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Abwesender Träumer

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  Geschrieben: 10.10.17 18:08
Hallo ihr lieben!

Ich werde in zwei Wochen einen dreistündigen Workshop zum Thema Drogenkonsum veranstalten.
Die Teilnehmer sind ein Teil einer großen Gruppe auf einer Freizeitfahrt, können also nicht unbedingt was mit Drogenkonsum anfangen, haben sich aber zumindest für den Workshop interessiert.
Die Erfahrungen sowie das Vorwissen dürfte folglich komplett unterschiedlich sein.

Ich wollte vorallem in Richtung Konsumreflexion / bewusst konsumieren - evtl. Suchtvermeidung gehen.
Als zweiten großen Punkt fand ich Safer Use / Harm Reduction nicht schlecht.

Jetzt zu meiner Frage an euch:
Wie würdet Ihr vorgehen? Was findet Ihr wichtig - was findet Ihr zu spezifisch?
Welche Substanzen soll ich ansprechen? Welche Safer Use Tipps sind am wichtigsten?

Ich hatte bisher vor den erst genannten Punkt (Konsumreflexion) anzusprechen und den zweiten nur falls Interesse besteht zu behandeln.
Ich hätte mich dann v.A. auf Partydrogen (MDMA, Speed und Koks) konzentriert und sehr einfache Tipps ("Googlet eure Teile", "Zieht nicht mit Geldscheinen",...) genannt sowie auf seriöse Informationsquellen verwiesen.


Ich weiß, dass die Frage etwas ungenau ist! Finde es trotzdem interessant, eure Meinung zu hören.
Achja auch noch wichtig: Es geht nicht um einen Vortrag. Die Leute sollen durchaus auch selbst etwas erarbeiten, vllt. ein Rollenspiel machen, usw.
Sie sollen nachdenken, Erfahrungen austauschen, eigenes Handeln und Denken reflektieren, usw.

Ich danke euch für eure Hilfe!

(Mein Wissen bezieht sich auf relativ intensive Recherche im Internet sowie ein längeres Praktikum in einem Kontaktladen für DrogenkonsumentInnen sowie eigene Erfahrungen)
Das Gegenteil von Drogenabhängigkeit ist nicht Drogenabstinenz, sondern Drogenautonomie.
Moderator



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  Geschrieben: 10.10.17 19:06
Hallo Keksi,

Da ich bereits zwei Mal einen solchen Workshop in Sommercamps für Kinder und Jugendliche hielt, denke ich, etwas beitragen zu können.

Muss dazu aber sagen, dass ich und auch diese Zeltlager eher/sehr nach dem Motto Laissez-faire funktionierten, daher war da nicht soo viel mit Struktur^^

Bisher habe ich die Workshops folgendermaßen strukturiert:

Drogenkonsum im geschichtlichen und gesamtgesellschaftlichen Kontext

Hier bin ich jeweils kurz auf die Geschichte und die Veränderung des vorherrschenden Bildes eingegangen. Sprich: Rauscherfahrungen gehören seit jeher zur Menschheit, Zäsur durch die 60er/70er Jahre und den durch Nixon erklärten War on Drugs.

Einzelne Substanzen

Zuerst habe ich die jeweiligen Substanzklassen vorgestellt und an Beispielen verdeutlicht. Nach Vorstellung der Klassen habe ich dann einzelne Substanzen beleuchtet und bin hierbei auf Fragen eingegangen. Dies hat meist recht viel Zeit eingenommen, da die Teilnehmer oft sehr wissbegierig sind. Wichtig ist es aber, im zeitlichen Rahmen zu bleiben, daher empfiehlt es sich, vorher anzukündigen, wie viel Zeit für die Fragen besteht.

Safer Use und Suchtvermeidungsstrategien

Naja, recht selbsterklärend denke ich.
"Kleinbürgerlich biegen die Rechten,
das bürgerliche Recht zum eigenen Besten,
Spielen die Opfer, in weissen Westen,
geschneidert aus tiefbraunen Uniformresten."

Arbeitstitel Tortenschlacht - Ernst der Lage
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 10.10.17 21:33
Richtiger Umgang mit einer Waage und Reagenztests.

Anleitung zum Rektalkonsum ist auch essentiell.
He complained: "Tony left me with a pile of Hendrix LPs and some dope."

Touching from a Distance
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  Geschrieben: 10.10.17 21:55
Vergiss' Opiate und Opioide nicht!

Und bring' Anschauungsmaterial mit, das du dann mal 'rumgehen lässt...

;-)
Deal with it!
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Abwesender Träumer

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  Geschrieben: 10.10.17 23:27
Danke Ihr Lieben für eure Antworten!

@Neopunk
Super, dass du da schon Erfahrungen hast. Die Idee mit der geschichtlichen Einleitung finde ich sehr gut. Werde ich auf jeden Fall auch machen.
Die Vorstellung von einzelnen Substanzen anhand von Klassen finde ich auch eine ausgezeichnete Idee. Ich hätte eher Sorgen gehabt, dass sich die Leute dafür nicht besonders interessieren. Wie sehr bist du ins Detail gegangen? (Hast du z.B. ungefähre Dosierungen angegeben?)

@Lustig
Ich denke das wäre für mein Publikum zu weitreichend, obwohl ich die Themen an sich wichtig finde.

@Hunk
Ich muss mal schauen, wie viel Zeit ich verwende um selbst über Drogen zu sprechen. Ich gehe davon aus, dass ich den Fokus schon eher auf den Erfahrungsaustausch untereinander sowie Konsumreflexion lege. Finde ich selbst zwar weniger spannend, aber ich halte es so für die Gruppe passender.
Wenn ich wie von Neopunk vorgeschlagen auf Wirkungsklassen und dann auf Substanzen eingehe, bekommen Opioide natürlich ihren Platz.

Haha als Schnüffelkurs quasi ;)
Das Gegenteil von Drogenabhängigkeit ist nicht Drogenabstinenz, sondern Drogenautonomie.
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 11.10.17 14:25
In drei Stunden kann man schon einiges hinbekommen, aber die Zeit wird schnell knapp werden. Du könntest am Anfang die Teilnehmer fragen, was sie so erwarten und was ihnen wichtig ist.

Erstmal die wichtigsten Gruppen und populärsten Substanzen vorstellen ist eine gute Idee. Auch Safer Use wie safer Sniefen, erstmal ein Viertel nehmen, Testreagenzien, Waage, vollmetrisches Dosieren usw. sind wichtig. Dazu am besten direkt Anschauungsmaterial wie Ziehröhrchen, Waage, Dosierer, usw. mitbringen und rumgehen lassen. Noch besser ist natürlich, wenn du direkt Material verteilen kannst. Ein Post-It aufrollen und einen Strohhalm abschneiden und mit Feuerzeug abrunden ist billig und ein schöner praktischer Teil. Bei Safer Use ist es v.A. wichtig darauf hinzuweisen, dass man immer etwas tun kann um das Risiko zu minimieren. Volumetrisches dosieren kann man z.B. mit Zucker oder Brausepulver ausprobieren.

Mischkonsum fällt bei der Drogenaufklärung oft unter den Tisch. In der Praxis machen das allerdings sehr viele. Also geh mal auf die häufigsten Kombinationen, Effekte und ihre Gefährlichkeit ein. Druck am besten das hier aus http://wiki.tripsit.me/wiki/Drug_combinations

Ein bisschen erste Hilfe macht auch Sinn. Was tun, wen jemand ohnmächtig wird? Wie helfe ich jemand bei einem schlechten Trip?

Ein essentielles Thema wäre auch wie man den Spaß mit den Drogen maximiert. Dosis, Set, und Setting, Vor- und Nachbereitung, sowie Konsumpausen gehören hier dazu.

Ein paar Tips zur Beschaffung sind sicher auch nicht verkehrt. Nicht nur für die Substanzen, sondern auch für Safer Use Utensilien.
Hinweise auf die Rechtslage und Tips für Verkehrskontrolle sind auch immer willkommen.

Etwas über kulturelle Verwurzelung von Drogenkonsum, Drogenpolitik, Geschichte und den War on Drugs zu erzählen ist auch wichtig.
Dazu passend wäre noch zu erklären warum Menschen Drogen nehmen. Hinweise auf Anzeichen für Sucht und wie man Hilfe bekommt machen auch Sinn.

Für die Teilnehmer wäre es bestimmt cool, wenn sie etwas Material mitnehmen können. Schau doch mal ob du von einer Organisation wie Alice etwas Infomaterial bekommst. Zumindest eine Liste mit hilfreichen Links auf einem Blatt Papier für jeden freut bestimmt alle.

Vom Aufbau her könntest du zuerst Prinzipielles und Allgemeingültiges erklären und dann später spezifischer werden. Also erstmal damit einsteigen, dass Menschen Drogen nehmen aus unterschiedlichen Gründen. Dann weiter mit Dosis, Set und Setting und Grundlagen zu Safer Use. Nachfolgend kann man dann die Substanzgruppen mit Beispielsubstanzen erklären. Mischkonsum wäre dann als nächstes passend. Damit in Zusammenhang noch ein paar Details zu Safer Use, Verhalten bei Unfällen und schlechten Trips. Zum Schluss noch etwas Workshop zu Safer Use während Politik, Kultur und Geschichte diskutiert und Fragen stellt.
 

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