weiß ich nicht, weißt du nicht, weiß niemand außer den Beteiligten und jenen die mit diesen persönlich gesprochen haben
- Für mich ist jedenfalls klar, wenn Studierende andere Studierende diskriminieren, nötigen und beleidigen, so ist ein Ausschluss im Sinne des Gemeinwohls und im Sinne eines reibungslosen Studiums sinnvoll und richtig. Die Grenze dafür gestaltet sich natürlich schwierig. Wichtig ist es hier aber ganz klar anzumerken: Es geht hier NICHT um eine konträre Meinung, sondern persönliche Angriffe!

schwarz sehen für weiße Männer habe ich auch so gelesen, dachte aber nicht, dass das Absicht sei.

Okay, dann bin ich ja froh. Ich flieg am Montag Abend wieder zurück, irgendwann die nächsten Wochen sollte dann wohl auch wieder Normalität bei mir einkehren... Fun Fact: Da ich meinen ersten Unitag verpasse und mich wohl nicht für mein favorisiertes Seminar über Foucault eintragen können werde, rückt Feminismus nun doch wieder näher in den Entscheidungskreis^^

LG
Inc

edit: Mir ist eben ne nette Sache eingefallen. Überlegt euch mal Folgendes:

Eine kleine Anekdote zum Beweis der irrationalen Furcht vor dem gendern


Wie bereits oben erwähnt, musste ich in den letzten Wochen Deutsch lehren. Ich wurde gefragt, warum der korrekte bestimmte Artikel für weibliche Substantive / weibliche Personen im Dativ und im Genitiv "der" ist. Man sagte mir, das ergebe keinen Sinn, dass diese Wörter nun plötzlich männlich werden. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen das klingt ja wie gegendert. Man stelle sich mal vor, das wäre nicht der Fall und ein Feminist käme auf die Idee vorzuschlagen, weibliche Wörter im Dativ und Genitiv mit "der" zu betiteln. Und warum sind männliche Substantive in der Mehrzahl plötzlich "die"? Warum ist das Kind denn ein Neutrum, will man den Kindern denn ihre Geschlechterrollen entreißen und sie alle zu Geschlechtslosen machen? Ist es denn schon so weit mit der Gleichmacherei, dass "das" Kind kein Geschlecht mehr haben darf? Man stelle sich mal vor, all das wären heute konkrete Vorschläge eines Feministen. Ich verspreche dir, man würde den Verfall deutscher Sprache, den Gender-Wahnsinn, die Abschaffung der Geschlechter und den Untergang des Abendlandes heraufbeschwören. Aber stattdessen ist es eben schon lange so und selbstverständlich beschwert sich kein Konservativer und kein Anti-Feminist darüber. Einfach, weil man es nicht mit Feminismus in Verbindung bringt. Das Gendern würde kein Schwein stören, wenn man es nicht als bedrohlichen Aufschwung einer für sich "fremden" Kultur ansehen würde. Aber stattdessen hört man Worte und glaubt, diese würden einem jetzt vorschreiben, wie man sein Leben zu leben hat. Man hat Angst, seinen Sohn nun nicht mehr als Mann erziehen zu dürfen, nur weil er jetzt im Formular A367 in der Schule als SchülerIn benannt wird. Man schreibt Beschwerdebriefe, in denen man der Ansicht ist, dass die männlichen Schüler nun nicht mehr männlich sein dürften, weil eine Endung ihnen das so vorschreibt, während man sie selbst noch mit dem weiblichen Artikel betitelt.
Vor was Menschen alles Angst haben, ist schon abenteuerlich. Glaubt irgendwer allen Ernstes, weiße junge Männer werden plötzlich benachtiligt, weil sie in offiziellen Schriften mit einem leicht abgeänderten Wort betitelt werden?

Indianer wohnen nicht in Indien, und sind auch nicht plötzlich dahingezogen, nur weil man sie so genannt hat.
Die nationalsozialistische Partei Deutschlands hatte sicher nie Angst sozialistisch zu werden, nur weil sie so hieß.
Die CSU ist nicht sozial.
Minuswachstum ist kein Wachstum.
Maria wird nicht automatisch zu transgender, nur weil ihr / sein Vorname sowohl weiblich wie auch männlich sein könnte.
Der Italiener Andrea wird beim überfahren der Grenze in den deutschsprachigen Raum keine Frau, nur weil sein Name dort weiblich gedeutet wird.
Sogenannte fliegende Lemure können nicht fliegen, der Australien Shepard kommt nicht aus Australien, Seegurken findet man nicht im Gemüseregal, Berghühner sind eigentlich Frösche und Seelöwen sind sogar doppelt irreführend, sie sind weder Löwen noch leben sie in Seen und ich habe noch keinen einzigen Seelöwen gesehen, der frustriert sein geliebtes Meer verlassen hat, sich nen See gesucht und zwischendurch Zebras gejagt hat, nur weil ihm sein Name das vorschreibt. Und während wir in einer Welt voll unsinniger Bezeichnungen leben, regen sich doch tatsächlich Menschen darüber auf, dass sie gegendert wurden, sprich der Begriff um mehr mögliche Deutungen erweitert wurde. Das ist ja sogar noch das Gegenteil eines sprachlichen Zwanges, es ist die sprachliche Freistellung.

Ich halte wie gesagt gendern für nicht notwendig, ebenso wie ich es nicht notwendig finde, sich darüber aufzuregen. Es ist ambivalent. Niemandem wird etwas Schlimmes passieren, wenn er gegendert wurde. Niemand wird etwas Schlimmes passieren, wenn er nicht gegendert wurde. Sexismus wird sich nicht selbst abschaffen durch einen neuen Begriff, sondern erst durch ein neues Verständnis. Es gibt jedoch einen Unterschied: Ungegendert schließen die Worte sprachlich manchmal die Leute die sie semantisch umreißen eigentlich aus. So sind Worte eben manchmal einfach nur männlich, wenn sie auch für Frauen gelten. Gegendert hingegen umfassen sie immer alle Geschlechter. Es handelt sich also um nicht mehr, als die Erweiterung der Möglichkeiten. Als was man sich selbst sieht, bleibt jedem dennoch völlig selbst überlassen. Somit kann ich es tendenziell noch eher nachvollziehen wenn sich Menschen von nicht gegenderten Worten diskriminiert fühlen, als wenn sie das von gegenderten Worten sind. Am Ende geht es aber nicht darum, sondern um Chancengleichheit und den Bedeutungsgehalt eines Wortes. Und hier gibt es noch viel zu tun.
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  Geschrieben: 03.10.15 13:59
Hunk schrieb:
Ich meinte eher die Manipulation durch die Medien, nicht die Manipulation der Medien selbst.


Ich spreche in diesem Zusammenhang generell nicht von Manipulation. Die Medien und ihre Rezipienten spielen dabei von sich aus mit. Du frisst die ganze reaktionäre Propaganda ja auch freiwillig. Bestenfalls kann man von Selbstmanipulation reden.

Natürlich muss man immer etwas nachhelfen - VW hat z. B. vor kurzem mal ein Memo rumgeschickt, dass die ganze Negativpresse jetzt ausreiche und zu ausführliche Berichterstattung dazu führe, dass entsprechende Zeitungen kein "geeignetes redaktionelles Umfeld" mehr seien, um VW-Anzeigen zu schalten.
Wenn das von einem Konzern kommt, der allein in Deutschland jährlich fast 300 Millionen für Werbung ausgibt, das meiste davon Mediabudget (Kohle für Anzeigenschaltung), dann hat das natürlich Einfluss. Aber nicht, weil sie die Medien manipulieren, sondern weil 1.) der Verkauf von Werbeplätzen das Hauptgeschäft von Zeitungsverlagen ist und weil 2.) 99% aller Journalisten die Logik unseres Systems komplett internalisiert haben und in vorauseilendem Gehorsam ihrer Verantwortung für den Erhalt deutscher Arbeitsplätze nachkommen. Siehe die Gratisausgabe der Bild von gestern - direkt auf S.1 ne Anzeige von VW, "Wir danken für 25 Jahre Treue". Ich musste lachen, um nicht zu kotzen.
Passend dazu ist plötzlich überall von bis zu 10.000 bedrohten Arbeitsplätzen in Deutschland die Rede und davon, wie seltsam doch das US-Rechtssystem sei.
Passend dazu macht Jan Fleischhauer auf SPON ein großes Fass auf, indem er ein Strohmann-Argument konstruiert (anders kann er nicht schreiben) und Feministinnen beschuldigt, VW und den schönen Leistungsträger-Sozialdarwinismus unserer Zeit nicht zu verstehen, weil VW ja unter Winterkorn so gut verkauft habe. Mir war neu, dass die Kritik an VW primär feministisch wäre, ich dachte es ginge um Betrug am Verbraucher und einen Konzern, der mit seinen verkrusteten Machtstrukturen nach Art japanischer Großkonzerne ins offene Messer läuft, weil niemand sich traut, dem Chef bescheid zu stoßen, aber das ist jetzt neuerdings "Kritik an alten, weißen Männern", diesen armen, bedrohten Wesen. Lies Dir das mal durch, vielleicht hast Du ja Mitleid mit den armen reichen weißen Männern und willst Dich, wie gewünscht, mit ihnen solidarisieren. Vielleicht findest Du auch irgend eine Idiotin auf jezebel, die tatsächlich geschrieben hat, das Patriarchat hätte die Manipulation der Motordaten veranlasst, mir war diese Art der Kritik an VW vorher völlig fremd.
Wie gesagt, die Feminismus-Debatte ist ein Werkzeug, um Dir das Denken abzunehmen und einfache Antworten parat zu haben. Auch und gerade, wenn Du von der konservativen Seite aus an ihr teilnimmst. Denn wie das Beispiel Fleischhauer zeigt, erzählt man Dir so einen Quark nicht ohne Hintergedanken.

Machen diese Hetzer das, weil sie manipuliert werden? Nein. Manipulation hieße, die Journalisten hinters Licht zu führen, damit sie etwas tun, was sie eigentlich nicht wollen. Aber sie wissen, was sie da tun und sie wissen, worum es in ihrem Geschäft geht - Nachrichten und Unterhaltung sind nur das Vehikel, um Rezipienten dem entsprechenden Werbeblock auszusetzen. Der heutzutage oft genug als redaktioneller Inhalt daherkommt.
Von gekauften Journalisten zu reden würde implizieren, dass sie eigentlich nicht verkaufen sollen, dass sie keine Marktteilnehmer sind. Das ist offensichtlich Mumpitz. Darum sage ich: Die Medien werden nicht manipuliert. Denn sie machen genau das, wofür sie da sind. Wer sie für manipuliert hält, hat schon verloren. Er hat bereits die Lüge geschluckt, es gäbe in einer gewinnorientierten Medienlandschaft, die diesen Gewinn primär aus Anzeigen erwirtschaftet, eine freie Presse, die an objektiver Berichterstattung interessiert sei.

Aber gut, Dir geht es ja um die Manipulation der Leser. Also, warum lässt Du dich von der WELT manipulieren? Warum schluckst Du das? Irgend einen Mehrwert wird es für Dich haben, wir glauben immer die Lügen, die für uns nützlich sind.
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  Geschrieben: 03.10.15 19:39
zuletzt geändert: 04.10.15 00:29 durch Hunk (insgesamt 5 mal geändert)
Weltraumechse schrieb:
....

Aber gut, Dir geht es ja um die Manipulation der Leser. Also, warum lässt Du dich von der WELT manipulieren? Warum schluckst Du das? Irgend einen Mehrwert wird es für Dich haben, wir glauben immer die Lügen, die für uns nützlich sind.


Zur Welt, siehe meine letzten beiden Beiträge. Danke.

Bezüglich Fleischhauers Kolumne auf SpOn: Ist mir ungefähr genauso viel Wert wie das Geschreibsel von der Berg und jetzt neu: der Stokowski.




Edit. For Shits and Giggles

UN Report on Cyberviolence against Women and Girls

UN Report schrieb:
The respect for and security of girls and women must at all times be front and center of those in charge of producing and providing the content, technical backbone and enabling environment of our digital society. Failure to do so will clip the potential of the Internet as an engine for gender equality and women’s empowerment.


oder mein Lieblingszitat:
UN Report schrieb:
...cyber touch is recognized as equally as harmful as physical touch,....


Lustigerweise ist die ganze Palette an Verhalten welche aufgeführt werden, soweit ich weiß nach deutschem Recht bereits strafbar. Aber nein, wir brauchen eine extra Task Force weltweit, die speziell Women and Girls (Männer werden in dem Text ausschließlich als Täter genannt) vor dem grauenhaften, tödlichen "Cybertouch" schützt.

Im Ernst Weltraumechse und Incredere, ist das für euch so in Ordnung? Die Idee? Das Konzept? Die Ausdrucksweise? Alles erste Sahne, oder? Ein riesiger Safe Internet Space für Frauen und Mädchen, wo die "falsche" Meinung, öffentlich kundgetan, als harrassment oder hate-speech gilt. Warum geht es diesen Progressiven so sehr darum WAS man ist, statt WER man ist und WAS man tut?

Edit. Rechstschreibung
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  Geschrieben: 03.10.15 20:44
Ich stimme dir größtenteils zu Echse, an einem Punkt machst du es dir dann aber meiner Ansicht nach doch zu einfach:

Weltraumechse schrieb:
Er hat bereits die Lüge geschluckt, es gäbe in einer gewinnorientierten Medienlandschaft, die diesen Gewinn primär aus Anzeigen erwirtschaftet, eine freie Presse, die an objektiver Berichterstattung interessiert sei.


Hier beschränkst du die Funktionsweise der Medien auf den rein wirtschaftlichen Faktor. Medien sind aber keine Maschinen, sondern sie bestehen aus Menschen und sie sind somit auch durch menschliche Entscheidungen gelenkt. Dass hier nur wirtschaftliche Interesse eine Rolle spielen, bzw. Journalisten überhaupt auch nur in der Lage wären wirtschaftliche Interesseren konsequent zu verfolgen wenn sie wollten, stimmt so einfach nicht. Das ist ne erhebliche Verkürzung der Komplexität von Motiven, die hier eine Rolle spielen. Würden alle Medien nur verdienen wollen, dann würden sie alle so wie die BILD aussehen. Niemand verkauft auch nur annähernd so gut, niemand macht auch nur annähernd so viel Gewinn. Dass das nicht der Fall ist, zeigt ja bereits, dass es gewisse Selbstansprüche gibt. Und je nach Zeitung (bzw. genauso gültig für Fernsehen usw) sind diese groß oder klein. yahoo-online-Journalisten sehen vermutlich nicht sehr viel im Journalismus. Aber ich bin mir sehr sicher, dass es da draußen viele Redakteure gibt, denen guter Journalismus (dieses Ziel wird natürlich nur nach subjektivem Ermessen von gutem Journalismus verfolgt) wirklich wichtig ist. Wirtschaftliche Anreize sind für einen Menschen nicht greifbar. Wenn der Redakteur mit seiner Arbeit nicht zufrieden sein kann, dann kann er sie auch nicht machen. Der Mensch braucht auch ganz andere psychologisch-motivationale Antriebe, Geld allein reicht da absolut nicht aus, das ist längst bewiesen. Und dieser Wille guten Journalismus umzusetzen, trotz aller Probleme, trotz dem Druck von oben, trotz ggf. mangelndem Wissen über objektive Kriterien und Methodik, besteht in wohl fast jedem Journalisten und prägt ein Medium entscheidend. Es gibt ja sogar Medien die explizit nicht auf Profit, sondern z.B. auf eine Dogmatik oder einen Selbstanspruch ausgelegt sind.

Ich persönlich bin sehr optimistisch, dass Medien tatsächlich versuchen ihre Aufgabe gewissenhaft zu erfüllen, auch wenn sich das in der Praxis dann durch Probleme abschwächen mag, so glaube ich an erheblichen Einfluss durch Ethik, Prinzipien und Normen in den Medien. Und natürlich, mir ist klar dass darauf sehr gerne mit der "Naivling-Keule" geantwortet wird, aber ist es denn naiv sich an wissenschaftliche Erkenntnise zu halten, die eindeutig zeigen, dass Geld zwar viel Macht hat, aber für einen Menschen nur ein Bedürfnis ist und daneben ganz andere Faktoren eine eher wichtigere Rolle spielen? Ich halte es für sehr naiv diesen Haudrauf-Skeptizismus anzuwenden, der immer nur sagt: "Wach auf, wir leben im Kapitalismus, so funktionieren die Dinge". Dies ist ebenso eine Form der einfachen Erklärung, weil man die Komplexität scheut, genau wie du es an anderer Stelle (aus meiner Sicht berechtigt) für die Anti-Feministen postuliert hast. Mit Geld zu argumentieren ist wahnsinnig einfach und man übersieht wahnsinnig viel. Nicht zuletzt da oft verkannt wird, das dort wo Interessen sind (also auch normative Interessen), Geld als Folge dessen eine Rolle spielt. So funktionieren ja auch sämtliche politischen Kaufentscheidungen, die Wirtschaft ist hier nur das Mittel zum normativen Zweck und wird lediglich instrumentalisiert, sie ist definitiv nicht der Ursprung dieser Entwicklung (z.B. Bio-Waren, Fair-Trade etc.). Genauso ist es im Journalismus bzw. in der Wissenschaft. Es werden Normen eingesetzt die für Objektivität und Informationen stehen, welche dann wirtschaftliche Effekte durch höhere Verkaufszahlen bei besonders gut wissenschaftlich geprüften Studien / bzw. besonders gut reflektierten Zeitungen haben. Selbstverständliche ist dies nur für eine bestimmte Zielgruppe dann auch erfolgreich, welche aber im Gegenzug als Anerkennung der Leistung auch mehr zahlen, bei wissenschaftlichen Studien kann das sogar richtig teuer werden.

Der Mensch funktioniert nicht wegen oder für das Geld, sondern mit Hilfe von Geld, durch welches seine Interessen (selbstverständlich ungleichmäßig und nicht gerecht) artikuliert werden. Sowohl egoistische, wie auch normative Interessen.

LG
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  Geschrieben: 04.10.15 13:40
zuletzt geändert: 04.10.15 14:00 durch Weltraumechse (insgesamt 1 mal geändert)
Incredere schrieb:
Würden alle Medien nur verdienen wollen, dann würden sie alle so wie die BILD aussehen.


Wenn Medien nicht verdienen wollen, sehen sie so aus wie Fefes Blog - oder, wenn sie es mit einem Abo-Modell versuchen, wie die Blätter für deutsche und internationale Politik. Auf wie viele Medien trifft das zu? Als Massenmedium fällt mir nur die TAZ ein. Selbst gebührenfinanzierte Modelle legen sich längst finanzielle Zwänge auf - und sind in ihrer Objektivität ohnehin durch Beisitzer aus den Volksparteien kompromittiert, was man bspw. der Tagesschau erschreckend deutlich ansieht.
Pressefreiheit gehörte schon immer dem, der die Druckerpresse besaß. Natürlich kann heute jeder publizieren, aber kommerziell operierende Medien generieren einfach größere Reichweiten.

Zitat:
Niemand verkauft auch nur annähernd so gut, niemand macht auch nur annähernd so viel Gewinn.


BILD hat auch eine deutlich größere Zielgruppe als SPIEGEL oder FAZ. Die größte Print-Reichweite hat übrigens nicht die Bild, sondern -mit sehr großem Abstand- die ADAC Motorwelt. Die meisten Tageszeitungen müssen sich -auch ihre Webpräsenz eingerechnet- sogar hinter Blättern wie der Apotheken-Umschau verstecken. Ich kann gern später mal detailliertere Zahlen liefern, es gibt sehr brauchbare browserbasierte Analysetools für sowas.

Zitat:
Dass das nicht der Fall ist, zeigt ja bereits, dass es gewisse Selbstansprüche gibt.


Die Frage ist nicht, ob es diesen Selbstanspruch gibt, die Frage ist, wo er aufhört.
Natürlich treibt jeden angehenden Journalisten die Verbreitung seiner Meinung um. Wenn er investigativ unterwegs ist auch die Suche nach dem Coup. Der Traum, mit detektivischer Fleißarbeit und spitzer Feder informierte Debatten überhaupt erst möglich zu machen.
Er arbeitet aber in einem gewinnorientierten Unternehmen, dessen Anspruch es zuerst mal ist, zu überleben. Dafür braucht es mehr und mehr die Werbeeinnahmen - ein kurzer Blick auf die Entwicklung der Abo-Zahlen macht das schmerzhaft deutlich. Dieser Prozess transformiert unsere Medienlandschaft. Er macht investigativen Journalismus, bei dem der Redakteur uU wochen- oder monatelang recherchiert, ohne eine Story liefern zu können, für kleinere Redaktionen unerschwinglich. Die meisten Redaktionen sind heute einem extremen finanziellen Druck ausgesetzt. Sie könnten sich jemanden, der so arbeitet wie Seymour Hersh oder Woodward und Bernstein gar nicht leisten.
Auch, weil Media-Agenturen die Anzeigenpreise zunehmend drücken - denn große Anzeigenkampagnen werden nicht mehr von den Unternehmen oder den Werbeagenturen selbst geschaltet, sondern von spezialisierten Dienstleistern wie Mediacomm oder Mindshare, die so ein gewaltiges Anzeigenvolumen unter einem Dach versammeln, dass sie damit die Preise diktieren können. Kleinere Anbieter kollabieren regelmäßig unter diesem Preisdruck. Selbst große Namen wie SPIEGEL wirtschaften oft defizitär. Gleichzeitig fordern die User Aktualität im Minutentakt,werden durch ständige Konfrontation mit Clickbait abgestumpft, entwickelt sich das Leseverhalten immer mehr weg vom Lesen und hin zum Scannen.
In einer Medienlandschaft, die ständig solchen Zwängen ausgesetzt ist, muss es niemanden wundern, wenn auch "seriöse" Blätter wie die FAZ ständig ungekennzeichnete Advertorials veröffentlichen.
Sie könnten sonst mit sehr großer Wahrscheinlichkeit dichtmachen.

Edit:
@Hunk: Ich weiß nicht, wieso Du mir so einen Bullshit unterstellst. Die ganze MRA-Blogger, die Du ließt, scheinen Dich auf die Anwendung von Strohmann-Argumenten konditioniert zu haben. Man kann keine vernünftige Debatte führen, wenn man sein Gegenüber als Platzhalter für liebevoll gepflegte Feindbilder missbraucht.
Davon abgesehen sind UN-Resolutionen in 99% der Fälle erst mal sowieso belanglos. Es ist lächerlich, wie sehr die Deutschen diese Institution und ihren Einfluss überschätzen. Zum Thema Cyber-Bullying bin ich der Meinung, dass dieser Diskurs ähnlich wie der Begriff der rape culture inhärent anti-emanzipatorisch ist. Man schafft damit omnipräsente Bedrohungsszenarien, die Frauen in einem permanenten Angstzustand halten und kontrollierbar machen sollen - du kannst alleine nicht rausgehen, du kannst ohne staatliche Überwachung nicht online präsent sein usw. Diese Szenarien treffen auf ein in unserer Gesellschaft allgemein und unter jüngeren Frauen im Besonderen tief verwurzeltes Bedürfnis nach paternalistischer Kontrolle und fallen so auf entsprechend fruchtbaren Boden. In einer permanent ängstlichen Überwachungsgesellschaft wird jedes gesellschaftliche Thema zur angstgetriebenen Kontrollideologie.
Die Antwort darauf kann aber keine Kritik am Feminismus sein, da man damit auf einen Stellvertreter einschlägt, statt die Ursache zu bekämpfen. Man kann das nur effektiv kritisieren, wenn man sich die dahinter liegenden Strukturen statt ihrer Auswirkungen vornimmt. Also die Kultur der Angst und Freiheitsaufgabe kritisiert, statt auf Ideen einzuschlagen, die von diesen Konzepten infiltriert wurden.
You know what a miracle is. Another world's intrusion into this one.
Where revolutions break out spontaneously and leaderless, and the soul's talent for consensus allows the masses to work together without effort, automatic as the body itself.

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