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AutorBeitrag
Abwesender Träumer

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  Geschrieben: 28.12.19 16:28
zuletzt geändert: 28.12.19 18:00 durch Depressiver (insgesamt 1 mal geändert)
Neopunk schrieb:
Kommt auf Dein Antidepressivum an. Könnte sein, dass es über die gleichen Enzyme metabolisiert wird, wie die Kratomalkaloide. Mitragynin hemmt die Enzyme Cytochrom P450 2D6 und auch 3A4. Wenn eines dieser Enzyme maßgeblich am Metabolismus Deines ADs beteiligt ist, kommt es zu einer veränderten Wirkung. Viele Antidepressiva wirken unter anderem durch ihre Metaboliten. Diese Wirkung würde verzögert. In diesem Fall würde sich auch der Spiegel verändern, der ja während einer Antidepressiva-Therapie möglichst gleichbleibend sein soll.
Wenn Du vorhast, Kratom regelmäßig zu konsumieren, spielt auch die Lähmung des Gastrointestinaltraktes eine Rolle, als dadurch die Resorption verändert werden kann, insbesondere bei magensaftresistenten Tabletten.
Alles in allem nicht gerade optimal, insbesondere weil CYP 450 2D6 und 3A4 die wichtigsten Enzyme für den Metabolismus von Arzneimitteln sind.

Auf der vierten Seite dieses Dokuments findet sich "Table 2", in welcher einige ADs und deren für den Abbau verantwortliche Enzyme mit einander in Verbindung setzt.
Sollte Dein Medikament nicht dabei sein, frag bei google nach oder lies ggf. die Packungsbeilage um herauszufinden, über welche Enzyme Dein AD metabolisiert wird.

Wenn es über CYP 450 2D6 und/oder CYP 450 3A4 geht, dann kann ich Dir nur raten, Rücksprache mit Deinem Arzt zu halten, sollte Dir die Therapie wichtig sein. Der Spiegel muss wohl öfter kontrolliert werden.
Wichtig: auch, wenn wir hier einige Leute mit sehr beachtlichem Wissen in der Community haben, haben wir meines Wissens nach keinen Arzt. Und selbst wenn, wäre eine Online-Diagnose dennoch kritisch zu betrachten. Zwar kann er die Lage erfassen, aber trotzdem kann er Dir kein Blut abnehmen, die Ergebnisse auswerten, etc.
Dafür hast Du Deinen Arzt!

Grüße
Neo

Edit: besagtes Dokument eingefügt


Hallo, ich nehme Venlafaxin retard Hartkapseln, (vermutlich magensaftresistent??) Laut der tabelle wird es beides ausschließlich ausgerechnet über die genannten enzyme metabolisiert oder wie man das nennt.
Elemination half life steht da 5 h, bei dem aktiven metaboliten o- desmethyl venlafaxin sogar 11 h (und es gibt noch 2 weitere metaboliten, peak plasma concentration 2h.

Ich nehme jeden tag kratom, weil ich sonst meine schweren depressionen nicht aushalte. Noch 3-5 gramm aber es werden wohl zwangsläufig mehr werden.
Was bedeutet das jetzt genau für das venlafaxin, wenn kratom genau diese enzyme ja blockiert bzw über sie abgebaut wird?
Wird venlafaxin stärker wirken? Oder schwächer? Verzögert? Oder gar nicht?

Ich wäre sehr dankbar für eine Antwort, ich bin am ende!

 
Abwesender Träumer

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  Geschrieben: 06.01.20 18:16
Wie siehts aus leute?

Ich habe diesen beitrag hier gefunden:
ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3807987/
Es ist ein detaillierter Bericht in englisch über eine Studie zum thema "the inhibitory effects of mitragynin on human Cytochrom 450 Enzyme activities". Für mich ist das zu hoch, ich verstehe nur grundlegende Punkte davon. Aber jemand der sich etwas in Chemie auskennt und englisch kann, sollte davon mehr verstehen!
 
Abwesende Träumerin



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  Geschrieben: 07.01.20 06:22
Hatte neulich zu dem Thema " Medikamente die über die gleichen Enzyme verstoffwechselt werden" in meiner Stammapotheke ne ausgiebige disskussion. Ging zwar eigentlich um die Kombi Pola + Johanniskraut, aber ich denke das ist übertragbar.
Was die Apothekerin dazu meinte:

Eine Wechselwirkung KANN auftreten, MUSS aber nicht. Wie und ob überhaupt bzw. in welchem Maße eine Interaktion stattfindet, kommt immer noch dauraf an, was man für nen Stoffwechsel hat.

@depressiver Heißt für dich, zu 100% wird dir niemand sagen können das Venla wird stärker oder schwächer wirken... Wie schon bereits gesagt, da hilft eigentlich nur ausprobieren und beim Arzt ne Spiegelbestimmung machen lassen.
"Oh how I wish to dream again..."
- Nightwish
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 07.01.20 10:31
Depressiver schrieb:
Jetzt habe ich ein neues problem: es geht um venlafaxin mit kratom.


Oi Depri!

Ich habe Venlafuckzin (ab jetzt abgekürzt mit „V”) etwas über 4 Jahre genommen, zwei Jahre davon habe ich täglich Kratom konsumiert.
Das V. habe ich mittlerweile ausgeschlichen und bin seit ca. 2 Jahren ohne. Nachdem ich auch 2x vom Kratom entzogen habe,
konsumiere ich es nur noch gelegentlich maximal 1x in der Woche.
Ich bin kein Chemie-Experte und kann folglich nur über meine rein persönliche Erfahrungen mit dieser Kombi erzählen.
Ich habe keinerlei Wechselwirkung verspüren können, weder eine Verstärkung, noch eine Abschwächung der Wirkung des V.
Da das V. meine Libido im solo-Konsum schon gekillt hatte, musste ich mir über die bei opioid wirksamen Substanzen
ebenso übliche Langzeitwirkung des Libidoverlustes keine Sorgen mehr machen, das war doch mal was.
Interessant wäre zu erfahren wie hoch Du das V. dosierst.
Bei mir fehlte die antriebssteigernde Wirkung, die bei höherer Dosierung wohl ausgeprägter sein soll.
Ich habe „nur” 75mg V. täglich genommen, bei Dir dürfte es aufgrund der Schwere Deiner Depression wohl deutlich mehr sein.
Theoretisch würde eine Wechselwirkung dann relevant, wenn Du hoch dosiert V. nimmst und, wie Du erwähnt hast,
in Zukunft auch Kratom in steigender Menge. Das Zeug sediert nicht unerheblich ab einer gewissen Dosis und für mich ist es vorstellbar,
dass der Upper vs. Downer Konflikt nicht eben vorteilhaft wäre.
Bei täglichem Kratomkonsum hat sich der antidepressive Effekt irgendwann immer häufiger umgekehrt und ich war zunehmend irgendwo zwischen
jemandem aufs Maul hauen und heulend im Bett liegen. Meine „Diagnose” ist Dysthemie mit häufigen mittelgradigen depressiven Episoden (double depression).
Ich hoffe, Du hast ein Umfeld, welches Dich unterstützt und zumindest gelegentlich die Motivation zu sportlicher Bewegung.
Diese - das hab ich in der Reha erst neulich wieder selbst erleben können, ist wie ich finde nämlich wirksamer als V. und der für Depressive
so bekannte Drang zur verzweifelten Selbstmedikation mit allem was man kriegen kann.
Ich bin froh, dass ich kein V. mehr nehme. Die Entzugserscheinungen fand ich sehr gruselig.
Hab es einmal nach ca. einem Jahr der regelmäßigen Einnahme vergessen und war auf der Arbeit und
lernte die für den Entzug von ssnri so typischen „brainzaps” kennen.
Wer es in der Vergangenheit mal mit MDMA übertrieben hat, wird sie auch kennen. Diese sich wie kurze Stromstöße anfühlenden
Missempfindungen im Kopf, die alle paar Minuten bis Sekunden auftreten. Das fühlt sich neurologisch bedenklich an.
Egal, Du hast den entsprechenden Leidensdruck und wirst vermutlich auch trotz der pharmakologischen Bedenken
der Wechselwirkungen wohl kaum auf den täglichen Kratomkonsum verzichten.
Ich habe das hinter mir und bei mir war es eine Zeit lang hilfreich, dann nicht mehr.
Bin immer mehr der Überzeugung, dass Depressionen in den seltensten Fällen ein chemisches Problem des Gehirns sind.
Vielmehr ist es eine natürliche Reaktion der Psyche, wenn man ein Leben lebt, welches nicht das ist, was man leben will.
Sinnbefreite Arbeit, keine Gestaltungsmöglichkeiten, null Wertschätzung, ungewisse und angstbesetzte Zukunft trotz Lohnarbeit,
Entfremdung von der Natur… auf all das kann ein fühlender Mensch nur mit Verzweiflung reagieren.
Dass immer noch dieses Serotoninmärchen erzählt wird, ist wohl am ehesten der Pharmalobby zu verdanken.

Na ja, ich komme ins Schwätzen und schließe hier mal.



 
Abwesender Träumer

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  Geschrieben: 10.01.20 15:17
@jenjey Danke! Spiegel wird jetzt bestimmt nach mehrfachem drängen.

@Der Bollo
Danke für die ausführliche antwort! Ich nehme aktuell 225,vlt wird noch mal auf 300 erhöht. Krarom wirkt schon jetzt nicht mehr befriedigend, weil die depression wohl einfach zu stark ist, vlt auch wegen venla usw. Demnächst werde ich wohl was stärkeres brauchen, denn ohne halt icj das leben nicht mehr aus, nicht einen Tag! Was soll icj noch tun? Die ärzte können mir nicht helfen, ekt hat auch nichts gebracht!
Ich sehe das anders mit der Ursache, ich denke es muss immer einen physiologischen, bio chemischen Grund geben! Wie sollte sonst eine Veränderung der psyche passieren? Sicherlich können die von dir genannten äußeren umstände ein grund sein aber irgendwas muss doch dann trotzdem auf biologischer ebene für einen effekt sorgen.. Wir bestehen doch nun mal aus Biochemie! Und wie sollte man sonst krankheiten wie manie bei bipolarer störung, Schizophrenie, adhs usw. erklären?!
Aber Serotonin und die anderen neurotransmitter können doch unmöglich der einzige grund sein, sonst würden sie doch bei jedem wirken. Es gibt vermutlich zahlreiche Dinge im Organismus, dazu beitragen, und die anscheinend noch kein mensch kennt.
Ansonsten ich schaff es schon lange nicht mehr sport zu machen, wo die depri phase anfing vor 8 monaten konnt ich mich noch öfter zu zwingen aber hat auch nichts gebracht und ich bin da wo ich jetzt bin. Und so geht es schon jahre. Und jeden tag muss ich weiter ertragen denn wegen meiner mutter kann ichs nicht beenden.
 
Traumländer



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  Geschrieben: 12.01.20 14:32
@Depressiver
Denke da ähnlich wie du über diese ganze Thematik. Ich persönlich kenne auch niemanden dem Antidepressiva wirklich was gebracht haben zumindest auf Dauer. Hör immer Ja wird wieder abgesetzt wird dieses angesetzt....

Insbesondere weiß mehr über diese Medikamente auch nicht wie die sonst noch wirken im Körper außer dass sie was mit dem Serotonin machen. Dann noch im Mischkonsum untereinander oder mit anderen Medikamenten wo noch keiner was über Langzeitschäden weiß...

Ich habe mich anfangs mal auf Antidepressiva eingelassen vor 10 Jahren für mich war es Müll. Und ich kenne einige Leute die Antidepressiva nehmen seit etlichen Jahren und ich höre immer wieder dieses absetzen neu einschleichen.... und hoffen dass irgendwas mal hilft rolleyes

Und ich denke auch dass da einige Faktoren mitspielen von einen wir gar nichts wissen oder vermuten, dass ist alles ziemlich unerforscht wie bei den Rcs. Laborratten die gerade die Langzeitstudien führen...

Und ja brain zaps fühlen sich neurologisch bedenkliche an. Das allein sollte schon von diesen Medikamenten abschrecken sie auf Dauer zu konsumieren zumindest


 
Moderator



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  Geschrieben: 12.01.20 21:15
Natürlich haben Depressionen etwas mit Neurochemie zu tun, irgendwelche Prozesse werden sich im Hirn sicher ändern, wenn man Depressiv wird.
Was Bollo aber meinte ist, dass klassischerweise angenommen wird, dass ein Ungleichgewicht des Serotoninhaushaltes die Ursache für Depressionen ist, was natürlich absoluter Humbug ist und mittlerweile als widerlegt gilt. Wie Bollo denke ich, dass die äußeren Umstände der Grund für die Erkrankung ist, auf die unsere Gehirne dann mit einer Veränderung der Hirnchemie reagieren.
"Kleinbürgerlich biegen die Rechten,
das bürgerliche Recht zum eigenen Besten,
Spielen die Opfer, in weissen Westen,
geschneidert aus tiefbraunen Uniformresten."

Arbeitstitel Tortenschlacht - Ernst der Lage

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