LdT-Forum

« Seite (Beiträge 31 bis 45 von 346) »

AutorBeitrag
Abwesender Träumer



dabei seit 2016
557 Forenbeiträge

  Geschrieben: 05.05.16 16:24
Zitat:
Es geht eben nicht und die Personengruppen die Du da ansprichst, sondern um die Normalbevölkerung die zum größten Teil noch nie was von RCs gehört hat.


das verstehe ich grad nicht, wieso sollte man Menschen vor Substanzen schützen die noch nie was von eben diesen Substanzen/RCs gehört haben (außer vllt in lächerlichen Galileo/RTL Berichten) und sowas noch nie genommen haben bzw es auch gar nicht vor haben und wohl auch im Allgemeinen die Leute sind die eh nichts mit Drogen zu tun haben, klingt für mich irgendwie falsch
 
Abwesender Träumer

dabei seit 2016
39 Forenbeiträge

  Geschrieben: 05.05.16 16:30
zuletzt geändert: 05.05.16 19:18 durch Extinktion (insgesamt 2 mal geändert)
Legal High schrieb:
Extinktion schrieb:
Legal High schrieb:
So die den neuen Gesetzestext habe ich jetzt hochgeladen:

https://legal-high-inhaltsstoffe.de/de/konsumenten/flyerdownloads.html#

unten bei den Veränderungsverordnungen, den alten Entwurf habe ich zum Vergleich noch dringelassen.

Da die Einfuhr unter Strafe gestellt wurde, wird man so jetzt auch wieder gegen die Konsumenten vorgehen können, die Shops werden wohl sehr schnell wieder ins eu-ausland gehen.

Die Ankündigung die Konsumenten nicht zu bestrafen ist dadurch hinfällig.

Der Besitz ist auch verboten, aber nicht unter Strafvorschriften, so dass es wohl einfach vernicjhtet wird.


Bzgl. der Strafbarkeit wird jedoch tatsächlich "nur" der alte Zustand des AMGs wiederhergestellt. Bestraft werden soll lediglich die Weitergabe von NPS - Einfuhr ist auch nur zum Zweck des Invehrkehrbringens verboten. Ab welcher Menge hier ein Verdacht begründet werden kann, der dann auch weitere Maßnahmen zwecks Sicherstellung von Beweisen (Hausdurchsuchungen etc.) für eine solche Absicht rechtfertigt, kann natürlich keiner wissen.



Sieht mir hier weiter unten etwas anders aus da heißt es:

"Auch das Inverkehrbringen (Absatz 1 Nummer 1) führt zu
einer Weiterverbreitung von
NPS und bewirkt damit eine Gefährdung fremder Rechts
güter. Der Begriff des Inverkehr-
bringens umfasst nach § 2 Nummer 4 auch das Überlassen zum
unmittelbaren Ver-
brauch. Beim Besteller von NPS, zum Beispiel in einem
inländischen Online-Shop, kommt
eine Strafbarkeit wegen Anstiftung zum Inverkehrbrin
gen in Betracht, da er mit seiner Be-
stellung den Tatentschluss zum Inverkehrbringen hervorg
erufen hat. Damit soll der Han-
del von NPS unterbunden werden. "


weiter unten dann:

"Aus dem gleichen Grund ist auch die Strafbarkeit des Ver
bringens von NPS in den Gel-
tungsbereich dieses Gesetzes (Absatz 1 Nummer 2 Buchstabe b
) auf den Zweck des In-
verkehrbringens begrenzt. Bei demjenigen, der beispie
lsweise bei einem ausländischen
Online-Shop NPS bestellt, kommt eine Strafbarkeit weg
en Anstiftung zum Verbringen von
NPS in den Geltungsbereich dieses Gesetzes in Betracht. We
r bei einem anderen den
Tatentschluss zum Verbringen in den Geltungsbereich dieses
Gesetzes oder zum Inver-
kehrbringen hervorruft, kann sich daher ebenfalls strafb
ar machen. "


Bzgl. Punkt 1 (bestellen im inländischen Shop) bin ich mir recht sicher, dass das über das Arzneimittelgesetz bisher auch so geahndet wurde. Der Punkt ist hier, dass die Haupttat (Inverkehrbringen zum Zweck des Handelns) strafbewährt ist, entsprechend kann es hier auch Anstiftung geben: Der deutsche Onlineshop hat die Stoffe zum Zweck des Handelns importiert, weil es entsprechende Anfragen durch Kunden gibt, die damit zur Haupttat beitragen.

Beim zweiten Punkt frage ich mich nun: Was ist hier die Haupttat, für die eine Anstiftung vorliegen kann? Ist schon die bloße Einfuhr automatisch auch ein "Inverkehrbringen", d.h. der Shop im Ausland macht sich nach deutschem Recht strafbar, selbst wenn er eine Kleinstmenge verschickt, deren Zweck der Eigenkonsum ist, und nicht der weitere Handel? Oder kann eine Anstiftung erst dann vorliegen, wenn die NPS, die in den Geltungsbereich verbracht werden, hinterher auch tatsächlich weitergegeben werden?
 
Ex-Träumer



dabei seit 2013
322 Forenbeiträge

  Geschrieben: 05.05.16 16:46
pillemann schrieb:
und wohl auch im Allgemeinen die Leute sind die eh nichts mit Drogen zu tun haben


Warum haben sie denn nichts mit Drogen zutun? Wurde das etwa vor ihrer Geburt ausgewürfelt?
 
Abwesender Träumer



dabei seit 2009
1.593 Forenbeiträge
2 Tripberichte

  Geschrieben: 05.05.16 23:43
Marx schrieb:
Weltraumechse schrieb:
Das ist überhaupt nicht einfach, wenn sich der RC-Markt hauptsächlich aus den Teilzielgruppen der wahllos alles einwerfenden und komplett uninformierten RäuMi- und Bdesalz-Konsumenten, der selbstzerstörerischen Kaputtniks und der gezielt nach neuartigen Drogen suchenden Psychonauten zusammensetzt.


Es geht eben nicht und die Personengruppen die Du da ansprichst, sondern um die Normalbevölkerung die zum größten Teil noch nie was von RCs gehört hat.


Dieses RC-Ding hat jetzt fast 10 Jahre Hype hinter sich, unter welchem Stein soll deine verführungsbereite "Normalbevölkerung" denn bitte wohnen?
Dir ist irgendwie entgangen, dass die Berichterstattung über sogenannnnte Legal Hiiiighs bis in das letzte Piss-Anzeigenblatt im kleinsten Kuhkaff vorgedrungen ist. Die Mehrheit der Wohnbevölkerung zwischen 12 und 70 Jahren weiß, dass man im Internet Designerdrogen bestellen kann. Dass das durch ständig wechselnde Inhaltsstoffe irgendwie noch nicht verboten ist, ist auch jedem klar, der irgendwie Interesse an dem Thema hat und dadurch die Berichterstattung in allen größeren Nachrichtenportalen, Zeitungen, Wochenzeitschriften, Radio- und TV-Sendern verfolgt hat.
Du redest bei deiner Normalbevölkerung also nicht von irgendwie als tatsächliche Zielgruppe in Frage kommenden Leuten, sondern von Leuten, denen Drogen eh am Arsch vorbeigehen. Meinst Du ernsthaft, irgendwelche vierkantigen Spießer mit Doppelhaushälften-Labrador und" Luca-Jerome an Bord"-Aufkleber auf ihrem Skoda Superb werden, nach 43 Jahren auf dieser Welt in völliger Abstinenz von allem außer Alkohol, ohne dieses Gesetz anfangen, plötzlich Hexedron zu ziehen?
Oder ist es nicht eher so, dass zumindest jeder in der Altersklasse, die normalerweise anfängt, mit Drogen zu experimentieren, sowieso schon längst davon weiß? Dass das für jeden, der sich in einem drogenaffinen Millieu bewegt, ein alter Hut ist? Meinst Du, Leute außerhalb dieser Gruppen laufen reihenweise Gefahr, schlagartig vom Drogenteufel in Versuchung geführt zu werden, wenn der Markt von Sachen bereinigt wird, die sowieso gegen längst etablierte Drogen wie Weed oder MDMA abstinken? Es ist einfach ein Trugschluss, dass der RC-Markt noch großes Wachstumspotenzial hätte. Das, was da demnächst verboten wird, das ist tatsächlich am Ende der Fahnenstange. Aber das vergrößert nur die Wahrscheinlichkeit, dass wir bald ein neues Mepehdron oder JWH-018 oder 2C-B haben, und diesmal werden das halt Opioide und Tryptamine sein statt Noids und PEAs.

Dein fundamentaler Denkfehler ist die Annahme, jeder Mensch habe ein Bedürfnis nach Drogen und der Staat können ihn durch Verbote trotzdem im Regelfall komplett von diesem Bedürfnis abschneiden. Oder der Mensch habe eigentlich kein Bedürfnis nach Drogen, aber "die bloße Konfrontation" könne es durch die Allmacht der Versuchung in ihm implantieren.
Beides ist falsch. Es gibt eben Menschen, die, egal ob durch Geburt oder Sozialisation, einen Hang zum Ausprobieren von Drogen haben und es gibt Leute, die mit veränderten Bewusstseinszuständen eher mal gar nicht klarkommen und bitte nur das wollen, dessen Konsum und dessen spezifische Art der Bewusstseinsverschiebung ihnen ihr Millieu vorlebt.
Die erste Gruppe wird immer Drogen nehmen, die zweite eh nicht.
You know what a miracle is. Another world's intrusion into this one.
Where revolutions break out spontaneously and leaderless, and the soul's talent for consensus allows the masses to work together without effort, automatic as the body itself.
Ex-Träumer



dabei seit 2013
322 Forenbeiträge

  Geschrieben: 06.05.16 16:04
Weltraumechse schrieb:
Aber das vergrößert nur die Wahrscheinlichkeit, dass wir bald ein neues Mepehdron oder JWH-018 oder 2C-B haben, und diesmal werden das halt Opioide und Tryptamine sein statt Noids und PEAs.


Werden auch noch verboten.

Weltraumechse schrieb:
Es gibt eben Menschen, die, egal ob durch Geburt oder Sozialisation, einen Hang zum Ausprobieren von Drogen haben und es gibt Leute, die mit veränderten Bewusstseinszuständen eher mal gar nicht klarkommen und bitte nur das wollen, dessen Konsum und dessen spezifische Art der Bewusstseinsverschiebung ihnen ihr Millieu vorlebt.


Gar nicht falsch Deine Analyse, ich stimme Dir in Allem mehr oder weniger zu, bis zu dieser Stelle Deines Postings. Du bist scharfsinniger als ich im ersten Moment gedacht habe. Muss ich dazu überhaupt etwas sagen, oder reicht es den Finger darauf zu legen? Ich denke wohl eher Letzteres ist der Fall.
 
Abwesender Träumer



dabei seit 2009
1.593 Forenbeiträge
2 Tripberichte

  Geschrieben: 06.05.16 20:00
Solange das Millieu, von dem wir hier reden, Vatertagsbesäufnisse statt eleusischer Mysterien vorlebt, musst Du tatsächlich ausführen, wie das meine Argumentation entkräften soll.
Es ist nun mal so, dass auch ein Jahrzehnt Spice-Nachfolgeprodukte nicht dazu geführt haben, dass hierzulande ein Wandel des gesellschaftlichen Mainstreams weg vom Schützenfest und hin zur Cathinon-Orgie stattgefunden hat.

Wertewandel erfordert etwas mehr als das bloße Angebot von Drogen. Mit den kommunikationspolitischen Ressourcen von RC-Vendors schaffst du keine komplette Umkehrung bürgerlicher Einstellungen zum Thema Drogengebrauch. Und auch sonst sitzt da niemand dran. Es gibt in den von diesen Leuten konsumierten Medien keine vorsichtig-positive Berichterstattung zum Thema, es gibt sogar praktisch keine Glorifizierung von RCs in der Popkultur allgemein, selbst in Drogenforen sind RCs umstritten. Nicht nur wegen der Risiken, selbst die drogenverherrlichsten Druffie-Communities neigen dazu, RCs einfach uncool zu finden. Diese Drogen haben keine mediale Strahlkraft, sie haben sich nie als Mittel zum Distinktionsgewinn etablieren können, haben es nie geschafft, Leitdroge ihres Jahrzehnts zu werden, sie taugen nur für den Boulevardgrusel. Wo soll bei diesen Voraussetzungen der Gesinnungswandel herkommen?
Wenn man diesen Leuten was schmackhaft machen könnte, wäre das lockeres, CBD-reiches Weed in Form leckerer Tortenstücke aus der Haschisch-Bäckerei. Und selbst da braucht man für eine nennenswerte Erhöhung der 12-Monats-Cannabis-Prävalenz in traditionsverwurzelten Millieus mehr als eine Legalisierung, da muss es schon eine Marketing-Offensive wie in Colorado sein. Wenn Du Leute reihenweise mit Werbung an Drogen ranführen willst, kostet das nun mal richtig Geld. Hast Du mal gesehen, was Großbrauereien für Marketing-Budgets haben? Und trotzdem haben wir keine Gesellschaft mehr, in der ich mir am späten Vormittag im Büro vor aller Augen meinen ersten Drink einschenke und dann abends rotzevoll mit dem Auto nach Hause fahre.
Wenn nicht mal AnheuserBusch-InBev es hinkriegt, aus uns allen Sprittis zu machen, wie soll es dann irgend eine Klitsche für den Postversand von Nasensalzen hinbekommen, dass der durchschnittliche Fahnenmastbesitzer seinen Traum vom Aufsitzrasenmäher zugunsten einer Karriere intravenösen 4-CMC-Missbrauchs aufgibt?
You know what a miracle is. Another world's intrusion into this one.
Where revolutions break out spontaneously and leaderless, and the soul's talent for consensus allows the masses to work together without effort, automatic as the body itself.
Abwesender Träumer



dabei seit 2016
557 Forenbeiträge

  Geschrieben: 06.05.16 23:44
Zitat:
Warum haben sie denn nichts mit Drogen zutun? Wurde das etwa vor ihrer Geburt ausgewürfelt?


Du denkst die haben damit nichts zutun weil es nicht angeboten wird? Die die eh nichts nehmen wollen weil sies einmal probiert haben und nicht mochten oder schlicht keinen Bezug dazu haben würden also alle öfter Drogen nehmen wenn es mehr davon gibt? Seh ich anders
 
Traumländer



dabei seit 2012
647 Forenbeiträge

  Geschrieben: 06.05.16 23:57
Stimmt. Und bis auf Tryptamine, 2cx und neuere LSD-Analoga, sind die meisten RC's schlechte Nachahmungen von etablierten Drogen. Wer würde auf sein 6-APDB bestehen wenn er MDMA bekommen könnte? Cathinone sind bei näherer Betrachtung ziemlicher Bockmist. Die meisten erzeugen Nervöse Energie mit der man nix anfangen kann und sogar manche Tryptamine sollten besser in der Versenkung bleiben. Ein anderes Beispiel: MDPV, es ist in reiner Form funktionsfähig und besitzt ein starkes Craving, dabei stehen die Nebenwirkungen in keinem Verhältnis zum Rausch...dann kam alpha-PVP und zehn andere Präperate, wollt ihr noch ein elftes?, Wird dieses plötzlich die Bombe sein? Unwahrscheinlich. Wenn die PEA's verboten sein werden, wird das bewirken, dass etablierte Drogen wieder verstärkt auftauchen werden und zu einem günstigeren Preis. Die ganzen RC-Fritzen die plötzlich auf dem trockenen sitzen, werden sich wieder Pillen und Pep holen.
"Wenn ein Pechvogel sich im Bett zu Tode vögelt, soll das heißen, dass alle anderen schuldbewußt das Pimpern einzustellen haben?"

Charles Bukowski
Abwesender Träumer



dabei seit 2014
67 Forenbeiträge

  Geschrieben: 07.05.16 01:44
Extinktion schrieb:

... Der deutsche Onlineshop hat die Stoffe zum Zweck des Handelns importiert, weil es entsprechende Anfragen durch Kunden gibt, die damit zur Haupttat beitragen.


Weis man eigentlich schon, um welchen deutschen Onlineshop es sich handelt, der da gefilzt wurde? Der Server wurde zwar beschlagnahmt, ist aber noch online (ich denke, um die Leute in die Falle zu locken).

D.h. wenn ich irgendwo z.B. Kratom oder Pilze/Growboxen bestelle, bekomme ich plötzlich u.U. die falsche Post biggrin

LG
Die Unterscheidung zwischen Traum und Realität ist künstlich und hat nichts mit der Realität an sich zu tun.
Abwesender Träumer



dabei seit 2013
1.080 Forenbeiträge

  Geschrieben: 07.05.16 11:08
StaniSlave schrieb:
Stimmt. Und bis auf Tryptamine, 2cx und neuere LSD-Analoga, sind die meisten RC's schlechte Nachahmungen von etablierten Drogen.


Definiere Nachahmung. Für viele waren die 2c-x der Ersatz für 2c-b (etablierte Droge). Die LSD-Analoge waren, welch Wunder, Ersatz für: LSD. RC-Tryptamine sind Ersatz für, wieder Überraschung, natürliche Tryptamine welche bereits etablierte Drogen waren (Psilocybin, DMT). Ich glaube nicht, dass das Rad an irgendeiner Stelle in den RCs neu erfunden wurde. Es kommt ja auch gar nicht so sehr darauf hin, wie ähnlich am Ende die Wirkung ist, wichtig ist nur dass man etwas vorstellen kann was einer selben Gruppe angehört wie etwas etabliertes und dann es dann anschließend dem Konsumenten gefällt, ich hatte mir auch oft schon anderes vorgestellt und war trotzdem zufrieden.
„Ich bin nicht glücklich weils vorbei ist, es ist vorbei weil ich jetzt glücklich bin“
Degenhardt

"Mit Ehrlichkeit kommt man nicht weit, doch ohne Ehrlichkeit kommt man nicht nah"
Maeckes
Abwesender Träumer



dabei seit 2009
1.593 Forenbeiträge
2 Tripberichte

  Geschrieben: 07.05.16 12:19
@StaniSlave und Incredere:
Ja, die meisten oder sogar alle RCs fangen erst mal als Substitutionsgüter an. Man könnte sogar so weit gehen, dass LSD mal ein legales Substitutionsgut für Meskalin und MDMA mal ein legales Substitutionsgut für MDA war.

Aber es kommt eben immer wieder vor, dass einzelne Designerdrogen sich, manchmal wie z. B. bei MDMA erst über ein Jahrzehnt nach ihrem Verbot, auf dem klassischen Drogenschwarzmarkt etablieren. Ab und zu besetzt eine Droge eben perfekt eine Nische, die vorher in unserer Pharmacopeia frei war, weil sie sich dann doch als hinreichend eigenständig erwiesen hat.
Unter den RCs der letzten 10 Jahre sind das in erster Linie Mephedron, MDPV, a-PVP und MXE. Alle diese Drogen haben sich eine gewisse Marktpräsenz bewahrt, MXE hat laut aktuellen Einschätzungen im Jahresbericht der EMCDDA im UK sogar teilweise das dort extrem populäre Ketamin verdrängt - nachdem MXE verboten wurde, wohlgemerkt. Man kann da, im besten Startup-Sinne, von Disruption sprechen. Von den Markt aufmischenden neuen Technologien.
Für a-PVP wurden laut dem gleichen Bericht auch zwei Labore in Polen ausgehoben. Eines davon gehörte zu einem Vendor, anscheinend wird die Produktion inzwischen immer öfter nach Europa verlagert. Das andere hat nach dem Verbot Pillen für den Schwarzmarkt produziert. Wir haben also erste Ansätze, dass sich wie bei etablierten synthetischen Drogen die komplette Vertriebskette innerhalb der EU befindet. Der nächste Schritt wären dann EU-Länder als Export- oder Transit-Länder für sich etablierende Designerdrogen, auch da gibt es anscheinend erste Ansätze.
Durch neue Vertriebswege (wieder ein Fall von Disruption) lohnt inzwischen auch wieder die Synthese echter Nischenprodukte wie DOM, 4-Methyl-Aminorex oder 2C-T-2. Über den Darknet-Handel finden auch solche Stoffe Abnehmer.
Man sieht, es gibt inzwischen eindeutig Platz für Drogen außer den großen 5 (Weed, H, Koka, Speed, E), die natürlich immer noch den Großteil des Umsatzes auf dem Schwarzmarkt ausmachen.

Selbstverständlich sind die meisten RCs eher so mittelprächtig in der Wirkung. Von Diphenidin oder AB-CHIMNACA wird man in Zukunft etwa so viel hören wie von Methyl-J oder DOB, nämlich gar nichts. Ohne das Verkaufsargument der leichten Verfügbarkeit bieten diese Stoffe keine Vorteile gegenüber ihren etablierteren Vorgängern. Aber um diese Stoffe geht es nicht.

Wenn wir einen immer stärkeren Innovationsdruck auf die Vendors erzeugen und immer schneller die verfügbaren Stoffe durchprobieren, erhöhen wir neben dem ganzen Ausschuss letztlich auch die Geschwindigkeit, in der Stoffe auftauchen, die auf dem Markt disruptive Wirkung entfalten, die etablierten Produkten Marktanteile abnehmen oder komplett neue Zielgruppen erschließen können. Und gerade dieser nachgelagerte Prozess der Etablierung läuft nicht über die NpS-Vertriebswege von Badesalz und RC, sondern über die Vertriebswege des Schwarzmarkts.

Wenn wir zusätzlich berücksichtigen, dass Disruption meistens ein Merkmal sehr früh auftauchender, weil von Anfang an vielversprechender Vertreter der jeweiligen Stoffgruppen ist, bleibt für mich nur ein Schluss: Dieses Gesetz ist als ungewollte Verkaufsförderungsmaßnahme für komplett neue Stoffgruppen ein Motor für die Entwicklung disruptiver Substanzen.

Zerberoff schrieb:
Extinktion schrieb:

... Der deutsche Onlineshop hat die Stoffe zum Zweck des Handelns importiert, weil es entsprechende Anfragen durch Kunden gibt, die damit zur Haupttat beitragen.


Weis man eigentlich schon, um welchen deutschen Onlineshop es sich handelt, der da gefilzt wurde? Der Server wurde zwar beschlagnahmt, ist aber noch online (ich denke, um die Leute in die Falle zu locken).


Bist Du sicher, dass Du im richtigen Thread bist? Der Shop, über den man derzeit lesen kann, hat doch ausschließlich mit BtMs gehandelt?

Zitat:
D.h. wenn ich irgendwo z.B. Kratom oder Pilze/Growboxen bestelle, bekomme ich plötzlich u.U. die falsche Post Bild: https://www.land-der-traeume.de/bilder/symbole/biggrin.gif
LG


Kratom ist von diesem Gesetz gar nicht betroffen - die Hauptwirkstoffe fallen strukturell nicht unter das NpSG und außerdem sind Pflanzen sowieso ausdrücklich ausgenommen.
Pilze zu bestellen ist eh schon Erwerb bzw. bei Bestellungen im Ausland auch Einfuhr von BtMs und ne Growbox kaufen ist als Versuch der Herstellung von BtMs strafbar.

Das NpSG hat also mit nichts davon zu tun.
You know what a miracle is. Another world's intrusion into this one.
Where revolutions break out spontaneously and leaderless, and the soul's talent for consensus allows the masses to work together without effort, automatic as the body itself.
Ex-Träumer



dabei seit 2013
322 Forenbeiträge

  Geschrieben: 07.05.16 14:18
Weltraumechse schrieb:
Solange das Millieu, von dem wir hier reden, Vatertagsbesäufnisse statt eleusischer Mysterien vorlebt, musst Du tatsächlich ausführen, wie das meine Argumentation entkräften soll.


Hätte man vor geraumer Zeit damit begonnen, Alkohol zu ächten, würde es heute anders aussehen.

Weltraumechse schrieb:
Es ist nun mal so, dass auch ein Jahrzehnt Spice-Nachfolgeprodukte nicht dazu geführt haben, dass hierzulande ein Wandel des gesellschaftlichen Mainstreams weg vom Schützenfest und hin zur Cathinon-Orgie stattgefunden hat.


Natürlich nicht, da unsere Gesellschaft von über einem Jahrhundert des Drogenverbots geprägt ist und RCs nun einmal in die Kategorie "Drogen" fallen. Erinnere mich gerade daran, einmal gelesen zu haben, dass Sigmund Freud seinerzeit ziemlich begeistert von Kokain war und Freuden und Bekannten Kostproben zugeschickt hat, weil er so von dem Puder überzeugt war. Im Grunde war das damals auch nichts anderes als ein RC. Die Leute wussten es einfach nicht besser. Natürlich ist das RC-Verbot in erster Linie logische Konsequenz des BtmG, das BtmG seinerseits ist aber durchaus eine sinnvolle Einrichtung, was nicht heißen soll, dass heutzutage immer noch Kokain in der Coca Cola drin wäre, aber es gäbe natürlich eine ganz andere Konsumkultur, ähnlich wie die des Alkohols, nur im kleineren Maßstab. Zu bedenken bleibt aber auch, dass es wegen der medialen Aufmerksamkeit auch immer wieder vorkommt, dass Leute, vor allem sehr junge Leute, die normalerweise überhaupt nicht wüssten, wo sie Drogen herbekommen sollten, durch die leichte Verfügbarkeit übers Internet in Experimentierlaune geraten, was durch einen ausreichend vagen Gesetzestext vielleicht bald mal ein Ende haben könnte.
 
Abwesender Träumer



dabei seit 2013
1.080 Forenbeiträge

  Geschrieben: 07.05.16 15:16
Du vergisst dass gerade Verbote massiv zu Mythifizierung und Popularität einer Substanz beitragen, bzw. insbesondere jene mediale Aufmerksamkeit vor dem Verbot, die ein Verbot fordert. Dieser mediale Skandal, dass RCs eben oft noch legal sind, wo man doch so 1a-Horror-Schlagzeilen von ihnen sieht, war genau das, was deren Konsum weiter ausgebreitet hat. Es ist diese absurde Argumentation: "Schaut mal alle her, da gibt es eine Substanz X die legal ist obwohl man sie verbieten sollte, also verbietet sie um unsere Kinder zu schützen" führt dazu dass viele Kinder sich denken, oh, welch ein Reiz, da ist eine neue Droge mit verrufenem Namen die anscheinend extrem krass sein soll.

Wir alle wissen, dass sich die Verbote von Substanzen nicht nüchtern-wissenschaftlich rechtfertigen lassen gegenüber anderen Substanzen - also wird verteufelt. Und Verteufelung wird immer ein semantischer Teil unseres BTMG sein und bleiben. Und genau jene Verteufelung streut Desinformationen und regt das Interesse bei all jenen, die diesen Horrorschlaggzeilen ohnehin nicht mehr glauben und jene, die das allergrößte Risiko suchen. Und genau diesen Ansatz bietet das neue Gesetz doch auch wieder: Desinformation, Verteufelung und Aufmerksamkeit für RCs.

Das Problem waren nie jene erste paar Psychonauten, die eine neue Substanz testen wollen. Da mag in Einzelfällen etwas passiert sein - ja, aber in der Regel wissen diese User was sie tun. Das Problem sind jene, die erst durch den medialen Aufschrei davon Wind bekommen. Nicht zu vergessen dass die Substanzen mit ihrem Verbot, falls es sich lohnt, von den eher unbekannten rc-vendors in das weiter bekannte darkweb abwandern, wo sie plötzlich neue Käuferschichten erreichen.


Das soll nicht heißen dass ich deine Argumentation völlig ablehne, du hast natürlich recht, es gibt auch Abschreckungseffekte und es geht durchaus auch darum Dinge nicht in eine Kultur zu etablieren - aber es ist ein Fehlschluss, dass Prohibition diese Effekte erreichen würden. Verbote wirken immer positiv und negativ auf die Nachfrage, das zu steuern erfordert enorm viel Fingerspitzengefühl und Zusammenarbeit mit Trendsettern und kulturellen Institutionen. Das vermag unsere Regierung allerdings bei Weitem nicht zu leisten.
„Ich bin nicht glücklich weils vorbei ist, es ist vorbei weil ich jetzt glücklich bin“
Degenhardt

"Mit Ehrlichkeit kommt man nicht weit, doch ohne Ehrlichkeit kommt man nicht nah"
Maeckes
Abwesender Träumer



dabei seit 2009
1.593 Forenbeiträge
2 Tripberichte

  Geschrieben: 07.05.16 15:42
Marx schrieb:
Weltraumechse schrieb:
Solange das Millieu, von dem wir hier reden, Vatertagsbesäufnisse statt eleusischer Mysterien vorlebt, musst Du tatsächlich ausführen, wie das meine Argumentation entkräften soll.


Hätte man vor geraumer Zeit damit begonnen, Alkohol zu ächten, würde es heute anders aussehen.


Hat man doch schon mal probiert, es hat einfach nicht geklappt. Der einzige Grund, dass es wegen des Koks- oder Heroinverbots nicht ganz so viele Bandenkriege gegeben hat wie wegen der Alkoholprohibition war, dass der Markt für Koks und Heroin trotz völliger Unwissenheit über die Folgen und trotz völlig fehlender Regulierung viel, viel kleiner war. Alkohol spricht einfach mehr Menschen an. Fast jeder trinkt gern. Aber nicht jeder ist gern druff oder gern stoned oder trippt gern oder noddet gern. Das sind alles speziellere Vergnügen, die weniger große Marktsegmente ansprechen. Das liegt nicht nur an dem Stigma, dem Drogen unterliegen. Das gilt sogar für Millieus, in denen dieses Stigma wirklich niemanden interessiert.
Das kann man doch auf jeder Party beobachten. Absolut jeder der Gäste hat schon mal gekifft, absolut jeder könnte in der Situation einen rauchen, niemand hat Angst vor Strafverfolgung oder sozialer Ächtung oder gesundheitlichen Schäden und trotzdem hängen drei bis zehn mal so viele Leute vor dem Bierfass statt in der Kifferecke.
Es ist ein Trugschluss, dass alle Drogen das Potenzial hätten, so groß wie Alkohol zu werden. Nikotin hat das bspw. auch in der Legalität nicht geschafft. Cannabis kriegt das auch in den Niederlanden oder Colorado oder deutschen Clubs voller erfahrener Drogengebraucher nicht hin. Kokain, Amphetamin, Meth und Morphin haben es auch nicht geschafft, als sie jahrzehntelang rezeptfrei in der Apotheke gekauft werden konnten.
Und es ist ein Trugschluss, dass nur soziale Ächtung das Problem mit Drogen einschränken kann. Die meisten Probleme sind entweder mit Aufklärung vermeidbar oder betreffen die Minderheit der Hochrisikokonsumenten, die eh nur davor bewahrt werden kann, komplett vor die Hunde zu gehen, was nachweislich um so schlechter funktioniert, je härter man gegen die Drogen dieser Leute vorgeht. Warum sollen wir unproblematischen Gebrauch verteufeln? Sollte das Stigma nicht lieber dem dummen und verantwortungslosen Umgang mit Drogen gelten statt den Stoffen selbst? Es wäre doch viel sinnvoller, mit etwas anzusetzen, das auch und gerade die Leute ansprechen kann, die an Drogen Interesse haben. Die Prohibition predigt den Bekehrten. Sie erntet die Zustimmung der Leute, die sie eh nicht schützen muss und die Ablehnung der Leute, die am ehesten Hilfe bräuchten. Für diesen dubiosen Effekt nimmt sie in Kauf, dass die Grundrechte von Millionen von unproblematisch konsumierenden Menschen eingeschränkt werden und wendet Verfolgungsmethoden an, die immer auch in die Rechte unbeteiligter Nichtkonsumenten eingreifen. Wie soll so eine Idiotie langfristig haltbar sein?

Zitat:
Natürlich ist das RC-Verbot in erster Linie logische Konsequenz des BtmG, das BtmG seinerseits ist aber durchaus eine sinnvolle Einrichtung


Verbraucherschutz und Schadensminimierung kriegt man auch ohne Strafrecht hin. Sogar die für deinen anscheinend massiven Staats- und Bestrafungsfetisch so wichtige Ächtung des Drogengebrauchs klappt ohne, wie das Beispiel Nikotin zeigt. Man kann die Meinung über bestimmte Drogen auch ändern, ohne direkt Haftstrafen für den Umgang mit ihnen anzudrohen. Warum hältst Du an der überholten, nebenwirkungslastigen Behandlungsmethode des BtMG fest, statt auf effektivere und vor Allem auch noch gerechtere Instrumente zu setzen? Bist Du Bayer?

Zitat:
was nicht heißen soll, dass heutzutage immer noch Kokain in der Coca Cola drin wäre, aber es gäbe natürlich eine ganz andere Konsumkultur, ähnlich wie die des Alkohols, nur im kleineren Maßstab.


Ach, der Maßstab wäre dann trotz 100 Jahren fehlender Verbotsversuche also doch kleiner?
You know what a miracle is. Another world's intrusion into this one.
Where revolutions break out spontaneously and leaderless, and the soul's talent for consensus allows the masses to work together without effort, automatic as the body itself.
Abwesender Träumer



dabei seit 2016
557 Forenbeiträge

  Geschrieben: 07.05.16 15:43
Zitat:
Es ist diese absurde Argumentation: "Schaut mal alle her, da gibt es eine Substanz X die legal ist obwohl man sie verbieten sollte, also verbietet sie um unsere Kinder zu schützen" führt dazu dass viele Kinder sich denken, oh, welch ein Reiz, da ist eine neue Droge mit verrufenem Namen die anscheinend extrem krass sein soll.


das glaub ich aber eher weniger, nach allem was ich mitbekommen habe, denken eher die meisten weil es legal ist ist es harmlos bzw viel harmloser als die bösen illegalen Drogen, so als ob der Staat nur gefährliche Drogen verbietet.
 

« Seite (Beiträge 31 bis 45 von 346) »