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AutorBeitrag
Traumländerin



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  Geschrieben: 18.02.21 17:06
Der Bollo schrieb:
Wie verbreitet das Phänomen ist, dass es offenbar immer mehr Menschen
schwer fällt, andere Meinungen auszuhalten.
Oder die gefühlt abnehmende Bereitschaft zum offenen Diskurs.


Ich vermute, dass es an den unzählig vielen Meinungen liegt, an denen man heute zwangsläufig oder freiwillig vorbeikommt. Es ist das Zeitalter der Überinformationen, der Überladung von Reizen und eventuell ist der hilfreichste Abwehrmechanismus, seine Meinung einzumauern und gegenüber eines Diskurses dichtzumachen. Wer begrüßt denn Unsicherheiten, Unklarheiten; wer steigt denn gern auf dieses Karussell der ewigen fremdbestimmten Veränderung und bleibt dort, genießt die Fahrt?

Der Bollo schrieb:
So schnell fühlen Menschen sich als in Gänze abgelehnt und nicht gewertschätzt,
wenn ihre Äußerungen etwas anderes als volle Zustimmung erhalten.


Hier würde ich ganz klar die sozialen Medien hinzuziehen und einen fehlenden, konstruktiven Umgang mit ihnen in die Verantwortung nehmen.


Der Bollo schrieb:
Entweder Zustimmung oder strikte Ablehnung, dazwischen geht nichts.


Um die Graustufen zu erkennen und gedanklich durchgehen, braucht es Zeit, Muße und die Fähigkeit, aus dem Karussell auszusteigen. Stehen zu bleiben und sich anzuschauen, was sich da gerade dreht. Da es aber neben der Schnelllebigkeit dieser Welt auch schon zig Menschen mit einer Meinung gibt, an die man sich hängen kann (und der, der am lautesten schreit, sicherlich die meiste Ahnung hat, dazu sind wir doch noch genug Rudeltier…) UND Introspektion unumgänglich ist, um sich eine eigene Meinung zu bilden, aber eben - ich sage mal pauschalisiert - alles im Überfluss existiert, nur nicht die Zeit, ist auch das Erkennen der Graustufen ein Prozess, dem man sich häufiger widmen muss als nur im Feierabend.
(Nach-)Denken und Sinnieren sind verdammt viel Arbeit, zu der man sich bereiterklären muss und welche im Stillen am ehesten möglich ist, und sich diese Stille zu nehmen, sich in ihr einzufinden, erfordert eine Kraft, die häufig aber im Alltag aufgebraucht wird.
Querdenkerei ist ein Resultat aus dem Bedürfnis nach Richtungsweisung und dem Unglück, dass die Dümmsten am lautesten krakelen.

Um aber noch etwas zur Veränderung der Aufgabengebiete von Post-Angestellten beizusteuern: Ich sehe es auch nicht als Kleinigkeit, die Ahnungslose aus der Drogenpolitik herbeigeführt haben, sondern als weiteren Schritt in Richtung eines Trends, den Ottonormalverbraucher auf möglichst vielen Wegen besser kennenzulernen (oh dieser Euphemismus <3), als Otto Normal es eventuell überhaupt möchte. Erst "neulich" der Beschluss, dass ab Herbst jeder neu beantragte Personalausweis den Fingerabdruck beinhalten muss:
https://netzpolitik.org/2020/biometrische-daten-bundestag-beschloss-speicherpflicht-fuer-fingerabdruecke-in-personalausweisen/
Und dann soll der Preis des neuen Persos auch noch um 30 Prozent steigen.
(https://www.morgenpost.de/politik/inland/article230248122/Neuer-Personalausweis-soll-um-fast-30-Prozent-teurer-werden.html)

Weißt du, Pharmer, ich begrüße deinen Langmut, aber auch diese Paragraphenanpassung, in der es hier ja eigentlich geht, ist einfach nur ein erneuter Schlag in die Fresse vieler Menschen, die am Ende keinerlei Mitspracherecht hatten, aber gern und oft zur Kasse gebeten werden, damit der Politiker-Schwachsinn monetär ermöglicht wird.



 
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  Geschrieben: 19.02.21 18:35
Herzkasper schrieb:
....

Weißt du, Pharmer, ich begrüße deinen Langmut, aber auch diese Paragraphenanpassung, in der es hier ja eigentlich geht, ist einfach nur ein erneuter Schlag in die Fresse vieler Menschen, die am Ende keinerlei Mitspracherecht hatten, aber gern und oft zur Kasse gebeten werden, damit der Politiker-Schwachsinn monetär ermöglicht wird.



Ich würde sowieso gesetzlich verankern, dass alle Politiker ab Landtagen ein halbes Jahr von den vier in Hartz 4 verbringen müssen, wenn nicht sogar neun Monate oder ein Jahr - ohne Zugriff auf gespartes Geld (geht ja bei Hartz auch nicht). Wenn die dann noch leben dürfen sie gerne in den Landes/Bundestag einziehen. Aber den Arsch breitsitzen für knapp 10.000 EUR im Monat, garantiert, plus Zulagen, plus Fahrtdienst, plus erlaubten Nebentätigkeiten (WTF!?! Ist regieren da nicht manchmal nur noch der Nebenjob - wie beim Strauß damals mit 150 Posten in der Wirtschaft...) und und und... da sollte man doch wissen wie sich Armut in der Realität anfühlt. Sieht man doch wie sehr manche von denen den Bezug zur Lebensrealität so vieler Menschen verloren haben, etwa proportional zur Sitzzeit im Parlament.



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Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 19.02.21 19:13
pastpresentfuture,

an sich müsste das sogar überflüssig sein, denn die Diäten und Altersbezüge
von Berufspolitiker*innen sind ja ursprünglich so großzügig bemessen,
um Korruption entgegenzuwirken.
Ich fänd es eine gute Idee, die Bezüge noch einmal zu erhöhen, doch dafür
absolute Transparenz bei Lobbyarbeit zu schaffen, so dass jede/r Bürger*in zu jeder Zeit
weiß, welche Lobbyvertreter*innen in der Politik ein und aus gehen und wie diese
versuchen auf Gesetzgebung und politische Entscheidung Einfluss zu nehmen.
Außerdem muss ein Verbot her für Nebeneinkünfte und ebenso für den Wechsel
in die Wirtschaft. Das ist scheinbar für viele ein Ansporn tendenziöse Politik zu machen.
Die sollen schon top bezahlt werden, ich würde ungern einen Arbeitstag haben
wie z.B. Merkel und Co sich zumuten.
Hab ja bereits bei meinen 30 Stunden manchmal den Papp auf. mrgreen
Es gibt sogar bei Leuten auf Bundestagsniveau noch Leute, die ich für durchaus integer und
down to earth finde, wie z.B. diesen SPD-Aussteiger
(Jetzt der einzige Abgeordnete von DIE PARTEI im BT):
Klick den süßen Bülow…
Wird zunehmend off-topic hier. Vielleicht sollte der thread Titel geändert werden,
leider können wir Faszination Bullshit nicht mehr fragen…

 
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  Geschrieben: 20.02.21 01:46
Hallo Bollo,

wie immer gute Anregungen und Ideen von dir.

Mir ist schon bekannt warum die Diäten so hoch sind, das halte ich auch für vernünftig. Nur, sagen wir mal, der kontinuierliche Bezug derselben über mehrere Legislaturperioden hinweg erodet meiner Meinung nach den Bezug zur tatsächlichen Verdienstsituation der meisten Menschen. Zumal dies ja auch oft Menschen sind, die bereits aus wohlhabendem Elternhaus stammen und so am Ende mit tatsächlicher Armut noch nie in ihrem Leben zu tun hatten - nicht einmal peripher. Vielleicht wäre auch ein freiwilliges soziales Jahr, bevor man auf die nächste Wahlliste kommt, eine Idee.

Und klar, man könnte da einen ganzen Regelungskatalog einführen: ich wäre z.B. voll bei dir mit dem Vorschlag BerufspolitikerInnen mehr zu zahlen, dafür aber jegliche Nebeneinkünfte zu verbieten und eine zumindest mehrjährige Wartezeit NACH Ausscheiden aus der Partei bzw. dem PolitikerInnen - Dasein festzulegen. Irgendwas müssen die Menschen ja auch arbeiten, selbst wenn sie mal eine Legislaturperiode im Bundestag saßen. Sicherlich könnte man das staffeln - je länger in der Politik desto länger die Wartezeit für einen Wechsel in die Wirtschaft. Und wo du ebenfalls recht hast ist dass wohl trotz des Geldes wenig Menschen tatsächlich tauschen wollen würden - mir sind meine 32H in der Woche auch schon mal zuviel und das ist lächerlich wenig im Vergleich zum Pensum eines "wichtigen" Postens in der Politik.

Und ebenfalls vollste Zustimmung: Lobbyarbeit ist weiterhin viel zu undurchsichtig und "hinterzimmer-ig". Natürlich gibt es auch bodenständige PolitikerInnen (danke für den Link!) aber in meinen Augen stellen die die Ausnahme die die Regel bestätigen. Ich sehe schon, wir haben eigentlich wenig zu diskutieren da wir prinzipiell (anscheinend zumindest ;-)) recht nahe beieinander liegen mit unseren Ansichten... in dem Sinne, beste Grüße in den Norden!


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Abwesender Träumer

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  Geschrieben: 20.02.21 10:43
Das Problem mit dem Verbot der Nebeneinkünfte ist halt, dass die Politiker immer sehr kreativ darin sind, wenn's drum geht, sich selbst zu bereichern. So ist dann die Gattin des Abgeordneten öfters mal "Künstlerin" und malt irgendwelche schlechten Bilder, die dann eben von Pharmakonzern X, Telekommunikationsanbieter Y oder Autohersteller Z für 40.000 Euro gekauft werden und dann in irgend einer Abstellkammer aufgehängt werden.

Glaube, dass das leider kaum zu verhindern ist mit der ganzen Korruption, meiner Meinung nach ist der einzige Weg, in eine "bessere" Gesellschaft, wenn man Satireparteien wählt. In Island haben die ja viel gutes Bewirkt und auch die EU-Arbeit von Sonneborn finde ich großartig. Ich glaube, dass speziell Satiriker irgendwie standhafter gegenüber Korruption sind, keine Ahnung woher ich das wissen mag, ist vielleicht einfach so ein Bauchgefühl.

Außerdem halte ich gute Satiriker für ziemlich intelligent - mit einem durchschnittlichen IQ kann man meiner Meinung nach keine gute Satire machen ^^ - und finde, dass es in komplexen Zeiten wie diesen einfach wahnsinnig intelligente Menschen braucht, wenn man vernünftige Entscheidungen für die Zukunft möchte.
 
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  Geschrieben: 20.02.21 18:51
wiro schrieb:
Das Problem mit dem Verbot der Nebeneinkünfte ist halt, dass die Politiker immer sehr kreativ darin sind, wenn's drum geht, sich selbst zu bereichern. So ist dann die Gattin des Abgeordneten öfters mal "Künstlerin" und malt irgendwelche schlechten Bilder, die dann eben von Pharmakonzern X, Telekommunikationsanbieter Y oder Autohersteller Z für 40.000 Euro gekauft werden und dann in irgend einer Abstellkammer aufgehängt werden.
.....


Na ja, Steuerklasse 6 drauf (oder gleich sonstige Veräußerungsgeschäfte mit Spitzensteuersatz) für die Ehefrau bzw. deren Splitting-Einkommen und beim Unternehmen verdeckte Gewinnausschüttung (heißt die Ausgabe für das Bild muss am Ende dem Gewinn des Unternehmens hinzugerechnet werden)... ich arbeite beim StB, da fielen mir durchaus Mittel und Wege ein, zumal das FA ja oftmals vormacht (zumindest bei "normalen" Bürgern) wie man sich die Kohle holt.

Ach ja, gebe ich dir noch recht: Satiere dürfen alles! ;-)


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