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Umfrage: Hilf Pregabalin euch beim Alkoholentzugssyndrom?
   (Gestartet: 08.08.2021 18:06 - zeitlich unbegrenzt)

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Abwesender Träumer



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ICQ
  Geschrieben: 08.08.21 18:06
Hi,

ich habe über 5-7 Jahre hinweg täglich mehr oder weniger Alkohol in Form von Bier konsumiert. Dabei belief es sich auf Mengen zwischen einem und sieben Liter, meist Export mit 5,4 % Vol..


Jetzt rein bezüglich der körperlichen Abhängigkeit:

Entzugssymptome traten vermehrt früh morgens auf, verschlechterten sich langsam aber sicher und umfassten:

-Aufwachen durch innere Unruhe
-Durchschlafstörungen
-Psychomotorische Unruhe
-Vermehrtes bis starkes Schwitzen
-Übelkeit (sich steigernd zu Brechreiz, kein Erbrechen)
-Appetitlosigkeit
-vermutlich erhöhter Blutdruck, nicht gemessen
-Reizbarkeit

Zum Schluss hin wurde es mit der Übelkeit und Appetitlosigkeit so schlimm, dass sie trotz oder wegen ausreichend Alkoholkonsum über den ganzen Tag anhielt.


Jetzt folgendes Szenario:

Alkohol auf null reduziert und durch 600 - 900 mg Pregabalin + ca. 0,3 g Cannabisblüten täglich ersetzt.
Der Entzug war sofort restlos verschwunden. Kein Craving.
Das über ca. 10 - 14 Tage beibehalten.

Bis jetzt keinen Alkohol mehr Konsumiert. Soziale und psychische Situation relativ unproblematisch.

Welche Vorgehensweise empfiehlt sich nun beim Absetzen des Pregabalin?
Ausschleichen über eine Woche? Oder abrupt absetzen? Cannabis wird beibehalten. Was meint ihr dazu?

Weitere Medikation: Lisdexamfetamin 70 mg täglich (Elvanse Adult)

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit
... ein tiefer Fall nach unten, und die Treppe wieder rauf ...
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  Geschrieben: 13.08.21 14:14
Auf alle Fälle nicht schlagartig absetzen. Pregabalin ist GABAerg und hat damit deine Alkoholabhängigkeit substituiert, nicht geheilt. Deswegen waren die Symptome auch schlagartig weg, das passiert nicht wenn man sie einfach mit einer völlig anderen Substanz unterdrücken will.

Schleich einfach schrittweise aus. Wie schnell ist nicht wirklich wichtig, hängt halt vor allem von deiner Situation ab (wieviel Pregabalin steht dir zur Verfügung, wie schnell willst du die Geschichte los sein, gibt es zwingende äußere Umstände, etc.). Ich persönlich hab mich immer für ein sehr langsames Ausschleichmuster entschieden, um möglichst garnix vom Entzug zu merken. Das erspart einem meistens auch sehr viel von dem sonst üblichen Suchtdruck. Wie groß die Schritte sind richtet sich halt auch danach was für Präparate dir zur Verfügung stehen - je geringer dosiert sie sind, desto besser. Dann kannst du einfach zB. alle drei Tage um 50mg verringern, oder um 100mg...in der Entgiftung wird meist wesentlich schneller reduziert und da geht das auch gut - du kannst es durchaus auch innerhalb von 1-2 Wochen durchziehen, falls nötig. Gegen Ende solltest du nochmal besonders langsam machen, denn der Schritt von der letzten Dosierung auf Null ist immer der schwerste.
Wirklich wichtig ist einfach nur dass du konsequent runtergehst. Erlaub dir nicht nach einem Abdosierschritt wieder mit der Dosis raufzugehen, jeder Schritt nach unten sollte endgültig sein. Mach dir im Vorfeld einen Plan der zu deiner Situation passt und den du glaubst ohne Probleme einhalten zu können, und dann weich nicht davon ab.
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Abwesender Träumer



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ICQ
  Geschrieben: 23.09.21 23:28
zuletzt geändert: 24.09.21 01:09 durch MARTOR (insgesamt 1 mal geändert)
Danke.

Die Dinger sind mir natürlich viel zu früh ausgegangen, also fetten Rückfall auf Alk gehabt.

Zum Glück hat mein überaus verständnisvoller Psychiater mir heute Prega verordnet. Offiziell wegen generalisierter Angststörung, gegen die ich sonst fleißig angetrunken habe.

So einen einfachen Post hätte ich die letzten Wochen auf dem Alk kaum hinbekommen, psychoabfuck vom feinsten halt.

Wenn der Alk weg ist, merk ich regelrecht, wie der IQ wieder steigt. :D Und ich hoffe, dass ich mit Elvanse und Pregabalin endlich im halbwegs klaren Kopf meine Zukunft planen kann.

Kann ja mal Update geben, wie es läuft. Denke, das könnte mir auch helfen.

Wünscht mir Glück, danke! :)


Edit: Runterdosieren mache ich bei Wasserlöslichen Substanzen immer indem ich sie in Wasser auflöse, so kann ich beliebig dosieren.
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  Geschrieben: 24.09.21 12:48
@Pharmer
Ich dachte bis jetzt immer Pregabalin sei nicht GABAerg, nur GABA-ähnlich!
Soweit mir bekannt wirkt es lediglich via Calcium/Kalium(?)-Ionen-Kanäle.

Belehr mich gerne eines besseren.

Ich hab grade nen Mini-Alk-Entzug gemacht. Über 3-4 Monate fast täglich 3-4 Bier, oft auch mehr, allerdings immer nur Abends. Hatte eh kaum Symptome, aber mit dem Pregabalin waren es halt keine. Ich hab mich damit sogar richtig gut gefühlt. Hab Lyrica nur 2 Tage verwendet um den peak angenehmer zu machen. Hat gut geklappt.
"Immer wieder, wenn ich aus dem Leib aufwache in mich selbst, lasse ich das andere hinter mir und trete ein in mein Selbst; ich sehe eine wunderbar gewaltige Schönheit und [...] bin in eins mit dem Göttlichen" (Plot. IV.8.6)
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Abwesender Träumer



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ICQ
  Geschrieben: 24.09.21 14:59
Genau richtig, Pregabalin hemmt eine Untereinheit von spannungsabhängige Calciumkanälen, und vermindert damit die Freisetzung von Glutamat, Noradrenalin, Substanz P und ich weiß gerade nicht was noch. Nur da Glutamat so gesehen der Gegenspieler von Gaba ist, wird durch dessen Hemmung das Gleichgewicht zwischen Glutamat und GABA wiederhergestellt, wenn ich das richtig verstanden habe.

Werde heute Abend mal Update geben, wie es gelaufen ist, ich kann wieder klarer denken und schaffe es endlich mal wieder was zu schreiben.
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  Geschrieben: 24.09.21 16:18
Als Alkoholiker mit Pregabalin rumhantieren? Hmmm....

Verordnet dir dein Arzt das jetzt regelmäßig? Denn Pregabalin wirkt sehr euphoriesierend und "killt" sogar Symptome bei einem Heroin Entzug! Nebenbei macht es genauso körperlich abhängig

Im Endeffekt muss das jeder selbst wissen. Gibt einen rießigen Thread dazu. Was ist mit dem Cannabis? Hilft dir das gegen den Suchtdruck? Das kann dir dein Arzt auch verordnen und einen Antrag auf die Kostenübernahme stellen.

Pregabalin MUSS mindestens ein Tag pausiert werden, damit die Toleranz nicht steigt. Anonsten wirst du täglich verdoppeln müssen und dann kommt es zu einer körperlichen Abhängigkeit.

Pregabalin ist wirklich eines der Drogen, die wie GBL anfangs nur den Himmel zeigen, da man den Rest ausblendet. Insbesondere Leute wie ich, die schüchtern und soziale Probleme haben. Depressiv und unfähig auf Menschen zuzugehen, sind für Lyrica besonders empfänglich. Genau da liegt aber auch die Gefahr. Das ist wirklich wichtig, sich das gelegentlich bewusst zu machen.

WICHTIG BEI DAUERKONSUM:

- Pregabalin baut sehr schnell und sehr stark eine Toleranz auf
aber auch genauso ab. Ein oder besser zwei Tage Pause zwischen den Einahmen, setzt die Toleranz zurück und die Wirkung bleibt erhalten. Die Pause ist wirklich essentziell um das "Gleichgewicht" zu halten.

-Opioide werden durch Pregabalin sehr stark gepusht. Die Euphorie dabei kann sehr stark ausfallen. Wo auch ein Problem entstehen kann, denn Solo wird man dieses Level nicht erreichen. Was man akzeptieren muss, denn sonst kann man sich da schnell verennen indem man mehr Opioide nimmt. Pregabalin Pausen nicht mehr eingehalten werden, andere Drogen dazumixt.........

Ähnlich einer Benzodiazepin Abhängigkeit konsumiert man Pregabalin dann irgendwann nur noch um die Entzugssymptome in Schach zu halten. Glaubt mir, dass will keiner.

-Pregabalin ist für mich DIE Substanz schlechthin. Sie hatt auch mir vor langer Zeit gegen ekelhafte Entzugssymptome geholfen. Doch im Gegensatz zu Benzos werden nicht nur die Symptome gelindert, sondern man wird zusätzlich noch High:-) Wer einen harten körperlichen Entzug kennt, wird Pregabalin zu schätzen wissen

-Vorsicht im Mischkonsum mit anderen GABA Substanzen. Die Wirkung ist kaum abschätzbar und je nach Substanz sehr unterschiedlich. Von zusätzlicher Euphorie über peinliche Aktionen bishin zu einem Koma wie bei GBL aus dem man nicht mehr weckbar ist für mehrere Stunden. Auch hier gilt, dass die jeweiligen Substanzen Solo nicht mehr "befriedigend" genug sind/wahrgenommen werden.

-Man wird defenitiv Wordfindungstörungen bekommen und Probleme beim formulieren von Sätzen. Bei vielen Wörtern weiß ich nicht mehr wie man sie genau schreibt. Bei mir war das bevor ich anfing täglich zu konsumieren und mir damit unwiederuflich den Nutzen von Pregabalin zerstört habe. Selbst längere Pausen bringen mir nicht die Wirkung wie sie eigentlich sein sollte. Dasselbe gilt auch für meine Grammatik. Das ganze ist aber reversibel, wenn man rechtzeitig die Kurve kratzt zumindest. Aber das Problem scheint typisch bei Pregabalin zu sein

-Je nach Generika gibt es Pregabalin welches sehr betäubend wirkt. Ähnlich wie bei Alkohol hatt man Gang Schwierigkeiten und lallt. Falls möglich sollte man seine Marke finden und dabei bleiben. Ob das Placebo war kann ich nicht wiederlegen, aber mein Empfinden war das die generika unterschiedlich wirken

-Falls man eine körperliche Abhängigkeit entwickelt, bitte in 150mg oder weniger alle paar Tage zu reduzieren. Im Gegensatz zu Benzos fand ich den Entzug machbar. Doch ab dem Punkt sollte man sich bewusst machen, dass wenige Tage Konsum ausreichen um erneute körperliche Entzugssymptome zu entwickeln! Deswegen hatte ich immer eine Reserve zum abdosieren, denn ein kalter Entzug davon wünsch ich niemanden.




Möchte niemanden belehren oder sonstwie auf die Füsse treten. Im Gegenteil, ich bin ein großer Fan von Pregabalin. Es hatt verschiedene Vorteile und die Wirkung kann sehr angenehm sein. Doch genau da liegt auch die Gefahr. Solange man zumindest 1 Tag Pause dazwischen lässt, hatt man sehr lange was davon. Doch als ich anfing diese Regel immer öfter zu brechen, bekam ich zunehmend Probleme. Schnell war ich bei über 4000mg und merkte kaum noch etwas. Erst in der Nacht als ich sie weggelassen habe. Typische GABA Erscheinungen....Angstzustände,abartige innere Unruhe,schwitzen usw.
Solange der Nachschub gesichert ist und man das so weiter betreiben kann, wird das auch eine zeit lang funktionieren. Doch es ist nur eine Frage der Zeit. Deswegen mein Apell mit der Pause!!!

Jemand der fest im Leben steht und im sozialen Umgang nicht unter starken Komplexen leidet, dem wird ähnlich wie bei zb. Lorazepam nicht sonderlich viel passieren. Ich bin in so einer Situation angespannt und mein Kopf rattert wie und ob ich mich angemessen verhalte und mein Gegenüber mich sympatisch findet. Lorazepam nimmt mir diesen inneren Kampf ab und ich kann frei agieren. Pregabalin tut dies effektiver und berauscht einen noch sehr angenehm(was benzos so nicht tun). Das sollte man im Hinterkopf behalten. Gerade wenn man sowieso schon Alkoholiker ist, dann sollte man da echt aufpassen. Aber solange man die Pausen beachtet und diese einhält, kann man die Wirkung aufrecht erhalten und die Dosierung beibehalten.


Versaut es euch nicht mit dieser wirklich Super Substanz.

 
Moderator



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  Geschrieben: 24.09.21 21:32
zuletzt geändert: 25.09.21 18:53 durch Pharmer (insgesamt 2 mal geändert)
20fox schrieb:
@Pharmer
Ich dachte bis jetzt immer Pregabalin sei nicht GABAerg, nur GABA-ähnlich!
Soweit mir bekannt wirkt es lediglich via Calcium/Kalium(?)-Ionen-Kanäle.

Belehr mich gerne eines besseren.


Jo, das ist schon richtig; Pregabalin hat genauso wie Gabapentin einen sehr einzigartigen und bisher nur schlecht erforschten Wirkmechanismus - genau genommen ist er immernoch ein ziemlich großes Rätsel. Er ist jedenfalls schon deutlich anders als der von Alkohol, da hast du nach allem was ich weiß definitiv nicht unrecht.
Dabei zu sagen dass sie ihre Wirkung über Calcium- und Kaliumkanäle entfalten ist allerdings ungefähr so hilfreich wie zu sagen dass eine Raumstation Druck verliert wenn ihre Luftschleusen offen stehen - ja klar tut sie das, aber letztendlich wollen wir eigentlich wissen warum die Luftschleusen überhaupt geöffnet wurden, für wie lange, und warum das, neben den Effekten die wir vielleicht noch garnicht entdeckt haben, die Wirkungen auslöst die wir am betreffenden Organismus beobachten können - denn nicht jede Beeinflussung besagter Ionenkanäle haben auch nur annähernd dieselben Auswirkungen. Diese Ionenkanäle und ihr Verhalten ist eine von den wenigen für uns offensichtlichen Dinge die wir in Zellen beobachten können, neben ungezählten weiteren, für uns nahezu unsichtbaren Prozessen die nebenher ablaufen und die wir nur mühsam einen nach dem anderen nachvollziehen können. Besagte Ionenkanäle steuern nahezu alles in unsren Zellen; selbst Stoffe die irgendwo direkt an für sie spezifische Rezeptoren andocken wie z.B. Opioide haben an irgendeinem Punkt (meist nach einer gefühlt (aber nicht wirklich, das hat alles seinen Grund) unnötig komplizierten intrazellulären Protein- und Enzymkaskade) auch Einfluss auf diverse Ionenkanäle und/oder -pumpen.

Alkohol ist in der Hinsicht interessant, weil er eigentlich eine sehr unkomplizierte Substanz ist die dennoch einen sehr komplexen Wirkmechanismus aufweist. Das komplexe dabei ist natürlich eigentlich unser Körper und nicht der wirklich super unkomplizierte Ethanol, aber das bestärkt nur das Argument. Zu sagen dass er GABAerg wirkt ist eine massive Vereinfachung die völlig ausreichend ist für die meisten Diskussionen hier im Forum, aber nicht wenn man ihn mit einer sehr ungenügend verstandenen Wirkstoffgruppe vergleichen will. Das ist vergleichbar damit warum man Schülern noch das Bohr'sche Atommodell beibringt, obwohl jeder eigentlich weiß dass es ziemlich falsch ist. Es liefert eine einfache Grundlage die in den meisten Fällen richtige Begründungen für beobachtbare Effekte darstellt. Man muss Schülern nicht den Kopf verdrehen mit einem exponentiell komplizierter werdenden Orbitalmodell, wenn die Dinge die man erklären will schon durch das Bohr'sche Atommodell ausreichend gut begründet werden. Erst diejenigen die sich wirklich für Physik oder Chemie interessieren müssen sich den Kopf darüber zerbrechen, alle andern konnten den Unterrichtsstoff auch ohne all das gut genug verstehen. Und genauso können wir die meisten Wirkungen und Schädigungen durch Alkohol eigentlich sehr gut erklären, ohne wirklich in die Details einzutauchen die für den Vergleich hier nötig wären. Jetzt wäre ein geeigneter Punkt um eine ausführliche Erklärung zu beginnen, aber die wäre so lang dass ich kaum die Energie aufbringen kann sie verständlich zu schreiben und noch viel schlimmer, sie müsste, um ausführlich genug zu sein, so lang sein dass kaum jemand sie lesen würde.

Das war jetzt schön obskur dahergeredet, aber um es einfach auszudrücken: Ich weiß nicht wo genau die Überschneidungen zwischen Pregabalin/Gabapentin und Alkohol liegen (wenn ich das wüsste, würd ich wahrscheinlich auch schon an einer Veröffentlichung arbeiten die mir mit etwas Glück einen Preis einbringen könnte), aber ich weiß aus Erfahrung dass sie einen Alkoholentzug nicht einfach nur unterdrücken. Ich kenne bzw. kannte einige die versucht haben Alkohol mit Pregabalin oder Gabapentin statt mit Distraneurin auszuschleichen und danach sagten dass es für sie nicht wirklich einen Unterschied gemacht hat; und das obwohl ich von den meisten dieser Personen sicher weiß dass sie in diesem Zeitraum keinen weiteren Alkohol getrunken haben. Alle hatten unabhängig voneinander berichtet dass beim (allzu schnellen) Absetzen des Pregabalins die Entzugssymptome des Alkohols wieder zum Vorschein gekommen waren, obwohl ein kalter Entzug schon längst hätte vorbei sein müssen. Ich kann natürlich nicht ausschließen dass diese Leute den Pregabalin-Entzug mit dem Alkoholentzug verwechselt haben, aber das waren alles ziemliche Schwerstalkoholiker, mit langjähriger Erfahrung sowohl mit Alkoholismus als auch mit dessen Entzug und den verfügbaren Medikamenten dafür, und einige von denen waren auch schon vorher vertraut mit Pregabalin oder Gabapentin, zumindest zu Rauschzwecken.
Ich hatte selber früher ein paar "kurze" Phasen mit wirklich heftigem Trinkverhalten (das ging bis zu einer ganzen Flasche Sambuca pro Abend, jeden Abend, mehrere Monate; kombiniert mit einigen Bier zu "besonderen Gelegenheiten" (is klar) und das natürlich kombiniert mit allem anderen was ich zu der Zeit so regelmäßig konsumiert habe - alles bei mir zuhause war mit Zucker verkrustet von dem scheiß Sambuca...brrr...been there, done that...) und auch mir hat Pregabalin danach nicht wirklich geholfen, außer einige der Entzugssysmptome zu unterdrücken (und dabei gleichzeitig völlig inakzeptable Nebenwirkungen zu verursachen). Du solltest vielleicht auch nicht vergessen dass es wesentlich "schwieriger" ist in eine "richtige" Alkoholabhängigkeit reinzurutschen als z.B. in eine Opioidabhängigkeit. Ich hab ja grade das vielleicht etwas zweifelhafte Glück in München zu wohnen und kann nur berichten dass dein Alkoholkonsum für viele in meinem aktuellen Freundeskreis als Normalität gewertet wird, während ich bei keinem von denen schonmal deutliche Entzugserscheinungen beobachten konnte. An intensiven Prüfungstagen wo sie den Alkohol mal komplett bleiben lassen sind die vielleicht etwas gelangweilt, aber sicher nicht entzügig. So wie ich das bisher wahrgenommen habe braucht es schon etwas mehr um wirklich in einer physiologischen Alkoholabhängigkeit zu landen. Natürlich ist das auch immer subjektiv, denn jede psychische Abhängigkeit geht automatisch in jede physiologische Abhängigkeit fließend über, ohne dass dabei Placebo oder sowas eine relevante Rolle spielen würde. Jeder nimmt das halt anders wahr, und wer es von Haus aus gewohnt ist an Tagen ohne Feierabendbier etwas schlecht gelaunt zu sein kommt damit wahrscheinlich auch besser klar.

Als ich den Post angefangen hatte dachte ich mir noch ich recherchiere eine Weile um dir eine aktuell wissenschaftlich fundierte Antwort zu liefern, mit dem Vorteil mich dabei selbst auf den neuesten Stand der Forschung um Pregabalin und Konsorten zu bringen, aber leider bin ich schon im Examen-Modus und hab grade nicht die Energie mich außerhalb meiner Fortbildung noch groß um Recherche und Lernen zu engagieren - das kommt sicher wieder zurück wenn die ganze Sache rum ist.
Ich dachte aber auch, es kann nicht so falsch sein dir eine Antwort zu liefern die auf dem Kenntnisstand meiner vorherigen Aussage basiert - irgendwo ist es ja sogar die ehrlichere Variante, oder...? Die Schwierigkeit eines Forums; man spricht immer über Aussagen die Vergangenheits-Ich gemacht hat. Also ja weiterhin, bei bestem Wissen und Gewissen denke ich dass Pregabalin nicht geeignet ist um einen Alkoholentzug einfach nur zu überbrücken; es sollte erstmal als Substitut gesehen werden welches einem erlaubt vom eigentlichen Suchtmittel Abstand zu nehmen und durch eine kontrollierte Dosierung ein kontrolliertes Abdosierschema einzuhalten.

allgoodthings hat dabei übrigens noch ein paar Punkte angesprochen die nicht in den Hintergrund fallen sollten - jap, Pregabalin hat echt ein fettes Abhängigkeitspotential speziell für Leute die schonmal Probleme mit Alkoholismus oder Opioidsucht hatten, jap es ist in der Hinsicht genauso gefährlich wie die betreffenden Substanzen selbst und ja ich kann absolut bestätigen dass es bei der Anwendung für diese Zwecke massivste Nebenwirkungen hat. Speziell die Wortfindungsschwierigkeiten waren für mich damals als ich mich noch dafür hergegeben hab in Apotheken zu arbeiten ein riesiges Problem - vielleicht kann man ja an meinen Posts rauslesen dass ich großen Wert auf eine gewisse Ausdrucksweise bei mir selbst lege. Ich red zwar im reallife nicht so wie hier, aber eben so wie ich es für "normal" halte. Ich war in der Zeit als ich Pregabalin dafür verwendet habe um von Alkohol und Opioiden auszuschleichen sprachlich so stark beeinträchtigt dass ich recht schnell wieder auf Methadon umgestiegen bin und, falls es nötig gewesen wäre, auch eher besoffen zu Arbeit gekommen wäre als mit dem Pregabalin weiterzumachen.

Edit: Sorry - hab gestern viel geschrieben und dabei übergangen worums dir eigentlich ging, 20fox. Ja du hast recht, soweit es bisher bekannt ist sollte man Pregabalin vielleicht eher als GABA-ähnlich statt als GABAerg bezeichnen; mein Fehler. Auf der anderen Seite sind keine dieser beiden Begriffe tatsächlich irgendwo klar definiert; ich hab noch nie davon gehört das Mediziner oder Pharmakologen sie benutzt hätten; insofern ist es eher ein Fehler bezogen auf unseren typischen Forendialog und warum das so ist kann man in meinem Post (hoffentlich) ein bisschen rauslesen :)
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ICQ
  Geschrieben: 24.09.21 23:05
Danke für den ausführlichen Erfahrungsbericht und die Warnhinweise, @allgoodthings.

Ja, mein Psychiater verordnet mir das seit gestern gegen generalisierte Angststörung. Für den Anfang 2 x 100 täglich. Brauche z.Zt. etwas mehr wegen dem Alk-Entzug. Bin trotz Vollbremsung des Alk-Konsums symptomfrei.

Geiles Gefühl fit zu sein. Dass ich keinen Alk im Blut hab, macht mich echt erheblich leistungsfähiger, physisch und mental.

Den Thread, von dem du sprichst, habe ich leider nicht gefunden.

Ja, das Weed beeinflusst subjektiv meine Denkmuster zum positiven und verbessert meine selektive Fokussierung. Ein Rezept würde ich sicher bekommen, mit der Kostenübernahme ist mein Arzt aber komisch. Sagte meiner Frau, fürn Antrag würde er 150 Euro Bearbeitungsgebühr nehmen, wegen geringen Erfolgsaussichten und er müsse bei Ablehnung dann Widerspruch einlegen usw.. (Sie hat eine seltene, komplexe Erkankung, bei der Cannabis in Amerika bereits angewandt wird.)

Mit den Pregabalin-Pausen würde ich nach 3-4 Tagen vielleicht anfangen, wenn der Alk-Entzug schon abklingt.

Und andere Drogen nehme ich schon länger nicht. Nur mein Elvanse und mein Weed, und jetzt das Prega.

Das erste mal seit sehr langer Zeit habe ich das Gefühl, vielleicht doch noch eine Zukunft zu haben. Hatte mich schon fast abgeschrieben, war nur noch am vegetieren zum Großteil.


Tag 1

Um 15 Uhr 200 mg Pregabalin genommen, daraufhin das Bier stehen lassen und angefangen, Sachen zu erledigen, was ich sonst nicht hinbekommen habe.
Abends noch mal 100 Milligramm Pregabalin und ein bisschen Weed, und weiter bis 3 Uhr nachts Sachen erledigt, dann super eingeschlafen.

Tag 2

Die Nacht war der Schlaf so erholsam wie lange nicht.
Dank den 300 Milligramm Pregabalin an Tag eins.

Beim Aufstehen keinerlei Suchtdruck, Entzugserscheinungen oder Depressionen. Habe erstmal aufgeräumt und ohne Alkohol gefrühstückt, was sonst nicht ging.

14:40 Uhr, immer noch keinen Alkohol getrunken, nur zweimal 200 mg Pregabalin genommen, und kann endlich wieder halbwegs strukturiert denken. Nebenwirkungen habe ich keine. Nur der Saufdruck ist weg. Meine Frau ist begeistert, dass ich beim Einkaufen kein Bier wollte.

Mein Körper ist sonst und Punkt 7 Uhr wach geworden und der Entzug hat mich mit Übelkeit, Schweißausbrüchen, Unruhe, Herzrasen, Denkstörungen usw. direkt in den nächsten Laden getrieben.

Der morgendliche Alkohol führte täglich zu hundertprozentigem Leistungsabfall, Depressionen, und Dosis- bzw. situationsbezogen auch zu aggressivem Verhalten.

Heute fühle ich mich fit, trotz der vergleichsweise niedrigen Elvanse Dosis von "nur" 50 mg.


22.48 Uhr

Ich bin immernoch am Start, kein Alk, 600 mg Prega, gut weed, gut Essen und vor allem Wasser statt Bier. Einkaufen gewesen bei Kaufland, keine Angst vor den Freitagabend-Menschenmassen und komischen Blicken, kein Bedarf Bier zu holen.

Über 600 mg/d würde ich aber nicht gehen.

Kann sogar wieder Mucke machen und Programmieren, ohne den Scheiß Alk im Blut.

Ich muss sagen, für mich bin ich begeistert von dem Zeug, und bin gespannt wie sich das entwickelt.

Dass ich da aufpassen muss, ist mir klar, aber danke.
Ich muss glaube ich meine Leber schonen.
Und Prega wird hauptsächlich renal eliminiert.
Weitersaufen würde mich bald killen. Das habe ich schon einige Zeit im Gefühl. Aber sich Hilfe holen ist manchmal nicht so easy, wenn man 24/7 besoffen ist. Dreckszeug.

Danke für's lesen. Ich melde mich zurück. :)

(@Pharmer: Deinen Post les' ich auch noch, hab grad leider nicht so viel Zeit. :D)

(Und sorry, falls ich etwas wirr geschrieben habe, habe den ganzen Tag zwischendurch notiert. :D)
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... und danke !
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 11.05.22 16:39
Hey MARTOR mich würde brennend interessieren wie die Geschichte weitergeht, bist du wieder rückfällig geworden oder gar in eine Pregabalin Sucht gerutscht?

Pregabalin hilft wirklich gut gegen Ängste die normalerweise mit Alk bekämpft werden, aber es ist halt keine dauerhafte Lösung.
Würde mich über eine Rückmeldung freuen.

LG

"Es gibt keine Grenzen. Weder für Gedanken, noch für Gefühle. Es ist die Angst, die immer Grenzen setzt."
Traumländer



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  Geschrieben: 13.05.22 18:36
zuletzt geändert: 13.05.22 18:53 durch allgoodthings (insgesamt 1 mal geändert)
Eher eine Teufelsaustreibung mit Belzebub. Als Alkoholiker ist man für Pregabalin noch viel empfänglicher als für Alkohol.

Da sämtliche Nebenwirkungen fehlen. Man hatt auch keine Fahne usw. Bei mir ging das lange gut. Wichtig dabei, nochmal weil es soo wichtig ist: PAUSE FÜR MIN. 1 TAG. Klar kann man das ganze auch ne zeitlang täglich machen. Doch das ist es nicht wert !!!

Aber so hart es sich anhört, lieber knall dich( bitte niemals täglich ) mit deinen Lyrica Tabletten zu bevor du wieder das Trinken anfängst denn das ist um einiges schlimmer, verheerender und zerstörerischer als die Lyrica. Zumal kostet dich das nur die Zuzahlung. Dein Arzt sieht dich regelmäßig und da Lyrica nicht im Supermarkt erhältlich ist, sondern nur als Rezept und ich durch den Tag Pause meine Dosis nur anders verteilt ist, war das auch in Ordnung. Normalerweise sollte man auch Alkohol nur mit Rezept bekommen, wenn einen vorher der Arzt gesehen hatte. Gäbe es vielleicht weniger Alkoholiker, bzw. eher Hilfe

Aber als Alkoholiker mit Lyrica umgehen? Wenn du der Typ Alkoholiker bist: gehemmt, ängstlich in sich gekehrt über jeden Scheiß ewig nachdenken, schüchtern... IST Lyrica sehr anziehend. Aber als Substitution eine gute Sache. Kava Kava wirkt ähnlich, ist dafür aber natürlich. Aber bitte nicht die Apotheken Kacke, sondern wenn dann richtig gutes Kava
👏👏🍵👏👏

Auch eine körperliche Abhängigkeit entsteht bei Pregabalin wenn man es täglich nimmt. Der Entzug ist aber in 150mg Schritten gut auszuschleichen. Kalt ist es aber abartig, vom Entzug!!!


Ich hoffe/denke du findest schon dein Weg und machst dein Ding. Ich wünsche dir alles Liebe und Gute auf deinem Weg.
 
Traumländer



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  Geschrieben: 17.05.22 17:46
zuletzt geändert: 17.05.22 18:11 durch Hnofclbri (insgesamt 1 mal geändert)
leidenskollegen.
ebenso alki (opi-abhängig) und generallisiert angstgestört. ich fühl mit dir.
und in wenigern monat geht ich eh in klinik zum abaffen.
was sinnvolles zuu sagen hab ich nich auer
hau rein, werd sauber und hab ein schönes leben!
widerum ist das mit prega sehr interresannt

edit: hast du auch seit dem gesaufe nen schnellen puls?
"Es bleibt Alles so wie es war und wird nie so sein!"

Seite 1 (Beiträge 1 bis 11 von 11)