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Abwesender Träumer

dabei seit 2013
346 Forenbeiträge

  Geschrieben: 10.05.21 03:33
Hey Ltd!

Ich möchte heute mal ein Thema auf den Tisch packen, dass mich, wie wahrscheinlich auch andere im Forum, selbst betrifft. Das Thema ist (diagnostizierte) Depressionen und ein Zusammenhang mit Kreativität und die möglichen Ursachen, auch wenn es wissenschaftliche Lektüre dazu gibt und eine persönliche Meinung dazu. Ich leide unter diagnostizierten bi-polaren Depressionen, die Medikamentös behandelt werden sollte. Ich habe jedoch aus physisch-gesundheitlichen Gründen die medikamentöse Behandlung abgelehnt habe. Pre- und Post Diagnose erfolgten diverse Therapien mit mehr oder minder erfolgreichen Ergebnissen.

Es gibt zum Thema Depressionen und Kreativität reichlich wissenschaftliche Lektüre, die darauf schließt, dass ein Zusammenhang gegeben ist. Ich habe mich jedoch effektiv nicht damit befasst und wollte nur wissen, ob die These bereits gestellt beziehungsweise behandelt wurde. Schaut man sich die Umwelt an, die der Stars besonders, wird man feststellen, dass viele Suizide besonders im Bereich der Musik- und Filmbranche festzustellen ist - zumindest dem öffentlichen Interesse entsprechend.

Ein Fall, der mir besonders in Erinnerung bleibt, ist Tim Berg (Avicii), dessen trauriges Ende ein Resultat einer Achterbahnfahrt von exzessiven Afterpartys, Drogen und Alkohol war. Avicii war einer der großartigsten Künstler der Modernen und auch die, die kein Interesse an seiner Musik hatten, mussten zugeben, dass sein Talent und seine Fähigkeit immer wieder aufs Neue "fangende" Melodien schreiben zu können, ein Talent war, das seines gleichen Sucht. Sein indirekter Suizid lässt mich stutzig werden. Warum immer wieder Künstler? Ist es der einfache Zugang zu Drogen und Alkohol durch einen gewissen Grad an Popularität, oder ist es die mentale Krankheit, die zu Kreativität und letzten Endes zum letalem Absturz führt? Meine persönliche Meinung ist die letztere These.

Ich stelle leider immer wieder fest, dass wenn es mir mental schlecht geht, ich kreativ werden. Das stellte sich bereits in jungen Jahren heraus. So war es anfangs das Spielen mit Klötzen, so war es später das Spielen mit Photoshop und After Effects, dessen Talent rückwirkend absolut verschwendet ist und nun: Die Musik. Wenn ich mentale Rückschläge erleide, wächst in mir eine regelrechte Kraft für Kreativität. Es ist mittlerweile ein so stark bemerkbares Phänomen, dass wenn ich künstlich meinen Dopamin und Serotoninspiegel erhöhe, die Lust kreativ zu arbeiten schwindet oder, falls ich im Leben positives erfahre, ebenfalls mein kreativer Akku im Keller ist.

Immer mehr Menschen der Influencer-Welt machen auf mental Krankheiten aufmerksam oder outen sich als mental instabil, vorerkrankt oder vermuten, dass eine eventuelle Erkrankung vorliegt. Das Problem: Ist Glücklichkeit gleichzeitig das dominate Gefühl, dass die Kreativität als Opfer fordert? Ich würde für meinen Teil ein klares Ja als Antwort geben.

Meine Depressionen gehören mittlerweile zum Leben dazu. Die diagnostizierte Bi-Polare Störung ist durch den Konsum diverser Substanzen deutlich mehr im Schacht, wenn sie auch ein Tribut, nämlich den anfänglichen missbrauch von Substanzen, anfängt zu fordern, und positiv zu vermerken, meine (nicht diagnostizierten) borderlineartigen Zustände sind mittlerweile fast verschwunden - was mich stutzig macht, denn ich fange an, das Gefühl zu vermissen. Ein absurdes Paradox. Ich hatte bereits Phasen in meinem Leben, in denen ich so glücklich war, dass ich nicht mehr wusste, was ich empfinde oder fühle - ich habe regelrecht nach innerlichen Konflikten gesucht habe und mich grundlos traurig, niedergeschlagen und deprimiert gefühlt.

Das Gefühl, einen Dämonen nicht mehr zu haben, erinnert ein wenig an das Stockholmsyndrom. Wie bricht man diesen Kreislauf, wenn ein weiteres Tribut noch die Kreativität ist? Effektiv müsste die Persönlichkeit eines Menschen, ich, komplett umgekrempelt werden. Erging es Künstlern ähnlich? Ist es der ständige Drang, den dunklen Dämonen zu suchen, der Kreativität schenkt aber im schlimmsten Fall das Leben fordert - egal ober buchstäblich oder wortwörtlich?

Ich für meinen Teil würde gerne wissen, wie sich eventuell Betroffene hier diesbezüglich fühlen oder sogar ähnliche Erfahrungen haben. Wie würdet ihr den Kreislauf entkommen? Mit Verzicht auf Substanzen? Mit Verzicht auf ein kreatives Leben?

- SimpleOne
(Dieser Text entstand unter dem Einfluss von einer mittleren Dosis Amphetamin. Das ADS (diagnostiziert), lässt mich konzentrierter und ruhiger arbeiten.)
The most beautiful dream is the dream of a promising tomorrow
Traumländer



dabei seit 2008
3.204 Forenbeiträge

  Geschrieben: 10.05.21 06:57
Dass du, wenn du drauf bist, keine Veranlassung hast, kreativ zu werden, liegt nahe, da dein Belohnungszentrum dann ja schon ohne Kreativität angesprochen wird. Der Mensch neigt wie alle Tiere dazu, Energie zu sparen, wenn keine Notwendigkeit besteht. Die entsteht erst durch Langeweile. Genauso kann eine (leichte) Depression dazu führen, dass jemand sich in Kreativität (oder andere Beschäftigung; siehe Onlinesucht, Sexsucht, Workaholics) "flüchtet", oder eben auf depressive Phasen manische folgen. Bei schwerer Depression hingegen ist man meist zu sehr "Gemüse", als dass die Depression noch Raum für Kreativität ließe. Bei mittelschweren Verläufen ist es wohl persönlichkeitsabhängig. Die einen sind mehr, die anderen weniger kreativ veranlagt bzw. sozialisiert. Das wären so meine Gedanken dazu, allerdings ohne in Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung geschaut zu haben.
Liebe ist Leben.
Traumländer



dabei seit 2014
268 Forenbeiträge

  Geschrieben: 11.05.21 17:54
Das ist ein echt interessantes Thema. Ich werde da noch mal was dazu schreiben. Aber im Moment bin ich grad leider nicht dazu in der Lage, hier was Vernünftiges beizutragen.
»Zu einer Erkenntnis […] muß man durch Not, Leiden an seiner Fülle gekommen sein, muß geglaubt haben, ›entwurzelt‹ zu sein […], muß am Intellekt gelitten und ihn durch den Geist überwunden – muß mit dem Menschen gerungen haben.«
— Ernst Toller
Traumländer



dabei seit 2008
3.204 Forenbeiträge

  Geschrieben: 24.11.21 17:26
Hat sich bei Euch denn inzwischen irgendetwas Neues ergeben?

Ich bin immer noch damit beschäftigt,
langsam aber sicher wieder aus (m)einem Loch zu kriechen, das eine heftige Episode im letzten Jahr aufgetan hat; eine stressige Arbeit fiel weg, eine Vertrauenskrise kam hinzu, eine länger andauernde und erst langsam, dann urplötzlich noch einmal deutlich drastischer eskaliernede Hintergrundbelastung privater und wohnlicher Art drängte rapide in den Vordergrund, meine Angstproblematiken (Furcht vor Abhängigkeiten, Ablehnung, um meine Existenz) flammten schlimmer als je zuvor wieder auf; ich lecke noch immer meine (teils traumatischen, teils ausbrennungsbedingten) Wunden, und versuche mich weiterhin zu stabiliseren...

Gerade die selbständige Arbeit am Antrieb und Selbstwert fällt mir immernoch äußerst schwer; ein Lebensthema, aber seit geraumer Zeit verstärkt.

Immerhin fällt es mir inzwischen wieder zunehmend weniger schwer, mich anderen Menschen gegenüber zu öffnen und (immerhin unaufdringliche aber stetig und konsequent mehrfach an mich herangetragene) Hilfsangebote auch anzunehmen, wenn schon nicht oft (genug) aktiv aufzusuchen.

Ich hoffe, weiterhin mindestens kleine Erfolge darin zu machen, meine (Seelen-) Ruhe { bzw. diese förderliche Aktivitäten } (wieder-) zu finden, mich besser auf sie einlassen zu können, mir das anzurechnen und beständig weiter dran zu bleiben; vielleicht finde ich so auch wieder zur Kreativität zurück und kann somit eine Aufwärtsspirale einleiten.

Gerade für das Selbstwertgefühl ist das enorm wichtig!
Liebe ist Leben.
Traumländer

dabei seit 2019
969 Forenbeiträge

  Geschrieben: 25.11.21 09:49
Du schaffst das Zitrone
Den ersten Schritt hast du bereits gemacht ...

Liebe ist Leben.... alles andere ist warten !


Wünsche dir von Herzen alles GUTE
 
Traumländer



dabei seit 2008
3.204 Forenbeiträge

  Geschrieben: 25.11.21 15:03
Danke, Andy I.
Liebe ist Leben.
Ex-Träumer
  Geschrieben: 25.11.21 15:56
zuletzt geändert: 25.11.21 16:47 durch ehemaliges Mitglied (insgesamt 7 mal geändert)
Ich denke berühmte Künstler zerbrechen an dem Vermarktungs System der Musik und Film Industrie.
Keine Privatsphäre mehr, und der Druck ständig gut auszusehen und das Image zu halten, Konzerte zu geben,Termine wahrzunehmen. Ein enormer Druck! Und sie können nicht mehr sie selbst sein, immer nur eine Darstellung sein, eine Maske aufhaben müssen.
Daran kann ein Mensch zerbrechen. Und Depressionen bekommen.
Sie werden ausgebeutet und ausgepresst. :(

Ich glaube nicht das jeder Depressive Kreativ ist.
Sondern es gibt Kreative Menschen die Depressionen haben und dann Kreativ sind.
Und es gibt Depressive die nicht Kreativ sind. Vielleicht andere Sachen machen um aus der Depression raus zu kommen. Sport,Arbeit etc.

Ich persönlich war als Kind schon sehr Depressiv.
Auch ich bin Kreativ. Aber nicht unbedingt wenn die Depression sehr stark ist, wie Zitronenfalltür bereits schrieb.

In Portugal gibt es den Fado, dass ist der portugiesische Blues. Da nennt man es nicht Depression, sondern Melancholie. Das gehört für mich dazu. Es ist eine Kraft , die ich nutze und zelebriere. Das kann schön sein. Es ist eine Bewusste Entscheidung.

Starke Depression hingegen ist hart. Zumal man es sehr negativ bewertet. Die innere Bewertung ist da der Schlüssel.
In einer Psychosomatischen Klinik wo ich vor Jahren mal war , sagte der Oberarzt:
"Ihr seid nicht hier,weil ihr Gefühle habt, die euch unangehm sind, sondern weil ihr diese Gefühle so negativ bewertet."
Da ist was dran. Es heißt ja auch, dass man diese Gefühle umarmen soll, integrieren.

Wenn ich merke dass ich in die Depression rutsche, in die Negativität, in die Hoffnungslosigkeit, dann stehe ich auf und mache was.
(PS:
Früher konnte ich Tagelang,Wochen, rumliegen,dicke Vorhänge vor den Fenstern,das ja kein Licht reinkommt, und habe tiefste Depressionen gehabt,bis es weh tat.
Heute liege ich ne halbe Stunde und habe negative Gedanken, dann stehe ich auf und mach was dagegen.
Also zu früher ist es eine sehr positive Entwicklung. :) Dann habe ich meine Schmerzgrenze erreicht. Früher musste ich viel länger leiden)

Oder ich denke an was positives. Beruhige mich.Rede beschwichtigend auf mich ein, wie eine gute Mutter.
Es wird alles gut! Spüre das hier und jetzt! Den Boden, die Atmung! Du bist jetzt. Jetzt ist alles gut! Alle Probleme lassen sich lösen.

Und der Schmerz gehört zum Leben!

Ich musste es leider auch fühlen.
Meine Borderline Persönlichkeit hat sich immer Beziehungen gesucht, die schmerzhaft waren.
Die grössten Schmerzen haben mir Menschen zugefügt, die mir nahe Standen und ich geliebt habe und teilweise immer noch liebe.

Immer wieder hat mich mein Leben zu mir geführt.
Jetzt stehe ich wieder alleine da! Mhm. Ok.
Ich wollte es auch so. Geht anders wohl nicht. Suche mir auch immer die Schwierigsten und Verrücktesten Menschen aus. Haha...Langweilig wird es nie.

Schicksal? Geschick?
Dabei arbeite ich seit gefühlter Ewigkeit an mir.
Bin ein sehr bewusster Mensch. Also Selbst-Bewusstsein habe ich. Nur kein Selbstvertrauen. Wobei, teilweise schon. Das macht es nicht einfacher in Beziehungen.
Ich reibe mich, konfrontiere, fordere, habe Ansprüche.
Bin zwar sehr tolerant, aber lasse mir auch nichts mehr gefallen, wenn Menschen mich benutzen wollen, gehe ich auf die Barrikaden.
Und Menschen benutzen andere Menschen. Sehr häufig.
Wollen ihre Defizite ausgleichen. Auf meine Kosten.
Oder es liegt an mir.
Vielleicht lade ich sie dazu ein?! KA.

Depressionen gehören für mich zu meinem Leben.
Habe es auch schon 7 Jahre ohne Substanzen versucht. Da waren alle Gefühle verstärkt da. Wie durch einen Verstärker. Vielleicht hätte ich länger durchhalten müssen. Ich habe mich dann für Substanzen entschieden.

Mittlerweile lasse ich mich nicht so tief fallen in eine Depression.
Blues und Melancholie, ja. Negativität und Aussichtslosigkeit, nein.



Euch alles Liebe und Gute!

................ spermium spermium spermium .......................

" Einsamkeit ist der Weg, auf dem das Schicksal Menschen zu sich selber führen will."

Oder auch:
" Wer nicht in diese Welt zu passen scheint, der ist immer nahe dran, sich selbst zu finden."

beides von Hermann Hesse


 
Traumländer



dabei seit 2008
3.204 Forenbeiträge

  Geschrieben: 26.11.21 16:07
Danke für deinen Text, gugu.

Da scheinst du ja schon einiges für dich erreicht zu haben.
Darauf kannst du stolz sein.

Weiterhin alles Gute!
Liebe ist Leben.
Ex-Träumer
  Geschrieben: 26.11.21 20:01
zuletzt geändert: 27.11.21 07:40 durch ehemaliges Mitglied (insgesamt 1 mal geändert)
Danke Lieber Zitronenfalltür.

Aber ich bin zur Zeit echt unzufrieden mit mir und eher Melancholisch und nachdenklich drauf.

In solch einem Zustand kann ich nur schwer meine Fortschritte sehen, ich sehe nur was ich gerade nicht schaffe.
Bin zwar nicht in einer tiefen Depression, aber es ist keine schöne Zeit gerade.

Es ist auch der Winter- Zeit der Innenschau und des Rückzugs.
Was wir durch Corona bis zum abwinken hatten. Insofern bin ich es eigentlich Leid.

Und meine gesamten Beziehungen stehen gerade auch auf dem Prüfstand. Alles doof gerade. :(
An Kreativität kann ich gerade auch nicht denken. Wobei es sicher hilfreich wäre. Mal sehen. Vielleicht mache ich doch noch was.(hab dann doch noch ein Bild gemalt :) und danach noch Pilze gefrühstückt....nett)

Trotzdem Danke für Deine guten Wünsche.
Du bist ja auch auf einem guten Weg :)
Dir auch alles Gute!
 
Traumländer

dabei seit 2019
969 Forenbeiträge

  Geschrieben: 27.11.21 09:26
Wer zur Zeit keine Angst hat und NICHT nachdenklich wird ist auch nicht normal.

An den russischen Grenzen werden z Z Unmengen an Truppen zusammengezogen.
An der Polnisch Belarussischen Grenze stehen sich bewaffnete Soldaten gegenüber !
Die Zündschnüre brennen !
Und bei uns überollt uns gerade eine Welle wo niemand weiß wo das noch hinführt.
Besser wird im Augenblick nichts
nur teurer und unsicherer !
Ich weiß nicht wie es euch geht ... ich habe 3 Kinder in diese Welt geboren
und ich habe Angst
 
Ex-Träumer
  Geschrieben: 27.11.21 10:06
9b90aad484.jpg
in 1000 jahren bin ich der burner und komme gross raus--so Höhlenmalerei mäßig -- lol verliebt Liebe und Frieden Leute! <3
 
Traumländer



dabei seit 2008
3.204 Forenbeiträge

  Geschrieben: 27.11.21 12:30
Danke.
Liebe ist Leben.
Traumländer



dabei seit 2020
541 Forenbeiträge

  Geschrieben: 27.11.21 13:54
Sehr schönes Bild, gugu! Gefällt mir richtig gut .... Danke dafür! Und auch für deine Texte davor, denn die waren irgendwie sehr schön zu lesen, so offen und ehrlich ....
Space is only noise if you can see, my friend!
Ex-Träumer
  Geschrieben: 27.11.21 14:07
Danke Euch :) <3

klar ehrlich, wie sonst? :) sonst könnt ich mir das schreiben sparen. :D
 
Traumländer



dabei seit 2019
1.195 Forenbeiträge

  Geschrieben: 27.11.21 15:44
gugu schrieb:
klar ehrlich, wie sonst? :) sonst könnt ich mir das schreiben sparen. :D

Irgendwie typisch dafuer
Ich habe nun schon so viel von dir gelesen und ich muss sagen, du überrascht mich immer wieder. Hut ab !
Du hast es alles andere als leicht, trotzdem verlierst du anscheinend nie den Mut. Natürlich sagst du mal, dass es dir scheisse geht, aber jammern habe ich dich noch nicht gesehen ...
Von Herzen alles Gute !
Grüsse
 

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