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  Geschrieben: 02.07.20 17:43
jenjey schrieb:
[...] Drogenträume [...]
Kennt ihr das?
Ob das ein Zeichen meines Unterbewusstseins ist, dass ich doch noch nicht ganz drüber weg bin??


Ich hab früher massig Drogenträume gehabt, nicht nur im Entzug sondern vor allem in den ersten 6 Monaten nachdem ich auf Null war. Hauptsächlich in der Therapie kam das mehr oder minder regelmäßig vor dass ich so ungefähr einen Drogentraum pro Woche hatte - in aller Regel handelten die davon dass ich mir etwas besorge und es dann aus verschiedenen Gründen nicht konsumieren kann, oder dass ich etwas konsumiert habe und mir unmittelbare Konsequenzen wie z.B. Rauswurf aus der Klinik drohen (obwohl ich in der Therapie nie rückfällig war). In all der Zeit hatte ich glaube ich nur einen einzigen Drogentraum in dem ich meinte eine Drogenwirkung zu spüren und diese genossen zu haben, die anderen waren alle sehr negativ behaftet.

Ist allerdings ziemlich fragwürdig diese Träume konkret zu deuten - allgemein halte ich von Traumdeutung nicht allzu viel. Aber man kann wohl mit Bestimmtheit sagen, Drogenträume zu haben bedeutet dass einen das Thema im Augenblick in irgendeiner Form beschäftigt. Ist es das Craving, oder eher die Sorge rückfällig zu werden? Schwierig zu sagen. Ehrlich in dich selbst hineinhorchen kann dir wahrscheinlich mehr dazu verraten als obskure Träume.
Ich denke das man als Ex-Opiatabhängiger nie vollkommen drüber weg ist. Nicht nur in Sachen Suchtgedächtnis, sondern auch im Sinne der Verführung. Die wird mit der Zeit immer schwächer, aber ich bezweifle dass sie jemals völlig verschwindet.

Vielleicht ist es die Triggerwirkung des Oxycodons im Suchtgedächtnis; vielleicht aber auch nur dein schlechtes Gewissen dir selbst gegenüber, zusammen mit der Furcht wieder in alte Muster zurückzufallen. Was davon es ist kann wahrscheinlich niemand außer dir selbst beantworten.
Half the fun is learning!
Abwesende Träumerin



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  Geschrieben: 03.07.20 09:21
Pharma schrieb:
. Vielleicht ist es die Triggerwirkung des Oxycodons im Suchtgedächtnis; vielleicht aber auch nur dein schlechtes Gewissen dir selbst gegenüber, zusammen mit der Furcht wieder in alte Muster zurückzufallen.


Das trifft es so ziemlich auf den Punkt.
Ich hab tatsächlich jedes Mal ein schlechtes Gewissen, und Angst wieder die Kontrolle zu verlieren... Auch wenn ich es mir im Moment versuche schön zu reden ("ich nehms ja Grad nur wenn ich wirklich schmerzen hab") ist die Angst vor Kontrollverlust allgegenwärtig.
Vorallem weil ich durch meine Sucht so eine schlimme Zeit durchgemacht hab, und mich die Errinerungen zur Zeit so extrem fertig machen. Es fühlt sich einfach so an, als wäre ein riesengroßer Laster in mich hinein gekracht und ich schaff es nicht mehr aufzustehen.
Und so groß meine Motivation auch ist "nie wieder an diesen Punkt zurück zu wollen" umso größer ist die Angst davor. Ich hab es auch nach fast 2 Jahren immer noch nicht ganz realisiert das es vorbei ist. (Also die ganzen Erlebnisse) Eben weil das Risiko Rückfällig zu werden immer bestehen wird.

OK, ich merk gerade, dass ich mir die Frage damit wohl selbst beantwortet hab^^
Aber trotzdem erstaunlich wie das Gehirn drauf reagiert. Vorallem weil ich noch einige andere Medikamente nehmen muss, und dann halt einfach eine Pille mehr nehme. Dass dieser kurze Moment, bzw. allein das Wissen ein Opiod genommen zu haben schon so triggert...
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  Geschrieben: 03.07.20 10:16
jenjey schrieb:
Ich hab tatsächlich jedes Mal ein schlechtes Gewissen, und Angst wieder die Kontrolle zu verlieren... Auch wenn ich es mir im Moment versuche schön zu reden ("ich nehms ja Grad nur wenn ich wirklich schmerzen hab") ist die Angst vor Kontrollverlust allgegenwärtig.


Eigentlich ist das ja was Gutes. Nicht unbedingt angenehmes aber sinnvolles, absicherndes Denken.

Rückfälle in alte Verhaltensmuster passieren meiner Erfahrung nach meist wenn man sich selbst zu sicher ist und anfängt stellenweise etwas sorglos zu werden. Wenn du bei jeder Einnahme deine Motivation hinterfragst und
besorgt bist, ist das schonmal eine erste Sicherheitsebene die zwischen dir und einem richtigen Rückfall steht. Letztendlich gehts beim clean sein nicht darum komplett abgesichert zu sein, denn das kann man nie wirklich; man stapelt einfach so viele dieser Sicherheitsebenen wie möglich übereinander um eine gewisse Distanz zwischen sich und den Absturz zu bringen. So müsste man bevor man rückfällig wird erstmal diese ganzen "Brücken" einreißen, was einem Zeit verschafft um die Sache zu überdenken.

Ich denke es ist ziemlich wichtig dass du dir dieses Gefahrenbewusstsein bewahrst. Türlich wärs angenehmer einfach sorgenbefreit leben zu können, sich nicht bei jeder Tablette genau überlegen zu müssen ob und warum man sie jetzt wirklich einnimmt, aber das birgt halt seine eigenen Gefahren.

Ist aber eigentlich auch nicht überraschend dass du so stark auf "die eine Tablette mehr" reagierst. Du weißt eben eigentlich schon um was es sich dabei handelt. Für dich ist es ja tatsächlich nicht nur einfach eine Tablette mehr, sondern schon fast eine völlig andere Angelegenheit, selbst wenn deine Intention eine ganz normale ist.
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  Geschrieben: 03.07.20 12:04
Stimmt, von der Seite kann man es natürlich auch sehen.
Ich würde heute vorher 3 mal überlegen ob ich irgendwas konsumiere,
das kann man tätsächlich als eine Art "Schutz vor spontanem Rückfall" sehen.
Früher war ich total naiv, hab einfach drauf los konsumiert ohne mir Gedanken über die Konsequenzen zu machen.
Aber jetzt hab ich jedes Mal die Bilder im Kopf, von der Zeit bevor ich in Substitution war...
Doch du hast vollkommen Recht, es ist zwar anstrengend ständig Angst zu haben und das sein restliches Leben mit sich rumzutragen, aber das ist wohl wirklich besser als sich zu sehr in Sicherheit zu wiegen...
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  Geschrieben: 04.07.20 00:41
Ich würde es nicht unbedingt als "ständige Angst" sehen, zumindest empfinde ich das nicht so. Zugegebenermaßen bin ich auch nicht darauf angewiesen Medikamente zu nehmen bei denen Missbrauchsgefahr besteht, aber ich trink durchaus mal ein Bier mit Klassenkameraden in der Fortbildung, obwohl ich früher auch mal einen eher problematischen Alkoholkonsum hatte - und da hab ich angesichts prominenter Alkoholsucht in meiner Familie eigentlich sogar mehr Angst vor als vor einer erneuten Opiatabhängigkeit.

Ich weiß es jetzt nicht so genau, aber ich glaub dieser stabile Zustand in dem du jetzt grade bist ist noch nicht so lange vorhanden, oder?
Die ganze Sache um die Abstinenz wird mit der Zeit immer einfacher und selbstverständlicher, insbesondere treten Ängste und Sorgen immer weiter in den Hintergrund. In erster Linie meinte ich ja dass das für viele eine Falle darstellt; mit längerer Cleanzeit treten die Ängste immer weiter in den Hintergrund bis man sich ihrer nichtmehr bewusst genug ist, und das führt dann häufig zu Rückfällen. Sollte nicht heißen dass man deswegen in dauerhafter Angst oder Sorge lebt oder leben sollte, nur einfach nicht das Bewusstsein für das eigene Verhalten und die Gefahren aus den Augen verlieren.

Will heißen, so anstrengend ist das eigentlich nicht wirklich. Der Anfang ist immer das schwerste, später läuft das dann fast schon wie von selbst ab...es wird einfach immer mehr zu Gewohnheit und zum festen Bestandteil des Lebens. Ab einem gewissen Punkt ists fast wie Zähneputzen - es nicht zu machen fühlt sich ungewohnt und unangenehm an, es fehlt einfach was könnte man sagen.
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  Geschrieben: 04.07.20 09:00
Ganz lieben Dank Pharma, dass du versuchst mir Mut zumachen!
Also es werden im September 2 Jahre. Für mich fühlt es sich schon wie eine kleine Ewigkeit an, aber im großen und ganzen gesehen ist das wahrscheinlich noch garnichts.

Das Ding ist, dass es eigentlich meine allererste "Clean"-Zeit ist, bzw. halt ohne Beikonsum.
Vor ca. 7 Jahren hat es mit Kratom angefangen, und dann bin ich auf immer stärkere Sachen umgestiegen, ohne wirkliche Pause zwischendurch. Also hab quasi zwar erst etwas später mit Drogen angefangen, aber dann gleich 7 Jahre ohne Pause durchkonsumiert...

Sozusagen hab ich eigentlich auch noch keinen wirklichen Rückfall erlebt. Außer dass ich einmal im KH zu den Pharma Opis die ich bekommen hab wieder H dazugenommen hab. Aber im Prinzip hatte ich halt die ganzen Jahre permanenten Opiat-Konsum.
Von daher brauch ich eigentlich noch keine großen Töne spucken.
Ich hoffe natürlich, dass ich vielleicht wirklich einfach rechtzeitig die Kurve gekriegt hab -
aber vielleicht ist das auch nur der Anfang einer Odyssee. Wer weiß... Nach 2 Jahren wird man da wohl kaum eine Prognose geben können...
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Homepage ICQ MSN Skype
  Geschrieben: 12.09.20 18:02
Hallo,

Ich war vor etwa einem 3/4 Jahr noch auf 600mg Morphin am Tag iV und dazu noch täglich 3x1mg Alprazolam (ab und an am Wochenende noch ein paar Blister Benzos mehr). Hab dann begonnen mich runterdosieren weil mich die Anhänglichkeit im ganzen nur noch ankotzt. Bin seit ~10 Jahren im Substitutionsprogramm und mich hat es nie gestört aber jetzt will ich einfach nur mehr weg davon. Bin immer monatlich runter. Von 600 auf 520, auf 400, auf 320, auf 300. In einer Woche gehe ich vermutlich auf 240 oder 200 runter. Benzos bin ich auch vom täglichen Konsum weg und nehme maximal 10 Alprazolam Im Monat. Meistens viel weniger. Auch nehme ich sie nur bei Panikattacken.
Hoffe ich bin in spätestens 1 Jahr ganz auf 0 mit dem Morphin und endlich frei von diesem Laster bin.

Wenn ich es geschafft habe werde ich den dritten Teil von meinem LB verfassen.

Grüße
Psy Wordex
Je höher wir uns erheben, um so kleiner erscheinen wir denen, welche nicht fliegen können. - Nietzsche

Ein Morphinist vom ganzen Herzen
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  Geschrieben: 12.09.20 18:18
Klingt super, viel Erfolg damit!
"Kleinbürgerlich biegen die Rechten,
das bürgerliche Recht zum eigenen Besten,
Spielen die Opfer, in weissen Westen,
geschneidert aus tiefbraunen Uniformresten."

Arbeitstitel Tortenschlacht - Ernst der Lage
Ex-Träumer
  Geschrieben: 12.09.20 18:53
Wünsche Dir viel Kraft und Erfolg!
Man braucht einen langen Atem...lass Dich von etwaigen Rueckschlägen nicht entmutigen.
Einfach stur weiter dran bleiben...dann schaffst Du es sicher :)

Lieben Gruß
 
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 12.09.20 20:25
Ich wünsche dir auch alles Gute und viel Kraft für deine Pläne, auch ich war über 10 Jahre im methadon Programm und bin nur über haft und dort auch nur über Zwang davon weggekommen. War nen Mega mieser entzug, aber Morphin ist da etwas verzeihender. Ich bin inzwischen sehr froh, dass es so gekommen ist und nehme jetzt nemexin um mir eine Hintertür zu versperren. Nach so langer Zeit ist der opiatturn ja auch nur noch Ballast, die Abhängigkeit kotzte mich an, auch die Abhängigkeit vom Arzt t. Zur Zeit bin ich in Therapie und möchte von alk und opiaten echt dauerhaft weg, dadurch wurde ich massiv kriminell und hätte mein Leben nicht mehr im Griff. Ich hoffe du bekommst das alles so hin!
"Wenn ich loslasse was ich bin, werde ich was ich sein könnte."
Laotse

Ex-Träumer
  Geschrieben: 20.09.20 08:52
zuletzt geändert: 20.09.20 09:09 durch ehemaliges Mitglied (insgesamt 1 mal geändert)
So der erste Schritt ist getan.

Jetzt heißt es clean, heißt frei von Heroin, bleiben und nicht sofort wieder rückfällig zu werden.

Ist gerade echt anstrengend meine ganzen Gefühle , die jetzt wieder da sind, und zwar noch auf einem extrem Level, auszuhalten.

Halte ich mich aus? Kann ich mir halt geben?
Bin ich es mir Wert? Gebe ich mir die Zeit?

Ich bewerte mich, und schneide leider nicht gut ab.
Fühle mich mit allem was mich ausmacht, als Zuviel.
Zuviel ich.
Und fühle mich mit meinen ganzen Gefühlen nur dumm und lächerlich.

Tja, das dazu ;)

Ich muss mir die Zeit geben mit mir klar zu kommen.

Die negativen Bewertungen finden nur in mir statt.
Meine Freunde und Freundinnen sind froh das die alte gugu wieder da ist.
Die waren ja eher traurig dass ich auf Heroin war, keine Zeit mehr für sie hatte und immer gleichförmig entspannt war, fast schon tot.

Also, so geht es mir gerade.
Zuviel Gefühl.

Heute Abend werde ich wieder alleine sein und höchst wahrscheinlich sehr viel Traurigkeit spüren.
Darauf kann ich mich gefasst machen.
Gut ich kann ja auch ne Freundin anrufen und sie vollheulen?!
Oder einfach dafür sorgen, für mich sorgen.

Boah, ist das alles anstrengend :D

So, genug gejammert, wollte euch mal ein update geben. ;)


 
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 20.09.20 23:43
@gugu Respekt, du hast schon mal den ersten Schritt in die richtige Richtung geschafft, ich wünschte ich hätte so viel Kraft aber ich halte es keine 24 Stunden ohne Opiate aus.
Wünsche dir trotzdem viel Kraft und Erfolg!

Ich komme zurzeit überhaupt nicht mit meiner Situation klar.
Ich bin seit ca. 13 Monaten zwangssubstituiert, aufgrund einer Gerichtsauflage und seitdem wechselten sich gute und weniger gute Phasen ab aber seit einigen Wochen bin ich in einer sehr schlechten psychischen Verfassung und ich habe mittlerweile auch die ersten Symptome die auf eine Depression hindeuten(Appetitlosigkeit, Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit) nachdem ich jahrelang, trotz exzessiven MDMA- und Amphetaminkonsums davon verschont geblieben bin.
Ich bin zwar auf dem Papier seit 6 Monaten Beikonsumfrei aber eigentlich nur weil sich Heroin in Verbindung mit dem Substitutionsmittel absolut scheiße anfühlt, was es auch nicht besser macht weil es so irgendwie keinen Ausweg aus meinem beschissenen Zustand gibt.
Seit einigen Wochen habe ich auch zunehmend mit Einsamkeit zu kämpfen, ich muss dazu sagen das ich seit 2016 mehr oder weniger in sozialer Isolation gelebt habe und mit Heroin war das auch kein Problem aber jetzt belastet mich dieses Gefühl zunehmend.
Der einzige Lichtblick: Ich habe letzte Woche meine Psychotherapie begonnen und morgen den 2. Termin, hoffe ich schaffe es so an meinem Zustand was zu verbessern.
Ich bin mir nicht sicher ob das hier der richtige Thread dafür ist aber da ich ja auch irgendwie klar kommen muss ohne meine Droge passt das imho schon rein.
Naja wollte hier nur mal meine aktuelle Situation rein schreiben, vlt hat hier ja jemand ähnliches erlebt also das die Substitution alles eher schlimmer als besser gemacht hat.
 
Ex-Träumer
  Geschrieben: 21.09.20 05:58
Moin Tigerbarake :)

Danke für die guten Wünsche.
Kam gestern gar nicht so schlimm,wie vermutet.
Hab mir Zwei kleine Haschaufleger in die Zigarette gedreht und noch ne Fressattacke bekommen...und bin dann auch recht früh ins Bett.
Hat geholfen.
Ist auch okay.
Nicht ideal,aber besser wie rückfällig sein.

Neige wohl gerade auch zur Übertreibung, wegen ,die Gefühle spielen Pingpong.
Gestern noch mit einem Freund über mein Gefühlschaos gejammert...mit einem der nie Opiate genommen hat...hätte ich mir fast auch sparen können...kann er nicht verstehen...schaltet da irgendwie auch auf stur...und meint ich solle jetzt einfach ganz die Finger von Heroin lassen. Ja, gut, okay.
Will ich ja auch, gerade.

Tigerbarake,
klar gehört das hier rein ;)

und freut mich, dass Du eine Therapie begonnen hast.
Klingt ja, als wenn das sich gut anfühlt für Dich und zu passen scheint mit dem /der Therapeutin.

Hoffe es hilft Dir!

Einsamkeit kann einen echt fertig machen :(
Vielleicht schreibt ja noch jemand was,der ähnliche Erfahrungen gemacht hat wie Du!
Substitution kann auch sehr belastend sein, dass weiß ich von diversen Freundinnen.

Und der Absprung gelingt nur sehr langsam meist...wenn überhaupt. Aber möglich ist es allemal!
Nicht die Hoffnung aufgeben :)
Aber das tust Du ja nicht, wie es scheint.

Alles Gute Dir!


 
Traumländer



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  Geschrieben: 21.09.20 11:00
@Tiger

Ich sage immer: Gegen Einsamkeit ist noch kein Kraut gewachsen, aber eine Blume! Mir hat Mohn und Opium (bei dir Heroin) immer sehr gut gegen Einsamkeit "geholfen". Wobei wir beide wohl erkennen müssen, dass diese Hilfe an der Einsamkeit nichts ändert, sie lediglich erträglicher macht. Jedoch ist der Mensch ein soziales Wesen und Einsamkeit kein gesunder Zustand, selbst wenn er uns nicht belastet. Dementsprechend ist das erträglich-machen dessen mit Opioiden auch kein gesunder Weg damit umzugehen.

Gesund wäre natürlich, an den Ursachen er Einsamkeit zu arbeiten. Sprich: Unter Leute gehen, Freunde treffen/oder aquirieren. Also raus gehen, auf Parties/in Bars. In der letzten Stadt, in der ich gelebt habe, hab ich mich einfach spontan mit Bier und Pizza bewaffnet zu trinkenden Leuten dazu gesetzt und gesagt: "Hey ich bin neu hier hergezogen, habt ihr was dagegen, wenn ich mich dazu setze? Ich kenn noch niemanden hier und würde gern Leute kennenlernen. Mag jemand vielleicht Pizza?" Was soll ich sagen: Die Leute waren extrem cool, innerhalb von 2h waren wir auf einem Level, dass ich von Geschichten aus der Drogenszene über Schizophrenie bis hin zu meinem Suizidversuch geredet habe und die Leute fanden mich trotzdem so cool, dass wir irgendwann zusammen noch zu der einen mit nach Hause gegange sind und dort weiter getrunken habe. Die ersten, die ich angesprochen habhe, wollten nicht, dass ich mich dazusetze, die 2. waren dann diese coolen Menschen. Selbst wenn man völlig kaputt ist, kann man mit Offenheit, ein paar spannenden Geschichten und Pizza liebe Menschen kennenlernen.

Mir fehlt ganz krass jemand zum kuscheln und lieb haben. Da helfen auch keine Freunde, auch wenn ich die alle sehr lieb habe und mit einer zumindest ab und zu kuscheln kann. Regelmäßiger körperlicher Kontakt ist wichtig für meine geistige Gesundheit. Vielleicht sollte ich es noch mal mit Tinder probieren, aber sobald es um körperlichen Kontakt geht, bin ich so extem Schüchtern (wegen sehr viel Ablehnung in meiner Vergangenheit und Angst, aufdringlich zu sein), dass ich nie einen fremden Menschen irgendwie anfassen würde. Freunde allerdings auch nicht. Leider wird irgendwie erwartet, dass die Initiative vom Mann aus geht, was es mir zusätzlich erschwert, da ich Hinweise auch nicht checke und selbst wenn mir oft denke, dass diese zweideutig sein könnten (was ja oft der Reiz ist) und ich lieber die harmlose, nicht-körperliche oder sexuelle Interpretation wähle. Das erzeugt bei meinem Gegenüber dann das Bild, ich hätte gar kein interesse an einer körperlichen Beziehung. Kuscheln wär für mich ja schon das schönste auf der Welt.

Auch "reicht" es mir nicht, Freunde alle paar Tage mal zu sehen. Ich bin jemand, der braucht am besten täglich liebe Menschen um mich. Oder einen, den ich lieben und kuscheln und umsorgen und für in da sein kann. Im Optimalfall nat. auch umgekehrt.

Und jetzt lieber Tiger, kommt etwas, dass wir beide noch lernen müssen: Wir müssen lernen alleine nicht einsam zu sein. Denn selbst wenn wir genug Freunde um uns haben, oder sogar dieses unmögliche Dinge namens erwiederter Liebe oder gar Beziehung: Es wird immer Zeiten geben, in denen wir alleine sind. Viele Menschen stört es überhaupt nicht, oder sie sind sogar glücklich alleine. Das möchte ich auch endlich können, denn ich kann nicht mein ganzes leben unglücklicher single, oder opioid-abhängiger Single sein. Zu mal ich mittlerweile sogar Ensamkeit fühle, obwohl ich umgeben von Freunden bin oder Opis genommen habe. Wenn ich es geschafft habe, Alleine glücklich zu sein, bin ich der stoische Zenmeister. Das wäre ein großer Schritt auf dem Weg zur Heilung und Erleuchtung.

Aber wenn ich mir so angucke, wie andere "normale" Menschen das machen, indem sie sich mit RTL ablenken, oder zocken, weiß ich nicht, ob dass wirklich der richtige Weg für mich ist. Wirkt für mich alles genauso nach Flucht bzw. Ablenkung vor den eigenen Gedanken und Einsameit, wie Opioide auch. Nur, dass ich auf Opis sehr gut reflektieren und denken kann, mich quasi wenigstens den Gedanken stellen und nicht davon renne.

Ganz schön langer Text und irgendwie ist der Schluss keine Motivation zum Clean werden/bleiben. Vielleicht können hier ja mal n paar mehr Leute schreiben wieso sie nicht Einsam sind, wenn sie allein sind, oder wie sie ihen Weg gefnden haben, damit klarzukommen.
"Immer wieder, wenn ich aus dem Leib aufwache in mich selbst, lasse ich das andere hinter mir und trete ein in mein Selbst; ich sehe eine wunderbar gewaltige Schönheit und [...] bin in eins mit dem Göttlichen" (Plot. IV.8.6)
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 22.09.20 01:25
@gugu Ich kenn das Gefühlschaos selber gut genug, ich hatte auch mal Phasen in denen ich Clean war also auch ohne Substitutionsmittel, nur halt nie sehr lange.
Für mich ist clean werden erstmal Nebensache, für mich hat es, auch auch mit Heroin besser funktioniert meinen Alltag zu bewältigen als ständig von Entzug zu Entzug zu schlittern und dabei gar nichts mehr auf die Reihe zu bekommen.
Von der Therapie erhoffe ich mir vor allem mehr über die Gründe zu erfahren wieso ich so ein starkes Verlangen nach Opioiden habe.
Ist für mich das erste mal seit meiner Opiatabhängigkeit das ich wirklich "Therapie" mache.

@fox Ich hab mich in deinem Beitrag echt wiedergefunden, vor allem der Teil mit "kuscheln und lieb haben" das ist im Prinzip genau das was mir so fehlt.
Nur das ich in meinem Fall noch nie eine richtige Beziehung hatte, wurde immer nur abgelehnt und verarscht insofern weiß ich sehr gut was du meinst.
Dazu kommt noch das ich 2016 bis 2019 in sozialer Isolation verbracht habe, habe sämtlichen Kontakt zu allen damaligen Freunden abgebrochen(hatte mehrere Gründe lag nicht nur am H.)
In dieser Zeit hatte ich nur noch durch meine Ausbildung zu Menschen Kontakt, ich habe dort auch einige liebe Menschen kennengelernt, auch Arschlöcher aber trotzdem konnte ich mich niemandem öffnen bzw. habe mich immer weiter zurück gezogen und nur noch Zeit mit Heroin rauchen verbracht.
Gefühle wie Einsamkeit hatte ich damals nicht wirklich oder sie wurden im Ansatz erstickt, generell habe ich mit dem Heroin so ziemlich alle Emotionen unterdrückt auch die guten.
Als ich dann im Sommer 2019 in Substitution musste war anfangs noch alles gut aber mittlerweile merke ich immer mehr was ich mir da die ganzen Jahre angetan habe und damit meine ich eher weniger das ich mich mit Heroin körperlich zerstört habe sondern viel mehr das ich mich so extrem sozial isoliert habe.
Auf der einen Seite finde ich es gut das ich mich hab substituieren lassen weil mir auch so viele Sachen klar geworden sind die mir auf Heroin niemals aufgefallen wären, auf der anderen Seite fühle ich mich oft so beschissen, Gefühlschaos mit einzigen Verlangen diese Gefühle mit einem Opioid "abzuschalten"
Gerade dieses Beziehungsthema ist für mich seit einigen Wochen wieder extrem in den Vordergrund gerückt, wo du gerade Tinder erwähnt hast, ich hab mich gleich auf mehreren solcher Apps angemeldet leider nur mit mäßigen Erfolg.
Ich hab bei den Menschen/Frauen auch oft das Gefühl als wären die überhaupt nicht mein "Schlag" insofern konnte sich da auch bis jetzt noch nichts ernsthaftes entwickeln.
Ich denke mein Dasein als "absolute beginner" ist auch meiner Art verschuldet da ich auf andere Menschen oft einen uninteressierten und kalten Eindruck mache(weiß ich aus Erzählung von Freunden/Familie).
Aber dein Beitrag hat mich schon beruhigt da ich so das Gefühl habe weniger allein zu sein, vor allem da ich ja sowieso auf so vielen Ebenen ein Ausnahmefall bin, 24 Jahre noch gar keine Beziehungserfahrung, dazu noch heroinabhängig meine "Leidensgenossen" haben teilweise schon Kinder was natürlich in dieser Konstellation problematisch ist aber trotzdem.
Ich würde das was du erwähnt hast, mit alleine sein und Einsamkeit klar kommen auch gerne können, mit Heroin konnte ich das sogar einigermaßen aber das hat sich dann halt in die andere Richtung umgekehrt.
Ich für meinen Teil hoffe jedenfalls das ich durch die Psychotherapie einiges in meinem Leben verbessern kann und wenn alles glatt läuft nehme ich diese oder nächste Woche an einer Selbsthilfegruppe für Menschen ohne Beziehungserfahrung teil, das ist auch etwas was ich auf Heroin nie gemacht hätte.
Wie auch immer, ich danke dir jedenfalls für deine Worte (:
Ansonsten kann mir auch jede/r der sich in meinem Text vlt irgendwo wieder gefunden hat gerne eine Kontaktanfrage schicken ich bin immer am Austausch interessiert.

 

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