LdT-Forum

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AutorBeitrag
Traumländer



dabei seit 2014
268 Forenbeiträge

  Geschrieben: 28.12.18 05:44
Um seinen eigenen Weg zu finden, sollte man sich vielleicht immer wieder Fragen stellen: Was kann ich mir zutrauen, was kann ich leisten und was muss ich ertragen? Ist es besser, über das ganze Leid in der Welt nachzudenken und sich damit zu beschäftigen, zu belasten, – und vielleicht versuche ich sogar, mithilfe von Psychedelika dies alles noch tiefer zu ergründen und zu erfühlen – oder ist es besser, sich dagegen abzuschirmen, seine Sinne – auch mit Alkohol – zu betäuben? Was wäre der goldene Mittelweg? Meist nüchtern die Welt erfahren und sich vor allem auf das, was einen selbst und das persönliche Umfeld betrifft, konzentrieren, seine Kräfte darauf verwenden, dass es seinen Geliebten gutgeht? Aber wäre das nicht zu egoistisch? Wie viel kann ein Mensch sich zutrauen, wie viel kann ein Mensch leisten und wie viel kann er ertragen?
»Zu einer Erkenntnis […] muß man durch Not, Leiden an seiner Fülle gekommen sein, muß geglaubt haben, ›entwurzelt‹ zu sein […], muß am Intellekt gelitten und ihn durch den Geist überwunden – muß mit dem Menschen gerungen haben.«
— Ernst Toller
Abwesender Träumer



dabei seit 2018
295 Forenbeiträge

  Geschrieben: 28.12.18 07:49
Was soll das bringen ? Sich mit dem Leid der Welt zu belasten ? Das lähmt einen doch höchstens und macht krank und damit unfähig, sich auch nur um die Menschen in der allernächsten Umgebung oder am Ende gar um sich selber zu kümmern.
Stattdessen lieber ins Tun kommen, etwas gegen das Leid unternehmen und am Ende des Tages mit dem Wissen ins Bett zu gehen, sein Bestes gegeben zu haben.
"Die Realität holt einen auch ein, wenn man sie ignoriert!"
Abwesender Träumer

dabei seit 2012
3 Forenbeiträge

  Geschrieben: 28.12.18 14:24
Ich finds irgendwie immer total angenehm, sich klarzumachen, dass wir in unserer Gesellschaft, die wir uns in den letzten Jahrzehnten so aufgebaut haben, wie sie nunmal ist, ja im Endeffekt auch nur eine Gesellschaft von Vielen ist.

In der Geschichte der Menschheit hat es soviele Ausprägungen der menschlichen Rasse gegeben, die eine mag man subjektiv für besser oder auch schlechter erachten, ich finde es nur wichtig zu wissen, dass auch unsere Kapitalismus und Konsum geprägte westliche (!) Gesellschaft ein Ende haben wird. Der Mensch neigt immer total schnell dazu, zu denken, dass was um ihn rum passiert einfach eine Tatsache ist, die sich nicht ändert. In der Geschichte haben sich so viele Dinge geändert. Ich denke irgendwo, dass die Dinge die uns umgeben, alle einmal einer Idee entsprungen sind. Hatten viele Menschen dieselbe Idee, ist diese Idee nunmal Realität geworden. Erklär mal jemandem vor 100 Jahren das Medium Internet, das war unvorstellbar.

Ich denke, dass sich viele Dinge, die uns tagtäglich umgeben, nunmal dem Geiste der Zeit entsprungen sind, aber eben ein Ende haben. Ich glaube, dass die Zukunft ganz viel Gutes (ist ja auch nur ein subjektives Empfinden) für uns bereit hält. Manchmal verstehe ich aber diese Grundsatz Diskussion nicht. Viele sagen, sie sind nicht glücklich in der Situation, in der sie leben, wollen nicht erwachsen werden, wollen nicht in diese Gesellschaft gepresst werden. Ist ja voll verständlich meines Erachtens, aber ganz ehrlich: Dann ändert doch euer Umfeld und damit eure Realität. Manchmal ist sowas nicht so ganz einfach, und jeder muss seinen Weg finden. Ob man nun gar nichtmehr in der Gesellschaft leben will, oder vielleicht nur ein bisschen in der Form, sich nicht ihr zugehörig zu fühlen aber dennoch Freundschaften und Familie in einem bestimmten Umfeld zu haben, genug Geld zu verdienen aber eben nicht wie blöd zu konsumieren.

Das ist mein erster Beitrag in diesem Forum, ich habe Beiträge und Berichte im LdT schon seit Jahren verfolgt, mal mehr mal weniger. Ich habe vor Jahren gemerkt, dass dieses Leben hier für mich kein Sinn macht. Dieser grenzenlose Konsum, Umweltverschmutzung, Plastik, Smartphones, die komplette Abkapselung von dem, was wir eigentlich sind, meiner Meinung nach. Ich habe für mich erkannt, dass ich hier nichtmehr leben will, und bin dann halt einfach abgehauen. Klar kann man vor vielen Dingen sich einfach verstecken und diese nicht wahrhaben wollen, aber im Endeffekt, wenn einen etwas derartig stört, muss man es ja auch nicht mitmachen. Ich bin nach Portugal gezogen ohne viel Geld, habe hier aber tolle Menschen kennengelernt, verdiene genug Geld zum Überleben, bin der Natur sehr nahe und fühle mich lebendig, wie schon seit Jahren nichtmehr. Der Schritt dahin war manchmal schwierig. Aber ich denke nach wie vor, wenn einen etwas stört, dann liegt es doch in deiner Hand, es zu ändern. Und so schwierig ist es manchmal auch gar nicht, manchmal muss man einfach den Mut dazu haben.

Wie man sich selbst und seinen Platz auf der Welt findet. Das war ja die Frage. Und dazu gibt es wohl pauschal keine Antwort. Ich denke, dass jeder von uns bestimme Werte und den Gedanken, wie man gerne leben würde, in sich trägt. Das muss man sich klarmachen. Dann sollte man versuchen, das zu seiner Realität zu machen. Obs nun ein physischer Ort oder eine Lebenseinstellung ist, muss jeder für sich selbst rausfinden. Ich finde, wenn einen etwas stört, steht auf und kämpft dagegen. Stört euch der Plastik in den Ozeanen, fangt klein an und hört selbst auf Plastik zu konsumieren. Dann redet mit Leuten über euer Empfinden. Stört euch Massentierhaltung, hört auf Fleisch zu konsumieren und steht für die Rechte von Tieren auf. Stört euch der grenzenlose Konsum in unserer westlichen Welt, konsumiert weniger und zeigt es der Welt. Genau so ist es eben mit vielen anderen Dingen. Fangt für euch an, und zeigt es der Welt. Das ist der einzige Weg etwas zu verändern. Smile is key :)
 
Abwesender Träumer



dabei seit 2018
295 Forenbeiträge

  Geschrieben: 28.12.18 14:45
Toller Beitrag, Moritz. Würde ich zu 100% so unterschreiben!
Noch toller finde ich, dass du das tatsächlich so lebst ...
"Die Realität holt einen auch ein, wenn man sie ignoriert!"
Traumländer



dabei seit 2014
268 Forenbeiträge

  Geschrieben: 28.12.18 15:55
Wieso gehst Du nur auf diesen einen Teil meines Beitrags ein, RosaRot? Keineswegs habe ich behauptet, man solle sich mit dem Leid der Welt belasten.
»Zu einer Erkenntnis […] muß man durch Not, Leiden an seiner Fülle gekommen sein, muß geglaubt haben, ›entwurzelt‹ zu sein […], muß am Intellekt gelitten und ihn durch den Geist überwunden – muß mit dem Menschen gerungen haben.«
— Ernst Toller
Abwesender Träumer



dabei seit 2018
295 Forenbeiträge

  Geschrieben: 28.12.18 16:02
Dao schrieb:
Wieso gehst Du nur auf diesen einen Teil meines Beitrags ein, RosaRot?


Weil halt ... einfach so ... und nirgendwo habe ich behauptet, dass du irgendwas behauptet hättest ;)

"Die Realität holt einen auch ein, wenn man sie ignoriert!"
Traumländerin

dabei seit 2009
89 Forenbeiträge
1 Tripberichte

  Geschrieben: 29.12.18 20:47
Für mich war - und ist - das Wichtigste im Leben möglichst viel auszuprobieren. Indem ich so viele verschiedene Erfahrungen wie möglich mache, kann ich gucken was mir gut tut, was mir gefällt und womit ich mein Leben verbringen möchte. Das würde ich aber auch nicht nur auf Dinge, die man tut beschränken, sondern auch auf die Art wie man denkt, wie man mit Sachen umgeht, aus welcher Perspektive man etwas betrachtet. Auch da habe ich im Lauf meines Lebens gern experimentiert, um den für mich optimalen Weg zu finden. Die Grenze des ausprobierens ist für mich der gesunde Menschenverstand und die Grenzen meiner eigenen Moralvorstellungen. Ich bin seit ich 17 bin an dem Punkt, dass ich versuche Dinge einfach zu machen, einfach mal zu probieren, so lange ich nicht mit einer hinreichend großen Wahrscheinlichkeit davon ausgehe, dass sie ernsthaft gefährlich sind bzw. mir langfristig schaden. Damit meine ich (im Normalfall) nichts zu tun, was mit einer mehr als nur geringfügiger Wahrscheinlichkeit meinen unmittelbaren Tod oder ernsthafte & überdauernde gesundheitliche Schäden oder sonstige gravierende dauerhafte negative Folgen nach sich zieht.
Mit der Strategie bin ich bisher relativ gut gefahren, mit zunehmender Zeit habe ich immer mehr heraus gefunden, was für mich wichtig ist, um glücklich zu sein. Vielleicht hatte ich es aber auch etwas einfacher damit als Andere schon in relativ jungen Jahren so zu handeln, weil ich mit 17 bereits meinen eigenen Haushalt geführt hab, mir somit niemand mehr großártig ins Leben hinein gepfuscht hat und ich zu dem Zeitpunkt auf Grund meiner eher negativen Erfahrungen mit meinen Eltern und zum Teil auch mit Gleichaltrigen ohnehin schon der Überzeugung war, dass es ziemlich viele Leute mit ziemlich seltsamen Wertvorstellungen und Prioritäten gibt. Dadurch war es dann auch kein so großer Schritt mehr für mich auf die Konventionene und Vorstellungen der Gesellschaft wie man zu sein hat und wie man denn am besten leben soll zu pfeifen und zu gucken was für mich wichtig ist.

Ich finde viel ausprobieren was mir gefällt und was möglich ist aber noch aus einem anderen Grund für mich wichtig: Wenn ich Dinge ausprobiere und damit auf die Fresse falle, weil etwas nicht so funktioniert wie ich mir das vorstelle, kann ich mir wenigstens sagen, dass ich es versucht habe. Ich kann mir kaum was Schlimmeres vorstellen als mir eines Tages vorwerfen zu müssen, dass ich Dinge, die ich unbedingt machen wollte nicht gemacht hab, weil mir der Mut dazu gefehlt hat. Etwas nicht geschafft zu haben, weil das Ziel vielleicht nicht realistisch war, oder mir das Talent fehlt es zu erreichen oder vielleicht in manchen Fällen auch schlicht das Glück ist zwar sicher auch nicht schön, aber allemal das geringere Übel.

Was mir sonst noch geholfen hat um meinen Platz im Leben zu finden ist schreiben. Ich schreibe praktisch fast seit ich schreiben kann Tagebuch und das hilft mir mich selbst zu reflektieren. Zudem ist es auch oft interessant nach Jahren mal zu gucken wie man zu ner bestimmten Zeit bestimmte Sachen gesehen hat, womit man sich früher so beschäftigt hat. Lesen finde ich ebenfalls oft hilfreich (davon ab, dass es mir auch Spaß macht), weil es mich auf neue Ideen bringt. Oft kann man sich aus Büchern Ideen und Konzepte wie etwas funktionieren kann zusammen klauben.
Soziale Kontakte zu Leuten, die einen so akzeptieren wie man ist, sind finde ich auch irgendwie ne Grundvoraussetzung, um im Leben zurecht zu kommen und mit sich im Einklag zu sein. Sicher in unterschiedlichem Maß für unterschiedliche Leute. Während ich -wenn es sich denn zeitlich organisieren lässt- am liebsten fast jeden Tag der Woche abends noch Freunde treffe (und das trotz eines Jobs in dem ich auch den ganzen Tag mit Menschen zu tun hab), finden es manch andere völlig ausreichend, wenn sie ein Mal die Woche Freunde treffen. Ich denke aber, dass die besagten sozialen Kontakte zwar ne notwendige, aber nicht unbedingt auch hinreichende Voraussetzung sind, um seinen Platz im Leben zu finden. Ich stelle es mir zwar schwer vor mit sich selbst im Einklag zu sein, wenn man nur von Leuten umgeben ist für die man sich verstellen muss. Anderseits denke ich aber, dass man auch ziemlich orientierungslos im Leben sein kann, obwohl die sozialen Kontakte passen.

Ansonsten fand ich reisen unglaublich hilfreich, um raus zu finden, was ich mit meinem Leben machen mag. Grade die Reisen wo ich sehr lange (mehrere Monate bzw. ein Mal auch über ein Jahr) unterwegs war, haben mir sehr geholfen zu mir zu finden. Außerhalb des gewohnten Umfeldes, der gewohnten sozialen Kontakte und Rollen agieren zu können fand ich unglaublich hilfreich und befreiend, um alte nutzlos gewordene (Denk)gewohnheiten über Bord zu werfen und neue (Denk)gewohnheiten zu etablieren.
Ebenso fand ich auch psychedelische Drogen hilfreich, um eine neue Perspektive auf Dinge zu bekommen und raus zu finden, was für mich im Leben wichtig ist. Wobei ich das nur Leuten empfehlen würde, die generell gut auf psychedelische Drogen klar kommen.

Letztlich würde ich aber wie auch schon andere User erwähnt haben sagen, dass man nicht einmal seinen Platz im Leben findet und dann hat man den für den Rest seines Lebens. Es kommen ja auch immer wieder neue Situationen auf einen zu. Anforderungen und Rollen, die man im Lauf eines Lebens einnimmt ändern sich. Da muss man ein Stück weit doch immer wieder neu seinen Platz finden. Wenn man Glück hat findet man vielleicht irgendwann zwischen Jugend und frühem Erwachsenenalter so die grobe Richtung wo's hingehen soll im Leben, was man sich erhofft usw. Aber letztlich passiert im Leben dann doch auch immer wieder so viel ungeplantes und so viel was man nicht beeinflussen kann, dass man sich auch immer wieder neu orientieren muss und auch wieder nen neuen Platz im Leben suchen muss. Man hat nur vielleicht mit zunehmendem Alter schon mehr Erfahrung wie man mit kniffligen Situationen umgehen kann und wie man sich wieder zurecht findet, wenn man zeitweilig seinen Platz im Leben - aus welchen Gründen auch immer - verloren hat.

 
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Ex-Träumer



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2 Tripberichte

  Geschrieben: 29.12.18 21:22
Toller Beitrag, schatten! :) Klingt schon fast alles zuuuu klischeehaft, wie du das alles beschreibst - wie wenn du all das was wichtig ist um zu wachsen im Leben kurz zusammengefasst in eine Geschichte gepackt hast. Hut ab .... dafuer

Danke, find den Beitrag sehr wertvoll und hast echt ein tolles Gesamtbild erschaffen und am Ende sehr rund abgeschlossen.
Behandle einen Stein wie eine Pflanze, eine Pflanze wie ein Tier und ein Tier wie einen Menschen!
Indianische Weisheit
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Ex-Träumer



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3.761 Forenbeiträge
2 Tripberichte

  Geschrieben: 13.01.19 17:07
zuletzt geändert: 13.01.19 17:24 durch trinity (insgesamt 1 mal geändert)
"Unpolitisch sein heißt politisch sein, ohne es zu merken." Rosa Luxenburg


"Alles ist Illusion - sowohl materielle wie spirituelle Güter. Wer schon einmal etwas verloren hat, von dem er glaubte er würde es nie verlieren, weiß am Ende, dass ihm nichts gehört." Paulo Coelho aus dem Buch "Elf Minuten"
Behandle einen Stein wie eine Pflanze, eine Pflanze wie ein Tier und ein Tier wie einen Menschen!
Indianische Weisheit
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Ex-Träumer



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  Geschrieben: 12.05.19 14:44
„Alle Liebe dieser Welt ist auf Selbstliebe begründet.“ Meister Eckhart


Dazu ein paar Worte von Manfred Mohr:

"Die Liebe, die wir in der Welt finden, sie entspringt aus uns selbst. Ich bin mir sicher, Bärbel (Anm.: Autorin B. Mohr) würde sich jetzt wünschen, dass wir diesen Satz mehr begreifen und beherzigen würden. Denn wenn ich mich nur selbst verletzte, wenn ich dir wehtue, dann gilt zum Glück auch umgekehrt: Wenn ich dir Gutes tue, dann wird es auch mir zuteil. Das, was ich dir schenke, schenke ich auch mir.

Wenn wir dies immer mehr verstehen und umsetzen, lernen wir, uns selbst zu lieben. Und dann gelingt es uns gleich noch viel besser, dasselbe mit unseren Mitmenschen zu tun. Wo sollte die Liebe auch herkommen, wenn nicht aus uns selbst? Je mehr wir die Liebe in uns entwickeln, umso mehr fühlen wir uns verbunden mit der Schöpfung. Und umso mehr liebt uns dann auch das Leben zurück."
Behandle einen Stein wie eine Pflanze, eine Pflanze wie ein Tier und ein Tier wie einen Menschen!
Indianische Weisheit

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