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Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 16.01.17 15:36
Hallo Träumer,

es ist m.M.n. sinnvoller, Benzodiazepine (langsam!) ambulant auszuschleichen, weil man

1. in einem Krankenhaus nur begrenzte Zeit hat und das ganze mit großem Druck (nicht zuletzt wegen mangelnder Beschäftigung, Einschränkungen der Entscheidungsfreiheit, belastender Schicksale...) verbunden ist. Zudem mit hohen Kosten.

2. im Alltag direkt die Auswirkungen des Ausschleichens spürt und sich langsam darauf einstellen kann, demnächst ohne Schutzweste unterwegs zu sein.

3. funktionstüchtig bleibt und nicht arbeitsunfähig im nirgendwo gammelt.

Sind die Argumente nachvollziehbar?

Habt ihr mehr?

Wer möchte schon gezwungen sein, das Polster in kürzester Zeit stationär abzulegen, wo es den ganzen Tag nur darum geht *sabber*?

Wäre nämlich eine mögliche Reaktion einer Ärztin wenn man eröffnet, dass man über einen gewissen Zeitraum schon 'seinen Benzospiegel' hält, ohne dass sie oder einer ihrer Kollegen solche Medikamente in letzter Zeit verordnet hätte/n?

Damit das niemand als BA missversteht: für Benzos braucht man keinen Arzt. Es geht darum, unter Ärztehand abzudosieren, ohne lange durch stationäre Aufenthalte auszufallen.

Freue mich auf Erfahrungsberichte und andere nützliche Beteiligung.

Schönen Tag euch! :-)


 
Traumländer



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  Geschrieben: 16.01.17 16:46
Kostet stationärer Entzug das eigene Geld? Oder meinst du den Druck, dass man Steuergeld für sein "selbstgeschaffenes" Problem ausgibt?

Denke mal schon, dass manche Ärzte sich der Lage ihrer Patienten bewusst sind und ihnen beim abdosieren helfen, jedoch verweisen wahrscheinlich genauso viele auf den stationären Entzug, oder an andere Stellen.
"Immer wieder, wenn ich aus dem Leib aufwache in mich selbst, lasse ich das andere hinter mir und trete ein in mein Selbst; ich sehe eine wunderbar gewaltige Schönheit und [...] bin in eins mit dem Göttlichen" (Plot. IV.8.6)
Abwesender Träumer

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  Geschrieben: 16.01.17 18:39
Schaue dir folgendes mal an:

Ashton Manual
 
Ex-Träumer



dabei seit 2016
1.105 Forenbeiträge

  Geschrieben: 16.01.17 19:22
Am besten nen Arzt suchen der internist & suchtmediziner ist oder nur suchtmediziner (falls man nur das alleine sein kann oder ist), dann wird man mit dem nötigen Respekt und Feingefühl behandelt und nicht unnötig gestresst wie es in der entzugsklinik oder entsprechenden KH Abteilung der Fall wäre
Drugs are bad mkay!

Drop the thought!

YOLO
Traumländer



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  Geschrieben: 16.01.17 21:24
Ich persönlich würde einen ambulanten Entzug, einen stationären jederzeit vorziehen. Das sollte nicht als Empfehlung missverstanden werden. Da ich weder weiß wie lange du auf Benzos bist, wie hoch usw.

Ich hatte beides erlebt :

Durch den Zeitdruck der Krankenkassen fahren die einen stationär ziemlich schnell runter. 4-6 Wochen!
Das ist viel zu schnell und die anderen Hilfsmittel ausser Lyrika taugen nichts. Deswegen wird der Entzug als so grausam empfunden. Ambulant war es nicht so schlimm.

Zuhause dosierte ich das langsam über Monate ab ubd nahm nebenbei Lyrika, opioide und kiffte.

Für mich die beste Art und vorallem hatt man seine Ruhe und kann spazieren gehen usw.
 
Abwesender Träumer

dabei seit 2012
28 Forenbeiträge

  Geschrieben: 16.01.17 22:13
Hey Schottern,
zu diesem Thema möchte ich dir gern etwas aus meinen Erfahrungen schreiben. Ich war 2013 ziemlich stark auf Benzos unterwegs und wollte oft entziehen,hatte aber ständig Rückfälle, da der Entzug witrklich mehr als unangenehm ist und so ewig lange dauert. Das war die beschissenste Zeit meines Lebens. Ende des Jahres bin ich dann in ein Krankenhaus gegangen, welches warme Entzüge anbietet, da ich es nicht mehr ausgehalten habe. Ich habe es einfach nicht geschafft alleine abzudosieren. Meine Dosen waren auch sehr hoch, wenn ich drauf war (100-200 Diazepam mg pro Tag!), was das abdosieren nach Ashton-Manual für mich viel zu zeitaufwendig erschienen lies, da ich schnell runter wollte. Im KH ging das abdosieren tatsächlich relativ schnell, dazu gabs jedoch ordentlich Doxepin und Chlorprothixen, was mich immerhin gut schlafen lies. 4-6 Wochen waren angesetzt, danach hätten sie mich gern auf Therapie geschickt. Doch genau wie du, wollte ich dies nicht, da ich dennoch mitten im Job und im Leben stand und ich nicht weg wollte. Deswegen besprach ich dies mit den Ärzten und der zuständigen Sozialarbeiterin. Nun ist es so:
Ein Benzo-Entzug bringt viele körperliche Risiken mit sich, besonders ungünstig sind Krampfanfälle. Wenn dich ein Arzt ambulant mit Benzos behandelt und dir aufgrund eines Krampfanfalles etwas zustößt, muss er haften. Die Gefahr haben z.B. Opioid-Substituierte nicht. Verstehste das Problem? Zudem haben viele Ärzte auch zu wenig Plan von der Problematik.
Ich hatte es dennoch geschafft, mithilfe der Sozialarbeiterin, welche mich echt mit meinem Anliegen unterstützt hat, eine Ärztin zu finden (Raum Leipzig), welche mich ambulant abdosiert hat. Und voila, im März war ich alle Medis los und bis jetzt aich keinen Benzokonsum mehr. Ich danke dieser Frau immer noch, dass sie es gemacht hat.
Deswegen, du wirst wahrscheinlich einen Arzt bzw. eine Ärztin finden (meine war Psychiaterin), welche das macht. Musst nur suchen und darfst dir nichts illgal holen. Ich hatte immer einen neuen Termin, wenn die Tabletten alle sein sollten und habe sie mir wirklich vorher einzeln verpackt, damit ich gar nicht in die Versuchung komme, mehr zu nehmen. Trotz abdosierung und Zusatzmedikation ist es kein Zuckerschlecken, aber nichts im Vergleich zum kalten Entzug, welcher einem alles Leben nimmt.
Vielleicht hilfts dir ja weiter.
Grüße
Kolleege
 
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Abwesender Träumer



dabei seit 2016
10 Forenbeiträge

  Geschrieben: 17.01.17 00:23
Vielen Dank erstmal für die bisherigen Antworten, Fox, True, Pille, Good und Kolleege. Und alle anderen, die mitgelesen haben und evtl. in Erwägung ziehen, einen kleinen Teil beizutragen. :-)

Die größte Befürchtung ist, dass man einen Klinikaufenthalt aufzuzwingen versuchen würde, um die eigenen Schuhe sauber zu halten.
(Was verständlich, aber bei einer "Low-Dose-Dependency" von i.d.R. bis zu 12mg Bromazepam oder 20mg Diazepam pro Tag nicht unbedingt verhältnismäßig scheint und vermutlich auch nicht ist.)

Im günstigeren Fall wird man eventuell aus der Praxis geworfen, sollte die Ärztin einen für einen Junkie auf Beschaffungsrundgang halten.

Denkbar schlecht wäre es, wenn der Arzt das Hilfeersuchen und die Ratlosigkeit als Zeichen für eine erhebliche Gefährdung des Patientenwohls (sowie Motive) sieht, welche sich nur noch mit sofortiger Aufnahme in einer entsprechenden Abteilung eines Krankenhauses intervenieren lassen.

Ein gefühltes und geäußertes Unvermögen, v.a. "soziale Situationen" zu "meistern" könnte als Unwille, "am Leben teilzuhaben" fehlinterpretiert werden.

(Vor allem, wenn man erst sehr kurz in Behandlung ist und keine Befunde vorliegen.)

Ganz im Gegenteil möchte man sich nicht in ein "Paralleluniversum" begeben, um die Welt neu kennen zu lernen.
Dabei bleiben und nicht ins "Exil eines KH", das einen vllt. eher runterzieht.

Es ist nicht von besonderem Interesse, von Psychiatern auf Neuroleptika und/oder Antidepressiva eingestellt zu werden, während man über den Kopf des Pat. hinweg über das entscheidet, was vorgeblich am besten für diesen ist. Präferenz ist psychotherapeutische Behandlung und unterstützung durch einen Arzt der beim Absetzen hilft und nicht weiter ins Leben eingreift als nötig.

Man könnte wegen der erwähnten und bekannten Gefahr von z.B. Krampfanfällen/Delir, welche bei zu schnellem Absetzen nicht unwahrscheinlich sind auf die Idee kommen, eine Unterbringung sei das Mittel der Wahl. (Jede Nacht bringt die Polizei "altbekannte Trinker" vorbei und evtl. ist alles gemischt: z.B. zwangseingewiesene Kokser, Opiatabhängige auf "Venenkur" und Metha etc.... Leute, die "danach" weitermachen und das auch in Endlosschleife proklamieren und "Heißreden". -> Ohne etwas gegen diese Menschen sagen zu wollen!)

Das nützliche Ashton Manual (siehe Beitrag von truesound78) wäre sogar eine Hilfe zur Selbsthilfe, wenn man weiterhin in der Grauzone bleiben möchte. Gute Ärzte kennen es und die gilt es zu finden.

Wie soll man also den/die Behandler/in desensibilisieren für das vielleicht als Schlag ins Gesicht empfundene (womöglich überraschende) Eingeständnis, auf Benzos zu sein "ohne medizinische Indikation"? (Auch wenn nicht explizit danach gefragt wurde, könnte es als Vertrauensbruch empfunden werden, nicht bereits davon erzählt zu haben.)
 

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