LdT-Forum

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  Geschrieben: 04.09.17 19:38
zuletzt geändert: 15.02.18 12:42 durch Neopunk (insgesamt 4 mal geändert)
Entstanden über einen viel zu langen Zeitraum von mehreren Wochen unter Einfluss von diversen Amphetaminen, Cannabis, Opioiden und LSD

Glykogen

Hör zu, ich habe Dir 'was Wichtiges zu erzählen, sagt er und wirft mir dabei einen etwas gehetzten und vor allem verstohlenen Blick zu. Ich bin froh, dass er endlich damit rauskommt; stundenlang sitzen wir schon hier und unterhalten uns, und er zuckt ständig nervös rum und all sowas. Langsam mache ich mir Sorgen um ihn, er sollte endlich mal schlafen, was aber natürlich nichts wird, wenn er (wie er es bereits 32 Stunden tut) weiterhin auf meiner Couch sitzt und alle halbe Stunde C raucht.

Er starrt mir weiterhin mit einem durchdringenden Blick in, nein durch die Augen und zischt laut: Ich brauche jetzt Deine volle Aufmerksamkeit! Das hier ist important stuff, y'know... Wenn Du kochst, hörst Du doch eh nur mit einem Ohr zu, murmelt er lapidar, während er den Magnetrührer abstellt (die Lösung im Rundkolben beginnt heftig aufzukochen).
Was soll das man?! Du siehst doch, dass ich noch nicht fertig bin! Sofort stelle ich den Magnetrührer wieder an und versuche cool zu bleiben.

Die Stimmung ist gereizt. Ich selbst habe auch schon zwei Tage nicht geschlafen und während der Synthesen immer wieder mal 'ne Bahn gezogen um fokussiert zu bleiben.
Dass dieser Tweaker hier auftaucht, ehe ich fertig bin, hat mir gerade noch gefehlt. Natürlich hat er gewusst, dass ich erst frühstens heute Abend, eher doch morgen erst den neuen Batch fertig kriege. Ich hab es ihm mehrmals gesagt, dass er es vor morgen gar nicht versuchen soll. Irgendwie hat er es doch geschafft mich zu überreden, dass er ja helfen könne, zu zweit ginge das ja ohnehin viel schneller und solcher Mist. War klar, dass er keinen Finger rühren wird und stattdessen lieber auf der Couch sitzt und mir das Ohr abkaut. Wenigstens hat er ne saubere Pipe dabei, meine finde ich gerade irgendwie nicht. Wenn er schon hier ist kann ich das ja nutzen.

Jetzt bin ich aber gespannt, was er mir erzählen wird. Ich besinne mich darauf, dass es ihn wirklich zu belasten scheint und hoffe, dem durch meine Anteilnahme Abhilfe zu leisten. Also, frage ich, what's the matter? Er sieht mich wieder so durchdringend an.. Der Wahnsinn quillt ihm förmlich aus den Augen. Er ist unter uns.. murmelt er verängstigt ... schon lange. Eigentlich seit Anbeginn, aber niemand hat es gesehen. Wir müssen sie warnen!

Jetzt spinnt er völlig, denke ich mir, er kommt sicher wieder mit einer völlig an den Haaren herbeigezogenen Geschichte um die Ecke.
Ich spreche von IHM, Baal, Luzifer, dem Teufel! Nervös zupft er an seiner Kleidung herum. Glykogen hat die Molare Masse von 666 g/mol .. so offensichtlich, wie konnte es so lange nur niemandem auffallen.. Der Beelzebub hat seine Saat in uns gepflanzt, er ist ein fester Bestandteil unserer sündigen Leiber!

Holy crap. Damit habe ich nun wirklich nicht gerechnet. Wie mache ich ihm klar, dass das absoluter Schwachsinn ist? Leider fällt mir viel zu oft genau das aus der Kauleiste raus, was mir etwas weiter oben einfällt, und so höre ich mich meine Argumentation eher undiplomatisch einleiten. Wobei 'eher' in diesem Falle eher euphemisierend klingt.
Meine Zweifel stören ihn offensichtlich nicht zu sehr, die völlige Ablehnung seiner Theorien scheint nicht neu für ihn zu sein. Unbeirrt fährt er fort: Und die Nachkommastelle ist auch eine 6! Also eigentlich 5,7 aber gerundet sechs also 666,6 das ist noch teuflischer als der richtige Code jetzt überleg' mal wie man Glykogen im Volksmund nennt? Leberstärke! Ist dir noch nie aufgefallen, wie dunkelrot die Leber ist, diese dämonisch anmutende Farbe? Und Leber – Stärke… Stärke ist wortverwandt mit Macht.. das zeigt doch ganz klar die göttliche Kraft des Gefallenen Engels. Weshalb erkennst Du denn nicht die Zusammenhänge? Die Muster, die sich abzeichnen? Mein Hirn schaltet bei diesem Schwall an Nonsens auf Durchzug. Ich bin völlig perplex und weiß nicht, wie ich reagieren soll, also lass ich ihn erstmal ausreden.

Als er kurz pausiert, um 'ne neue Pipe zu rauchen erkenne ich meine Chance und hake ein. Nunja... also so klar kann man die Masse gar nicht definieren. Man hat einfach die Masse von 4 Monomeren genommen, das erscheint mir doch sehr willkürlich.
Von wegen willkürlich! 4 Einheiten: Die heilige Dreifaltigkeit (gelobt sei der Herr im Himmel) und Mephistopheles. Gegensätzlich und doch eine untrennbare Einheit.
Wie kommt es eigentlich, dass er so verdammt gläubig ist? So hab ich ihn ja gar nicht eingeschätzt. Ich sollte wirklich besser aufpassen, mit welchen Leuten ich mich abgebe. Und ihn schmeiß ich so bald es geht raus..
Na gut, entgegne ich also, das klingt schlüssig. (Natürlich glaube ich nichts von alldem, dennoch halte ich es für das Beste mich auf diese Ebene zu begeben, um ihn mit eigenen Waffen schlagen zu können).
Warum aber wird die Masse des Glykogenins nicht miteinberechnet? Ohne dieses Protein gibts kein Glykogen, also ist die 666 auch Bullshit (Damit krieg ich ihn, ich bin mir sicher).
Ich bin froh, dass Du es anspricht: Das Glykogenin ist ein weiterer Beweis: Die Molare Masse ist 349 g/mol. 349!
Verdutzt sehe ich ihn an.. das ist irgendwie nicht die Reaktion die ich erwartete. Inzwischen ist er völlig paranoid und tigert agitiert durchs Zimmer, späht durch die Vorhänge. Er hätte sich nicht so in Rage reden dürfen. Wieder drängt sich mir die Frage auf, weshalb ich ihn überhaupt hereingelassen habe.
Also was ist denn nun mit den 349? frage ich genervt. Es liegt doch auf der Hand, entfährt es ihm in einem besonders unheimlichen Tonfall. Er streicht sich durch die schulterlangen verfilzten Haare, beginnt an ihnen zu raufen. 349 lässt sich nicht teilen! Es ist also gewissermaßen das Gegenteil eines zentralen christlichen Glaubenssatzes. Speaking of that.. Hast Du vielleicht noch etwas für ne Pipe, mein Freund?

Jetzt platzt mir aber wirklich der Kragen. Er muss dringend runterkommen, bevor er völlig austickt. Benzos würden ihm sicher gut tun. Nein, C hab ich nicht mehr, entgegne ich also, aber Du kannst Dir bisschen Clonazepam abwiegen, wenn Du möchtest, es liegt dort hinten in einem der Baggys neben der Waage. Ich deute quer durch den Raum, der irre Blick folgt meinem Finger. Vielleicht gibt es doch noch Hoffnung? Er steht jedenfalls auf und scheint meine Empfehlung angenommen zu haben. Statt sich jedoch etwas abzuwiegen dippt er mit dem angeleckten Zeigefinger ins Baggy rein und verreibt das daran anhaftende Pulver mit einer selbst für Meth-Neurotiker verblüffenden Akribie auf seinen Nasenschleimhäuten.
Ich brauche jetzt wirklich ne Pause. Als ich in die Küche stampfe um mir ne Dose Bier aus dem Kühlschrank zu holen, bleibt mein Blick an dem Spiegel im Flur haften. Man, du siehst aber auch fertig aus, denke ich mir und versuche das beängstigende Funkeln meiner Augen zu übersehen. Ich wende mich ab und schüttle mich, um diesen Blick los zu werden. Vielleicht sollte ich doch mal kürzer treten, was den Konsum angeht? Als ich das zum Labor umfunktionierte Wohnzimmer betrete, sehe ich ihn verdammt noch mal immer noch mit dem Finger in der Nase rumstehen. Der Typ macht mich wahnsinnig!
Nach etwa fünf Minuten jedoch scheint er zufrieden mit dem Ergebnis, oder aber das Clonazepam wirkt schon und es ist ihm egal geworden. Wie auch immer, er ist gebändigt, womit ich mich wieder der Destillation zuwenden kann. Wankend stellt sich der Tweaker zu mir und sein Blick verfängt sich in den kondensierenden Tröpfchen der Methamphetaminbase, die den Liebigkühler herunterrinnen - mal stockend, sich bald zerteilend, um in größeren Tropfen zusammenzulaufen und letztlich in die Vorlage zu fallen. Auch ich schaue gebannt auf den Kühler, das stetige Rinnen der Base wirkt sehr beruhigend auf mich. Merkwürdig, auch wenn wir eben noch stritten, so stehen wir jetzt gemeinsam am Tisch und schauen fasziniert zu, wie harmonisch..

Ein lautes Klirren zerschneidet das monotone Geräusch des Magnetrührers. Der Tweaker ist umgekippt, mit seinem Schädel genau in die Apparatur rein! Ich hätte es wissen müssen, sah ich doch, wie er sich schwankend am Tisch festklammerte. Scheiße! Fuck fuck fuck! Die Base läuft in Bächen aus viskoser Flüssigkeit durch die Scherben, vermischt sich mit Blut und rosafarbene Tropfen Meth fallen von der Tischkante. Dieser verdammte Hurensohn! Nicht nur, dass er meine Glasapparatur zerstört hat, er hat auch noch ungefähr 200 mL reine Methamphetaminbase unbrauchbar gemacht. Hektisch versuche ich etwas davon zu retten, doch schneide mich nur an den Scherben. Sofort nehme ich einen stechenden Schmerz wahr, auf welchen ein dumpfes Pochen folgt. Das Meth brennt höllisch in den Schnitten, und noch schlimmer: Ich hab verflucht noch mal nicht nachgedacht. Statt mir Handschuhe anzuziehen, hab ich in der Kurzschlussreaktion direkt angefangen. Nun sind meine ganzen Hände von Base benetzt, die nun schon ein paar Minuten durch meine Haut diffundieren konnte. Mein Puls erhöht sich, die Atmung wird angeregt. Langsam sollte ich auch mal den Tweaker aus der Lache ziehen. Aber erstmal verpass‘ ich dem Mistkerl eine…
Der erste Treffer sitzt perfekt, doch als ich sehe, dass er sich beim Sturz eine Platzwunde zugezogen hat, lass ich von ihm ab. Doch mein Frust braucht Raum, und so gebe ich meinem Zerstörungstrieb nach. Stühle, Couchtisch, alles was in Reichweite ist…

Als ich zu mir komme, habe ich einen furchtbar trockenen Mund und mein Körper schmerzt. Vor allem mein Kopf tut weh. Ein pulsierender Schmerz durchzieht von der rechten Schläfe aus meinen Schädel. Alle nicht-schmerzbezogenen Empfindungen, müssen sich ihren Weg durch einen dichten Schleier aus Blei zu mir durchkämpfen. Dass ich fixiert bin, merke ich zwar, aber nach einem herzlosen Rütteln verschwindet der Wunsch etwas an der Situation zu ändern. Der mir gegenüber platzierte Wachhund in blauer Uniform bemerkt, dass ich wach werde und informiert einen Arzt.

Edit: Überarbeitet

Edit 2: Und noch mal
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das bürgerliche Recht zum eigenen Besten,
Spielen die Opfer, in weissen Westen,
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  Geschrieben: 04.09.17 23:12
Mitreißend wie eine Breaking Bad Episode!
Ist das Teil einer größeren Geschichte, eine Kurzgeschichte, oder Teil einer Kurzgeschichtensammlung?
Ich sollte wieder Schreiben!
"Immer wieder, wenn ich aus dem Leib aufwache in mich selbst, lasse ich das andere hinter mir und trete ein in mein Selbst; ich sehe eine wunderbar gewaltige Schönheit und [...] bin in eins mit dem Göttlichen" (Plot. IV.8.6)
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  Geschrieben: 05.09.17 17:29
zuletzt geändert: 05.09.17 21:58 durch Neopunk (insgesamt 1 mal geändert)
Vielen Dank für die Rückmeldungen, es freut mich sehr, dass es euch gefallen hat.
Auf Anführungszeichen und generell klare Kennzeichnung der direkten Rede habe ich bewusst verzichtet. Der Protagonist führt ja eigentlich einen psychotischen Monolog, also wäre es nicht so sinnvoll die beiden Personen deutlich zu trennen.
Weiterhin ist er ja auch schon ne ganze Weile wach und stimuliert.. Daher habe ich versucht die Dialoge etwas im Stil des 'Stream of Consciousness' zu halten, ist nicht so gut gelungen, ich weiß.

Die 162 als Molare Masse beziehen sich auf das Monomer. Glykogen besteht aus einem Polymer dieser Wiederholeinheit und dem Protein Glykogenin. Willkürlicherweise hat man die Masse von vier Monomeren als Definition der Molaren Masse des Glykogens festgelegt (wie auch in der Geschichte erwähnt). Weshalb das so ist, weiß ich nicht, spielt ja auch keine Rolle. Die Geschichte ist nur entstanden, weil mir diese Verschwörungstheorie zu dem teuflischen Molekül mit M = 666 g/mol eingefallen ist, hab gegoogled und Glykogen ausgespuckt bekommen. Hinzu kam dann noch der Bluelight-Thread "Meth-psychosis stories... you know you have one", dermich auf die Idee brachte mal etwas über Drogensynthesen zu schreiben.

Eigentlich war die Geschichte als einzelne Kurzgeschichte konzipiert, wie dem oberen Absatz zu entnehmen ist. Allerdings schwebt mir der Gedanke einer Kurzgeschichtensammlung vor. Will allerdings thematisch weg von Meth, allein weil sofort jeder damit Breaking Bad assoziiert. Das finde ich sehr schade, denn selbstverständlich möchte ich etwas Individuelles erschaffen. Außerdem finde ich den Themenkomplex Meth auf sprachlicher Ebene zu beschränkend. Man merkts am komischen Misch-Masch: Ich habe versucht etwas Slang einzubauen, aber mein doch eher anderer Sprachstil kontrastiert das zu stark und es entsteht eine seltsam uneinheitliche Sprache. Daher denke ich eher an eine recht isoliert lebende Person, die für sich alleine kocht und lebt. 'Diaries of a Lab Rat' ist soweit der Arbeitstitel, aber was daraus wird, weiß ich noch nicht. Eigentlich würde ich lieber etwas nicht-drogenbezogenes schreiben, allerdings reizt mich der Gedanke als Sachkundiger die präparative Tätigkeit des Protagonisten ohne haarsträubende Fehler wie es bei Breaking Bad z.B. der Fall ist, darstellen zu können.

Das Acid hat nicht viel dazu beigetragen, habe lediglich den Schluss beim Runterkommen verfasst. Was mich jedoch beeindruckt: Durch den Trip bin ich kreativer geworden und hab vor allem die Motivation gefunden mich wieder kreativ zu betätigen.
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  Geschrieben: 05.09.17 19:59
Gute Arbeit Neopunk. Hat in meinem Kopf eine gute Szenerie erzeugt. Wäre am liebsten bei solchen Vorstellungen, rein als Schauspieler gerne der Protagonist von solchen Erzählungen. Schreib verraffte Drehbücher dude;)
 
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  Geschrieben: 21.10.17 18:52
zuletzt geändert: 22.10.17 02:46 durch Neopunk (insgesamt 1 mal geändert)
Sooo, das 2. Kapitel ist fertig.

Anspruch

Ich finde mich in einer seltsam leeren Straße wieder. Die Lichtverhältnisse verunsichern mich. Ist es Tag oder Nacht? Ich kann es nicht unterscheiden. Wo zur Hölle befinde ich mich? Nirgendwo kann ich ein Straßenschild erkennen und die Häuser scheinen statt Hausnummern kryptische Zeichen zur Unterscheidung zu tragen. Ein Dreizack, auf dem Haus nebenan Flammen. So etwas habe ich in meiner Heimatstadt noch nie gesehen. Doch bin ich überhaupt dort? Wo sollte ich sonst sein?
Alles scheint auf den ersten Blick gewöhnlich, doch beim näheren Betrachten wird der eher unheimliche Charakter dieser Straße deutlich. Dieses Licht, die Temperatur, die Stille. Ich könnte nicht mit Sicherheit sagen, welche Jahreszeit gerade herrscht. Alles wirkt erstaunlich monoton. Graue und braune Fassaden, grauer Asphalt und graues Licht. Viel zu kleine, lukenartige Fenster in den überdimensionierten Blocks vermitteln den Eindruck der Aussichtslosigkeit.

Einmündungen von Nebenstraßen kann ich nicht erkennen, also laufe ich meinem Bauchgefühl folgend in die Richtung zurück, aus der ich gekommen zu sein scheine. Als ich mich darüber wundere, dass nicht mal ein Vogelzwitschern zu vernehmen ist, läuft eine Katze meinen Weg kreuzend, vom linken Bordstein zum Rechten. Erfreut darüber, ein anderes Lebewesen in meiner Nähe zu wissen, laufe ich der Katze nach. Etwas verschreckt rennt sie vor mir her, ich folge ihr auf den Bordstein. Als ich das Tempo verringere, verlangsamt auch die Katze ihren Schritt. Zum Glück übte ich mich früher in der Imitation diverser Tiergeräusche und so kann ich sie durch etwas Onomatopoesie dazu bewegen, stehen zu bleiben. Sie dreht mir ihren Kopf zu, natürlich nicht vollständig. Mir zu zeigen, dass ich ihr Interesse geweckt habe, ziemt sich für eine Katze nicht. Vorsichtig hole ich den Abstand auf und gehe behutsam in die Hocke. Zaghaft streichle ich ihren Kopf, kraule den Rücken. Sie ist erstaunlich zutraulich und schmiegt sich an mein Bein, reibt den kleinen Schädel an meinem Knie. Meine Hand durch ihr schwarzes Fell gleiten zu lassen beruhigt mich ungemein und hilft mir die unheimliche Atmosphäre zu vergessen.

Doch es wird Zeit, weiter zu gehen; schließlich will ich diesen Ort endlich verlassen. Also streiche ich der Katze ein letztes Mal über den Kopf, erhebe mich und laufe los. Als ich mich umblicke, ist sie verschwunden; stattdessen erblicke ich einen Polizisten. Trotz meiner Abneigung gegen diesen Berufsstand, trete ich an ihn heran und frage ihn, wo wir uns eigentlich befinden. Erst lacht er überheblich, die Töne schallen durch die ganze Straße, deren Ende man nicht sehen kann. Doch schnell erstarrt sein Gesicht, finster starrt er mich an. Als er erneut seinen Mund öffnet, quillen zornige Worte hervor. Er brüllt so laut und schnell, dass ich ihn nicht verstehen kann. Schreit er überhaupt meine Sprache? Speichel läuft ihm an den Mundwinkeln entlang. Die übergroßen Zähne schlagen beim Keifen auf einander, er fletscht sie und knurrt mich an. Völlig verängstigt flüchte ich, mich ständig nach dem Geiferer umblickend. Doch egal, wie sehr ich mich anstrenge, wie schnell ich auch rennen will, ich scheine mich kaum von der Stelle zu bewegen. Panik breitet sich in mir aus, denn ich bin mir sicher, dass er gleich über mich herfällt, wenn ich nicht sofort von hier verschwinde. Zum Glück folgt er mir nicht, also beruhige ich mich, wodurch die Panik von mir abfällt und ich plötzlich wieder in normalem Tempo laufen kann. Nachdem ich einen gewissen Sicherheitsabstand gewonnen habe, bleibe ich schließlich stehen. Völlig außer Atem beuge ich mich vornüber und stütze mich an den Knien ab. Tief ein- und wieder ausatmen. Bis zum Anschlag atme ich ein, sauge die Luft in meine brennenden Lungen, und lasse sie ganz langsam wieder aus. Nach ein paar solcher Atemzüge habe ich meine Fassung wiedererlangt und beschließe, weiter in die Richtung zu laufen in welcher ich den Eingang vermute.

Der Weg zieht sich, schier endlos erscheint er mir. Ich bemerke, dass die Straße zunehmend dunkler wird, die Gebäude kleiner und baufälliger. Die Veränderung der Gegend werte ich als positives Zeichen, doch die zunehmend bedrückendere Atmosphäre scheint das Gegenteil zu attestieren. Allmählich jedoch nimmt auch die Dichte der Häuser ab, statt der riesigen Mehrfamilienhäuser sind es nun vorwiegend Reihen- sowie Einfamilienhäuser und rostige Wellblechhütten, welche nicht wirklich bewohnbar auf mich wirken. Schließlich mündet die Straße in einem nebligen Waldstück, das mich höhnisch angrinst. Über ihm thront der helle Vollmond als weit aufgerissenes Auge eines wachsamen Zyklops. Die vereinzelten Bäume erscheinen mir wie das bizarre Lächeln einer Kreatur mit absurd dünnen, ekelhaft weit auseinander stehenden Reißzähnen. Ich fühle mich nicht wohl dabei, den Wald zu betreten, doch ich spüre, dass dies der richtige Weg ist.

Ich kämpfe mich durch das Dickicht, um hinein zu gelangen, stolpere über einen Ast und falle zu Boden. Als ich mich aufzurichten versuche, merke ich, wie sumpfig die Erde hinter diesem, das Waldstück umschließenden, Dickicht ist. Ich blicke an mir herab, meine Kleidung ist von Schlamm benetzt. Ein Schütteln durchfährt meinen Körper, wie immer, wenn mich der Ekel packt. Zaghaft schreite ich durch die hölzernen Säulen. Immer wieder bleiben meine Schuhe im Morast kleben, und so beschließe ich stehen zu bleiben, und mich umzublicken. Ein kalter Windhauch springt umher und lässt die trockenen Blätter zittern. Das Geräusch klingt eher klappernd als wirklich raschelnd, so als frören die Bäume. Es sind fast ausschließlich Birken; passend fahl, kahl und dürr. Zwischen ihnen vereinzelt blattlose Sträucher, die abgesehen von den Bäumen die einzige Vegetation darstellen. Weit oben über dem Sumpf steht einsam der Mond, sein Licht verfängt sich in den dichten Nebelschleiern.
Mein Blick fällt auf einen Schwan, welcher unweit von mir im Schlamm feststeckt. Auch er hat wohl nicht mit einem Sumpf gerechnet. Seine Flügel sind von einer tiefschwarzen teerartigen Masse bedeckt. Es sieht nicht mehr aus wie Schlamm, es wirkt eher wie Rohöl. Das fahle Licht wird von der öligen Oberfläche des ihn umgebenden Sumpfes in schillernden Farben reflektiert. Es sind die Einzigen an diesem durch und durch trostlosen Ort; der Rest ist schwarz, weiß und grau. Verzweifelt schlägt der Vogel mit den Flügeln, wodurch er sich nur noch tiefer eingräbt. Mit durchdringenden Augen sieht er mich an, und da ich ihm gerne helfen würde, versuche ich zu ihm zu waten. Jedoch sinke auch ich immer weiter ein. Bei jedem meiner Schritte entsteht ein schmatzendes Geräusch, dessen Echo die kalte Stille durchzuckt. Je weiter ich nach vorne schreite, desto stärker wird das beklemmende Gefühl in mir. Das Vakuum, das zwischen Sumpf und Schuhsohlen entsteht, reißt mir die Sneaker von den Füßen. Zuerst der Linke, drei Schritte später verliere ich den rechten Schuh. Ich blicke zurück und sehe, wie die undefinierbare dunkle Masse über ihren Rand hineinläuft und sie schließlich darin versinken. Weiter wate ich voran, mittlerweile bis zur Hüfte eingesunken, weshalb ich nun auch meine Arme zur Hilfe nehmen muss. Doch egal, was ich tue, ich bewege mich stetig eher nach unten als nach vorne.

Ich fühle mich diesem Schwan sehr verbunden, schließlich teilen wir das gleiche Schicksal. Doch es ist mehr, ich höre seine Gedanken, schleichend machen sie sich in meinem Kopf breit. Allmählich halte ich sie gar für meine Eigenen. Ich schließe meine Augen und nehme eine allumfassende Dunkelheit wahr, in der unsere Herzen sich hell leuchtend abheben (abzeichnen?). Sie sind durch einen Strang aus roten Linien, die ellipsenförmig um sie kreisen, verbunden. Sofort reiße ich meine Lider auf, die Herzen und Linien leuchten noch kurz nach und verschwimmen schließlich im Nebel. Mein Körper schmerzt bereits von der Anstrengung, mich aus diesem Sumpf zu befreien. Meine Beine und vor allem meine Schultern sind von einem stechenden Schmerz durchzogen. Ich versuche ruhig zu atmen, wobei ich rasselnde, schnarrende Geräusche von mir gebe. Mit wiegenden Bewegungen des Rumpfes versuche ich mich zu befreien, denn meine Extremitäten sind ermüdet und nicht mehr zu gebrauchen. Weshalb habe ich mich hier hinbegeben? Dieser düstere Ort hat zweifelsohne geheimnisvollen Charme, doch wusste ich schon zu Beginn, dass es gefährlich ist, ihn zu betreten. Verzweifelt winde ich meinen Hals in der aufsteigenden Furcht zu ersticken. Immer mehr Gemeinsamkeiten, die den nun eher schwarzen als weißen Vogel und mich verbinden, zwängen sich mir auf, so als blickte ich in einen Spiegel. Ich gab mein Menschsein auf und wurde zum Schwan.
Meine Flügel sind inzwischen vollständig schwarz. Was habe ich nur getan? Sie sind verklebt und schwer… und dabei will ich doch fliegen. Da ich sie nicht mehr bewegen kann, trete ich, doch meine Bemühungen helfen nicht: immer tiefer sinke ich ein. Langsam jedoch, unerträglich langsam versinke ich im mich umgebenden Morast, sodass ich meinen Untergang in vollem Bewusstsein miterleben kann. Mein Corpus liegt nun unter der Oberfläche, das Öl klettert in den Hohlräumen des Gefieders meinen Hals entlang hinauf, schwarz-weiße Muster bildend. Angsterfüllt blicke ich meinem Ende entgegen.

Schweißgebadet erwache ich, die grauen Wände und das spartanisch anmutende Mobiliar um mich herum lassen mich rasch erkennen, dass ich mich in meiner Zelle befinde. Ich schüttle mich, um den kalten Griff des nachwirkenden Traumes loszuwerden. Die schwarze Katze kommt mir wieder in den Sinn. Vielleicht bin ich nicht vom Pech verfolgt, ich folge ihm. Könnte schlimmer sein, immerhin verstehen wir uns. Irgendwie erinnert mich das Ganze an Brecht:

„Ja, renn nur nach dem Glück
Doch renne nicht zu sehr
Denn alle rennen nach dem Glück
Das Glück rennt hinterher.“

Der Zusammenhang erschließt sich mir nicht ganz, vielleicht hängt es mit den nachfolgenden Versen zusammen? Leider kann ich sie mir nicht mehr ins Gedächtnis rufen. Möglicherweise gibt es in der Gefängnisbibliothek einen Gedichtband mit dem Lied von der Unzulänglichkeit. Der Gedanke an die Metamorphose und die Unausweichlichkeit meines Dahinscheidens lassen mich erneut schaudern. Diese düstere Atmosphäre will mich nicht verlassen, scheint mir aus dem Traum in meine Zelle gefolgt zu sein. Ich ziehe mein T-Shirt aus, reibe mit einem Handtuch hastig den Schweiß von meiner Brust und kritzele ein paar Worte in mein Notizbuch. Erschöpft lege ich mich wieder ins Bett und versinke in einen schweren, traumlosen Schlaf.
"Kleinbürgerlich biegen die Rechten,
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  Geschrieben: 22.10.17 19:12
Sehr schöne Fortführung des ersten Teils. Die Geschichte nimmt langsam Form an und ich bin ehrlich richtig neugierig wohin sich das alles noch entwickelt. Mach weiter so, Neo!
"[...]- dann ist man für diesen Abend gänzlich aus seiner Familie ausgetreten, die ins Wesenlose abschwenkt, während man selbst, ganz fest, schwarz vor Umrissenheit, hinten die Schenkel schlagend, sich zu seiner wahren Gestalt erhebt."
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 22.10.17 19:39
zuletzt geändert: 23.10.17 05:19 durch Biotischer Faktor (insgesamt 1 mal geändert)
Heyho, hier mal ein Text den ich geschrieben hab. Das ist das erste Mal, dass ich meind geschriebenen Sachen irgendwo uploade, der Text schwankt zwischen Gesellschafts- und Selbstkritik und soll zum Denken anregen. Eigentlich bin ich fast eingeschüchtert von den anderen guten Texten, allerdings schätze ich mal, dass man beim Upload in einem Onlineforum eh nichts zu verlieren hat. Wenn es euch gefällt, lade ich öfters was hoch.

Masken


Manchmal wird gefragt wer heutzutage alles eine Maske trägt, doch die Antwort scheint längst klar. Und sie erfreut niemanden. Sie wird rationalisiert wie so vieles in unserem alltäglichen Leben.

„Naja, wir tragen doch alle Masken“

Warum trägt man eine Maske? Warum muss man sich verstecken? Was hat man zu befürchten, wenn die Maske fällt? Fürchten wir uns vor uns selbst? Dass wir uns selbst, unsere falschen Entscheidungen und alles schlechte in uns sehen, offenbaren und so erdrückt zu werden? Denn sich selbst zu sehen bedeutet auch immer sich selbst zu offenbaren. Oder haben wir keine Angst vor uns, sondern nur vor anderen? Stecken wir uns selbst in eine Box, nur um von anderen nicht in die „falsche“ Box gesteckt zu werden?

Wir zeigen anderen nur ein kleines, reflektiertes Bild unserer Selbst, wollen das Gegenüber beeindrucken und uns selbst interessant machen. Im Endeffekt probieren wir damit nur das zu finden, was wir suchen – Zuneigung und Kontakt. Doch verlieren wir damit nicht jede echte, reale Zuneigung und jeden ehrlichen Kontakt, welche sich zwischen zwei Personen entwickeln kann?

Verliebt sich jemand ins uns oder damit doch nur in unser eigens erschaffenes Bild? Wo kann man die Grenzen ziehen, gibt es Grenzen oder ist alles nur ein Ausdruck unserer tieferen Persönlichkeit?

Wann setzt man eine Maske auf und wann brennt sich diese Maske in unser wahres Gesicht ein?

Wird man in der heutigen Gesellschaft gezwungen eine Maske zu tragen? Durch eine Teilung in Gut-Böse, Schwarz-Weiß, Republikaner und Demokraten, Rechte und Linke drängen wir uns selbst und alle anderen immer in bestimmte Rollen. Das macht es uns einfacher sie zu katalogisieren und in Schubladen einzuordnen. Denn geometrische Muster lassen sich einfacher erkennen als zufällige, zusammengewürfelte Farbkleckse, die das Leben deutlicher besser repräsentieren als jedes Dreieck.
Dadurch, dass unser Gehirn immer und alles so ordnen möchte, fließt viel davon zu uns selbst zurück. Wir sehen Politiker, Schauspieler, Künstler, Wissenschaftler, Mütter, Väter, Anwälte, Kinder, Busfahrer, Putzfrauen, Metzger und Doktoren als Vorbilder und abschreckende Beispiele, doch was wir eigentlich sehen sind idealisierte Konzepte, die man zu einer Maske zusammen gepresst hat. Beinahe niemals ist uns bewusst, dass hinter jeder Figur und jedem Bild immer ein komplexes kleines Universum steht, welches wir nicht sehen können oder wollen.

Durch so eine Einteilung wir das Leben natürlich leichter, wir brauchen uns nicht auf emotionaler und gedanklicher Ebene mit einer Person auseinander zu setzen, wenn wir diese einfach „abstempeln“ und hinter einem kleinen Label sorgfältig einpacken.

So setzen auch wir immer verschiedene Masken auf, idealisierte Konzepte die wir uns selbst vorgaukeln. Das führt zu einer Wertung, durch uns selbst und unsere Psyche, man teilt ein in passend und nicht passend, erlaubt und verboten, angemessen und unangebracht. Dadurch sehen wir uns gezwungen uns selbst zu verstecken, denn wir brauchen die Anerkennung durch uns selbst und glauben diese nur zu erhalten, wenn positive Signale von außen kommen. So entsteht eine Abhängigkeit zwischen uns und der Rolle die wir spielen.

Fürchten wir uns diese Anerkennung zu verlieren, sollte unser wahres Gesicht zum Vorschein kommen? Doch sind wir sie wert, wenn wir noch nicht einmal unsere Persönlichkeit zu offenbaren vermögen?

Wir sind alle Schauspieler.

Doch manchmal frage ich mich warum.
Wenn es genial ist, ist es typisch.
_____________________________
(_____________________________)Wasserrohre
(_____________________________)im
(_____________________________)Angebot

Nicht-visuelle Lebensweisheiten 10$
Abwesende Träumerin



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  Geschrieben: 03.11.17 13:53
zuletzt geändert: 06.11.17 18:07 durch DonCaChillo (insgesamt 1 mal geändert)
Die Mauer

Ich kenne nicht ihr Gesicht oder ihre Haarfarbe. Nicht die Farbe ihrer Augen oder ihrer Haut.
Bisher bist du eigentlich nichts für mich als eine graue Mauer in die ich Gebete, Beichten und Offenbarungen hinein flüsterte.
Und dann geschah Unmögliches!
Die Mauer flüsterte zurück - richtete ihrerseits Gebete, Beichten und Offenbarungen an mich.
So verloren sich nach und nach die vorher so soliden Ziegel und zurück bleibt ein Relief - die Idee einer Person. Und ich Wahnsinniger fange schon wieder an dem Ganzen viel zu viel Bedeutung bei zu messen.
Im Endeffekt steht dort doch nur ein Verrückter und redet auf eine Mauer ein.
"[...]- dann ist man für diesen Abend gänzlich aus seiner Familie ausgetreten, die ins Wesenlose abschwenkt, während man selbst, ganz fest, schwarz vor Umrissenheit, hinten die Schenkel schlagend, sich zu seiner wahren Gestalt erhebt."
Ex-Träumer



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  Geschrieben: 03.11.17 19:04
Schön geschrieben, DonCa!

Ich wär da zu gerne in deinem Kopf drinnen gewesen, um zu verstehen, was du damit meinst? Kann mir was ausmalen und rein interpretieren, aber naja, wissen tu ich es deshalb auch nicht ....
Behandle einen Stein wie eine Pflanze, eine Pflanze wie ein Tier und ein Tier wie einen Menschen!
Indianische Weisheit
Ex-Träumer
  Geschrieben: 03.11.17 19:43
Nichts ist nicht nichtig
Die Leere füllt den Raum
voller ist nichts als diese leere
in ihr ist alles was ist, was war und was sein wird

Die Leere erfüllt den Geist
Bringt den Sturm sich aufzulösen
Kein Gedanke stört mehr das sein
reine Existenz ist das ziel
und aller Dinge Anfang

Preise die lehre der leere
Dem Raum der Erkenntnis verschreibe dich
Leg ab die gifte der sinne


 
Ex-Träumer



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  Geschrieben: 03.11.17 19:56
Geil, Erdnuss! ;)




Tief, immer tiefer musst du gehen ....
Behandle einen Stein wie eine Pflanze, eine Pflanze wie ein Tier und ein Tier wie einen Menschen!
Indianische Weisheit
Ex-Träumer
  Geschrieben: 03.11.17 21:15
trinity schrieb:
tief, immer tiefer musst du geht


Das ist strange. die erste Zeile
hieß Anfang : tief und tiefer Fall
ich dem urgrund entgegen
 
Ex-Träumer



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  Geschrieben: 04.11.17 17:15
biggrin


Edit: Das war halt mein erster Gedanke, als ich deine Zeilen gelesen habe. Faust aufs Auge und so ....
Behandle einen Stein wie eine Pflanze, eine Pflanze wie ein Tier und ein Tier wie einen Menschen!
Indianische Weisheit
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  Geschrieben: 04.11.17 17:27
Gefällt mir wirklich gut, Don! Schön geschrieben, abgesehen von ein paar Kleinigkeiten.
"Kleinbürgerlich biegen die Rechten,
das bürgerliche Recht zum eigenen Besten,
Spielen die Opfer, in weissen Westen,
geschneidert aus tiefbraunen Uniformresten."

Arbeitstitel Tortenschlacht - Ernst der Lage
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  Geschrieben: 25.11.17 06:01
zuletzt geändert: 25.11.17 06:19 durch Thanat0s (insgesamt 1 mal geändert)
Ôkay Leute,
es ist so... dass ich aus Versehen innerhalb der letzten Woche zum zweiten Mal Leuten besoffen versprochen hab auszugsweise irgendwelche tlw Songtexte, tlw. angefangene und nie fertig geschriebene Stories tlw. irgendwelche dummen Sprüüche, die man an Wände in Kneipentoiletten schmiert, jedenfalls im weitesten Sinne 'Kunst mit Wörtern' zu posten. Ich hab die auch nur aus Versehen auf ner seit 10? Jahren nicht angerührten Festplatte gefunden (deswegen auch das Versprechen mich freiwillig dieser Awkwardness auszusetzen) und wollte sie wsl eigentlich längst vernichten, aber rückblickend ist's tlw auch fast ein bisschen lustig... jedenfalls wenn man mich ungefähr so gut kennt wie ichs selber tu. ;p

So.. bisschen niedlich naiver Polit-Film & Emo-Shit von mir als Teenie, laugh while you can ;D

a) abgespeichert unter dem Dateinamen wir_leben (well yeah, I obnviously do) und klingt 1 bisschen als wär ich da auf Koks gewesen...?
The young Thanat0s schrieb:
Wie wir durch den Nebel irren und uns auf der Suche nach dem Vorne im Kreis drehen. Erschreckend. Aber ich mag es. Ja, man könnte sagen ich liebe es. Den sinnlosen Tanz um sich selbst und das Leben herum. Mittendrin und doch nicht dabei. Im wirren Farbenspiel einer giftigen Zeit. Im wirbelnden Wirbel tickender Uhren. Wir sind ein hochexplosives Gasgemisch. Noch ein Grad. Noch ein Grad. Dann fliegt vielleicht alles in die Luft. Geb uns noch ein Grad um den sinnlosen Flug zwischen Himmel und Hölle in einem Flammenmeer zu beenden.
Geb mir noch einen Schluck um den rasenden Stillstand zu ertragen. Streu mir Salz in die Augen um das Licht der Straßenlaterne zu verdunkeln. Wir leben und lieben und fallen in rasende Höhen, ohne zu wissen wohin oder woher. Wir wissen alles und glauben an nichts. Wir haben unseren Gott mit 'ner MG14 erschossen und tanzten auf seinem nackten Körper Salsa. Pass auf, dass ihr nicht runterfallt! Das Seil auf dem wir über den Abgrund balancieren ist zu schmal. Zu schmal. Und die Zündschnur brennt schon. Brenn schneller, brenn heisser, brenn weiter, kleine Flamme. Was ist schon Hoffnung? Ist Hoffnung Gott? Dann haben wir sie ermordet. Ist Hoffnung Angst? Dann haben wir sie betäubt. Ist Hoffnung Glück? Dann wissen wir nicht mal ihren Namen. Wir drehen uns auf dem Schicksalskarusell, schneller und schneller. Immer schneller. Dreh dich für mich, kleines Rad. Ich will mehr. Schneller. Extremer. Solang bis der Druck so hoch wird das mein Brustkorb unter Knochen Knacken zerbirst und meine Lunge sich in schaumig roten Brei verwandeln. Durch unsere Adern jagt kein Blut, sondern Benzin. Schlecht für uns, dass die Benzin-Preise steigen. Doch wir haben das Geld und lassen es mit uns verbrennen. Es fliesst mit uns im Kreis und wir tanzen einen gemeinsamen Walzer zu Heavy-Metal. Was wir auf's Parkett legen ist mehr als ein Tanz, es ist ein Leben, ein Sterben, ein Nichts.


Beweise davon, dass ich anscheinend auch vor 10 Jahren noch gelebt hab finden sich auch an anderer Stelle
living than schrieb:
"Es ist immer das selbe. Man wacht auf. Meistens verkatert. Wenn nicht verkatert, dann viel zu früh. Auch ich wache auf. So wie alle anderen. Wir alle haben zumindest etwas gemeinsam: Wir wachen auf. Manche morgens, manche abends. Manche im Himmelbett, manche auf Parkbänken, manche allein, manche zu zweit, aber alle wachen auf. Ausser den Toten. Und ich wache auf. Also lebe ich, noch lebe ich."


Klingt nichtmehr ganz so lebendig, aber sollte glaub ich auch nur so'n...Klapptext für'n nicht geschriebenes Drehbuch werden, well...
Optimistischer Than schrieb:
Drahtseilakt - oder "Ihr werdet mich niemals verstehen!"

Rückblick, Reflexion
Zwischen Erkenntnis und Verdrängung.
Zwischen Widerstand und Resignation.
Angst vor dir selbst.
Wählst du das Seil oder den Weg?
Anders als die anderen, aber wie?
Zwischen Überleben und Leben.
Grenzgang.
Eine Generation ohne Feinde.
Handel!
Eigentum ist Diebstahl und Widerstand wird zur Pflicht!
Ein Gefangener seines Idealismus. Opfer seines Glaubens.
Schieß, wenn du kannst.


b) Klingt als hätte ich bei Monopoly verloren gg. 1 Mensch von dem ich das Koks hatte?
Still young Thana schrieb:
Du hast schon bei Monopoly
Immer alle Hotels gehabt
Du hast uns alle abgezockt
und hattest deinen Spaß

Immer hast du abgesahnt
mehr Geld gewonnen
als je geahnt
Und doch irgendwie
alles nur gespart

Ich finde das ist Hochverrat


c) Than goes bekiffte Parabel / König Salomon Style - bitte was? ^^
guessthemessage schrieb:
Es war einmal in einem weit entferntem Land vor langer Zeit ein sehr, sehr kleiner König. Dieser König wurde von seinem Volk Ubdu genannt. Er war ein gutmütiger und gnädiger Herrscher und das Volk liebte ihn. Aber er war weder ein guter Feldherr noch ein geschickter Geschäftsmann. So kam es das eines Tages ein Händler des Weges kam und zu ihm sagte:
"Gebe mir all deine Goldstücke und ich gebe dir diese Erbse. Es ist eine Wunder-Erbse, und wenn du sie fest an dein Herz drückst und dir etwas wünschst, wird es in Erfüllung gehen.
Der kleine König war zwar ein wenig naiv, doch blöd war er nicht. So dachte er sich: "Wunderbar, ich nehme die Erbse und wünsche mir einfach doppelt so viel Gold, wie ich für sie bezahle." Und so sagte er: "Ist gut." Nun stand er dort also mit leeren Staatskassen, jedoch mit einer Erbse, die ihm jeden nur erdenklichen Wunsch erfüllen würde." Und so war er glücklich, der kleine König Ubdu. Als der Händler gegangen war und er wieder allein in seinem Thronsaal saß, nahm er die Erbse und wünschte sich mit aller Kraft, dass alle Menschen in seinem Land und über die Grenzen des Landes hinaus, immer glücklich sein sollen. Er freute sich darüber, dass nun gewiss alle Menschen glücklich waren und lächelte fröhlich vor sich hin. Da kam sein Berater in den Raum und fragte ihn, weshalb er denn so gut gelaunt sei. Der König erzählte daraufhin die Geschichte und freute sich immer noch darüber. Sein Berater jedoch erstarrte. "Waas!? Du hast unser gesamtes Vermögen für eine ERBSE ausgegeben!? Und dir daraufhin nichts als Glück gewünscht? Und woher," sprach er, "weisst du überhaupt das die Menschen nun glücklich sind? Glück kann man nicht sehen." Da wurde der kleine König sehr nachdenklich. Ob seine Untertanen mit seinem Geld nicht glücklicher gewesen wären als mit seinem Wunsch.


d) "10minglueck.txt" - ahyo, genau..kaffee...^^
According to the coffee thing sort of clean Than? schrieb:
Ein Sixpack Bier
und 'ne Tafel Schokolade
für 10 Minuten Glück
EIn Zimmer im Dunklen
Draussen brennt Licht
Das Fenster geöffnet
Die Tür abgesperrt
Ne Schachtel Zigaretten
und 'ne lange Nacht
1,8 Promille
und immer noch nicht daheim
2 Liter Kaffee
und immer noch nicht wach

The number of opportunity is temporally not available.


d) "new stuff.txt"? also, das war vor 10-15 Jahren vllt. wahr, aber mh..
Zitat:
Die Straße glitzert im Licht der Straßenlaterne.
Weiche Regenfunken auf kaltem Asphalt
Ich press meine Stirn gegen den Stahl
Sei still!
Die Kälte verteilt sich, das Fieber sinkt
Der Tanz geht gleich weiter,
Gib mir nur 5 Minuten!
Musik, Gesprächsfetzen, flackernde Lichter
Ich kann die schreienden Farben schmecken
Sie schmecken nach abgestandenem Bier
Gib mir einen Schluck!
Ich habe Durst


Das kleine Fenster

In der Wand ist ein kleines Fenster
gegenüber dem bett
weiß getüncht, sehr sauber
Kaum Flecken auf dem Glas
Das Fenster ist vergittert
Stahlverstärkt und sicher
damit wir nicht runterspringen -
oder abhauen.
Das Fenster lacht mich aus, glaube ich.
Die Strahlen der Sonne - wenn sie scheint -
werden durch das Gitter in viele kleine Quadrate zerlegt
Und die Quadrate schreien mich an
Meistens regnet es
und ich schaue aus dem Fenster und schau dem Regen zu
Und das Fenster lacht.
Wie lang noch?
Wie lang schon?
Das Fenster lacht.
Und ich lache mit,
aber es ist kein fröhliches Lachen.
Selbstironie hat viel mit Resignation zu tun.
Das Fenster ist aus bruchsicherem Glas -
damit wir es nicht zerschlagen und den Wind spüren -
oder abhauen.
Manchmal sieht man durch das Fenster Vögel vorbei fliegen
Vielleicht ziehen sie nach Süden
Es wird Winter.
Die können abhauen.
Und das Fenster lacht.


Schneller leben - abgebremst

Jeder kann sein Leben leben wie er will
Das nennt man freiheitliche Demokratie
Und wir wollten unser Leben leben wie wir wollen
das nannten wir Freiheit - und vielleicht auch Anarchie.
Und wir haben gelebt
für Bruchteile von Sekunden
Im Rhythmus des Stroboskobs
Im Musik-Geflacker
In den Augen einer Frau
Im Boden unseres Glases
Am Ende einer Line
oder am Anfang eines Drucks
Aber wir haben gelebt
denn wir hatten Durst und wir wollten leben
Wollten vielleicht auch sterben um zu leben
Sie haben uns auf Stand-By geschaltet,
um Strom zu sparen (Der Klimawandel grüßt)
Ohne Rücksicht auf eventuelle Verluste
Kollateralschäden nennt man das.
Sie nennen es Hilfe.
Wir nannten es Mord.
Sie wollten Brände mit Methadon löschen,
und manchmal haben sie's geschafft
Sie haben unser'n Hunger versucht mit zähem Brei zu stillen,
aber wir wollten damals mehr.
Manche wollen es noch heute,
viele nicht mehr
Und ich...
Ich...
Auch Ich...
Ich geb auf,
Ihr habt gewonnen, seid stolz drauf.


Die Spielzeugeisenbahn reist im Kreis,
wenn jemand nach rechts dreht wird sie schneller
wenn jemand nach links dreht wird sie langsamer
Um sie herum sind lauter kleine Plastikmenschen
Wattebäume, Anzeigetafeln, "Bitte zusteigen!"
Ich hab nach rechts gedreht.
Bis zum Anschlag
Und sie drohte...sie drohte zu Entgleisen
Aber sie hält sich, immer weiter
Sie stürzt nicht ab
Und sie fährt weiter
Dann hat jemand den Strom abgestellt
Ihr Schweine!

Hab das grad nichma alles gelesen, let's just try..

Vergessen bei welchem Buchstaben ich war) Zum demnächst 1. Advent was Weihnachtliches ;D
Christmas Than schrieb:
Schöne neue Welt mit Soma unter dem Tannenbaum
Sternengeflimmer leuchtet am Gipfel des Gran Paradiso
Weiße Hochzeit, Weiße Wände, weiße Kittel, weiße Weihnacht
Fest der Liebe in erzwungener Gemeinschaft

2007 Jahre und 9 Monate als Maria göttlichen Sex hatte
Ein alter Italiener hat sich seitdem tot gelacht und Deutschland gemordet
Warum liegen Weihnachten und Sylvester eigentlich nicht am selben Tag?
Christi Geburt 5 Tage vor Christus - das kann nur ein Messiahs

Lallende Werbegags von Coca Cola bevölkern lächelnd die Supermärkte
Bukowski und Rudolph haben zu tief ins Rotweinglas geschaut
Kauf dir neue beste Freunde mit Büchern, Socken und CDs
Leise rieselt der Schnee im Sommer auch im Dezember durch zusammengerollte Scheine

Extra für den großen Tag mästen wir, rupfen wir, nehmen aus - Lorenz hat keine gerettet
Verzweifelter Versuch aus Wasser Wein zu machen um uns die Seele aus dem Leib zu kotzen
Freude am verzweifeln und 40 Millionen als Geschenk Gottes, ein bisschen dankbar.
Dank Antenne auch Brot und Spiele für den letzten armen Teufel


i-was zwischen d) und f)? Ich glaub es sollte 1 Roman werden und ich bin nie über die ersten 5 Zeilen hinausgekommen...
Bukowski-reading Than? schrieb:
Drei Bier sind manchmal vielleicht drei zu viel. Aber zumeist sind es eher drei zu wenig. Jedenfalls sind drei Bier genau falsch. Entweder gar keines, oder gleich sechs. Immer diese halben Sachen, das kann's einfach nicht sein. Ich bestell noch ein Bier. Ich mag keine halben Sachen. Entweder man betrinkt sich oder man lässt es eben bleiben. Aber drei Bier. Das ist wie, wenn man eine nackte Frau nur küsst. Die Bedienung fragt mich, ob ich genug Geld hätte. Was mich in diesem Moment schockierte, war, dass sie diese Frage wirklich ernst zu meinen schien. Ich schien innerhalb der letzten Tage, Monate oder Jahre tief gesunken zu sein. Sah ich wirklich aus wie irgendein Penner, der Bier bestellt, obwohl er überhaupt kein Geld hat? Ich beschloss eine neutrale Person zu fragen, ging an den Nebentisch, an dem eine sehr neutral aussehende, wunderschöne, blonde Braut saß und an ihrem Bailey's nippte. Ich beugte mich vor zu ihr und flüsterte ihr ins Ohr:"Baby...seh ich aus, wie einer, der sich'n Bier bestellt und keine Kohle dabei hat?" Sie schien nicht begeistert, murmelte ein abwertiges "Nee..." und stand auf.
Das war jetzt vielleicht doch keine sehr neutrale Antwort, aber das spielte keine Rolle, denn ich hatte inzwischen mein viertes Bier.


g?) "alt.txt" klingt aber als wär ich da noch keine 20 gewesen
Junger Than schrieb:
Mit 10 jagten wir unserer Jugend nach
mit 20 haben wir unser Leben zerstört
Wir sind die älteste Generation, die jemals gelebt hat
Wir brauchen keine Revolution mehr, weil wir alle genug zu fressen haben
Wir haben keine Gefühle, sondern Hormonausschüttungen


h) Gegen Bionade macht ja Sinn, aber es is so anti-drogen, vllt hört es deswegen in der Mitte auf...?
Sober Than? schrieb:
Ich will nicht Jamaram hören
und keine Bionade trinken
Ich will mir keine Chucks kaufen
und nicht nach Haschisch stinken
Ich will keine Ponchos tragen
und aus keinem Laster winken
Ich will nicht demonstrieren
Auch nicht bei den Linken

Ich will keine Lichtmaschine
Ich will auch nicht den Beat spüren
Will mir keinen Iro schneiden
und auch keine Frauen verführen
Ich hasse Neonfarben
und besprayte Clubtüren
Ich will kein Ecstasy
und auch nicht das


i) Rauchen - hab btw seitdem erst inner EG Wohnung und dann in einer mit Balkon gewohnt mindestens...^^
Balkon-less Than schrieb:
Meine Wohnung liegt im 4. Stock eines Altbaus
Das macht ungefähr ... Meter bis zum Boden - ein gutes Stück
Meine Wohnung hat keinen Balkon, deswegen stelle ich mich zum Rauchen meistens ans Fenster
Und jedes Mal, wenn ich an diesem Fenster stehe und rauche, beginne ich darüber nachzudenken wie es wäre, wenn ich runterspringen würde.
Würden die Zeitungen was darüber schreiben? Was würden die Leute, die ich kenne, denken? Was würden die Leute denken, die gerade die Straße entlang gehen, wenn ich springe?
Nun, rauche ich an die 20 Zigaretten am Tag. Nicht alle daheim, zugegeben, aber es kommt immer noch auf 5-10 Zigaretten in den eigenen vier Wänden. Das macht 5-10 Mal Selbstmordgedanken pro Tag.
Eine relativ dramatische Quote, nicht wahr? Natürlich, man gewöhnt sich daran - in gewisser Weise. Aber dennoch ist es nicht angenehm: Mir wird wohl nichts anderes übrig bleiben als mir eine neue Wohnung zu suchen. Eine mit Balkon. Am besten im Ergeschoss.


j) 'what_i_call_fun.txt' - Erste Erkenntnisse bei letzter Zeile :D
lernender Than schrieb:
Ich verstecke mich hinter
Drogen, die mich nicht mehr fühlen lassen
Hinter einer virtuellen Welt
die mich mein Leben vergessen lässt
Hinter Träumen
die mir Angst machen

Und das nenne ich Spaß

Ich trinke Säure
um den bitteren Geschmack meines Blutes
zu absorbieren
Und ich sage "Ich liebe dich"
Zu Menschen, die ich hasse, oder nicht einmal kenne
Weil ich Angst habe allein zu sein

Und das nennen wir Spaß

Und ich tanze die ganze Nacht
zu monotoner Musik
Weil es mich die Monotonie
meines Lebens vergessen lässt.
Und ich schreie bis ich keine Luft mehr kriege
weil ich Angst vor der Stille habe

Und das ist wirklich Spaß


x?) Es geht um Schnee, aber ich bin mir nicht sicher, ob diesmal Coke der Punkt ist...aber unbestreitbare Logik..?
Than, der nicht abspülen wollte schrieb:
Das war doch alles gar nicht so lange her. Als alles irgendwie anders aussah. Anders, und vor allen Dingen: Besser. Wenn ich aus dem Fenster sehe, sehe ich nur etwas, was ich nicht sehen will. Aber ich tue es trotzdem. Es hatte zu Schneien begonnen... Wieder einmal. Dieser Schnee ging langsam an die Substanz. Ich meine, nichts gegen Schnee, Schnee kann etwas ganz tolles sein. Schöner, weißer Pulverschnee, der in der Sonne glänzt, das hat schon was. Aber nicht DIESER Schnee, dieses matschige, graue etwas, von dem man patschnass wird, wenn man es nur ansah. Das war nicht die Art von Schnee, die man mag, und schon gar nicht Mitte März. Mitte März hat es einfach nicht mehr zu schneien. Von mir aus kann es im Dezember oder im Januar schneien, vielleicht sogar noch im Februar. Aber nicht im März. Das gehört sich einfach nicht. Schnee im März, das ist fast so wie Rosinen Im Apfelstrudel. Die haben da einfach nichts verloren.

Ich stand eine ganze Weile so da und starrte den Schnee an. Dann setzte ich mich auf den kleinen Stuhl am Fenster und zündete mir eine Zigarette an. Der Tag war noch jung. Sofern man eben 4 Uhr nachmittags jung nennen konnte. Wenn man gerade erst aufgestanden ist, ist auch um 4 Uhr nachmittags ein Tag noch jung. Und niemand kann mir das Recht nehmen um 4 Uhr nachmittags aufzustehen. Das ist für mich Freiheit. George Orwell sagte, Freiheit sei das Recht zu sagen, dass 2 und 2 gleich 4 sei. Ich aber bestreite das. Freiheit ist, wenn überhaupt, das Recht zu sagen, dass 1 + 1 immer noch 1 sei, oder eben 2 und 2 fünf, oder auch 86, genau genommen ist man erst dann frei, wenn es überhaupt keine Rolle mehr spielt was 2 und 2 ergibt.

Aber auch dann, wenn man um 4 Uhr nachmittags aufsteht, bleibt das Frühstück die wichtigste Mahlzeit des Tages. Zumindest bin ich dieser Meinung. Es ist natürlich traurig, wenn die wichtigste Mahlzeit des Tages aus vertrocknetem Toastbrot und Instant-Kaffee besteht, aber da lässt sich leider nicht immer was machen. Und manchmal muss man sich einfach mal mit den Tatsachen abfinden. Natürlich gegen dieses Frühstück könnte man etwas ausrichten. Man könnte zum Bäcker gehen und sich ein Brot kaufen, man könnte auch in den Supermarkt gehen und sich irgendetwas anderes kaufen. Aber letztendlich landet man ja sowieso wieder bei Toastbrot und Instant-Kaffee. Es gibt Dinge gegen die man sich einfach nicht wehren kann.
Und da sollte man es gar nicht erst versuchen, sich gegen sie zu wehren.

Das Frühstück war beendet, das schmutzige Geschirr liess ich stehen. Man würde sich schon irgendwann einmal drum kümmern, wenn es denn nötig wurde. Man konnte natürlich auch hoffen, dass es sich von alleine abwaschen und in den Schrank stellen würde oder, dass man es einfach nie wieder brauchen würde. Was wäre, wenn ich gleich von einem Auto überfahren würde? Oder eine Atombombe auf mein Haus fallen würde? Ich hätte in diesem Fall ja völlig umsonst abgespült. Das Abspülen ist also zu diesem Zeitpunkt völliger Blödsinn. Es beginnt erst dann Sinn zu machen, wenn man einen Teller braucht, und keinen mehr hat. Wobei man Teller meistens ja sowieso nicht braucht. Man kann ja auch mit der Hand essen.

Ich zündete mir stattdessen also lieber eine neue Zigarette an. Rauchen ist ja eigentlich Blödsinn. Es nutzt niemandem ausser Staat und Tabakindustrie. Weder ersteres noch letzteres ist direkt einer Unterstützung wert. Ich beschloss ungefähr 10 Minuten lang der Tabakindustrie den Kampf anzusagen, dann dachte ich mir, dass man diese Packung ja noch fertig rauchen müsse. Es wäre ja schade um das Geld, das man hineinfinaziert hat.
Was mir an der Sache nicht gefiel war, dass mir schon im Vornherein klar war, dass ich die ganze Idee, sobald diese eine besagte Packung, die es zu leeren galt, dann auch wirklich leer, wieder verwerfen würde. Ich wusste es und war dennoch völlig unfähig etwas dagegen zu tun. Es kann sehr deprimierend sein dem eigenem Scheitern, welches man von vorherein wusste, zuzuschauen.



More Wisdom :D
Stating the obvious Than schrieb:
Wieder nichts erreicht
Wieder nichts getan
Den ganzen Tag lang rumgehangen
Ohne - ohne Unterfangen




Achja, ich hab Songtexte versprochen auhc... allerdings hat es wahrscheinlich Gründe, dass wir die imo nie vertont oder zumindest nicht aufgenommen haben ;D

Unsinn, aber ich mag den letzten Satz ein bisschen... der Rest ist jetzt wirklich nicht so Revolutionär wie der Titel verspricht...^^
Zitat:
Ich bin kein neuer Ghandi, nicht euer Messiahs/
Ich kann eure Welt nicht retten aber ich probiers/
Bin weder Che Guevara noch George Orwell/
Und ich bin auch nicht euer kleiner Vorstadtrebell/

Freiheit ist das Recht zu sagen was keiner hören will
Und trotz dieser Wahrheit find ichs irgendwie skurill
Dass sich hier keiner traut den Mund aufzumachen
Ausser vielleicht um über schlechte Witze zu lachen

Und ja es ist wahr, dass mich das alles nichts angeht
Und doch hoffe ich dass mich da draussen wenigstens einer versteht
Mir gehts hier nicht darum ein neues Utopia zu bauen
Und doch fänd ichs schön konnte hier irgendwer irgendjemandem trauen

Und wenn es euch Spaß macht Lügen aufzubereiten
Werd auch ich euch mit falschen Versprechungen dazu verleiten
mir in ein Paradies jenseits von gut und böse zu folgen
Und unseren Sieg mit falschem Silber zu vergolden

Ich hab nie gesagt dass ich bereit bin den Helden spielen
Und doch habt ihr mich gezwungen hier mit falschen Träumen zu dealen
Ich werd niemals der sein als den ihr mich gern seht
Und warum tut ihr nicht selber das worum ihr mich anfleht?

Und nein ich halt nichts von eurer neuen Revolution
denn wir hatten das alles doch irgendwie schon
Und wollt ihr euch nicht einmal etwas neues ausdenken?
Und einmal euer Streben in ne neue Richtung lenken?

Und nein ihr seid so niemals besser als die, die ihr hasst
Ihr habt die alten Rechte doch nur anders formuliert neu verfasst
Und ich hab keine Lust mehr euren Spielen nachzulaufen
solang ihr fortfahrt euren Willen an jeden Idioten zu verkaufen

Es ist an der Zeit aufzustehen
Endlich auf die Strasse zu gehen
Und es war kein Versehen
Ich will den Reichstag brennen sehen


Sowas ähnliches nur ohne lustige Pointe am Schluss?
Punk Than & Band schrieb:
Wir können gar nicht so viel fressen
wie wir kotzen wollen
Wir können gar nicht so viel leben
wie wir sterben sollen

Wir sind das Salz eurer zerstörten Welt
Das Salz in eurer Wunde
Und euer toter Held
Suppe ohne Salz kann kein Mensch essen
Wir sind eure Liebe, euer Hass
Krieger gegen das Vergessen

Wir haben gar nicht so viel Tränen
wie wir weinen könnten
Wir haben gar nicht genug Waffen
um uns abzuwenden

Wir haben gar nicht genug Worte
um uns auszusprechen
Wir haben gar nicht genug Richter
für eure Kapitalverbrechen



Live-/Party-Mode, aber ja, es gibt wirklich Gründe gegen die Vertonung...^^
Animateur-Than & Band schrieb:
Hört ihr uns nicht tanzen
Seht ihr uns nicht schreien
Folge uns
in den hellen Schein
Seht ihr uns nicht tanzen
Hört ihr uns nicht schreien
Willst du nicht
bei uns sein?

Der Türsteher ist gnädig
lässt auch Versager ein
bist du auch unfähig
hier kannst du wer sein

Tanz mit uns den Absturz
Tanz für uns allein
Tanz mit uns den großen Start
Komm tanz mit uns im Sonnenschein

Zwischen den Revolverkugeln
Durch Maschinensalven durch
Tanzen wir dem Ruhm entgegen
Ohne Zweifel, ohne Furcht

Tanz mit uns in Reih und Glied
Tanz bis du das Ende siehst
Tanz mit uns zum fernen Sieg
Tanz mit uns zu unserm Lied

Tanz mit uns den Soma-Rausch
Ohne Skrupel vor dem aus
Tanz mit uns zu Schall und Rauch
Du willst es doch auch


z) Uuuund, damit hier die Albernheit endgültig bitte mal klar wird, noch ein awkward Trennungen in Songtexten aufzubereiten versuchen oder so... um es nicht trauriges Liebeslied zu nennen :D

Sentimental Than schrieb:
Ich hab dir mein Leben zu Füßen geworfen
Ich wollte es nicht mehr haben
du hast mir aufgeholfen, meine Hand gehalten
und es für mich auf Händen getragen

Ich hab dir alles gegeben
dich angefleht
für uns beide gebetet
mich immer nach dir gesehnt

Ich hab dir weh getan
Dich verletzt und betrogen
dich unzählige Male
enttäuscht und angelogen
Dir gesagt es tät mir Leid
und du hast mir verziehen
Dir gesagt es wird besser
uns mehr Zeit ausgeliehen

Doch jeder Kredit wird zurückverlangt
Und dieser eine, den ich nie zahlen konnte mit Schmerzen als Pfand
Ich hab dir damals gesagt ich will für dich leben
dir den himmel auf erden und die erde in der hölle geben

Ich konnte nie halten was ich dir versprach
Ich hab alles verloren, was ich dir damals gab
Und doch bereu ich keines von diesen 5 Jahren
weil sie trotz Tränen und Schmerzen die schönsten meines Lebens waren

Wir sagten zu oft "Es ist aus. Nimmer Wiedersehen."
als dass ich wirklich glauben könnte, dass wir diesmal echt auseinander gehen
Vielleicht ists ja wieder nur ne Trennung auf Zeit
Ich will es nicht glauben. Sind wir wirklich schon so weit?

Ich sag mir jeden verdammten Tag das Leben ging auch ohne dich weiter
Versuch mir einzureden ich käm schon klar, die übliche Leiher
Doch, wenn ich auch nur eine Sekunde ehrlich zu mir bin
muss ich zugeben ohne dich hat nichts einen Sinn

Und vielleicht hab ichs dir genau einmal zu wenig gezeigt
Vielleicht hab ich mich genau einmal zu wenig vor dir verneigt
Und vielleicht siehst du trotz all meiner Worte nicht
Was ich dir immer gesagt hab: Ich liebe dich



Voila, ihr habt die Hälfte von so 1 Ordner den jeder vernünftige Künstler vernichten würde (nur um zu failen, damit's posthum gegen dessen Willen vberöffentlich wird) - dem wäre ich damit also zuvor gekommen!

Take Care



Alertá!

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