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AutorBeitrag
Abwesender Träumer



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855 Forenbeiträge

  Geschrieben: 19.06.19 10:37
phoenixdrache schrieb:
der mensch is halt auch inhärent gierig und wird sich deshalb sein eigenes grab schaufeln...

Es scheint, dass Du selbst ein ganz gutes Gegenbeispiel bist.
Die Arbeit in einem sozialen Beruf haben wir gemeinsam (Masochist), ebenso wie die amazon-Vermeidung und das gelegentliche Theoretisieren aus dem Elfenbeinturm.
Das meinte ich mit Utopie. Du willst was anderes für den Planeten, hast eine Entscheidung getroffen zugunsten humanistischer „Ideale”
Wirst dann mit Sicherheit von Einigen als linksgrünversifftergutmenschsjwetc. bezeichnet, von Leuten, die sich gegen diese Utopie entschieden haben.
Ich glaube langsam, dass diese Leute nicht in der Überzahl sind, sondern einfach lauter pöbeln.
Sorry für OT
 
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 19.06.19 10:59
mmn ist jeder mensch gut UND böse...kommt halt drauf an, was man fördert...aber wut, neid, haß, gier, trauer sind nur allzu menschlich und einfach nicht auszumerzen, so wie manche glauben...ich bin anders als hippies oder utopisten der meinung, es wird nie eine welt geben, die nur ideal ist, ausschließlich solidarisch, in der sich leute stets helfen und unterstützen...es wird immer leute geben, die andere ausnützen, macht ausüben wollen, akkumulieren, auf ihren vorteil bedacht sind statt das gemeinwohl zu fördern...und das ist ein ewiger kampf zwischen gut und böse...auch in einem selber sind es die täglichen entscheidungen für das gute oder das böse...aber jeden tag aufs neue muss man sich entscheiden und das wird niemals ein selbstläufer...

man merkts ja selber; hin und wieder übermannen einen negative gefühle, man läßt seiner wut freien lauf, verliert sich in angst oder trauer, zerstört, ist ungerecht oder einfach nur egoistisch...jeder...es gibt keine durch und durch guten menschen...
mutter theresa...? eine zerfressene, kontrollierende und bösartige frau...der dalai lama; ein machtverliebter lächler, der seine gelug-sekte innerhalb des buddhismus an die spitze geputscht hat...
alles hat zwei seiten...licht und schatten...yin und yang...

sorry, völlig ot...
kopf aus, herz auf...
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 19.06.19 11:19
zuletzt geändert: 19.06.19 11:35 durch RosaRot (insgesamt 1 mal geändert)
phoenixdrache schrieb:
sorry, völlig ot...


Find ich jetzt gar nicht so ot (naja, wenn man bedenkt, dass wir im Verschwörerthread sind schon mrgreen ) ... einfach weil es ans grundlegende Problem rührt. Wir sind im tiefsten Inneren nun mal so gestrickt, wie es unsere Tiernatur verlangt.
Aufs eigene Überleben programmiert, damit egoistisch und wenn empathisch, oft nur zum eigenen Vorteil.
Aber immerhin haben wir das erkannt und können, da bewusst, eventuell darüber hinausgelangen. Könnten erkennen, dass wir ohne Quantensprung im Umgang miteinander wohl nicht überleben werden. Dass das Experiment Mensch dann aufgrund des Ungleichgewichts technische / moralische Entwicklung scheitern wird.
Ich fänd`s schade und sehe es auch nicht als zwangsläufig an. Für die kleine Chance die wir haben, würde ich gerne mein Bestes geben. Und es tut gut zu hören, dass ich damit nicht alleine bin.
"Die Realität holt einen auch ein, wenn man sie ignoriert!"
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 19.06.19 18:21
Der Bollo schrieb:
Lichtmann schrieb:
Das wird global gesehen aber erst passieren, wenn schon alles komplett im A.... ist. So sind wir Menschen halt.

…ist eine Befürchtung, die ich auch oft habe.
Allerdings auch eine Ausrede der Satten, die Resignation der Vereinzelten, eine Kapitulation von langjährigen Aktivisten…
Bei uns im „Westen” zumindest ist es (Achtung Meinung) zuallererst einmal: Eine Entscheidung für oder gegen die Utopie einer besseren Welt.


Das ist zunächst einmal eine Beobachtung meinerseits. Das Phänomen kannst du im kleinsten Familienkreis oder auch in kontinentaler Größenordnung finden, es menschelt halt überall, und das ist einerseits gut so, andererseits hat es auch Schattenseiten. Die überwiegen momentan, aber das muß ja nicht heißen, daß es ewig so weitergeht.

Sicherlich schwingt da bei mir Frustration mit, stellenweise auch Fatalismus, ich habe im Laufe meines Lebens eben einige Knüppel zuviel über die Birne gekriegt (im übertragenen Sinn, manchmal auch im Wortsinn), als daß ich dem luftigen, leicht verdaulichen Teil der Utopie einer besseren Welt noch das Wort reden würde. Oft waren die Keulenschwinger nicht die vermeintlichen Gegner, sondern sogenannte Freunde oder Gleichgesinnte, die im Zweifelsfall halt doch lieber ihren Hintern in die Sonne und das Konto gut gefüllt hielten, statt Haltung zu zeigen und faule Kompromisse zu vermeiden.

Die hehren Ziele meiner Jugend und frühen Erwachsenenzeit, sozusagen den Muff in den Betonköpfen zu lüften und den Progressiven mehr Gewicht zu verleihen, habe ich auf eine einfachere Formel reduziert, ich möchte die Dinge zumindest nicht schlechter machen und meinen Mitmenschen durch besagte Haltung alternative Wege aufzeigen, mit Problemen umzugehen.

Allerdings stehe ich Teilen der heutigen Strömungen gegen die Auswüchse der Globalisierung und des Turbokapitalismus eher zwiespältig gegenüber (siehe meinen Kommentar zu Fridays for Future). In den letzten zwei Jahrzehnten hat der Ablaßhandel fröhliche Urständ gefeiert, diesmal nicht in religiöser, sondern sozio-ökologischer Form. Es wurde uns weisgemacht, daß wir uns lediglich per Dämmaterial den Moder in die Bude holen, unseren Müll trennen, ein Elektroauto kaufen und jeden Monat fünf Euro an den NaBU überweisen müssen, um ökobilanzmäßig tippi-toppi dazustehen und weiterhin nach Schema F verfahren zu können.

Vornehmlich seitens der Politik als Kumpel der Wirtschaft wurde ein System entworfen und eingeführt, das weiterhin maximalen Konsum ohne Abstriche bei nur minimalem persönlichen Aufwand bezüglich ökologischer und sozialer Gesichtspunkte ermöglicht. Daß sowas nicht funktionieren kann, ist vielen Leuten klar, aber es ist halt so bequem und nett, sich als Teil der Guten zu wähnen, während man in Wahrheit nur ruhiggestellt wird und weiter konsumiert, als gäbs kein Morgen.

Ich entscheide mich nicht gegen die Utopie eines besseren Lebens, wohl aber gegen das Wolkenkuckucksheim der Wellnessgesellschaft, die glaubt, mit Lippenbekenntnissen und Piep-Piep der Globalisierung die Stirn zu bieten zu können und dann mit dem SUV heimfährt, um den Fernreise-Urlaub online zu buchen, wo sie den Einheimischen vor Ort gehörig auf den Sack gehen. Es geht nicht mehr ohne Umdenken und Abstriche, da hilft auch kein Tesla oder Fahrradhelm.
~-= Ich will einfach nur hier sitzen =-~
Ex-Träumer



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  Geschrieben: 19.06.19 20:28
Alles sehr interressante ansichten. Hier gibts sicher viele naturliebhaber!
 
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 20.06.19 11:45
zuletzt geändert: 20.06.19 11:58 durch Der Bollo (insgesamt 1 mal geändert)
Lichtmann schrieb:
Ich entscheide mich nicht gegen die Utopie eines besseren Lebens, wohl aber gegen das Wolkenkuckucksheim der Wellnessgesellschaft, die glaubt, mit Lippenbekenntnissen und Piep-Piep der Globalisierung die Stirn zu bieten zu können und dann mit dem SUV heimfährt, um den Fernreise-Urlaub online zu buchen, wo sie den Einheimischen vor Ort gehörig auf den Sack gehen. Es geht nicht mehr ohne Umdenken und Abstriche, da hilft auch kein Tesla oder Fahrradhelm.

Sehe ich genauso!
Motto zum Draufdrücken!
Ich habe vor über zwanzig Jahren aufgehört TV zu glotzen aber bin oft beruflich bei Leuten, wo den ganzen Tag die Glotze läuft. Ich komme mir augenblicklich belästigt vor durch Werbung. Je mehr ein Produkt beworben wird, desto unsympathischer ist es mir.
Lichtmann schrieb:
Allerdings stehe ich Teilen der heutigen Strömungen gegen die Auswüchse der Globalisierung und des Turbokapitalismus eher zwiespältig gegenüber (siehe meinen Kommentar zu Fridays for Future). In den letzten zwei Jahrzehnten hat der Ablaßhandel fröhliche Urständ gefeiert, diesmal nicht in religiöser, sondern sozio-ökologischer Form. Es wurde uns weisgemacht, daß wir uns lediglich per Dämmaterial den Moder in die Bude holen, unseren Müll trennen, ein Elektroauto kaufen und jeden Monat fünf Euro an den NaBU überweisen müssen, um ökobilanzmäßig tippi-toppi dazustehen und weiterhin nach Schema F verfahren zu können.

Ich sehe diese Strömungen tendenziell eher positiv. Wenn ich mir die Inhalte/Forderungen der FFF-Leute so anschaue, denke ich, dass die sehr wohl wissen, dass solche radikalen Brüche mit der bisherigen Klimapolitik ein Weniger an „convenience“ bedeuten. Ich denke, wir sind wohl etwa im selben Alter Lichtmann, Du erinnerst Dich dann ja wohl auch noch an die Zeit, als das Telefon zu Hause im Flur stand, schön mit Ringelkabel und Wählscheibe. Wenn ich sehe, wie Kinder und Jugendliche heute aufwachsen, mit welchen digitalen Gadgets, welche Kommunikationskanäle denen jederzeit zur Verfügung stehen. Das ist ein Input-Overkill, der emotional und kognitiv erstmal verpackt werden will. Da ist es ein Wunder, dass da überhaupt sowas wie ein relativer politisch/ökologischer Konsens bei jungen Leuten entstehen konnte, der derart viele Kinder (!) auf die Straße bringt. Die Wissenschaftler sind sich einig, dass es 5 vor 12 ist und ein paar Wichser sperren sich gegen wirksame Maßnahmen, weil es ihren obszön großen Reichtum schmälern könnte und Lindner reißt sein Maul auf und versucht eine Bewegung, die die 68er (in ihrer personellen Größe) weit hinter sich lässt, zu diffamieren und mahnt an, dass Klimaschutz mit Wirtschaftswachstum vereinbar sein muss. So sieht ein Feind aus! Da muss nicht erst nach irgendwelchen Geheimlogen gesucht werden. Die AfD leugnet sogar unseren Einfluss auf das Weltklima (!). Da muss einen die Angst vor und der Hass auf Flüchtlinge schon mächtig das Hirn zerfressen haben, um diese gefährlichen Halbfaschos zu wählen. Die Dämm-Material Farce ist in der Tat eine Nebelkerze, aber angesichts der Werbung, die so tut, als ob es zwischen unserem konsumistischen lifestyle und der Klimakatastrophe die uns sicher erwartet keinen Zusammenhang gäbe, nur eine unter vielen. Vor dem Hintergrund des Ernstes der Angelegenheit wird eine mutige 16 Jährige von grenzdebilen Ottos in Internet und Presse als verhaltensgestörtes Kind abqualifiziert, die bitteschön in ihrer Freizeit streiken soll. Ein youtuber, der die Politik der etablierten Regierungspartei mit Quellenangaben kritisiert wird von Mainstream-Medien entweder ad hominem demontiert, es wird ihm vorgeworfen von der Opposition beauftragt worden zu sein oder, dass er Geld verdienen will (Lobbyismusvorwurf quasi). So eine aggressive Auseinandersetzung findet sich in Interviews mit Politikern in Regierungsverantwortung kaum jemals in der Presse. Da wird in Ärsche gekrochen, da möchte ich meine Rundfunkgebühren lieber in Schießgewehre oder Drogen investieren. Da kommen ein paar Menschen daher und tun das, was von Menschen erwartet werden sollte, die sich als Demokraten verstehen: Sie wollen mitgestalten. Da ist das Scheiß-Empire gar nicht amused und schon wird über Zensur nachgedacht. Sorry für meinen strukturlosen off-topic-rant, vielleicht wird dadurch ein wenig deutlich, warum ich es für dulle halte über „dustified” Gebäudespitzen zu fachsimpeln, während um uns rum alles auseinanderfällt. Wir sollten die, die dauernd von demokratischen Werten labern beim Wort nehmen und permanent Mitbestimmung einfordern. Natürlich wird es Verzicht bedeuten, die nötigen Maßnahmen zu ergreifen die Karre aus dem Dreck zu kriegen. In Verzicht sind wir „Normalbevölkerung” in Europas Niedriglohnland schon gut im Training, jetzt ist es an der Zeit, dass die Wenigen, die das Konzept von Weniger überhaupt nicht kennen es mal kennenlernen (Pathos off).
 
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 20.06.19 13:40
zuletzt geändert: 20.06.19 14:33 durch RosaRot (insgesamt 4 mal geändert)
Der Bollo schrieb:
Da ist es ein Wunder, dass da überhaupt sowas wie ein relativer politisch/ökologischer Konsens bei jungen Leuten entstehen konnte, der derart viele Kinder (!) auf die Straße bringt.


Hi Bollo ! Bin echt in Vielem bei dir und teile dein Motto gänzlich (auch wenn es bezeichnend ist, dass der "kauf weniger ein - Song" es auf ganze 1245 Aufrufe bringt) ...

Aber dass du so sehr auf die ganz Jungen setzt, bzw. diese "Bewegung" so positiv siehst, erstaunt mich. Meine Erfahrungen (ich arbeite mit Jugendlichen) sind dem leider ziemlich exakt entgegengesetzt.
Jugendliche, die fernab einer intakten Natur groß werden, haben keinerlei Bezug zu ihr, schon gar nicht emotional und daher auch kein Interesse daran, diese zu schützen.
"Schön" zu beobachten, bei Ausflügen ins Walderlebniszentrum, etc. ... kotz ...
Da hilft es auch nix, wenn sie momentan von den Lehrern krass aufs Thema angespitzt werden. Das nervt die meisten inzwischen nur noch.
Leute, die mit YouTube ihr Geld verdienen, bisher eher nicht mit Umweltschutzgedanken auffielen (bis es sich lohnte, mal eben mit auf den Zug aufzuspringen) ... Rezo ... kann ich unmöglich ernst nehmen. Hast du mal seine "restlichen" Videos gesehen!? Autsch! Was ein schlimmer Heuchler!

Btw. was soll man generell von einer Platform halten (YouTube), die radikale Islamisten ihre Meinung sagen lässt, moderate Islamkritiker (wie den von mir sehr geschätzten Hamed Abdel - Samad) aber mundtot macht, sperrt?
Das ist doch Wahnsinn ... aber ok. völlig anderes Thema, fiel mir bloß gerade so ein ...

BTT: Wenn ich "meine" Kinder höre, lauten die wahren Interessen wahlweise "reich werden", "eigener Pool", "5 x im Jahr Urlaub, mindestens!" und in bestimmten Kreisen eigentlich ausschließlich Mercedes AMG 63! (oder so ähnlich). Einfach mal die mesitgeklickten Videos anschauen ... ich denke, das sagt was über die wahre Interessenlage.
FFF ist in meine Augen ein saublöder Hype, der eh fast schon wieder vorbei ist. Null Substanz, null ernst gemeint, man geht halt mit ... ist irgendwie cool dabei und nebenher lockert`s noch den langweiligen Unterricht auf.
Nö du - kann ich nicht gut finden. Ich hasse all diese Dinge, die einfach nicht ernst gemeint sind.
Das soll jetzt weniger Kritik an den Kindern sein ... die können nix dafür, dass sie Natur nicht mal ansatzweise kennen und jetzt instrumentalisiert werden ... aber oberflächlicher Hype verschwindet ebenso schnell, wie er begann. Und damit wird uns nicht geholfen sein.
Wie sollen denn Wohlstands - Kinder, denen durch die Klimaerwärmung allenfalls mehr Schwimmbadtage drohen, ernsthaft am Thema interessiert sein? Ausgerechnet bei uns, wo kein Meeresspiegel steigt und sich keine Wüsten ausbreiten. Never!

P.S.
Lindner ist glaub ich nur an seinem Porsche, Kohle, und medialer Aufmerksamkeit interessiert, damit er sich auf seine glattgeschliffene Rhetorik abends vor der Glotze einen wichsen kann ... widerliches Kerlchen ...
Integere Politiker sehe ich generell kaum ... die will man nämlich nicht, da gefährlich. Da wären dann nämlich echte Veränderungen zu erwarten. Daher auch der GRÜNE Hype ... da weiß man, dass es nicht weh tun wird (kennt man ja aus BaWü & co.) ... und sobald sich das ändern würde, wäre auch deren Stammwählerschaft (Bonzen mit Gewissensbissen) weg. Und die Kids überlegen sich längst wieder, ob man doch noch ne Karriere in Fortnite starten oder mit Bitcoins Millionen machen kann. Sorry ... so sieht die Welt aus, in der ich mich bewege. Völlig hoffnungslos, was die junge Generation angeht! Da erkenne ich keinerlei echtes Umweltbewusstsein. Nochmal sorry, da kann ich niemandem Hoffnung machen.
Wenns jemand richten wird, dann die ü40 meiner Erfahrung nach ...
"Die Realität holt einen auch ein, wenn man sie ignoriert!"
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 20.06.19 14:47
zuletzt geändert: 20.06.19 17:20 durch Der Bollo (insgesamt 1 mal geändert)
RosaRot schrieb:
Aber dass du so sehr auf die ganz Jungen setzt, bzw. diese "Bewegung" so positiv siehst, erstaunt mich.

Ich setze nicht auf diese Bewegung, ich bin froh, dass es überhaupt eine gibt und wenn ich sehe, welche Desinformations-, Dekontextualisierungs- und Diffamierungsbestrebungen von den „officials” aufgefahren werden, sehe ich: Die haben die Hosen voll vor diesem
RosaRot schrieb:
saublöden Hype.
FFF stellt berechtigtes Überlebensinteresse in den öffentlichen Fokus. Wer hat das in den letzten Jahrzehnten geschafft? Scientists for Future stellt sich hinter die Forderungen nach Veränderungen und als die Aachener Polizei (Klicksson) die Leute einschüchtern will, kommen denen die „Parents for future” in die Quere (Klickidottir). Natürlich ist diese Bewegung keine radikal antikapitalistische, aber es ist eine große Bewegung. Ich beteilige mich nicht daran diese klein zu reden oder zu marginalisieren. Klar sind große Teile der Jugend nur an den von Dir genannten Zielen interessiert, ist kein Grund, die abzulehnen, die auf die Strasse gehen, oder?
RosaRot schrieb:
Nö du - kann ich nicht gut finden. Ich hasse all diese Dinge, die einfach nicht ernst gemeint sind.
Willst Du warten, bis die von Dir beschriebenen Kinder sich radikalisieren und ist es erst dann „ernst gemeint?” Das wird nicht passieren.
RosaRot schrieb:
Wie sollen denn Wohlstands - Kinder, denen durch die Klimaerwärmung allenfalls mehr Schwimmbadtage drohen, ernsthaft am Thema interessiert sein? Ausgerechnet bei uns, wo kein Meeresspiegel steigt und sich keine Wüsten ausbreiten. Never!

Offenbar reicht es bei genügend von ihnen dazu aus für eine Sache zu demonstrieren. Sollen wir die Fresse halten, weil wir noch keine Wüste vor der Tür haben?
Die restlichen Rezo-Videos gehen an meinen Lebensinhalten vorbei. Das eine Video war ein Statement welches sicher auch von Dir, oder von mir hätte kommen können, so inhaltlich, oder?
…hast Du es gemacht - oder ich? Nein! Hat ein uncooler Typ gemacht, der sonst nicht durch so statements aufgefallen ist. Deswegen weniger wahr, weniger notwendig? Ich empfehle, an die Redebeiträge von Politikerinnen und Politikern die gleichen Maßstäbe anzulegen, wie das derzeit bei Rezo gemacht wird. Da bleibt genau NICHTS übrig von dem Geschwalle. Du nimmst ja z.B. offenbar auch mich ernst, einem Ü40 Depressiven mit Selbstmedikationsexperimentierfreude. Ich hab so eine Recherche während meiner Abi- und Studiumszeit nicht zusammengebracht (klar, mit Internet nicht mehr ganz so schwer). Irgendwie bezeichnend, dass die ganzen Nebensächlichkeiten wie blaue Haare (Rezo), Asperger (Greta T.), Bürgerlicher Hintergrund („unsere Jugend”) etc. weit mehr Raum einnehmen, als deren berechtigte Kritik. Oi Rosa, dass Du da ins selbe Horn stößt wie die Reaktionären erstaunt widerrum mich. (Emotional nachvollziehen kann ich es allerdings, da ich im nahen Umfeld auch nicht von der Intelligenzia der Jugend umgeben bin).

Knarf Rellöm, aus „Bitte vor REM einordnen” schrieb:
Du bist ein Magnet und ich bin ein Stück Holz, und wo ich Recht hab', da hast du Argumente.




 
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 20.06.19 15:14
zuletzt geändert: 20.06.19 15:29 durch RosaRot (insgesamt 1 mal geändert)
Der Bollo schrieb:
Sollen wir die Fresse halten, weil wir noch keine Wüste vor der Tür haben?


Nö ... gar nicht ... aber sich mit Plakaten auf irgendwelche Plätze hocken, um nach Schulschluss das exakte Gegenteil zu reden (und vor allem zu machen) ... darauf kann ich irgendwie nicht! Bzw. kann gerne darauf verzichten. Und verstehe nicht, wie man sowas unterstützen kann.
Das ist wie mehr soziale Gerechtigkeit predigen um am Nachmittag mit dem Steuerberater die Steuervermeidung zu besprechen. Bahhh !

Und ja - einige, ganz wenige, meinen es sicherlich ernst und leben es auch (nur das zählt) ... und die umarme ich und sie haben meinen tiefsten Respekt.
Aber soll ich dir was sagen? Unter all den Jugendlichen, mit denen ich beruflich zu tun habe - ist nicht einer oder eine, die ich zu diesen zählen kann. Daher bleibt es für mich ein läppischer Hype, der spätestens im kommenden Herbst sang - und klanglos verschwinden wird. Und das finde ich schade.

Die Dinge wachsen von unten nach oben ... und daher werde ich mich ab kommender Woche, wenn die Schule bei uns wieder beginnt, lieber erneut dafür einsetzen, dass der "Projektunterricht Umwelt" ausschließlich an Ort und Stelle stattfindet (draußen)! Denn nur was man kennt und liebt, will und wird man auch bewahren. Nur das ist nachhaltig.

Mit`m Starbucks-Kaffee und nem Red Bull in der Hand auf den Lorenzer-Platz gibts mit mir jedenfalls nicht wink

P.S

Lieber Bollo ... das Argument mit "ins gleiche Horn wie die Konservativen" stoßen ist abgeschmackt und deiner (hoffentlich) nicht würdig. Wenn ein Gauland sagt, "der Himmel ist blau", werde ich ihn nicht "grün" nennen.
Auch nicht dir zuliebe love ...


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  Geschrieben: 20.06.19 15:37
OT:

Ich möchte nur kurz eine murmelsche Schleimspur hinterlassen: Hier hat sich eine tolle Diskussion von allen Beteiligten entwickelt, die ich gerne und aufmerksam verfolge - wollte ich nur mal einwerfen.

Ich selbst habe in diesen Fragen leider jeglichen Enthusiasmus verloren und bin völlig erstarrt bzw. verstummt, um eine klare Position in Sachen Werten zu vertreten. Nicht einmal in Textform. Vielleicht aus der Ohnmacht heraus, die das überkritisch mit sich selbst sein verursacht, vielleicht aus der Antriebslosigkeit heraus, vielleicht auch aus Schreckhaftigkeit vor einer verletzenden Gegenreaktion. Dieses Vermeidungsverhalten meinerseits wurde seit dem Aufkommen von Social Media noch heftig verstärkt.

@Bollo, Deine Schreibe jedenfalls klingt für mich nicht wie die eines Depressiven. Gehe auch bereits auf die 40 zu (Midlife Crisis also noch zusätzlich am Start) und wäre froh, wenn ich wenigstens noch in der Lage wäre, solch interessante Texte zu verfassen.
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  Geschrieben: 20.06.19 15:39
Ich sehe das ganz genau wie Bollo. Klar ist die FFF nicht das Gelbe vom Ei - Aber kann man Kindern, die Tag und Nacht mit neoliberaler Propaganda und dem immergleichen Konsummantra beschallt werden wirklich übel nehmen, dass sie noch nicht erkannt haben, dass die Grünen keine echte Perspektive bieten?
Als Jugendlicher bin auch ich verkürzter Kapitalismus-/Systemkritk anheim gefallen, das liegt ganz einfach daran, dass Kinder und Jugendliche noch nicht genug informiert sind und eben einfach Jugendliche und Kinder sind - sie sind noch viel zu sehr mit sich selbst und ihrem persönlichen Wandel beschäftigt. Da finde ich es etwas vermessen, diese Gruppe zu dämonisieren und marginalisieren. Offensichtlich haben Politiker und CEOs Angst vor Gen X & Z, das liegt daran, dass sie halt endlich mal was tun. Aktivismus dieser Größenordnung findet man in meiner Generation und v.a. der Boomer Generation leider nicht.
Natürlich gibt es einige Probleme, Lichtmann hat diese gut benannt. Doch FFF besteht nicht nur aus Menschen, die aus Lifestylgründen protestieren. Es finden sich darunter auch viele, die mit Herz für die Sache dabei sind. Und genau da muss man ansetzen! Auf diese Menschen zugehen und mit ihnen diskutieren, ihnen Wege abseits grünen Konsums und Alternativen zu den Lippenbekenntnissen der Grünen & Co aufzeigen.
Wenn wir nicht wollen, dass sich diese Bewegung in Plattitüden verliert und von Unternehmen, die sich mit Greenwashing schmücken instrumentalisiert wird, liegt es an uns, dies durch ehrlichen, radikalen Diskurs zu verhindern.
Jede soziale Bewegung hat ihre Schwächen. Sich auf Kritik dieser Auszuruhen wird leider gar nichts bewirken. Vielmehr sollte man diese Bewegungen mit Lösungsansätzen für ihre Probleme in Berührung bringen, statt sie von vornherein als Fake abzutun.

Zufälligerweise habe auch ich mit privilegierten Kindern und Jugendlichen zu tun. Ich engagiere mich ehrenamtlich in einer Jugendorganisation, die sich unter anderem am Gymnasium betätigt, das ich auch besuchte. Die Schüler dieses Gymnasiums stammen zumeist aus überdurchschnittlich wohlhabenden Familien und so kommt es, dass ich mit meist mit Kindern wohlhabender Eltern arbeite. Verständlicherweise hat ihnen weder in ihrer Familie, noch in der Schule jemand gesagt, dass es keinen echten Klimaschutz im Kapitalismus geben kann. Das ändert aber nichts daran, dass sie trotz ihrer Affinität zu Smartphones und Fortnite nicht dennoch einen Zugang zu rationalen sowie emotionalen Argumentationen haben. Wir fahren bspw. jeden Sommer für 10 Tage ins Zeltlager - und ermöglichen somit das Erfahren von Natur. Letztes Jahr habe ich für das Zeltlager gekocht und es gab jeden Tag vegane oder vegetarische Kost. Um das ganze inhaltlich zu unterfüttern, habe ich in einem Workshop die moralischen und rationalen Hintergründe dieser Ernährungsweisen erläutert und dabei gemerkt, dass vor allem die Erklärung, wie schädlich der Konsum tierischer Produkte, aber v.a. Fleisch, für die Umwelt ist, großen Eindruck gemacht hat. Im Verlauf des Zeltlagers wurde ich immer wieder von Kindern angesprochen, die mir sagten, dass sie die Mahlzeiten sehr lecker finden und ihnen - entgegen ihrer Erwartungen - gar nichts dabei fehlt. Viele haben mir auch gesagt, dass sie künftig auf Fleisch verzichten wollen.
Dieses Jahr werde ich gezielt auf FFF zu sprechen kommen und mit den Kids darüber diskutieren, was die Hauptverursacher des Klimawandels sind, wie echter Klimaschutz aussehen kann, welche Bedingungen dafür geschaffen werden müssen und warum wir eine radikale Wende in unserer Wirtschaft dafür benötigen. Ich weiß, dass ich mit diesem Workshop allein nicht schlagartig alle zum Umdenken bewegen werde - schließlich sind sie im Wohlstand und mit einem alleinig positiven Bild des Kapitalismus' aufgewachsen. Dennoch bin ich sicher, zumindest den ein oder anderen Zweifel an unserer Art zu wirtschaften säen zu können. Wenn wir ein Umdenken bewirken wollen, müssen wir dafür kämpfen! Ein solcher Beitrag mag vielleicht klein erscheinen - doch in der Summe wird aus einem Zweifel die Erkenntnis, dass es so nicht weiter gehen kann. Und das ist die Basis für einen radikalen Wandel.
Jeder von uns kann in irgend einer Form solche Zweifel säen. Sei es durch das Verbreiten antikapitalistischen Gedankenguts auf FFF Demos, Agitation im Bekanntenkreis oder sonst wie.
Vor ein paar Wochen habe ich z.B. ein Verschenk-Regal vor das Haus, in dem ich wohne, gestellt und ein paar erklärende Sätze, sowie anti-Konsum Slogans draufgekritzelt. Die Fluktuation in diesem Regal ist wirklich hoch - Ich denke viele Menschen finden dieses Konzept ansprechend und viele Menschen können dazu beitragen es populärer zu machen. Außerdem ist es eine super Möglichkeit, linke Zeitschriften, Flugblätter und Broschüren unter die Leute zu bringen, ohne dafür in der Stadt zu stehen und sie selbst zu verteilen, was mir persönlich dank Sozialphobie eine Horrorvorstellung ist. Alternativ kann man sie auch in der Mensa der örtlichen Uni auslegen o.ä.
Solche Flugblätter, etc. gibt es häufig kostenlos in linken Onlineshops und man kann sie auf Nachfrage in linken Infoläden bestellen. Leute, die solche Läden betreiben, freuen sich immer darüber, wenn jemand an der Verbreitung solchen Lesematerials mitwirkt.
Das sind jetzt nur ein paar Ideen, aber jeder hat die Möglichkeit in irgendeiner Form zum Umdenken beizutragen. Wir haben einfach keine Zeit mehr herumzusitzen und potentielle Verbündete zu diskreditieren. Nutzt lieber euer Wissen, eure Theoriekenntnis und zeigt ihnen die Schwächen - aber auch Alternativen auf!

Aber wer weiß - vielleicht bin ich auch bloß ein irrer Idealist.
"Kleinbürgerlich biegen die Rechten,
das bürgerliche Recht zum eigenen Besten,
Spielen die Opfer, in weissen Westen,
geschneidert aus tiefbraunen Uniformresten."

Arbeitstitel Tortenschlacht - Ernst der Lage
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 20.06.19 15:45
zuletzt geändert: 20.06.19 16:06 durch RosaRot (insgesamt 3 mal geändert)
Murmel, ich find's auch schön, dass wir hier drüber reden. Und es tut gut, auch mal n bissl Konsens zu haben. Normaler Weise bin ich immer die bekloppte Tussi, die mit ihrem Fahrrad und Konsumverzicht eh bloß das Leben verpasst. Zumindest schlägt mir das im beruflichen Alltag ziemlich oft entgegen. Man gewöhnt sich zwar dran, aber Mut macht's nicht unbedingt ...

@Neopunk

Ich wollte auch nicht sagen, dass man für die Sache nicht kämpfen sollte. Ich mach's halt auf andere Art, weil ich an die Nachhaltigkeit von Hypes aller Art nicht glaube. Aber das ist mein Problem und sollte ich damit falsch liegen - umso besser !

P.S.

Wenn ich mich so durch die Presse lese, heißt der nächste Hype dann "Flugtaxis". Wie das massenhafte Überwinden der Schwerkraft sich jetzt mit dem (fast schon) alten Thema verträgt weiß ich nicht, aber vermutlich fehlt mir da einfach nur der Sachverstand.
Wie gesagt ... nichtmal die Hypes sind nachhaltig lol

P.P.S

Das Konzept des "Regale Rausstellens" finde ich, seit es meistens dem Motto "ich entsorge meinen Sperrmüll kostenneutral und mit extrem gutem Gewissen" folgt, eher ärgerlich.
Unser ganzes Viertel steht inzwischen voller Müll, den auch die Ärmsten nicht wollen rolleyes
Galt jetzt aber nicht deinem Regal Neo ... glaube nicht, dass du so unterwegs bist biggrin
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  Geschrieben: 20.06.19 16:47
Dafür muss man eben Bewusstsein schaffen. Ein simpler Satz reicht dafür meistens aus. Auf meine Regal steht z.B.: "Bitte nicht als Müllablage nutzen"
Anders formuliert könnte es heißen "Bitte nur Dinge 'reinlegen, die für andere von Nutzen sind".
Ich hab ja keinen Einfluss darauf, was andere so reinlegen, aber bisher lag nichts länger als ~ zwei Wochen drin.
Meine Überzeugung ist, dass Leute gerne Gutes tun. Oft muss man es aber "anleiten" oder aufzeigen, wie das geht. Wie gesagt, dieser eine Satz hat ausgereicht, damit meine Mitmenschen verantwortungsvoll damit umgehen :)
Dazu muss man aber sagen, dass ich in einer ziemlich progressiven Stadt, und innerhalb dieser auch in einem der progressivsten Viertel lebe. Viele Menschen stellen solches Zeug auch einfach in Kartons mit der Aufschrift "Zu Verschenken" auf die Straße und bisher habe ich nie erlebt, dass Leute damit einfach nur Kram wegschmeißen, den keiner mehr möchte.
Vielleicht braucht es in anderen Städten mehr als einen Satz, aber grundsätzlich besteht ja die Möglichkeit, darauf aufmerksam zu machen und daran mitzuwirken, dass verantwortungsvoller damit umgegangen wird.
"Kleinbürgerlich biegen die Rechten,
das bürgerliche Recht zum eigenen Besten,
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geschneidert aus tiefbraunen Uniformresten."

Arbeitstitel Tortenschlacht - Ernst der Lage
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 20.06.19 17:00
zuletzt geändert: 13.07.19 08:14 durch Der Bollo (insgesamt 1 mal geändert)
RosaRot schrieb:
Lieber Bollo ... das Argument mit "ins gleiche Horn wie die Konservativen" stoßen ist abgeschmackt und deiner (hoffentlich) nicht würdig. Wenn ein Gauland sagt, "der Himmel ist blau", werde ich ihn nicht "grün" nennen.
Auch nicht dir zuliebe! love ...


Das hab ich auch gar nicht verlangt. Da ist wohl mein Polemik-O-Mat mit mir durchgegangen.
Also: Tschuldigung! redface
Mehr „on-topic” (Verschwörungskrams wird sich bestimmt finden) später.


 
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 20.06.19 17:33
Hallo Bollo, RosaRot und Neopunk,

das Aufbegehren der Kinder und Jugendlichen ist auf alle Fälle eine gute Sache, das schärft die Fähigkeit zu trefflicher Argumentation und gewährt ihnen einen Blick über den Tellerrand, ob sie den dann auch wagen und das Gesehene richtig einordnen, steht auf einem anderen Blatt. Ich als alter Revoluzzer (Jahrgang 1970) finds erstmal dufte, wenn sich was bewegt, trotz des Zwiespalts, in dem ich bezüglich FFF und anderen Initiativen stecke.

Die Diskussionen, die ich mit diversen FFF-Teilnehmern führte, waren insgesamt durchwachsen. Es war schon eine gewisse Energie und Veränderungswillen feststellbar, sobald man die Leute aber mit ihrer eigenen Ökobilanz aus der Reserve lockt, bröselt die Ideologie in nicht wenigen Fällen zusammen, der Bogen von den Symptomen zu den Ursachen wird nicht oder nur ansatzweise gezogen.

Ich hatte dabei ein regelrechtes Déjà-vu-Erlebnis und fühlte mich unvermittelt an die frühen 1980er zu Zeiten des NATO-Doppelbeschlusses und der Aufrüstung mit Pershing 2-Raketen erinnert, wo lange Menschenketten durchs Land gingen und die teils massiven Demos schier nicht mehr abrissen. Insgesamt gesehen kann man FFF und die damaligen Proteste zwar nicht ganz vergleichen, aber ich ging damals noch zur Schule, und auch dort wurde analog zu FFF protestiert, teils auch spontan während der Unterrichtszeit, wo sich dann eine Menschenkette formte, die durchs Schulhaus und den Pausenhof führte, komplett mit Bannern und Peace-Fahnen und dem ganzen Theater. Ich war seinerzeit ziemlich anarcho-militant drauf und unterstützte das Ansinnen der Demonstranten zwar, hatte aber schon damals Probleme damit, mit Leuten in der Kette zu stehen, die eigentlich nur mitmachten, um nicht im Klassenzimmer sitzen zu müssen.

Es war damals und ist heute bei solchen Sachen halt schon auch ein Trend, ein "Lifestyle"-Ding dabei. Der Funke kann natürlich trotzdem überspringen, mal sehen, wo der Weg hingeht. Für mich wäre es vor allem interessant, zu sehen, ob sich aus der FFF-Geschichte was Längerfristiges entwickelt wie vorher schon mit Gruppen wie Attac.

Dennoch kann ich wie RosaRot den Hype nicht ab, egal ob es nun um FFF, den Höhenflug der Grünen (oh Herr, schmeiß Hirn vom Himmel!) oder ähnlich gelagerte Sachverhalte geht. Ich vermisse da ganz allgemein den Willen zur Selbstkritik und zum Beschreiten neuer Wege, auch wenn das unangenehm werden kann. Wir sind alle keine Engel, alles fließt, alles ist eingesponnen in ein Netzwerk, und unsere individuellen Entscheidungen haben fast immer Auswirkungen aufs Netz, positive wie negative. Diese Tatsache allein ist nicht das Problem, sondern die Ignoranz davon. Weniger Ich, mehr Wir.
~-= Ich will einfach nur hier sitzen =-~

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