LdT-Forum

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AutorBeitrag
Ex-Träumer
  Geschrieben: 02.09.19 00:10
zuletzt geändert: 02.09.19 00:22 durch ehemaliges Mitglied (insgesamt 1 mal geändert)
Hallo Duo,

ja, das tut mir leid, dass dieses Medikament solch eine "Störung" verursacht hat.

Ich habe mal etwas recherchiert und bin dabei auf eine Abhandlung über Agonisten und Antagonisten gestossen , Pharmakodynamik- Mutschler Arzeneimittelwirkung.

Weißt Du denn was für ein Antagonist es genau ist, welches durch das Medikament gewirkt hat oder immer noch wirkt?

Ich kenne mich nicht damit aus, aber hast Du es mal mit höherer Dosierung probiert?
Also von LSD oder anderen Psychoaktiven Drogen, oder hast Du die Dosis genommen, die Du sonst auch hattest?

Denn ich habe gerade gelesen, dass wenn ein spezielles Antagonist wirksam ist, kann durch Erhöhung der Dosis des Agonisten, eventuell der Antagonist verdrängt werden.

Aber ich habe wirklich keine Ahnung ob das in Frage kommt, oder auch gefährlich ist, und vielleicht hast Du ja auch das ausprobiert.

Natürlich kann es sein, dass etwas durch das Medikament dauerhaft gestört wurde.
Oder aber 3 Jahre reichen nicht und es regeneriert sich wieder nach längerer Zeit.
Ich wünsche es Dir, dass es sich regeneriert!

Hier die Abhandlung zu Pharmakodynamik

interessant ab 3.1.6.1. Seite 59 (oder auch Seite 5 dieser Datei)
Pharmakodynamik-Mutschler Arzeneimittelwirkung

Vielleicht findest Du ja neue Anhaltspunkte was genau da passiert ist, oder ob es irreparabel ist.

Aber es ist so wie Du schreibst: Du hast die Erfahrung bereits gemacht, und weißt wie es ist.
Das ist ja schon tröstlich.

Außerdem könntest Du durch andere Methoden in Bewusstseinsverändernde Zustände kommen.
Mir fällt jetzt noch Meditation und Atmung ein, auch Trance Zustände können ohne Substanzen erreicht werden.


Alles Gute!
 
Traumländer



dabei seit 2008
3.204 Forenbeiträge

  Geschrieben: 28.03.21 13:11
zuletzt geändert: 28.03.21 13:38 durch Zitronenfalltür (insgesamt 4 mal geändert)
20fox schrieb:
NLs gegen Antriebslosigkeit? Wird man dann nich eher zum Zombie?
Wenn du mit "Zombie" meinst, dass ein Affekt-, Expressivitäts-, Antriebs- & Persönlichkeitsverlust mit teils auch mimischen & motorischen Einschränkungen oder Entgleisungen (Sabbern, Zittern, hängende Gesichtspartien) einhergeht, dann ja. Vor allem bei hoher Dosierung. Emotionale und kognitive Abflachung/Abstumpfung, Antriebslosigkeit, Geistesabwesenheit, Verlangsamung in so ziemlich allen Bereichen tritt in aller Regel aber auch bei niedrigeren Dosierungen auf. Angeblich sind die sogenannten atypischen NL da ja völlig harmlos, das deckt sich aber keineswegs mit meinen persönlichen Beobachtungen. Leute, die sonst nicht oder kaum depressiv waren, zeigen (rein zufällig?) mindestens dysthymische oder auch schizoide Züge. Also, eine gewisse Abwesenheit/Teilnahmslosigkeit ist nahezu immer der zu zahlende Preis bei der Einnahme von dem Zeug. Das ist wohl mit der häufigste Grund, warum Patient*innen das Zeug auch gegen ärztlichen Rat so häufig absetzen, falls es ihnen überhaupt noch auffällt, wie stark das eingreift. Diese starken Eingriffe können paradoxerweise so weit gehen, dass man fälschlicherweise als schizophren diagnostiziert wird, bloß weil eine Überdosierung des Zeugs bei gänzlich anderer (Off Label) Indikation vollverklatschte Symptomatik zeitigt, wie Artikulationsverlust, Thousand Yard Stare, Konzentrations- & Bewusstseinsabrisse. Aus der Nummer "Sie leiden an einer sehr schweren Krankheit, deshalb müssen Sie unbedingt ihre NL nehmen" kommen Betroffene dann nur raus, wenn das Umfeld die drastische Veränderung bemerkt und eben darum weiß, dass keine endogene Ursache vorliegt, da keines der Symptome zuvor bestand. Kurzum: Gefährliches Zeug, das aus meiner Sicht höchstens als Ultima Ratio gerechtfertigt ist, wenn es ohne Lebensgefahr oder extremen Leidensdruck nach Ausreizen aller irgendwie zu rechtfertigenden Alternativen gar nicht mehr anders geht. Zumal gewisse Langzeitschädigungen an Gesichtsnerven auch nach einem Ausschleichen/Absetzen nie ganz auszuschließen sind (das klassische NL-Sabbern). Wer öfter mit NL-Patient*innen zu tun hatte, dürfte Ähnliches bemerkt haben.
Murmeltiersalbe schrieb:
[F]ast alle Neuroleptika (die ich ausprobiert habe) finde ich auch furchtbar wegen der gelinde gesagt "eingeschränkten" Lebendigkeit. Man wird völlig teilnahmslos und auf eine unangenehme Art und Weise "geistig zubetoniert". So möchte ich ehrlich gesagt nicht den Rest meines Lebens verbringen. Ich habe Leute gesehen, die das Zeug teils seit Jahrzehnten schlucken (mussten), die verbrachten ihr Leben mehr oder weniger nur noch entweder schlafend, essend, sabbernd oder kettenrauchend.

ehemaliges Mitglied schrieb:
Da kann ich nur zustimmen. Dieses „geistig zubetoniert“ sein, war mit ein Grund weswegen ich damals so verzweifelt war und oft über selbstmord nachgedacht habe.

Ich kenne auch Leute die durch dieses Scheißzeug ihre ganze Lebensfreude verloren haben und jetzt nur noch willenlose Zombies sind.

metl schrieb:
Ich wollte denken, konnte aber nicht. Zumindest nicht in die Zukunft. Es hat mich schlicht in mir drinnen meiner eigenen Freiheit beraubt.
Ich konnte keine zusammenhängende planenden Gedanken fassen. Die sinnvolle Auswahl für meinen Filmabend war schon sehr schwierig.
Ich kenne bei Langzeiteinnahme wirklich niemanden (!) ohne extreme Entscheidungsprobleme selbst in banalsten Dingen und Situationen, und zwar weit in den alltäglichen (!) Lebensbereich hinein. In deren Folge schleichen sich dann oft ein: Unfähigkeit zu Spontaneität, Verunsicherung, Soziale Isolation (man wird gemieden, weil kaum wer die Geduld hat, bei simplen multiple choice Fragen standardmäßig zehn Minuten auf Antwort warten zu müssen), Gefangensein in Ritualen oder Zwängen, Selbstunsicherheit, Verkümmern des Lebensradius, extreme Abhängigkeit von Entscheidungen anderer, Angststörungen.
Nonsens schrieb:
Kann es sein dass durch die Reizdämpfung Eindrücke aufgestaut werden und es teilweise zu Reizüberflutungen kommt?(paradoxe Wirkung)
Ich halte das keineswegs für unmöglich; meine Vermutung ist allerdings noch eher, dass die weiter oben beschriebenen (Neben-)Wirkungen und die dadurch hervorgerufenen Wahrnehmungs-, Lebensstil- & Persönlichkeits-Veränderungen sowie die Reaktionen des Umfelds dazu beitragen, dass mittelfristig eine habituelle Reizentwöhnung stattfindet, die dann langfristig die Reizüberflutungsschwelle senkt: Eigentlich noch gefährlicher, da so ein Teufelskreis entsteht.
Liebe ist Leben.

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