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AutorBeitrag
Traumland-Faktotum



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  Geschrieben: 19.03.19 10:26
Ich habe ca. 8 Jahre lang Kratom konsumiert. Die meiste Zeit davon (bis gegen Ende) war auf täglicher Basis, mit gelegentlichen Unterbrechungen von ein paar Wochen bis Monaten. Was mir an Kratom gefallen hat, war kontextabhängig die Sedierung (höhere Rauschdosen), die Euphorisierung und damit auch teilweise erleichterte Sozialisierung, evtl auch die Konzentration und innere Ruhe (niedrige Dosen).
Zu Anfang (die Zeiten vom Kratominator) hatte ich Dosen von 3-4g. Diese Dosen hatten sich wohl auch über die Zeit hinweg etwas gesteigert, so weit reicht mein Erinnerungsvermögen leider nicht mehr zurück. Dazu sei hinzugefügt, dass ich wohl bei sämtlichen Substanzen ein High Responder bin, d.h. generell keine hohen Dosen benötigt habe um etwas zu spüren. Zu der damaligen Zeit hatte ich bei Konsumpausen und den beschriebenen Dosierungen auch definitiv eine körperliche Abhängigkeit und dadurch bei Absetzen Entzugserscheinungen.
Durch ein bestimmtes Ereignis (ich vermute u.a. von einem Medikament verursacht) hat sich meine Dosis stark verringert auf <1g. Allerdings wurden die Kratomsorten auch mit der Zeit potenter. Parallel dazu hatte ich keine Lust mehr auf sedierende Rauschdosen und mochte eher das unterschwellige Wirken von Kratom. Nach und nach veränderte sich mein Konsummuster auf 1x alle paar Tage, da ich schlicht oft vergessen hatte zu konsumieren. Das, was Kratom mir gegeben hatte (ein Gefühl von innerer Wärme, Geborgenheit, Ruhe) war natürlich irgendwann einfach nicht mehr in dem Ausmaß da wie zu Anfang. Das gilt wohl für alle Drogen, schließlich verändern diese den Botenstoffhaushalt, die Rezeptordichte usw. Auch genau dieser Punkt - dass ich mithilfe von Drogen bzw. ein Gefühl gesucht hatte das ich mir anderweitig nicht erarbeitet hatte - hat schließlich dazu geführt, dass ich mich davon distanziert habe, auch wenn ich den berauschten Zustand oft noch vermisse. Ich denke jeder hat seine Gründe, Drogen zu konsumieren. Manche wollen sich damit das i-Tüpfelchen setzen auf ein schönes Erlebnis, erhoffen sich dadurch leichtere Öffnung zu Sozialkontakten (Stichwort gabaerge Substanzen), suchen ruhe, Zerstreuung, neue Denkimpulse usw.
Eine körperliche Abhängigkeit zu haben ist das eine und ganz und gar keine schöne Sache, da man sich an dem Punkt stark von der entsprechenden Substanz (und der dahinterliegenden Suche, dem Konsumgrund) hat einfangen lassen. Ich persönlich empfinde die psychische Abhängigkeit als wesentlich diffuser, begleitet einen länger als ein körperlicher Entzug und ist schwieriger zu überwinden aufgrund der langen Dauer (und allem, was da neurochemisch hintendransteht bzgl Botenstoffhaushalt, neuronale Programmierung usw.)
Wir leben in einer Welt, in der Drogen immer alltäglicher und auch akzeptierter werden, oft u.a. im Kontext einer leistungsorientierten Gesellschaft eingenommen werden. Ich las z.B. in diesem Thread davon, dass Kratom in niedrigen Dosen konzentrationsfördernd wirkt. Was ich mich selber bei meiner Suche frage: Wie teuer habe ich das, was ich in Kratom über meinen sehr langen Zeitraum gesucht habe, erkauft? Gelingt es mir z.B., mich nüchtern langfristig auf eine Sache zu konzentrieren? Empfinde ich ohne Kratom anderweitig ein Gefühl von Geborgenheit? Gelingt es mir ohne Kratom leichter, all die Dinge zu tun, die ich früher mit Kratom als Abkürzung getan habe? Würde ich in meinem Leben leichter Anstrengungen meistern können und dadurch euphorisiert werden, mich über Dinge freuen, wenn ich mein Gehirn all die Jahre nicht darauf trainiert hätte, Botenstoffe auf Knopfdruck auszuschütten, sodass ich euphorisiert, sediert, 'konzentriert' bin durch die Einnahme von z.B. Kratom?
"Das Dasein ist ein Seiendes, das nicht nur unter anderem Seienden vorkommt. Es ist vielmehr dadurch ontisch ausgezeichnet, daß es diesem Seienden in seinem Sein um
dieses Sein selbst geht."

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