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Traumländerin



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  Geschrieben: 16.10.22 23:43
Hallo zusammen,
ich lebe seit 19 Jahren in einer festen Beziehung. Wir haben viele Krisen gemeinsam durchgestanden. Auch eine besonders schwere Beziehungskrise vor 2 Jahren haben wir gemeistert und waren dann wieder richtig glücklich. Wir können so gut mit einander reden und verstehen uns blind, können uns immer aufeinander verlassen.
Aber: Wir haben auch gemeinsames abhängig sein erlebt, immer und immer wieder. Die längste Zeit mal 4 Jahre zusammen Tramadol abhängig gewesen. Aber wir haben beide entzogen und unser Leben dann auf die Reihe bekommen. 10 Jahren waren wir beide quasi clean (sie kein Alkohol mehr und anderes Zeugs und ich keine Tabletten mehr).
Meine Freundin konnte auch irgendwann einfach mal ein Bier trinken oder auf einer Party, ohne je wieder rückfällig geworden zu sein. In dieser Zeit habe ich vieles erreichen können, Ausbildung, Studium, seit 5 Jahren fester Job.
Dann aber gabs einen Einbruch, vor 2,5 Jahren hatte ich meinen ersten Benzorückfall, ich habe dem Druck auf der Arbeit (war kurzzeitig stellvertr. Leitung) und meinen Panikattacken nicht mehr standhalten können. Ich habe das Amt wieder abgegeben, war im Entzug und auf Reha und war über 523 Tage clean. Dann starb mein Vater, nächster Rückfall, wieder Klinik und nach 3 Wochen wieder alles von vorn. Dann war ich 3 Monate clean und bin jetzt seit fast 10 Wochen wieder auf Benzos. Ich hatte zwischendurch immer Anbindung an die Suchtberatung, wollte eine ambulante Suchttherapie machen, war in einer Vorbereitungsgruppe und dann kam die Zusage und Rückfall gleichzeitig. Nun ist eine erneute Entgiftung mit anschließender Langzeittherapie geplant.
Meine Partnerin hat ein schweres Traum aus der Kindheit und trinkt auch seit einiger Zeit wieder mehr. Zunächst 1-2 Radler, dann 1-2 Bier, nun werden es aber eher 3 Bier pro Tag und auch mal hier und da eine Benzo von mir. Ich weiß, dass wir schon immer auch in einer Co Abhängigkeit verstrickt waren, aber es wird für mich gerade immer schwieiriger...
Wir haben nun zwar einen festen Plan (ich mit der Langzeit und sie macht gerade ein KT Programm / kontrolliertes Trinken). Aber wir rassen auch aneinander.
Ich habe ein Problem damit, wenn sie auch Tabletten von mir nimmt. Sie sagt, dass ich sie kontrollieren will - ich würde eher sagen, dass ich ihr ersparen möchte, auch noch tablettenabhängig zu werden wie ich.
Heute Abend hatten wir eine heftigen Streit.
Wie sind eure Erfahrungen mit Co Abhängigkeit bzw. Beziehungen in denen beide ein Suchtproblem haben?
Ich habe wohl derzeit wirklich das Gefühl. ich muss die Kontrolle über uns beide bewahren auch wenn ich weiß. dass das nicht geht und das auch nicht meine Aufgabe ist.
Das Leben ist nur ein Moment, der Tod ist auch nur einer.(Schiller)
Ex-Träumer
  Geschrieben: 17.10.22 00:43
Hallo liebe Berlinerin 75,

Erstmal will ich dir sagen, dass du und deine Partnerin ganz schön viel geschafft habt gemeinsam und auch wie es scheint zusammen am selben Plan festhaltet. Ihr vertraut euch blind, seid sehr lange zusammen und könnt auch gemeinsam was schaffen.
Das ist nicht selbstverständlich, dass beide, wenn süchtig, zusammen planen auszusteigen und es durchziehen.
Das ist bereits sehr gut, dass ihr das könnt :)

Es ist wirklich sehr viel und Kraftkostend was ihr jetzt in der Krise durchmacht. Dass ihr da aneinander geratet, ist auch durchaus natürlich.
Aber auch sehr aufreibend und kraftzerrend. :/
Und dass wo man selbst schon am Ende ist und unter Druck steht und sich eventuell für den Rückfall bereits selbst geißelt.

Sucht ist eine Rückfall Erkrankung. Das ist so.

Du, bzw. Ihr, habt einen Plan. Das ist gut, und gibt auch Hoffnung und Kraft sich darauf zu fokussieren.

Es ist natürlich schwierig deiner Freundin zu verbieten Tabletten zu nehmen, wenn du selbst Tabletten nimmst.
Natürlich kannst du die Tabletten auch so verwahren, dass sie nicht einfach ran kommt. Oder ihr nur ab und an eine geben, so dass sie keine Abhängigkeit entwickelt.
Du kannst natürlich auch nein sagen. Aber es ist auch schwierig, wenngleich ich deine Ängste diesbezüglich gut verstehen kann.

Vielleicht kannst du ihr das in einem ruhigen Moment auch so erklären, wo deine Angst ist und dass du dir nur Sorgen machst um sie.
Jetzt seid ihr beiden in einer Krise.
Und in einem Ausnahme Zustand.

Glücklicherweise kennt ihr euch so gut und auch wie es ist in der Abhängigkeit zu stecken und auch wie ihr wieder da rauskommt .
An vorherige Erfahrungen könnt ihr anknüpfen. Diese Werkzeuge, die ihr erlernt habt, die habt ihr in euch.
Wenngleich es schwierig ist, kann es wieder hoch geholt werden und trainiert werden.
Es ist wie Muskelaufbau, man muss wieder trainieren , wie es ist clean zu sein.

Ich bin ca in deinem Alter, und hatte auch eine lange abstinent Phase und seit ein paar Jahren nun wieder eine Sucht Phase, und Beziehung mit einem Süchtigen.
Kann mich gut in dich hineinversetzen.

Wenngleich meine Situation nicht ganz so positiv ist wie deine. Denke ich.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es mit zunehmendem Alter nicht einfacher wird zu entziehen und clean zu werden und zu bleiben.
Zumindest empfinde ich es so.

Ich sehe dass du und deine Partnerin bereits einiges zusammen gemeistert habt und ganz viel Potential habt zusammen aus der Krise auszusteigen und es zu schaffen was ihr euch vornimmt!

Du hast ein Ziel vor Augen und bereits alles in die Wege geleitet. Das ist doch sehr positiv!

Ich wünsche dir und deiner Partnerin alles Liebe und gute und viel Kraft und Erfolg!
Ihr werdet auch diese Krise meistern und es schaffen!

Alles Liebe <3
 
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Traumländerin



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  Geschrieben: 17.10.22 20:28
Liebe gugu,
ich danke dir sehr für deine ausführliche Antwort.
Ja an sich denke ich auch, dass wir gemeinsam schon so vieles geschafft haben und bin mir sicher, dass wir auch das zusammen meistern werden. Aber wie du schreibst, auch ich habe das Gefühl, dass es mit zunehmenden Alter eher schwieriger wird.
Womit ich einfach ein Problem habe ist, dass ich bemerke, dass sie mehr trinkt, als sie es mir sagt (kann man an so einem Bierkasten ja leicht erkennen). Heute war ich ehrlich gesagt geschockt, als ich sah, dass es eher so 4 Bier inzwischen sind. Und sie will mir sagen, sie sei nicht körperlich abhängig....Ich weiß, ich sollte bei mir bleiben, aber ich z.B. sage ihr was ich über den Tag so nehme.
Ok, diesen Weg der Offenheit scheint sie nicht mit mir gehen zu wollen, aber ab jetzt sind meine Tabletten meine und ich behalte sie woanders versteckt als bisher (sie hat eh noch ca- 20 eigene).
Sie wirft mir Kontrolle vor...aber darum gehts mir nicht. Ich möchte eine Offenheit von Anfang an und nicht erst am Ende nach mehrfachem Nachfragen. Verstehst du was ich meine.
Verlange ich damit zu viel? Jeder hat ja seine eigene Priorität.
Wir haben uns heute morgen gesagt, dass wir noch mal in Ruhe darüber sprechen werden.
Ich bin ja froh, dass sie zum Programm des Kontrollierten Trinkens geht und das gerade durchzieht.
Ich will auch einfach nur versuchen, dass wir uns auf unseren Plan weiterhin fokussieren, jede für sich, aber auch beide zusammen.

Wenn ich meine Langzeitthera durch habe, will sie im Anschluss in eine Traumaklinik. Wir haben theoretisch wirklich alles gut durchdacht. Wir sagen gerade immer, wir wollen uns "in Ordnung bringen", vielleicht sogar nochmal hier wegziehen (hängt von meinem Job ab und ob ich nach der Thera die Entscheidung treffe, in dem Bereich zu bleiben oder nicht).

Danke jedenfalls für deine aufmunternden Worte, das hilft einem doch sehr, wenn man da verstanden wird.
Darf ich fragen, wie eure Situation derzeit ist?
Also nur, wenn du erzählen magst.

Liebe Grüße
Tanja
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  Geschrieben: 18.10.22 21:00
Ich habe nach elf Jahren Beziehung (und zusammen leben) aufgegeben, die Beziehung beendet und sie aus meiner Wohnung geworfen. Vier Monate später war ich clean (Buprenorphin).
 
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Traumländerin



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  Geschrieben: 18.10.22 22:30
Das klingt hart. Wir haben nicht vor uns zu trennen, wie gesagt, fast 20 Jahre Beziehung und es gab auch sehr lange clean Zeiten (10 Jahre). Wir haben den festen Willen da gemeinsam wieder raus zu kommen. Eine Trennung ist nicht unser Ziel und ich glaube auch nicht, dass es sein muss.
Aber natürlich ist es nicht einfach.
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Ex-Träumer
  Geschrieben: 29.10.22 13:00
zuletzt geändert: 29.10.22 14:00 durch ehemaliges Mitglied (insgesamt 3 mal geändert)
Hallo :)

Nein,ich finde Deine Forderungen in Ordnung.
Ehrlichkeit finde ich auch wichtig.
Nur habe ich lernen müssen, das die Wahrheit sehr Relativ ist und für jeden was anderes bedeuten kann :/ :O
Gerade bei Biertrinkern erlebe ich diese Fehlkalkulation sehr oft. Statt 4 waren es nur 2 usw.
Scheint bei Alk wohl eine übliche Ausrede zu sein. Aber denke,die glauben das in dem Moment wirklich.
Und eine Körperliche Abhängigkeit von einer gewissen Zeit Täglich trinken, muss man nicht haben.
Ich hatte mal 6 Monate hart gesoffen und keine körperliche Abhängigkeit.

Das dazu. Aber dass Deine Freundin am Kontrollierten Trinken mitmacht ist super.
Bei einer Traumatherapie erwarten sie Abstinenz...zumindest von Alk und Drogen. Psychopharmaka bekommt man ohne Ende wenn man will :( Auch sollte man Stabil sein. Oder sie dürfen nur Krisenintervention machen und keine Traumatherapie.
Falls sie es dennoch machen,ist das missbräuchlich und retraumatisierend. Hoffe Deine Freundin hat dann verantwortungsbewusste Therapeut*Innen.

Wie lange dauert es noch bis zu Deiner Therapie?

Alles Gute und Liebe!

PS
Ja,bei mir? Frag lieber nicht. Bin wieder am Entziehen. Er nicht. So sieht es aus. Muss lernen mich abzugrenzen. Wieder mehr für mich sein. Was mir verdammt schwer fällt.

PPS
Zu Traumatherapie kann ich sehr das Buch Trauma von Luise Reddemann empfehlen.
Gut Strukturiert, Sachlich und Informativ und Hilfreich.
Gerade in Bezug dazu worauf es ankommt bei der geeigneten Therapeut*Innen Suche.
Und worauf man achten sollte in Bezug zur Arbeit mit einer/einem Therapeut*in.

flugangst

 
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Traumländerin



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  Geschrieben: 30.10.22 00:22
Hi,
schön nochmal von dir zu lesen.
Erstmal, schöner Track! Bin eh gerade sehr für Liedermacher zu haben (obwohl ich da viel DDR Kram höre).

Wir haben inzwischen weitere Gespräche geführt und finden glücklicherweise immer wieder einen gemeinsamen Konsens. Aber es kracht eben auch mal,
oder gibt Diskussionen.
Für beide nicht leicht.
Ich bin ja auch nicht besser. Habe in den letzten Tagen einige mg gesteigert. War klar, irgendwann steigt die Toleranz.

Du fragst, wie lange es noch bis zu meiner Therapie dauert. Ja das wüßte ich auch gern.
Ich warte auf die Kostenzusage der DRV, wir haben ja beantrag von ambulant auf stationär. Für ambulant hatte ich die Zusage ja bereits. Soll wohl
3-5 Wochen dauern. Dann muss ich mich in der Klinik da anmelden, die derzeit 8-10 Wochen Wartezeit hat, aber dann kann ich schon mal die Entgiftung einplanen.
Ich habe letzte Woche zufällig die Oberschwester der Entgiftungsstation getroffen, mit der ich mich jedes Mal sehr gut verstanden habe und ich habe ihr gesagt, dass ich
wohl bald nochmal kommen werde. Sie hat mir gleich angeboten, sie dann, wenn ich den Termin zur Langzeit weiß, sie direkt anzurufen und sie regelt alles, damit es nahtlos
gehen kann. Sollte wohl so sein.

Bis dahin halte ich aus. Allein schon wegen der Arbeit muss es auch bestimmten Gründen mindestens noch bis Mitte November klar gehen.
Ich versuche zuversichtlich zu bleiben.

Wünsche dir ein gutes Gelingen beim Entzug und hoffe, es ist nicht zu schlimm.
Alles Liebe dir und viele Grüße,
Tanja
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  Geschrieben: 30.10.22 22:05
Ich habe auch 11 Jahre lang geglaubt, dass wir das zusammen hinbekommen, aber wenn die Realität Hartz 4 ist weil abhängig und eine Person spielt durchgehend nen Anker den die andere mitschleppen muss, gehts halt nicht. Ich hätte das fucking 5-6 Jahre früher merken müssen... aber Stolz und Sturheit...
 
Ex-Träumer
  Geschrieben: 31.10.22 14:59
Das freut mich für dich, liebe Tanja:)
Dann steht der Plan und auch der Übergang von Entgiftung und Therapie läuft reibungslos. Ideal.
Stationäre Therapie, wie läuft das ab? Wie lange musst du dann einplanen? Und das das mit deiner Arbeit geht, ist doch gut.
Und parallel dazu ist deine Freundin dann im Programm für das kontrollierte trinken.
Ihr habt bereits die Weichen gestellt, alles gut organisiert :)

Wünsche dir und deiner Freundin alles alles Liebe und gute und viel Erfolg bei allem was ihr für euch geplant habt!

...
Was oink oink schreibt, dass habe ich selbst bereits leidvoll durchziehen müssen, früher.
Zur Zeit , oder bereits die letzten 2 Jahre habe ich versucht es zu schaffen ohne mich zu trennen. Bisher sehr schwierig. Hat auch nicht funktioniert bisher. Aber ich liebe ihn schon sehr .
Weiß nicht ob mir doch eine Trennung bevorsteht. Also oder eine Art Fernbeziehungen daraus machen . Habe irgendwie auch die Hoffnung, dass wenn ich es schaffe er vielleicht doch mitzieht. MHM.
Aber das liegt nicht i meiner Verantwortung oder Macht.
Ich kann nir für mich Verantwortung übernehmen.
Sorry dass ich hier soviel zu mir geschrieben habe.


....

Ich glaube du bist auf einem guten Weg mit deiner Partnerin zusammen.
Ich wünsche es euch von Herzen!

Alles Liebe,
Du schaffst das! 👍😊



 

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