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Abwesende Träumerin



dabei seit 2017
31 Forenbeiträge

  Geschrieben: 08.12.19 21:25
Hallo ihr lieben.

Das Thema "clean werden" beschäftigt mich schon lange.
Ich habe dieses Jahr unzählige Versuche gestartet, inklusive eines Entzugs.

Vor zwei Wochen habe ich erneut versucht von den Opioiden/Opiaten los zu kommen.
Es fühlte sich anders an. Es fühlte sich so an, als ob ich es wirklich und nicht nur ein Teil von mir, schaffen wollte.

Eine Woche habe ich geschafft. Dann ein Rückfall. Dann wieder 5 Tage, dann ein Rückfall. Dann zwei Tage und dann wieder ein Rückfall.

Ich besuche auch Teilweise NA Meetings, dort sagte jemand, wenn man nur ein klitzekleines bisschen glaubt, Kontrolle über seinen Konsum zu haben, dann schafft man es nicht aufzuhören. Viele andere sagen, man müsse erst am berüchtigten Tiefpunkt kommen, um aufhören zu können.
Das will ich nicht glauben! Ich will diesen beschissenen Tiefpunkt nicht, ich will es vorher schaffen!

Jedoch verarsche ich mich ständig selbst. Sobald die Sucht eine Gelegenheit sieht, welche mich in irgendeiner Form zum Konsum bringen könnte, fickt sie meinem Kopf. Ich hab das Gefühl, die Sucht, also dieser Teil von mir, manipuliert und hintergeht mich.

Ich habe eigentlich ein gutes Umfeld, welches nicht aus Konsumenten besteht. Jedenfalls keine Opioid/Opiatkonsumenten.
Ich stehe kurz vor Ende meiner Ausbildung, alles könnte gut sein.
Doch ich kann nicht mit und nicht ohne.

Mich würden eure Geschichten interessieren. Wie habt ihr es geschafft aufzuhören, bzw eine lange Pause zu machen? Was hat euch die Kraft gegeben? Wie seid ihr an den Punkt gekommen? Kann ich irgendwas tun um meinen Willen langfristig zu stärken?

Ich weiß einfach nicht weiter. Ich will ein normales zufriedenes Leben führen und nicht dieses Doppelleben.
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich nicht lebensfähig in dieser Welt bin. Nach aussen wirkt es vielleicht noch so.
Aber eigentlich bekomme ich nichts hin. Meine Wohnung ist der Horror, mein Papierkram stapelt sich, ich habe keine Hobbys. Wenigstens funktioniere ich noch halbwegs.

Vielleicht könnt ihr mir ja irgendwas erzählen, was mich weiterbringen könnte.

Bis denne
 
Traumländer

dabei seit 2019
969 Forenbeiträge

  Geschrieben: 08.12.19 21:54
Hallo Ninka
ich hatte ein paar Jahre wo ich sehr viel Alkohol getrunken habe.
viel und regelmäßig immer nur am Abend, da aber schon mal
3 Flaschen Rotwein oder eine Flasche Whiskey.
Irgendwann wußte ich wenn ich so weiter mache geh ich drauf.

So ergab es sich das ich aufgehört habe.
Ich sagte mir ab morgen nix mehr.
Die Flaschen wären da gewesen, ich wollte aber aufhören
und es hat geklappt. Heute trink ich 0 Alk mehr aber ich könnte
ein wenig Absinth trinken (den brenn ich selbst)
ohne die Pulle leer zu trinken !
 
Abwesender Träumer



dabei seit 2009
780 Forenbeiträge

  Geschrieben: 09.12.19 02:19
Hey Ninka, ich erinnere mich, dass du vor nem Jahr oder so (unter anderem) vom täglichen Alk wegkommen wolltest, hat das geklappt? Falls ja: Hey, immerhin schonmal ein Schritt in die richtige Richtung... oftmals kann man einfach nicht alles auf einmal erreichen.

Bei mir siehts eher wieder mittelmäßig aus, ich hänge wieder auf Pregabalin und Alkohol is weiter im Spiel, aber ich habe dennoch ein "(un)gesundes Mittelmaß" gefunden was das angeht. Dafür hab ich in anderen Lebensbereichen massive Probleme die mich am Ende vielleicht das Leben kosten wenn ich nich endlich nen Schlussstrich ziehen kann, will jetzt nicht näher drauf eingehen, aber das Ganze erinnert mich schon stark an meine früheren Drogenepisoden, war aber vllt manchmal auch mehr der Auslöser als alles andere, kein Plan.

Letztlich sollte man für sich selbst erstmal die Sucht als Krankheit verbuchen, es ist ja nicht so als ob man eines Tages aufgestanden wäre und gesagt hat "Ja, ich werd jetzt abhängig!", eher im Gegenteil, in der Regel ist die Sucht ja fast immer ein Ersatz für etwas anderes das einem fehlt. Und da ist eben die Frage was dir in deinem Leben fehlt und weshalb du den ständigen Konsum brauchst. Damit meine ich nicht, dass ich irgendwas gegen den Konsum von Drogen hätte, es wird nur dann zum Problem, wenn man eben nicht mehr ohne kann... und das hat dann eben doch fast immer irgendeinen Grund.

Und da stellt sich dann die finale Frage: Kann man diesen Grund in irgendeiner Form anpacken / ändern? In meinem Fall, ganz klar ja... und nein zugleich, es ist ein endloser Zwiespalt. Aber vielleicht kannst du für dich diesen Grund wahrnehmen und auch ändern. Ich glaube ohne den Abgrund genau zu kennen kann man ihm nicht entrinnen... als würde man eine Mauer hochklettern mit verbundenen Augen.

Entschuldige wenn mein Geschwafel nicht sehr zielführend ist, aber ich habe nunmal selbst keine Konkrete Antwort auf diese Frage... aber ich kann dir nur von ganzem Herzen wünschen, dass du sehr bald ein glückliches Leben führen kannst
"You measure democracy by the freedom it gives its dissidents, not the freedom it gives its assimilated conformists."
Traumländer



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761 Forenbeiträge

  Geschrieben: 09.12.19 17:17
Ninka94 schrieb:
Ich besuche auch Teilweise NA Meetings, dort sagte jemand, wenn man nur ein klitzekleines bisschen glaubt, Kontrolle über seinen Konsum zu haben, dann schafft man es nicht aufzuhören. Viele andere sagen, man müsse erst am berüchtigten Tiefpunkt kommen, um aufhören zu können.

Das gehört zu den Standardphrasen, die es bei Gruppen wie den AAs/NAs zu hören gibt.

Meiner Meinung nach (diese Gruppen vertreten das genaue Gegenteil) ist Sucht schon eine höchst individuelle Angelegenheit und kann so nicht generalisiert werden. Ich wüßte auch nicht, wie es (im Gegensatz etwa zu Alkohol) mit Opiaten und Opioiden zu dem vielzitierten Tiefpunkt kommen sollte, abgesehen natürlich von Überdosierungen oder auch finanziellen Problemen.

Bin da bei @Nuke, sehe Sucht eher als ein Symptom dafür, dass man in der Verbindung nicht das bekommen kann, was man sich im tiefsten Inneren wünscht, sich auch nicht ehrlich mitteilen kann. Der Konsum fungiert dann als ein Ersatz für diese fehlende "Verschmelzung".
I'm sure of my mental health
cause I'm always talking to myself
Abwesende Träumerin



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  Geschrieben: 10.12.19 08:58
Natürlich ist jeder Mensch anders, jeder geht anders mit Krisen um, jeder hat eine andere "Toleranzschwelle". Aber ich denke wenn man an seinem persönlichen Tiefpunkt angelangt ist (der für jeden anders aussieht) gibt es im groben zwei Wege die man einschlagen kann: Entweder man fängt an zu kämpfen oder man gibt sich selbst auf.
Also von daher kann man man auf jeden Fall schonmal eins sagen, nur weil man an seinem persönlichen Tiefpunkt ankommt, heißt es noch lange nicht, dass es bei einem Klick macht... Aber die eigentliche Frage war ja eigentlich: Muss man erst am Tiefpunkt angekommen sein? Ich denke nicht... Manchmal können es auch ganz kleine, scheinbar unbedeutsame Dinge bzw Schlüsselmomente sein, wodurch man auf einmal wieder Motivation bekommt. Andere wiederum brauchen feste Ziele, Personen, Perspektiven wofür es sich zu kämpft lohnt...

Bei mir waren ironischer weise genau die gleichen Persönlichkeitszüge die mich zuvor kaputt gemacht haben, diejenigen die mich nachher gerettet haben.
Mein ständiges Gefühl für andere Verantwortlich zu sein hat dazu geführt, dass ich mich in nen Junkie verliebt hab den ich unbedingt retten wollte. Dabei bin ich selbst mit abgestürzt. Als wir uns getrennt haben ist mir klar geworden, hey da gibt es doch auch noch andere Menschen die dich brauchen... Was letztlich mein Antrieb war zu kämpfen...
Aber weitere sehr wichtige Dinge die auch großen Anteil daran hatten, dass ich geschafft hab Clean zu werden waren:

1. Eine mega tolle und verständnisvolle Substitutions-praxis

2.einen radikalen Cut zu meinem alten Umfeld zu machen / Abstand von der Szene

3. ein gesunder Egoismus


Jedenfalls, ich denke dass einfach jeder für sich selbst den richtigen Weg finden muss, der einem SELBST gut tut.
Und ich wünsche dir liebe NINKA, dass auch du nicht die Motivation verlierst, und etwas findest, das dich erkennen lässt, dass es sich lohnt zu kämpfen. Ich wünsche dir ganz viel Kraft dafür!

Beste Grüße
"Oh how I wish to dream again..."
- Nightwish
Traumländer

dabei seit 2019
969 Forenbeiträge

  Geschrieben: 10.12.19 09:31
Ja leider ist der Mensch so,
dass man erst richtig auf die Fresse
braucht um sich zu ändern.
Bei mir ist es so, dass ich einen Grund brauche um was zu ändern.
Und diesen Grund muß ich einsehen.
Einfach nur aufhören um den aufhörens willen klappt bei mir nicht.
Es muß erst etwas passieren um sich grundlegend zu ändern.
 
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Abwesende Träumerin



dabei seit 2017
31 Forenbeiträge

  Geschrieben: 10.12.19 21:09
Danke euch für die Antworten!

@Nuke, der Alkohol ist bei mir immer noch Thema, ich trinke immer noch täglich aber deutlich weniger. Dafür halt leider mehr Opiate.
Und du hast vollkommen Recht, man sollte das als Krankheit verbuchen.
Das weiß ich auch eigentlich, aber ein Teil in mir will das einfach nicht einsehen.
Ich will nicht glauben, dass ich krank bin.
Nur leider kann ich irgendwie nicht aufhören. Beschissen ist das, denn eigentlich hab ich echt die Nase voll. Wohl offensichtlich noch nicht voll genug.
Ich habe angst, dass ich alles verliere und den absprung nicht rechtzeitig schaffe.

Gut, dass du weißt, was du ändern kannst. Ich wünsche dir vom Herzen, dass du es schaffst, diesen Schlussstrich zu ziehen!!

@jenjey, zum Glück gebe ich mich nicht selber auf. Jedenfalls noch nicht, und ich hoffe das bleibt auch so.
Ich kämpfe nun seit einem Jahr, aber irgendwie klappt es einfach nicht. Hoffentlich kommt bald einer dieser Schlüsselmomente.

Bist du noch auf Substi? Was nimmst du? Wie ist deiner Erfahrung damit?

Ich habe tatsächlich vieles, wofür es sich lohnt zu kämpfen. Ein tolles Umfeld, mit wundervollen Feunden die nichts mit Opiaten zu tun haben, ich habe fast meine Ausbildung geschafft. Ich verstehe einfach nicht, dass mich das nicht genug motiviert. Tut es schon Teilweise, hatte ja fast zwei Wochen geschafft.
Es war so eine gute Chance einen Schlussstrich zu ziehen. Und jetzt bin ich wieder im alten Trott. Beschissen.

Danke dir liebe jenjey.

@Andy, den Eindruck hab ich langsam auch. Hab schon auf die Fresse bekommen, mehrmals in den letzten 7 Jahren meines Konsums, aber es reicht wohl nicht. Ist auch noch ordentlich Luft nach oben.
Hoffe ich schaffe es, ohne erst alles zu verlieren.
Möglich ist es jedenfalls :)
 
Abwesende Träumerin



dabei seit 2019
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  Geschrieben: 10.12.19 21:32
Also ich denke solang wie du dich noch nicht komplett aufgegeben hast ist definitiv noch Hoffnung ;) Das ist halt genau das was ich meinte, manch einer braucht halt einfach länger bis es Klick macht...

Ich war vorher schon zweimal in Substitution, einmal mit Pola einmal mit Substitol.
Die ersten beiden Versuche haben überhaupt nicht funktioniert, wohl zum Teil auch weil die "Chemie" zwischen mir und den Ärzten einfach nicht gestimmt hat... Bin jeden Tag nur mit Angst zum Arzt gegangen, was dazu geführt hat, dass ich mich oft garnicht hingetraut hab, mir wieder selbst was besorgen musste, dann wieder Angst die Wahrheit zu sagen usw.

Aber jetzt habe ich eine unglaublich verständnisvolle Ärztin, zu der ich 100% Vertrauen aufbauen konnte, und auf einmal komm ich mit der selben Pola Dosis wie damals super zurecht. Hab seit über einem Jahr nix mehr nebenbei genommen, noch nichtmal dran gedacht. Also sogesehen war es das beste was mir hätte passieren können dass ich nochmal in Substitution gegangen bin, bzw. bei dieser Ärztin gelandet bin. Aber ich muss ganz ehrlich zugeben, wenn dieser Substi Versuch wieder in die Hose gegangen wäre, dann hätte ich wohl definitiv meinen Punkt erreicht wo ich komplett den Mut verloren hätte...

LG ;)
"Oh how I wish to dream again..."
- Nightwish

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