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  Geschrieben: 29.07.15 12:43
zuletzt geändert: 19.08.15 15:28 durch Spiralengeko (insgesamt 15 mal geändert)
Da es zuletzt im Buprenorphin (Subutex, Temgesic) Thread diskutiert wurde und die Idee einigen Usern gefiel, eröffne ich hiermit einen neuen Thread, den es so in dieser Form im LdT noch nicht geben dürfte.

Das Thema ist Substitution und Substitutionstherapie: Erfahrungen mit Substitutionsmedikamenten (Vor- und Nachteile), Erlebnisse mit Substitutionstherapie, wie der Eintritt in die Substitution möglich ist (z.B. was es für Möglichkeiten für arbeitende Menschen gibt, etc.) und andere Themen die die Substitution betreffen.

Ein Thema, das auch immer wieder in verschiedenen Threads vorkommt, ist der i.v.-Konsum von Substitutionsmedikamenten. Ich habe immer wieder den Eindruck, dass auf Leute, die diese Form des Konsums ihrer Medikamente betreiben, herabgesehen wird. Aber es ist eine Tatsache, dass es viele Menschen gibt die ihre Medikamente ballern und ich möchte hiermit ausdrücklich eine Plattform bieten um über dieses Thema zu sprechen - und zwar in einer neutralen Art und auf einer Basis der Information und Riskiominimierung.

Da dies ein deutsches Forum ist, wird der Fokus vermutlich vor allem auf die deutsche Substitution gerichtet sein. Dennoch würde ich mich freuen, wenn auch über Österreich und die Schweiz berichtet wird, da dort die Behandlung und die Gesetze (deutlich) abweichen.
Was ich natürlich sehr begrüßen würde ist, wenn Links z.B. von guten Drogenberatungsstellen, Needle-Exchange und andere Einrichtungen oder Plattformen, wo User gute Erfahrungen gemacht haben, hier geteilt werden. Vor allem den Leuten die erwägen ins Programm einzusteigen aber zu wenig Informationen haben, könnte dies helfen um eine Entscheidung zu fällen. Halb- oder Unwissen kann vor allem für User in prekären Situationen fatal sein...
In diesem Zusammenhang möchte ich auch gerne meine Erfahrungen mit der Österreichischen und Schweizer Substitution teilen - vielleicht hilft es dem einen oder der anderen.

Jedenfalls sehe ich im LdT den dringenden Bedarf, sich über Substitution auszutauschen. In diversen Threads wird immer wieder gefragt, wie man ins Programm kommt, welche Auflagen es gibt und wie man das alles bewerkstelligt. Die Informationen liegen derzeit nur zerstückelt vor. Ich hoffe, dass dieser Thread fruchtet und dass ein guter Austausch zwischen den Usern stattfinden wird.


In diesem Sinne - ich freue mich auf eine interessante Diskussion!


Hier füge ich die Infos die psy netterweise schon geschrieben hat mal an. Und ihr findet auch noch einige (mMn) interessante Links von mir.
Natürlich wird im Laufe der Zeit noch mehr dazu kommen - also stay tuned!

@ psy: Ich habe begonnen deinen Text etwas anzupassen, falls dir etwas nicht gefällt, gib mir Bescheid! Jetzt kannst du den Text unten löschen, wenn das für dich o.k. ist. Falls du in Zukunft in den Startpost von "mir" was hinzufügen willst, dann kannst du mir auch gerne eine PN zukommen lassen... oder wie auch immer.... bin immer für neue Ideen offen ;-)

Text von Psy, vor allem Deutschland betreffend (edited by Spiralengeko, Stand: 01.08.2015):


0.1. Disclaimer
1. Warum Substituieren?
2. FAQ
3. Diskussion: Pro & Contra
4. Links & Literatur


0.1. Disclaimer
Schon mehrmals kam mir die Idee, einen dedizierten Substi-Thread zu eröffnen, um Missverständnisse und Mythen über die Substitutionsbehandlung (und die dazu verwendeten Arzneien) aufzuklären. Ist ja scheinbar ein großes Thema, auch weil der (imho) deutlich gestiegene Anteil der Opi-Konsumenten im LdT selbstverständlich auch eine nicht geringe Anzahl an Opioidabhängigen mit sich bringt, denen mit entsprechender Information u.U. geholfen werden kann.
Ich bin über jedwede Erweiterungen, Hinweise und (konstruktive) Kritiken dankbar. Gerade für FAQ und Pro/Contra bitte ich um euren Input! Ich werde versuchen, hilfreiche und interessante Links in regelmäßigen Abständen zu integrieren um für Interessierte eine übersichtliche Informationssammlung aufzubauen. Auch gebe ich bei Interesse gerne meine eigenen Erfahrungen in der Substi wieder.
Achtung: Auch wenn ich um Objektivität bemüht bin, findet sich im Folgenden natürlich meine eigene Meinung wieder. Macht euch eure eigenen Gedanken zu dem Thema und wenn ihr anderer Meinung seid, versucht mich mit guten Argumenten davon zu überzeugen! Bitte keine ideologischen Scheuklappen - danke! :-)


1. Warum Substituieren?
Die Substitutionsbehandlung ist eine Option, die im deutschen Gesundheitswesen grundsätzlich jedem Opioidabhängigen offensteht. Die Aufnahme in eine Behandlung erfolgt - falls nötig - auch sehr kurzfristig (Vergabe der ersten Dosis noch am selben, oder darauffolgenden Tag), kann also auch eine Option darstellen, wenn jemand einfach eine Zeit überbrücken muss in der "nix geht".
Ein Abbruch der Behandlung ist natürlich zu jedem Zeitpunkt möglich. Allerdings ist m.M.n. eine Substi nur sinnvoll, wenn mensch sich sicher ist, dass die Abhängigkeit in absehbarer Zeit nicht zu überwinden ist oder aber eine Opioidabstinenz (noch) gar nicht gewünscht ist.
In anderen Fällen sind andere Ansätze hilfreicher, z.B. Abdosieren auf eigene Faust oder eine stationäre "Entgiftung" (im Idealfall mit weiterführender psychologischen Behandlung). Substitution kann nicht das Problem der Sucht an sich lösen, sondern "nur" die aus der (Beschaffungs-)Kriminalität resultierenden Probleme eindämmen, oder auch ganz beseitigen. Der/die Abhängige kann sich bspw. aus dem Teufelskreis des "Junkiejoggings" befreien um wieder mehr vom Leben zu haben - in welcher Richtung auch immer. Eine Substitution muss nicht im totalen Spießerleben münden. ;-)


2. FAQ
F: Machen die Substitute high?
A: Unterschiedlich. Es kommt auf die interindividuelle Toleranz und auf die in der Substi verabreiche Dosis an. Ziel der Behandlung ist es jedenfalls nicht. Im Idealfall ist die Dosis so eingestellt, dass der Patient "gesättigt" ist, also "genug" hat, so dass er kein Craving verspürt. Diese Dosis kann von Person zu Person sehr unterschiedlich sein, daher auch die Abgabe von retardierten Medikamenten.
Vor allem am Anfang der Substitution kann es zu einem Hochdosieren kommen, da der Patient vorerst überglücklich ist, (theoretisch) so viel wie er will zu bekommen. Er braucht in der Einstellungsphase nur zu sagen, dass die Dosis nicht reicht. Die negative Seite davon ist, dass man die Nebenwirkungen der Medikamente deutlicher spürt - z.B. starkes Schwitzen, Antriebslosigkeit, Schwindel, Übelkeit, verminderte Libido, etc.

F: Ist Take-Home möglich?
A: Grundsätzlich wird Take-Home bei guter Compliance und Beikonsumfreiheit recht schnell gewährt. Leider gibt es (afaik) keine verpflichtenden bundesweiten Standards und somit ist das leider von Arzt zu Arzt sehr unterschiedlich. Manche geben TH nur, wenn jemand ein halbes Jahr lang KOMPLETT beikonsumfrei ist und entziehen dieses Privileg bei jeder Verfehlung, andere sind viel toleranter.

F: Fliegt mensch bei Beikonsum aus dem Programm?
A: Grundsätzlich wird (m.E.) niemand mehr aus der Substi geschmissen, wenn es mal einen "Fehltritt" gibt. Eher gibt es Ermahnungen, gutes Zureden oder den Entzug von Privilegien (z.B. TH)

F: Voraussetzungen: Sind abgebrochene Therapien notwendig für den Eintritt?
A: Nein. Es muss laut gesetzlichen Bestimmungen nur eine Opioidabhängigkeit diagnostiziert werden damit eine Substi möglich ist. Dies geschieht meist im Anamnesegespräch und durch einen Blut- und/oder Urintest, in welchem auf Opioide (und andere Drogen) getestet wird. Wenn also angegeben wird, dass man seit längerem opioidabhängig ist und dies durch einen positiven Test bestätigt wird, steht einer Substi nichts im Wege. Die Selbstbestimmung der Patienten ist hier zentral, es wird niemand zu einer "Entgiftung" gezwungen (es sei denn es besteht massiver Beikonsum ein welchem Fall eine Substitution ohne kontraindiziert wäre).


4. Diskussion
Unter diesem Punkt sollen Argumente gesammelt werden um Opioidabhängigen die Entscheidung zu erleichtern, ob eine Substi für den-/diejenige(n) sinnvoll ist.

4.1. Pro
- Stabilität
- Gesundheit: reiner Stoff
- weniger Kontakt zur Szene
- praktisch kostenlos
- regelmäßige ärztliche Gesundheitschecks
- mehr Zeit für andere Dinge (Wegfallen des Beschaffungsdrucks)
- weniger Stress und mehr Sicherheit für die Abhängigkeit
- Reduktion von Risikokonsum
- (eventuell psychosoziale Unterstützungsmöglichkeiten)
- kein illegaler Btm-Erwerb mehr notwendig

4.2. Contra
- Verfestigung der Abhängigkeit
- Staatliche Erfassung der Abhängigen
- Gebundenheit an den Ort der Behandlung (total spontane Urlaube z.B. sind schwierig)
- ständige Angewiesenheit auf Ärzte, Apotheker, Termine einhalten
- gelegentlich schwierig mit Berufstätigkeit zu verbinden
- Mangelndes (weiterführendes) Angebot für Menschen, die langfristig nicht-stationär clean werden wollen (z.B. ambulante weiterführende Betreuungseinrichtungen, Psychologen, etc.)


5. Links & Literatur
Substitutionstherapie Opioidabhängiger (Wikipedia-Artikel)

Index Methadon-/Substitutionsbehandlung (Informationssammlung von indro e.V. (sehr hilfreich, lasst euch nicht vom Webdesign abschrecken!))

Richtlinien der Bundesärztekammer zur Durchführung der substitutionsgestützten Behandlung Opiatabhängiger

Was kann die Substitutionsbehandlung? Möglichkeiten und Grenzen (Präsentation; Enquete "Cure or Care" (Gerhard Rechberger (Ärztlicher Leiter, Dialog 10, Wien)))

Internationale Koordinations- und Informationsstelle für Auslandsreisen von Substitutionspatienten - Jahresbericht für 2005 (indro e.V., 2006 (Ralf Gerlach))


5.1. Wissenschaftliche Arbeiten
Methadon in der Substitutionsbehandlung Opiatabhängiger (Abschlussarbeit Postgradualstudium Toxikologie der Universität Leipzig (Dipl.-Ing. Lars Wilhelm), sehr interessant falls jemand weiterführendes Interesse hat)


--> I N F O R M A T I O N E N__F Ü R__Ö S T E R R E I C H* <--

Übersicht

1. Substitution in Österreich
1.1. Wie wird man Substitutionspatient?
1.2. Substitution und Arbeiten
2. Substitution und Führerschein* (hier auch Infos für DE, AT und CH)
2.1. Opioidausweis
2.2. Situation in der Schweiz
3. Intravenöser Konsum von Substitutionsmedikamenten
3.1. Alternativen zu Zigarettenfiltern



1. Substitution in Österreich

Die in Österreich zugelassenen Stoffe sind:

- Methadon
- Polamidon
- Buprenorphin (mit oder ohne Naloxon)
- Morphin (retardiert)
- und eher inoffiziell auch Dihydrocodein

Damit ein Arzt diese Medikamente im Rahmen einer Substitutionsbehandlung verschreiben darf, muss er ein Zusatzdiplom erworben haben und regelmäßig Fortbildungen besuchen.
Wenn man sich als Abhängiger substituieren lassen will, muss man also einen Arzt aufsuchen, der dafür qualifiziert ist. Wenn man im Internet (z.B. bei www.docfinder.at) sucht, dann steht explizit da, ob ein Arzt dieses Zusatzdiplom hat.

Den richtigen Arzt zu finden, mit dem man auch persönlich gut auskommt, ist natürlich immer so eine Sache... Es gibt strenge und "verschreibungswütige" Ärzte. Wenn man sich in der Drogenszene oder bei anderen Leuten die substituiert werden umhört, dann bekommt man vielleicht den ein oder anderen guten Tipp.
Wenn man sich für eine Substitution entscheidet, dann sollte man sich aber schon überlegen warum. Für viele bedeutet Substitution (v.a. anfangs) einfach nur eine billige Quelle für Stoff und dann passiert es ganz schnell, dass man sich hochdosiert. Wenn man nur billigen Stoff will, dann sucht man sich ja meistens einen Arzt der nicht viel nachfragt und einfach ein Rezept nach Wunsch verschreibt. Klar ist das wie "heaven on earth"... aber falls man sich doch mal entscheidet, dass man aufhören will, dann kann dies auch zum Problem werden.
Ich selbst hatte so einen Substi-Arzt, der in der Szene "gelobt" wurde, aber als ich meine Dosis reduzierte und schließlich an dem Punkt war, wo ich ein niederpotentes Opiat (z.B. Codein) gebraucht hätte, bekam ich kaum Unterstützung und stieß auf Unverständnis.
Wenn man also substituiert werden möchte, um in absehbarer Zeit clean zu werden, dann sollte man das auch von Anfang an mit dem Arzt besprechen und ihn auch fragen was für eine Taktik er vorschlägt und auch die eigenen Wünsche und Ideen mit einbringen. Ein wenig Strenge vom Arzt kann da oft gar nicht so schlecht sein!

1.1. Wie wird man Substitutionspatient?
Nachdem man einen passenden Substitutionsarzt gefunden hat, eine Bescheinigung einer positive UK aus dem Labor hat, muss man einen Substitutionsvertag unterschreiben in dem z.B. steht, dass man die Substanz nicht missbräuchlich verwenden wird, diese auch nicht an Dritte weiter gibt, etc.
Die Ärzte sind dazu angehalten dem Patienten zuerst Methadon oder Buprenorphin zu verschreiben, nur bei Unverträglichkeit dieser Stoffe wird retardiertes Morphin eingesetzt. Aufgrund der besseren Verträglichkeit sind in Österreich derzeit ca. 55% der Patienten auf Morphin eingestellt (vgl. Österreichische Ärztekammer, 2013).
Sobald das richtige Substitutionsmittel und die richtige Dosis für den Patienten gefunden wurde, stellt der Arzt ein Dauerrezept aus, welches einen Monat gültig ist. Dieses Rezept wird mit einer Suchtgiftvignette versehen und enthält einen Strichcode, damit Fälschungen ausgeschlossen werden können. Mit diesem Dauerrezept muss der Patient zum Amtsarzt gehen (in Wien muss man im selben Bezirk in dem man auch wohnt zum Bezirksamt!). Dort wird das Rezept gestempelt und nun kann der Patient sein Medikament in der Apotheke beziehen.
Leider kann man nicht in eine beliebige Apotheke gehen, da nicht alle Substitutionspatienten bedienen. Es kann ein richtiger Spießrutenlauf werden, bis man eine Apotheke gefunden hat, denn man findet weder ein Aushängeschild, noch Apothekenliste im Internet, oder ähnliches. Natürlich sollte die Apotheke idealerweise in der Nähe des eigenen Wohnorts sein, da man schließlich täglich (bzw. wöchentlich bei Take-Home) hinpilgern muss.
Wenn man endlich eine Apotheke gefunden hat, dann muss man die Medikamente auf Sicht schlucken. Mitgabe gibt es nur am Wochenende oder an Feiertagen.
Urlaub muss man beim Substi-Arzt beantragen und diesen Antrag wieder beim Amtsarzt abstempeln. Dann bekommt man die benötigte Menge für die Urlaubszeit mit. Insgesamt kann man 30 Tage pro Jahr Urlaubsmitgaben bekommen.

1.2. Substitution und Arbeiten
Wenn man berufstätig ist, dann ist es möglich eine einwöchige Take-Home Ration zu beziehen. Hierfür muss jedoch dem Substi-Arzt eine Arbeitsbestätigung bzw. Arbeitsvertrag vorgelegt werden. Die Ration muss in der Substi-Apotheke abgeholt und die erste Dosis auf Sicht eingenommen werden.



2. Substitution und Führerschein:

Das Thema Autofahren und Opiate kann ein heikles Thema werden. Ich selbst musste mich mit dem Thema auch schon befassen und hier kann ich euch folgende Antworten geben:

2.1. Opioidausweis:
In Deutschland und Österreich gibt es einen sogenannten Opioid-Ausweis (Wikipedia), den man beantragen kann.
In Österreich kann man einen Antrag stellen (Formulare sollte es beim Substi-Arzt geben) und so weit ich weiß, kostet das schlappe 500€.
Wie das Prozedere in Deutschland für Substitutionspatienten abläuft, weiß ich nicht genau und ich habe im Internet nicht wirklich was dazu gefunden. Hier ist ein Link der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. wo man so einen Ausweis beantragen kann. (Anm: vielleicht kann hier noch jemand genauere Infos liefern?)

2.2. Situation in der Schweiz:
In der Schweiz gibt es keinen Opioid-Ausweis und meine Recherchen in den entsprechenden Gesetzestexten, sowie ein Gespräch mit einer Substitutionsärztin haben zu keinem klaren Ergebnis geführt. "Prinzipiell darf nicht unter Einfluss gefahren werden, aber wenn man substituiert wird und stabil ist, dann schon" (wortgemäße Aussage der Ärztin).



3. Intravenöser Konsum von Substitutionsmedikamenten:

Ich glaube ich brauche kaum wem zu erklären, dass i.v.-Tablettenkonsum nicht ungefährlich ist, da man sich leicht Schwebstoffe ballert, was irgendwann böse ausgehen kann. Ich habe selbst 2 Jahre lang so konsumiert (der Klassiker: Substitol) und das Filtern der Schwebstoffe war dauernd ein Thema.
Man kann sich mittlerweile bei vielen Suchteinrichtungen die Spritzentausch anbieten einfache Spritzenfilter kaufen (bzw. alte gegen neue Tauschen). Diese Einwegfilter sind jedoch von unterschiedlicher Qualität, doch alle Mal besser als Zigarettenfilter. Holt euch Spritzenfilter! Es zahlt sich wirklich aus!!!

3.1. Alternativen zu Zigarettenfiltern:
Hier bei exchangesupplies kann man alles bestellen, was das Fixer-Herz so begehrt. Vor allem die Sterifilts (Membranfilter) sind super gut und wurden auch für Tabletten erfolgreich getestet. Die Leute hinter exchangesupplies veröffentlichen auch extrem interessante Publikationen und Youtube-Videos zum Thema Drogenkonsum. Auf der Seite zu stöbern ist wirklich interessant!
Vieles was exchangesupplies im Sortiment hat, ist in Wien auch bei der Suchthilfe Wien erhältlich. Hier können Spritzen, Filter, steriles Wasser, sterile Cups zum Aufkochen, etc. erworben, bzw. altes Material getauscht werden. Alles anonym, ohne Erfassung der Daten und rund um die Uhr geöffnet.


--> I N F O R M A T I O N E N___F Ü R___ DIE___S C H W E I Z <--

Gleich vorne weg möchte ich sagen, dass dieses Kapitel nicht vollständig ist und vor allem auf meinen eigenen Erfahrungen beruht. Ich würde mich sehr freuen, wenn Schweizer User hier etwas beitragen könnten, damit auch hier mehr Objektivität und Vollständigkeit möglich ist.

Allgemeine Informationen:

Durch das Platzspitz/Letten-Drama der 1980er und 1990er Jahren in Zürich (ehemals größte Drogenszene Europas), hat die Schweiz eine der modernsten und fortschrittlichsten (wenn nicht überhaupt das modernste und forschrittlichste) Substitutionsprogramm auf dieser Welt. Wer mehr über die Geschichte der Züricher Drogenszene am Platzspitz und Letten erfahren will, der sollte sich unbedingt diesen sehr gut gemachten, interaktiven Bericht des Tagesanzeigers ansehen. Weiters hat das Schweizer Fernsehen auch eine interessante Doku über die Geschichte, die Menschen und die heutige Situation gemacht (für alle Nicht-Schweizer: Schweizerdeutsch muss man halt verstehen - es ist aber ganz leicht zu lernen ;-))

Folgende Stoffe sind in der Schweiz zugelassen (Quelle: Bundesamt für Gesundheit):

- Methadon
- Buprenorphin
- Morphin (retardiert)
- Diacetylmorphin

In den 90er Jahren wurde für die Behandlung mit Diacetylmorphin (also Heroin) abgestimmt. Um im Heroinprogramm aufgenommen zu werden, müssen die Abhängigen aber schon seit mehreren Jahren süchtig sein und mehrere Entzüge abgebrochen haben (allerdings muss man das nicht nachweisen).
Heroin wird als Injektionslösung oder als Tablette verabreicht. Bei i.v.-Konsum muss man 2-3x täglich in der Abgabestelle unter Aufsicht konsumieren. Take Home ist nur für die Tabletten möglich.

In Zürich gibt es die sogenannte ARUD (Arbeitsgemeinschaft für risikoarmen Umgang mit Drogen), welche mehrere Abgabestellen in der Stadt hat (in einer davon bekommt man das Heroin).
Die ARUD bietet quasi eine "Rundumversorgung" für Abhängige. Ihr Motto lautet "von Alkohol bis Zolpidem", also wird dort auch polytoxen Patienten, bzw. Menschen mit anderen Süchten als Opiaten geholfen. Opiatabhängige Patienten werden mit den oben genannten Substanzen substituiert, aber es wird auch Beratung und Hilfe bei anderen Drogen (z.B. Kokain, Benzodiazepine, Party-Drogen, Alkohol,...) geleistet.
Ausserdem engagiert sich die ARUD intensiv beim Thema Hepatitis C.

Meine Erfahrungen mit dem Schweizer Substitution habe ich nur im Züricher ARUD gemacht, wie die Substitution in anderen Städten und Kantonen funktioniert, weiss ich nicht. Substitution in einer Arztpraxis ist glaube ich auch möglich, jedoch habe ich keine Erfahrung bzw. Wissen darüber. Meine folgenden Schilderungen beziehen sich also nur auf die ARUD. --> wer Infos über andere Substitutionsmöglichkeiten ausser der ARUD hat... nur her damit! ;-)

Aufnahme ins Programm:

Man kann einfach in die Abgabestelle hingehen und sagen, dass man substituiert werden möchte. Es wird vor Ort eine UK abgegeben (natürlich muss man auf Opis positiv anschlagen) und dann findet ein Erstgespräch mit einem Therapeuten (bzw. Psychiater) statt, wo geklärt wird welche Substanz und wie wo was. Schon am selben oder am nächsten Tag kann die erste Dosis eingenommen werden.
Bis man richtig eingestellt ist, muss man jeden Tag zum "beziehen" hin. Bei Morphin bekommt man eine Ausgangsdosis von 120mg und jeden weiteren Tag kann man um 120mg erhöhen, bis die richtige Dosis gefunden wurde. Danach bekommt jeder (auch Arbeitslose) eine Take-Home Ration für eine Woche, wenn man gute Gründe hat (z.B. weit außerhalb von Zürich wohnt), dann sogar für zwei Wochen. Jedes Mal, wenn man eine Ration bekommt, muss man die erste Tagesdosis auf Sicht einnehmen. Einen Schwarzmarkt wie er z.B. in Wien stark vorhanden ist, gibt es dadurch eigentlich nicht.
Wenn man mal die Dosis verloren hat, oder zu viel genommen hat, kann man relativ einfach Ersatz bekommen - in Rücksprache mit dem Arzt.

Die Kosten werden von der Krankenkasse übernommen, aber es ist auch möglich die Medikamente ohne Krankenkasse vor Ort zu zahlen, was aber schnell sehr teuer wird.
Als Patient im ARUD zahlt man eine monatliche Pauschale von 800-900CHF (wird von der KK gezahlt, Medikamente nicht enthalten) und man kann so oft wie man will, Ärzte oder Therapeuten aufsuchen. Neben sozialtherapeutischer Hilfe, kann man dort auch einen Arzt in Anspruch nehmen, der einem auch in anderen Belangen hilft. Ich hatte z.B. mal einen Hexenschuss und wurde dann dort behandelt. Aber auch HIV, HepC und andere Krankheiten (auch psychischer Natur) werden dort behandelt und des weiteren auch bei Bedarf Blutbilder und EKGs erstellt.
Die Ärzte bzw. Psychiater können die maximale Tagesdosis für die Substitute festlegen. Wenn man also seine Dosis erhöhen will, dann muss das zuerst vom Arzt/Psychiater genehmigt werden. Prinzipiell ist der Kontakt zwischen Ärzten und Patienten relativ eng. Eine reine anonyme Nummer ist man dort nicht und man kann wirklich wegen fast jedem Problem dort hingehen. Es gibt auch immer einen Tagestherapeuten, bei dem man spontan ohne Termin vorbeikommen kann.

Obwohl Beikonsum nicht befürwortet wird, wird man nicht bestraft. So wie es mir erscheint, wollen sie die Patienten möglichst gesund halten.
Es ist außerdem möglich Spritzen zu tauschen und Röhrchen zum Ziehen, sowie Kondome gratis zu nehmen. Apropos Spritzen: in Zürich gibt es an mehreren Orten Spritzenautomaten. Für 2CHF bekommt man 2 Spritzen+Nadeln, steriles Wasser, Asco und Alkotupfer.

Urlaub/Ferien:

Wenn man in Urlaub fährt, dann kann man auch für mehr als eine oder zwei Wochen Mitgabe bekommen - natürlich mit ärztlichem Einverständnis. Wenn man ins Ausland fährt, bekommt man auch eine Zollbestätigung die besagt, dass man einer staatlich überwachtem Morphinabgabe teilnimmt. Soweit ich weiss, sind 30 Tage am Stück erlaubt, aber meistens kann man mit den Ärzten und Therapeuten gut reden, wenn man eine Ausnahme gemacht werden muss. Wichtigste Bedingung ist natürlich, dass man stabil eingestellt ist.



Die Basis ist also eine sehr niederschwellige Suchthilfe, aber man bekommt auch Hilfe beim Entziehen. Meiner Meinung nach ist die Arbeit von ARUD sehr effektiv und sinnvoll. Es werden keine Erziehungsmassnahmen angewendet, sondern man hilft dem Patienten dort wo ER gerade ist. Und wenn man bereit ist mehr zu machen (z.B. Therapie, Entzugsklinik,...), dann bekommt man auch Unterstützung.

Fortsetzung und Links folgen ;-)

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  Geschrieben: 29.07.15 14:29
zuletzt geändert: 30.07.15 14:07 durch psy (insgesamt 7 mal geändert)
MÖP!: Bin gerade dabei, selbst einen zu schreiben. Biste mir doch zuvor gekommen! ;-)

Hier mein bisheriger Entwurf. Vielleicht siehst du ja manches ähnlich und magst ihn teilweise übernehmen? Oder wir arbeiten zusammen daran weiter? Was meinste?
Werd jetzt erstmal deinen Post lesen und dann gleich einige Links nachreichen und vielleicht ein paar Dokumente hochladen, die sich bei mir mit der Zeit angesammelt haben.
Danke dir auf jeden Fall schon mal für deinen Einsatz!
ldt_rulez
-edit 14:50-
Links eingefügt

psy schrieb:
0. Übersicht
0.1. Disclaimer
1. Warum Substituieren?
2. FAQ
3. Diskussion: Pro & Contra
4. Links & Literatur


0.1. Disclaimer
Schon mehrmals kam mir die Idee, einen dedizierten Substi-Thread zu eröffnen, um Missverständnisse und Mythen über die Substitutionsbehandlung (und die dazu verwendeten Arzneien) aufzuklären. Nachdem jetzt im Buprenorphin-Thread diese Idee durch Spiralengecko und Road artikuliert wurde, scheint es nun an der Zeit. Ist ja auch ein großes Thema, auch weil der (imho) deutlich gestiegene Anteil der Opi-Konsumenten im LdT selbstverständlich auch eine nicht geringe Anzahl an Opioidabhängigen mit sich bringt, denen mit entsprechender Information u.U. geholfen werden kann.
Ich schreibe diesen Thread erstmal spontan und bin über jedwede Erweiterungen, Hinweise und (konstruktive) Kritiken dankbar. Gerade für FAQ und Pro/Contra bitte ich um euren Input! Ich werde versuchen, hilfreiche und interessante Links in regelmäßigen Abständen in den Startpost zu integrieren um für Interessierte eine übersichtliche Informationssammlung zur Verfügung zu stellen. Auch gebe ich, bei Interesse, gerne meine eigenen Erfahrungen in der Substi wieder.
Achtung: Auch wenn ich um Objektivität bemüht bin findet sich im Folgenden natürlich meine eigene Meinung wieder. Macht euch eure eigenen Gedanken zu dem Thema und wenn ihr anderer Meinung seid, versucht mich mit guten Argumenten davon zu überzeugen! Bitte keine ideologischen Scheuklappen - danke! :-)


1. Warum Substituieren?
Die Substitutionsbehandlung ist eine Option, die im deutschen Gesundheitswesen grundsätzlich jedem Opioidabhängigen Menschen offensteht. Die Aufnahme in eine Behandlung erfolgt - falls nötig - auch sehr kurzfristig (Vergabe der ersten Dosis noch am selben oder darauffolgenden Tag), kann also auch eine Option darstellen, wenn jemand einfach eine Zeit überbrücken muss in der "nix geht". Ein Abbruch der Behandlung ist natürlich zu jedem Zeitpunkt möglich. Allerdings ist m.M.n. eine Substi nur sinnvoll, wenn mensch sich sicher ist, dass die Abhängigkeit in absehbarer Zeit nicht zu überwinden ist oder aber eine Opioidabstinenz (noch) gar nicht gewünscht ist. In anderen Fällen sind andere Ansätze hilfreicher, z.B. Abdosieren auf eigene Faust oder eine stationäre "Entgiftung" (im Idealfall mit weiterführender psychologischen Behandlung). Substitution kann nicht das Problem der Sucht an sich lösen, sondern "nur" die aus der Kriminalität resultierenden Probleme eindämmen oder auch ganz beseitigen. Mensch kann sich bspw. aus dem Teufelskreis des "Junkiejoggings" befreien um wieder mehr vom Leben zu haben - in welcher Richtung auch immer. Eine Substitution muss nicht im totalen Spießerleben münden. ;-)


2. FAQ

F: Machen die Substitute high?
A: Unterschiedlich. Kommt auf die interindividuelle Toleranz und auf die in der Substi verabreiche Dosis an. Ziel der Behandlung ist es nicht. Im Idealfall ist die Dosis so eingestellt, dass der Patient "gesättigt" ist, also "genug" hat, so dass er kein Craving verspürt. Diese Dosis kann von Person zu Person sehr unterschiedlich sein.

F: Wann bekommt mensch Take-Home?
A: Grundsätzlich wird Take-Home bei guter Compliance und Beikonsumfreiheit recht schnell gewährt. Leider gibt es (afaik) keine verpflichtenden bundesweiten Standards und somit ist das leider von Arzt zu Arzt sehr unterschiedlich. Manche geben TH nur, wenn jemand ein halbes Jahr lang KOMPLETT beikonsumfrei ist und entziehen dieses Privileg bei jeder Verfehlung, andere sind viel toleranter.

F: Fliegt mensch bei Beikonsum aus dem Programm?
A: Grundsätzlich wird (m.E.) niemand mehr aus der Substi geschmissen, wenn es mal einen "Fehltritt" gibt. Eher gibt es Ermahnungen, gutes Zureden oder den Entzug von Privilegien (z.B. TH)

F: Voraussetzungen: Braucht mensch abgebrochene Therapien?
A: Nein. Es muss laut gesetzlichen Bestimmungen nur eine Opioidabhängigkeit diagnostiziert werden damit eine Substi möglich ist. Dies geschieht meist im Anamnesegespräch und durch einen Blut- und/oder Urintest, in welchem auf Opioide (und andere Drogen) getestet wird. Wenn also angegeben wird, dass mensch seit längerem opioidabhängig ist und dies durch einen positiven Test bestätigt wird, steht einer Substi nichts im Wege. Die Selbstbestimmung der Patienten ist hier zentral, es wird niemand zu einer "Entgiftung" gezwungen (es sei denn es besteht massiver Beikonsum ein welchem Fall eine Substitution ohne kontraindiziert wäre).


4. Diskussion
Unter diesem Punkt sollen Argumente gesammelt werden um Opioidabhängigen die Entscheidung zu erleichtern, ob eine Substi für den-/diejenige(n) sinnvoll ist.

4.1. Pro
- Stabilität
- Gesundheit: reiner Stoff
- weniger Kontakt zur Szene
- praktisch kostenlos

4.2. Contra
- Verfestigung der Abhängigkeit
- Staatliche Erfassung der Abhängigen
- Gebundenheit an den Ort der Behandlung (total spontane Urlaube z.B. sind schwierig)


5. Links & Literatur
Substitutionsbehandlung Opioidabhängiger (Wikipedia-Artikel)
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Was kann die Substitutionsbehandlung? Möglichkeiten und Grenzen (Präsentation; Enquete "Cure or Care" (Gerhard Rechberger (Ärztlicher Leiter, Dialog 10, Wien)))
Internationale Koordinations- und Informationsstelle für Auslandsreisen von Substitutionspatienten - Jahresbericht für 2005 (indro e.V., 2006 (Ralf Gerlach))


5.1. Wissenschaftliche Arbeiten
Methadon in der Substitutionsbehandlung Opiatabhängiger (Abschlussarbeit Postgradualstudium Toxikologie der Universität Leipzig (Dipl.-Ing. Lars Wilhelm), sehr interessant falls jemand weiterführendes Interesse hat)

"amphibische fickmoleküle"
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  Geschrieben: 29.07.15 14:47
psy schrieb:
MÖP!: Bin gerade dabei, selbst einen zu schreiben. Biste mir doch zuvor gekommen! ;-)


I'm so sorry - kann ich's irgendwie wieder gut machen? ;-)

Nein, im ernst... so wie du das aufgebaut hast, hätte ich es auch ungefähr geplant - so viel wie du habe ich noch nicht geschrieben, es befindet sich alles noch in der Kopf-Festplatte ;-)

Zusammenarbeit? - ja, sehr gerne! Auch ich bin auch an Objektivität und Neutralität interessiert, aber ich kann auch nur von meinen eigenen Erfahrungen erzählen, die natürlich nie ganz objektiv sein können. Aber gemeinsam (natürlich sind auch andere Leute herzlich Willkommen einen Beitrag zu leisten - kleiner Wink mit dem Zaunpfahl an Road ;-)) könnten wir einen echt guten Infothread machen. Ich muss schon sagen, dass mir vor dem Halbwissen da draußen ab und zu schon graut. Statt sich selbst zu informieren, werden irgendwelche Stories von Konsument zu Konsument weiter gegeben und jeder dichtet seinen Teil dazu. Um am Ende steht ein verzweifelter Mensch, der sich nicht traut ins Programm zu gehen, weil er die wildesten Sachen gehört hat. Das muss endlich aufhören - vor allem hier in einem Drogenforum!

So, ich muss dann mal los. Werde mich später nochmals darum kümmern und deine Infos einfügen. (bin momentan eh happy, wenn ich was zu tun habe. Entzug/neue Cleanheit plus Langeweile ist seeehr kontraproduktiv)
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  Geschrieben: 01.08.15 04:40
So... ich möchte das Thema hier gerne noch einmal pushen und alle, die in DE, AT und CH Erfahrungen im Bereich Substitution gemacht haben, dazu aufrufen sich bei der Diskussion zu beteiligen und ihr Wissen mit uns zu teilen. In jedem Bundesland oder sogar in jeder Stadt gibt es Unterschiede beim Verfahren und der Behandlung.
Da wird immer wieder gefragt wie man ins Programm kommt, wie die Substanzen wirken etc. und ich würde mich sehr freuen, wenn viele hier seine Erfahrungen teilen könnte - zum Nutzen aller Betroffenen. Mein Anfangspost bzw. der Kommentar von psy erklären, warum Erfahrung und Wissen bei diesem Thema gefragt und wichtig ist. Fragen sind natürlich auch jederzeit willkommen :-)

Vielen Dank schon mal!

Gruß vom Gecko


P.S.: es ist natürlich auch interessant zu erfahren, wie jemand durch die Substitution den Absprung geschafft hat! Das Themengebiet ist also sehr vielfältig!
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  Geschrieben: 01.08.15 15:34
Danke RSjabber!

Schon heftig, wie sehr sich da die Bundesländer unterscheiden. In Wien bekommt man Morph sehr einfach, obwohl der Schwarzmarkt damit überschwemmt ist. Vernünftiges Heroin ist da schwieriger zu bekommen als ein "Substi".
Als ich in die Substitution kam meinte mein Arzt zu mir, dass er mir Methadon nicht antun will und er gab mir gleich Subutex. Nach 2 Wochen herumjammern bekam ich Substitol.

RSjabber schrieb:
Morphium: dämpft, knallt, eigentlich super.


Du meinst damit wahrscheinlich Morph i.v., oder? Es knallt allerdings nur anfangs, bzw. wenn man es selten konsumiert. Beim i.v. Konsum von Morph stellt sich allerdings sehr schnell ein Gewöhnungseffekt ein und man merkt dann nur mehr einen Histaminflash für 30-60 Sekunden und das war's dann auch. Danach fühlt man sich relativ normal und hat vielleicht noch eine rote Haut mit weißen Flecken (vom Histamin), was aber schnell vorbei geht.
Übrigens wird Morph geschluckt ganz anders! Ich bin davon immer unheimlich müde geworden und hätte am liebsten den ganzen Tag nur geschlafen. Vielleicht gewöhnt man sich auch mal daran, ich bin leider beim ballern geblieben...

Ein Problem beim Substitol ist, dass es nur 120mg und 200mg Kapseln gibt. Das Abdosieren wird da irgendwann mal schwierig, weil offiziell kein anderes Präparat zugelassen ist. Mit viel bitten und betteln gibt es vielleicht noch Vendal®, aber da es für diese Zwecke eben nicht zugelassen ist kann es sein, dass der Arzt "Nein" sagt (und für alle Freunde des i.v.-Konsums: Vendal lässt sich nicht gut ballern. Man bekommt eine sehr zähflüssige Flüssigkeit, die beim Filtern auch schäumt. Sehr ekelig!).
In der Schweiz gibt es das Substitol, das dort Sevre-Long® heißt, mit 30mg und 60mg wodurch mehr Zwischenschritte in der Dosierung möglich sind. Keine Ahnung, wieso Österreich kleinere Kapseln nicht zulässt...

UKs habe ich eigentlich auch nie erlebt obwohl mir gesagt wurde, dass ich unangekündigt welche machen müsste. Da ich aber überhaupt nicht wie eine "typische Drogenkonsumentin" (also was sich die Außenwelt darunter vorstellt) aussehe, wurde darauf verzichtet oder einfach vergessen... Keine Ahnung warum...

Hat jemand Erfahrungen in anderen Bundesländern außer Wien und Vorarlberg?
Gibt es so krasse Unterschiede auch in Deutschland?
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  Geschrieben: 01.08.15 18:07
Das mit dem Öffnen und Wiegen höre ich zum ersten Mal. Als ich noch in Wien war hab ich meinem Substi-Arzt eh was vorgejammert und ihn gefragt was ich tun soll, als ich unter 120mg wollte. Er hat nur mit den Schultern gezuckt. In meiner Substi-Apotheke hab ich auch nachgefragt und die wussten auch nicht weiter. Aber gut, das mim Öffnen wär eh nix für mich gewesen, weil ich eh immer nur gespuckt hab um's mir nachher zu drücken. ;-)

1800mg??? Wow nicht schlecht... Kein Wunder, dass man da wegnoddet. Hab bei einem Bekannten von mir, der ursprünglich auf 1160mg pro Tag war, auch gemerkt wie sich sein Wesen änderte. Schlief auch immer recht schnell ein und war etwas emotionsloser drauf. Als er dann runter dosierte und bei 800mg/Tag angekommen war, war er viel aktiver und lebendiger. In der Schweiz (also zumindest im Arud in Zürich) wird eigentlich nicht mehr als 800mg ausgegeben. Wenn man wirklich mehr braucht, muss man beim Arzt/Therapeuten schon einen guten Grund vorbringen.


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  Geschrieben: 01.08.15 18:41
Tiptop thread... gut gemacht!

Es fehlt meiner Meinung bei pro/positiv:
Absolut legal, kein Btm Erwerb mehr nötig
"Nur weil du nicht paranoid bist, heißt das noch nicht, dass du nicht verfolgt wirst."

"Echte Bankgeheimnisses, sagte der Skeptiker, gibt es nur in den
städtischen Parkanlagen."



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Abwesende Träumerin



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213 Forenbeiträge
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  Geschrieben: 01.08.15 19:09
Danke Blockmeister, das freut mich sehr wenn dir der Thread gefällt! Ich habe deinen Punkt hinzugefügt!

Kritik (natürlich konstruktive) und Anmerkungen sind immer gern willkommen, denn nur so kann ein guter Info-Thread entstehen.
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Ex-Träumer
  Geschrieben: 14.08.15 21:17
Hey Ho,

cool, dass es endlich nen Substi Thread gibt. Wollt ich schon lange. Vor allem, weil ich gerne Kontakt zu anderen Substis hätte. Hab nur eine Substi Freundin, die erst seit 3 Wochen dabei ist, nachdem ich sie dazu überredet habe.

Ich habs zwar an anderen Stellen schon geschrieben, aber ich bin seit Ende Januar Substi und bekomm 10 mg Bupre/Tag.

Momentan bin ich etwas besorgt. Hab heute ausgesetzt und 30 mg Morph genommen. Wie verfahre ich jetzt am besten weiter? Ich dachte einfach, dass ich morgen so wenn etwa 24 Stunden vergangen sind wieder Bup nehm. Hab aber irgendwo gelesen, dass das Bup dann bei jemandem gaaar nicht mehr gewirkt hat - der hat aber auch wesentlich mehr Morph genommen.

Soll ich lieber noch länger warten als 24 Stunden, oder ist es bei so ner geringen Dosis Morph egal? Geh morgen nach DD nen Freund besuchen, wär schon ätzend, wenn ich dann affig werden würde und mein Bup nicht mehr helfen würd. Hätt ich lieber nicht abbrechen, sondern auf 1mg runterdosieren sollen, bevor ich das Morph nehm?

Liebe Grüßlis
Svarupa
 
Traumländer



dabei seit 2012
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  Geschrieben: 26.08.15 21:22
Also muss erstmal sagen das ich es super finde das es endlich einen Thread zum Thema Substitution gibt, habe selber einen recht problematischen Opiatkonsum(hauptsächlich Heroin und Codein) und überlege im Moment selber in die Substi zu gehen, natürlich ist das für mich die letzte Alternative versuche noch meinen Konsum anders in den Griff zu bekommen.
Jedenfalls kann ich mir jetzt die ganze Sache mit der Substitution viel besser vorstellen. smile

Was mich jetzt aber wirklich interessiert, warum haben Methadon und Subutex so einen schlechten Ruf unter Opiatkonsumenten?
Ich habe auf dem Gebiet null Erfahrung kann also schlecht was dazu sagen, stimmt das nun was allgemein über die Substitution(insbesondere Metha/Pola) behauptet wird wie: "Der Methaentzug ist viel langwieriger und stärker als der Heroinentzug." oder "Metha hilft nur die ersten par Wochen danach merkst du davon nix mehr und dann brauchst du die dreifache Menge H. gegen den Affen." usw man kennt den Ruf der Substi ja.
Andererseits sagen viele Ärzte das die Substitutionsmittel im Allgemeinen gut wirksam sind und tatsächlich eine Verbesserung der Lebenslage des Konsumenten sind und solche Sachen wie oben genannt nur Einzelfälle sind.

Ich hoffe hier kann mir jemand mehr dazu sagen den ich weiß einfach nicht was ich von der ganzen Sache halten soll, kenne persönlich auch niemanden der in einem Pogramm ist oder war.

Ach eine Frage hätte ich noch zu Subutex.
Stimmt das dass wenn man auf Subutex ist und dann ein normales Opiat oder Opioid konsumiert man dann affig wird oder spürt man dann einfach nur das konsumierte Opi nicht?

Danke schonmal im voraus smile

 
Abwesender Träumer

dabei seit 2015
1 Forenbeiträge

  Geschrieben: 17.09.15 16:20
Tigerbarake schrieb:

Was mich jetzt aber wirklich interessiert, warum haben Methadon und Subutex so einen schlechten Ruf unter Opiatkonsumenten?


Ich meine, man kann das nicht verallgemeinern, beide Medikamente können hilfreich sein, es hängt nur sehr von den individuellen Bedürfnissen, Zielen und auch Verträglichkeiten ab. Subutex hat z.B. eine ziemlich spezielle Wirkung, gefällt oder reicht nicht jedem.
Zudem gibt es auch so einen Hang zu einer "kontinuierlichen Unzufriedenheit", der einfach menschlich ist (und letztlich auch berechtigt, rational betrachtet sind viele Rahmenbedingungen und Modalitäten in der Substitution bzw der Btmvv etc. schlicht nicht nachvollziehbar bzw. nicht mehr zeitgemäß, jedenfalls nach Auffassung der "Fachwelt", aber das ist ein Thema für sich ).

Und dann ist auch das was man hat oder leicht bekommen kann grundsätzlich eher unattraktiv. ebenfalls nur menschlich.Beispiel:
Mitte der 90er hat (zumindest in meiner Gegend) fast jeder Hausarzt Codein (DHC Saft 2,5%) verschrieben, ohne Programm oder besondere Bürokratie, 1x im Monat Rezept abholen und sonst nix. Als dann Methadon "eingeführt" wurde, wollte fast jeder wechseln. Die ersten Jahre wurde das ja noch sehr streng reglementiert und man musste diverse Voraussetzungen erfüllen. Viele User die wollten,durften nicht ins Programm. Zu der Zeit hatte Methadon jedenfalls noch einen deutlich besseren Ruf als DHC.
Heute ist es umgekehrt, Methadon ist Standard und Codein gibt es nur in Ausnahmefällen und schon ist Codein wieder deutlich gestiegen, in der Gunst. Imho hat das weniger mit den pharmakologischen Aspekten sondern mit dem o.g. Effekt zu tun.

Für mich hatten alle 3 Medikamente ihren Nutzen wobei mir DHC am wenigsten geholfen hat da unangenehme Nws und weiterhin Craving.

 
Abwesender Träumer



dabei seit 2015
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  Geschrieben: 28.09.15 18:40
zuletzt geändert: 29.09.15 16:54 durch Opiatist (insgesamt 1 mal geändert)

Hey Leutz grüßt euch,

Ik hab ma ne frage! Und zwar: Weiß jemand wie lange ca. Lyrica (pregabali) im Urin bzw. auch bei kapillar-Blut, nachweisbar ist???

Background:
Ik bin ja in Substi und habe 2 Jahre lang (natürlich verschrieben) Lyrica genommen, jeden Tag 600mg.! Jez hab ik vor 6 Wochen, mit Hilfe von gabapentin, das Lyrica ausgeschlichen! Jez hab ik (so blöd wie ik bin) heute Moin 150mg. genommen! Und muss Anfang nächste Woche UK abgeben! Und hab bissel schiss das mein Bevorstehendes TakeHome in Gefahr gerät deswegen!!!

Kann mir da einer was zu sagen??? Also hab das Lyrica wirklich seit 6wochen net mehr genommen und heute Moin halt einmalig 150mg.!!!

Danke für jede Antwort von euch,
Bleibt sauber LG Opi...



PS: Coole Sache mit dem thread hier!!!
Hoffe das sich viel hier beteiligen werden!!
The World is Yours.
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Alle evtl. Erzählten Strafbaren Handlungen, sind verjährt oder abgesessen.....$ick
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 10.10.15 03:46
Hey, möchte von meiner Erfahrung erzählen,
bin seit 2009 Opiat abhängig, überwiegend Pharmazeutika und zum Schluss auch 2 Jahre Heroin IV, ich hatte anfangs große Schwierigkeiten in die Substitution zu kommen, die Ärzte hier in meiner Region, (es gibt rd. 5 Stk) waren entweder voll oder wollten mich nicht aufnehmen, da noch kein stationärer Entzug etc.
Hab mich dann erst mal weiter durchgeschlagen, .. ich muß dazu erwähnen, ich bin ex. Pflegekraft und arbeite auch immer noch diesen Beruf.
2014 war dann mein Jahr, Anfang März Operation wegen Sepsis im li. Unterarm durch daneben fixen (Ei), wurde dort dann auf 3ml (15mg Levomethadon) eingestellt, bin direkt anschließend nach der Genesung in die Entgiftung, habe aber am 6 Null-tag abgebrochen und wurde in die Susti entlassen, wurde dann von einem Arzt substituiert der mittlerweile Tot ist, ich muß gestehen, worüber ich froh bin, ich habe in dem ganzen Jahr nie ein Arzt gesehen und die "Praxis" war auch mehr ein "legaler Dealer" ständig Polizei Razzien, jeder bekam Take-Home und jedes mal das selbe "Habe meine Dosis verschüttet brauche mein TH noch mal für die Woche", also gabs oft 3x die Wochenration also anstatt für 6 Tage, für 18 Tage Stoff mit..
Mein Zustand hat sich in dem Jahr ziemlich verschlechtert, ich war von 3ml auf sagenhafte 22ml eingestellt und konsumierte mein Polamidon ausschließlich IV. - Im Mai diesen Jahres dann die Wende, der Arzt starb.

Neue Praxis, neue Ärztin, tolle Ärztin, schnell und motiviert bin ich von 22ml auf 5ml gegangen und habe auch nach einer Woche gleich TH bekommen (und Dienstplan muß ich jeden Monat vorlegen usw.), habe keinen Beikonsum mehr seitdem und fühle mich dort sehr wohl, an meinen freien Tagen in der Woche gehe ich dort hin meist 2-3x den Rest bekomme ich nach Dienstplan als Take-home.

Vor 6 Wochen wurde ich auf meinen Anfragen und vielen Gesprächen auf 600 mg Substitol umgestellt, - sie hat bedenken, weil man vieles aus AT usw hört was IV Konsum betrifft. Ich und ein anderer Pat. bekommen das Substitol und mehr Leute möchte sie darauf nicht einstellen.
Ab nächster Woche werde ich Anfangen langsam in 100mg Schritten abzudosieren, damit ich diesem verfickten Teufelskreis endlich entkommen kann und in die st. Therapie gehen kann.
Polamidon war der größte Fehler den ich je gemacht hat, es hat meine Abhängigkeit so manifestiert und ich denke oft dran, ich bin froh auf Morphin eingestellt zu sein, es ist um einiges besser, mein Geist ist wieder da, ich fühle mich nicht so widerlich betäubt und es kommt nicht so ekelig in Wellen.
- Konstant, nicht all zu breit aber immer noch geschützt vor der Welt daraus..

So das wars erst einmal, ich werde berichten wie sich das ganze Entwickeln wird..


Greetz, ARYA.
------------- bx3
Abwesender Träumer



dabei seit 2009
655 Forenbeiträge

  Geschrieben: 10.10.15 09:10
Ist in Deutschland substitol, also morphin, als substitionsmedikament zugelassen? Das wäre ja ein guter Schritt in good old germany.
"Nur weil du nicht paranoid bist, heißt das noch nicht, dass du nicht verfolgt wirst."

"Echte Bankgeheimnisses, sagte der Skeptiker, gibt es nur in den
städtischen Parkanlagen."



Abwesender Träumer



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621 Forenbeiträge

  Geschrieben: 10.10.15 10:21
hey block, seit april diesen jahres ist substitol auch in deutschland als substitutionsmittel zugelassen. inwiefern die ärzte sich darauf einlassen ist natürlich wieder eine andere geschichte. dennoch lobenswert, dass doch einigen so der weg um gesundheitsschädliches methadon erspart bleibt.

hier der verweis: substitol in der substitutionsbehandlung
 

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