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AutorBeitrag
Abwesende Träumerin



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  Geschrieben: 28.08.20 09:29
Ich stimme Pharma da vollkommen zu, wenn du nicht entzügig bist Iqos, auf keinen Fall mehr nehmen! Ich wurde damals auch auf Pola gesetzt, nur weil in meiner UK H drin war. Dabei hatte ich es erst seit ein paar Tagen genommen, nur halt die 2 Tage bevor ich eingewiesen wurde hatte ich's ziemlich übertrieben.
In meiner Unwissenheit war ich einfach nur froh das ich dort irgendwas bekommen hab.
Aufgrund einer richterlichen Anordnung war ich aber 6 Wochen dort, und bin danach nochmal freiwillig auf ne offene Station gegangen, wo das Pola auch erstmal übernommen wurde. Als es an meine Entlassung ging wurde angefangen rubterzudosieren, und jeder halbe mililiter war der pure Horror.

Kurzfassung: Als ich entlassen wurde war ich drauf und stand auf einmal komplett ohne da. (ländliche Region, wo der einzigste Substiarzt im Umkreis von 100km mich aufgrund von Sympathie nicht genommen hat)

Also kann ich dir auch nur raten: Tu dir selbst den gefallen und lass dich nicht substituieren wenn's nicht unbedingt nötig ist!

Die Ärzte dachten sie tun mir was gutes, aber Ironischer Weise hat mich mein 1. Aufenthalt im Entzug mich erst so richtig abhängig gemacht...
"Oh how I wish to dream again..."
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Traumländer



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  Geschrieben: 28.08.20 17:17
@kitty
soweit ich weiß kann jeder daran teilnehmen, man muss aber bei der Krankenkasse die kostenübernahme abklären. Da es aber auch auf Einkommensschwache Menschen etc. asgerichtet ist und eine Art Pilotprojekt war/ist, glaub ich dass man mit genügend medizinisch-psychologischen Gutachten bzgl. kostenübernahme guten Chancen hat. Man muss sich bewerben (Lebenslauf, Suchtverlauf, etc.), bissl wie auf einen Job. Wenn du rein willst (bist du nicht österreicherin?) bzw. dein Mann, sagt bescheid, zusammen wär das bestimmt ne ganze Ecke erträglicher 😁

@jenjey hm deine Meinung macht mich stutzig. Ich bin nicht akut drauf/entzügig und will trotzdem in die substi. Gut, vlt. mittlerweile wieder auf Kratom seit ner Woche, aber nix dramatisches. Ich merk aber, wie ich selbst nach Wochenlanger nüchternheit nix gebacken krieg, depressiv bin etc. ich will endlich wieder ein normales Lebenführen und mit Opis ist das möglich. Ansonsten würde es n paar Wochen bis Monate (geht ja schon los) dauern bis ich eh wieder drauf bin, kein Geld/Stoff habe und on-off lebe. Dies mal will ich dem vorweg greifen, indem ich in die substi gehe. Opis helfen mir Dinge aufzubauen, die auch nüchtern schön sind. Das ist jetzt der Plan: Kurz vor der Substi wieder n paar Tage Mohntee trinken, Substitol oder Tex bekommen (Substitol wär mir wegen der nähe zu Opium und der kürzeren HWZ eig. lieber (Außerdem kann man sich ganz ehrlich Morphinist nennen). Während der Substi Job finden, Studium beenden, Workshops kreieren, gesunden alten Freundeskreis wieder aufnehmen. Dann hab ich in 6 Monaten auch nen guten Grund zum aufhören und geh ins Sureprogramm, lass mich da abdosieren und Therapieren. Gerade fehlt mir der und ich krieg so auch nix positives aufgebaut. Vorher schon Tagesklinik abchecken (ob ich denen von meinem Vorhaben erzählen solle bezweifle ich).
"Immer wieder, wenn ich aus dem Leib aufwache in mich selbst, lasse ich das andere hinter mir und trete ein in mein Selbst; ich sehe eine wunderbar gewaltige Schönheit und [...] bin in eins mit dem Göttlichen" (Plot. IV.8.6)
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  Geschrieben: 28.08.20 18:47
zuletzt geändert: 28.08.20 19:03 durch jenjey (insgesamt 2 mal geändert)
Hey, fox,

also erstmal, war das nur meine persönliche Erfahrung, und meine spontane Meinung.
Ich finde bei ner Substitution muss man im Zweifelsfall schauen, was wird sich Verbessern dadurch, und lohnt es sich dafür die Abhängigkeit in Kauf zu nehmen...
Wenn du das Gefühl hast, dass dein jetziges Leben einfach nicht mehr funktioniert mit deinem Konsumverhalten, bzw. es dich stark einschränkt, dann ist es natürlich eine Überlegung wert.

Nur macht es keinen Sinn meiner Meinung nach, dich so unter Druck zu setzen bzw. zu erwarten, dass in nem halben Jahr alles wieder gut wird. Und dann gleich wieder absetzen sobald es einem vermeintlich besser geht, kann schnell nach hintenlos gehen.

Ich würde dir einfach raten, setz dich wirklich mal hin und mach dir eine pro/contra Liste, überleg, was du dir genau durch eine Substitution erhoffst, (du hast ja schon einige wichtige Ziele genannt) und ob du dafür die Abhängigkeit in Kauf nehmen möchtest.
Solltest du dich dafür entscheiden, dann mach es wirklich richtig! Heißt, dir Zeit zulassen, Geduld zu haben und dich nicht unter Druck zu setzen, sondern nach und nach ein Schritt nach dem anderen ;)

Zu Substitol:
Wenn du danach weitere klinikaufenthalte planst, oder öfters im KH sein solltest, dann solltest du vllt. wissen, dass es mit Substitol oft Probleme geben kann. Als ich mal spontan ins KH musste, haben die 3 Tage gebraucht um Substitol aufzutreiben, bzw. haben versucht mich mit normalem unret. Morphin abzuspeisen, Pola oder Metha hingegen haben die meisten Krankenhäuser da.... Nur so als kleiner Hinweis ;)
Ich dachte auch Substitol wäre das richtige für mich. Aber im Endeffekt hat es ewig gebraucht um zu wirken, man ist oft unnötig hoch dosiert und im KH gab es wie gesagt jedes Mal Theater. Aber das sollen nur ein paar Denkanstöße sein....
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  Geschrieben: 28.08.20 20:59
Foxy, es ging mir bei der Frage nicht um mich selbst sondern darum, dass das eventuell für jemand anderen, der Deutscher ist, eine Option sein könnte. Ich habe mit stationären Therapieaufenthalten so schlechte Erfahrungen gemacht, dass ich mich kaum mehr darauf einlassen könnte. Dazu kommt, dass Drogen bzw. Sucht bei mir auch nicht die Leitsymptomatik ist, weshalb für mich eine Schwerpunktklinik dafür sowieso eher nix wäre. Und dass bei einer Therapie die Gründe angeguckt werden, die zur Symptomatik geführt haben, sollte eigentlich Standard. Ich habe es leider völlig anders erlebt: Essstörungen wurden hauptsächlich durch Überwachung beim und nach dem Essen sowie Gespräche über Gewicht, Figur und Essen "behandelt", weshalb lediglich eine Symptomfreiheit eintrat, mit ders draußen in der Welt schnell vorbei war.
 
Traumland-Faktotum

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  Geschrieben: 28.08.20 21:42
Pharmer schrieb:
[
Was du da gehört hast ist schonmal Quatsch, es gibt keine Minimaldosis bei der Substituierung, nur eine Maximaldosis von 25ml, und selbst die ist glaube ich nicht fest geregelt sondern wird von den Arztpraxen so gehandhabt weil es einfach unsinnig wäre mehr zu verabreichen.
Es gibt ja auch Methadicct-Tabletten mit 10mg pro Tablette, die sogar noch viertelbar sind. Die werden ja nicht grundlos hergestellt..


4ml sind normal. nix mit "Quatsch".

aber du warst ja auch vorher nicht h abhängig iqos. Von daher lass es. Nur als 24/7 Versorgung begibst du dich in eine Situation, die du noch gar nicht abschätzen kannst.
 
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  Geschrieben: 28.08.20 22:06
Joa, normal sind sie - hab ja auch nicht das Gegenteil behauptet. Aber es ist durchaus Quatsch, dass es sich dabei um eine vorgeschriebene Minimaldosierung handeln soll.
Es gibt schon Richtlinien für die Subtituierung die sich teilweise eher für höhere Dosierungen aussprechen, aber das bedeutet sicherlich nicht dass jemandem eine für ihn sehr hohe Dosis verbreicht werden müsste, wenn es keinen guten Grund dafür gibt. Und den gibt es ja bei Iqos nicht. Die Ärzte werden sich bei der Wahl der Dosierung wahrscheinlich schon was gedacht haben.
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Traumländer



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  Geschrieben: 29.08.20 02:54
Um zur ursprünglichen Frage etwas zu sagen: Ich halte es für absurd wenn man nur eine Psychotherapie anfangen kann, wenn man clean ist. Ein Suchtverhalten bildet sich ja meist aufgrund psychischer Probleme. Dann zu verlangen, dass man clean sein muss, um eine Therapie anfangen zu dürfen, halte ich persönlich für bescheuert und äußerst kontraproduktiv. Außerdem führt es dazu, dass sich weniger Menschen Hilfe suchen.
 
Ex-Träumer
  Geschrieben: 29.08.20 16:46
zuletzt geändert: 29.08.20 20:41 durch ehemaliges Mitglied (insgesamt 3 mal geändert)
Anonymus schrieb:
Ich halte es für absurd wenn man nur eine Psychotherapie anfangen kann, wenn man clean ist. Ein Suchtverhalten bildet sich ja meist aufgrund psychischer Probleme. Dann zu verlangen, dass man clean sein muss, um eine Therapie anfangen zu dürfen, halte ich persönlich für bescheuert und äußerst kontraproduktiv. Außerdem führt es dazu, dass sich weniger Menschen Hilfe suchen.


Sehe ich ganz genau so!

Ich hatte damals meine Psychotherapie angefangen als ich von harten Drogen weg war und nur noch gekifft habe.
Deshalb wurde ich abgelehnt in einer Therapieanfrage.
Meine Therapeutin wusste dass ich kiffe und es war in Ordnung.
Und ich habe mich entwickelt und gut gearbeitet mit ihr.

bin dann auch innerhalb der 4 Jährigen Therapie abstinent geworden.
Nach ca 3 Jahren.

Und es hat 7 Jahre angehalten...bis ich mich gegen eine Abstinenz entschieden habe.


20Fox,
Du bist zu hart und ungeduldig mit Dir.
Ja, es dauert bis man abstinent eine Zufriedenheit erlangt.
Was ist mit Kiffen?
Hat mir immer gut geholfen von dem Heroin los zu kommen.

Bin jetzt auch wieder am entziehen. Ähnlich wie was Du beschreibst...on off.

Aber man braucht Durchhaltevermögen und Geduld.
Es ist nun mal eine Rückfallerkrankung...doofes Wort.

Es dauert...aber dann ist gut.

Kenne soviele Substituierte.
ist kein Zuckerschlecken.
viele haben Beikonsum...und werden oft schikaniert und entmündigend behandelt.

Jeden Tag hin...

Hast Du schon mal an eine Selbsthilfegruppe gedacht?
Dort kann man auch positive Kontakte knüpfen und lernen Clean klar zu kommen.
Das braucht Zeit...bei mir hat es über ein Jahr gedauert bis ich einigermaßen klar kam.
Im Grunde braucht es länger.
Kommt auf die Zeit an in der man konsumiert hat.

Sehe gerade Du kommst aus der selben Stadt wie ich. :)
Hier gibt es ein riesen Angebot an Gruppen.


Alles Gute Dir!


 
Traumländer



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  Geschrieben: 30.08.20 17:18
@gugu
ich leb nicht mehr da und muss morgen aufs kaff ziehen, da ich ansonsten obachlos werde. Kiffen geht auch nicht, da ich eine Psychose mit Schizophrenen Symptomen hatte. Rückfallerkrankung... das Wort nimmt ein wenig die last. Danke.
Ich bin wirklich zu ungeduldig und hart mit mir. Deswegen möchte ich ja in die Substi. Diesen Kampf zumindest pausieren, damit ich meine anderen kämpfen kann. Beikonsum ist kein Problem, wenn ich (genug) Opis habe.

Selbsthilfegruppe ist ein guter Einwurf. Habe von diversen pych. Kranken und Abhängigen gehört, das habe mehr gebracht als jede Therapie. Sobald ich umgezogen bin, werd ich da mal nach schauen.

@jenjey
mich belastet die nüchternheit sehr, die wenige resilienz, dadurch das ständige wieder drauf kommen und doch wieder nüchtern versuchen. Die Pro und Contra Liste mach ich gleich hier:
Contra:
- tägl. zum Arzt
- entmündigende Behandlung
- Klinikaufentalt wird schwierig
- Entzug
- erst mal keine Reisemöglichkeit
- nach dem Absetzen erneut Probleme

Pro:
- Pause vom Gedanken es nüchtern schaffen zu müssen ("der Kampf")
--> Fokus auf grundlegendere Kämpfe (Depressionen, Einsamkeit, Grundbedürfnisse)
- geregelter Konsum
- möglichkeit und Kraft zu funktionieren
--> Studium beenden, Job akquirieren, ergo keine existenzängste zu haben
- Kraft um längerfristige Strukturen aufzubauen
--> sozial Leben, Workshops, Hobbies
----> Spaß am Leben wiederfinden
- Sureprogramm langfristiger Ausstieg mit betreutem Entzug
- Absetzen war zu früh; mögl. einen guten Zeitpunkt abzupassen
- Keine Suchtverlagerung
- geregelter Konsum
--> Gründe für nüchternes Leben aufbauen

Insgesamt habe ich eigentlich jede Abhänigkeit sehr bewusst mit ihren Nebenwirkungen in Kauf genommen. Um allein mein fast fertiges Studium zu beenden usw. seh ich die Substi als Möglichkeit. Wenn ich das alles so sehe, find ich dass einen guten Deal. Ich will auch nicht mit 35 an der Nadel hängen, weil meine Frau mich verlässt, da ich keine anderen Coping-Strategien mehr kenne. Ich will das jetzt langfristig angehen, aber dafür fehlt mir grad die Kraft und sozialstruktur. Nebenbei ist mit einem Bein auf der Straße alles stressiger. Mit der Substi kauf ich mir wertvolle Zeit und Ressourcen.

Ich denk natürlich auch dass ich mich einfach selbst belüge um quasi legal zu stoffen.

Danke euch allen, ich bin echt ein wenig verzweifelt und ihr entlastet mich und macht mir Hoffnung auf ein normales Leben. Eure Erfahrungen und Meinung ist mir mehr Wert als jeder Arzt oder Therapeut.
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  Geschrieben: 01.09.20 11:32
Also für mich hört es sich so an, als wenn du innerlich schon ganz genau weißt was du möchtest ;)

Ich wollte dir da eigentlich nirgendwo reinreden aber einen Punkt möchte ich nicht so stehen lassen:

*Entmündigende Behandlung*

Das muss nicht unbedingt sein. Wenn du Glück hast, findest du vllt. einen Arzt der dich mit einbezieht, und dich nach deinem Vorstellungen fragt.
Zwar wissen Konsumenten oft selbst, was ihnen am besten hilft, aber fairer Weise muss man auch sagen, dass es anscheinend mit deinem jetzigen Konsumverhalten nicht so funktioniert. Bei mir war es auch so dass ich Jahrelang Selbstmedikation betrieben hab und ich musste irgendwann einsehen, dass es mich nicht weiterbringt.
Manchmal braucht man dann einfach eine andere Sichtweise, bzw. jmd der einem sagt so und so geht es jetzt lang...

Ist nicht bös gemeint ;)

LG
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  Geschrieben: 01.09.20 14:18
Ich kann dir nur davon abraten @fox … und zwar aus tiefstem Herzen.



Lieber das Pflaster schnell und schmerzhaft abreißen, als es langsam zu versuchen und am Ende eventuell gar nicht mehr zu lösen.

Er war schon höchst süchtig. Der Tag bestand wie jeder Tag nur aus aufwachen, konsumieren und auf die Wirkung warten. Konsumieren hieß zu dem Zeitpunkt Fentanylnasenspray zu nehmen, oder das am Vortag gekaufte Heroin durch die Nase zu jagen. Es war alles so unwirklich. Er wollte doch nur sein Leid mindern. Diese ständigen Bauchschmerzen. Der psychische Druck, der sich Gewaltfokussierende Faust in den Magen bohrte. Die Gedanken die durchtränkt von Angst, Resignation und Befürchtungen waren. Das Unvermögen selbst dagegen anzukommen. Wie auch? Etliche Jahre mit Psychologen, Ärzten, Neuroleptika und Antidepressiva waren ja nicht ergebnisfördernd. Stattdessen fand er auf der Suche nach "der Erleuchtung" im offenen, vorurteilsfreien Probieren diverser Substanzen den Schlüssel für die Box, deren Inhalt Erlösung versprach.

Der Inhalt war die Erfahrung, dass Opioide, Benzos und Gbl gegen all das Leid helfen. Und wozu sollte er weiterhin herumexperementieren mit psychedelischem Kram, wenn die Lösung doch so nahe liegt? Wozu weiterhin das ganze Geld, die Zeit, den Aufwand betreiben, um den Vorrat an Heilung täglich zu sichern? Wie es ist, ein unbeständiges Leben zu führen, heute hier, morgen da zu sein, immer zu schauen, dass er nicht krank wird, dass der Entzug los geht und an jedem der Ort der Welt in der Lage zu sein, Opis zu organisieren? Es heißt ja auch, während der eigentlichen Vorbereitung aufs Leben zB Montage, eine Ebene tiefer Vorbereitungen zu treffen. Z.B. erstmal Tramadol als Grundgerüst zwischenmenschlicher Fähigkeit und Arbeitstauglichkeit zu horten. Das geht ja auch nicht von Zauberhand. Da muss er schon Ärzte abklappern, es von Leuten abkaufen, das Geld dafür verdienen, die Zeit aufwenden. Auch die Ärzte geben esnicht einfach so. Da ist viel im Vorfeld passiert, dass es so "einfacH" ging. Trama heißt aber nur nicht affig sein. Also Szenen vor Ort nach 12h Arbeit absuchen. Zweifelhafte Kontakte eingehen, abgezockt werden, Risiko eingehen. Aller paar Tage 250€ für ein paar Tage Ruhe und sogar Spaß.

Nein Spaß war das schon nicht mehr, als er auf der Szene von einer Horde Junkies um 70€ erleichtert wurde. Oder als plötzlich mal nichts ging und mitten auf der Arbeit der Entzug los ging. Auch nicht als auf der Heimfahrt bei 130km/h ihn der Knall des Autos in die Leitplanken weckte. Dann doch lieber Substitution. Die Vorteile liegen auf der Hand. Wie von dir beschrieben Fox.



Erst gab es 4ml Polamidon am ersten Tag, dann 8, dann 12, dann 16. Dann war er nicht entzügig vom Fentanyl und Heroin. Die Familie war froh, dass er etwas gegen die Sucht unternahm und ging davon aus, dass mit der Zeit lansam abdosiert wir. Aber 20ml wären auch gut. Ein Rausch als Bonus. Noddend vergingen Monate. Sogar noch mit Arbeit am Anfang. Er ging nur kurz hin, holte seine Medizin und war wieder weg. Hatte Arbeit, Auto, Leben. Kein typischer Substipatient der noch den ganzen Tag an der Szene hockt und trinkt und sich mit den Leuten unterhält. Kein Hepatitis, Kein HIV, kein Wasser in den Beinen und Armen. Mit der Zeit ließ die Wirkung nach. Probiert wurde alles. Pola, Subu, Substitol, Mischkonsum, Polytoxikomanie. Die Dysphorie kam. Schwitzen. Unendlich viel Schwitzen im Sommer wie im Winter. Es war so eklig immer durch zu sein. Arbeiten ging nicht mehr. Mehr und mehr kam er zwangsläufig mit den anderen ins Gepräch. Ja es waren sogar gute Leute dabei. Irgendwann war er selbst einer von ihnen. Völlig unbmerkt ging dieser Wandel. Das Image war egal. Steht er eben Mittag 12 Uhr mit vielen offensichtlichen verwahrlosten Junks da, er war ja keiner. Er war ja anders. Aber die Umgebung formt die Menschen. Der Blick für die Realität verschwimmt. Realitätsverlust. Statt Zielen im Leben gab es Gras zum Verkaufen. Wie soll man sonst auch sich was gönnen können von ALG2? Die Opis jedenfalls sind keine Hilfe mehr. Man gewöhnt sich an alles. Genau wie Depression und Sozialphobie zurück kamen. Die kompletten Werte dieses Menschen gingen über Bord, weil so viel Leid gesehen und ertragen wurde. Die Opis machen es schon noch leichter. Es war sogar fast normal, dass Leute sabbernd umkippten. Der Notarzt gerufen werden musste. Kriminelle Aktivitäten, welchen er nie nach ging, verloren an negativem Wert. Viele auf Substi heelen, stehlen, betrügen (sich auch gegenseitig). Aber das ist ok. Solange man mit dem Finger auf andere zeigen kann und sagen kann: so bin ich nicht. Ich gebe nicht einem Mitpatienten aka Säufer meinen Kinderwagen mit Kind und Kasten Bier zum Aufpassen, während ich meine UK abgeben muss und Pola schlucke.

Wegen 5€ jemanden öffentlich Gewalt androhen, oder die Flasche splittern lassen und jemand an die Kehle halten - ein ungewohntes Bild? Nicht dort. Man stumpft ab. Die viele Zeit, die man auf Grund der wegfallenden Beschaffung nun hat, muss erstmal sinnvoll genutzt werden. Wie soll das denn gehen, wenn man Stunden mit Arzt und Patienten beschäftigt ist? Er verlernt das Lernen. Aufrichtig in Situationen mit authentischen Gefühlen und Verhalten umgehen geht nicht mehr. Oder eben viel schwieriger. Weil alle Emotionen abgeflacht sind. Das System Substi ist nicht dazu da, dich da rauszuholen. Es spuckt keine neuen Menschen aus, die Anfangs als Junks rein kamen und als Vorzeigemenschen herauskommen. Nein. Wie auch. Es lehrt einem keiner den Umgang mit sich und seinen Gefühlen. Das Loch bleibt und ist maximal notdürftig mit Stöcken und Laub bedeckt. Läuft jemand drüber, fällt er herein. Landet nicht so schmerzhaft durch die Opiwolke, aber er fällt.

Wie soll denn auch ein guter Weg für die Zukunft aussehen? In der Vostellung einfach. Substi. 6 Monate clean. Take Home. Dem Leben normal nachgehen. Abdosieren. Fertig. Toll oder? Wäre da nicht die Realität. Die Wurzel des Übeln liegt tief begraben in dir. Diese Symptompflaster Substitution heilt die Wunde nicht. Auch Zeit nicht. Es gilt, aktiv werden. selbst etwas dagegen tun. Mit Hilfe ist klar. Aber Substitution an sich ist eine Fußfsessel, die dich über Jahre oder gar dein Leben lang an Arzt, Stoff, Zeit, Umgebung, Eindrücke, Erinnerungen und allem was dazu gehört bindet. Der Entzug davon ist noch schlimmer und langwieriger als von Hero selbst. Reboundeffekt. Er wird anfälliger für Schmerzen. Lösung? Wie im Leben gelernt: Medikament hilft.

Er hätte sich im Nachhinein gewünscht, niemals zur Substitution gegangen zu sein und sein Leben in eine positivere Richtung gelenkt zu haben. Die ganzen Mitmenschen, die er doch in der Zeit liebgewonnen hat, die einfach wegsterben, sind das eine. Aber das er aus sich selbst heraus sich beim Sterben zu sehen, weil er nicht weiter kommt, ist das andere.

Und das andere gibt es nie mehr zurück. Die Zeit - die er sich damit vom Leben gestohlen hat.




 
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 01.09.20 17:55
was für ein beitrag..! .toll, danke dafür, stillermitleser...

vor allem dieser satz trifft den nagel auf den kopf in bezug auf gewohnheiten und langfristigen konsum:

stillermitleser schrieb:
Aber Substitution an sich ist eine Fußfsessel, die dich über Jahre oder gar dein Leben lang an Arzt, Stoff, Zeit, Umgebung, Eindrücke, Erinnerungen und allem was dazu gehört bindet.


vertraute stimmungen, gerüche, geräusche und damit verbundene wahrnehmungen fräsen sich in unser unterbewusstsein ein und verunmöglichen es uns, aus der schlechten gewohnheit, der wohlfühlzone, herauszukommen...
kopf aus, herz auf...
Ex-Träumer
  Geschrieben: 02.09.20 23:37
zuletzt geändert: 03.09.20 10:04 durch ehemaliges Mitglied (insgesamt 4 mal geändert)
stillermitleser schrieb:

Und das andere gibt es nie mehr zurück. Die Zeit - die er sich damit vom Leben gestohlen hat.


Danke Stiller Mitleser für diesen Beitrag!

Deshalb habe ich mich nie substituieren lassen, weil ich wusste dass ich so schnell da nicht wieder raus komme...vielleicht nie.
Zumal ich es ja schon mal geschafft habe, und 16 Jahre keine harten Drogen mehr angefasst hatte, davon 7 Jahre ganz abstinent.
Nur jetzt, viele Jahre später, ist es anders.
Habe zwischen durch an Substitution gedacht, aber es verworfen. Genau aus den Gründen die du, stillermitleser, genannt hast.

Habe auch ans Diamorphin Programm gedacht... Da sind gerade freie Plätze...aber da muss ich dann vielleicht 2 mal am Tag hin...

Nein...das ist wahrlich eine Fussfessel.
Und viele sind alleine von dem ganzen Prozedere schon ausgelastet, oder vielmehr überfordert, und es nimmt all ihre Kraft ein.
Da ist dann kein Platz mehr für aktive Teilhabe an dieser Gesellschaft vorhanden.

Aber was ist Leben?

Auch wenn ich jeden Tag zur Substi müsste wuerde ich doch leben.
Ich lebe, Du lebst....

Verpasste Chancen?
Gemachte Fehler?

Ja...und?
Das ist Leben.
Auch :)

Und ein Leben kann man auch nüchtern versauen.

Ich will trotzdem nicht tauschen.
Menschen sind halt Fehlerhaft , und machen Fehler.

Hat auch niemand behauptet dass es leicht wird.

Ich werde es ohne Substitution machen...

Das ist ein System wo ohne Ende Kohle gemacht wird an den Süchtigen.
Und die Sorge um den Einzelnen nehme ich den Ärzten auch nicht ab.
Vielleicht Einzelnen ja...aber in diesem System ist Mitgefühl nicht eingeplant.
Hauptsache die UK stimmt.
Die Angst kein Rezept zu bekommen. Wird ausgenutzt.
Machtspielchen.

20Fox,

Dir auf jeden Fall alles gute, egal wie du dich entscheidest.
Und auch wenn du merkst, dass die Substitution doch nichts für dich ist, kannst du immer noch umentscheiden.
Und auch toi toi toi dass du gut unterkommst und nicht in die Obdachlosigkeit rutschst.



 
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Homepage ICQ
  Geschrieben: 17.12.20 23:50
Was ich schon die längste Zeit anbrigen wollte: zum Glück läuft das in Österreich völlig anders, da wird Psychotherapie als probates Mittel am Weg zum Nüchtern werden aufgefasst.
Ein Lied über St. Albert (Neudichtung von "Miss American Pie" von Don McLean): http://www.land-der-traeume.de/forum.php?t=33163

Wissenschaftlicher Artikel: Methoxetamin als Antidepressivum: http://www.land-der-traeume.de/forum.php?t=32810
Ex-Träumer
  Geschrieben: 18.12.20 11:36
Wurde auch von mehreren Psychologen abgewiesen mit dem Hinweis nur wiederkommen zu dürfen wenn ich nichts mehr nehme. Dabei ist das doch Schwachsinn. Ich bin ja dahin um an den Problemen zu arbeiten die daran schuld sind damit ich nichts mehr nehme.
Wenn es darum gegangen wäre nicht völlig dicht hinzugekommen hätte ichs noch verstanden. Aber so?

Kann ich wirklich nicht nachvollziehen. Komisch das gerade viele Psychologen da so denken.
 

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