LdT-Forum

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Abwesender Träumer

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  Geschrieben: 29.08.22 00:47
zuletzt geändert: 29.08.22 14:35 durch Neopunk (insgesamt 2 mal geändert)
Hallo Forum,

ich kenne meinen besten Freund nun seit 21 Jahren, wir haben damals beide zusammen
mit dem Konsum von Tilidin/Tramadol und Benzodiazepinen angefangen. Wir konsumierten nur am Wochende und blieben auch dabei, bis ich aufgrund meiner Angststörung anfing immer öfter Tavor zu konsumieren. Ich wurde schnell abhängig und landete bei eine Tagesdosis von 3mg. Irgendwann setzte ich selber einen Schlussstrich und entschloss mich mein Leben ohne Drogen meistern zu wollen, ich entzog also über 4 Wochen Tavor, es war hart, aber ich habe es geschafft und bin bis heute Clean. Mein Freund der von der Benzoabhängigkeit nicht betroffen war konsumierte weiter, vor allem Tilidin und das an jedem Wochende und steigerte auch die Dosisvon 100mg auf mittlerweile 300-400mg. Er sagt er würde von 100mg nichts mehr merken. Nun hat er mittlerweile immer öfter "Durchhänger" Phasen, in denen er sich zu nichts aufraffen kann, unpünktlich ist etc. so etwas hatte er früher nie, wenn ich ihn darauf anspreche , dass es vielleicht am Tilidin Konsum liegen könnte stimmt er mir zu, er beharrt aber darauf, dass er das Tilidin braucht um zu entspannen und um " klarzukommen ", das hört sich schon ziemlich verdächtig an. Ich glaube ihm bis jetzt noch, dass er in der Woche kein Tilidin konsumiert, aber ich habe Angst vor dem Punkt an dem ich merke, dass er anfängt auch in der Woche zu konsumieren und immer tiefer in Opioidrausch versinkt.


Wie kann man Leuten helfen, die ihre eigene missliche Lage nicht erkennen wollen oder können?
Kann es überhaupt sein, dass man über 1,5 Jahre Wochenend-Konsum auch körperlich abhängig wird? Dass er psychisch abhängig ist, da bin ich mir ziemlich sicher.
Wie "heftig" wäre so ein Entzug, wenn er jetzt schnell noch die Reißleine zieht und Clean von dem Zeug wird?

Danke an jeden der sich Zeit nimmt zu antworten, liebe Grüße

Pokerace

 
Kommentar von Neopunk (Moderator), Zeit: 29.08.2022 14:35

Titel zwecks Vermeidung des Zeichenlimits in Thema + Kurzbeschreibung aufgeteilt
 
Abwesender Träumer



dabei seit 2022
3 Forenbeiträge

  Geschrieben: 29.08.22 02:09
hallo pokerace,
ich hoffe ich kann dir stellenweise etwas weiterhelfen. leider bin ich wenn es um entzug oder körperliche abhängigkeit geht kein experte.
also um das erstmal klar zu stellen. dein freund ist ganz eindeutig psychisch schon stark abhängig. opioidkonsum nur beim wochenende zu belassen halte ich vorallem in dieser entwicklung für fast unmöglich. entweder er konsumiert schon heimlich unter der woche oder das dauert nicht mehr lang.
die psychische abhängigkeit ist also definitiv da und dagegen muss er etwas unternehmen. ich denke es kann sein, dass er auch körperlich drauf ist ohne seinen tatsächlichen konsum zu kennen kann ich das aber nicht beurteilen. ist letzlich dann auch "nebensächlich" suchterkrankung besteht ja klar und muss behandelt werden ob psychisch oder körperlich.
je früher er die reißleine zieht desto besser ist es für ihn definitiv. wie schlimm der entzug wird ist subjektiv aber ohne seine wirklichen konsummengen und häufigkeiten zu kennen kann man das nicht ansatzweise sagen denke ich.
der tili entzug ist laut vielen erfahrenen konsumenten auf jeden fall nichts im vergleich zu dem was noch auf ihn warten würde und absolut machbar, wenn er wirklich will scheitert es bestimmt nicht am entzug.

die ideale finalsituation mit deinem jetzt cleanen freund hätten wir damit geklärt also zum eigentlichen problem der einsichtigkeit deines freundes.
es ist eine harte wahrheit aber man kann menschen nur beim entzug helfen wenn diese das auch wirklich schaffen möchten.
meiner meinung nach kann dieser wille nur aus einem selbst kommen wodurch auch immer ausgelöst aber der ureigene antrieb ist absolut essenziell.
wie du deinem freund dabei hilfst an diesen punkt zu kommen ist echt schwer ich denke das kann man nur in den seltensten fällen.

denkst du ihm ist seine lage bewusst und er ignoriert sie?
oder kann er seine lage nicht erkennen glaubst du? wenn ja woran glaubst du liegt das?

wenn er die situation nicht anerkennen will und sie bewusst ignoriert dann helfen da leider oft nur viele harte lebenslektionen, von aussen kann man da nur sehr bedingt unterstützen und sollte aufpassen, dass man selbst nicht dran kaputt geht.

mehr als ein einmaliges ehrliches und aufrichtiges gespräch kann man da leider nicht machen finde ich. wie gesagt schlussendlich klappts nur wenn der konsument aus eigener überzeugung wegkommen möchte.
unabhängig davon ob er seine sucht nicht sehen will oder kann gib deinem freund auf jeden fall mit, dass es nicht mehr lange bei tilidin bleiben wird und das weiß er selbst. er benötigt bereits jetzt die 4 fache ausgangsdosis wie soll das langfristig klappen? bald braucht es dann ein höherpotentes opioid. bis davon die toleranz gefickt ist und noch ne stufe höher. glücklicher wird ihn nichts davon machen und nichts davon ist eine lösung. sich jetzt vom tili zu lösen ist sein einfachster und einziger ausweg auch wenn das hart klingt. der mögliche weitere verlauf seiner opioidsucht stammt praktisch aus dem lehrbuch und wurde schon hundertmal vorgelebt. wo das endet weiß er vermutlich.

wenn er die lage nicht erkennen kann musst du dir überlegen woran das liegt. unteschätzt er die abhängigkeit, das medikament an sich, seine angewiesenheit darauf da gibt es dann viele optionen. denke durch viel nachfragen bekommt man hier ein verständnis warum das gegenüber das problem nicht oder anders wahrnimmt. dann möglichst konkret mit beispielen aus dem alltag und wenn nötig auch schmerzhaft aufzeigen welche probleme ihm der konsum tatsächlich bereitet oder bereiten wird oder wie oft er doch darauf angewiesen ist. glaube aber die wenigstens können ihre situation nicht erkennen die meisten schieben es einfach weg wie in szenario 1.
 
Ex-Träumer
  Geschrieben: 29.08.22 03:58
zuletzt geändert: 29.08.22 22:54 durch ehemaliges Mitglied (insgesamt 1 mal geändert)
leider kannst du wenig tun, das einzige was du tun kannst,ist ihm zu sagen, dass du da bist wenn er dich braucht. ihm zuhören,ihn ernst nehmen und ihm mut zusprechen,aber auch seine Entscheidung zu respektieren,auch wenn es heißt dass er weiter nimmt.
das tut weh. ob du es kannst sei dahingestellt. viele können es nicht. zumal du selbst betroffen bist und auf dich aufpassen musst,nicht rückfällig zu werden.
tut mir leid. aber sein Körper und leben,seine Entscheidung.

ich kenne es dass mir andere helfen wollten...aber bei mir nix ankam,außer etwas schlechtes gewissen denen gegenüber, ich musste weitermachen,wie ferngesteuert.

mehr traurig für die außenstehenden. als Konsument hat man seinen puffer gegen Gefühle.

nur we Konsum reicht nicht für eine körperliche Abhängigkeit. außer das we geht 3 oder 4 tage. da ist der körperliche Entzug vorprogrammiert. menschen können sich lange vormachen alles unter Kontrolle zu haben,
 

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