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Traumländerin



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  Geschrieben: 16.10.18 01:49
Hi:)

Vor ein paar Monaten habe ich noch regelmäßig Amphetamine, Alkohol und Xanax konsumiert bis ich vor ein paar Monaten von Xanax kalt entzogen habe. Jetzt bin ich komplett abstinent was jegliche Drogen angeht. Es geht mir auf jeden Fall besser, ich habe ein ständiges Gefühl der Klarheit, was irgendwie auch seltsam ist. Allerdings fällt es mir schwer Kontakt aufzubauen im Sinne von, ich fühle mich nur noch mit sehr wenigen Menschen auf einer Wellenlänge: Mit Menschen, die noch nie in ihrem Leben konsumiert haben, kann ich mich nur auf obeflächlichster Weise unterhalten, weil es einfach zu große Differenzen in Lebenserfahrung gibt. Mit Menschen, die immer noch regelmäßig konsumieren, und dieselben Rechtfertigungen für ihren Konsum verwenden, die ich auch benutzt habe, bin ich auch nicht mehr wirklich auf einer Wellenlänge, da ich die zugehörigen Einstellungen zwar nachvollziehen kann, aber nicht mehr teile und es fällt mir schwer mit ihnen Zeit zu verbringen, weil es mich an meine eigene Selbstzerstörung erinnert.
Um ehrlich zu sein fühl ich mich selbst wenn ich unter Freunden bin, eher allein, da ich die meisten meiner Meinungen und Gedanken, wenn ich diese äußern würde, mit dem Hintergrund meines Entzuges begründen müsste und ich will mir das selbst nicht immer vor Augen führen und da ich die einzige in meinem Umfeld bin, die das durchgemacht bin, bin ich auch die meiste Zeit eher missverstanden.
Während ich von Xanax entzogen habe, habe ich viele psychische Zustände durchgemacht, die ich nicht einmal beschreiben kann. Alles in einem, haben der Entzug und die Entscheidung aufzuhören, mich verändert vor allem bezüglich Selbstreflexion, ich versuche mich jetzt so wenig wie möglich selbst anzulügen. Allerdings komme ich, wenn ich gestresst oder müde bin, manchmal auch aus dem nichts, in seltsame Zustände, so als wäre ich wieder drauf, obwohl ich nichts konsumiere. Kann das daher kommen, dass mein Gehirn versucht die Rauschzustände wieder zu erzeugen?

Geht es anderen vielleicht genauso?
Im Sinne von, inwiefern hat der Entzug euch verändert, wie kommt ihr so klar, sowohl im psychischen, emotionalen und sozialen Sinne?

LG :)


 
Ex-Träumer



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  Geschrieben: 16.10.18 08:14
Ich kennen sowas von früher, zwar nicht vom Benzo-Entzug (sowas hatte ich zum Glück nie), aber hatte früher auch sehr oft das Gefühl, dass ich mit anderen Leuten nix anfangen kann, einfach weil sie und ich zu weit entfernt sind von unserem jeweiligen "Alltagsbewusstsein".

Was da hilft, meiner Erfahrung nach, ist sich trotzdem damit auseinander zu setzen. Also trotzdem mit seinen Freunden zsamm sitzen und mal ganz normal mitreden, wenn es sich ergibt. Trotzdem mit "normalen" Leuten reden, auch wenn die Themen für dich total oberflächlich scheinen. Glaub mir, wüssten die anderen, an was du so denkst, würden sie wohl ähnliches von dir denken .... :)

Mir hat geholfen, dass ich einfach so getan habe, als ob ich ein gaaaanz "normaler" Kerl bin, der mit ganz normalen Leuten auch ganz normal umgehen kann. Zwar kann ich immer noch nicht eine Std. mit Leuten über Dinge wie Haus bauen, etc. labern, aber man findet schon ein Thema.

Ich hab einfach irgendwann drauf geschissen, was andere Leute von mir denken, also wenn ich eher alleine im Eck sitze, dann ist das halt mal so. Bin ich mal doof und kann nicht mitreden, dann ist halt mal so. Bin ich mal durch den Wind und irgendwie zwischen den Welten am hängen, ja mei, dann ist das halt mal so ....

Wenn man lernt, dass man sich selbst akzeptiert wie man ist, auch mit Macken, dann sind die anderen auf einmal auch nimmer so komisch unterwegs. Man kann lernen sich anzugleichen, aber das geht nur, wennst lernst in solchen Situationen nimmer viel nachzudenken drüber, sondern einfach dabei zu sein.

Ist leicht gesagt und anfangs echt schwer, aber es lohnt sich auf jeden Fall. Denn irgendwann merkt man, dass man all diese Zustände mit dem Kopf und seinem Geist steuern kann. Ist zwar mit Arbeit verbunden und wir sind keine Zauberer, ein wenig anpassen muss man sich schon und man muss ja auch nicht stundenlang mit irgendwelchen Yuppies abhängen. Aber glaub mir, irgendwann merkst dann auf einmal, dass die Schlucht zw. dir und den anderen nimmer so groß ist und man seine Berührungspunkte auch findet, wenn man sich weit auseinander wähnt.

Alles Gute wünsch ich dir, der trin
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Indianische Weisheit
Traumländer



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  Geschrieben: 16.10.18 13:40
Guter Beitrag Trin, wobei man dir das eig. nicht zu sagen braucht ;)

Das Problem kenne ich auch und begegne dem auch immer mal wieder.
Entweder ich steh dann verpeilt 5min daneben und geh halt wieder, gammel wie Trin alleine in der Ecke, oder versuch irgendeinen Anknüpfpunkt zu finden. Und du wärest überrascht, wieviele "normalos" über die selben kleinen Hürden und Freuden im Leben empfinden wie du.
"Kennt ihr dass, wenn man seine Katze kuschelt und die voll entspannt ist aber nach 5min plötzlich loskratzt und abhaut, als hätte man sie geschlagen?!"
"Woah, kennt ihr das, wenn der Bus so voll ist, dass man gleich Gruppenkuscheln machen muss, bei der Hitze gerade echt kein Spaß."
"Prokrastinieren ist meine Hauptbeschäftigung, nebenbei studiere ich, aber dafür kenn ich jetzt alle Folgen von GoT"

Iwas findest du, besonders gemeinsames Meckern und Lästern kommt in Deutschland sehr gut an und schafft brücken. Irgendwas von solchen Themen wirst auch du finden und sei es Orangensaft nach dem Zähneputzen. Mit meiner Family kann ich auch über wenig reden, was mich interessiert, trotzdem kriegen wir die 1-2 Wochen Besuch alle 1/2 Jahr ganz gut rum, wie gesagt: Suche Deckungsgleiche leichte, alltägliche Themen zum Einstieg, die wahrscheinlich viele Leute ähnlich wie du empfinden.

Nimm dir nicht zu viel vor: Ich mache auch grad einen kleinen Entzug durch (Opium, Cannabis und Tabak) und habe auch 3 Parties in den letzten 10 Tagen verpasst, weil ich Angst hatte mit meinen Achseln die Räume in Schwimmbäder zu verwandeln. Aber auch dass ist ok, bei der einen stand ich 10min rum, hab gemerkt: "Huch, das ist mir noch zu viel" und bin halt wieder gegangen. Akzeptiere dich auch mit deinen Eigenheiten, deinem situativem Befinden und es stresst überhaupt nicht. Parties gibts noch genug, Gespräche gibts noch genug und immer hin mal 10min normal unterhalten ist schon besser als Scheu im Keller hocken. Dass du gerade nicht sehr sozial bist, ist doch nur logisch, dass wird wieder mit der Zeit. "Trainiere" dich im alltag und taste dich ran, sei nicht enttäuscht, wenns dir mal zu viel ist und freu dich, dass du es schon so weit gebracht hast. Dass haben die wenigstens geschafft, mit denen du zutun hast im Alltag. Du musstest unglaublich stark sein, aber auch dass ging nicht von heute auf morgen, oder?

Dass du ab und zu "drauf" kommst ist auch völlig normal. Kleine Flashbacks wirst du wahrscheinlich noch öfter haben, besonders wenn du in ähnliche Situationen kommst, in denen du konsumiert hast. Ich kann das O-DSMT in meine Pfortader sickern spüren, wenn ich Velvet Undergrounds "Heroin" höre, auch wenn der letzte Konsum bestimmt n 3/4 Jahr her ist. Das wird weniger werden und wahrscheinlich irgendwann ganz verschwinden.

Ich habe zum Glück ein sehr offenes Umfeld und die meisten wissen von meinem Konsum und als ich dann jetzt mal erwähnt habe, dass ich bissl ins Klo gegriffen habe und jetzt entziehen muss, war eig. keiner negativ demgegenüber eingestellt. Naja, wenn du plötzlich schwitzend und bleich in der Ecke stehst und nach 10min abhaust, jeder deine Vorliebe kennt, ist eig. auch klar was los ist. Ich würde damit nicht hausieren gehen, aber mich je nach Gegenüber auch nicht verstecken.
"Immer wieder, wenn ich aus dem Leib aufwache in mich selbst, lasse ich das andere hinter mir und trete ein in mein Selbst; ich sehe eine wunderbar gewaltige Schönheit und [...] bin in eins mit dem Göttlichen" (Plot. IV.8.6)
Abwesender Träumer

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  Geschrieben: 16.10.18 15:33
Hi,

mir geht es ähnlich, wobei ich nicht sicher bin, ob der E n t z u g mich so verändert hat oder der K o n s u m oder die Kombination?

Ich habe von Opioiden (H, Oxy, Tilidin, Codein ...) und Benzos entgiftet und gerade letzteres hat mich auch in unformulierbare psychische Ausnahmezustände gebracht - wie bei dir.
Ich fühle mich zwar schon wieder einigermaßen okay, aber mit "Normalität" (im Wahrnehmen und im Miteinander) komme ich auch schlecht klar.
Möglicherweise liegt das (bei mir) an der Extremerfahrung vor allem des Benzoentzuges. Dass es s o l c h e psychischen und emotionalen Misszustände überhaupt gibt, lässt man sich ja nicht träumen.

Ich denke, Entzug ist eine Extremerfahrung (je nach Ausprägung und den gegebenen Umständen), die nur ein ganz langsames Zurückkommen in die "Normalität" möglich macht.
Ich habe es jedenfalls als traumatisch empfunden, auch, weil ich schlechteste Bedingungen hatte.
Von Benzos k a l t zu entziehen wie du es gemacht hast, liegt außerhalb meiner Vorstellungskraft, ich wäre dabei (psychisch) draufgegangen.

Ich finde es eigentlich ziemlich normal, dass man nach solchen Erlebnissen erstmal keinen richtigen Pack-an für das daily life hat.
Die Posts meiner Vorschreiber finde ich gut, wenn man denn zurück möchte. Ich spüre aber diesen Wunsch nicht. Komischerweise. Wie geht es dir damit?
Ich komme relativ schlecht mit der "Normalwelt" klar und habe mich erstmal entschlossen, das so hinzunehmen und nicht dagegen an zu kämpfen. Dann wäre es schlimmer.
Allerdings führ ich auch ein Leben, wo ich mich in der Hinsicht einrichten kann, momentan.
Ich kann mich auch oberflächlich unterhalten und das auch nur kurz und ich teile auch nicht viel mit meiner Umgebung. Ob das legitim ist oder nicht, habe ich für mich noch nicht beantwortet.




 
Traumländer



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  Geschrieben: 16.10.18 15:56
@exomorph
guter Post! Es ist völlig in Ordnung auch erst mal nichts mit der "Normalwelt" zu tun haben zu wollen. Ich will hier in Deutschland nur meinen Abschluss abgreifen und hau dann ab. Irgedwo wo es warm ist und die Leute offener. Ein Freund von mir ist lange Zeit in eine Kommune gegangen und lebte dort sehr abgeschieden, was ihm wirklich gut tat. Er war auch lange in Indien reisen und hat dort einige einschneidende Erfahrungen gemacht, einmal kam er spiritueller, ein mal geerderter zurück. Überall sonst hat er sich gefühlt wie ein Alien und wirkte auch oft etwas fehl am Platz (von seiner Ausstrahlung). Wenn du mit Gesprächen über Starbucks, Game of Thrones und Donald Trump nich gut klar kommst, ist das nichts falsches!
Es gibt keine Pflicht zu Smalltalk und Konformität! Für solche Lebensphasen empfinde ich Reisen und Rainbow Gatherings sehr heilsam. Nicht umsonst nennt man auf Rainbows die Stadt "Babylon" lol und wenn ich vom Rainbow zurück nach Babylon finde, fühl ich mich nüchtern wie ein dreckiger Regenbogen auf 1200ug Acid im Wartezimmer vom Bestattungsunternehmer.

Manchmal sind solche Phasen sehr wichtig und bei Selbstfindungsprozessen sollten meiner Meinung nach auch nicht all zu viele Leute reinpfuschen, besonders keine, die "fest im Leben" angekommen sind, oder gar welche, die selbst noch auf der Suche sind. Eigentlich niemand, außer dir selbst und ein paar alten Weisen. Also hör nich auf mich, ich bin weder Alt, noch weise, noch fest im leben lol
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Traumländerin



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  Geschrieben: 17.10.18 19:58
Danke für die Antworten erstmal :)

@trinity:
Das mit der Selbstakzeptanz ist so ne Sache, die ich nur in einigen Bereichen und nur einigen Situationen verinnerlicht habe. Ich bin in der Lage mich oberflächlich anzupassen, aber das ist eher sehr ermüdend und frustrierend, weil ich das Gefühl habe, sonst mit den meisten Leuten nicht auf eine Ebene zu kommen. In Situationen, in denen ich nicht weiß was ich sagen soll, weil mich auf einmal Zustände überkommen, in denen mir Wörter nicht einfallen und ich den Satz unterbrechen mus, fühle ich mich dann einfach zu unwohl, um die so akzeptieren zu können. Das kam erst nach dem Entzug, aber es ist seltener geworden und ich hoffe das geht irgendwann komplett weg.
ich wünsche dir auch alles gute.

@20fox
Ich wünsche dir viel Erfolg bei deinem Entzug.
Du hast schon Recht im Sinne von sich nicht zu viel vornehmen und in kleinen Schritten lernen. Das Gefühl ständig Fehl am Platz zu sein, obwohl mir das von meinen Freunden nicht vermittelt wird, stört mich einfach sehr.
Das mit dem "drauf" kommen beeinträchtigt mich sher in meinem Alltag, weil das bei mir oft mit einer Panikattacke verbunden ist, weil ich merke, wie sich mein Bewusstsein verändert, ich das aber einfach nicht kontrollieren kann.

@exomorph:
Ich denke, die Veränderung kommt auf jeden Fall durch die Kombination.
Ich stimme dir zu, dass es sich bei jeglichem Entzug um eine Extremerfahrung handelt.
Also zurück "Drogenwelt" auf gar keinen Fall, ich habe in einem Maße konsumiert, der mir kontrollierten Konsum nicht möglich macht und nach dem Punkt, an dem ich war, kommt nicht mehr viel, also zurück ist keine Option für mich.
Inwiefern findest du, hat sich deine Wahrnehmung nach den Entzügen verändert?

 
Ex-Träumer



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  Geschrieben: 18.10.18 16:49
zuletzt geändert: 18.10.18 18:20 durch trinity (insgesamt 1 mal geändert)
20erFuchs schrieb:
Guter Beitrag Trin, wobei man dir das eig. nicht zu sagen braucht ;)


Lieber 20fox, ich freu mich jedes Mal, wenn jemand das was ich manchmal so schreibe, irgendwie cool oder gut findet und damit was anfangen kann. Und wenn mir jemand ganz frei heraus schreibt, was er denkt und/oder fühlt, dann freu ich mich umso mehr. Weil ich ja weiß, dass jemanden was Nettes zu sagen, demjenigen der es sagt, ja genau so gut tut. Also nur keine Hemmung, lass es nur raus, wenn du irgendwas von irgendwem cool findest. Ich denk mal, die meisten Menschen freuen sich über nette Worte .... mrgreen

Übrigens find ich, du hast das was ich dazu geschrieben habe, echt sehr gut ergänzt. ;) Aber auch das was exomorph geschrieben hat, find ich sehr gut und ist auch ein ganz wichtiger Blickwinkel, den man mal einnehmen sollte.

Übrigens, denk mal über Thailand nach, von wegen auswandern und so. Wenn ich echt mal auswandern wäre, wäre Thailand derzeit meine erste Option. Alles ist echt sehr günstig, die Mentalität der Einheimischen ist mir persönlich meistens sehr sympathisch und das Klima find ich auch sehr fein, wennst nicht unbedingt wo bist, wo es 100 % Luftfeuchtigkeit hat .... ^^

Halte uns bitte am Laufenden, wennst was Feines gefunden hast, also vergiss uns dann nicht. ;) Vielleicht folgen dir ja der ein oder andere coole LdT´ler ....? dafuer

Peace, der trin




Ich finde, die Quintessenz aus dem Ganzen hier, ist eigentlich wie so oft im Leben, dass man versuchen sollte im Einklang mit sich selbst zu sein. Also wenn ich mal keinen Bock auf andere Leute habe, weil es mir in dieser Lebensphase oder in dem Moment gar nicht rein passt, dann sollte ich das auch durchziehen und dazu stehen, ohne schlechtes Gewissen oder jemanden Rechenschaft ablegen zu müssen. Manchmal ist es einfach so, dass man schwere Zeiten lieber alleine durchsteht .... Trotzdem ist meine Erfahrung, dass mir das langfristig gesehen auch nicht zu dem Ausgleich verhilft, den ich auf sozialer Ebene als Mensch eben so benötige. Deshalb versuch ich immer in guten und starken Momenten und Phasen so viel wie möglich an Kontakt mit tollen Leuten mitzunehmen. Und nehme mir immer das Recht heraus, einfach wieder heim zu gehen oder still in der Ecke zu sitzen, wenn ich es so möchte ....




Liebe dre3ms,

ich versteh dich echt gut, was du meinst damit, dass du in manchen Situationen einfach nicht stark genug bist, dich selbst anzunehmen wie du bist. Ich weiß genau, was es bedeutet, mitten im Gespräch total weg zu sein und nicht mehr den Anschluss zu finden, weil man in seinen Gedanken und Empfindungen total abgedriftet ist. Und ich weiß auch genau, wie scheiße ungut sowas sein kann, wenn dir das sogar nach Jahren mit deinen Arbeitskollegen passiert und man genau weiß, dass die sich fragen, was denn mit ihm auf einmal los ist. Der war ja jahrelang "normal" und so .... Hab so eine Phase selber fast 2 Jahre aushalten müssen und wäre froh gewesen, wenn mir jemand damals ähnliches erzählt hätte ....

Weißt, ich hab auch schon viel Scheiße durch und ich glaub, dadurch, dass ich die meiste Scheiße echt DURCH habe, also sie durchlebt habe, hab ich irgendwann erkennen können, wie sehr unser Verstand uns Menschen ficken kann. Und wenn man das mal erkannt hat, checkt man auch, dass man seinen Verstand/seinen Geist genauso dafür nutzen kann, das ganze wieder umzudrehen und zu lernen besser oder sogar richtig gut mit solchen Situationen umzugehen.

Bei mir hat ALS EINZIGES geholfen, dass ich irgendwann einfach akzeptiert habe, dass ich seit einem gewissen Überdrüber-Drogen-Mischkonsum-Erlebnis, einfach nicht mehr so frei bin wie ich und meine Mitmenschen es gewohnt waren von mir. Und als ich dann irgendwann einfach akzeptierte, dass ich manchmal abdrifte in Gedanken und meine Gefühle mich manchmal überwältigen, hat sich mir auf einmal ein Raum aufgetan, indem ich wieder etwas mehr Handlungspielraum bekommen habe. Ich hab mich also nicht mehr damit identifiziert, dass ich grad wieder nix mehr checke, sondern hab es einfach wahrgenommen wie es ist und es so sein lassen. Ganz egal, ob mein Gegenüber was merkt davon oder nicht. Irgendwann dann sieht man diese Momente nicht mehr so angespannt, sondern man betrachtet sich selbst irgendwie entspannter, hilft ja alles nix. Wie lange soll man sich denn noch selber ficken?

Naja, und echt jetzt, wennst auf diesem Weg bleibst, merkst irgendwann, dass du immer freier und immer gestärkter wirst in diesen Situationen und irgendwann gibt es sie gar nicht mehr und du bist über dich hinausgewachsen und hast vielleicht sogar noch mehr Handlungsspielraum in diversen Momenten, als du vor deinem Entzug hattest .... ;)

Sorry, hab Laberflash und wollte mich eigentlich kurz halten, muss nämlich bald weiter. Wollte dir noch schreiben, dass du eventuell einfach versuchen solltest, wahres Interesse an deinem Gegenüber zu zeigen. Also jetzt nicht zwanghaft irgendwas zu finden, was euch verbindet. Sondern einfach nur zuzuhören, ohne was zu denken oder zu werten (das wird von mal zu mal immer leichter ^^), und dann nimmst du irgendwann mal einen Impuls in dir wahr ....

Sagen wir mal, jemand erzählt dir was, kommt nebenbei beiläufig auf die Arbeit zu sprechen und redet dann irgendwas anderes weiter. Ich spüre dann z.B. einen Impuls in mir wissen zu wollen, was dieser Mensch arbeitet. Jetzt bin ich schon zsamm mit ihm und der ist mir einigermaßen sympathisch und ich bin schon gut drauf, dann will ich ihn aber auch gleich kennen lernen. Also folge ich dem Impuls und frag halt nach, was er arbeitet. Das Gegenüber erzählt von sich (glaub mir, die meisten Menschen mögen es, wenn man sich für sie interessiert und erzählen gerne von sich ^^) und mir kommen immer wieder neue Impulse und manche sind so doof oder unpassend, dass daraufhin gleich der nexte Impuls kommt, aber nicht von der Gefühlsebene, sondern vom Verstand.

Da sagt dann der Verstand auf einmal: "Nein, trin, du kannst ihn jetzt nicht fragen, ob er schon mal gefistet hat! Du kennst ihn ja erst seit einer halben Std. ...." :):):) Nö, Scherzerl, aber verstehst schon was ich meine, oder?

SEI EINFACH bei demjenigen der da ist und wenn du grad magst, denn lern ihn/sie besser kennen. Frag deinen Gesprächspartner was dir grad so einschießt und wenns zu doof ist, dann reguliert eh dein Verstand vorher rechtzeitig.

Du brauchst nicht nachdenken während des Gesprächs, was du sagen sollst und was vielleicht gut oder doof ankommt. Du brauchst nur mit Interesse bei deinem Gegenüber sein, der Rest kommt von ganz alleine .... Du bist ja kein Dooferl, vertrau dir selber, dann flutscht das schon. Und wenn mal nicht, dann lach über dich und nimm dich selbst und das Leben nicht all zu ernst ....

Alles Liebe wünsch ich dir, dre3ms, ach ja, und such dir vielleicht mal zur Unterstützung ein pflanzliches Hilfsmittelchen, ein Adaptogen oder so. Gibt einige Threads hier im LdT und kannst immer nachfragen, wennst Interesse hast, die meisten hier helfen echt gerne. ;) So würde ich es zumindest machen - was pflanzliches zum stärken von Körper und Geist kann nur gut sein in solch schweren Zeiten ....

Liebe Greets, der trin



Edit: Lies dir doch mal diesen kurzen Thread durch, da geht es um Flashbacks und ich denk, da könnte auch der ein oder andere gute Tipp für dich dabei sein, wie du eventuell lernst, in Zukunft besser damit umzugehen, dre3ms.

liestduhier --> :)

Tschöööö, der trin
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