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Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 14.06.18 23:59
Hallo,

da in letzter Zeit leider alles schief läuft, was schief laufen kann und ich täglich mit Mischzuständen zwischen Heulen, Schreien, Nervenzusammenbruch und unendlichem Hass auf alles - speziell gegenüber meiner Person bin - konfrontiert bin, bin ich am Ende mit dem, was ich tun soll. Vorweg: ich bin keinesfalls suizidal. Versprochen. Wie es im Psychojargon der Ärzte heißt "Patient ist vollkommen absprachefähig". Aber ich stehe kurz davor, mich nach Heroin umzuschauen und das will ich aus Gründen, die jeder kennt, auf alle Fälle vermeiden. Ich will einfach mal wieder das Gefühl von Glück oder Freude erfahren. Mir ist aber bewusst, wohin die Reise mit Heroin geht. Ich möchte es vermeiden aber sehe kein Licht.

Meine "Freunde" lassen mich im Stich, außer "guter Besserung" oder "wenn es unbedingt sein muss, komme ich vorbei" gibt es nicht viel zu holen. Ich habe versucht, neue Menschen kennenzulernen aber in der Online-Kennenlernwelt ist alles so unfassbar oberflächlich und niemand möchte sich mit Menschen abgeben, die nicht zu 100% perfekt sind oder gar psychische Probleme haben. Offen mit psychischen Problemen umzugehen endet immer in Abstand und netten Umschreibungen von "damit will ich nichts zu tun haben". Ich habe es sogar verheimlicht (was irre schwer ist) und wurde dann nach Wochen - selbst mit viel Sex und Rumgeknutsche - einfach mit den Worten "sorry, ich habe keine Lust auf deine Probleme" abserviert, obwohl ich nichts außer ein wenig Verständnis und Rücksicht erwartete. Meine Frusttoleranz ist nicht mehr existent, da alle neuen Erfahrungen immer negative Bilanzen ziehen.

Durch total bescheuerte Brüche in Beinen und Füßen (Stressfrakturen, googelt es mal...) ist Sport oder "irgendwas draußen" für 6-10 Wochen keine Option. Ich bin an den Rollstuhl gefesselt. Als Mensch, der seine Sorgen mit lauter Musik gern am Seh wegspazierte.

Alkohol will ich nicht wieder anfangen, da dieser Depressionen nur verschlimmert. Heute musste ich ihn (in Maßen: 3 Drinks) aber mit Benzos kombinieren, weil ich sonst abgeklappt wäre. Benzos helfen nur bedingt, meine beiden Antidepressiva lassen mich im Stich und aus Erfahrung weiß ich, dass es gerade die Einläutung einer Talfahrt ist.

Was kann ich tun oder von meinem Psychiater erwarten? Neuroleptika? Von mir aus bin ich lieber ein Roboter, statt diese belastenden Gefühle erleben zu müssen.

Morgen bekomme ich potentes Kratom und e. mulungu. Ich hoffe, diese helfen ein wenig...
 
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 15.06.18 00:27
alter verwalter, nias; was machst du denn für sachen...? dir gehts körperlich u psychisch dreckig und willst dich wegmorphinisieren...?!? du siehst ja hoffentlich selbst, daß das mittel- und langfristig nicht funktionieren KANN, aber auch kurzfristig nicht wirklich helfen wird...

was du brauchst is stabilität und anker, perspektiven und hoffnung...bei der vielzahl an baustellen kann dir wirklich nur ein psychiater wirklich gut weiterhelfen...ich schreib eh schon öfters in threads ein paar substanzenunabhängige tips für ein stabilisierteres leben...ich verlink dir jetzt mal einen...

vll hilfts dir ein bißchen...zum reden sind wir hier schon auch da; also vll magst ja mal hier auch ein bißl belastendes ablassen...wenn du drogen oder medikamente brauchst, um dich zu stabilisieren, dann mach das wenigstens so vorausschauend, daß dir dann nicht die übelsten rattenschwänze hängenbleiben und die situation nur noch verschlimmerst...heroin; das is ja wie den teufel mit dem beelzebub austreiben...

vertrau dich einem psychiater an und mach dich auf einen langen, vielleicht schmerzvollen, aber am schluß wirklich lohnenden weg gefaßt, um dein leben wieder so zu leben, wie du es dir eigentlich vorgestellt hast...

keep on writing...

wünsch dir nur das allerbeste...

love, peace & unity
pivo
kopf aus, herz auf...
Traumländer

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  Geschrieben: 15.06.18 00:35
zuletzt geändert: 15.06.18 11:26 durch Svastika (insgesamt 1 mal geändert)
Abend General Mischzustand (:D Sry, bin auf Lyrica)

Warst du denn schon mal auf Heroin, oder wie kommst du auf die Idee?

Ich bin vor 8 Jahren drauf gekommen (Also auf Opiate alles gängige andere
wie Amphe, Pillen,... nehme ich schon wesentlich länger)

...Seitdem war ich etwa 6 Jahre drauf und
2 Jahre(nicht am Stück) clean.

Momentan bin ich drauf und kann nur sagen, dass es auf langer Sicht alles nur noch
schlimmer macht.

Klar woanders ist das Gras immer grüner: Ist man clean sehnt man sich nach den
schönen Gefühl und blendet die negativen Effekte aus.

Ist man aber gerade drauf würde man sich wünschen clean zu sein und die Freiheit zu
haben Tage nichts zu nehmen ohne das einen der Affe einholt, usw..

Ist beides nicht das Wahre, aber unterm Strich wäre ich lieber clean (vielleicht nur weil
ich gerade voll drauf bin haha :D)

Probiere es halt mal mit anderem Antidepressiva?
Hab mir das Schlüsselbein und paar Rippen gebrochen und kann bestens
nachvollziehen wie sehr man Sport vermissen kann....
Wollte heute mit Kurzhanteln Bankdrücken mit extrem wenig Gewicht
-->schon nach der zweiten Wiederholung habe ich frustriert aufgegeben..

Fress´ halt mal ein Teil (oder besser nicht die Tage danach werden
bei deiner Vorgeschichte bestimmt kein Zuckerschlecken^^...)

Jetzt fällt mir nur noch Lyrica/Gabapentin ein.
Bei mir wirkt das Wunder hab den ganzen Tag gute Laune.
(Ich zieh das schon seit 12 Monaten durch)
Wenn die Dosis/Tolleranz zu hoch wird muss ich nur ein Tag
aussetzen und es haut wieder böse rein.
Ist nicht unbedingt zu empfehlen, da es körperlich Abhängig
Nacht...

Aber bei deiner Situation würde ich das gerne in kauf nehmen...


 
Kommentar von Svastika (Moderator), Zeit: 15.06.2018 11:26

Konsumempfehlungen sind hier verboten, Verwarnung.
 
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Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 15.06.18 01:00
zuletzt geändert: 15.06.18 01:45 durch Nias (insgesamt 1 mal geändert)
Mir ist absolut klar, dass Heroin den Anfang vom Ende einläutet. Ich will das nicht! Es geht mir momentan aber einfach so, dass ich dem Leben nicht viel Positives abgewinnen kann. Die Frage ist dann: "was außer Suizidalität fehlt nach unten hin noch?". Da bleibt nicht viel bzw. ich sehe nicht viel, was noch schlimmer werden könnte. Finanziell sieht es gut aus. Das war es dann aber auch schon.
Freunden bin aber offentlich zu anstrengend, obwohl ich immer bei ihren Problemen für sie da war, meinen Eltern (beide psychisch krank, von ihnen hab ich die Scheiße auch geerbt) kann ich die ganze Wahrheit nicht zumuten, weil sie dann nur wie Kletten an mir hängen und ich ihrer Hilfe leider gar nichts abgewinnen kann. Dann schieben die Angst und Panik, helfen mir aber auch überhaupt nicht. Sie versuchen es zwar, die Hilfe kommt aber nicht an.

Ohne Kratom wäre ich heute nicht mehr da aber das ist im Grunde nur entry-level, was Opioide angeht. Mein Psychiater stellt sich schon quer, wenn ich schon damit anfange, dass manche Situationen ohne Tavor unmöglich zu meistern sind und meine Ängste das ganze Leben und Dasein einschränken. Vom Kratom weiß er nichts. Wenn ich da morgen anrufe, werde ich hören "ja, nehmen sie mehr von SNRI". Leider potenzieren SNRI bei mir Aggressionen. Sowohl mir als auch anderen gegenüber. Die Situation verbessern tun sie jedenfalls nicht. Eigentlich wirken sie nur auf das Gedankenkreisen meiner generalisierten Angststörung. Durch die SNRI-bedingte Mundtrockenheit sind meine Zähne in einem mittel-katastrophalen Zustand. Mehr SNRI = mehr Karies und mehr Schmerzen. Egal, wie gut ich pflege und egal, ob ich auf Cola und andere Säure-/Zuckerbomben verzichte. SNRI helfen zum Teil, können Phasen wie diese aber nicht annähernd so gut aufbessern wie Opioide. Natürlich gefühlt. Wir alle hier wissen, dass Opioide es langfristig nur verschlimmern.

Antidepressiva habe ich alle durch. SSRI waren Totalkatastrophen, bei den tryzyklischen schlug nur Mirtazapin zum Schlafen an, Elontril wirken schlechter als Placebos. SNRI habe ich auch mehrere durch. Mein Doc wusste da nicht mehr weiter.

Morgen rufe ich bei meinem Psychiater an und hoffe, dass das schnell etwas wird.

Ich war 4 Jahre in einer Psychotherapie. Die Therapeutin hat mich - nachdem ich ein Jahr lang dem Schnaps verfallen war - umgehend rausgeworfen, weil ich mal einen Blister Morphin hatte und probierte. Unverantwortlich, da ihre Therapie zu nichts führte und ich Morphin nur aus reinster Verzweiflung probierte.

Ich habe das Gefühl, alles durchzuhaben, was die Schulmedizin mir bietet. Es hilft mir aber irgendwie nicht. Ich habe sehr viel Kraft in Freunde/Freundinnen investiert aber letzten Endes kam nur Leid dabei rum.

Lyrica habe ich ein Jahr verschrieben bekommen. Die ersten Wochen waren toll. Jetzt auf 20 g Kratom/Tag merke ich vom Lyrica leider überhaupt nichts mehr. Die Euphorie war anfangs schön aber ich bekomme sie zwischen 100-1000 mg nicht mehr reproduziert.

Und ehrlich: ich kann es nicht verstehen, wieso ich so beiseite gepackt werde. Ich brauche manchmal Zuhörer und brauche Menschen, die mich in Angstsituationen begleiten und mir sagen "und selbst wenn du jetzt kotzt, ist es nicht schlimm". Dafür bin ich aber "bilderbuchloyal" und helfe, wo ich kann. Obwohl ich nur beschränkte finanzielle Möglichkeiten habe, helfe ich mit Geschenken oder Bargeld. Ich bin emotional immer für andere da und höre zu, obwohl es mir selbst dreckig geht. Meine Tipps und Unterstützungen werden nach meinem Eindruck sehr geschätzt. Doch niemand möchte mir dauerhaft das offerieren, was ich anderen selbstverständlich anbiete. Ich bin mit meinem Latein wirklich am Ende.


 
Traumländer

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  Geschrieben: 15.06.18 01:56
zuletzt geändert: 15.06.18 03:02 durch Neopunk (insgesamt 2 mal geändert)
- editiert -
 
Kommentar von Neopunk (Moderator), Zeit: 15.06.2018 03:02

Angebot gemeinsamen Konsums von Heroin sowie OT editiert
 
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Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 15.06.18 02:03
Nein, bin im Raum Berlin-Brandenburg-Potsdam ansässig.

Ich rufe morgen mal beim Psychiater an und bettle a) nach höherdosierten Benzos oder b) nach anderen harten Downern. Abgesehen von Kratom habe ich ja auch absolut nichts intus. Jeder BtmG-Test fiele negativ aus und Kratom würde er sicherlich nicht in Auftrag geben... Ich möchte mich doch einfach nur wie 90% meines Umfelds fühlen. Ich suche nicht einmal den harten Kick. Ich will mich nicht geil, sondern einfach weniger schlecht fühlen :-(
 
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  Geschrieben: 15.06.18 03:14
Erstmal möchte ich sagen, dass es mir wirklich leid tut, von Deiner Situation zu hören. Ich kämpfe nun schon lange Jahre mit teils schweren Depressionen und kann gut nachvollziehen, wie Du Dich fühlst. Lass' den Kopf nicht hängen, es gibt noch Hoffnung. Jetzt einfach Heroin zu nehmen, weil Du ohnehin keine Perspektive siehst, könnte fatal sein, denn man verschlechtert die Situation eigentlich sehr schnell und hat direkt noch ein Problem mehr an der Backe. Bin gerade dabei, den gleichen Fehler zu begehen..

Nunja, jetzt zum eigentlichen Ratschlag, der sehr knapp gehalten ist, weil ich wirklich schon sehr müde bin:

Wenn die Therapie mit herkömmlichen Antidepressiva versagt, ist es möglich, eine Therapie mit Ketamin bewilligt zu bekommen. Diese Substanz hilft ca. einem Drittel der Patienten sehr gut, die Depressionen verschwinden oft sogar durch eine oder wenige Behandlung/en. Bei rezidivierenden Depressionen kommen sie zwar meist wieder, doch die Therapie mit Ketamin sieht von allen medizinisch etablierten bisher am vielversprechendsten aus. Dabei hängt der Behandlungserfolg ganz elementar davon ab, wie gut man sich auf den Trip einlassen kann.
Vielleicht könntest Du Dir ja eine Behandlung damit vorstellen, gerade in einer solch scheinbar auswegslosen Lage. It might be worth a shot, im wahrsten Sinne des Wortes, denn das Ketamin bekommt (zwar per Infusion) doch letztlich doch als Injektion verabreicht.
Das soll keine Konsumempfehlung sein, doch Psychedelika, v.a. auch Dissoziativa haben mir bisher immer am besten bei Depressionen geholfen.
Es ist vermutlich schwierig, Deinen Psychiater davon zu überzeugen, aber gerade da Du ja alle herkömmlichen ADs durchhast, stehen Deine Chancen echt gut. Sollte es nicht klappen, gibt es speziell darauf spezialisierte Ärzte und Kliniken. Das ist zwar recht teuer, aber die Möglichkeiten bestehen. Sollte Dir das zu teuer sein, kannst Du ja immer noch versuchen, einen aufgeschlossenen Psychiater zu finden.

Viel Erfolg auf Deinem weiteren Weg und gute Besserung!
"Kleinbürgerlich biegen die Rechten,
das bürgerliche Recht zum eigenen Besten,
Spielen die Opfer, in weissen Westen,
geschneidert aus tiefbraunen Uniformresten."

Arbeitstitel Tortenschlacht - Ernst der Lage
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 15.06.18 10:32
und wenn du sagst, daß du die ganze scheiße von deinen eltern hast u deine lebensumstände momentan unerträglich sind, dann brauchst du wirklich eine psychotherapie; kurz-, mittel- und langfristig; nur diese kann wirklich wurzeln beseitigen, dir mit deinen problemen konkret helfen und dich aus dem sumpf herausholen...ich weiß wovon ich rede...
hol dir wirklich professionelle hilfe statt dich selbst ins absolute aus zu schießen...und wenn du das gefühl hast, es geht nichts weiter (wie du von deinen 4 jahren mit einer psychotherapeutin erzählt hast), dann such dir wen anderen...so lange bist du bei jemanden angekommen bist, der dich ernst nimmt, dir zuhört, der dir hilft und lösungen mit dir erarbeitet...

love, peace & unity
phoenixdrache
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Ex-Träumer
  Geschrieben: 15.06.18 10:50
Kurz- und vielleicht mittelfristig ist eine medikamentöse Behandlung wohl angebracht. Neben Benzodiazepinen könnten auch Antidepressiva oder eben Neuroleptika helfen. Die Gefahr bei Benzos ist einerseits die Enthemmung, die zu problematischem Verhalten führen kann, andererseits verlierst du den Zugang zu dir selbst, was langfristig gesehen sehr fatal und deine Heilung beeinträchtigen kann. gibt zum Beispiel auch Tianeptin, das gut verträglich ist und stressbedingte neuronale Veränderungen rückgängig machen soll.

Mittelfristig wäre es gut, wenn du mit professioneller Hilfe Entspannungstechniken lernst, um deinen Körper und in weiterer Folge deinen Geist zu beruhigen. Das können Atemübungen, Entspannungsübungen nach Jacobsen oder ähnliches sein. Hängt davon ab, was dir zusagt.

Langfristig wäre wohl eine Therapie angebracht, damit du nicht nur die Symptome behandelst bzw. in den Griff bekommst, sondern vorhandene Probleme und Konflikte behebst.

Alle drei Ansätze brauchen wahrscheinlich mehrere Anläufe, bis sie ins Rollen kommen und von dir als passend empfunden werden. Zwinge dich zu nichts, wenn du irgendwo ein schlechtes Gefühl hast, dann such nach Alternativen. Du bist die Person, die lernen kann, was sie braucht und was ihr gut tut und du bist es, der Veränderung wollen und zulassen muss. Andere Menschen, besonders professionell ausgebildete Menschen mit Erfahrung können sich natürlich bei dem Prozess unterstützen. Freunde sind in der Theorie toll und wäre schön, wenn sie helfen könnten, tragen aber selbst Ballast mit sich, haben keine Ahnung, wie man mit gewissen Situationen adäquat umgeht und sind in Wahrheit eher das Gegenteil von Hilfe. Wenn du dran bleibst, dann kann es nur besser werden. Du wirst lernen, dass du die kompetenteste Person bist, wenn es um deine Gesundheit, ob physisch oder psychisch, geht. Ich wünsche dir alles Gute!
 
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 15.06.18 12:42
Ich denke nicht, dass Kratom längerfristig zu einer Besserung des Zustands beiträgt / beigetragen hat, klar, im akuten Moment war es sicher eine Erleichterung und es fühlt sich vielleicht auch jetzt noch danach an, aber persönlich habe ich mittlerweile festgestellt, dass mich auch Kratom verflucht depressiv gemacht hat nach langen Einnahmephasen. Ich schätze darauf wird es am Ende mit jeder dauerhaften Einnahme einer Droge hinauslaufen. Bin leider immer noch nich ganz vom Alkohol weg, mittlerweile machen mich auch da relativ geringe Mengen ziemlich kaputt am nächsten Tag, wäre gut wenn du darauf zumindest verzichten könntest. Habe über Jahre Alkohol und Kratom kombiniert und das potenziert vermutlich nochmal die depressiven Phasen.

Als ich neulich das Pregabalin abgesetzt habe, hatte ich auch wieder wochenlang mit Angst- und Panikschüben Probleme gehabt, habe etwa zeitgleich angefangen wieder täglich 1-2 mal für 15 Minuten zu meditieren, das hat zumindest etwas Linderung verschafft, auch wenn es ein paar Wochen dauert, bis es tatsächlich etwas bringt. Also solche Techniken zu erlernen könnte dir vielleicht auch dabei helfen die miesesten Spitzen etwas abzufedern und nicht direkt wieder im tiefsten Loch zu landen.

Das mit den Freunden kenne ich leider auch so, aber habe ohnehin das Gefühl, dass es heutzutage sehr schwierig ist "echte" Freunde zu finden, vermutlich findet man davon im Laufe des Lebens sowieso nur ein oder zwei Stück. Alle anderen sind eben Bekannte, mehr oder weniger austauschbar. Ich denke auch häufig, dass man erstmal wieder mit sich selbst klarkommen muss, bevor man erwarten kann, dass andere sich auf einen einlassen. Ausgeprägter Selbsthass ist einfach äußerst kontraproduktiv in der Hinsicht.

Eventuell wäre längerfristig auch ein klinischer Aufenthalt eine Option, wenn du gar keinen anderen Ausweg mehr siehst. Was hättest du schon groß zu verlieren? Wenn du keine Lust auf eine reguläre Psychiatrie hast, wäre sonst eventuell auch eine psychosomatische Klinik eine Option, die sind jedenfalls in der Regel deutlich offener und selbstbestimmter.

Jedenfalls viel Erfolg, hoffe dein Zustand wird schon bald wieder lebenswert.
"You measure democracy by the freedom it gives its dissidents, not the freedom it gives its assimilated conformists."
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 15.06.18 12:45
Bei solchen Ausnahmezuständen ist eine effektive Soforthilfe in Form von Skills nicht zu ersetzen. Schau dir doch diesen Thread an der derartige Methoden zusammengetragen hat:

Skills - Hilfe bei Panikattacken und Dissoziationen
He complained: "Tony left me with a pile of Hendrix LPs and some dope."

Touching from a Distance
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Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 15.06.18 16:22
Hallo,

vorerst eine kürzere Antwort. Vielen Dank für die Texte und netten Nachrichten!

Heute geht es schon besser. Mein e. mulungu ist eingetroffen und ich drehe nicht ganz so frei wie auf Benzos. Ohne Benzos ging es gestern aber auch nicht. Ihr kennt das Spielchen ja. Übererregung ohne Benzos, mit Benzos hört man sich ultradramatisch an und am nächsten Tag darf man die Scherben zusammenkehren.

Die Nachricht beim Arzt, dass mein zweiter Fuß auch gebrochen und ich mich jetzt vier Wochen nur noch im Rollstuhl bewegen darf und im Grunde nur in der Wohnung sitzen kann, hat mir das mentale Genick gebrochen. Das war gestern zu viel. Ich habe mich abends noch mit einem Bekannten auf ein paar Gläser und Gespräche zur Ablenkung getroffen. Danach allein zu Hause prasselte dann alles auf mich nieder.

Naja, meinem ehemaligen Psychologen schrieb ich eine melodramatische Mail mit Bitte um Hilfe. Ich war bereits vier Jahre in ambulanter Langzeittherapie. Es hat nichts gebracht, die verschriebenen Medikamente wurden immer mehr, weil ich trotz vielen Versuchen nie wirklich Stabilität gewann. Nunja, in einer Phase, in der ich schon überlegte, wie ich möglichst effektiv ablebe, ohne Bahnfahrer und co. zu traumatisieren, wurde ich von ihm rausgeworfen. Mir ist ein Blister Morphin zugefallen und ich wollte den nicht herausrücken, weil ich diesen Anker für Phasen mit akutem SV-Drang behalten wollte. Nicht für eine OD sondern als mentales Auffangbecken.

Da ich nun vorerst nicht vor die Tür kann, versuche ich, mit meinem Psychiater ausnahmsweise zu telefonieren, ob er eine gute Bremse hat. Ich weiß, man bekämpft Feuer mit Feuer aber wenn sich Nächte wie die letzte wieder manifestieren, ist der Schaden groß...


 
Traumland-Faktotum



dabei seit 2009
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  Geschrieben: 16.06.18 18:08
zuletzt geändert: 16.06.18 21:17 durch katha (insgesamt 2 mal geändert)
Hey Nias,

ich würde dir empfehlen, dich mal mit dem Thema 'Hochsensibilität' nach Elaine N. Aron zu befassen.

Hochsensibilität ist keine Krankheit oder Diagnose, es ist einfach ein Wesenszug, der bei 15-20% der Bevölkerung besteht und ist ein genetisch weitergegebener Charakterzug.
Hochsensibilität betrifft auch nicht nur das Seelenleben und die Empfindsamkeit, die bei hochsensiblen Menschen stärker ausgeprägt ist, sondern das gesamte Sinneserleben - fühlen, riechen, schmecken, hören etc.pp.
An dieser Stelle weiter darauf einzugehen ist wahrscheinlich nicht so sinnvoll, hier mal der wikilink https://de.wikipedia.org/wiki/Hochsensibilit%C3%A4t für einen ersten Überblick.


wenn du dich austauschen möchtest oder weitere Literatur möchtest (hab auch Primärliteratur) schick mir gerne eine Kontaktanfrage.

liebe grüße!
alles ne Sache der Wahrnehmung
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Abwesender Träumer



dabei seit 2016
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  Geschrieben: 16.06.18 23:08
Hi Katha,

ohne deinen Betrag in Frage stellen zu wollen: von der gesteigerten Sinneswahrnehmung bei Menschen wie mir habe ich schon hin und wieder gehört/gelesen.

Ich denke, dass ich davon jedoch nicht "betroffen" bin. Ich höre eher so mittelprächtig und schmecke bzw. rieche eher deutlich unterdurchschnittlich. So kann ich z. B. (selbst nüchtern und "trocken") kaum Alkoholfahnen riechen und muss bei Essen massiv nachsalzen, da ich sonst nur "lasch" schmecken kann.

Von der Auflistung bei Wikipedia kann ich vielleicht der Hälfte zustimmen. Während ich bei Depressionen, Angststörungen und Zwangsgedanken immer 19 von 20 Treffern lande...

Gerade Empathie habe ich nur sehr eingeschränkt. Bei Dokumentationen über Mobbing oder Depressionen/Suizidgedanken fange ich jedes Mal an zu heulen. Bei "Normies" lande ich sehr schnell in Hass, Abscheu und Verurteilung.
Selbst Freunde, die keine psychischen Probleme haben, kann ich mühelos herunterputzen, ohne danach auch nur ein Quäntchen Reue zu empfinden. Vor allem, wenn sie mich enttäuscht haben und es sie offensichtlich nicht berührt.
Darauf bin ich nicht stolz aber ich kann mich schlicht und einfach nicht schlecht fühlen. Enttäuschungen münden fast immer in übersteigerter Ablehnung. Ich halte das für einen Schutzmechanismus.
 
Abwesender Träumer

dabei seit 2018
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  Geschrieben: 17.06.18 13:28
zuletzt geändert: 17.06.18 15:30 durch Talibahn (insgesamt 5 mal geändert)
Hast du denn schon irgendwelche Erfahrungen (außer Kratom) mit Opiaten/Opioiden? Wie ist das mit den Benzos bei dir? Warst du mal oder bist du noch Abhängig davon?

Vom Heroin möchte ich dir aufjedenfall erst mal dringend abraten. Das bringt so viele Probleme und Schwierigkeiten mit sich, alleine schon wegen dem hohen Preis und der unsicheren Versorgungslage. Ich denke aber, wenn man so wie du, so lange schon am leiden ist und alles mögliche versucht hat, dann ist es legitim, zumindest mal über ne Therapie mit Opiaten/Opioiden nachzudenken.

Allerdings muss das dann auch vernünftig aufgezogen werden, wenn du zum StrassenJunky wirst, der ständig auf der Platte rumhängt um an seinen Stoff zu kommen, ist dir nicht geholfen. Auch wenn man Heutzutage alles übers Internet bekommen kann, glaub mir, so viel besser ist das nicht. Du kommst zwar nicht in Kontakt mit den Szene Leuten, aber die Post (und auch so mancher Vendor) sind nicht immer 100% zuverlässig und wenn man ständig die Wochenenden auf Entzug ist, weil wieder nicht geliefert wurde, dann gehst du auf die Dauer einfach nur kaputt.

Ich hatte das letzte halbe Jahr auch wieder ne ziemliche Kriese am Start, weil ich das Pregabalin von Heute auf Morgen absetzen musste und ich davon nen üblen Rebound bekommen hab, was meine Angststörung betrifft und dadurch, um dem ganzen die Krone aufzusetzen, in ne Depressive Episode geraten bin. War keine schöne Zeit und schwer da wieder herauszukommen. Freunde habe ich mittlerweile auch so gut wie keine mehr.


Trotz der ganzen Scheisse, die sich wie ein roter Faden durch mein Leben zieht; ohne die Opiate wär ich Heute wohl nicht mehr hier. Es gab einfach Zeiten, in denen ich mich selbst und mein Leben kaum noch ertragen konnte. Die Opiate helfen mir zumindest einigermasen stabil zu sein und den Willen am Leben, sowie es zum besseren zu verändern, aufrecht zu erhalten.

Was dabei aber absolut notwenig ist, ist die sichere Versorgungslage, am besten legal vom Arzt, alles andere bringt mehr Ärger, als dass es dir hilft.


Übrigens: Opiate müssen nicht unbedingt der Anfang vom Ende sein. Nicht umsonst sind sie in der Schmerztherapie unverzichtbar. Selbst Ärzte, die sich damit auskennen sagen, dass man mit ner Opiat Therapie gut leben kann. Ob man die entsprechenden Wirkstoffe nun gegen Physische oder Psychische "Schmerzen" nutzen will, beides ist meiner Meinung nach legitim. Es muss allerdings für jeden Patienten im Vorfeld abgeklärt werden, ob es vertretbar ist, diese Art von Medikamenten einzusetzen. Das es auch Menschen gibt, die durch eine Opiatabhängigkeit zu Grunde gehen, ist mir natürlich bewusst.
 

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