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Abwesender Träumer

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  Geschrieben: 15.12.21 00:33
zuletzt geändert: 16.12.21 02:17 durch sImpleOne (insgesamt 1 mal geändert)
Welch Zufall, der Titel reicht perfekt aus um die maximal erlaubte Zeichenlänge auszureizen.

Wie dem auch sei: Hallo LdT! Es geht um die allseits bekannte, geliebte und gehasste Substanz Kokain. Ich möchte entziehen, aber nicht aufhören. Aus verschiedenen Perspektive versuche ich das Ganze etwas zu erläutern. Vorweg: Ich möchte, wenn möglich, selbstverständlich maximalst runterdosieren - oder eben aufhören, aber ich glaube daran aus verschiedenen Gründen noch nicht. Also keine Sorge, es geht hier um ein paar psychische Spielereien, die ich mit der Droge Kokain habe und wie ich diese austricksen kann.

Vorwort:

Kokain konsumiere ich nun seit Ende 2016 unregelmäßig und hatte den Konsum vollkommen im Griff. Es war, wie ein gutes Steak essen. Selten, lecker und tat gut - aber auf Dauer wäre es nicht schön und lecker gewesen und vor allem teuer. Mehr wurde es, als ich entdeckte, dass Kokain meinen Alkoholkonsum zurückfährt und viel wurde es mit Corona und dem Wegfall eines geregelten Alltages. Eine Abhängigkeit wurde es, als mir zum hundertsten Mal das Herz gebrochen wurde.

Die Droge Kokain und seine Vorteile:

Vorweg: Ich habe das Glück an eine sehr gute Qualität zu gelangen - wenn auch teuer.

Kokain kannte ich bereits zuvor in der medizinischen und verwandten Form Medikinet. Kokain macht mich in geringen Dosierungen ruhig. Ebenso wirkt Kokain etwas paradox und macht mich über einen längeren Zeitraum, gemessen an einem 24-Stunden Tag, antisozial, was zwar kein Vorteil ist, aber ich unter Leuten besser mit meinen Gedanken klar komme. Schwierig zu erläutern. Der negative Aspekt davon folgt im nächsten Punkt. Der größte Vorteil von Kokain ist jedoch, dass ich absolut weniger Alkohol trinke oder Kokain diese Wirkung ergänzt und ich seitdem weniger Depressionen im Alltag habe. Zumindest die Bi-Polare Störung ist weniger zum Vorschein gekommen und es ist deutlich angenehmer, eine Konstante zu haben, als ein manisches Hoch oder depressives Tief im Wechsel. Wie dem auch sei, hat Alkohol auch des Öfteren in höheren Dosierungen extreme Panikattacken bzw. Angstzustände verursacht und die, jedoch nicht untypische Wirkung, der faktisch irrationalen Trauer hervorgerufen. Zudem war eines auf Alkohol sehr schlimm, das in manisch-panische Nostalgie verfallen und nicht "verstehen können", wie schöne Momente im Leben schon "so lange" her sind. Ich weiß, das klingt schon fast psychodelisch - war es gefühlt auch. Zusammengefasst verhindert Kokain all dies bei mir und macht mich, auch ein weiteres Paradox, weniger agressiv.

Ein weiterer Punkt ist, dass Kokain gesellschaftlich einfach sehr viel Spaß macht und sich der Situation anpasst. Zum feiern ebenso geeignet, wie zum entspannen mit Freunden. Zum Feiern macht Kokain die Musik besser, mich ruhiger und das tanzen freier. Zum entspannen macht Kokain die Gespräche lockerer - ich mag das, ohne dabei den Verstand zu verlieren, wie bei Alkohol.

Kokain veränderte meine Persönlichkeit nicht - und wenn, dann zum Vorteil. Meine Mitmenschen empfinden mich als erträglicher und tatsächlich habe ich deutlich mehr Freunde und das wichtigste: Freunde, die nahe sind und ehrlich, nicht oberflächlich. Eventuell eine positive Nebenwirkung bei einem ADS Patienten.

Die Droge Kokain und die Nachteile:

Vieles ist offensichtlich. Wenn die Qualität doch nicht stimmt, dann ist es umso schädlicher. Je nach Streckstoffe absolut gefährlich für das Herz, was ich oft an eigenem Leib erleben musste. Mein Herz macht Probleme - je reiner das Kokain, was zum Glück der übliche Fall ist, desto so ruhiger. Kokain geht zudem unglaublich ins Geld. Hinzu kommt, dass Kokain und Alkohol extreme Treiber sind. Kokain alleine verdrängt fast mein Verlangen nach Alkohol, was sowieso kaum noch vorhanden ist, in umgekehrter Form ist das Verlangen jedoch immens. So immens, dass ich mir Kokain auch aus "anderen Quellen" besorge und somit oft die am Anfang erwähnten Probleme habe - sprich ein Bild eine Sucht aufzeige.

Im nächsten Moment lässt Kokain meine Einsamkeit und Verlustängste stark zum Vorschein kommen. Je mehr Kokain, desto cooler fühle ich mich, desto einsamer werde ich innerlich jedoch auch und wortwörtlich kälter. Es handelt sich hierbei nicht um Freunde, sondern um Liebe und Zweisamkeit. Darunter leide ich schon seit meiner Jugend und ich bin weiß der Geier kein schlechtaussehender Mensch, so arrogant das klingt, aber diese Worte wären vor einiger Zeit nie aus meinem Mund gefallen bzw. zu Wort geschrieben und ich bin das Gegenteil von einem Stubenhocker. Es geht einfach um das Gefühl, jemanden an der Seite zu haben, was ich nie in einer Form erleben durfte, wie man es sich vorstellt.

Kokain ruft dabei extrem starke Verlustängste hervor, sodass es teilweise ohne Benzodiazepine kaum zu ertragen ist. Diese verwende ich jedoch nur äußerst selten. Zum einen fehlt der Zugang, zum anderen ist es der Respekt. Aber deswegen auch teilweise: Wenn möglich, versuche ich damit meinen Kopf zur Ruhe zu bringen.

Kokain macht mich zudem "dumm". Ich merke, wie ich irrationaler denke, Geld ausgebe und vor allem: Ich merke, wie mein Sprachzentrum beeinflusst wird. Wenn auch teils nur temporär.

Das Problem - Aufhören, wenn der Geist sagt nein, aber die Vernunft ja:

Kokain ist bei mir exakt in der Mitte. Es sind genau 50%. Die Gründe aufzuhören liegen obgleich denen, einen Konsum zu behalten. Was das Gleichgewicht jedoch in den "Nullkomma-Nachkommabereich" zum schwanken bringt ist die Tatsache, dass ich mir über meine Gesundheit sehr viel Sorgen mache und mein Herz genügend Warnsignale gibt. Hier sollte es klar ins "80-90% aufhören?!" Gewicht fallen, aber da kommt die Sucht ins Spiel. Wenn ich ehrlich bin, ich glaube es sind zwei Dinge, die mich abhalten: Zum einen das rationale Trinken seit und mit dem Konsum, zum anderen der soziale Aspekt. Ich mag zudem auch das "illegale" Gefühl die Droge der Politiker und Reichen zu konsumieren - es fühlt sich jedes mal etwas an, als sei man ein Statist in einem Film. Leider nur kurz.

Wie bringe ich meine Gehirn bei, dass Kokain nicht nötig ist? Ich bin ehrlich: Wäre ich kein Einsamer Mensch im Bezug auf die Liebe, wäre es für mich um einiges einfacher. Kokain lässt mich dieses Gefühl etwas vergessen, wenn auch danach es drei Mal so stark zurück kommt. Zudem macht Kokain das Feiern und den sozialen Aspekt spannender. Ich finde, dass Kokain für einen Moment mir diese soziale Müdigkeit nimmt, auch wenn ich nicht introvertiert bin. Es ist ein sozialer Kaffee, um einen Vergleich zu haben.

Wie einen Anfang vom Ende finden oder zumindest auf 10-15 Mal im Jahr maximal zurück? Denn mittlerweile bin ich bei einem wöchentlichen Konsum mit Tendenzen zum wiederholen an Tagen hintereinander. Und dahin möchte und kann ich nicht - sowohl finanziell als auch körperlich.


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Traumländer



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  Geschrieben: 15.12.21 08:18
Hmm... ich weiß aus eigener Erfahrung, dass ein moderater Konsum bei einer Sucht nur eine Selbstverarschung ist. Klar mag das vielleicht kurzzeitig gut gehen, aber früher oder später hängt man wieder voll drin. Wenn dann noch ein Schicksalschlag dazu kommt ist der Absturz vorprogrammiert. Gerade aus den Gründen der Einsamkeit, Depressionen und Soziale Probleme/Ängste die sich damit unterdrücken oder gar aufheben lassen....kann das irgendwie nicht wirklich funktionieren. Wenn du es beispielsweise nur konsumierst um das feiern willens ist das eine ganz andere Liga als um Negatives zu unterdrücken oder kaschieren.

Denn das ganze nimmt ja immer mehr zu durch den Konsum und man konsumiert mehr und öfter usw... ich bin Alkoholiker, aber die Gründe des Konsums sind meistens ähnlich die dann in eine Sucht führen...

Denn dein Post hört sich für mich nicht so an, als könntest du das verwenden wie du es gerne hättest und deine Probleme und die negativen Seiten immer mehr zunehmen und du es dann irgendwann nur noch kosumierst um einen Zustand des Leides zu vermeiden.....aber das ist nur meine subjektive Erfahrung dazu.

Blauer Lotus ist ein pflanzlicher Dopamin Wiederaufnahmehemmer, welcher zumindest ein geringeres Übel wäre. Aber ich weiß nicht ob das bei Kokain dann noch eine Wirkung hatt, da es an sich schon eher subtil ist. Aber deutlich merkbar. Ich hatte das Harz extrakt davon.
 
Traumländer



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  Geschrieben: 15.12.21 16:46
Zu blauem Lotus kann ich gar nichts sagen,

aber was allgoodthings an Beobachtungen aus deinen Schilderungen bzgl. Motivation, Situation, Konsummuster-(Entwicklung) und Wirkung mitnimmt:

Da habe ich die exakt gleichen Eindrücke und Schlussfolgerungen draus gewonnen.

Du solltest dir so schnell wie möglich einen Ausstiegsplan aus Kokain entwickeln und entsprechende Hilfe suchen.

Gerade das Grundübel "Einsamkeit & Verlustängste" und die dich nach wie vor stark beschäftigende Alkoholproblematik (die du mittels Kokain wegzuschieben versuchst) wären wohl auch psychotherapeutisch anzugehen.

Dagegen hilft dir keine Pille, kein Granulat, kein Pulver, kein Elixir.

Da musst du den Grundkonflikt lösen, an die Wurzel gehen, statt alles unter den chemikalischen Teppich zu kehren.

Der Scheiß kommt sonst immer wieder hoch - und meistens dann, wenn man es am wenigsten gebrauchen kann. Je mehr Verdrängungsdruck du dagegen aufbaust, um so höher fliegt das, sobald die Verdrängung mal nicht mehr funktioniert. Und du willst sicher nicht, dass die Scheiße irgendwann bis in den Ventilator spritzt.
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Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 15.12.21 19:55
+1 (danke falltür)...
kopf aus, herz auf...
» Thread-Ersteller «
Abwesender Träumer

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  Geschrieben: 16.12.21 01:01
Es ist definitiv eine Art aufschieben der Sucht. Ich habe nun auch die Erkenntnis gemacht und akzeptiert, dass es eine Sucht ist. Das "Problem" bei Alkohol war - ich trank nur am Wochenende, bis auf Ausnahmen, aber dann klangen die positiven Effekte schnell ab und führten zu solchen Extremen, dass ich damit echt Probleme hatte bzgl den psychischen Nebenwirkungen. Was besonders auffällt: Aggressionen sind deutlich geringer.

Die Frage ist, wie ich am besten weg davon komme. Ich möchte eigentlich nicht komplett nüchtern Leben. Aber wie auch bereits gesagt wurde, ein moderater Konsum wird schwer. Er wird ja mittlerweile stetig mehr. Blauem Lotus müsste ich mich erkundigen.

Schwierig...


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Traumländer



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  Geschrieben: 16.12.21 01:19
In der Regel bieten Psychiatrien auch (moderierte Selbsthilfe-)Gruppen zum Thema Alkohol an, die man dort von zu Hause aus aufsuchen kann, einmal die Woche oder so.

Das wäre doch einen Versuch wert, es ohne Koks anzugehen.

Und besser nüchtern als abhängig.

Suchtverlagerung bringt im Zweifel halt gar nichts.

Und im schlimmsten Fall enden solche "Selbsttherapie"-Versuche in der Politoxomanie.

Liebe ist Leben.
» Thread-Ersteller «
Abwesender Träumer

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  Geschrieben: 16.12.21 02:13
Ich würde es schon als Polytoxikomanie bezeichnen, jedoch moderat. Seit Corona ist das Ganze gekippt. War wahrscheinlich alles sowieso auf einem dünnen Faden des Alltags. Kratom bin ich mittlerweile bei täglich bis jeden zweiten Tag, hin und wieder Alkohol, aktuell 2 Mal die Woche und Kokain 2 Mal die Woche Tendenz nach Verfügbarkeit steigend, jedoch kommen da manchmal harte Stopps und Phasen, in denen ich Kokain absolut nicht mag.

Das Problem ist, dass ich nüchtern nicht mag. Ich mag es, Cheat Codes für das Leben zu haben. Aber ich bewege mich aufgrund meine Depressionen und Verlust- und Alleinsein Ängste auf der Schiene die zu einer Abwärtsspirale führt. Ich merke auch, dass wenn ich arbeite oder beschäftigt bin, ich absolut kein Verlangen habe. Selten Alkohol, fast gar nicht Kokain und Kratom nur, wenn ich es als "Zeitbeschleuniger" betrachte - nehme Kratom auch nicht auf der Arbeit, denn das ist einfach zu verlockend. Bin froh bei Zwangspausen sowieso keinen wirklichen Entzug zu haben, da ich Opiate scheinbar überdurchschnittlich gut vertrage.

Ich glaube meine Angst ist, dass ich ohne Drogen mit meinen psychischen Problemen noch mehr alleine dar stehe. Und wenn ich ehrlich bin, ohne Alkohol funktioniere ich nicht in der Alltags- und Nachtwelt des Wochenendes. Ich brauche diese Droge um mich sozial anpassen zu können oder halbwegs interessanten Gesprächen auch folgen zu können, denn auch wenn es arrogant klingt, ansonsten ist mir das alles zu oberflächlich, trocken und vor allem zu geistlos.

Was mir wirklich hilft sind Benzos. Aber damit würde ich ohne professionelle Begleitung Feuer mit Öl bekämpfen.

Zusammengefasst:

Ich mag die sozialen Faktoren von Drogen, aber ich mache mein Herz aktuell mit Kokain kaputt. Ich mag mittlerweile das Leben und habe seit kurzem wenig Gedanken an Suizid, was schön aber ungewohnt ist und somit möchte ich auch Leben. Ich habe ein stabiles Leben und alles im Leben erreicht, was ich erreichen konnte, wenn ich die Möglichkeiten hatte. Wenn auch mit Verzug.

Ich bin selbst ratlos. Das Gehirn auf Reset zu programmieren würde ich, denke ich, hinbekommen - sprich substanzenfrei zu leben, dafür bräuchte ich aber unglaublich viel Beschäftigung und vor allem ein stabiles Umfeld mit einer Partnerin, denn meine Einsamkeit hat einen gewaltigen Einfluss auf meinen Konsum bzw. diesen erschaffen. Der Witz ist: Ich bin gut mit engen Freunden, die mich sehr supporten, die sind aber nicht im Alltag bei mir. Arbeit, danach ist die Phase der Langeweile. Am Wochenende brauche ich den Ausgleich des Feierns und ein weiteres Problem: Feiern ist mein Hobby. Schon bevor ich Drogen nahm oder Alkohol, denn früher ging ich gerne nüchtern feiern. Komplett nüchtern. Nun mit Drogen. Auch weil die Technoszene damit verbunden ist. Es ist ein hin- und her.

Was ich möchte ist: Ein moderaten, verantwortungsbewussten Genusskonsum wie ich ihn vor Corona hatte. Was ich brauche: Hilfe und einen Entzug. Wie ich das schaffe? Ich weiß nicht, da ich keine stabile Konstante habe, die mich nicht zurück zum Konsum führt.
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Traumländer



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  Geschrieben: 16.12.21 02:38
Neues Hobby suchen, als Konstante?

Vielleicht etwas Ruhiges, das viel Zeit in Anspruch nimmt.

Dann brauchst du vielleicht auch nichts Schnelles mehr zu ziehen.
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» Thread-Ersteller «
Abwesender Träumer

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  Geschrieben: 16.12.21 05:51

Wenn das so einfach wäre. Ich denke es gibt dort einen Zusammenhang mit meinem ADS. Ich habe auch einfach ein gefühlt unlimitierten Vorrat an Energie, von Natur aus. Es ist eben eine komplexe Situation. Fakt ist, ich brauche Hilfe und ich muss das Problem stoppen. Nur scheitere ich an der Tatsache, dass ich einfach nicht auf alles verzichten kann, was mir aktuell Spaß macht und da gehören soziale Kontakte, Feiern und auch Drogen dazu.

Letzteres jetzt im Bezug auf Kratom und Alkohol. Koks kam da erst als Problem dazu und soll weg. Aber Alkohol soll nicht wieder eskalieren. Es ist einfach eine Frage der Selbstkontrolle.
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Traumländer



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  Geschrieben: 16.12.21 09:53
sImpleOne schrieb:
... Koks kam da erst als Problem dazu und soll weg. Aber Alkohol soll nicht wieder eskalieren. Es ist einfach eine Frage der Selbstkontrolle.


Alles gleichzeitig abzusetzen wäre mir zu gefährlich.
Bleibt die Step by Step-Methode. Also erst mal das Koks weg. Ohne Eskalationen mit Alk, diesen aber durchaus als Hilfsmittel verwendend.
Ja und wenn das Koks weg ist - wie einfach das klingt, in der Realität ist es eine der härtesten Angelegenheiten, die es im Zusammenhang mit Drogen gibt. Zumindest sehr, sehr häufig ist dem so.
Der Witz ist, dass Koks ja gar keinen Entzug produziert, wie man ihn von Opiaten und Alkohol kennt. Die körperlichen Entzugserscheinungen halten sich in Grenzen. Natürlich ist man unfit, total unfit. Aber im Kopf, da spielt es sich ab. Man kommt von den Gedanken an den Stoff nicht mehr weg. Das kann einen handlungsunfähig machen.
Aber es dauert keine Ewigkeit. Nach einer Woche ist eigentlich alles wieder ok. Den Umständen entsprechend halt, aber es wird schon wieder.
Ich wünsche dir alles Gute zu deinem Vorhaben. Ziehs durch, es ist es wert, ich kann es dir aus eigenen leidvollen Erfahrungen bestätigen.
Grüsse
 
Traumländer



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  Geschrieben: 16.12.21 13:45
zuletzt geändert: 16.12.21 14:11 durch Zitronenfalltür (insgesamt 2 mal geändert)
Nach allem, was ich so über die Wirkweise von Koks gelernt habe (nicht aus eigener Erfahrung, aber mich interessiert sowas einfach und "dank" ADS übertreibe ich es oft mit "Recherchen" bzw. finde kein Ende, weil: Text interessant, Link eingebettet, Klick, Tab offen, nächste drei Links auch interessant, Klickklickklick, häh warum ist es nach Mitternacht, ich hab doch erst gefrühstückt, und warum habe ich 79 Tabs offen WTF? ... Nein, Zitronenfalltür, du solltest wirklich niemals Speed probieren, denn du bist schließlich als Kind schon in diesen Kessel mit Zaubertrank gefallen!) .


Wo war ich vor meiner mythenmetzschen ADS-Abschweifung? Ach so, ja:



Also, nach allem, was ich aus zweiter bis drölfter Hand über Koks weiß, würde ich auch sagen, hör damit zuerst auf!

Das Koka wird nämlich schon mittelfristig dein zuviel-Energie/unter-Strom-stehen/Antriebsüberschuss/Erlebnis-Sucht/Feier-Wütigkeit/Stress- & nicht zuletzt auch das ADHS-Problem eher befeuern als abschwächen - selbst wenn es sich subjektiv noch nicht so anfühlen mag.

Zudem hast du NOCH das Glück, dass dein Belohnungszentrum noch nicht so lange an das Koks gewöhnt ist wie an den Alk. Kurzfristig erscheint Koksentzug also als der "steilere" Berg zum Erklimmen, tatsächlich aber ist er noch längst nicht so hoch wie beim Alk.


Erklärung folgt:

Momentan mag zwar dein Koks-Craving stärker sein als dein Alk-Craving, sodass du intuitiv eher dazu tendierst, den Alkentzug zu priorisieren, solange beides "too much" struggle ist.

Ganz großes ABER:

Mittelfristig wird sich der Berg des Koks-Entzugs (JE EHER DU IHN ANGEHST) dennoch schneller und endgültiger besteigen lassen.

Dafür gibt es einen neurologischen Grund, der für dein Rausch-Gedächtnis bzw. der grundlegenden Funktion des menschlichen Gedächtnisses/Erinnern entscheidend ist:


>> Die Myelin-Schicht um Nervenbahnen! <<


Jedesmal wenn wir eine Erinnerung abrufen, im Umfang noch mehr wenn sie mit Schlüsselreizen oder aktivem Tun verknüpft ist, wird das komplette in diesen Erinnerungsprozess involvierten Synapsen-System mit einer Myelin-Schicht überzogen. Diese Substanz reichert sich um unsere Nervenleitungen herum an und konserviert exakt diese damit umhüllten Synapsen-Bahnen gegen äußere Einflüsse - aber auch ein ganzes Stück weit gegen internes Auflösen/Umstöpseln/Umprogrammieren der Informationsknotenpunkte bzw. ihrer Default "Weichenstellung".

Oft genutzte Information wird so zwangsläufig "verfestigt", inklusive automatisierter, besonders schnell abrufbarer Reiz-Reaktions-Schemata/Verhaltens-Muster.

Jeder Rausch ist (wie alles im Leben) eine Lernerfahrung; jeder weitere Rausch GLEICHER ART eine Bestätigung jeglicher damit zusammenhängend abgespeicherten Informationen.

Das ist das Betriebssystem über das Erinnern und damit auch psychische Abhängigkeit "läuft", und die Myelin-Schicht gehört dabei zur Hardware.

Je öfter du dich also mit einer bestimmten Substanz beruschst, um so länger dauert es, diese Rauscherinnerung(en) mit eben jener Substanz zu überschreiben und damit zusammenhängende Verhaltens-Trigger dauerhaft zu löschen.

Bis die Myelin-Barriere in allen Teilen des Sucht-Netzwerkes (bei allen während Rauscherfahrungen unter Einfluss DIESER Droge abgespeicherten Erinnerungen) durchbrochen ist, läufst du immer wieder Gefahr, plötzlich "Schmacht" zu bekommen, sobald du dich an bestimmte Situationen erinnerst.


Ganz starke Empfehlung:

Lösche also das Koks-Gedächtnis, BEVOR es sich in deine Tiefenerinnerung "fest (umhüllt) einprägt". Denn noch sind diese Eindrücke frisch und verhältnismäßig oberflächlich.


Die Alkoholproblematik wird aufgrund ihres längeren Bestehens (siehe oben) ohnehin ein Langzeitprojekt sein/bleiben.

Und für das, den erforderlichen langen Atem, solltest du dir daher bestmöglich den Rücken freihalten, indem du zunächst kurz- und mittelfristig abstellbare Störfaktoren eliminierst, noch bevor diese chronisch werden können.

Du wirst dafür (gerade auch) solche Hilfsmittel/Hilfe-Stellungen benötigen, bei denen kein Abhängigkeitspotential besteht.

Sprich:
Such dir unbedingt (ablenkende & befriedigende!) Tätigkeiten, die NICHT im Zusammenhang mit substanzbezogenen Räuschen stehen!

(Die Myelin-Recherche war übrigens auch so ein unkontrolliertes ADS-Tunnelblick-"Projekt" von mir ... Eigentlich war der Plan, fürs Seminar "Grundlagen der Fachdidaktik im Englischunterricht" ein Referat zur biologischen Theorie des Spracherwerbs vorzubereiten; tatsächlich aber, beim Autopilot-Hangeln von Fußnote zu Fußnote, landete ich über den Uni-Bibliothekskatalog auf einmal bei Aufsätzen über neuronale Biochemie, die ich irgendwie faszinierender fand.)


Ich WEISS,
dass das alles leichter gesagt als getan ist;
und auch, wie sehr AD(H)S die Verhaltenskontrolle untergraben kann.

Aber das zu beklagen ändert leider nichts an deiner Situation.

Hart formuliert aber mit weichstem Mitgefühl für deine Lage. Ich meine es nur gut mit dir.


Bleib tapfer!

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Abwesender Träumer

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  Geschrieben: 12.04.22 11:57
Zitronenfalter, danke für die Tipps und das hast vollkommen recht.

Aktuell muss ich gestehen, dass der Konsum wirklich dermaßen aus den Fugen geraten ist, dass ich mich selbst kaum wiedererkenne, was das Konsumverhalten angeht. Leider habe ich psychisch kaum bis gar keine Nebenwirkungen, was es leider nicht leichter macht. Das mag jetzt absolut absurd klingen aber folgendes: Vor einiger Zeit habe ich aufgrund privater Ereignisse bestimmte Situationen reflektiert und mich in Dinge stark hineingesteigert, so stark, dass ich nüchtern gehandelt habe, als hätte ich eine Psychose im Anfangsstadium. Hauptgrund war der Verlust wichtiger Menschen. Tatsächlich fühle ich mich seit meinem exzessivem Konsum innerlich ruhiger und kann ebenfalls Situationen rationaler betrachten. Mag mit meinem ADS zusammenhängen, aber auch das ist mit Sicherheit nur temporär.

Ich verstehe nicht warum ich nun in eine Art "Sog" gefallen bin, was den Konsum angeht. Aber ich merke: Ein Stopp muss her, sonst wird es bald bergab gehen und die natürliche Toleranz durchs ADS, wohl auch aufs Suchtgedächtnis, möchte ich nicht komplett zerschießen.

Also folgender Deal mit mir selbst: Ich versuche den Konsum nun komplett einzustellen, werde dafür aber auch einige Gewohnheiten im Alltag ändern. Ich setze mir jetzt als Ziel 2 1/2 Wochen ohne Konsum auszukommen. Danach den kompletten Mai. Wenn ich das schaffe, werde ich nicht mehr konsumieren. Den Konsum komplett aufgeben möchte ich tatsächlich noch immer nicht, aber stark reduzieren.

Du hast Recht, einige Dinge kommen mir mit Kokain im Zusammehang, in Erinnerung, schon nur noch mit Kokain interessant vor. Vielleicht kann ich das Hirn ja mit Supplimenten austricksen, oder Placebo. Noch kann ich die Reisleine ziehen, ich denke, dass es Zeit ist.
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Traumländer



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  Geschrieben: 12.04.22 12:27
Ich kenn das selber ganz gut, simpleone! Und kann dir deshalb nur empfehlen, es so früh wie möglich sein zu lassen ....

Rein subjektiv war der Konsum so gar kein Problem, Koks verzeiht halt sehr viel körperlich, aber auch psychisch - zumindest solange man rglm kokst und das Zeugs relativ rein ist.

Ich hab nach ca. einem Jahr rglm Konsum dann doch mal aufgehört und glaub mir, stark wird es erst, wenn Schluss ist damit. Man merkt es erst im Nachhinein .... Bis die depressiven Phasen überstanden waren hat es ca. ein Jahr gedauert. Vielleicht sogar etwas länger .... Und schön ist was anderes .... Aber es gehört halt dazu .... Oder man kokst weiter und es wird irgendwann immer stärker und stärker aufzuhören ....

Nutze diese Phase und lass es sein .... Leichter wirds nimmer .... ;)

Alles Gute für dich!


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Traumländer



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  Geschrieben: 15.04.22 15:40
Das du bei deinem Konsummuster noch denkst wieder einen moderaten Konsum praktizieren zu koennen, wird nicht funktionieren.Du beschraenkst dich ja nicht einmal auf zumindest EINEN Downer. Sondern gleich das volle Programm: Alkohol, Benzodiazepine und dann auch noch Opiate und dann noch das Kokain.

Meiner Meinung nach kaschierst du negativen Dinge vom Kokain mit Alk und Co. Und diese wiederum wieder mit Kokain. Das ganze wird nun zunehmend problematischer fuer dich und du suchst nach einer Moegluchkeit, dass ganze wieder wie zuvor konsumieren zu koennen:

Das wird aber nicht funktinieren und du musst dich damit langssm anfreunden. Oder du treibst das ganze so weiter und eine Drogeninduzierte Psychose oder dergleichen wird dich dann ausbremsen. Oder du versuchst zumindest weniger schaedliche Alternativen zum Koks wie zb. Kanna oder den bereits erwaehnten blauen Lotus. Statt der Benzodiazepine kann man auch Kava Kava konsumieren usw.












 
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Abwesender Träumer

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  Geschrieben: 17.04.22 19:22
allgoodthings schrieb:
Das du bei deinem Konsummuster noch denkst wieder einen moderaten Konsum praktizieren zu koennen, wird nicht funktionieren.Du beschraenkst dich ja nicht einmal auf zumindest EINEN Downer. Sondern gleich das volle Programm: Alkohol, Benzodiazepine und dann auch noch Opiate und dann noch das Kokain.

Meiner Meinung nach kaschierst du negativen Dinge vom Kokain mit Alk und Co. Und diese wiederum wieder mit Kokain. Das ganze wird nun zunehmend problematischer fuer dich und du suchst nach einer Moegluchkeit, dass ganze wieder wie zuvor konsumieren zu koennen:

Das wird aber nicht funktinieren und du musst dich damit langssm anfreunden. Oder du treibst das ganze so weiter und eine Drogeninduzierte Psychose oder dergleichen wird dich dann ausbremsen. Oder du versuchst zumindest weniger schaedliche Alternativen zum Koks wie zb. Kanna oder den bereits erwaehnten blauen Lotus. Statt der Benzodiazepine kann man auch Kava Kava konsumieren usw.


Benzodiazepine konsumiere ich tatsachlich nur sehr selten. u.A. auch weil der Zugang sehr schwer ist. Benzos sind auch die einzigen Substanzen, die ich wirklich nicht als "Rauschmittel" konsumiere, sondern aus medizinischem Grund - wenn auch nicht abgesprochen. Klar, mal eine Diazepam nach einem durchzechtem Abend mit Aphetaminartigem Substanzen kommt vor, ein 0,5 - 1mg Alprazolam zum Kokain oder/und ein paar Bierchen um einfach entspannter zu sein ebenfalls - aber dafür, dass hier monatelang Benzos rumlagen, hatte ich wenig bis gar nicht das Verlangen diese zu konsumieren. Benzodiazepine helfen mir unglaublich mit meiner Bi-Polaren Störung umzugehen, wenn ich, aufgrund eines massiv negativen Ereignisses, wieder keinen ruhigen Gedanken fassen kann - oder einem obligatorischem Down. Aber da stimme ich dir absolut zu! Die Spirale geht hier schneller abwärst, als bei allen Substanzen, was ich kenne. Auch ist der Entzug einfach psychisch die Hölle. Dagegen ist 10 Stunden bock auf Kokain haben ein Spaziergang.

Kanna vertrage ich leider nicht. Ich kriege starkes unwohlsein. Zwar wirken alle Farben intensiver, aber nach, mehrfach getestet, dem Konsum falle ich auch regelrecht in einem massiv sedierten Zustand, dass ich mich hinlegen muss.

Noch bin ich nicht von meinem massivem Binge-Konsum weg des Kokains, aber die Tendenz geht wieder stark in Richtung normal. Von 1-2g Session runter auf 0,25 - 0,5 Gramm Sessions, dank der eintretetenden Müdigkeit, bei der auch kein Nachlegen hilft, außer man zwingt sich, auch möglich gut und erholt schlafen zu gehen.

Ich lege jetzt meinen "Stopp-Punkt" auf morgen. Was mir nur schwer fallen wird ist, dass Kokain für mich einfach eine super soziale Droge ist. So sehr sie mich auch beruhigt, in niedrigen Dosen, so angenehmer macht es das zuhören. Irgendwie wirkt alles nicht so überladen, wenn es im Kopf ruhiger wird. "Vorteil" ist natürlich auch der Dopaminkick. Der jedes Mal wieder kommt. Beim feiern dann umso netter.

Kratom ist mittlerweile ein angenehmer Begleiter geworden und schließe ich aus. Ich habe von Kratom bisher keine Nebenwirkungen, auch aufgrund meines moderaten Konsumes und schraube diesen nun auch wieder runter.

Wie dem auch muss mein Gehirn einfach wieder lernen, dass es auch schön ist sich stundenlang ohne der Substanz unterhalten zu können. Interessanterweise hatte ich kürzlich besuch. Da hatte ich aufgrund des Settings, dem Wetter und so weiter nicht eine Sekunde Lust auf Kokain. Ich berichte mal, wie ich es schaffe nun bis sagen wir Mitte Mai zu verzichten. Der 30.04 wird hart und dort erwarte ich auch einen "Rückfall". Aber ich versuche stark zu bleiben.

Ach: Das wichtigste, was mir an Kokain gefällt: Ich habe beim runterkomme keine Panikattacken. Das schlechte Gewissen, ja. Das "alleine sein und niemand ist gerade da" auch. Besonders nach dem Konsum bin ich sehr auf soziales Umfeld fixiert. Runterkommen mit Freunden ist fast nicht zu bemerken. Alleine im Bett, vor dem Schlafen, sehr unangenehm. Auf Alkohol verfalle ich aber, nach hohen Dosierungen, in eine Art Panikzustand. Ich hatte schon die schlimmsten Panikzustände, auf Alkohol, die ich mir selbst kaum vorstellen konnte. So absurd es sich anhört, ich verliere auf Alkohol den Bezug zum "Zeitgefühl" im Sinne von, dass Erinnerungen, die eben einige Zeit zurück liegen, auch wirklich so lange zurück liegen. Das fühlt sich dann geistig sehr präsent an. Ich kann mir sehr gut Details merken, an Tagen teilwese wie ein kleiner Film vor dem geistigen Auge und auf Alkohol wird das so präsent, dass ich dann Panik bekomme, weil ich damit schlecht umgehen kann, dass schöne Zeiten auch mal ein Ende haben. Das passiert mir auf Kokain nicht und deswegen hat Kokain auch schnell den Alkoholkonsum stark reduziert, teilweise sogar ersetzt.

Es ist ein kleiner Kreislauf. Entweder ich schaffe es, Kokain wieder moderat zu konsumieren, was ich noch für möglich halte. Oder Alkohol nicht in den Dosen des (voll)Rausches zu vermeiden, was auch möglich ist. Nachteil: Langweile beim Feiern. Früher habe ichs noch gut ohne Alkohol geschafft, mitterweile gehen mir Menschen nüchtern zu sehr auf die Nerven 😂

Aber eines steht fest: Kokain wird wieder auf ein Minimum reduziert. Vielleicht dann auch ganz. Es soll wieder wie ein gutes Essen sein. Kostet viel, kann man gerne mal machen. Dann tut es auch gut und macht Spaß. Aber regelmäßig eher ungesund.












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