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Traumländer



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  Geschrieben: 05.03.20 18:52
zuletzt geändert: 05.03.20 19:04 durch Zitronenfalltür (insgesamt 1 mal geändert)
Hier soll es im Folgenden um einen rein mentalen bzw. (dis- bis anti-)sozialen "Trip" gehen.


Es ist nicht mein eigener Trip, jedenfalls nicht direkt; indirekt hat er jedoch Berührungsflächen zu meiner eigenen Lebens-Reise:

Ich habe seit Jahrzehnten, etwa ab meinem zehnten Lebensjahr, eine wachsende Faszination für die Untiefen der menschlichen Seele; sei es individuelles Gefühlsleben, das Mysterium der "Anderen", Prozesse romantischer Verklärung und Verdrängung, Symbolhaftigkeit mentaler "Bilder" & Konstrukte, Prozesse der Erinnerung(s[re- &])konstruktion, des Seelenlebens und seiner Repräsentationen und Manifestationen, seiner Einflüsse, Ausdrücke, Einschränkungen, Perversionen, Ausbrüche und Exzesse, sowie von Gruppen- & Gesellschafts-Dynamiken, überzeitlich und zeitumstandsmäßig, materiell wie ideologisch, systemstrukturell, intellektuell, erfahrungshorizontal oder charakterlich gebunden.

Ich habe mich dementsprechend viel mit persönlichen Berichten, dramatischen & literarischen Experimenten, philosophischen Gedankenspielen und wissenschaftlichen Studien zu individual-psychologischen und existenziellen Grenzerfahrungen, Spiritualität, aber zunehmend auch mit Sprache (& anderen Werkzeugen), Semiotik & Symbolik, Gruppenhysterien, Kulten, Religion(skritik), sozialen Bewegungen, Verschwörungs- & anderen Ideologien, gesellschaftlichen Prozessen in Vergangenheit und Gegenwart, Zukunftsspekulationen etc. beschäftigt, und im Zuge dessen unter anderem auch desöfteren mit Furcht vor und Flucht aus der Freiheit bzw. (sowohl der Selbst- wie auch ethischen) Verantwortung, Autoritarismus, (allgemeiner wie auch Schwarzer) Pädagogik, Rassismus, religiösem Fanatismus, Sexismus.

Allgemein menschliche Fragen und Gedanken, Suche nach Informationen, Daten, Fakten, Überlieferungen, Interpretationsangeboten, Erklärungsansätzen, Heuristiken und Analysewerkzeugen sowie der persönliche Horizont waren dabei (besonders anfangs) freilich stark "westlich", europäisch, deutsch gefärbt.

Insofern fielen mir dabei immer wieder auch ins Auge: Deutsches Kaisertum, Deutscher Orden in Polen und Anti-Slawinismus, deutscher Protestantismus & Dogmatismus, deutscher Antisemitismus, Anti-Romanismus, deutsche (Anti-Aufklärungs-, antimoderne, anti-französisch-revolutionäre, antizivilisationäre, Barbarossa-Legenden-, Familien-, Gefühls-, Germanen-, National-, Natur-, Kultur-, Märchen-, Mittelalter-, Schwarz- & Übermensch-) Romantik, (deutsch dogmatische) Psychoanalyse und deren (deutsch dogmatisch) reaktionär scharfe Ablehnung, deutscher Autoritarismus, deutscher Genozid an Mama und Herero, deutsche Verklärung des ersten Weltkriegs und seiner vermeintlichen "Helden", deutsch-dogmatische Dolchstoßlegende und deutsch-dogmatischer (Langemarck-, Versailles-, Schlageter- etc.) Opferkult, deutsch-dogmatisch antisemitisch gefärbter Anti-Kommunismus, deutscher Faschismus und Führerkult, Genozid an den europäischen Juden und Hungervernichtungskrieg gegen das Slawentum, deutsch autoritärer "Realsozialismus", deutsch-autoritärer (Anti-)Kanzlerkult (Adenauer, Kohl, Merkel), deutsch-autoritärer "Maobibel"-, Dutscke- & Langhans- Personen-Kult, dogmatisch "Deutscher Herbst" und antiliberal-reaktionärer Autoritarismus, dogmatisch national-esoterischer "Deutscher Wald"- und Vergangenheits-"Bewältigungs"/"Schlusstrich"-Fundamentalismus, deutsch-verroht klassistisch-rassistisch-sexistische, extrem mittige Anti-Gastarbeiter, Anti-Israel-, Anti-Emanzen-, Anti-"Fidschi", Anti-Ossi/Wessi-, Anti-"Russen" (Spätaussiedler), Anti-Arbeitslosen-, Anti-Hauptschüler, Anti-"Methusalem Verschwörung", Anti-"Kopftuchmädchen", Anti-Flüchtlings-, Anti-"Bevölkerungsaustausch", Anti-"Große Verschwulung" Sündenbock-Rhetorik, reaktionäre Revolte gegen "linksgrünversifftes Merkelregime" und jahrzehntelanger antisemitischer und rechtsextremer Antisynagogen-, Landshut-, Olympisches-Dorf-, Oktoberfest-, Flüchtlingsunterkunft-, "Dönermord"-, Politikermord-, Polizei-&-Bundeswehr-Unterwanderungs-Terrorismus, aber auch typische BRD-Karrieren wie die der den Bundesnachrichtendienst gründenden Vernichtungskriegsführer und politische sowie rassistische Massenmorde organisierenden NS-Sicherheitsdienstler, der zahlreichen Bundesverdienstkreuz tragenden SS-Männer, eines seinen selbst vor weiten Teilen des offiziell als demokratische Kontrollinstanz fungierenden Parlaments in Auslandseinsätzen stets geheim gehalten operierenden KSK-Soldaten die Waffen-SS als musterhaftes Vorbild predigenden Bundeswehr-Generals, oder auch der deutsch-"republikanisch"-"sozialistischen" Rechtsanwälte Otto "Generalüberwachung" Schily, Gerhard "Putin ist ein lupenreiner Demokrat" Schröder und Horst "Heil Hitler, Herr Friedmann!" Mahler, und natürlich zahlreiche Lebensgeschichten von den Ersten Weltrieg ohne rechtsradikale Verklärung überstehenden Soldaten, Holocaustüberlebenden, aus klassistischen, politischen, rassistischen, sexistischen Gründen eingewiesenen KZ-Insassen, sowie Aussteigerberichte ehemals neonazistischer "Kameraden", AfD-Politikerinnen und in rechtsextremen Familien, Kinder- & Jugendlagern sektenartig autoritär indoktrinierten Menschen.

Christlichen Fundamentalismus aller Art gab oder gibt es - hinaus über die zahlreichen Missbrauchsskandale in den deutschen Kirchen und diverse, in Union, AfD aber auch weit in verschwörungsideologische Kreise hineinragende Netzwerke - aktuell in ganz Europa zu studieren, überall wo sich klerikal- & neofaschistische Elemente in regierungsnahen Positionen wiederfinden (Spanien, Österreich, Polen, Ungarn), aber auch in Afrika, den Amerikas (nicht erst seit Colonia Dignidad, Donald Trump oder Air Bolsaneiro), von ollen Kamellen wie dem "großen" Sachsenschlächter Karl, den Massakern an Arianern, Katharern, Albigensern, Hugenotten, Hutterern, etc. pp., den Kreuzzügen in den nahen Osten, der blutigen Reconquista und der spanischen Inquisition, den Jesuitenmissionen nach Asien, den Glaubenskriegen in Zentraleuropa und englischem Bürgerkrieg, der über Jahrhunderte hinweg religiös verklärten Systeme der Sklaverei, der Genozide an amerikanischen Bevölkerungen, des rassistischen "White Man's Burden" oder der Verschleppung und Traumatisierung unzähliger Kinder durch die australische Regierung ganz zu schweigen.

Aber auch der Fundamentalismus des KKK, der Nation of Islam, Al Quaidas, des IS, oder - eben doch wieder in Deutschland: - die Einflussnahme durch Ditib, Graue Wölfe, saudiarabisch finanzierten Islamismus, islamischen Antisemitismus, oder eben auch von Scientology ("Drogenhilfe"), verschwörungstheoretisch oder/und rechtsextrem geprägten Esoterikern aller Couleur sind mir nicht fremd.

Lange Zeit konnte ich diese Wahnwelten so gar nicht wirklich, nur bruchstückhaft, in Teilen, schwer nachvollziehen, rein kognitiv und theoretisch zu verstehen versuchen, wie da jemand hineingeraten bzw. sich hinein steigern kann. Emotional begreifen, wirklich nachfühlen kann ich das nicht. Denn bei allen Schwächen, blinden Flecken, ihm selbst unbegreiflichen Bedürfnissen, die ein Mensch nunmal hat, braucht es - selbst bei bloß minimalster Selbstreflektion - doch einiges an Entscheidungen, die jemand treffen muss, um einen fanatischen Weg einzuschlagen.

Vielleicht macht gerade dieser "weiße Flecken" auf meiner inneren Landkarte die Faszination solcher Wahnwelten für mich aus. So, wie sich andere für verrückte Serienkiller interessieren. Vielleicht ist es auch mein eigener (typisch deutscher?) Zwang, fast schon perfektionistisch und selbstkontrolliert ALLES verstehen zu wollen, was mich/uns als Menschen ausmacht?

Be careful what you wish for...


(Soweit "mein" Trip!

Im nächsten Teil wird es dann um den "Trip" einer Person gehen, die mir zwar nicht emotional besonders nahe steht, aus anderen (weitgehend monetären) Gründen jedoch räumlich um so mehr; und dieser "Trip" ist für einen außen aber nah dran stehenden Menschen nun wahrlich kein schöner.

"Verständnis" ist eben weder "Begreifen" noch "Entschuldigen", und "Sicherklärenkönnen" bringt weder "Seelenruhe" noch "innere Distanz".

Es ist einfach traurig und ärgerlich mitanzusehen, wie sich jemand in seinen Trip total verrennt und dadurch ungeheures menschliches Potential sinnlos verbrennt.)
Liebe ist Leben.
Traumländer



dabei seit 2012
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  Geschrieben: 06.03.20 22:56
Das nennt man das Erstaunen beim Blick auf die Banalität des Bösen.
"Wenn ein Pechvogel sich im Bett zu Tode vögelt, soll das heißen, dass alle anderen schuldbewußt das Pimpern einzustellen haben?"

Charles Bukowski
Ex-Träumer
  Geschrieben: 07.03.20 09:42
StaniSlave schrieb:
nennt man das Erstaunen beim Blick auf die Banalität des Bösen.


oder auch der Schrecken beim Blick auf die Banalität des Bösen...



 
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Traumländer



dabei seit 2008
3.206 Forenbeiträge

  Geschrieben: 09.03.20 16:50
zuletzt geändert: 09.03.20 17:27 durch Zitronenfalltür (insgesamt 8 mal geändert)
Heute soll es erstmals um den eigentlichen ""Trip", den meines Bekannten, in den horizontalen Kaninchenbau der vermeintlich "neuen" Rechten gehen.

(Das Thema ist belastend, daher brauchte ich zwischendurch etwas Abstand.)

Ich fange mit vorwiegend positiven Aspekten an, da auch die zum einen einiges ansatzweise verständlicher machen könn(t)en, zum anderen weil sie die Tragik des vergeudeten menschlichen Potentials aufzeigen. (Andererseits erklärt sich mir daraus teilweise auch, warum mir das Thema nahegeht; und, es hilft, sich dem von der zunächst harmloseren Seite her anzunähern.)

Der besagte Kollege hat aus schwierigen Situationen heraus einiges geschafft. Seine Familie ist ökonomisch und psychisch vorbelastet. Seine allein erziehende Mutter könnte man als Wendeverliererin einordnen. Ihre hochqualifizierte DDR-Ausbildung war nach dem Anschluss an die BRD, auch durch wirtschaftlichen Strukturwandel, nichts mehr wert, sie musste sich "unter Wert" verkaufen und schließlich in den Westen umsiedeln, um ihren Kindern überhaupt noch etwas bieten zu können. Dort wurde mein Bekannter, der ältere der beiden Söhne, als Ossi gemobbt und schaffte nach einigen Problemen dennoch seinen Hauptschulabschluss. Wie gesagt, die gesamte Familie litt unter den Umständen, alle drei sind von langjähriger Depression betroffen. Die Mutter arbeitet dennoch, so gut es ihr eben möglich ist. Mein Bekannter schaffte es nicht nur, aus diversen Therapiemaßnahmen heraus, seinen Realschulabschluss nachzuholen. Als Autodidakt lernte er von null auf Englisch völlig autodidaktisch über Texte, Filme, Online-Lexika und Aussprachehilfen per Internet und Themen, die ihn privat interessierten - lange vor seinem offiziellen "zweiten" Bildungsweg in der Realschule. Ich weiß nicht, wie gut es um seine produktive Grammatik bestellt ist, sein aktiver Wortschatz mag nicht gigantisch sein, aber sein Lese- & vor allem Hörverständnis (auch bei rasch Gesprochenem) ist enorm und geht sogar im Bereich dialektal/soziolektal eingefärbte Akzente phänomenal weit über das eines durchschnittlichen Amerikanistik/Anglistik-Studenten (ich würde sogar sagen, selbst im Hauptstudium) hinaus. Der Mensch hat zudem eine diagnostizierte ADS-Symptomatik (= ADHS ohne die hyperaktive Komponente), die ihn daran jedoch nicht hinderte. Er mag schneller gelangweilt sein als manche Menschen, allerdings scheint sich mir das ADS bei ihm eher im Hyperfokus als durch überdurchschnittliche Ablenkbarkeit zu äußern.

Leider erlitt er einen weiteren depressiven Schub, als er dabei war, nach dem erfolgreichen Realschulabschluss auch noch ein Abitur nachzuarbeiten. Methodisch-kritisches Denken wissenschaftlich (an-)geleitet gezielt einzuüben, wie das ein Studium ermöglicht, wurde ihm somit nicht zuteil.

Dessen ungeachtet hat er ein ziemlich ausgeprägtes Talent für praktische Organisation von Arbeitsabläufen und wäre sicherlich eine Bereicherung für jedes Logistikteam sowohl auf praktischen wie auch auf theoretischen Planungs- & Optimierungsebenen - nicht zuletzt durch seine autodidaktischen Fähigkeiten. Wenn es um Computerspiele geht, sind Aufbau- & Strategie-Spiele, logistische Simulationen etc. noch vor taktischen Shootern seine absolute Stärke. Bei Brett- & Gesellschaftsspielen komplexer Art, ist er stets der Erste, der die Spielmechanik durchdrungen hat und geschickt für sich zu nutzen weiß. Primitive Spiele langweilen ihn schnell, und bei Schach sind ihm einfach zu wenige Einflussfaktoren im Spiel, an denen man drehen kann.
Liebe ist Leben.

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