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Abwesender Träumer

dabei seit 2012
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  Geschrieben: 25.11.16 09:59
zuletzt geändert: 25.11.16 11:32 durch Libertad (insgesamt 2 mal geändert)
@Weltraumechse:

Sorry, du hast mich komplett falsch verstanden. Aber irgendwie ja symptomatisch für die von mir kritisierte Diskussionskultur.

Vielleicht wird es dich überraschen, aber ich stimme dir in ALLEN Punkten zu. Wenn du mich fragst, sollte besser heute als morgen die 21 Stunden Woche eingeführt werden. BDGE, gerne! Ich bin absolut gegen diesen Raubtierkapitalismus und ja ich bin mir sicher, dass wir in den nächsten Jahren einene Umbruch sehen werden, weil die Menschen so angepisst sind, dass sie dann tatsächlich wieder auf die Straße gehen.

Es kann sein, dass ich mich unglücklich ausgedrückt habe (hatte einen langen Tag), aber ich wollte mir den Punkt von phoenixdrache rauspicken: "Warum fühlt ihr euch als Opfer?". In meinen Augen ist es schlicht unfair und falsch, die weißen Männner (in Form des Ottonormalverbrauchers) als immer noch überlegene Gruppe zu sehen. Entschuldige, aber auch im nächsten Post von phoenixdrache fiel auf, dass im Subtext immer sowas mitschwingt wie: "Eigentlich bist du als weißer doch in der stets überlegenen Position". Ich wollte nur zeigen, dass auch die weißen Männer Probleme haben dürfen, dass auch sie Schwäche zeigen dürfen und Existenzängste haben. Wenn eben diese große Gruppe (Mehrheit in vielen westlichen Staaten) das Gefühl hat, dass sie nichts außer "du bist doch priviligiert, halts Maul" bekommt, dass sie dann eben Trump, AFD und co. wählt (warum man dann in Deutschland nicht zu Linken geht, das wird ja hier teilweise diskutiert, mir auch ein Rätsel).

Ich reagiere bei diesem Thema so empfindlich, weil es bei mir und anderen bereits im Alltag angekommen ist. Ich bin kein blöder Chauvi, wenn ich behaupte, dass der Feminismus/Genderismus eine radikale Philosophie ist. Ich bin kein Rassist, wenn ich sage: "Für 2 Millionen Flüchtlinge habt hier plötzlich Geld". Ich muss nicht gleich am verhungern sein, dass man mir zuhört, aber anscheinend wird das zur Voraussetzung um im politischen Diskurs nicht mit "Du verstehst das nicht". abgewatscht zu werden.

Und wie oft sind mir schon Sätze begegnet: "Du verstehst das nicht, du hast ja einen festen Job und bist gut bezahlt." oder "Als Mann war es auch einfacher für dich soweit zu kommen.". Wirklich, bei sowas bekomm ich das Kotzen. Was wollen denn ebendiese Leute? Gleichberechtigung oder Gleichschaltung? Wie gesagt, ich stimme deinem Post von vorhin zu, aber wie gleich sollen wir denn noch werden? Muss ich mich schon schämen gut zu sein, in dem was ich mache? Muss ich mich schämen, dass ich halt eine Arbeit verrichte, die nur wenige können? Habe ich auch ein Recht gehört zu werden? Verständnis zu erfahren, dass auch ich sowie viele, viele andere Abstiegsängste haben?

Bin ich wirklich Teil dieser priviligierten Weißen Truppe, von der phoenixdrache schrieb?

Noch ein Gedanke: Was mich wirklich, wirklich stört bei dieser Opferdiskussion, ist doch die Sache: Ich fühle mich schon seit Langem durch die aktuelle Politik und Parteienlanschaft nicht mehr repräsentiert. Mit dem demokratischem System wie es jetzt ist habe ich abgeschlossen (Es ist keine Demokratie, es ist eine Oligarchie). D.h. von politischer Seite erwarte ich nichts mehr. Was mir aber das Herz bricht, ist der Umstand, dass hier von Liebe, Resepekt und Barmherzigkeit geredet wird, aber am Ende doch Leute wie phoenixdrache gar keinen Respekt und gar kein Verständnis, keine Empathie haben, dass auch die angbliche weiße Masterrace Probleme hat, Ängste hat. Wir sind genauso "Opfer" dieses Systems, wir nutzen es weder aus, noch bereichern wir uns. Ich möchte natürlich niemandem zu nahe treten, aber die Leute, die so wie ich argumentieren, sind oft mehr oder weniger Leistungsträger dieser Gesellschaft, d.h. wir arebiten durchaus an gesamtgesellschaftlich relevanten und nützlichen Dingen. Aber bitte, was soll auch die hochqualifizierten noch bewegen ihr Leben der Arbeit zu opfern? 2000€ Steuern und Abgaben pro Monat? Neidkultur?

Dass es ebenso weiße Männer sind, die wirklich Opfer dieses Systems sind, weil sie bspw. gar keine Arbeit haben, kommentiere ich gar nicht mehr. Von daher ist die Frage "Warum fühlst du dich als Opfer" unglaublich unreflektiert und beleidigend.
 
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 25.11.16 12:19
zuletzt geändert: 25.11.16 12:35 durch phoenixdrache (insgesamt 1 mal geändert)
die von dir erwähnten "linken"grundwerte sind zum großteil menschenrechte, die in der uno-charta stehen...das kann doch nicht dein ernst sein...? über so etwas brauchen wir doch hoffentlich nicht zu diskutieren, oder...? und die anderen punkte sind so schwammig formuliert; das würde dir auch jeder rechte genau so unterschreiben...

frauen als opfer häuslicher gewalt: das eine ist ein gut und fair recherchierter artikel der welt, der andere ein wissenschaftlicher artikel...in dem einen ist von 82%, im anderen von 90% frauenanteil bei gewalt in beziehungen die rede...aber vielleicht hab ich einfach nicht so gut recherchiert wie du...hilf mir doch...oder alles lügenpresse (das ultimative totschlagargumente gegen alle formen von information)...?

welt-artikel vom 22.11. 2016

wissenschaftlicher artikel aus dem ärzteblatt

klick dich bitte durch die forbes-liste 2016...ein paar frauen, ein paar chinesen; der rest heerscharen an weißen (alten) männern...aber klar, das sind auch sicher die besten und klügsten und arbeitssamsten von allen...

zu den vergewaltigungen; hier der entsprechende artikel aus wikipedia...

wikipedia schrieb:
Vergewaltigung von Mädchen und Frauen

Einer auf die Jahre 1993–1995 bezogenen Bevölkerungsumfrage des Justizministeriums der Vereinigten Staaten zufolge waren 91 Prozent der Vergewaltigungsopfer weiblich und 99 Prozent der Täter männlich.[26]

Gemäß einem Bericht des Justizministeriums der Vereinigten Staaten wurden 94 Prozent der von 1991–1996 angezeigten Vergewaltigungen an Kindern und Jugendlichen von männlichen Tätern verübt. 82 Prozent der Opfer sind weiblich, wobei der relative Anteil der weiblichen Opfer und der Anteil der männlichen Täter mit dem Alter der Opfer ansteigt.[27]

Eine repräsentative Studie im Auftrag des Bundesfamilienministeriums aus dem Jahr 2004 kommt zu dem Ergebnis, dass in Deutschland jede siebte Frau in ihrem Erwachsenenleben mindestens einmal Opfer von sexueller Gewalt wurde, 6 Prozent gaben an, vergewaltigt worden zu sein. Davon sind 56 Prozent mehrmals Opfer sexueller Gewalt geworden, wobei sich die Spanne der Situationen von 2 bis hin zu über 40 Situationen erstreckte. Sexuelle Gewalt gegen Frauen wird fast ausschließlich (99 Prozent) durch erwachsene männliche Täter verübt. In knapp einem Prozent der Fälle war eine Frau die Täterin oder an der Tat zumindest beteiligt. Die Täter kommen überwiegend aus dem näheren Umfeld der Frauen, nur knapp 15 Prozent waren Unbekannte. Am häufigsten wurden Ex-Partner als Täter genannt. Versuche körperlicher Gegenwehr oder auch Hilferufe und die Flucht aus der Situation waren eher erfolgreich, wenn der Täter ein Unbekannter war.[28]

In Indien wurden im Jahr 2011 mehr als 24.000 Fälle von Vergewaltigung registriert. Frauenrechtlerinnen zufolge sei die Dunkelziffer aber extrem hoch, weil Vergewaltigungsopfer oft sozial stigmatisiert werden und die Übergriffe deshalb nicht melden.[29] Seit der Gruppenvergewaltigung in Delhi 2012 wird international[30] immer wieder über Vergewaltigungen, Proteste gegen die lasche Strafverfolgung und Aussagen von Politikern berichtet.

In Südafrika wird jede vierte Frau Opfer sexueller Gewalt. Das Land steht damit in internationalen Statistiken zu Vergewaltigungen an vorderster Stelle. Mehr als 64.000 Vergewaltigungen werden jedes Jahr angezeigt. Polizei und Frauenverbände in Südafrika schätzen die Dunkelziffer bei sexueller Gewalt jedoch auf das 10- bis 25-fache der offiziellen Zahlen. In einer Umfrage gab jeder vierte Mann zu, schon einmal eine Frau vergewaltigt zu haben. Zur Verurteilung kommt es selten.[31][32]


zu den nazivorwürfen sag ich lieber nix, sonst wirds ungemütlich hier im forum...es ist jetzt anscheinend in mode, daß die rechten immer öfter den linken vorwerfen nazis zu sein oder faschisten, um sich dann als opfer zu fühlen...klassische opfer-täter-umkehr...diese umkehrung als rhetorisches stilmittel hat hier im thread schon ein user als artikel gepostet...sehr aufschlußreich...

und noch ganz kurz zu euch zwei, libertad und hunk...ich nehm auf jeden fall eure probleme, sorgen, nöte und ängste ernst...zu hundert prozent...es ist keine leichte zeit momentan...hohe mieten und abgaben, jobunsicherheit, druck und streß durch erhöhtes arbeitspensum und immer belastendere leistungsanforderungen...aber wem hilft es, sich einen sündenbock zu suchen, der mit diesen problemen nur peripher zu tun hat...? steht auf gegen ausbeuterische unternehmen (z.b. auch einfach nichts mehr konsumieren von firmen, die ihre mitarbeiter ausbeuten), wendet euch gegen lobbyisten, monopolisten, oligarchen, gegen werbung im öffentlichen raum, konsumwahnsinn, unterstützt gewerkschaften und betriebsräte, geht auf die straße für mehr sozialen wohnbau und leistbare wohnungspreise, unterstützt durch eure einkäufe lieber klein- und mittelbetriebe (am markt sind die lebensmittel großteils sogar billiger als im supermarkt), seid solidarisch und helft anderen (denn nur so wird in schlechten zeiten auch euch geholfen werden)...kurz; kämpft für eure rechte, aber identifiziert schon die wahren ausbeuter in unserer gesellschaft, bevor ihr moslems und frauen als die schuldigen für unsere gesellschaftliche misere ausmacht...die rechten sind auf jeden fall keine lösung, weil sie zwar jetzt populistisch gegen ausländer, feministinnen, gutmenschen hetzen, die an allem schuld sein sollen; jedoch klassische neoliberale politik unterstützen, die uns diese zustände eingebrockt hat...und wenn sie dann in regierungsverantwortung sind, ändert sich nur alles zum NOCH schlechteren (z.b. fpö in 2 legislaturperioden voller korruption, lobbyismus und mißglückter privatisierungen)...

und ja weiße männer sind auch die verlierer, so wie weiße frauen, bei 90 prozent weißen in deutschland net grad verwunderlich, oder...? aber auch allen andern gehts net gut oder siehst du jetzt privilegierte moslems und feministinnen überall auf der straße tanzen und feiern, weil sie es endlich geschafft haben die weißen männer zu unterdrücken...

was ich sagen will ist: es gut uns allen nicht so gut...wie du schon richtig gesagt hast, ist unser (kapitalistisches) system dran schuld, mit dem wir mit 200 sachen grad auf die wand zusteuern...also halten wir doch ALLE zusammen und erschaffen etwas besseres und vor allem gerechteres...aber die paar dagoberts, die in millionen schwimmen lachen sich doch grad einen ast ab über alle unter ihnen, die sich gegenseitig die schuld geben, die letzten 2 krümel alleine zu verspeist haben und sich prügeln, während sie genüßlich die torte verzehren...
kopf aus, herz auf...
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  Geschrieben: 25.11.16 18:06
zuletzt geändert: 25.11.16 21:42 durch Hunk (insgesamt 1 mal geändert)
phoenixdrache schrieb:
die von dir erwähnten "linken"grundwerte sind zum großteil menschenrechte, die in der uno-charta stehen...das kann doch nicht dein ernst sein...? über so etwas brauchen wir doch hoffentlich nicht zu diskutieren, oder...? und die anderen punkte sind so schwammig formuliert; das würde dir auch jeder rechte genau so unterschreiben......


Ich habe dir doch gesagt, du sollst explizit nach was fragen. Und ich bezweifle ehrlich gesagt, dass Rechte diese Punkte auch so unterschreiben würden.

Aber wie gesagt, frage du mich doch nach einem Thema und wie ich dazu stehe. Ich bitte dich.

phoenixdrache schrieb:
frauen als opfer häuslicher gewalt: das eine ist ein gut und fair recherchierter artikel der welt, der andere ein wissenschaftlicher artikel...in dem einen ist von 82%, im anderen von 90% frauenanteil bei gewalt in beziehungen die rede...aber vielleicht hab ich einfach nicht so gut recherchiert wie du...hilf mir doch...oder alles lügenpresse (das ultimative totschlagargumente gegen alle formen von information)...?.


Ich verlinke dir hierzu eine Studie, wenn ich zu Hause bin. Vielleicht Googlest du in der Zwischenzeit mal nach "Erin Pizzey", die versucht hat in England Häuser für misshandelte Männer zu eröffnen, analog zu Frauenhäusern. Lies' dir bitte ganz genau durch was passierte als sie dies versuchte.

EDIT: Hier und hier und noch zu Erin Pizzey

phoenixdrache schrieb:
klick dich bitte durch die forbes-liste 2016...ein paar frauen, ein paar chinesen; der rest heerscharen an weißen (alten) männern...aber klar, das sind auch sicher die besten und klügsten und arbeitssamsten von allen...


Ja und von diesen vielen weißen Männern haben wie viele ihr Vermögen selbst aufgebaut (was man mehr oder minder ja noch respektieren muss) und wie viele stehen da einfach weil sie das Glück hatten in die privilegierte Schicht geboren zu werden? Und außerdem sind die Hälfte der Weißen auf der Liste Juden. Ein Bekannter (selbst Jude) hat mal zu mir gesagt, Juden haben aufgehört Opfer zu sein als sie reich wurden, solange sie weiße Juden sind.

Verstehe mich bitte nicht absichtlich falsch: Ich habe nichts gegen Juden, im Gegenteil ich bewundere sie sogar.

phoenixdrache schrieb:
zu den vergewaltigungen;

Eine repräsentative Studie im Auftrag des Bundesfamilienministeriums aus dem Jahr 2004 kommt zu dem Ergebnis, dass in Deutschland jede siebte Frau in ihrem Erwachsenenleben mindestens einmal Opfer von sexueller Gewalt wurde, 6 Prozent gaben an, vergewaltigt worden zu sein. Davon sind 56 Prozent mehrmals Opfer sexueller Gewalt geworden, wobei sich die Spanne der Situationen von 2 bis hin zu über 40 Situationen erstreckte. Sexuelle Gewalt gegen Frauen wird fast ausschließlich (99 Prozent) durch erwachsene männliche Täter verübt. In knapp einem Prozent der Fälle war eine Frau die Täterin oder an der Tat zumindest beteiligt. Die Täter kommen überwiegend aus dem näheren Umfeld der Frauen, nur knapp 15 Prozent waren Unbekannte. Am häufigsten wurden Ex-Partner als Täter genannt. Versuche körperlicher Gegenwehr oder auch Hilferufe und die Flucht aus der Situation waren eher erfolgreich, wenn der Täter ein Unbekannter war.[28]

In Indien wurden im Jahr 2011 mehr als 24.000 Fälle von Vergewaltigung registriert. Frauenrechtlerinnen zufolge sei die Dunkelziffer aber extrem hoch, weil Vergewaltigungsopfer oft sozial stigmatisiert werden und die Übergriffe deshalb nicht melden.[29] Seit der Gruppenvergewaltigung in Delhi 2012 wird international[30] immer wieder über Vergewaltigungen, Proteste gegen die lasche Strafverfolgung und Aussagen von Politikern berichtet....


Wo ist denn die repräsentative Studie über sexuelle Gewalt an Männern? Gibt's nicht. Warum nicht? Gibt dir das nicht zu denken?

Ich persönlich würde Indien nun nicht gerade mit Deutschland oder den USA gleichsetzen, aber hey, alles was dem Narrativ hilft. In Indien bekommen Frauen mittlerweile Geld vom Staat, wenn sie Sexualverbrechen und ganz besonders Vergewaltigungen anzeigen. Ihr Wort reicht aus um dieses Geld zu bekommen (ein vergleichsweise recht hoher Betrag, mehrere durchschnittliche Monatseinkommen), was ja überhaupt nicht zu falschen Anschuldigungen führen kann, denn: "das radikalste was man in unserer Frauenhasser-Gesellschaft tun kann, ist Frauen zuzuhören und ihnen alles zu glauben". Weil Frauen ja auch nie lügen... Siehe mal den Lohfink-Fall als Beispiel für viele, viele, sehr viele ähnliche Fälle.

Die Polizei in Rostock schätzt derweil, dass acht von zehn angezeigte Vergewaltigungen Falschanschuldigungen sind.

Aber besser man ruiniert das Leben vieler Männer allein durch die Anschuldigung als das vielleicht eine einzige Vergewaltigung straffrei für den Täter ausgeht. Siehe Kachelmann.

phoenixdrache schrieb:
zu den nazivorwürfen sag ich lieber nix, sonst wirds ungemütlich hier im forum...es ist jetzt anscheinend in mode, daß die rechten immer öfter den linken vorwerfen nazis zu sein oder faschisten, um sich dann als opfer zu fühlen...klassische opfer-täter-umkehr...diese umkehrung als rhetorisches stilmittel hat hier im thread schon ein user als artikel gepostet...sehr aufschlußreich..


Du hast mich falsch verstanden, ich habe dir sicher nicht vorgeworfen ein Nazi zu sein oder Nazi-Rhetorik zu benutzen. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass die Unterscheidung Produktion = gut und unerlässlich für eine anständige Wirtschaft und Menschen auf der einen Seite und Computer/Sesselarbeit = nutzlos und für die Gesellschaft verzichtbar auf der anderen Seite halt nicht wirklich durchdacht ist. Dass du gleich eine "klassische Täter-Opfer-Umkehr" annimmst, zeigt doch eindeutig in welchen Bahnen du denkst.

phoenixdrache schrieb:
und noch ganz kurz zu euch zwei, libertad und hunk...ich nehm auf jeden fall eure probleme, sorgen, nöte und ängste ernst...zu hundert prozent...es ist keine leichte zeit momentan...hohe mieten und abgaben, jobunsicherheit, druck und streß durch erhöhtes arbeitspensum und immer belastendere leistungsanforderungen...aber wem hilft es, sich einen sündenbock zu suchen, der mit diesen problemen nur peripher zu tun hat...? steht auf gegen ausbeuterische unternehmen (z.b. auch einfach nichts mehr konsumieren von firmen, die ihre mitarbeiter ausbeuten), wendet euch gegen lobbyisten, monopolisten, oligarchen, gegen werbung im öffentlichen raum, konsumwahnsinn, unterstützt gewerkschaften und betriebsräte, geht auf die straße für mehr sozialen wohnbau und leistbare wohnungspreise, unterstützt durch eure einkäufe lieber klein- und mittelbetriebe (am markt sind die lebensmittel großteils sogar billiger als im supermarkt), seid solidarisch und helft anderen (denn nur so wird in schlechten zeiten auch euch geholfen werden)...kurz; kämpft für eure rechte, aber identifiziert schon die wahren ausbeuter in unserer gesellschaft, bevor ihr moslems und frauen als die schuldigen für unsere gesellschaftliche misere ausmacht...die rechten sind auf jeden fall keine lösung, weil sie zwar jetzt populistisch gegen ausländer, feministinnen, gutmenschen hetzen, die an allem schuld sein sollen; jedoch klassische neoliberale politik unterstützen, die uns diese zustände eingebrockt hat...und wenn sie dann in regierungsverantwortung sind, ändert sich nur alles zum NOCH schlechteren (z.b. fpö in 2 legislaturperioden voller korruption, lobbyismus und mißglückter privatisierungen).....


Und wie kommst du darauf, dass Libertad oder ich das nicht schon tun? Wir stimmen beide mit Weltraumechses Systemkritik überein. Natürlich sind die von dir genannten Themen und Probleme die Wurzel des Übels, dass heißt aber im Umkehrschluss nicht, dass wir nicht auch Auswüchse der Linken kritisieren dürfen, oder? Ich identifiziere Feministen und übermäßig Progressive die meinen Sprachgebrauch regeln wollen nicht als das Hauptproblem. Das Hauptproblem ist das System, soweit dürften wir uns alle einig sein. Dennoch möchte ich nicht daneben stehen und übermäßig Progressive meinen Sprachgebrauch, oder wie weit ich meine Knie beim Sitzen auseinander haben darf, regeln lassen ohne meine Meinung und meine Kritik anzubringen. Ich hoffe das ist nachvollziehbar.

phoenixdrache schrieb:
was ich sagen will ist: es gut uns allen nicht so gut...wie du schon richtig gesagt hast, ist unser (kapitalistisches) system dran schuld, mit dem wir mit 200 sachen grad auf die wand zusteuern...also halten wir doch ALLE zusammen und erschaffen etwas besseres und vor allem gerechteres...aber die paar dagoberts, die in millionen schwimmen lachen sich doch grad einen ast ab über alle unter ihnen, die sich gegenseitig die schuld geben, die letzten 2 krümel alleine zu verspeist haben und sich prügeln, während sie genüßlich die torte verzehren...


Gerne helfe ich mit ein besseres System zu erschaffen, wenn ein ernstgemeinter und realistischer Vorschlag kommt. Gerne würde ich einfach mit allen die herrschenden Probleme diskutieren und zu einer Lösung oder zumindest noch Konsens zu kommen. Du hast auch vollkommen recht, dass sich die Eliten/Reichen ins Fäustchen lachen, es ist aber auch nicht so dass ich diesen in den Arsch krieche um 'n Stückerl abzukriegen.

Ich möchte mir aber auch nicht meine Sprache vorschreiben lassen, oder allein aufgrund meiner Hautfarbe als Rassist dargestellt werden, oder als Ursache aller Übel dieser Welt. Wie es bereits Libertad gesagt hat, wenn man nur ein "halt's maul du bist weiß, ein Mann und kannst daher gar nicht diskriminiert werden" bekommt, dann fühlt man sich eben irgendwann verarscht und marginalisiert. Und da es der Linken an einer Vision oder zumindest einem Plan fehlt, wählen Durchschnittsweiße in den USA eben Trump. Und ich sage dann, dass die Linke eben auch mitverantwortlich für die Wahl Trumps und das Erstarken der rechten Populisten ist.
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Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 26.11.16 01:11
Hunk schrieb:
He Weltraumechse, du bist doch Spezialist im Framing. Lies' mal bitte den von phoenixdrachen verlinkten Artikel und sag' mir ob er zutrifft. Bitte.


Ich kann das zum größten Teil so unterschreiben. Die These, dass ein zu weites Nach-Links-rücken die Rechten stark macht, geistert ja immer wieder durch den Raum. Aktuelles Beispiel: Merkel sei zu mittig, um den rechten Rand zu binden. Die Idee ist seit Franz Josef Strauß populär, der immer meinte, rechts neben der Union dürfe kein Platz für eine weitere Partei gelassen werden.

Natürlich ist es auch so, dass die AfD aus Protest gegen Merkels Europapolitik entstanden ist, die als nicht national genug ausgerichtet wahrgenommen wurde und dass Merkel auf die klassischen konservativen Scharfmacher-Posen verzichtet (aus dem Kalkül heraus, 1. mittige Wechselwähler nicht zu verschrecken und 2. tendenziell linke, aber weitgehend apathische Selten-Wähler nicht zum CDU-Verhindern an die Urnen zu treiben; eine Herrschaftsmethode, die mit dem Begriff Demobilisierung sehr gut umschrieben wurde.
Schröder hat aus der umgekehrten Richtung vor ihr das Gleiche gemacht, also unter dem Schlagwort Neue Mitte den "Markenkern" der SPD verwässert, um bei Wechselwählern zu punkten. Diese Taktik kommt aus dem englischsprachigen Raum und war z. B. für Clinton und Blair sehr ergiebig. Hat dann aber unter Schröder sowohl inner- als auch außerhalb seiner Partei die Linke, die damals noch PDS hieß, gestärkt, bundesweit etabliert und die SPD dauerhaft unter 30% im Bund gebombt. Allerdings haben wir da, trotz dieses Rechtsrucks der SPD, ihrer programmatischen Entkernung und eines gleichzeitigen massiven Vordringens neoliberaler Ideen in Leitmedien wie den SPIEGEL, nie das linke Pendant zu dem gesehen, was aktuell von rechts passiert.
Allein daran sieht man schon, dass solche Erklärungen sehr vereinfachend sind. Es ist kein so simples "Partei A rückt in die Mitte, Rand wird im gleichen Maß stärker." Man sieht an den Wählerwanderungen, dass nicht jeder AfD-Wähler von der CDU kommt, auch andere etablierte Parteien verlieren Wähler an sie, auch Nichtwähler, klassische Protestwähler ohne jeglichen CDU-Bezug und waschechte Neonazis wandern ihr zu. In den USA sehen wir bei Trump eine ähnlich heterogene Wählerschaft.

Dazu kommt, dass die Union seit Monaten intensiv rechtspopulistische Themen beackert, ohne dass es ihr etwas brächte. Wir haben ja mittlerweile Flüchtlingszahlen, die unter Seehofers Obergrenzen-Forderung liegen, das Türkei-Abkommen, mehrere Verschärfungen des Asylrechts, eine Ausweitung der Liste sicherer Drittländer um jedes Domplattengrabscher-Herkunftsland, Diskussionen um Burkaverbote und Schweinefleischpflicht in Kantinen, alles aus den Reihen der Union, aber die AfD wird dadurch nicht schwächer. Es verfängt null. Weil sich da längst eine Eigendynamik etabliert hat, die von dem, was die politische Mitte oder gar die Linken machen, völlig abgekoppelt ist.

Alle üblicherweise kolportierten Erklärungen greifen da zu kurz. Gerade, wenn man den internationalen Vergleich macht. Obama war entgegen seiner Pläne kein besonders linker Präsident, viele seiner linksgerichteten Vorhaben wie Guantanamo schließen oder die Waffengesetze verschärfen sind -teilweise in mehreren Anläufen- krachend gescheitert, er hat konsequent die Außenpolitik seiner Vorgänger weiterverfolgt usw. Trotzdem ist Trump da. Ungarn war vor Orbán auch nicht besonders links. Im polnischen Parlament gibt es eigentlich nur konservative und noch konservativere Parteien mit ein paar vereinzelten Libertären dazwischen, und trotzdem ist da rechts von Mitte Rechts eine populistische Partei herangewachsen. In Großbritannien haben die Tories immer massiv Europa kritisiert und den Brexit selbst zur Abstimmung gebracht und man sieht, was dabei passiert ist.

Man kann das auch historisch vergleichen. Für die Gleichberechtigung von Frauen und Minderheiten ist in den 1960er und 1970er Jahren viel mehr passiert, mit viel deutlicher spürbaren Folgen, da ist wirklich knallhart an fest verankerten Privilegien gerüttelt worden und das hat nicht zu einem Erstarken der Rechtspopulisten geführt, sondern hat geklappt.

Man unterschlägt in diesem Erklärungsmodell dabei auch viele andere Faktoren, die mit reinspielen. Manche von ihnen werden öffentlich diskutiert - Abstiegsängste, sozioökonomisches Abgehängtsein, Suche nach einfachen Antworten in einer überfordernd komplexen Welt, Filterblasen, Trump-Bots, russische Propaganda-Offensiven, Sozialisation in seit Jahrzehnten fest etablierten rechtsextremen Millieus in der Provinz, Ermächtigungsgefühl der Rechten durch mediale Aufmerksamkeit.
Andere bleiben unausgesprochen oder werden nur angedeutet - ein Jahrzehnt Schüren von Terror-Ängsten und den entsprechenden Fusselbart-Feindbildern, de facto verlorener Krieg in Afghanistan, Kaputtschreiben linker Gegenentwürfe zum Status Quo wie der Piraten oder der Linkspartei und natürlich Domplatten-PTSD (ich meine damit um Gottes Willen nicht die Opfer, ich meine die Leute, die in ihrem Leben nicht in Köln waren, die so gar keine Ahnung von dieser Stadt haben, dann die Bilder sehen und jetzt in den Waffenladen rennen).

Wenn man sich das alles vor Augen hält, dann ist die These, dass die Rechten bloß von zu vielen Linken kommen, entweder ein Ausweiß kolossalen Unwissens des entsprechenden Journalisten oder Politikers - oder, und das ist bei Leuten, die sich von Berufs wegen den ganzen Tag mit Politik beschäftigen viel wahrscheinlicher, tatsächlich ein Versuch von Framing.
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  Geschrieben: 26.11.16 19:25
Danke für deine Analyse.

Ich habe dieses rechts, links, oben, unten - Diskutieren aber echt langsam satt (also allgemein). Ich glaube, dass wir hier im LdT bei den meisten Themen sowieso alle ziemlich die gleichen Ansichten haben, gerade auch bei grundlegenden Dingen. Trotzdem fliegen hier die Fetzen weil der eine etwas linker und der anderes etwas konservativer ist (ich sage bewusst nicht rechts denn wirklich rechts ist mE hier keiner), was ja durchaus mal erfrischend und belustigend sein kann, auf Dauer aber echt nervt, weil ich zumindest LdT Mitglieder schon aufgrund ihrer Einstellung zu Drogen zu meiner "In-Group" zähle. Und ständig negatives Feedback innerhalb der In-Group zu geben und zu bekommen reibt meiner Meinung nach mehr Nerven 'runter als jedwede andere Diskussion (ich hoffe ihr versteht was ich meine, ich fühle mich mehr getroffen wenn einer von euch mir vorwirft ein rechter Populist zu sein oder diesen in den Hintern kriechen zu wollen als wenn das jemand anderes tut).

Na ja, genug Gefühlsduselei. Danke dir nochmal für deine Analyse!

Schönes Wochenende noch.
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  Geschrieben: 26.11.16 20:30
dann hör doch endlich einmal auf hier herumzuposaunen und deine abstrusen ideen zum besten zu geben...aber wenn du dich in jeden beitrag von mir wie ein pitbull verbeißt und dann meinst, daß dich die diskussion nervt, kann ich doch noch weniger ernst als vorher nehmen...bin ja nicht der erste, den du da fast schon stalkst und in zahlreichen threads postet du unermüdlich deine schwurbeligen postfaktischen phantasien...laß es doch, wenns dich so nervt...bist ja nicht gezwungen politische diskussionen zu führen...

just let it go, my friend...glaub nur, bei dir is das fast zwanghaft; sieht man auch, daß du die posts von mir akribisch abarbeitest; zeile für zeile...hast eh keine argumente, aber kannst nichts unkommentiert stehen lassen...eigentlich arm...

und zu deinem "linken" weltbild, daß du dir aus ein paar umstrittenen studien, stumpfen bauchgefühl-parolen, opfer-mimimi, einzelfällen und kachelmann-lohfink-juden-blubber zusammengerührt hast, sag ich wohl besser nix...wäre verschwendete zeit...
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  Geschrieben: 26.11.16 20:57
zuletzt geändert: 07.08.17 15:51 durch Hunk (insgesamt 1 mal geändert)
Dass du in einem Beruf arbeitest, in welchem sensibel mit Menschen umgegangen werden sollte halte ich mittlerweile für eine dreiste Lüge.

Du lagst mit deinen anderen Einschätzungen/Vermutungen über mich sowieso schon soooo meilenweit daneben, dass ich nicht gaube dass du mein Weltbild tatsächlich korrekt erfasst.

Aber trete nur jedes mal nach, wenn jemand was versöhnliches schreibt. Und stelle dich danach als moralisch Überlegenen dar.


Edit. Gesäubert für die Forenhygiene.

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Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 26.11.16 21:12
ich kann schon differenzieren mit wem ich spreche, ob sensibel mit leuten im kurs oder mit wölfen im schafspelz in einem onlineforum...
und wie man in den wald hineinruft, so schallts heraus (siehst du, dein stammbuch wird immer voller)...

u jetzt kotz dich ruhig aus...dann 'ne valium...morgen scheint die sonne wieder...versprochen...
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Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 26.11.16 22:09
Ihr merkt schon wie ihr miteinander umgeht ? Das hat nichtsmehr mit einer Sachlichen Diskussion zu tun und ist nicht unbedingt der Kern des Threads. Bin zwar kein Mod aber Back to Topic. Make America great again.
Es geht doch nichts über ein Respektvolles miteinander ob Online oder Reallife. Was Trump wohl dazu sagen würde twisted

Peace ihr Träumer
 
Traumländer



dabei seit 2008
1.954 Forenbeiträge

  Geschrieben: 26.11.16 22:39
zuletzt geändert: 26.11.16 22:49 durch Guenter (insgesamt 1 mal geändert)
Hunk schrieb:
Du lagst mit deinen anderen Einschätzungen/Vermutungen über mich sowieso schon soooo meilenweit daneben, dass ich nicht gaube dass du mein Weltbild tatsächlich korrekt erfasst. Oder die Realität allgemein.

Dein Weltbild ist ja auch ganz klar von Interesse bzw. Hauptbestandteil von diesem Thread. /S

Zitat:
Zu dieser ganzen Thematik (Gender, Gleichberechtigung, etc.) fand ich diese Dokureihe hier aus Norwegen recht interessant: https://en.wikipedia.org/wiki/Hjernevask (die jeweiligen Episoden sind im Artikel verlinkt).

Ich habs gesehen. Die Kurzversion ist Gendertheorie lässt sich nicht biologisch bzw evolutionär-psychologisch stützen. Das war von vorne herein klar. Es ist sicherlich nicht der Grund warum Trump gewählt wurde, weil gewisse Hohlbohrer nicht mehr frei rumdiskriminieren durften.
 
Traumländer



dabei seit 2008
3.206 Forenbeiträge

  Geschrieben: 06.07.20 02:10
zuletzt geändert: 06.07.20 02:39 durch Zitronenfalltür (insgesamt 2 mal geändert)
Da war Incredere ziemlich klarsichtig, was die Kompetenz und die Politik von Trump anbelangt:

Incredere schrieb:
Hallo Leute. Ich hab die Wahl falsch eingeschätzt und bin bis jetzt wirklich tief enttäuscht von den amerikanischen Wählern. Es stellt für mich wirklich die Demokratie insgesamt in Frage, wenn ein solcher Populist mehrheitsfähig ist.

Ich sehe hier immer wieder Kommentare a la "Naja, Clinton wäre ja auch nicht besser gewesen, zumindest kündigt er an sich aus den Konflikten mehr rauszuhalten usw."

Ich halte das für eine fatale Fehleinschätzung. Ja Trump hat angekündigt sich aus einigen Dingen international mehr rauszuhalten. Und ja, die Art wie sich Clinton wohl in einige Dinge eingemischt hätte, hätte mir auch nicht gefallen. Aber es gibt hier etwas ganz Grundsätzliches, was viele Leute wohl nicht verstehen, da Trump es auch sehr geschickt macht, das zu vertuschen, aber letztlich muss man nur seine eigenen Aussagen kombinieren um zu erkennen, wie fatal das alles werden könnte.

1. Trump hat offen angekündigt, dass er aus internationale Verträge wie Klimaabkommen usw. aussteigen möchte, da es der amerikanischen Wirtschaft schadet. Allein dieser Punkt, sollte ihn auf ganzer Linie disqualifizieren! Wenn die fortgeschrittenste Supermacht aussteigt, gibt es fortan keine Gründe mehr Russland und China zu solchen Abkommen zu bringen, was zuletzt immer besser funktioniert hat und Hoffnung gemacht hat. Nicht nur die USA wird umweltfeindlicher, sondern die ganze Welt! Das ist eine absolute Katstrophe!

2. Trump hat ebenso angekündigt, Entwicklungshilfen zu streichen. Nein, es mag sicher keine Entschädigung sein, wenn man in ein Land einmaschiert und hinterher mit Entwicklungshilfengeldern versucht wieder ein bisschen des Schadens einzudämmen. Unter Trump wird es all das aber nicht mehr geben. Das hat er offen so gesagt. Das gilt auch für Afghanistan und Irak. Zwei Länder, die furchtbare Angst vor Trump haben, da sie in enorme Abhängigkeit der USA gekommen sind. Die Regierungen dort können ohne westliche Hilfe vielleicht nicht überleben, es könnte den Kollaps dieser Regierungen und neue Kriege bedeuten, insbesondere in Afghanistan.

3. Trump hat ganz entgegen seiner sonst isolationistischen Tendenz, ganz dramatische Maßnahmen im Nahen Osten versprochen! Den IS will er persönlich auslöschen. Durch Luftangriffe, Folter und roher Gewalt. Und zwar nicht so, wie wir es kennen. Er will verbotene Foltermethoden wieder erlauben, er will Guantanamo wieder erweitern, er will weniger Rücksicht auf Zivilisten nehmen. Und dann - wir kommen auf Punkt 2 zurück - noch nicht mal mit Entwicklungshilfen den zivilen Wiederaufbau mithelfen. Er sympathisiert der Art wie Russland derzeit seinen Krieg in Syrien gestaltet. Die Zahlen der zivilen Opfer und der angegriffenen Zivilgebäude (Krankenhäuser usw.) übersteigt die der US-geführten Luftangriffe bei Weitem und das obwohl sie viel kürzer in diesem Krieg involviert sind. Denn Russland hat nicht den selben Druck, wenn sie Menschenrechte missachten. Das selbe will Trump auch.

4. Trump macht offenen Rassismus wieder salonfähig. Wisst ihr, wie die ausländerfeindlichen Angriffe in die Höhe geschnellt sind in GB, nachdem der Brexit durch war? Dabei hatte das nicht mal ein Bruchteil der nationalisitischen Stimmung, die Trump derzeit entfacht. Trump sagt ganz offen: "America First". Das ist ein Satz, den wir längst überwunden hatten. der in das frühe 20. Jahrhundert gehört, in dem es noch legitim war, wenn nur das eigene Land einen interessiert und man die Verluste aller Nachbarn gerne in Kauf nimmt. Falls er seine VOrhaben durchkriegt, wird er MILLIONEN von Einwanderer abschieben, die schon längst dort ihren Lebensmittelpunkt haben und dort auch arbeiten.

5. Manche hier meinen, Hillary sei eine Kriegstreiberin und Trump nicht. Wusstet ihr, dass Trump Israel den absoluten militärischen Schutz und die Erhöhung der Waffenlieferungen zugesichert hat? Dass er noch kurz vor der Wahl dort war in Israel und dort unter tosendem Beifall von nationalistischen Siedlern gefeiert wurde als der Mann, der Israel gegen den Nahen Osten durchsetzen wird? Wo ist jetzt sein Isolationismus? Es waren seine eigenen Worte zu versprechen, dass er der beste Freund sein wird, den Israel jemals hatte. Und es sei gesagt: Vielen Israelis, wenn nicht gar der Mehrheit, geht er damit ja sogar zuweit! Das wollen selbst die nicht.

6. Wusstet ihr, dass Donald Trump als Präsident als eine der Top-10 Bedrohungen für den Weltfrieden gehandelt wurde? Aber nicht durch irgeneine reißerische Schlafzeile der Demokraten. Nein, es war ein wissenschaftliches Institut, dass die größten globalen Gefahren ausgerechnet hat. Das sind nüchterne Ergebnisse.

7. Trump hat angekündigt, Obamacare zurückzunehmen. Trump hat angekündigt, Sozialleistungen zu streichen. Trump hat angekündigt, Arbeitnehmerrechte zu beschneiden. Für den "kleinen Mann", ist das ne Katastrophe. Der American Dream, Menschen mit Pech im Leben verrotten zu lassen, soll wieder wahr werden.

8. Trump hat ebenso offen angekündigt, sich nicht länger gegen die Verbreitung von Atomwaffen einzusetzen. Gemäß Trump ist das das Recht eines Nationalstaats. Na herzlichen Glückwunsch. Ich sehe ja schon bald wieder die nächste Invasion, wenn man merkt, dass ein feindlichen Staat grade dran ist die Atombombe zu entwickeln. Dann ist wohl Schluss mit Isolationismus. Achja, wenn wir beim Thema sein: Den Atom-Deal mit dem Iran, will er auch nicht weiter führen. Applaus Applaus, so viel Verantwortungslosigkeit muss man erst mal haben.

9. Nach Trump soll nicht nur Amerika wieder von selbst stark werden - nein. Man will alle anderen auch zur Kasse bitten. Nato-Staaten sollen die USA bezahlen, falls sie noch Schutz haben wollen. Was heißt das? Entweder man bezahlt seinen Schutzgelderpresser, oder man ist zum Abschuss frei. Fragt mal die Baltik-Staaten, wie die das finden. Ohne die NATO könnten die so gar nicht existieren. Was noch? Achja, klar. Mexiko soll für die Mauer zahlen.

10. Trump ist der "Law-and-Order" Kandidat. Staatliche Kontrolle in der Wirtschaft soll es zwar keine geben, aber sonst? Überwachung? Mehr davon! Polizei? Mehr und bessere Ausrüstung! Militär? Mehr. (Ähm - wozu denn eigentlich, wenn er sich denn nicht mehr einmischen will?!). All das, was in den letzten Jahren von unserer Seite kritisiert wurde an den USA, ist der in Personifikation.



Ihr solltet euch klar machen, dass zahlreiche Familien, die einer Minderheit angehören, gerade überlegen, ob sie wegziehen müssen aus den USA. Überlegt euch das mal! Es ist Bundestagswahl und danach habt ihr so Angst, dass ihr das Land verlasst! Das ist krank. Ethnische Minderheit ebenso wie Homosexuelle. Das ist etwas, das wir uns gar nicht mehr vorstellen können. Wir sind verwöhnt. Wer bitte muss noch aus einem westlichen Land fortziehen, weil er politisch verfolgt wird? "Einwanderung nach Kanada" ist gerade der beliebteste Suchtbegriff der Amerikaner - kein Witz.



Nun - das klingt schon ziemlich apokalyptisch. Ich denke selbst nicht, dass es so kommen wird. Schließlich hat seine Politik erhebliche Hürden. Viele seiner Versprechen verstoßen gegen Gesetze, viele Versprechen widersprechen sich mit anderen, viele Versprechen sind unbezahlbar und viele werden schlichtweg durch den Senat blockiert werden. Wir haben es immerhin mit einer Situation zu tun, in der einige Republikaner ihn niemals unterstützen werden. Und das soll etwas heißen. Wir werden es mit der paradoxen Sitution zu tun haben, dass die Republikaner zwar in beiden Kammern die Mehrheit haben, zumindest im Senat hat Trump allerdings keine Mehrheit! Ich denke, der Großteil seiner Vorhaben wird schichtweg scheitern bevor er sie überhaupt anfangen kann. Er wird natürlich die Sündenbücke dafür suchen und das wird anfangs auch klappen, langfristig allerdings wird er von der einen Seite verhasst bleiben, für das was er versucht und die andere Seite wird enttäuscht sein, dass er genauso wie alle anderen Politiker sein Programm irgendwie nicht durch bringt. Am Ende wird die Erkenntnis stehen, dass - Überraschung - Populismus irgendwie gar nicht so realistisch ist.

Das macht die ganze Situation relativ erträglich. Denn es wird den Demokraten eine gute Chance zum Neuanfang geben, ohne Clinton. Es wird die Republikaner spalten. Ich glaube in 6-8 Jahren, könnte eine sehr gute Zeit für die Demokraten hereinbrechen. Dann ggf. auch mit den linksliberalen Kräften um Bernie Sanders. Aber ich bitte euch, dass ihr nicht aufgrund eures Frustes der herkömmlichen Politiker, eine solche Katastrophe verherrlicht.


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Incredere schrieb:
1. Wer denkt das Negative an Trump sei nen frauenfeindlichen Kommentar, der hat nun wirklich nicht begriffen worum es geht und sich offensichtlich nicht über das Thema informiert.

2. Trumps persönlicher Charakter interessiert mich gegen 0. Es gibt Millionen Chauvinisten da draußen, ich find ihn auch nicht schlimmer als die anderen. Wenn eine Person das wie sie lebt allerdings in Politik transferiert, dann geht es uns alle an. Und das geht weit, weit über Frauenfeindlichkeit hinaus.

3. Don hat hier geschrieben, man solle doch erst mal abwarten was er machen wird, noch könne man ja nicht über ihn urteilen. Hunk meinte, die Hysterie sei da, obwohl er noch gar nicht im Amt sei. Ich will euch mal was zeigen, worum es mir geht:

WP - Hate Crimes against Muslims hit highest mark since 2001

CNN - Racist incidents since election

Haaretz - Hate crimes skyrocket after Trumps Win

Schaut euch das mal an. Die Anzahl der Hassverbrechen hat sich sei der Wahl Trumps in manchen Bereichen VERDREIZIGFACHT! Dabei sind diese schon vor seiner Wahl steil nach oben gegangen. Trump hat öffentlich propagiert, dass Rassismus, Sexismus und Homophobie gerechtfertigt wären. Er hat dieses Sturm an Hass und Gewalt gesäet, wie wir ihn seit dem 11. September nicht mehr gesehen haben. Es ist bitter-ironisch, aber Trump ist die größte zivile Katastrophe für die USA seit dem 11. September.

4. Trump hat die Demokratie in den USA wesentlich beschädigt. Durch seine Ankündigung die Wahl nicht zu akzeptieren, falls er nicht gewinnt. Dadurch, dass er seine eigenen Anhänger öffentlich dazu angestachelt hat, Gewalt gegen Clintonanhänger auszuführen. Dadurch, dass er gesagt hat, die Wahlen seien doch sowieso gefälscht und alle die nicht für ihn sind lügen. Seit Trump ist das Präsidentenamt in den USA nicht länger das selbe, er hat die Tür aufgestoßen für all jene, die selbst keine Demokraten sind und ohne Rücksicht auf politische Kultur einfach nur Macht wollen, wie er. Trump hat selbst gesagt, er würde auch versuchen Papst zu werden, wenn er in diesem Amt mehr Macht hat. Er hat von Grund auf das falsche Motiv für einen Präsidenten.

5. Wenn du Minderheiten nun Hysterie unterstellst, dann sollte das durch Punkt 3 bereits wiederlegt sein. Ich habe selbst Verwandte in Florida. Verwandte, die geheult haben nach dem Wahlsieg von Trump, da einer von ihnen in einer homosexuellen Lebenspartnerschaft mit Kind lebt und sie nun nicht mehr wissen, wie es weitergeht. Auch die Rate der Hassverbrechen gegen Homosexuelle hat sich stark erhöht. Trump ist gegen das Adoptionsrecht von zwei Männern. Was sie gemacht haben, könnte bald illegal sein, wenn es nur nach ihm ginge.

6. Deutsche Arroganz ist es, hier von Deutschland aus zu sagen: Ach, was regen die sich denn so auf, alles halb so wild. Ich habe seit über einem Jahr mich fast täglich zu dieser Wahl informiert und dabei hauptsächlich amerikanische Medien konsumiert. Mein Interesse für diese Wahl war nicht im geringsten Vergleich mit dem, was man in Deutschland an Interesse vorbringt. In Deutschland herrscht genau jene naive Haltung vor: Trump sei ungeeignet, weil er moralisch fragwürdig ist. Für mich ist er ungeeignet, weil ihm jede Kompetenz fehlt. Weil seine Policys menschenverachtend sind und sogar internationale Menschenrechte verletzen. Weil er eine der größten Spaltungen der amerikanischen Gesellschaft herbeigeführt hat. Weil er den Menschen vorgepredigt hat nicht länger in Demokraten (nicht die Partei, ich meine Anhänger der Demokratie) zu vertrauen. Weil er demokratische Grundwerte (Minderheitenschutz gehört da ganz oben auf der Liste mit dazu!) mit Füßen tritt.


Bloß ist Bernie Sanders inzwischen leider ziemlich abgemeldet, was seine Position bei den Demokraten angeht.

Und Trump hat sich als noch schlimmer für die Demokratie, die Minderheiten, den gesellschaftlichen Frieden erwiesen als Incredere angenommen hatte, was allerdings auch nur absehbar gewesen wäre, hätte man sich statt mit dem Wahlkampf allein auch mit der Familiengeschichte von Trump auseinandergesetzt: Das ist nämlich auch alles andere als eine demokratisch vorbildliche, als eine egalitär geprägte oder auch nur eine allen Menschen gleichermaßen liberale Rechte zubilligende Geschichte.

Zu den von Incredere genannten Punkten kommt noch hinzu:

1.
Trump hat derart fahrlässig, wenn nicht gar vorsätzlich durch Corona die ärmeren Schichten dezimieren lassen, dass es an Völkermord durch Unterlassung grenzt.

2.
Trump hat die Spaltung der Gesellschaft noch viel weiter vorangetrieben als zu erwarten war, indem er sich gegen die Rechte der Bundesstaaten stellte, deren Gouverneuren mit Militäreinsätzen im Inneren drohte, politische Gegner zu Volksfeinden erklärte, Politik ausschließlich für seine eigene Wählerschaft machte und dort vor allem den Allerradikalsten seine Zugeständnisse machte, während er selbst eigene Berater nach Gutdünken über die politische Klinge springen ließ sofern sie auch nur zaghaft (intern!) Kritik übten, hat selbst im Amt noch durch Lügen und Verleumdungen hetzerische Stimmung angestachelt, mit teils illegalen Maßnahmen gedroht, somit dem extremistischen Terrorismus aus den Reihen seiner Anhänger bzw. dessen noch extremeren Rechtsauslegern rhetorische Legitimation verliehen.

3.
Trump bastelt seit Monaten an einer Dolchstoßlegende angeblich vorbereiteter Wahlfälschungen für den Fall seiner Abwahl. Er riskiert, wenn nicht sogar provoziert dadurch die Gefahr von Aufständen oder gar eines Bürgerkriegst im Falle seiner Abwahl. Möglicherweise hofft er sogar auf die Gelegenheit zu einem Staatstreich von oben im Vorfeld oder Nachgang der Wahl.

4.
Trump hat das oberste Verfassungsgericht mit Personen besetzen lassen, die soweit rechtsaußen stehen, wie deren juristische Vorgeschichte es gerade noch zulässt.

5.
Trump hat Verordnungen erlassen, die höchstwahrscheinlich der Verfassung widersprechen, bis zur endgültigen juristischen Klärung in den nächsten Monaten und Jahren jedoch zahlreiche Menschen nicht nur ihre Lebensqualität (diskriminierungsfreie, kostenfaire, selbstgewählte, wohnsitznahe Versorgung), sondern auch ihre Gesundheit insgesamt und sogar ihr Leben kosten werden, da diese Verordnungen jeder im Gesundheitssystem tätigen Institution oder Person erlauben, LGBTQ+-Betroffenen unter fadenscheinigen "Gewissens"-Bekundungen die Behandlung zu verweigern, selbst wo Geschlechter- oder Sexualitäts-Aspekte von der Behandlung selbst gar nicht betroffen wären. Das trifft ohnehin schon verwundbare Minderheiten, und unter denen erwartungsgemäß jene, die keine Krankenversicherung besitzen (arme oder bezüglich Lebensrisiken ungebildete Menschen) bzw. deren Versicherungsstatus zweifelhaft ist (halt- und ordnungslose, drogenabhängige, geistig verwirrte oder psychisch kranke Menschen, die ihre Papiere/Versicherungsnachweise nicht in Ordnung halten können oder regelmäßige Versicherungsbeitragszahlungen "verpeilt" haben), da man so Kosten einsparen kann, zu denen man sonst im Rahmen der Notfallversorgung auch ohne Kostenübernahme verpflichtet wäre.

6.
Trump hat außenpolitisch ohne jegliche Kompetenz "aus dem Bauch heraus" Politik gemacht, ohne auf die Erfahrungen seiner Diplomaten vor Ort oder erfahrenere Außenpolitiker zu hören, ist dabei vor allem anderen (faschistoiden) "Großsprechern" und Autokraten auf den Leim gegangen und hat somit viel von Amerikas Einfluss und Macht im Ausland fahrlässig preisgegeben, insbesondere gegenüber Russland und der Türkei, während er es sich mit zahlreichen Verbündeten innerhalb und außerhalb der NATO wo nicht verscherzt hat so doch traditionell gute Beziehungen deutlich abkühlen oder einschlafen ließ.

Ansonsten kann ich nur Weltraumechse zustimmen:

Weltraumechse schrieb:
Clinton hätte die Wahl gewonnen, wenn die USA ein anderes Wahlsystem hätten. Sie hatte 2 Millionen mehr Stimmen als Trump, aber halt nicht die Mehrheit der Wahlmänner. Auch, weil Staaten wie zB Maine ihre Wahlmänner nicht proportional abstimmen lassen (also bei 100 Wahlmännern und nem 60/40-Ergebnis 60 Stimmen für Trump und 40 Stimmen für Clinton), sondern weil es dort alles oder nichts ist - entweder alle Wahlmänner stimmen für Clinton oder für Trump und was der Rest der Einwohner von Maine will, ist egal.
Solche Verzerrungen des Wählerwillens haben Trump den Sieg gesichert, und es ist nicht das erste mal, das dort sowas passiert ist. Auch Bush jr. ist bspw. so an die Macht gekommen.

Das ist aber hier ausnahmsweise nebensächlich. Ich erwähne das nur der Vollständigkeit halber und ich stimme dir zu, dass diese Wahl auch zeigt, wie gefährlich die Logik des kleineren Übels ist, obwohl mich am Status Quo ganz andere Dinge stören als dich. Denn auch, wenn die Logik des kleineren Übels Clinton nicht allein die Wahl gekostet hat, hat sie den Weg für Trump geebnet.

Wenn man zwischen Pest und Cholera wählen soll, kann man natürlich sagen "Pest verläuft viel eher tödlich", klar. Das stimmt sogar. So wie Trump schlimmer als Clinton ist. Ich mag Clinton nicht, sie ist eine Kriegstreiberin, eine Apologetin des Überwachungs- und Folterstaats, eine Repräsentantin des Systems, das Whistleblower in den (gerne auch privatisierten) Knast wirft und dergleichen mehr.
Aber Trump, dieser als Schwein verkleidete Haufen Scheiße, ist natürlich schlimmer. Ganz von seinen umfangreichen persönlichen Defiziten abgesehen (die teilweise auch seine Eignung für das Amt massiv beeinträchtigen), halte ich weder etwas von den von ihm favorisierten Reaganomics noch von seinen Plänen, die Folter noch mehr auszuweiten, noch von seinen Einmauerungs-Fantastereien noch von seiner Moskau-Hörigkeit. Das sind alles Punkte, in denen er den Status Quo in noch schlimmer repräsentiert. Davon, dass er einen Vize aufgestellt hat, der uA die "Heilung" von Schwulen durch Bibelgruppen propagiert, will ich erst gar nicht anfangen. Er ist also in diesem Vergleich die Pest gegenüber der Clinton-Cholera.

Trotzdem sagt niemand "geil, gib mir Cholera". Man akzeptiert das nur murrend, weil man glaubt, es ginge halt nicht anders. Es ist aber zerstörerisch für die politische Kultur, wenn es keine Option gibt, für etwas zu stimmen, sondern wenn man nur gegen etwas stimmen kann. Eine Position, die sich nur ex negativo definiert, steht immer auf tönernen Füßen. Die Menschen werden dadurch zynisch, apathisch und irgendwann auch leichtsinnig genug, für irgendwas zu stimmen, solange es nur außerhalb des üblichen Konsens liegt.

Vor diesem Hintergrund muss das Debakel in den USA als Weckruf verstanden werden. Gegenentwürfe zum Status Quo zu entwickeln, ist das Gebot der Stunde. Damit meine ich nicht, die Positionen der Rechten zu kopieren - dass sowas nichts bringt, sieht man schon daran, dass sich an den Umfragewerten der Union nichts geändert hat, obwohl sich weite Teile ihres Personals seit Monaten als heißere Version von Beatrix von Storch rechts anbiedern. Dass rechts von der Union kein Platz für eine andere Partei sein darf, war schon immer eine von der CSU kolportierte Lüge, die ultrakonservativem Wunschdenken, aber nicht der Realität entspricht. Und selbst, wenn da etwas dran wäre, tauschte man nur eine noch gerade überschaubare Gruppe Rechtsradikaler gegen eine im Kern rechtsradikale Volkspartei aus. Von so einem Irrsinn halte ich nichts.

Was wir stattdessen brauchen, ist eine Linke, die den Namen auch verdient. Was sich hierzulande "links" nennt, hat zu großen Teilen schon vor Jahren vor dem Kapital die Waffen gestreckt. Als wäre ein Kretschmann oder Gabriel links! Was für ein Witz. Es ist dieser Defätismus, dieses Einknicken vor der neoliberalen Sachzwanglogik, diese Vernichtung des Sozialstaats und der Bürgerrechte, die linke Parteien überall in Europa programmatisch entkernt und damit austauschbar gemacht hat.

Wenn es ein funktionierendes, programmatisch klar aufgestelltes Linksbündnis gibt, hat auch die Union mal wieder was anderes als Burkas und Schweinefleischpflicht, an dem sie sich abarbeiten kann. Dann ist die AfD schnell halbiert und den Rest kann dann ihr Hang zur Selbstzerfleischung übernehmen.

[...]

[D]iese Abwesenheit des Sozialismus fällt keinem auf, "man liest doch dauernd was gegen den Kapitalismus". Ja, aber nur, wenn da auch entfesselter Finanz-, Raubtier- oder Heuschrecken- davorsteht und jedem intuitiv klar ist, "dass das ja in Amerika viel schlimmer ist und wir haben ja soziale Marktwirtschaft, die Schröder mit der Agenda 2010 gesichert hat". Sozial ist heute, was prekäre Beschäftigung schafft.
Diese Selbstentkernung ist der gleiche Fehler, den die Demokraten in den USA gemacht haben als sie Clinton statt Sanders aufstellten, denn diesen Verrat straften weite Teile ihres Wählerpotentials mit einem Fernbleiben von der Wahl ab, der letztlich Trump den Vorsprung brachte; so wie heute in Deutschland die SPD als ehemalige Volkspartei abgemeldet ist, was letztlich zu verlorenen Stimmen bei Die Linke (wo nicht gleich Grüne oder Union als bürgerliche Parteien OHNE pseudosozialistische Mogelpackung) führte und letztlich die AfD begünstigt hat.
Liebe ist Leben.

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