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AutorBeitrag
Traumländer



dabei seit 2014
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  Geschrieben: 09.09.17 16:58
zuletzt geändert: 09.09.17 17:12 durch Dao (insgesamt 1 mal geändert)
„Du kannst das Paradies nicht finden, ohne es zu zerstören.“
— Georg Forster

„Tief sein und tief scheinen. – Wer sich tief weiss, bemüht sich um Klarheit; wer der Menge tief scheinen möchte, bemüht sich um Dunkelheit. Denn die Menge hält Alles für tief, dessen Grund sie nicht sehen kann: sie ist so furchtsam und geht so ungern in's Wasser.“
— Friedrich Nietzsche in Die fröhliche Wissenschaft

„Pleasure and pain are deeply intertwined; it is impossible to strive for pleasure without experiencing pain.“

„»Titanenhaft« und »barbarisch« dünkte dem apollinischen Griechen auch die Wirkung, die das Dionysische erregte: ohne dabei sich verhehlen zu können, dass er selbst doch zugleich auch innerlich mit jenen gestürzten Titanen und Heroen verwandt sei. Ja er musste noch mehr empfinden: sein ganzes Dasein mit aller Schönheit und Mässigung ruhte auf einem verhüllten Untergrunde des Leidens und der Erkenntniss, der ihm wieder durch jenes Dionysische aufgedeckt wurde. Und siehe! Apollo konnte nicht ohne Dionysus leben! Das »Titanische« und das »Barbarische« war zuletzt eine eben solche Nothwendigkeit als das Apollinische! Und nun denken wir uns, wie in diese auf den Schein und die Mässigung gebaute und künstlich gedämmte Welt der ekstatische Ton der Dionysusfeier in immer lockenderen Zauberweisen hineinklang, wie in diesen das ganze Uebermaass der Natur in Lust, Leid und Erkenntniss, bis zum durchdringenden Schrei, laut wurde: denken wir uns, was diesem dämonischen Volksgesange gegenüber der psalmodirende Künstler des Apollo, mit dem gespensterhaften Harfenklang, bedeuten konnte! Die Musen der Künste des »Scheins« verblassten vor einer Kunst, die in ihrem Rausche die Wahrheit sprach, die Weisheit des Silen rief Wehe! Wehe! aus gegen die heiteren Olympier. Das Individuum, mit all seinen Grenzen und Maassen, ging hier in der Selbstvergessenheit der dionysischen Zustände unter und vergass die apollinischen Satzungen. Das Uebermaass enthüllte sich als Wahrheit, der Widerspruch, die aus Schmerzen geborene Wonne sprach von sich aus dem Herzen der Natur heraus. Und so war, überall dort, wo das Dionysische durchdrang, das Apollinische aufgehoben und vernichtet. Aber eben so gewiss ist, dass dort, wo der erste Ansturm ausgehalten wurde, das Ansehen und die Majestät des delphischen Gottes starrer und drohender als je sich äusserte. Ich vermag nämlich den dorischen Staat und die dorische Kunst mir nur als ein fortgesetztes Kriegslager des Apollinischen zu erklären: nur in einem unausgesetzten Widerstreben gegen das titanisch barbarische Dionysusthum konnte eine so trotzig-spröde, mit Bollwerken umschlossene Kunst, eine so kriegsgemässe und herbe Erziehung, ein so grausames und rücksichtsloses Staatswesen von längerer Dauer sein.“
— Friedrich Nietzsche in Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik

„That is Odysseus: the voyage in the mind. The real Ulysses is whoever wrote the Odyssey, is Joyce, is every artist who sets off into the unknown of his own unconscious and knows he must run the gauntlet of the island reefs, the monsters, the sirens, the Calypsos and the Circes, with only a very dim faith that an Athene is somewhere there to help and a wise Penelope waiting at the end.“
— John Fowles in Wormholes

„Die Tyrannei der Vernunft, vielleicht die eifrigste von allen, steht der Welt noch bevor. Feuer und Wasser sind nichts gegen das Übel, welches die Vernunft ohne Gefühl stiften wird.“
— Georg Forster

„Solche irrthümliche Glaubenssätze […] sind zum Beispiel diese: dass es dauernde Dinge gebe, dass es gleiche Dinge gebe, dass es Dinge, Stoffe, Körper gebe, dass ein Ding Das sei, als was es erscheine, dass unser Wollen frei sei, dass was für mich gut ist, auch an und für sich gut sei. […] Also: die Kraft der Erkenntnisse liegt nicht in ihrem Grade von Wahrheit, sondern in ihrem Alter, ihrer Einverleibtheit, ihrem Charakter als Lebensbedingung. Wo Leben und Erkennen in Widerspruch zu kommen schienen, ist nie ernstlich gekämpft worden; da galt Leugnung und Zweifel als Tollheit. Jene Ausnahme-Denker, wie die Eleaten, welche trotzdem die Gegensätze der natürlichen Irrthümer aufstellten und festhielten, glaubten daran, dass es möglich sei, dieses Gegentheil auch zu leben: sie erfanden den Weisen als den Menschen der Unveränderlichkeit, Unpersönlichkeit, Universalität der Anschauung, als Eins und Alles zugleich, mit einem eigenen Vermögen für jene umgekehrte Erkenntniss; sie waren des Glaubens, dass ihre Erkenntniss zugleich das Princip des Lebens sei. Um diess Alles aber behaupten zu können, mussten sie sich über ihren eigenen Zustand täuschen: sie mussten sich Unpersönlichkeit und Dauer ohne Wechsel andichten, das Wesen des Erkennenden verkennen, die Gewalt der Triebe im Erkennen leugnen und überhaupt die Vernunft als völlig freie, sich selbst entsprungene Activität fassen; sie hielten sich die Augen dafür zu, dass auch sie im Widersprechen gegen das Gültige, oder im Verlangen nach Ruhe oder Alleinbesitz oder Herrschaft zu ihren Sätzen gekommen waren. Die feinere Entwickelung der Redlichkeit und der Skepsis machte endlich auch diese Menschen unmöglich; auch ihr Leben und Urtheilen ergab sich als abhängig von den uralten Trieben und Grundirrthümern alles empfindenden Daseins.“
— Friedrich Nietzsche in Die fröhliche Wissenschaft
»Zu einer Erkenntnis […] muß man durch Not, Leiden an seiner Fülle gekommen sein, muß geglaubt haben, ›entwurzelt‹ zu sein […], muß am Intellekt gelitten und ihn durch den Geist überwunden – muß mit dem Menschen gerungen haben.«
— Ernst Toller
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 09.09.17 21:39
Schöne Nietzsche Beiträge. Geburt der Tragödie beste
 
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 10.09.17 02:00
@TeeAge

Bin ja selbst großer Nietzsche Fan. Aber die Geburt der Tragödie, egal wie essenziell sie für Nietzsches Denken ist, hat mich während meines Philosophie Studiums ordentlich genervt.

Da ist beispielsweise der Zarathustra schon flüssiger zu lesen...
 
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 10.09.17 11:32
Ey ich hab das auch nie gelesen sondern als Hörbuch in einem guten Bewusstseinszustand mehr als ein paar mal gehört. Beim lesen hätte ich gar nicht die besondere Wortwahl so wertgeschätzt. Zum lesen ist das anstrengend und nervig. Das erfordert mehr Aufmerksamkeit als hören. Es gibt einen super Synchronisator der das so chillig vorliest. Da kann man während dem hören schon interpretieren wozu man beim lesen nicht zu kommt.
.
 
Traumländer



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  Geschrieben: 10.09.17 12:59
„Dies sind die Stimmen, die wir in der Einsamkeit hören, aber sie werden schwach und unhörbar, sobald wir in das Weltgewühl treten. Die Gesellschaft ist überall gegen die Mannheit jedes ihrer Mitglieder verschworen. Die Gesellschaft gleicht einer Aktiengesellschaft, deren Mitglieder, um jedem Aktionär sein tägliches Brot zu sichern, übereingekommen sind, die Freiheit und selbständige Ausbildung jedes Brotessers zu opfern. Ihre gesuchteste Tugend ist Konformität. Selbständigkeit ist ihr verhaßt. Sie liebt nicht Wirklichkeiten und Schöpfer, sondern Gebräuche und Namen.
Wer da ein Mann sein will, muß ein Dissident sein. Wer Unsterbliches erringen will, der darf sich durch das Wort »gut« nicht beeinflussen lassen, sondern muß prüfen, was wirklich gut ist. Zuletzt ist nichts heilig als die Integrität des eigenen Geistes. Sprich dich selber los, und du wirst die Stimme der Welt haben. Ich erinnere mich einer Antwort, die ich als junger Bursch beinahe unwillkürlich einem geschätzten Ratgeber gab, der mich mit den lieben alten Lehren der Kirche zu quälen pflegte. Als ich nämlich sagte: »Was hab' ich mit der Heiligkeit der Tradition zu thun, wenn ich ganz nach den Geboten meines Innern lebe?« meinte mein Freund: »Aber diese Impulse können leicht vom Bösen und nicht von oben kommen!« und ich erwiderte: »Es scheint mir nicht, daß dies der Fall ist, aber wenn ich des Teufels Kind bin, dann will ich auch nach des Teufels Geboten leben!« Kein Gesetz kann mir heilig sein, als das meiner eigenen Natur. »Gut« und »schlecht« sind nur Namen, die man leicht auf dies und jenes übertragen kann. Recht ist einzig und allein, was meinem Wesen entspricht, unrecht nur, was ihm widerspricht. Ein Mann muß sich selbst aller Opposition zum Trotz durchsetzen; als ob alles außer ihm nur ein Schein- und Eintagsleben führen würde. Es ist eine Schande, wie leicht wir vor Namen und Ordenszeichen, vor Gesellschaften und toten Institutionen kapitulieren. Jedes anständige und gutbeleumundete Individuum bestimmt und beeinflußt mich mehr als recht ist. Ich sollte aufrecht und lebenskräftig einhergehen und die rauhe Wahrheit auf allen Wegen sprechen. Wenn Bosheit und Eitelkeit das Gewand der Philanthropie anlegen – soll ihnen das durchgehen?“
— Ralph Waldo Emerson in einem seiner Essays

Ziemlich radikal, der alte Transzendentalist – aber er hat nicht ganz unrecht.
»Zu einer Erkenntnis […] muß man durch Not, Leiden an seiner Fülle gekommen sein, muß geglaubt haben, ›entwurzelt‹ zu sein […], muß am Intellekt gelitten und ihn durch den Geist überwunden – muß mit dem Menschen gerungen haben.«
— Ernst Toller
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 11.09.17 11:33
Es ist nicht immer leicht, nichts zu verstehen, aber das Multiversum ist voll davon. Nichts kommt überallhin, ist immer schneller als Etwas, und in der großen Wolke der Unwissenheit sehnt sich nichts danach, Etwas zu werden. Es will ausbrechen, in Bewegung kommen, sich verändern, tanzen und Erfahrungen machen - kurz gesagt,
Etwas sein.
Und als es grade so durch den Äther trieb, ergriff es die Gelegenheit beim Schopf. Das Nichts wusste natürlich über das Etwas Bescheid, aber dieses Etwas war anders,
und zwar ganz eindeutig. Deshalb wurde Nichts unmerklich zu Etwas und ließ sich nach unten treiben, denn es hatte so einiges vor. Glücklicherweise landete es auf dem Rücken einer Schildkröte, einer großen, und machte sich sofort daran, etwas noch schnelleres zu werden. Es war elementar, urgewaltig, und nichts war besser als das, und dann war das Urgewaltige plötzlich gefangen! Der Köder hatte funktioniert.

Terry Pratchett '' Toller Dampf voraus''
You may have noticed my brain is no longer pristine
Traumländer



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  Geschrieben: 20.09.17 19:06
Tax the rich,
feed the poor
till there are no
rich no more.

— Ten Years After in ihrem Song I’d Love to Change the World
»Zu einer Erkenntnis […] muß man durch Not, Leiden an seiner Fülle gekommen sein, muß geglaubt haben, ›entwurzelt‹ zu sein […], muß am Intellekt gelitten und ihn durch den Geist überwunden – muß mit dem Menschen gerungen haben.«
— Ernst Toller
Traumland-Faktotum



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  Geschrieben: 14.10.17 21:40
Zitat:
Ich bin krank. Und wenn ich Drogen nehme, bin ich noch kränker.

"Man muss die Menschen bei ihrer Geburt beweinen, nicht nach ihrem Tode"
Montesquieu (1689-1755)
______________________________________________________________

I never asked for this
Ex-Träumer
  Geschrieben: 14.10.17 22:02
oh holdes wesen, bist du Eins als ganzes elesen
oder doch 2 in sich getrennt
soltche fragen zu erwidern
fand ich wohl den rechten Sinn.

Siehst du nicht an meinen Liedern das ich eins und doppelt bin!

GinkoBiloba J.W.Göethe
 
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 14.10.17 22:48
"Wer etwas Außerordentliches erleben will, muß eine außerordentliche Situation suchen."
Sergius Golowin
Balance every thought with its opposition. Because the marriage of them is the destruction of illusion
Abwesender Träumer

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3 Forenbeiträge

  Geschrieben: 15.10.17 00:49
„Früher litten wir an
Verbrechen, heute an Gesetzen“
Tacitus
 
Moderator



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1 Tripberichte
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  Geschrieben: 30.10.17 11:48
Sag: Frieden, sag: Sommer, es schneit.
Sag: Krieg, paradiesische Zeit.
Sag: Gaskammer ohne Zyclon B.
Sag: Unauffindbares Lidice.
Sag: Fall, sag: Aufhebung des Falles.
Sag: Deutschland.
Deutschland über alles.
Sag: Kain, sag: Kain unbefleckt.
Sag: Abel, nicht zu Boden gestreckt.
Sag: Mauer, vergnüglicher Wall.
Sag: Sirene, willkommener Hall.
Sag: Glückhaftes Hiroshima.
Sag: Golgatha.
Sag: Lamm, sag: Lamm ohne Blut.
Sag: Mensch, sag: Der Mensch ist gut.
Sag: Stein, sag: Stein, der nicht schreit.
Sag: Frieden, sag, Sommer, es schneit.

Ich weiß leider nicht mehr wie es heißt, oder wer es schrieb. Ich glaube aber, dass es von Rudolf Wiemer ist.
"Kleinbürgerlich biegen die Rechten,
das bürgerliche Recht zum eigenen Besten,
Spielen die Opfer, in weissen Westen,
geschneidert aus tiefbraunen Uniformresten."

Arbeitstitel Tortenschlacht - Ernst der Lage
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 02.12.17 23:01
It's like you took a bottle of ink and you threw it at a wall. Smash! And all that ink spread. And in the middle, it's dense, isn't it? And as it gets out on the edge, the little droplets get finer and finer and make more complicated patterns, see? So in the same way, there was a big bang at the beginning of things and it spread. And you and I, sitting here in this room, as complicated human beings, are way, way out on the fringe of that bang. We are the complicated little patterns on the end of it. Very interesting. But so we define ourselves as being only that. If you think that you are only inside your skin, you define yourself as one very complicated little curlicue, way out on the edge of that explosion. Way out in space, and way out in time. Billions of years ago, you were a big bang, but now you're a complicated human being. And then we cut ourselves off, and don't feel that we're still the big bang. But you are. Depends how you define yourself. You are actually--if this is the way things started, if there was a big bang in the beginning-- you're not something that's a result of the big bang. You're not something that is a sort of puppet on the end of the process. You are still the process. You are the big bang, the original force of the universe, coming on as whoever you are. When I meet you, I see not just what you define yourself as--Mr so-and- so, Ms so-and-so, Mrs so-and-so--I see every one of you as the primordial energy of the universe coming on at me in this particular way. I know I'm that, too. But we've learned to define ourselves as separate from it.

Alan Watts, The Nature of Consciousness
Mal konkret: Wer ist wirklich pervers auf dem Planet?
Und zu vertieft in radikale Politik und Gebet
Die Welt steht in Flammen und keiner kümmert sich darum
Doch sag einmal das Wort „Fotze“ und alle drehen sich um
Moderator



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158 Forenbeiträge

  Geschrieben: 02.12.17 23:27
J. Robert Oppenheimer schrieb:
Jeder möchte den Frauen gefallen, und dieser Wunsch ist nicht ganz und gar, wohl aber zum großen Teil Ausdruck von Eitelkeit. Aber man kann es sich nicht zum Ziel setzen, Frauen zu gefallen, ebenso wenig wie man sich vornehmen kann, Geschmack, Ausdruckskraft oder Glück zu haben, denn diese Dinge sind keine Ziele, die zu erreichen man lernen kann, sie beschreiben nur, dass man dem eigenen Wesen gemäß lebt. Zu versuchen, glücklich zu sein, ist wie eine Maschine zu bauen, die keinen anderen Zweck hat, als geräuschlos zu laufen.

 
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 03.12.17 00:45
Man muß das Wahre immer wiederholen, weil auch der Irrtum um uns her immer wieder gepredigt wird, und zwar nicht von einzelnen, sondern von der Masse. In Zeitungen und Enzyklopädien, auf Schulen und Universitäten, überall ist der Irrtum oben auf, und es ist ihm wohl und behaglich, im Gefühl der Majorität, die auf seiner Seite ist.

- Johann Wolfgang von Goethe
 

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