Es wurde hier schon angesprochen: Der Fragebogen hat in der vorliegenden Form das Problem, dass er bei möglichen Probanden den Eindruck erwecken kann, es ginge um die Darstellung von Cannabis als Einstiegsdroge. Das führt, vor allem bei einem Publikum wie im LdT, möglicherweise zu einer höheren Abbrecherquote, weil Probanden dann Angst haben, mit der Umfrage zu ihrer gesellschaftlichen Missrepräsentation beizutragen.

Wie entsteht jetzt dieser Eindruck? Ihr beschränkt euch in der Fragestellung ausdrücklich auf illegalisierte Substanzen. Es ist aber inzwischen allgemein bekannt, dass der Einstieg in den Drogenkonsum meist mit Alkohol erfolgt, bevor der Erstkontakt mit Cannabis stattfindet. Dieser Umstand ist dem durchschnittlichen LdT-Poster gut bekannt, weil wir hier eine Gruppe vorfinden, deren Interesse an Drogenthemen und damit auch der Widerlegung gängiger Argumente gegen Cannabis weit überdurchschnittlich ausgeprägt ist.

Die Formulierung und Abfolge der Fragestellungen erweckt durch dieses Vorwissen also hier erst mal den Eindruck, dass die Umfrage die eigene Drogengebrauchsbiographie verzerrt wiedergibt. Sinnvoller wäre es gewesen, Alkohol mit aufzunehmen und die Fragen allgemeiner und weniger offensichtlich zielgerichtet zu formulieren (bspw. "Welche der folgenden Drogen hast du schon konsumiert und wie alt warst du, als du sie das erste mal genommen hast?").

Ja, das macht das Design des Fragebogens komplexer und die Umfrage deutlich zeitaufwändiger, aber ich betrachte das als die sicherste Möglichkeit, die gewünschten Informationen abzufragen und die oben beschriebenen Probleme zu vermeiden. Drogenuser sind es gewohnt, mit Vorurteilen konfrontiert zu werden und sehr selektiv damit umgehen zu müssen, wem sie sich über ihren Konsum offenbaren können. Das sollte bei einer marginalisierten, strafrechtlich verfolgten und sozial unsichtbar gemachten Gruppe niemanden wundern. Tatsächlich ist Drogengebrauch in der empirischen Sozialforschung ein klassisches Beispiel für Themen, die schwierig abzufragen sind und die ein hohes Maß von Aufmerksamkeit bei der Formulierung der abgefragten Items erfordern.

Mir ist klar, dass es dafür jetzt etwas spät ist und ihr nicht mittendrin die Methodik ändern könnt, aber ich wollte das trotzdem mal erwähnt haben. Vielleicht hilft es euch, wenn ihr auf Schwierigkeiten stoßt oder die Grenzen eurer Methodik thematisieren wollt.