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AutorBeitrag
internes System
  Geschrieben: 18.02.18 18:29
Dies ist eine automatisch erstellte Diskussion über den Langzeit-Erfahrungsbericht GBL - eine stündliche Reise auf unabsehbare Zeit, welcher von einem LdT-Mitglied anonym geschrieben wurde. Der Bericht ist vom 18.02.2018.

Diese Diskussion wurde am 18.02.2018 von Kuchenmann gestartet.


 
Abwesender Träumer



dabei seit 2014
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1 Tripberichte

  Geschrieben: 18.02.18 18:32
Hier kannst du den Tripbericht dann fortsetzen. Ich finde ihn sehr gut geschrieben. Gut nachvollziehbar, strukturiert und interessant. Gerade was das Bestellen angeht habe ich ähnliche Erfahrungen gemacht, es aber schließlich doch sein lassen (Dank Tripberichten wie diesem). 10/10 Punkte von mir. Der Bericht schreckt wirklich vor der Drogen ab, die negativen Seiten wie der ständige Konsum werden sehr gut dargestellt.
 
Ex-Träumer
  Geschrieben: 18.02.18 19:08
Hab den TB noch nicht gelesen, aber wieso erstellst du nicht einfach einen Zweiten?
 
Traumland-Faktotum

dabei seit 2006
2.126 Forenbeiträge
3 Tripberichte

  Geschrieben: 19.02.18 00:36
Genau, mach einen 2. Teil. Das Problem hatten schon einige ^^
 
Anonym
» Thread-Ersteller «
  Geschrieben: 19.02.18 11:32
zuletzt geändert: 27.08.18 01:16 durch Anonym (insgesamt 3 mal geändert)
Ich schreibe den Rest einfach hier ins Forum, Danke fürs Lesen!


GBL - eine stündliche Reise auf unabsehbare Zeit - Part 2 / 2


Das Jahr 2016 – neue Job(s), neues Glück?

[...]Den Rest des Jahres 2015 hat sich nicht mehr viel getan. Nach dem Jobverlust und dem Aus der Beziehung zu meiner Freundin ging der Konsum ganz normal weiter. Da ich ein sparsamer Mensch bin, konnte ich für den Rest des Jahres ohne Probleme von meinem Ersparten leben und mir die Sucht weiterhin finanzieren. Allerdings kam mittlerweile auch noch immer wieder eine Packung Tilidin hinzu, um nachmittags etwas „gute Laune“ zu haben. Dass ich nun überhaupt keine sexuelle Lust mehr hatte und die Libido komplett gegessen war, muss ich bestimmt nicht erwähnen. Das kennen die meisten ja sicher schon. [... hier geht es weiter nach Teil 1/2] Fluoxetin, Opioide, dazu noch harte Schlafmedikamente und Betablocker – gesund ist anders. Die erste Jahreshälfte war relativ unspektakulär, normaler Konsum von 20ml pro Tag, arbeitslos und kein großes Interesse am Studium.
Bald ging aber mein Geld zur Neige und ich musste mich nochmal um einen neuen Job kümmern. Auf der Seite unserer Universität werden immer Jobangebote bereitgestellt, dort informierte ich mich. Es wurde jemand für Auslieferung schwerer Stoffe gesucht. Ich bewarb mich dort, machte ein paar Probeschichten und wurde auch angenommen. Allerdings merkte ich schon nach 2x arbeiten, dass das absolut nichts für mich ist. Durch das GBL war ich körperlich so angeschlagen bzw. so wenig belastbar, dass ich überhaupt nichts mehr leisten konnte. Schon nach einer halben Stunde war ich komplett fertig mit der Welt. Und es war wirklich 6 Stunden harte körperliche Arbeit. Ich wusste, dass dies nichts für mich ist. Ich konnte einfach körperlich nicht.

Aber nun musste ich es zumindest für die 2 Monate durchziehen, es blieb mir nichts Anderes übrig. Ich konnte mittlerweile körperlich nicht mal mehr eine Getränkekiste der Treppe hochtragen, ohne aus der Puste zu sein. Dieser Job machte mich komplett fertig. Nach 2 Monaten habe ich diesen Job an den Nagel gehangen, habe einen besseren bei mir im Ort gefunden, den ich auch noch bis heute ausübe. Es ist ein kleiner Laden, an dem ich an der Kasse stehe und Kunden bediene. Es macht mir sehr viel Freude, auch der Umgang mit Menschen. Ich kann auch so unbedacht konsumieren, ohne dass es jemand mitbekommt und da es keine harte körperliche Arbeit ist und ich mich nicht anstrengen muss, läuft das ganze sehr gut. Ende des Jahres 2016 lernte ich auch meine bisher vorerst letzte Freundin kennen. Mit der war ich 2 Monate zusammen und dann hat sie einfach per SMS Schluss gemacht. Ich nehme mal an, dass sie meine nächtlichen Eskapaden auch mitbekommen hat.

Wie ich von einem Freund erfuhr, der nach einem Bierabend bei mir übernachtete, raste ich nachts nämlich sehr aus, trete um mich und rede wirres Zeug. Ich weiß nicht, ob es das war, was sie abgeschreckt hat, aber ist nun auch egal. Seit Januar 2017 bin ich jetzt Single. Der Konsum war wie gehabt, 20-25ml pro Tag und ich habe absolut keine Ambitionen gemacht, mal aufhören zu wollen, abzudosieren oder dem Konsum gar ganz bleiben zu lassen, für immer. Ich wusste nicht einmal, wie das eigentlich wirklich ist, wenn es hart auf hart kommt und der kalte Entzug bevorsteht. Das konnte ja prinzipiell immer und überall der Fall sein, wenn ich mein Zeug nicht dabeihatte, zu wenig davon oder es ausging. Durch konsequente Planung konnte ich diesem Schicksalsschlag entgehen. Man ist in seinem ganzen Leben so nachlässig, außer, wenn es um die Planung der Konsummenge geht.

Da ist man immer hellwach und man würde auch niemals das Haus ohne seine Dosen verlassen, die man für die Dauer des Aufenthalts außerhalb der eigenen Drogenhöhle braucht. Ich kann nur nochmal wiederholen, wie anstrengend das ist. Zum einen das Geheimhalten der ganzen Thematik und zum anderen der heimliche Konsum in der Öffentlichkeit, nicht einmal die eigene Familie weiß Bescheid oder die besten Freunde. An sich ist man ein gut in die Gesellschaft integrierter Mensch, der funktioniert, aber eben nur so lange, wie man auf Sendung ist. Sonst ändert sich alles schlagartig. So wurde ich im März 2017 nochmal auf den harten Boden der Tatsachen geworfen, es kam ein dicker Rückschlag bzw. ein Warnschuss…. Mehr dazu im nächsten Kapitel.


Endstation Notaufnahme – Alkohol und Medikamentenintoxikation – akutes Nierenversagen – der erste Warnschuss?


Dass der dauerhafte GBL-Konsum nicht gerade gesund sein kann, sollte wohl jedem klar sein. Immerhin hatte ich mittlerweile einen Vendor gefunden, dessen Qualität bis auf kleine Abweichungen immer gut war. BDO hatte ich jedenfalls nicht mehr bekommen, und darüber bin ich auch froh. Angeblich ist es 99,99% Pharma-Grade-GBL aus Deutschland, was ich aber trotz der guten Verträglichkeit noch bezweifle. Immerhin hatte ich nicht mehr solche Aussetzer, von denen ich weiter zu Anfang schon einmal berichtet hatte. Ich hoffe noch bis heute, dass dort keine bleibenden Schäden entstanden sind.
Erst noch einmal eine kleine Vorgeschichte: Ich habe einen besten Freund, mit dem ich auch gerne mal den ein- oder anderen Abend verbringe und dann wird auch immer ordentlich gebechert. Wir waren schon immer Freunde des Alkohols. Was mir gerade noch einfällt – bei manchen Abenden ist es dazu gekommen, dass ich durch den Alkoholkonsum die Entzugserscheinungen nicht mehr so stark gemerkt habe, Alkohol ist ja bekanntlich ein Substitut zu GBL, da es auch auf den GABA-B-Rezeptor wirkt. Dann war ich auf Entzug und bekam einen merkwürdigen Ausschlag im Gesicht. Das ist auch schon lange nicht mehr vorgekommen, aber das war natürlich auf der ein oder anderen Party dann ein Brüller bzw. wurde man dann gerne ausgelacht. An einem Abend, der ist allerdings schon etwas länger her, hatte ich auch sehr gut getrunken, vor allem Schnaps, der den Entzug wirklich ausgebremst hat. Man verträgt so viel Alkohol, das ist abnormal. Vor allem sind alle dann schon so angeheitert, und man selbst denkt, noch gar keine Wirkung zu verspüren. Dass das ganze vom GBL kam, wusste ja niemand. Im Vollrausch habe ich mich dann den Abend ins Bett gelegt, durch die hohe Menge an Alkohol im Blut konnte ich auch schnell einschlafen.

Allerdings wachte ich nach 2 Stunden auf, mit einem immensen, stechenden Gefühl im ganzen Körper und vor allem auch im Kopf. Ich öffnete meine Augen und sah in mein Zimmer – alle Gegenstände waren am wabern und am dahinschmelzen, Objekte schienen sich zu verformen und Farben verschmolzen ineinander. Dazu noch merkwürdige Geräusche, dies waren akustische Halluzinationen. Ich fand die ganze Situation nicht einmal groß beängstigend, sondern sogar noch interessant. Es erinnerte mich stark an einen Pilztrip. Ich merkte, wie ich noch gut betrunken war und sich deshalb das unangenehme Körpergefühl in Grenzen hielt. Da ich aber weiterschlafen wollte, musste ich zwangsläufig konsumieren. Diese Situation werde ich auch nie vergessen, die ist aber bestimmt schon 2 oder 3 Jahre her. Da war ich noch nicht allzu körperlich abhängig. Ich konsumierte aus meiner Flasche circa 2 Milliliter, und es war in etwa so, als würde man von einem absurden Flug in die eigene Psyche wieder auf dem Boden der Tatsachen ankommen. Die Sehstörungen und Halluzinationen verflüchtigten sich, die Geräusche hörten auf und ich wurde wieder normal. Nach einem weiteren Milliliter konnte ich dann auch wieder einschlafen. Eine sehr absurde Erfahrung in meiner GBL-Karriere, so etwas ist auch dann nie wieder in dieser Form passiert.

Nun aber zum wesentlichen dieses Kapitels. Jedenfalls war dann im März 2017 wieder einmal einer der besagten Trinkabende. Mein bester Freund war mittlerweile mit seiner Freundin von zu Hause ausgezogen und hatte nun eine eigene Wohnung am Rande der Stadt. Diesen Abend gab es selbstgekochtes Essen, Bier und jede Menge Spirituosen. Ich übernachte immer bei ihm, damit ich mir das teure Taxi sparen kann und fahre dann am nächsten Tag wieder nach Hause. Ich muss natürlich erstens immer meine Dosen GBL dabeihaben, andererseits natürlich auch meine Abendmedikation, ohne die ich ja gar nicht mehr zum Schlafen komme. Wobei diese in Kombination mit Alkohol ja mit Sicherheit auch nicht das Gelbe vom Ei ist, aber das ist eine andere Geschichte. Zur Erinnerung: abends 160mg Dominal, 7,5mg Zopiclon, 45mg Mirtazapin und die Blutdruckmedikamente Metoprolol sowie Ramipril. Für den Notfall habe ich auch immer noch ein oder zwei Tavor 2,5mg dabei, man weiß ja nie, was passiert. Der Abend verlief ziemlich unspektakulär, wir tranken, aßen und machten uns einfach einen schönen Abend. Allerdings habe ich sehr viel Hochprozentiges getrunken, sodass ich mich an das Ende des Abends nicht mehr erinnern kann. Ich weiß nur noch, dass ich zuletzt auf GBL-Entzug war und mit immer mehr Alkohol versucht habe, die Entzugserscheinungen zu minimieren.

Gegen 1 oder 2 Uhr sind wir dann ins Bett gegangen. Ich schlief diese Nacht ungewöhnlich lange und ohne zwischendurch aufzuwachen, was ja sehr seltsam ist als GBL-Abhängiger. Am nächsten Morgen wachte ich um 11:30 erst auf, was ziemlich spät war. Ich hatte also gut 10 Stunden durchgeschlafen. Ich sah, dass ich aus meiner vorbereiteten Flasche (6ml GBL auf 0,5 Liter Wasser für die Nacht) zwar getrunken hatte, aber nicht wirklich viel. Das passiert seit Jahren schon unterbewusst, so sehr hat sich das in den Alltag integriert. Ich war immer noch hundemüde, ich wusste gar nicht was mit mir los war. Ich schlief noch einmal für eine halbe Stunde ein, bis mein Kumpel mich anrief und fragte, ob ich überhaupt noch lebe, weil es ungewöhnlich für mich ist, nach einem Bierabend um 12 noch nicht wach zu sein, zumal ich normalerweise immer um diese Zeit nach Hause fahre. Ich fühlte mich müde, schlapp, und irgendetwas stimmte nicht mit mir. Ich lag noch auf der Couch und versuchte mich aufzurichten, was nur sehr schwer möglich war. Irgendetwas stimmte mit mir nicht. Mein Kumpel kam ins Wohnzimmer und fing an mit mir zu sprechen. Da fiel mir schon auf, dass ich Wortfindungsstörungen hatte und generell mein Sprachzentrum irgendwie in Mitleidenschaft gezogen war.

Erst machten wir noch Späße, dass ich ja immer noch besoffen sei, da wir es ja so maßlos übertrieben hatten diese Nacht. Ich entschied, dass ich erst einmal eine halbe Stunde klarkommen muss auf mein Leben, und dann nach Hause fahren werde. Mir wurde gesagt, dass ich letzte Nacht gar nicht kotzen war, und ich das vielleicht jetzt mal nachholen sollte, weil es mir so schlecht ging. Ich versuchte aufzustehen, um ins Badezimmer zu kommen, sackte aber direkt wieder zurück auf die Couch. Ich konnte nicht stehen, geschweige denn Laufen. Nun war klar, dass irgendwas im Argen war. Mir wurde etwas zum Trinken gebracht, ich konnte das Glas kaum halten und verschüttete die Hälfte auf den Tisch. Ich fühlte mich wie ein alter, kranker Mann mit Demenz. Mit Unterstützung von meinem Kumpel und seiner Freundin wurde ich dann ins Bad gebracht, um den Versuch zu unternehmen, zu erbrechen. Ich kniete mich vor die Toilettenschüssel, aber es kam nichts. Ich konnte aus eigener Kraft nicht mal aufstehen und gerade so um Hilfe rufen, dass ich wieder ins Wohnzimmer gebracht werde. Ich war ganz gelb im Gesicht und sah aus wie eine wandelnde Leiche.

Auf einmal bekam ich ebenso Sehstörungen, ich konnte nicht einmal mein Handy bedienen. Es wurde gegen meinen Willen entschieden, den Rettungswagen zu rufen. Das wollte ich eigentlich nicht, nun musste ich ja ins Krankenhaus. Aber ich konnte ja weder laufen, geschweige denn irgendwie nach Hause kommen oder Autofahren. Was blieb mir nun anderes übrig? Zu allem Überfluss rief in diesem Moment auch noch meine Mutter an (als hätte sie es geahnt, dass etwas nicht stimmt) und fragte, warum ich immer noch nicht zu Hause war. Mittlerweile waren es 13:30 Uhr. Ich stotterte in den Hörer, dass ich ins Krankenhaus müsse und nicht wisse, was mit mir los sei. Ich konnte mich kaum ausdrücken und war einfach nur ziemlich hilflos. Das schlimmste an der ganzen Sache war, dass ich wusste, dass es zu einem Problem wird, wenn ich ins Krankenhaus komme und irgendwie meine Dosis GBL ja dabeihaben musste. Es durfte aber ja wieder mal keiner wissen. Man sieht, wie anstrengend so eine Sucht einfach ist, vor allem bei einem Stoff dieser kurzen Halbwertszeit.

Der Rettungsdienst kam, machte die klassische Anamnese. Da ich selbst einmal im Rettungsdienst gearbeitet habe, wusste ich, was mich erwartet. Mein Kumpel übergab mich in die Hände des Personals – auf die Frage, ob ich meine Jacke anziehen könne oder den Rucksack mitnehmen darf, kam nur die Antwort, dass es nicht nötig sei. Oh doch, dachte ich mir, denn da war schließlich meine Dosis drinnen. Konnte aber ja keiner wissen, nun blieb mir nur noch meine Tablettendose in der Arschtasche, in der sich noch 4 Kapseln befanden. Das wurde knapp, wusste ich, schließlich war mir ja auch nicht klar, wie lange ich in der Klinik verbringen musste. Dass es zumindest ein paar Stunden werden, war mir bewusst. Ich fing an, es mit der Angst zu bekommen. Allerdings ging es mir so schon schlecht genug, als dass ich mir groß Gedanken um meine Dosis machen konnte. Mir ist schon einmal aufgefallen, dass der Körper in Notsituationen und wenn er „andere Probleme“ hat, wie z.B. bei einer schweren Virusinfektion, länger auf seine Dosis verzichten kann und nicht sofort anfängt, nach dem Stoff zu schreien. Ich hatte in der ganzen Zeit zweimal den Norovirus und auch dort konnte ich keine großen Entzugssymptome feststellen, oder sie wurden durch das ausgeprägte Krankheitsgefühl überlagert, ich weiß es nicht genau.

Jedenfalls nahmen mich die Rettungsassistenten an den Arm und begleiteten mich zum Fahrzeug. Im Treppenhaus war ich sehr wackelig auf den Beinen und war immer kurz davor, umzukippen. Es hätte nicht mehr viel gefehlt, sodass sie mich hätten mit dem Tragetuch abtransportieren müssen. Im Fahrzeug wurde dann die weitere Anamnese gemacht und eine Venenverweilkanüle gelegt, Blut abgenommen, eine NaCl-Lösung wurde angeschlossen und Protokoll geführt. In der Klinik angekommen, lag ich im Ambulanzzimmer und bekam eine weitere Infusion. Ich fand mich dort allerdings gar nicht so gut aufgehoben und ich merkte, dass sie vergessen hatten, die Infusion überhaupt aufzudrehen. Ich konnte allerdings noch so weit denken, dass ich wusste, dass Flüssigkeit mir hilft und ich drehte die Infusion komplett auf. Ich war seit dem gestrigen Abend nicht mehr urinieren (Anurie), welches ein typisches klinisches Bild für diese Erkrankung ist, wobei bisher noch nicht geklärt war, was ich eigentlich hatte. Ich lag bestimmt über eine Stunde im Notfallraum, ehe sich wieder jemand um mich gekümmert hat. Zwischenzeitlich versuchte ich, mich aufzusetzen und Kontakt mit meinem Kumpel aufzunehmen, der mittlerweile im Wartezimmer saß und auf das weitere Vorgehen wartete. Es war mir nur schwer möglich, das Handy zu bedienen, da es mir einfach so dreckig ging. Wort für Wort kämpfte ich mich durch die Bedienung des Touchscreens, um ein Lebenszeichen von mir zu geben und um mich auch bei meiner Mutter nochmal zu melden, die sich ja schon Sorgen um mich machte.
Ich hätte um 17 Uhr auch auf der Arbeit sein müssen, deshalb fragte ich bei meinem Kumpel nach, ob er die Arbeit angerufen hat, dass ich nicht kommen kann. Dies hatte er für mich erledigt. In dem Zustand konnte ich selbstverständlich nicht arbeiten.

Meine Mutter meinte per SMS, dass sie auch gleich ins Krankenhaus kommen wollte; das wollte ich aber nicht und brachte sie auch von dieser Idee ab. Ich mag es nämlich nicht, wenn wegen mir so ein großes Fass aufgemacht wird und ich wollte ja sowieso auch eigentlich so schnell wie möglich wieder nach Hause. Was sollte denn schließlich passieren, wenn ich meine Dosis nicht mehr am Mann hatte, konsumieren musste und zu allem Überfluss auch noch auf Entzug kam bei diesem klinischen Bild?

Das wollte ich mit aller Macht vermeiden. Nach der ersten Stunde im Notfallraum nahm ich eine meiner 4 Kapseln. Ich wusste, dass ich sparsam damit umgehen musste, deshalb nahm ich vorerst nur eine ein. Ich meldete mich bei einem Pfleger, der durch den Raum lief, und fragte nach etwas zum Trinken. Ich hatte auch eine wahnsinnige Mundtrockenheit, mein Mund war so ausgetrocknet, dass ich mich kaum mitteilen konnte. Ich bekam ein Glas Wasser und mit Mühe trank ich nach, um die Kapsel nachzuspülen und meinen trockenen Mund etwas anzufeuchten. Die Zeit verging nur schleppend und bald kam eine Schwester, um eine Urinprobe abzunehmen. Im Liegen konnte ich allerdings nicht pinkeln und aufsetzen bzw. aufstehen war auch so gut wie unmöglich. Ich habe noch nie erlebt, dass ich selbst dermaßen hilflos war und es ist wirklich ein schreckliches Gefühl, so auf andere Menschen angewiesen zu sein, die sich um einen kümmern müssen. Die Schwester schien sehr genervt und als nicht innerhalb einer halben Minute der Urin floss, setzte sie mich unter Druck. Ich teilte ihr vehement mit, dass ich nicht in der Lage wäre, zu urinieren, da ich absolut ausgetrocknet bin und nicht muss. Ein paar Tropfen konnte ich meiner Blase aber dann doch abgewinnen.
Etwa eine viertel Stunde danach kam ein anderer Pfleger, ich musste ins CT. Ich wurde mit der mobilen Liege dorthin gefahren, umgelagert, gescannt und wieder zurück in den Raum gefahren. Was nun dabei rumgekommen ist, wusste ich noch nicht.

Nach einer weiteren halben Stunde und einer weiteren großen Infusionsflasche musste ich endlich mal wirklich auf die Toilette. Ich fühlte mich langsam auch besser und etwas aufgepeppelt und konnte sogar selbstständig aufstehen und auf das anliegende WC gehen. Ich teilte den Pflegern mit, dass ich bitte mit der Ärztin sprechen möchte. Diese kam auch zu mir, erzählte mir wirres Zeug (ich habe nicht wirklich zugehört, da ich einfach nur nach Hause wollte. Krankenhäuser sind für mich nämlich ein rotes Tuch und ich hatte absolut keine Lust auch nur noch eine kurze Zeit dort länger zu verbringen). Sie sagte, dass ich unbedingt noch eine Nacht zur Beobachtung hierbleiben solle und sie mir nicht empfehlen würde, nach Hause zu gehen. Allerdings wusste ich, dass ich erstens meine Dosis nicht mehr dabeihatte und ich zweitens niemals freiwillig eine Nacht im Krankenhaus verbringen würde. Ich wollte einfach nach Hause und in mein Bett, um mich auszuruhen und zu erholen. Das war mir alles zu viel. Psychisch wie auch physisch. Ich schrieb meinem Kumpel eine SMS, dass ich bald wieder auf der Matte stehe.

Ich bekam einen Brief mit für den Hausarzt, da mir dringend geraten wurde, mich zumindest danach bei ihm zu melden und behandeln zu lassen bzw. die Blutwerte zu checken. Zudem musste ich unterschreiben, dass ich gegen den Rat der Ärzte nach Hause gehen wollte. Immer noch wackelig auf den Beinen ging ich ins Wartezimmer, wurde von meinem Kumpel in Empfang genommen und rauchte erst einmal eine Zigarette vor der Türe. Den Brief habe ich erstmal gar nicht weiter beachtet. Ich sagte, dass ich mich gegen ärztlichen Rat selbst entlassen habe. Wir fuhren zurück zu meinem Kumpel, da dort ja auch noch mein Auto stand und meine Sachen lagen. Selbst Autofahren war in meinem Zustand immer noch nicht denkbar und deshalb fuhren wir mit zwei Autos zu mir nach Hause. Seine Freundin mit ihrem Auto und er mit meinem, ich auf dem Beifahrersitz. Zu Hause angekommen waren alle froh, dass nichts Schlimmeres passiert ist und ich legte mich erst einmal ins Bett. Ein Kollege von der Arbeit rief an, was denn überhaupt los sei und ob ich morgen arbeiten könne. Ich hatte am nächsten Tag wieder Schicht. Ich sagte, dass das schon passen würde. War ich natürlich selbst schuld, mich am nächsten Tag in meinem Zustand wieder auf die Arbeit stellen zu wollen.

Aber so wirklich ernst habe ich die ganze Sache immer noch nicht genommen gehabt. Zu Hause, in meinem Zimmer angekommen, nahm ich ein paar ml meines wohltuenden Stoffes und legte mich ins Bett. Schlief erstmal ein paar Stunden bis zum Abend, bis ich meine Medikation erneut nahm und den nächsten Morgen abwartete. Den nächsten Mittag sah ich immer noch wie ausgekotzt aus und trotzdem stellte ich mich auf die Arbeit um 12 Uhr. Viel Leistung konnte ich natürlich nicht bringen, aber es passte schon. Ich war immer noch blass und sah einfach sterbenskrank aus. Allerdings habe ich nun endlich mal den Brief gelesen. Dort stand drin, dass ich positiv auf Benzos, Opioide und sämtliche Sorten von Antidepressiva getestet wurde, wer hätte das gedacht. Ich solle mir in nächster Zeit mal Drogen und Alkohol aus dem Kopf lassen, stand dort drin. Akutes Nierenversagen hatte ich in der Nacht. Ich legte diesen Wisch ein paar Tage später bei meinem Hausarzt vor, der ein großes Blutbild hat machen lassen. Dies war jedoch unauffällig und so konnte ich wieder in mein normales Leben – mit 25ml pro Tag – zurück.

Man muss sagen, dass dies eigentlich ein sehr ernstzunehmender Warnschuss meines Körpers war, dass dies absolut keine Lebensumstände sind, in denen man auf Dauer glücklich und zufrieden werden kann und die in irgendeiner Form gesund sind. Wie der Hausarzt schon zu mir gesagt habe, bin ich im Moment dabei, mein Leben aufs Spiel zu setzen. Ich bin wirklich im zurzeit in einer sehr schweren Phase meines weltlichen Daseins. Aber Sucht ist nicht einfach, sie ist kompliziert, und ich wäre nicht der erste, der daran scheitert und zugrunde geht. Es ist bis heute nicht geklärt, ob dies vielleicht sogar ein Suizidversuch war. Ich kann mir nicht erklären, wie ich auf die Idee gekommen bin, so viele Medikamente zu schlucken. Ich hätte daran wirklich sterben können, aber ich denke, dass es mir auch noch egal gewesen wäre. Ich bin sowieso nicht wirklich lebensfroh, die ganze Sache macht mich einfach nur fertig und es ist schwer, damit umzugehen. Es ist natürlich schon so, dass ich mir selbst Gedanken darum mache, was meine Absicht dahinter war. Denn selbst, wenn man betrunken ist, sollte man sich nicht das Leben nehmen wollen. Wobei ich selbst bessere Methoden finden würde, mich selbst umzubringen, wenn ich es wirklich wollen würde. Es bleibt einfach ungeklärt und schleierhaft, egal. Mal noch sitze ich immer noch hier vor meinem Computer und friste mein Dasein. Mein suchtbestimmtes Leben, das ich nicht wirklich im Griff habe.


Die Neuzeit – das Jahr 2017 bis 2018 und das „Hier und Jetzt“



Nun, mittlerweile schreiben wir das Jahr 2018. Es ist Winter, die Zeit des „einfacheren“ GBL-Konsums, da man immer die Jacke mit sich führt und somit Kapseln einfach mitführen kann. Wie man sieht, bestimmt die Sucht mein ganzes Leben, mein ganzes Empfinden und meine komplette Gefühlswelt. Eigentlich gibt es keine Jahreszeiten mehr, sondern nur Phasen, in der sich die Sucht von der Konsumart unterscheidet. Nun bin ich seit einem Jahr Single, habe aber auch nicht wirklich Interesse an einer festen Beziehung. Wenn ich alleine schon daran denke, wieder einen neuen Menschen kennenzulernen, vor dem ich die Sucht geheim halten muss und mir jeden Tag aufs Neue zu überlegen habe, wie und wann ich konsumiere, ohne dass diese Person es mitbekommt. Aber das kennen wir ja schon. Eigentlich bin ich ein richtiger Profi darin, heimlich zu konsumieren.
Es ist nicht so, dass ich keine neuen Leute kennenlerne, im Gegenteil, viele Dinge machen mich einfach sehr traurig. Zum Beispiel die Tatsache, dass ich Frauen kennengelernt habe, die schon ein abgeschlossenes Medizin- oder Psychologiestudium hinter sich haben. Letzteres war immer mein großer Traum, der mir aber leider verwehrt blieb und auch immer bleiben wird. Immerhin hatte ich eine Ärztin kennengelernt, die auch so gerne Medikamente zu sich nimmt, wie ich und die ich überreden konnte, mit mir shoppen zu gehen, um Benzos zu kaufen. Mittlerweile habe ich wirklich einen sehr großen Vorrat angespart, mit dem ein Entzug im Falle des Falles möglich wäre. Vor allem muss man ja immer damit rechnen, dass einem mal das GBL ausgeht und dann muss man ja vorbereitet sein. Was, wenn eines Tages der beste Shop des Internets zumacht und/oder mein Notvorrat zur Neige geht? Wenn ich gar meine Dosis vergesse oder der Fall eintritt, dass ich länger als erwartet irgendwo bleiben will und mir etwas fehlt? Ich bin auf die gröbsten Fälle zwar vorbereitet, aber es kann immer etwas passieren. Summa summarum kann man nirgendwo spontan hin und man muss immer davon ausgehen, dass der Entzug vor der Türe steht.
Nachdem ich die Ärztin überredet hatte, mit mir einkaufen zu gehen, habe ich die Entscheidung getroffen, mich ihr anzuvertrauen. Ihr zu gestehen, dass ich einen Abusus habe und aus diesem Grund auch die Benzos haben wollte. Ich fuhr erneut in die größte Stadt in NRW und trank einen Kaffee mit ihr. Sie hörte mir zu und ich fühlte mich verstanden, ich druckte ihr noch einen Patientenbericht aus, den ich im Internet gefunden hatte sowie Informationen zu dem Stoff an sich und seine Wirkungsweise. Sie sagte, dass sie sich das dann zu Hause einmal in Ruhe durchlesen wollte und sagte mir, dass ich diese Ausdrucke am besten auch für den Notfall irgendwo aufbewahren solle. Zumindest das Familienmitglied, dem ich mich anvertraut hatte, solle Bescheid wissen und für den Ernstfall Zugang zu diesen Informationsblättern haben.

Im Endeffekt ist die ganze Sache nur eine Frage der Zeit. Ich weiß, dass ich ein sehr großes Problem habe. Es ist bekanntlich der erste Schritt, dazu zu stehen, aber leider nicht der letzte. Ich muss das früher oder später anpacken. Ich denke nicht, dass ich alleine zurechtkomme, ein Entzug in einer Klinik wird unabdingbar sein. Allerdings habe ich wahnsinnig Angst vor dem Entzug, dem mit absoluter Sicherheit bevorstehenden Delirium sowie dem jahrelangen, psychischen Druck, unter dem ich stehen werde. Eine Sucht ist bekanntlich niemals zu 100% heilbar und man wird für den Rest seines Lebens dagegen ankämpfen müssen. Ich weiß nicht, wie ich das bewältigen soll. Es wird ein harter Kampf.
Was mir vor allem auch noch große Angst macht, ist die Tatsache, dass man irgendwie mit Tomaten auf den Augen durchs Leben geht. Immer und überall ist man drauf, man ist komplett abgestumpft und Gefühle sickern nur ganz selten mal durch. Eigentlich bekommt man überhaupt nichts mehr von seiner Umwelt mit. Man ist unkonzentriert und alles dreht sich nur noch um den Konsum. Ich weiß gar nicht, wie ein Leben ohne den Konsum funktionieren soll. Meine Psyche ist jetzt seit Jahren darauf konditioniert, jede Stunde meine Dosis zu kriegen.

Mein Körper schreit danach nach dem Zeug. Ich weiß gar nicht, wie ich das jemals wieder aus meinem Kopf kriegen soll. Ich bin zwar psychisch sowieso schon krank, aber durch den Konsum der ganzen Drogen, vor allem auch des GBLs, bin ich einfach nur komplett abgestumpft. Keine Emotionen mehr, keine Empfindungen. Ich bin einfach nur ein lebendiger Körper, der vor sich hinsiecht und nach der Erlösung sucht. Ich bin schon ziemlich stark lebensmüde, sehe keinen Sinn mehr in meinem Dasein, weiß nicht, wie es weitergehen soll. Vielleicht kriege ich mein Leben ja früher oder später wieder auf die Kette, wer weiß. Aber im Moment bin ich in der schwersten Phase, die ich je durchmachen müsste. Und das, obwohl ich sowieso schon seit weit über 10 Jahren depressiv bin. Die Drogen haben auf kurz oder lang alles nur schlimmer gemacht. Mir fallen mittlerweile so viele Dinge ein, die ich hätte anders machen sollen. Ich hatte schon früher zu Schulzeiten irgendwie keine Perspektive im Leben und einfach kein Interesse an irgendetwas. Mittlerweile fallen mir wie gesagt so viele Dinge ein, die hätten anders laufen müssen und sollen, warum habe ich überhaupt damals mit Drogen angefangen und was wäre gewesen, wenn ich früher in der Schule besser aufgepasst hätte oder gewusst hätte, was mein Lebenssinn ist?

Drogen und Medikamente können sehr hilfreich sein und man kann viel durch sie lernen, aber so wie es bei mir geendet ist, sollte es niemals sein. Das empfehle und wünsche ich niemandem. Man sagt ja bekanntlich immer, dass man hinterher meistens schlauer ist, aber das es mal so ausartet, hätte niemand gedacht. Vor allem würde mir das auch niemand zutrauen. Manchmal wünschte ich einfach, ich wäre nie geboren worden. Ich weiß, dass ich ein Problem habe. Ich muss es anpacken. Aber erst morgen.


Fazit



GBL ist eine mächtige Droge. Ich habe noch keine Berichte von Leuten gelesen, die so lange drauf waren wie ich oder gar länger. Ich weiß nicht, was das schlimmere von beidem ist – die Tatsache, so lange drauf zu sein oder die Tagesdosis. Diese ist zwar nicht allzu hoch bei mir, aber es reicht, um mein Leben zu zerstören. Ich bin zwar nicht in der Gosse gelandet, aber ich habe das Gefühl, dass es nur noch bergab geht. Mein einziger Sinn besteht aus der nächsten Dosis. Die Halbwertszeit ist einfach nur unsagbar kurz und die ganze Angelegenheit ist verdammt anstrengend, das könnt ihr mir glauben. Mein ganzes Leben besteht nur noch aus einem einzigen Versteckspiel. Ich verstecke die Sucht vor meinen besten Freunden und meiner Familie, nur zwei Leute haben jemals davon erfahren. Oft sitze ich alleine und einsam in meinem Kämmerchen, und ritze mich. Damit ich überhaupt nochmal irgendwelche Gefühle empfinden kann. Wenn man das Gefühle nennen kann – es sind zumindest körperliche Empfindungen. Wenn man absolut nichts mehr fühlen kann, will man zumindest irgendetwas spüren, und das ist Schmerz.

Das liegt natürlich nicht nur an meiner Drogensucht, sondern vor allem an meinem psychischen Zustand. Ich weiß, dass es keine Lösung ist, sich zu ritzen, aber ich möchte mich manchmal einfach selbst spüren. Immerhin schalte ich mich den ganzen Tag schon mental komplett aus. Ich lebe in einer Scheinwelt. Ich mache mir selbst etwas vor. GBL schien wie eine Lösung, für den Moment hat es auch immer gut geholfen, und es hilft auch immer noch. Mittlerweile hilft es aber nur noch, nicht auf Entzug zu kommen.

Die anfängliche Euphorie und das tolle Gefühl ist schon lange vorüber. Wie schnell man in eine Sucht schlittert, habe ich vor einigen Jahren schon einmal erfahren dürfen mit Tramadol. Ich schrieb hier den Erfahrungsbericht „Aus der Depression in die Depression“, immerhin bin ich schon lange von dem Zeug weg. Allerdings hat es mich nun noch wesentlich härter getroffen. Ich behaupte mal, dass GBL mit das schlimmste ist, was ich mir in meinem Leben antun konnte. Ich weiß nicht, was schlimmer ist – der harte bevorstehende körperliche Entzug oder meine angefressene Psyche. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemals wieder aus meinem Gehirn gelöscht zu kriegen. Immerhin bin ich jetzt seit Jahren darauf konditioniert, immer und überall jede Stunde meine Dosis nehmen zu müssen. Das ist wie eine Folter, die man sich selbst antut. Ohne eine langdauernde Therapie werde ich niemals davon loskommen können, schätze ich. Ich bin sozusagen komplett von der Rolle. Mein Hirn und meine Rezeptoren sind an den Stoff so gut eingestellt, es gehört für mich zu meinem normalen Leben dazu, so wie Wasser, Nahrung und der tägliche Toilettengang. Man hat sich darauf selbst zu hundert Prozent konditioniert. Ich bin Borderliner, Substanzmissbrauch ist auch eine von vielen Symptomen.

Es zeigt auf jeden Fall, dass man auch als drogenabhängiger gut in die Gesellschaft integriert sein kann und nicht unbedingt in der Gosse landen muss. Allerdings hätte ich nie gedacht, dass ich mal so viel Geld für Medikamente und Drogen ausgeben würde. Eigentlich gebe ich nur dafür mein ganzes Geld aus. Was könnte ich mir alles kaufen, wenn ich überlege, wie viele tausende Euros jetzt schon in den Osten gegangen sind, nur wegen eines Reinigungsmittels. Aber man kauft einfach, ohne nachzudenken. Man braucht es ja, da überlegt man nicht. Wie man ja immer wieder liest, ist der gesunde Menschenverstand der Sucht untergeordnet, und das kann ich nur bestätigen.

Ich danke allen, die bis hierher durchgehalten und meinen Bericht soweit verfolgt haben. Ich hoffe, dass ich ein wenig Aufschluss geben konnte, was so eine Droge mit einem anstellen kann und vielleicht erkennt sich der ein oder andere ja auch selbst wieder. Wenn vielleicht nicht mit dem GBL, dann mit einer anderen Substanz. Es ist wahnsinnig mächtig dieses Reinigungsmittel. Passt auf euch auf.

Ich werde diesen Bericht aktualisieren, sobald es etwas Neues bei mir gibt.

 
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 19.02.18 12:46
So einen ausführlichen Bericht habe ich noch nie gelesen...
Du hast so ziemlich jeden Aspekt einer Sucht aufgegriffen. Ich kann mich in vielen Punkten des Berichts wiederfinden.
Von GBL war ich nicht sonderlich lang abhängig, da ich noch ziemlich jung war wo die Sucht kam und mir der Stoff einfach ausging. Der Entzug ging bei mir auch nur 2 Tage und dann ging es mir wieder besser. Das ist natürlich kein Vergleich, aber falls du mal entziehst, wird dieser richtig brutal aber halt nicht sonderlich lang.
Was lange dauern wird, ist sich daran zu gewöhnen ohne diesen Stoff klar zu kommen und deine Hirnchemie wieder zu ordnen. Aber ich bin mir ziemlich sicher das, das Leben deutlich besser ist wenn man keine Abhängigkeit hat. Logisch eigentlich, aber ich selbst kenne das alles vom Heroin. Man kann ein gutes Leben neben der Sucht führen, aber es schränkt einen schon ein und die Persönlichkeit ändert sich natürlich auch, man selbst bekommt es halt kaum mit..
Naja, ich hoffe einfach das du irgendwann die Kraft findest das GBL aus deinem Leben zu streichen!
Du verschwendest im Moment halt wertvolle Ressourcen, aber das scheint dir ja selbst klar zu sein. Ich hatte das ca. ein Jahr lang, also das ich bemerkte das ich wirklich ein Problem habe und was ändern muss. Es lief aber alles ganz gut und deswegen wollte ich einfach nicht aufhören.
Aber im Endeffekt bin ich froh entgiftet zu haben und einigermaßen clean durch das Leben zu gehen!
Ich denke bei dir wird das nicht anders sein, auch wenn du einen Haufen Medikamente nebenbei am Start hast, die eventuell auch noch auf die Dauer weg müssen. Aber einen Schritt nach dem anderen, wie gesagt, viel Kraft und Glück wünsche ich dir.

Lg Eule
Wir kommen durch den Schornstein rein wie Santa,
doch wir haben Hochsommerzeit und keinen Dezember!
Du studierst gerade Jura im sechsten Semester,
doch heute gibt es Bordstein in deiner Mensa!
Abwesender Träumer

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  Geschrieben: 19.02.18 16:16
Sehr guter Bericht!

Ich denke aber dass es kein bdo war das hat für mich immer nur ganz leicht chemisch und eher angenehm gerochen. Ich wünsche dir sehr dass du es schaffst von GBL loszukommen das ist doch kein Leben als GBL abhängiger, ich kenne GBL zwar nicht nur bdo und war da auch nur 1-2 Monate drauf habe aber einen Eindruck bekommen. Zum Glück war es nie so ganz mein Fall und ich hatte keinen Rückfall mehr.

Neulich hat mir jemand erzählt dass ein bekannter der Lange GBL abhängig war und mittlerweile aufgehört hat jetzt üble körperliche Probleme hat, seine Zähne sind alle kaputt, die Kiefer Knochen haben sich zurückgebildet, seine Speiseröhre ist ziemlich kaputt und er kann sich größtenteils nur künstlich ernähren, außerdem hat er Probleme mit der Lunge. Echt angsteinflößend und ein guter Grund damit aufzuhören/nicht wieder anzufangen. Wünsche dir alles gute!

 
Ex-Träumer
  Geschrieben: 19.02.18 16:34
Warum steigst du nicht auf Benzos um?
 
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 19.02.18 18:03
Das wäre einfach nur umsteigen auf etwas anderes und das Grundproblem wird damit auch nicht besser. Zwar sind Benzos wahrscheinlich um einiges gesünder und er schrieb ja auch das er Benzos zu Hause hat und auch versucht hat auf legalem Wege welche zu bekommen.
Ich würde eine Therapie mitsamt Entgiftjng in einer Einrichtung machen,die sich mit GBL auskennt. Ansonsten bringt das alles nichts,tut es im Moment ja eh nicht, da er ja eigentlich gar nicht aufhören will, wie er selber geschrieben hat..
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Ex-Träumer
  Geschrieben: 19.02.18 19:56
Natürlich wäre das Umsteigen. Von einer kurzwirksamen Droge, die den Körper zerstört und das gesamte Leben im Stundentakt regiert auf eine längerwirksame, die den Körper nicht zerstört, ebenfalls das Leben regiert, aber nur 1-3 Einnahmen pro Tag benötigt, die diskret in den Tagesablauf integriert werden können. Dass eine Abhängigkeit von gabaergen Substanzen komplett beschissen ist und Anonym einen Entzug machen sollte, brauchen wir nicht diskutieren. Das war aber gar nicht meine Frage. Hat mich nur interessiert. Naja, egal...

Zum TB selbst weiß ich nicht, was ich sagen soll.
 
Traumland-Faktotum

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  Geschrieben: 19.02.18 23:58
Super Bericht! Du beschreibst gut, wie es ist, das zu verheimlichen.

Mit Benzos alleine substituieren, halte ich für zwecklos.
1. Wirken Benzos genau wie Alk dann kaum noch.
2. Braucht man Unmengen davon.
3. Brauchen die ewig, bis sie wirken. (also nimmt man bis dahin Gbl und wie das weitergeht, kann man sich denken, denn die Entzugserscheinungen treten ja bei GBL relativ schlagartig auf) Evtl. hilft sowas wie Midazolam iv (keine Empfehlung!)

Stationär ist Pflicht! Der Entzug kann tödlich sein (Delirium) und deine Beschreibung des "Trips" ist für mich eindeutig ein Anzeichen, dass du in die Richtung steuerst. Andere Betroffene mussten ins künstliche Koma gelegt werden (auch Leute aus den Foren). Aber bei dir ist die Dosis noch recht gering, also versuch es, solange es geht. (Die Anurie wird dich eh zwingen, das stationär zu machen ... hoffe ich)

Also alles Gute und weis dich bitte ein. Ich habe es selbst hinter mir, habe auch gekrampft und alles mitgenommen, was der Entzug so bietet und überlebt - anderen ging es nicht so gut (Gibt da eine gute Doku über eine Britin, die mal Model war und durchs Gbl erst entartet wurde - auch äu´ßerlich sowie psychisch und wie es endete, kann man sich ja denken).

Du meinst zwar, KHer wären ein rotes Tuch, aber lass dir gesagt sein, in dem Fall ist es besser.

@Abnormal: Lieber ein GBL Entzug, als der selbe Entzug über Monate durch Benzos. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie viele Diaz er futtern müsste ...

Ach und falls du doch kalt entziehen willst : Alkohol hilft nur zum Schlafen, das Körpergefühl, das Kopfgefühl, die Trübung, die Halluzinationen etc. hat man trotzdem (man nimmt es nur nicht mehr so stark als beängstigend wahr) und die Krampfgefahr ist deshalb nicht geringer ... und du hast recht, es ist nur eine Frage der Zeit. Also sei so stark, steh deinen Mann und wähle selbst den Zeitpunkt, wann es zuende sein soll, bevor es durch äußere Umstände unvorbereitet eintritt.


E: Das "eieiei" fand ich herrlich :D du kennst doch sicher diese optisch akkustische Halluzination bei einer OD, wenn es so "whooop whooop" macht und man immer kurz wegknickt, aber nochmal zu sich kommt und man merkt, es ist zu viel, es aber nicht wollte. Da hab ich auch immer eijeijei gesagt (allerdings nicht geschrien) ^^
 
Traumländer



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  Geschrieben: 20.02.18 00:48
Lieber anonym, Dein Bericht berührt mich sehr!

Ich habe noch nie eine so ausführliche Schilderung einer Suchthistorie gelesen. Was Du schreibst klingt sehr reflektiert, ehrlich und intim. Dein Weg in die Abhängigkeit ist absolut nachvollziehbar. Ich finde es bewundernswert wie offen Du darüber schreibst – dazu hast Du wirklich ein Talent, Dich hervorragend auszudrücken und fesselnd zu schreiben. Mir erscheint es so, dass dieser Schritt, sich hier so detailliert zu äußern, der erste, wichtigste und vielleicht mutigste Schritt ist um Dich selbst aus dieser Scheisse herauszuziehen. Sich die Dinge selbst einzugestehen ist die größte Hürde, die es zu überwinden gilt – und die scheinst Du gerade mit Bravour zu nehmen! Ich denke, das alleine sollte ein Grund für Dich sein um stolz zu sein.

Leider kann ich Dir keine Tips für den Entzug geben, da mir hierfür die Erfahrung fehlt. Aber ich möchte Dir sagen, dass Du ein ungeheures Potenzial in Dir trägst, dass Du momentan lediglich nicht wahrnehmen kannst. Ich bin fest davon überzeugt, dass, wenn Du es schaffst diese Abhängigkeit zu überwinden, Du einen tieferen Zugang zum Leben finden kannst als die allermeisten Menschen. Die wenigen wirklich gereiften Charaktere, die auf diesem Planeten wandeln, haben fast alle irgendwann den Abgrund geküsst.

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und Mut um Dir jetzt die (professionelle) Hilfe zu holen, die Du brauchst um aus dem Teufelskreis auszubrechen.

Es würde mich sehr freuen, in Zukunft von Dir zu lesen, dass die Dinge für Dich einen positiven Verlauf nehmen. Ich drück’ Dir fest die Daumen!
 
Traumland-Faktotum

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  Geschrieben: 20.02.18 10:50
Wir wissen doch gar nicht, ob wir von ihm weiter lesen werden. Es wird schon einen Grund haben, warum es anonym ist. Außerdem ist man meiner Erfahrung nach dann nüchtern ganz anders. Liest sich ja auch im Text, dass ihm dann der komplette Antrieb fehlte.

Apropos Tips für den Entzug.. solltest du doch kalt machen, wovon ich nur ausdrücklich abraten kann (es geht um dein Leben und zwar nicht metaphorisch sondern wortwörtlich), dann hier ein paar Tips:

-Mach dir einen Plan, wie du die letzten Tropfen zu dir nimmst
-Mach dir Gedanken, womit du die Entzugszeit füllst
-Versuche alles wichtige zu verschieben
-Räume vorher auf (danach wird es noch nämlich viel schlimmer aussehen)
-Deck dich mit Verpflegung ein, die du auch runterwürgen kannst (bei mir hat sich bewährt: Pizza, Suppe, Gurke, Wasser, Saft zum Mischen)
-Besorg dir Hilfsmittel (Bei mir geholfen hat: 1-3x 0,7L Vodka/d, Benzos - 100mg Diaz/d oder 10mg Loraz/d, kein Cannabis, Krampfschutz, als Raucher Tabak, mehrere Kotzeimer :( ... Bier braucht man gar nicht erst versuchen, man bekommt nicht schnell genug die entsprechende Menge runter)
-Leg dir ein Notfallplan zurecht (am besten ist jemand, der auf dich aufpasst)
-Am 7. Tag nach der letzten Dosis war es immer vorbei

und nochmal STATIONÄR IST DAS RATSAMSTE.
Das Zeug wird dich nicht nur psychisch zerstören, es hinterlässt auch physische Schäden und das nicht nur organisch. Wieviel Flüssigkeit trinkst du dazu? Sicher genug damit es verdünnt wird. Das kann Wassereinlagerungen verursachen. Das Dehnungsstreifen. Im Entzug wirst du nichts zu dir nehmen können, es entsteht ein Reboundeffekt. Der Schließmuskel wird in Mitleidenschaft gezogen (Anurie) nicht zu vergessen die organischen Schäden. Es gibt genügend Gründe, es zu beenden. Wenn du willst, schreib mir per EMail (Keine Sorge - ich halte dich natürlich anonym)

LG und alles Gute

E: Die Dosen beziehen sich auf meinen Highdose Konsum ... du bräuchtest runtergerechnet vielleicht 1/4 oder 1/5 davon.
 
Anonym
» Thread-Ersteller «
  Geschrieben: 20.02.18 22:56
Hallo,

besten Dank für Euer Feedback.

Dass Drogen die Persönlichkeit verändern, habe ich schon so oft gelesen, aber mich würde hier mal interessieren, wie sich das genau bemerkbar macht? Was denkt ihr, was sich verändert, bzw. was ist bekannt?

Ich weiß selbst, dass ich sehr abgestumpft bin und gefühlskalt, aber das war ich vorher eigentlich auch schon, da ich ja Borderliner bin. Es ist nur vielleicht noch ein Stück weit schlimmer geworden.

stillermitleser: Ich habe eine Bitte um Kontaktaufnahme gestartet.

Was meinst du mit physischen Schäden? Was wird in meinem Körper da genau abgehen? Organische Schäden? Und ich dachte immer, dass GBL keine negativen Langzeiteffekte zurücklässt.

Ja, ich trinke viel Wasser, aber Einlagerungen gibt es da nicht bisher (wüsste jedenfalls nichts davon) - und viel trinken ist doch eigentlich gesund, oder?!

Weil jetzt mit meinem Konsum geht es mir ja gut, und auch die Blutwerte beim großen Blutbild waren voll in Ordnung, was mich ziemlich gewundert hat muss ich sagen, bei meinem langen Konsummuster...

Ich werde mal schauen, ich bin im Moment akribisch am notieren, wie viel ich konsumiere und wann, und werde dann mal versuchen, die Dosis zu reduzieren und mit meinen Medis dagegen anzukommen. Mal schauen, ein Versuch ist es Wert, und abbrechen kann ich ja immer noch....
 
Traumland-Faktotum

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3 Tripberichte

  Geschrieben: 21.02.18 12:23
Das ist ganz einfach beantwortet. Kennst du die Geschichte mit den 3 kleinen Schweinchen? Eines baut sich ein Haus aus Stroh, das schnell fertig ist und dann lange Zeit hat zum faulenzen, eines baut es sich aus Holz, hat nicht so viel Zeit zum faulenzen aber immer noch genug und das 3. aus Stein und hat keine Zeit, arbeitet nur, aber hat dann als ein Sturm kommt ein sicheres zuhause und kann es genießen. Wir werden alle zum Steinhausschwein erzogen. Drogen lassen uns zum Strohschwein werden.

Alles was während der Konsumzeit mehr Spaß gemacht hat, als es natürlich möglich wäre, wandelt sich natürlich nach dem Aufhören. Dieser Effekt wird antrainiert. Irgendwann ist alles nur noch langweilig, man sucht den leichtesten Weg. Man erreicht auf gut deutsch nicht mehr das Glücksgefühllevel, welches man mit Stoff erreicht hat. Oder man braucht sehr viel Zeit und Geduld dazu und die hat man sich abkonditioniert, weil es einfach schneller ging, ein paar ml ins Glas zu kippen und in 2-5 Minuten wird man zum Entertainer, Sexmonster, besseren Menschen etc pp.
Man weiß dann die einfachsten Sachen nicht mehr zu schätzen (neurologisch bedingt), ist vielleicht nur noch deprimiert, der Kontakt mit anderen fällt schwerer, all das was man kompensiert hat, kommt durch den Boomerang/Yoyo Effekt in potenzierter Härte zurück und so verändern Drogen Menschen.

Das ist eine Erfahrung, die wohl viele hier gerne missen würden. Noch mehr machen werden, weil sie denken, sie können es besser und wohl bis zum Tod der Menschheit weiter statt findet (wenn auch in anderer Form).

Man kann sich nur bewusst machen, wie gut man es eigentlich hat. Denn das Gehirn blendet mit der Zeit negative Erinnerungen aus, bzw sie verblassen und man denkt "hey, mit GBL war ich doch in dem und dem Punkt viel besser, warum nicht nochmal?" ... das ist das Suchtgedächtnis.


Zu den anderen Themen schreib ich dir persönlich.

E: Hab geantwortet
 

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