LdT-Forum

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Ex-Träumer
  Geschrieben: 16.07.18 22:08
Hallo liebe Traumländer,
ich hatte vor 7 Wochen meinen ersten Ayahuasca-Trip und habe immer noch das Gefühl, dass ich neben mir stehe. Ich schreibe das hier, weil ich mir gerne ein paar Einschätzungen meiner Situation anhören würde. Bin mir nämlich nicht sicher, wie ich mit meiner jetzigen Situation umgehen soll.

Ich bin 20 Jahre alt und habe vor 7 Wochen 3g Peganum Harmala und anschließend 100mg N,N-DMT oral eingenommen. Hatte einen sehr geilen und intensiven Trip, komplett ohne negative Begeleiterscheinungen. Trotzdem fühle ich mich seitdem psychisch nicht normal. Ich habe dauernd ein leicht dissoziatives Gefühl, vor allem wenn ich nach unten auf meinen Körper schaue. Als wenn meine Arme und Beine nicht zu mir gehören.
Wenn ich bestimmte Muster und Formen sehe, lösen diese bei mir kurz einen leicht psychedelischen Zustand aus, manchmal auch seltsame Gedankengänge.

Das heftigste Erlebnis hatte ich vor etwa vier Wochen als ich nachts im Bett lag: Ich hatte die Augen zu und war schon im Halbschlaf, als urplötzlich ein buntes, aus geometrischen Formen bestehendes Wesen vor meinen Augen erschien und irgendwas gesagt hat. Als ich das realisiert habe, habe ich mich übelst erschrocken, die Augen aufgerissen und dachte nur "What the fuck! Was war das?". Als ich die Augen wieder geschlossen habe, war das Wesen weg.

Ich habe schon seit etwa einem Jahr eine HPPD, da ich früher eine Zeit lang mit Pilzen und LSD übertrieben habe (habe damit aber schon lange aufgehört). Jedenfalls hat mich die HPPD nie gestört und ich konnte sie leicht ignorieren. Ich habe sogar das Gefühl, dass die HPPD-Optics seit dem DMT-Erlebnis schwächser sind, allerdings haben die oben beschriebenen Symptome eingesetzt und diese sind nicht so leicht zu ignorieren.
Die meiste Zeit kann ich gut damit umgehen, aber manchmal überwältigen mich die Flashbacks sehr. Heute Mittag erst auf der Arbeit musste ich schnell auf die Toilette rennen, weil ich kurz klar kommen musste.

Ist das, was ich zur Zeit habe, auch eine HPPD? Ich habe gehört, dass HPPD am schnellsten verschwindet, wenn man sie ignoriert. Das fällt mir seit dem Ayahuasca-Trip ziemlich schwer, da ich die Symptome sehr nervig finde. Vor einer Woche hatte ich das Gefühl, dass es besser wurde. Dann habe ich auf einem Festival Pep gezogen und anschließend einen Joint geraucht und seitdem ist es wieder viel stärker. Ich nehme übrigens täglich 5-HTP, weil ich alle 4 - 8 Wochen MDMA nehme und mit dem 5-HTP den Serotonin-Speicher schnell wiederherstellen möchte. Kann ein Verzicht auf 5-HTP die Symptome veringern?

Danke an alle, die sich das hier durchgelesen haben. Ich hoffe, dass es Leute gibt, die sich mit dem Thema auskennen und mir Ratschläge geben können.
 
Ex-Träumer



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  Geschrieben: 16.07.18 22:43
zuletzt geändert: 17.07.18 22:21 durch trinity (insgesamt 1 mal geändert)
Geh nach deinem Gefühl mit dem 5-HTP, Nico, aber kann natürlich durchaus sein, dass es deine Symptome noch ein wenig verstärkt. Wissen wirst du es erst, wennst mal ein paar Tage Pause machst damit ....

Ansonsten kann ich dir leider nicht viel mehr dazu sagen, weil ich mich mit dem Thema HPPD nie wirklich auseinander gesetzt habe. Aber ich kenne solche Symptome auch (ich bin auch passionierter Psychedelika-Konsument) und ich würde dir empfehlen, nicht zu versuchen die Symptome zu ignorieren (wie du es schreibst), sondern sie lieber einfach anzunehmen. Also sie so wie sie daher kommen zu akzeptieren .... Sie sich anzuschauen und sich vielleicht sogar drüber freuen, was alles so möglich ist. Hab keine Angst (ich weiß, leicht gesagt ^^), wenn dir eine Entität begegnet, sondern schau sie dir einfach an. Sie tut dir nix, sie will dich nur "berühren" .... Du brauchst nur zu beobachten, der Rest kommt von ganz alleine ....

Dasselbe bei deinen Symptomen, nimm sie wahr, aber gib ihnen keine wirklich wichtige Bedeutung. Lass sie einfach da sein, wie der Vogel der gerade zwitschert, der Nachbar der gerade niest, die Sonne die gerade scheint, deine Gedanken die gerade fließen ....

Ich hoff, du verstehst was ich meine? Wehre dich nicht dagegen, sonst wird es immer präsenter .... Schau es dir einfach an und lass es weiterziehen .... Irgendwann ist es nix mehr Besonderes mehr .... Es ist nur noch wie der Wind der weht, der Vogel der fliegt und die Liebe, wenn man sie zulässt ....

Spoiler:
Edit: DU machst den Vogel, den Wind, die Sonne zu etwas Besonderem, indem du ihnen im Moment deine volle Aufmerksamkeit schenkst und damit gewisse Gefühle assozierst .... ;) Aber man sollte erkennen - irgendwann geht die Sonne unter, der Wind hat aufgehört zu wehen und die Vögel schlafen .... So wie jeden Tag aufs neue .... Du kannst die Sonne nicht festhalten und dagegen ankämpfen, dass es niemals dunkel wird. Akzeptiere lieber die Nacht und die Dunkelheit, denn nur durch sie gibt es den Tag und das Licht. Und je früher man das lernen darf, umso dankbarer darf man mMn sein ....


Hehe, das artet aus, ich merk es schon! ;) Gib dem Ganzen nicht mehr Aufmerksamkeit als es verdient, Nico, das will ich damit sagen .... Wennst es so handhabst, wirst irgendwann mal zurück schauen und erkennen, wie langsam alles wieder "normal" wurde und du nur noch schmunzeln konntest über deine Angst .... Und auch, was du alles gerlernt hast daraus ....

It´s all about focus!

Kämpfe nicht dagegen, nimm es einfach an und lass es sein - und weiter geht´s ....! ;)

Alles Gute für dich, der trin
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Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 16.07.18 23:02
Kann dir keine wirklichen Tipps zu deinem Zustand an sich geben, aber die Situation im Bett muss nicht unbedingt direkt mit dem Trip in Verbindung stehen. Es könnte sich hierbei ebenso um hypnagoge Bilder bzw. Halluzination aus der Schlafparalyse heraus gehandelt haben, oder simpler gesagt: das Hirn träumt bereits während du noch wach bist. Solche Situationen habe ich damals auch schon erlebt, als ich mich zeitweise mehr mit luzidem Träumen beschäftigt habe. Sah zum Beispiel im Halbschlaf hell leuchtend vor mir in blauer Farbe die Blume des Lebens und bin danach kurzzeitig aus meinem Körper rausgeschwebt. Das fühlte sich schon recht strange an, aber da sollte man eher nicht zuviel reininterpretieren, insbesondere es nicht als Bedrohung wahrnehmen.

Vielleicht brauchst du gegenwärtig einfach noch Zeit um den Trip zu verarbeiten, ansonsten würde ich erstmal möglichst die Finger von Drogen (insbesondere Psychedelika, auch Weed) lassen, glaube weniger, dass das in deinem derzeitigen Zustand sonderlich förderlich ist. “Muddy water is best cleared by leaving it alone.”
"You measure democracy by the freedom it gives its dissidents, not the freedom it gives its assimilated conformists."
Traumländer

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  Geschrieben: 17.07.18 00:53
Krass Trin .. gibts nichts mehr hinzuzufügen.

Lieber Nico, versuch dir dies geschrieben anzunehmen und es nach und nach in dein Leben zu integrieren. Hab ähnliches durchlebt, auch wenn ausgelöst durch andere Substanz. Bin einfach Intuitiv genau dem gefolgt was Trin dort beschrieben hat und das auch hat bestens funktioniert. Heute freu ich mich über solche Symptome und nehm sie als kurzen Trip hin die mein Kopf mir schenkt. :) bring etwas Geduld mit, es normalisiert sich schneller als du kucken kannst. Sie es als Möglichkeit, gerade Ayuasaca ist eine bedachte Substanz die dein bestes möchte. Wünsche dir alles gute :)
Wir sind spirituelle Wesen, die eine menschliche Erfahrung machen :)
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 17.07.18 01:07
Lass die verschiedenen Substanzen weg. Du hast es selbst erlebt, dass es dir nicht gut tut.

5-HTP ist nicht so gut. Auf der einen Seite kriegst du mehr Serotonin aber das gleiche Enzym dass das Serotonin herstellt ist dann nicht mehr verfügbar um Dopamin zu synthetisieren und es kommt zu einem Ungleichgewicht bei deinen Neurotransmittern. Bei 1 Woche oder so macht das nichts aus, aber du nimmst das anscheinend schon länger.

p.s.:
Wenn du keinen Leidensdruck hattest, bei deiner ersten "HPPD", dann war es keine. Das D steht für Disorder (Krankheit) und bezeichnet pathologische Zustände. Nicht Flimmern das sich leicht ignorieren lässt.
Gefühl von Überforderung und Wegrennen klingt nach typischen Symptomen von Angst. Schau in diesen Thread. Die Skills sind hilfreich und funktionieren mit Übung besser, nicht schlechter wie es sich mit Benzos entwickeln würde.
He complained: "Tony left me with a pile of Hendrix LPs and some dope."

Touching from a Distance
Ex-Träumer
  Geschrieben: 17.07.18 21:11
trinity schrieb:

It´s all about focus!

Kämpfe nicht dagegen, nimm es einfach an und lass es sein - und weiter geht´s ....! ;)

Alles Gute für dich, der trin


Vielen Dank trin. Deine Antwort hat mir echt Mut gemacht. Hatte schon befürchtet, dass die Symptome nie wieder verschwinden.
 
Ex-Träumer



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  Geschrieben: 17.07.18 21:42
Das freut mich gerade sehr, Nico!

Wirst sehen, das wird schon wieder, es kommt nur drauf an WIE du damit umgehst .... Und nach so einer Lebensphase kommst du richtig gestärkt wieder heraus und dann haut dich irgendwann soooo leicht nix mehr um im Leben .... ;)

Lass laufen, Nico, und kämpfe nicht dagegen an - der Rest passiert ganz automatisch und das meist auch immer zu deinem Besten! Nur leider erkennt man das oft erst Jahre später ....

Alles Gute weiterhin und lies dir die Zeilen von meinem oberen Post vielleicht öfter mal durch, wenn sie dir wirklich Mut machen - vor allem, versuch so gut wie möglich danach zu leben! So würde ich es zumindest machen ....

Alles Gute und Liebe weiterhin für dich!

Greetz, der trin
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Abwesender Träumer

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  Geschrieben: 18.07.18 06:26
Ayahuasca bzw. die Ayahuascazeremonie ist ein tiefgreifendes Erlebnis.

Ayahuasca braucht als Voraussetzung eine sehr stabile physische und psychische Stabilität. In den Kulturen, aus denen die Ayahuascazeremonien kommen, wird es in der Regel nur von Schamanen getrunken, um dann Heilungszeremonien durchzuführen.
Meist ist es so, dass Schamanen sich ihre Ausbildung bzw. Entscheidung, Schamane zu werden nicht aussuchen. Oftmals wehren sie sich sogar dagegen. Die "Ausbildung" ist lang, fordernd, entbehrungsreich.
Das Weltbild und das Selbstverständnis ist tief in der Kultur verwurzelt und in keinster Weise in unser Denken bzw. unsere Kultur zu übertragen.
Eine sog. "Schamanenausbildung" im Westen trägt dem überhaupt keine Rechnung.

Ayahuasca als "Droge" zu nehmen bzw. um mal ne gute Zeit zu haben oder mal zu trippen, funktioniert meist nicht und meiner Ansicht nach zollt es der Substanz wie auch der Zeremonie keinen Respekt.
Es sind die Westler oder die "Gringos", die meinen das tun zu müssen.
Unten verlinke ich mal einen Text dazu.
Die Frau wurde ein Jahr auf Ayahuasca vorbereitet. Eine solche Reise sollte immer von einem erfahrenen Menschen begleitet werden.
Das in Kürze.
Meine Meinung dazu.

N1cO, ich habe leider keinen Rat für dich, wenn ich es wäre, würde ich mir, wenn es nicht besser wird, Hilfe bei einem Ayahuasca-Erfahrenen holen.
Mit 5-HTP bitte vorsichtig sein, es greift im Ggs. zu l-trypophan (wieder) tief in die Hirnchemie ein und ist dosismäßig nicht kontrollierbar und nicht erforscht. Kann bis zu Persönlichkeitsveränderungen gehen.

Ich will keine Spassbremse sein, aber man muss nicht jede Substanz auf Teufel komm raus konsumiern imho!

https://spuren.ch/content/magazin/single-ansicht-nachrichten/datum////ayahuasca-keine-vergnuegungsreise.html
Mehr Artikel/Erfahrungen dazu auf Wunsch/bei Interesse.

 
Ex-Träumer
  Geschrieben: 18.07.18 20:22
Lieber N1c0,

na ja, Psychedelika & Co. sind eben ideale Türöffner für unerforschte Potenziale unseres Selbst. Einmal durch solch eine Tür gegangen, ist es manchmal nicht so einfach, das Erlebte einfach wieder abzuschütteln. Die Flashbacks werden aber mit der Zeit meistens wieder schwächer, bis sie irgendwann ganz verschwunden sind.

Ich kenne einige dieser Zustände sehr genau, von meinen vielen Experimenten, hauptsächlich mit LSD. Ich hatte nach einigen LSD-Sessions Körperbildstörungen, Derealisations- und Depersonalisationserlebnisse der heftigeren Art, die einige Wochen anhielten. Z.B. hatte ich eine Weile große Probleme, mich im Spiegel zu erkennen. Natürlich „wusste“ ich, dass es sich um mein eigenes Spiegelbild handelte, aber da war eine tiefe Kluft zwischen Vernunft und Gefühlen. Ließ ich die Vernunft für Augenblicke gänzlich fahren, so blickte ich in ein völlig fremdes Gesicht. Das war ziemlich erschreckend. Die Störung war jedoch vorübergehend.

Und es ist halt auch eine Frage der Perspektive, ob man Störung (im Sinne von Krankheit) oder Erkenntnis dazu sagt. Wenn wir unseren Körper genauer betrachten, kommen da ja eine ganze Menge von Betrachtungsweisen in Frage. Wir könnten ihn etwa auch als eine Art Ameisenhaufen sehen. Da gibt es eine Zentrale (die Königin und ihr Stab) und da gibt es viele Helferlein, die das Essen ranschaffen, für Wärme und Schutz sorgen (Arbeiterinnen, Soldatinnen), und es gibt potenzielle Geschlechtspartner (die Männchen). Betrachten wir einen Ameisenhaufen von oben, dann sieht er irgendwie aus wie ein Krake, der ständig seine Arme ausstreckt und so für seinen Stoffwechsel sorgt.

Etwas differenzierter zwar, aber durchaus vergleichbar könnte man den menschlichen Körper mit seinen Zellen betrachten. Zellen, die für sich genommen allesamt kleine Einheiten sind, die im Grunde „wissen“, was sie zu tun haben, wenn sie die richtigen Informationen „von oben“ erhalten (Botenstoffe, Nervensignale). Wenn wir auf diese Weise unseren Körper betrachten, dann gehört er zwar noch immer zu unserem System, aber die Frage, ob „wir“ es sind, den wir hier betrachten, bleibt dabei ungelöst.

Manchmal hilft es mir, unangenehme Flashbacks rein „wissenschaftlich“ zu betrachten. Ungefähr so: „Aha, interessant, das gibt es also auch. Bin gespannt, was es noch alles gibt…“ Aber ja, natürlich ist das manchmal auch leichter gesagt als getan.

Es gibt eine ganz interessante psychologische Untersuchung (leider fällt mir im Moment die Quelle nicht ein) bei der beobachtet wurde, dass jeweils zwei Versuchspersonen, wenn sie sich gegenseitig eine ganze Weile starr und intensiv ansahen, plötzlich die Gesichter ihres Gegenübers als fratzenhaft und zum Teil auch ziemlich erschreckend erlebten. Es war dann zuweilen so, dass das Bild richtig kippte und ganz plötzlich aus einem normalen Gesicht eine Art Horrorfratze wurde und dabei natürlich auch vollkommen fremd wirkte. Wobei die Versuchspersonen meistens gar nicht erklären konnten, was sich in dem Gesicht des Gegenübers nun tatsächlich verändert hätte. Irgendwie hat mir dieser Bericht geholfen, mein Spiegelerlebnis besser verdauen zu können.

Manchmal fühlen wir uns ja auch eine ganze Weile euphorisch nach einem guten Trip, weil wir offenbar etwas gewinnbringend integrieren konnten. Schaffen wir es nicht, die Erfahrungen gut zu verarbeiten, dann „hängen sie uns nach“. Dabei muss es sich gar nicht unbedingt um böse Erfahrungen handeln, wie es ja auch bei dir der Fall war.

Es ist wie mit unserer Ernährung. Das Essen sollte bewusst eingenommen werden, es sollte hochwertig sein und es sollte gut verdaubar sein. Du kannst normalerweise schon rein äußerlich gut erkennen, wer sich richtig und gut ernährt und wer eher minderwertige Nahrung zu sich nimmt. Denn unsere Nahrung wird letzthin zu einem Teil unseres Körpers. Ebenso ist es mit Drogenerfahrungen. Sie sind psychische Nahrung. Deswegen sollten Drogen wie DMT, Ayahuasca , LSD und Pilze nicht einfach „konsumiert“ werden wie ein Hamburger bei McDonalds, sondern es sollte in einem gut vorbereiteten Setting „zelebriert“ werden und Teil eines Rituals sein. Das Ritual gibt Struktur und Sicherheit. Auch als erfahrene Psychonautin reise ich allermeistens mit erfahrenen (und nüchternen) Sittern, die jederzeit die Richtigen Entscheidungen treffen können, wenn mal was nicht so gerade läuft. Dieses Sicherheitsnetz bewirkt, dass ich mich auf meine Erfahrungen besser einlassen und sie auch besser integrieren kann.

Wie der weise Trin schon sagte (hallo Trin! <3), ist es besser, sich nicht gegen die Flashbacks zu wehren; ebenso solltest du aber die Symptome (z.B. deine geschilderten Depersonalisationserfahrungen) auch nicht bewusst fokussieren und sie damit triggern. Freilich gäbe es auch Argumente dafür. Aber das sollte man dann auch aushalten können.

Es verhält sich so ähnlich wie z.B. auch mit psychogen verursachtem Tinnitus. Er ist umso präsenter, je mehr Aufmerksamkeit du ihm schenkst. Ich hatte mal einen zweistimmigen Tinnitus im linken Ohr („Grundton und Quinte“). Eine Freundin sagte mir mal, sie würde sofort durchdrehen, wenn sie sowas hätte. Ich habe dem damals keine besondere Beachtung geschenkt, und in etwa 10 Tagen war er wieder weg. Ob mir das immer so gut gelingen würde, kann ich aber freilich nicht versprechen. Ich fürchte mich aber auch nicht besonders davor, das schützt ein wenig vor eventuellen Rezidiven.

Erarbeite dir eventuell ein paar Skills (in deinem Fall Ablenkungs-Strategien), die du immer parat hast, wenn die HPPD zu heftig wird. Sehr gut wirkt oft, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten (z.B. ein ablenkendes Gespräch oder Telefongespräch), eher kontraproduktiv wäre in solchen Situationen, viel alleine zu sein.

Und meide eine Weile Psychedelika, Dissoziativa und auch Cannabis, wenn es dir irgendwie möglich ist. Man kann‘s schon auch mal übertreiben, dann kommt das Gehirn nicht mehr nach mit dem Integrieren der Erfahrungen. So könnte dann eine „Schleife“ entstehen und die Dinge wiederholen sich.

Es gibt Medikamente, die symptomatisch eventuell etwas Erleichterung schaffen könnten, wie z.B. Lamictal (Wirkstoff Lamotrigin). Für den Fall, dass die Sache etwas hartnäckiger ist.
Ich merke gerade, dass ich heute ziemlich quatschfreudig bin.

Jedenfalls alle Gute für dich und baldige Besserung!
Die Hexe


 
Ex-Träumer



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2 Tripberichte

  Geschrieben: 18.07.18 21:42
Das hast du schön geschrieben, Hexe! Hallo erstmal zurück .... ;)

Das ist ja das Schöne dran an so einen Forum, man bekommt oft Antworten von den verschiedensten Arten von Menschen und jeder hat aus seiner Sicht einen Teil der Lösung beizutragen. Ich wünsche dem Nico, dass er diese Phase gut übersteht und viel Vertrauen hat, dass alles gut wird! Hätte mir in meinen ersten harten Lebensphasen - wo ich mal nimmer nachgekommen bin mit Erfahrenem und Erlebtem einzuordnen und zu integrieren - mal jemand sowas gesagt, wie das, was hier alles im Thread steht, ich wär wohl schneller und vor allem auch leichter raus gekommen aus dieser Phase ....

Letztlich seh ich es so, dass selbst diese Erlebnisse und schwierigen Zeiten ihre Berechtigung haben, wenn nicht sogar gut sind für einen. Wenn man es schafft, solche Phasen gut zu überstehen und zu erkennen, was man daraus lernen durfte, wird man wohl für sein restliches Leben dankbar sein für diese Erfahrungen ....


Wollte dir noch zum Thema Tinnitus was sagen, Hexe, denn hab damit auch meine Erfahrungen gemacht. Hatte mal so Lebensphasen, damals als Selbständiger und viel Stress und schnelles Leben und keine Ruhe gefunden (Tinnitus soll ja angeblich nur aufzeigen, dass es wieder mal Zeit wird zur Ruhe zu kommen - aus spiritueller Sicht betrachtet), als mich auch ein paar Wochen ein Tinnitus plagte. Hab dann irgendwann nach ein paar Wochen erkannt, dass wenn ich nicht hinhöre, sondern den Pfeifton einfach sein lasse, er immer mehr in den Hintergrund tritt und für mein Bewusstsein irgendwann nur noch ganz selten wahrnehmbar war. Bis mir irgendwann mal aufgefallen ist, dass ich ja den Pfeifton schon länger nimmer gehört habe .... :) Und fort war er ....

It´s all about focus! mrgreen

In den Jahren darauf ist der Tinnitus immer wieder mal eingetrudelt, meist pfeift er mir von einer Seite rein ins Ohr und Hirnkastl, ich nehme ihn wahr, begrüße ihn innerlich, und sag "Hallo, cool, dich auch mal wieder hier zu hören ....", mach einfach weiter mit meinen Sachen und er verschwindet sehr rasch wieder. Früher hat es manchmal noch ein paar Minuten gedauert, bis er verschwunden war. Jetzt ist es so, dass wie er reinpfeift auf einer Seite und ich ihn begrüße und mein Ding weiter mache, er gleich wieder auf der anderen Seite raus pfeift. :) Und das ist GANZ ECHT so, bei der einen Seite rein - Begrüßung - und auf der anderen Seite raus! Ich find das soooo geil .... headbanging

So, das dazu und gehört ja irgendwie auch ein bisserl zum Thema, gelt?

Peace, der trin
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Indianische Weisheit
Ex-Träumer
  Geschrieben: 19.07.18 17:16
Ich finde, dass der Tinnitus hier ganz gut reinpasst, trin, denn er ist eben auch so ein Ding, das sich oft erst dann besonders heftig nach vorn drängt, wenn man ihn partout nicht haben will. Insofern ist das auch eine gute Taktik, die du für dich gefunden hast, trin, „bei einem Ohr rein, beim andern wieder raus...“

Viele Menschen, die an Störungen leiden, wie N1c0 sie hier beschreibt, haben sie ohnehin nicht ständig, auch wenn es ihnen so vorkommen mag. Sie sind aus meiner Erfahrung nicht selten recht leicht ablenkbar und vergessen ihre Derealisation, Depersonalisation und ihre ganzen anderen Flashbackgeschichten phasenweise. Bis sie eben wieder daran denken, dann kehren auch die Gefühle (oder Nichtgefühle) wieder zurück. Es hat dann für manche Patienten schon was Zwanghaftes, auch in den schönsten Momenten wieder an so etwas denken zu müssen. Das kann ganz schön mürbe machen. Jemand sagte mir in diesem Kontext mal: Ich muss immer wieder an dieses gefürchtete Gefühl, dass mir alles vorkommt, wie in einem Traum, denken, weil ich Angst habe, dass es wieder kommen könnte.

Klingt im ersten Moment etwas seltsam.

Gemeint aber ist, dass er offenbar einen „inneren Wachposten“ installiert hat, der ständig überprüft, ob sich der Feind (das Derealisationsgefühl) wieder blicken lässt. Aber genau dieser Wachposten ist es, der ihn ständig daran erinnert und dann auch das Gefühl wieder hochkommen lässt. Und helfen könnte der Wächter ohnedies nicht.

Deswegen ist es so wichtig, es einfach zuzulassen, auch wenn man sich anfangs sehr davor fürchtet. Aber es geht, mit etwas Mut, das Gefühl einfach stehen zu lassen, ohne davonzulaufen, aber auch ohne es besonders zu beachten.

So bekommst du es am ehesten wieder vom Hals, N1c0.

Ich denke auch, trin, dass alle diese Erfahrungen, im Nachhinein betrachtet, sehr wertvoll sein können. Zum Beispiel Empathie und Mitgefühl können in solchen Phasen reifen bzw. sich weiter entwickeln.

 
Ex-Träumer



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  Geschrieben: 25.07.18 10:47
Hi Nico,

ich hab wieder mal an dich gedacht und wollte nachfragen, wie es dir zur Zeit so geht? Ich hoff, es passt alles so einigermaßen? Vielleicht magst ja mal ein bissi was schreiben, wenns was zu berichten gibt und du Bock hast .... Würd mich freuen ....



Ich find übrigens, dieses Lied passt hervorragend zu diesem Thread-Thema und würde dir echt ans Herz legen, es dir in aller Ruhe mal anzuhören. Lehn dich zurück, drück PLAY und lass es einfach wirken. Zwei tolle Künstler, ein wunderschönes Lied und Mike Love ist sowieso ein wunderbarer Sänger und ein Multitalent und ach ja - bitte durchhalten bei dem Lied, es lohnt sich wirklich! Ab der Hälfte ca. verändert es sich und wird gegen Ende hin so richtig befreiend - und dann noch dieser tolle Text dazu .... Let go .... ;)

Mike Love - Penniless live


Alles Liebe für dich, Nico!

Herzliche Greets, der trin
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Indianische Weisheit
Ex-Träumer
  Geschrieben: 25.07.18 21:42
Hey trin,

nett, dass du an mich denkst. Mir geht es besser als noch vor zwei Wochen, obwohl am Samstag wieder ein Festival war, wo ich Pep gezogen habe. Die Symptome treten insgesamt seltener auf und auch nicht mehr so stark. Wenn sie eintreten ist das meistens so, dass ich dadurch kurz angespannt bin. Dann denke ich aber "Alles gut, es kann nichts passieren." Und nach 3 Minuten denke ich gar nicht mehr daran.
Am Wochenende ist wohl wieder ein Festival, wo ich MDMA konsumieren werde. Ist wahrscheinlich in meiner jetzigen Situation nicht ganz so optimal, allerdings freue ich mich schon seit Monaten darauf und bei der Musik, die da läuft, kann ich MDMA einfach nicht widerstehen. Wird schon gut gehen^^

Apropos Musik, dein Tipp ist nett gemeint, aber das trifft so gar nicht meinen Musikgeschmack :D Höre lieber was schnelleres. :D Vor allem die Musik, die ich während meines Ayahuasca-Trips gehört habe, hat sich bei mir sehr stark eingeprägt und wirkt auf mich seitdem irgendwie psychedelischer. Beim Musik hören habe ich auch öfters das Gefühl, dass die Symptome einsetzen, allerdings kann ich sie da manchmal ein bisschen genießen.

Würde eher sowas hören, wenn ich Lust auf was befreiendes habe (Das Lied hat bei mir auf Ayahuasca dazu geführt, dass ich mich so frei wie noch nie zuvor gefühlt habe und meinen Trip in eine richtig euphorische Richtung gelenkt.):

https://www.youtube.com/watch?v=B30PkMjAhLo
 
Ex-Träumer



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  Geschrieben: 25.07.18 22:14
Ok, ok, ich merk schon, musiktechnisch werden wir beiden wohl nicht zsamm kommen .... :)

Ist zwar interessant produziert, alles irgendwie so "weich" und im Hintergrund gehalten, sowas hab ich noch nicht oft bis gar nie gehört. Aber die Geschwindigkeit der Beats pack ich schon mal gar nicht .... Gestern bin ich auch im Auto bei einem Kumpel mitgefahren und der fährt erstens wie die Wildsau und total abgehackt und ich noch dazu hackedicht und dann gibt der auch noch so Happy-Hardcore oder sowas rein. Das halte ich keine drei Minuten aus, hab dein Lied auch gerade wieder ausgemacht .... ^^ Aber samma froh, dass sich über Geschmack ja nicht streiten lässt .... Jedem das Seine, Hauptsache zufrieden .... mrgreen


Ansonsten hört sich das ja ganz toll an, was du berichtest, find ich! Wirst sehen, das wird immer schneller und schneller weggehen, bis du irgendwann gar nimmer verkrampfst am Anfang wenn es daher kommt, sondern es nur noch wahrnimmst und es halt da ist - solange bis es wieder weg ist .... ^^

Naja, die Drugs, das musst eh du wissen, bist ja schon groß, gelt! ;) Zumindest hast schon mal ein, zwei Skills, die dir helfen, vielleicht eignest dir vor dem Festival noch ein, zwei an, damit du gewappnet bist, sollte was sein und dann würd ich sagen - einfach fun haben!

Und sollte es nach hinten losgehen, dann weißt es wenigstens, dass du mal ein Zeiterl Pause von diesem und jenem machen solltest, wenns dich nicht immer wieder zurück schmeissen soll ....

Alles Gute weiterhin und viel Spaß auf dem Festival!

Peace, trin


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